[0001] Die Erfindung betrifft ein Abseilgerät mit Windenfunktion gemäß des Oberbegriffs
des Anspruchs 1.
[0002] Für Rettung von Personen von erhöhten Orten, beispielsweise für Rettung aus brennenden
Hochhäusern, von Türmen, Gerüsten oder ähnlichem, ist bekannt, an den erhöhten Orten
Abseilgeräte zur Benutzung vorzusehen, bei denen die zu rettende Person an einem im
Abseilgerät schlupfsicher geführten Zugmittel, etwa einem Seil, gesichert wird. Bei
Belastung des Zugmittels durch das Gewicht der zu rettenden Person läuft das Zugmittel
über eine Führungsrolle des Abseilgerätes, wobei eine an dem Abseilgerät vorgesehene
Bremse die Geschwindigkeit des Abseilens begrenzt. Dadurch ist es einer Person ohne
fremde Hilfe und ohne Einsatz der eigenen Körperkraft möglich, sich kontrolliert von
einem erhöhten Ort abzuseilen. Derartige Abseilgeräte umfassen häufig ein Übersetzungsgetriebe,
so dass eine schnell drehende, mit der Bremse in Verbindung stehende Welle und eine
langsam drehende, die Führungsrolle tragende Welle vorliegt.
[0003] Aus der
DE 198 18 688 C1 ist ein Abseilgerät bekannt, das mittels eines Hakens an einem festen Ort einhängbar
ist und bei dem ein über eine Führungsrolle schlupfsicher geführtes Zugseil dadurch
gebremst wird, dass die Führungsrolle mittels eines Übersetzungsgetriebes mit einer
Fliehkraftbremse in Verbindung steht.
[0004] Aus der
CH 364 180 A ist ein Förder- und Rettungsgerät (Arbeitsgerät mit Windenfunktion) bekannt, bei
welchem die Verriegelung an einer Seiltrommel (Führungsrolle) formschlüssig dadurch
erfolgt, dass ein Rastbolzen in an der Seiltrommel angebrachten Rasten eingreift.
Eine Drehung der Seiltrommel wird hierdurch in beide Drehrichtungen unterbunden.
[0005] Aus der
DE 102 10 969 A1 ist ein oben erwähntes Abseilgerät bekannt. Dabei wird die schnell drehende Welle
durch ein Gehäuse des Abseilgeräts durchgeführt und mit einer Handkurbel versehen.
Dadurch wird die schnell drehende Welle zur Antriebswelle. Dadurch wird das Abseilgerät
um eine zusätzliche Windenfunktion erweitert, bei der die Übersetzung zwischen der
Führungsrollenwelle und der Brems- und Antriebswelle genutzt wird. Ein in solcher
Art ergänztes Abseilgerät mit Windenfunktion ist hinsichtlich der bei der Rettung
von Personen auftretenden Situationen wesentlich vielseitiger einsetzbar. So kann
etwa ein Helfer zunächst die Windenfunktion nutzen, um eine in einen Schacht oder
auf einen tieferliegenden Absatz gestürzte Person heraufzuziehen, und sie danach mittels
der Abseilfunktion schnell und sicher abzuseilen. Weiterhin ergibt sich die Möglichkeit,
dass eine Person sich selbst an einen erhöhten Ort befördert, in dem das Abseilgerät
am Körper der zu befördernden Person festgelegt und von der Person selbst bedient
wird. Die Abseilfunktion liefert dabei eine ständige Sicherheit, falls der sich selbst
befördernden Person an dem erhöhten Ort oder während der Beförderung ein Unglück zustößt.
Beim Freigeben der Handkurbel würde die Person dann mittels der Abseilfunktion ohne
ihr weiteres Zutun wieder abgeseilt.
[0006] Sowohl bei der
DE 102 10 969 A1 als auch bei der
CH 364 180 A liegen Handkurbel und Verriegelung jeweils an der gleichen Seite des Getriebes, bei
der
DE 102 10 969 A1 an der Ausgangsseite eines einstufigen Stirnradgetriebes und bei der
CH 364 180 A auf der Eingangsseite eines zweistufigen Stirnradgetriebes.
[0007] Aus der
DE 102 10 969 A1 ist ebenfalls bekannt, dass an der Handkurbel eine auf die schnell drehende Antriebswelle
wirkende Sperreinrichtung zur Regelung des Abseilgeräts vorgesehen ist. Diese Einrichtung
ermöglicht eine besonders günstige Bedienung der Windenfunktion, da der Benutzer mittels
eines eingelegten Sperrbolzens das Abseilgerät auch bei anhängender Last loslassen
kann, ohne dass dies ein Abseilen der Last zur Folge hat. Die Sperreinrichtung bewirkt,
dass die Antriebswelle bei eingelegtem Sperrbolzen gegen eine Drehung in jede mögliche
Drehrichtung gesperrt ist.
