[0001] Die Erfindung betrifft eine Lafette oder dergleichen für eine Waffe, die beispielsweise
auf einem Wannendach eines Fahrzeuges angeordnet ist.
[0002] Aus der
DE 31 08 132 A1 ist eine Gelenklafette für Panzerfahrzeuge bekannt, deren Waffenaufnahme an einem
aus Panzerglas bestehenden Block zentrisch angeordnet ist und sich mit diesem bewegt.
Der Block ist kardanisch bzw. in einem Kreuzgelenk gelagert. Dadurch werden Toträume
vermieden und eine gute Rundumverteidigung des Fahrzeuges erreicht.
[0003] Mit der
DE 199 27 656 A1 wird ein gepanzertes Transportfahrzeug mit einer über einen Drehkranz auf dem Dach
gelagerten Lafette offenbart. Die zur Fernbedienung erforderliche elektrische Energie
und elektrische Signale werden über einen Schleifring in den Schartenturm übertragen.
[0004] Bei auf Fahrzeugen lafettierten Waffen, die über keine Schleifringübertrager verfügen,
werden die Ströme und elektrischen Signale über Kabel zur Wanne übertragen. Der Richtbereich
wird dadurch eingeschränkt, dass das / die Kabel der Lafette bei der Drehbewegung
in der horizontalen Ebene umschlingen und den Bediener der Lafette behindern. Es ist
bekannt, bei auf Fahrzeugen lafettierten Geschützen ohne Schleifringübertrager die
Kabel in einer Energieführungskette oder einem starren Kanal um den Bediener der Waffe
herumzuführen und einen Längenausgleich an einer geeigneten Stelle beispielsweise
durch Bildung einer Schlaufe etc. vorzusehen. Das / die Kabel werden daher in der
Praxis an einer mit der Lafette mitdrehenden Einrichtung nach unten geführt und durch
eine spiralförmige Ausbildung in die Lage versetzt, dass sich die Lafette drehen kann,
ohne dass eine Umschlingung oder Behinderung des Bedieners stattfinden kann.
[0005] Nachteilig ist, dass das / die nach unten geführten Kabel mit dessen Halterung einen
großen Störbereich im Fahrzeuginneren bewirken, was eine Nutzung dieses Raumes für
Personen und/oder zur Verstauung von Gegenständen unmöglich macht. Die um die Lafette
verlegten Kabel mit dem erforderlichen Längenausgleich stören die Sicht und die Bewegungsfreiheit
des Bedieners und beansprucht viel Freiraum.
[0006] Die
DE 197 51 305 A1 betrifft eine Vorrichtung zur Höhen- und Seitenausrichtung einer Lafette, die gegenüber
einem feststehenden Bedienstand verdrehbar ist. Die Höhenausrichtung erfolgt über
einen Antriebsstrang. Ein dabei verwendeter Zwischenring ist konzentrisch zur Drehachse
der Lafette angeordnet. Der dabei gebildete Hohlraum kann als Durchführung für Betätigungseinrichtungen
eines Geschützes und/oder Kabel beispielsweise einer Videokamera zum Visieren dienen.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Möglichkeit aufzuzeigen, die es ermöglicht,
dass das / die Kabel einer Lafette weder den Raum im Fahrzeuginneren beschneiden,
noch die Lafette oder den Bediener beim Drehen in der horizontalen Ebene in der Sicht
oder Beweglichkeit behindern.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
[0009] Weitere, besonders vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung offenbaren die Unteransprüche.
[0010] Die Erfindung beruht im Wesentlichen auf dem Gedanken, die Richtbewegung der Lafette
mit Waffe und Waffenrohr von der Richtbewegung der Waffe selbst derart zu trennen,
dass eine Bewegung in azimutaler Achse durch ein Seitendrehlager (Primärachse) der
Lafette eingeleitet wird, die Waffe jedoch dann über eine eigene horizontale Drehachse
(Sekundärachse) weiter oder zurück gedreht und dabei gerichtet wird.
[0011] Die Waffe kann über eine Art zweites Seitendrehlager in einer ersten Ausführungsform
einerseits durch ein Getriebe zwangsweise von einem Primärantrieb gesteuert oder in
einer weiteren Ausführungsform durch einen eigenen Antrieb unabhängig vom Primärantrieb
geführt werden.