[0008] Aus der
DE 177 841 A ist eine Handwinde bekannt, bei der ein Sperrklinkeneinschalter für Handwinden mit
zwei nebeneinander angeordneten, im entgegengesetzten Sinne hemmenden Sperrrädern
gebildet wird, bei welchem durch Umlegen eines Schalthebels in die eine oder andere
Schräglage die eine der beiden Sperrklinken ein- und gleichzeitig die andere ausgerückt
wird. Dabei greift der in beiden Schräglagen feststellbare Schalthebel mittels beiderseits
angebrachter Stifte in Schlitze der Sperrklinken ein, was ein gleichzeitiges Ein-und
Ausrücken der Klinken bewirkt. Die Sperrklinken sind gegenüber den Sperrrädern nicht
vorgespannt, sondern gelangen jeweils durch die Gravitationskraft mit den Sperrrädern
in Eingriff. Dies schließt eine Benutzung der Sperrvorrichtung an einem Abseilgerät
aus, da die Sperrklinken durch ein mögliches Verkippen des Abseilgeräts außer Eingriff
mit den Sperrrädern geraten würden und somit eine sichere Sperre nicht gewährleistet
wäre.
[0009] Das der Erfindung zugrunde liegende technische Problem besteht darin, eine formschlüssige
Verriegelung des Abseilgerätes zu schaffen, die sicher funktioniert und die die Nutzung
der Windenfunktion des Abseilgeräts auch dann ermöglicht, wenn das Abseilgerät in
einer vorbelasteten Drehrichtung gesperrt ist.
[0010] Die Erfindung löst diese Aufgabe durch ein Abseilgerät mit den Merkmalen des Anspruchs
1.
[0011] Vorzugsweise werden die Funktionen der Handkurbel und der Verriegelung auf die Eingangsseite
und auf die Ausgangsseite verteilt. Die Anordnung einer formschlüssigen Verriegelungseinrichtung
an der langsam drehenden gemeinsamen Welle von Führungsrolle und großem Zahnrad hat
den Vorteil, dass deren Umdrehungszahl bei üblicher Auslegung des Übersetzungsgetriebes
um etwa eine Größenordnung niedriger als die der Antriebswelle des kleinen Zahnrades
liegt und somit das Verschleißproblem entschieden vermindert und das Sicherheitsrisiko
ausgeschaltet ist.
[0012] In einer besonderen Ausführungsform ist die Verriegelung auf beide Drehrichtungen
umschaltbar. Dies hat den Vorteil, dass die Verriegelung durch einfachen Handgriff
zwischen Winden- und Abseilfunktion gewechselt werden kann, ohne dass eine Loslösung
des Gerätes erforderlich wäre. Diese Möglichkeit ist zum Beispiel in folgender Situation
sehr hilfreich und vorteilhaft, bei der die zu rettende Person an dem von den Arbeitssicherheitsverordnungen
vorgeschriebenen Fangseil hängt.
[0013] Um die Ankopplung des Fangseils an der zu rettenden Person lösen zu können, muss
das Fangseil zunächst von der Last (Gewicht) der anhängenden Person entlastet werden.
Dazu wird die Windenfunktion des Abseilgerätes genutzt.
[0014] Vor dem Loslösen der Ankopplung des Fangseils wird das Abseilgerät in Windenfunktion
formschlüssig verriegelt. Danach kann die Verriegelung durch einfachen Handgriff auf
die Abseilfunktion umgestellt werden. Auf diese Weise ist die zu rettende Person während
des gesamten Abkopplungsvorgangs des Fangseils automatisch gesichert. Danach kann
durch Lösen der Verriegelung das Abseilgerät für die Abseilfunktion freigegeben werden.
[0015] In einer besonders vorteilhaften Ausführungsform erfolgt die umschaltbare Verriegelung
durch eine Knarre. In einer anderen, ebenfalls den erforderlichen Sicherheitsbedingungen
genügenden Form erfolgt die Verriegelung durch einen federbelasteten Bolzen.
[0016] Das Wesen und die Vorteile der erfindungsgemäßen Vorrichtung werden verdeutlicht
durch das in der beigefügten Zeichnung dargestellte Ausführungsbeispiel. Darin zeigt
- Fig. 1
- das Abseilgerät in einer teilweise geschnittenen Darstellung und
- Fig. 2
- das Abseilgerät in einer Seitenansicht auf die dem Antrieb abgewandte Seite.
[0017] In Fig. 1 ist auf der linken Seite des Abseilgerätes 1 die Verriegelungseinrichtung
in Form einer Knarre drehmomentsicher auf der gemeinsamen Welle 3 von Führungsrolle
2 und großem Zahnrad 4 festgelegt. Das Übersetzunggetriebe mit großem Zahnrad 4 und
kleinem Zahnrad 5, das im dargestellten Ausführungsbeispiel die Form eines Ritzels
hat, befinden sich im rechten Teil des Gehäuses. Auf der rechten Seite angeflanscht
befindet sich auf der Antriebswelle 6 die Fliehkraftbremse 7.