[0012] Prinzipiell befindet sich die Sekundärachse in einem beliebigen Abstand zur Primärachse,
ist damit frei wählbar anbringbar.
[0013] Die Drehbewegung um die Primärachse wird durch eine elektrisch, hydraulisch oder
von Hand angetriebene Einheit eingeleitet. Die um die Sekundärachse drehbar gelagerte
Waffenhalterung wird dabei mittels Übersetzungen oder Untersetzungen mit verschwenkt
oder kann bei Eigenantrieb dann weiter verschwenkt werden, während die Drehbewegung
um die Primärachse gestoppt wird. Die Waffe kann aus der Ausgangsstellung heraus voreilen
oder zurückbleiben.
[0014] Durch eine derartige, aus zwei voneinander beabstandeten und parallel zueinander
angeordneten Drehachsen bestehende Anordnung wird erreicht, dass durch eine Über-/Untersetzung
der Primärachse zur Sekundärachse der Richtwinkel der Primärachse verringert und somit
auch der Raum für die Kabel zur Informations- und Energieübertragung deutlich reduziert
werden kann.
[0015] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den folgenden anhand
von Figuren erläuterten Ausführungsbeispielen.
[0016] Es zeigen:
- Fig.1
- eine Seitenansicht einer Lafette mit einer Waffe in einer Ruhestellung,
- Fig.1a
- eine Draufsicht auf die in Fig.1 dargestellte Lafette mit Waffe,
- Fig.2
- in einer Draufsicht die Lafette mit der Waffe in einer verschwenkten Stellung,
- Fig. 3
- eine Draufsichtdarstellung der Lafette mit Waffe in einer in zwei Winkeln verschwenkten
Stellung,
- Fig. 4
- in einer weiteren Draufsicht die Lafette mit Waffe in einer in zwei Winkeln verschwenkten
Stellung,
- Fig. 5
- eine Seitenansicht der Lafette mit Waffe auf einem Wannendach eines Fahrzeuges,
- Fig. 6
- eine Funktionsdarstellung der Bewegungsübertragung mittels Getriebe (Ausgangslage
= Ruhelage),
- Fig. 7
- die Darstellung aus Fig. 6 mittels Winkelangaben (verschwenkte Stellung),
- Fig. 8
- eine Funktionsdarstellung der Bewegungsübertragung mittels getrenntem Sekundärantrieb,
- Fig. 9
- die Darstellung aus Fig. 8 mittels Winkelangaben (verschwenkte Stellung).
[0017] In Fig.1 ist mit 20 eine Lafette gekennzeichnet, welche eine Oberlafette 3 zur Halterung
einer mit 1 bezeichneten Waffe (beispielsweise eine Maschinenkanone) mit Waffenrohr
2 ausweist, die an der Oberlafette 3 höhenrichtbar befestigt ist. Mit 4 ist als eine
Ausführungsform ein Lukendeckel gekennzeichnet, an welchem die Oberlafette 3 über
eine Grundplatte 5 befestigt ist. Im dargestellten Ausführungsbeispiel ist der Lukendeckel
4 Bestandteil der Lafette 20.
[0018] Die Waffe 1 mit dem Waffenrohr 2 sowie die Oberlafette 3, die Grundplatte 5 und der
Lukendeckel 4 sind um eine erste Drehachse (Primärachse) 6 eines ersten (Primär-)
Seitendrehlagers 7 drehbar. Die Drehbewegung dieser Teile wird durch einen Primärantrieb
8 bewerkstelligt.
[0019] Die Waffe 1 mit Waffenrohr 2 sowie die Oberlafette 3 sind zudem um eine vertikale
zweite Drehachse (Sekundärachse) 9 in einem weiteren (Sekundär-) Seitendrehlager (Drehkranzlager)
10 drehbar angeordnet. Die Drehbewegung der Waffe 1 wird durch einen Sekundärantrieb
11 ausgeführt.
[0020] Fig. 1a zeigt die Waffe 1 mit Waffenrohr 2 und Oberlafette 3 in einer so genannten
Ruheposition. Mit 12 ist der Drehpunkt der Waffe 1 (sekundäre Drehpunkt) in der Sekundärachse
9 und mit 13 der Drehpunkt der Lafette 3 (primäre Drehpunkt) in der Primärachse 6
gekennzeichnet.
[0021] Anhand der weiteren Figuren werden nunmehr die Funktionsweise bzw. möglichen Ausführungen
näher erläutert.
[0022] Fig. 2 zeigt die Waffe 1 mit Waffenrohr 2 und Oberlafette 3 in einer in einem Winkel
η um die Sekundärdrehachse 9 (Sekundärdrehpunkt 12) gegenüber der Ruheposition (Ausgangsstellung)
verdrehte Position. Der Lukendeckel 4 ist in seiner Ruhestellung verblieben.
[0023] In Fig. 3 und Fig. 4 dargestellt sind nunmehr Kombinationen für ein Verdrehen der
Waffe 1 mit Waffenrohr 2 und Oberlafette 3, der Grundplatte 5 und des Lukendeckels
einerseits und dem unabhängigen Verdrehen der Waffe 1 mit Waffenrohr 2 und der Oberlafette
3 andererseits.
[0024] In Fig. 3 werden die Waffe 1 mit Waffenrohr 2, die Oberlafette 3, die Grundplatte
5 sowie der Lukendeckel 4 um einen Winkel κ
1 und die Waffe 1 mit Waffenrohr 2 und Oberlafette 3 um einen Winkel η
1 gedreht. Die Waffe 1 mit Waffenrohr 2 ist gegenüber der Ruheposition um einen Gesamtwinkel
λ
1 verschwenkt.
[0025] In Fig. 4 sind die Waffe 1 mit Waffenrohr 2, die Oberlafette 3, die Grundplatte 5
sowie der Lukendeckel 4 um einen Winkel κ
2 gedreht, die Waffe 1 mit Waffenrohr 2 und Oberlafette 3 selbst um einen weiteren
Winkel η
1, so dass ist Summe die Waffe 1 mit Waffenrohr 2 gegenüber der Ruhe- bzw. Ausgangsposition
einen Änderung von λ
2 eingenommen hat.
[0026] Die Waffe 1 eilt aus der Ausgangsstellung heraus einmal voraus (Fig. 3) oder kann
zurück bleiben (Fig. 4).
[0027] Fig. 5 zeigt eine erste Anbindung an ein Wannendach 14, die sich gegenüber einer
weiteren insbesondere durch den zusätzlichen Antrieb 11.1 unterscheidet. Das Seitenrichtlager
7 ist mit einer Wannenzarge 15 des Wannendachs 4 starr verbundenen. Die zweite Seitenrichtachse,
d.h., die Sekundärachse 9 wird hier durch ein Getriebe 11.1 angetrieben. Als Primärantrieb
8 ist hier beispielsweise ein herkömmlicher elektrischer Antrieb (Motor) vorgesehen.
Die Drehbewegung wird über Zahnräder 11.1.1 und 11.1.2 zur Über- oder Untersetzung
(umschaltbar) auf ein weiteres Zahnrad 11.1.3 des Getriebes 11.1 übertragen. Dieses
Zahnrad 11.1.3 überträgt seinerseits die Drehbewegung auf das Sekundär-Seitendrehlager
10 der Waffe 1. Die Waffe 1 wird dann entsprechend der Über- / Untersetzung gedreht.
[0028] Das Zusammenwirken der Übertragungen ist in Fig. 6 und Fig. 7 näher dargestellt.
Fig. 6 zeigt das System in der Ausgangs- bzw. Ruhelage, Fig. 7 in einer verschwenkten
Stellung. An der Grundplatte 5 befindet sich der elektrische Antrieb 8 (Fig. 5), dessen
Ritzel Z1 in die Innenverzahnung Z2 des mit der Wannenzarge 15 starr verbundenen Außenring
des Seitendrehlagers 7 eingreift. Somit drehen sich Waffe 1 mit Waffenrohr 2, die
Oberlafette 3, die Grundplatte 5 und der Lukendeckel 4 zusammen mit dem Antrieb 8
um die Primärachse 6 um einen ersten Winkel β. Durch das Getriebe 11.1 (in diesem
Fall bestehend aus den Zahnrädern 11.1.1 bis 11.1.3 bzw. Z4, Z5, Z6) ändert sich die
Übersetzung und die Drehrichtung γ. Die Waffe 1 mit Waffenrohr 2 wird dann zusammen
mit der Oberlafette 3 um die Sekundärachse 9 (Sekundärdrehpunkt 12) relativ zum Wannendach
(Turm) um einen Winkel δ verdreht. Das Gesamtsystem (20) ist um einen Gesamtwinkel
ε aus der Primärachse 6 gedreht worden.