[0018] Auf der ganz rechten Seite ist die Handkurbel 8 dargestellt, die auf der aus dem
Gehäuse austretenden Antriebswelle 6 drehmomentsicher festgelegt ist. Im unteren Teil
der Handkurbel 8 ist der Griff 9 in ausgestellter Stellung erkennbar. Der Griff 9
kann in das Gehäuse der Handkurbel 8 eingeklappt werden, damit bei der Abseilfunktion
der Griff nicht aus der Kontur des Handrades hervorsteht, wodurch eine Verletzungsgefahr
oder die im Hinblick auf die möglichen hohen Drehzahlen relevante Gefahr der Verursachung
einer Unwucht ausgeschaltet wird.
[0019] In Fig. 2 ist die Knarrenwelle 11 deutlich erkennbar, die drehmomentsicher auf der
gemeinsamen Welle 3 von Führungsrolle 2 und großem Zahnrad 4 festgelegt ist. Auf der
Knarrenwelle 11 ist der Zahnkranz 16 festgelegt, in den die federbelasteten Sperrklinken
12 und 14 eingreifen können. Dabei wirkt die Sperrklinke 12 auf eine Drehung gegen
den Uhrzeigersinn, während die Sperrklinke 14 auf eine Drehung im Uhrzeigersinn wirkt.
Durch die Federbelastung schwenken die Sperrklinken automatisch in die Zähne des Zahnkranzes
16 ein, wenn sie nicht vom Umschalter 13 aus der Eingriffstellung ausgelenkt werden.
1. Abseilgerät mit Windenfunktion, umfassend
eine in beide Richtungen drehbar gelagerte Führungsrolle (2) zur schlupfsicheren Führung
eines Zugmittels (15),
ein Übersetzungsgetriebe mit Fliehkraftbremse (7), dessen großes Zahnrad (4) drehmomentsicher
auf einer gemeinsamen Welle (3) mit der Führungsrolle (2) gelagert ist,
eine an der Antriebswelle (6) des kleinen Zahnrades (5) des Übersetzungsgetriebes
angreifende Handkurbel (8) zur manuellen Betätigung der Windenfunktion, und
Mittel (12, 14) zum formschlüssigen Verriegeln des Übersetzungsgetriebes in belasteter
Drehrichtung,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Übersetzungsgetriebe bei verriegelten Mitteln (12, 14) in eine der belasteten
Drehrichtung entgegengesetzte Richtung freigegeben ist.
2. Abseilgerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Mittel (12, 14) eine Welle (3, 6) formschlüssig verriegeln.
3. Abseilgerät nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Mittel (12, 14) die gemeinsame Welle (3) von Führungsrolle (2) und großem Zahnrad
(4) formschlüssig verriegeln.
4. Abseilgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die formschlüssige Verriegelung auf beide Drehrichtungen umschaltbar ist.
5. Abseilgerät nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass ein Umschalter (13) vorgesehen ist, der wahlweise eine Sperrklinke (12, 14) mit einer
Welle (6, 11) außer Eingriff bringt.
6. Abseilgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Mittel (12, 14) zur formschlüssigen Verriegelung eine Knarre (10) umfassen.
7. Abseilgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Mittel (12, 14) zur formschlüssigen Verriegelung einen federbelasteten Bolzen
umfassen.
8. Abseilgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Mittel (12, 14) zur formschlüssigen Verriegelung mit einem mit einer Verzahnung
(16) ausgebildeten Abschnitt einer Welle (3, 6) in Formschluß bringbar sind.
9. Abseilgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Übersetzungsgetriebe in einem Gehäuse untergebracht ist.
10. Abseilgerät nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass das Gehäuse ein erstes Gehäuseteil und ein zweites Gehäuseteil umfasst.
11. Abseilgerät nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die gemeinsame Welle (3) wenigstens abschnittsweise in dem ersten Gehäuseteil und
in dem zweiten Gehäuseteil angeordnet ist.
12. Abseilgerät nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Antriebswelle (6) wenigstens abschnittsweise in dem ersten Gehäuseteil und in
dem zweiten Gehäuseteil angeordnet ist.
13. Abseilgerät nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass das große Zahnrad (4) und das kleine Zahnrad (5) gemeinsam in einem der beiden Gehäuseteile
angeordnet sind.
14. Abseilgerät nach einem der Ansprüche 10 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass das erste Gehäuseteil und das zweite Gehäuseteil miteinander verschraubt sind.
15. Abseilgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Fliehkraftbremse (7) auf der Antriebswelle (6) angeordnet ist.