[0029] Im weiteren Ausführungsbeispiel nach Fig. 8 und 9 ist der Sekundärantrieb 11 ein
vom Primärantrieb 8 entkoppeltes System (nicht näher dargestellt). An der Grundplatte
5 befindet sich auch hier ein erster Antrieb 8, dessen Ritzel Z1' in die Innenverzahnung
Z2' des mit der Wannenzarge 15 starr verbundenen Außenring des Primär- Seitendrehlagers
7 eingreift. Es drehen sich Waffe 1 mit Waffenrohr 2, die Oberlafette 3, die Grundplatte
5 und der Lukendeckel 4 zusammen mit dem Antrieb 8 um die Primärachse 6 um den Winkel
β. Durch den zusätzlichen Antrieb 11, beispielsweise ein elektrischer Motor, kann
über das Ritzel Z3' die Übersetzung und Drehrichtung γ verändert werden, welches in
die Verzahnung Z4' am Seitendrehlager 10 (wannen- bzw. turmfest) eingreift. Die Waffe
1 mit Waffenrohr 2 und Oberlafette 3 lassen sich durch den Antrieb 11 zusätzlich um
die Sekundärachse 9 relativ zum Fahrzeug um den Winkel δ verdrehen. Das Gesamtsystem
(20) ist um einen Gesamtwinkel ε aus der Mittenachse heraus gedreht worden.
[0030] Bezogen auf die Primärachse 6 dreht sich die Waffe 1 in beiden Fällen um einen Winkel
ε = β + δ. In einem Zahlenbeispiel würde ein Drehwinkel α des Antriebs 8 von 64° eine
Änderung der Waffe 1 mit Waffenrohr 2 (und Oberlafette 3) von 20° um die Primärachse
6 bewirken, die damit verbundene zwangsgesteuerte Winkelbewegung δ von 15° um die
Sekundärachse 9 eine Winkelstellung ε der Waffe 1 zur Primärachse 6 von 35°.
[0031] Es versteht sich, dass die hier erwähnte Lafette 20 bzw. die damit verbundene Prinzip
der Verdrehung der Waffe auch in einem Turm integriert werden kann, welcher durch
ein Primärseitendrehlager gedreht wird.
1. Lafette (20) oder Turm mit wenigstens einer Waffe (1), einem Waffenrohr (2) und einer
Oberlafette (3) oder dergleichen, aufweisend ein erstes Seitendrehlager (7), welches
zum Drehen von wenigstens der Waffe (1), dem Waffenrohr (2) und der Oberlafette (3)
um eine vertikale Primärachse (6) dient, dadurch gekennzeichnet, dass ein weiteres Seitendrehlager (10) eingebunden ist, welches die Waffe (1) mit Waffenrohr
(2) und Oberlafette (3) um eine vertikale Sekundärachse (9) abhängig bzw. unabhängig
der Drehbewegung des ersten Seitendrehlagers (7) gegenüber der Primärachse (6) verdrehen
kann.
2. System nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Drehen der Waffe (1) mit Waffenrohr (2) und der Oberlafette (3) um die Primärachse
(6) durch einen elektrischen, hydraulischen, pneumatischen oder mechanischen Antrieb
(8) erfolgt.
3. System nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Drehen der Waffe (1) mit Waffenrohr (2) und der Oberlafette (3) um die Sekundärachse
(9) durch einen elektrischen, hydraulischen, pneumatischen oder mechanischen Antrieb
(11, 11.1) erfolgt.
4. System nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das zweites Seitendrehlager (10) mit der Oberlafette (3), der Waffe (1) und dem Waffenrohr
(2) über den Antrieb (11, 11.1) zwangsweise vom Primärantrieb (8) gesteuert oder durch
einen eigenen Antrieb (11) unabhängig vom Primärantrieb (8) geführt wird.
5. System nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die um die Sekundärachse (9) drehbar gelagerte Oberlafette (3) mit Waffe (1) und
Waffenrohr (2) mittels Übersetzungen oder Untersetzungen gegenüber der Ausgangs- bzw.
Ruhestellung voreilen oder zurückbleiben kann.
6. System nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass sich die Sekundärachse (9) in einem beliebeigen Abstand zur Primärachse (6) befindet
und dieser frei wählbar ist.