[0001] Die Erfindung betrifft ein Faserverbundwerkstoffprofil und einen zugehörigen Scheibenrahmen
für ein Kraftfahrzeug.
[0002] Aus dem Stand der Technik ist der Einsatz von Stahl als Werkstoff im Karosseriebau
insbesondere für Kraftfahrzeugscheibenrahmen bekannt. Um eine Zunahme des Fahrzeuggewichts
in Folge höherer Sicherheitsanforderungen bezüglich der Steifigkeit der Fahrgastzellen
von Kraftfahrzeugen und ihre Deformationseigenschaften verhindern zu können, werden
in bekannter Weise Leichtbauwerkstoffe, wie zum Beispiel Aluminium, als Werkstoffe
für Kraftfahrzeugscheibenrahmen verwendet. Sowohl Stahl als auch Aluminium ermöglichen
als Werkstoffe für den Kraftfahrzeugscheibenrahmen eine hohe Bruchdehnung ohne Versagen
der Struktur, so dass insbesondere ein seitlicher Fahrzeugscheibenrahmen Kräfte aufnehmen
und auf untere Karoseriestrukturen weiterleiten kann, die bei einem Unfall auf das
Fahrzeugdach wirken können. Dies erhöht die Widerstandsfähigkeit des Fahrzeugdaches
gegen eine Eindrückung, beispielsweise bei einem unfallbedingten Überschlag des Fahrzeugs.
[0003] Zudem ist der Einsatz von Faserverbundwerkstoffen als Leichtbauwerkstoffe aus dem
Stand der Technik bekannt, die beispielsweise mit einem so genannten RTM-Verfahren
(RTM: Resin Transfer Moulding bzw. Harz-Injektionsverfahren) hergestellt werden. Die
Verstärkungsfasern können beispielsweise als Gewebe, Gewirke, Vliese, Gitter Matten
usw. ausgeführt sein, die beispielsweise aus Glas-, Kunststoff-, Natur- und/oder Kohlefasern
hergestellt sind. Für Sandwich-Konstruktionen können Kernwerkstoffe wie Polyurethanschaum,
PVC-Schaum, Balsaholz usw. verwendet werden. Neben den verschiedenen Verstärkungsfaserwerkstoffen
und Sandwichwerkstoffen können beim RTM-Verfahren auch unterschiedliche Harzsysteme,
wie z.B. Polyester-, Venylester-, Epoxid- oder Phenol-Harze, verwendet werden. Das
RTM-Verfahren ermöglicht insbesondere die Herstellung von Teilen mit einer komplexen
Geometrie.
[0004] In der Gebrauchsmusterschrift
DE 299 24 726 U1 wird ein Verbundbauteil für Fahrzeugkarosserien beschrieben. Das beschriebene Verbundbauteil
definiert abschnittsweise die Außenfläche des Fahrzeugs und ist insbesondere als großflächiges
Verbundbauteil in Form eines Fahrzeugdachs, einer Tür, einer Klappe oder eines Deckels
ausgeführt. Das beschriebene Verbundbauteil umfasst eine vor dem Schäumen separat
tiefgezogene Außenhaut und eine auf der Innenseite der Außenhaut aufgeschäumte Kunststoffschicht.
Die tiefgezogene Außenhaut ist an den Rändern rahmenlos ausgebildet und mit einer
umlaufenden Aufkantung versehen. Zudem ist über den gesamten Flächenbereich der Außenhaut
eine an sich nicht steife Armierung aus ungeordneten Fasern, insbesondere Glasfasern,
vorgesehen, mit denen der Kunststoff beladen ist, wobei die ungeordneten Fasern den
Elastizitätsmodul der geschäumten Kunststoffschicht erhöhen. Die Armierung umfasst
beispielsweise nichteigensteife bzw. biegeschlaffe Gewebe, Gewirke, Vliese, Gitter
Matten usw., die beispielsweise aus Glas-, Kunststoff- und/oder Kohlefasern hergestellt
sind.
[0005] Bei einem möglichen Einsatz von Faserverbundwerkstoffen als Werkstoffe für Kraftfahrzeugscheibenrahmen,
die insbesondere mit Kohlenstofffasern verstärkt sind, ergibt sich das Problem, dass
aufgrund der geringeren Bruchdehnung dieser Werkstoffe bei der Aufnahme und Weiterleitung
der bei einem Unfall auf das Fahrzeugdach wirkenden Kräfte ein Versagen der Struktur
früher als gefordert auftreten kann.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Faserverbundwerkstoffprofil und einen zugehörigen
Kraftfahrzeugscheibenrahmen anzugeben, die ein geringes Gewicht und eine ausreichende
Bruchdehnung aufweisen und kostengünstig hergestellt werden können.
[0007] Die Erfindung löst diese Aufgabe durch Bereitstellung eines Faserverbundwerkstoffprofils
mit den Merkmalen der Patentanspruchs 1, und durch einen Scheibenrahmen für ein Kraftfahrzeug
mit den Merkmalen der Patentanspruchs 6.
[0008] Vorteilhafte Ausführungsformen und Weiterbildungen der Erfindung sind in den abhängigen
Ansprüchen angegeben.
[0009] Erfindungsgemäß ist ein Faserverbundwerkstoffprofil an einer Seite konkav ausgebildet.
Zudem ist mindestens ein im Querschnitt zu dem konkaven Bereich benachbarter Bereich
des Faserverbundwerkstoffprofils so ausgebildet, dass das Faserverbundwerkstoffprofil
bei einer Krafteinwirkung in diesem mindestens einen benachbarten Bereich einen Riss
ausbildet, der das Faserverbundwerkstoffprofil zur Erhöhung der Bruchdehnung in zwei
Halbschalen aufteilt. Durch die Aufteilung in zwei Halbschalen stützt eine innere
Halbschale die äußere Halbschale ab, wodurch das maximale Kraftniveaus erhöht wird,
welches das Faserverbundwerkstoffprofil aufnehmen und ohne Versagen der Struktur weiterleiten
kann. So wird durch die Aufteilung in zwei Halbschalten der maximale senkrechte Faserabstand
verringert und dadurch eine größere mögliche Gesamtdurchsenkung des Faserverbundwerkstoffprofil
erzielt. Durch die vorliegende Erfindung können Faserverbundwerkstoffprofile so dimensioniert
werden, dass in vorteilhafter Weise eine ausreichende Bruchdehnung erreicht werden
kann. Das Faserverbundwerkstoffprofil kann beispielsweise als geschlossenes Hohlprofil
ausgeführt werden.
[0010] Durch den Einsatz des erfindungsgemäßen Faserverbundwerkstoffprofils als Scheibenrahmen
für ein Kraftfahrzeug können in vorteilhafter Weise ein geringeres Fahrzeuggewicht
und dadurch ein tieferer Fahrzeugschwerpunkt erzielt werden, wodurch das Fahrverhalten
bei gleich bleibendem hohen Insassenschutz verbessert werden kann. Zudem ermöglicht
die Verwendung des erfindungsgemäßen Faserverbundwerkstoffprofils als Scheibenrahmen
eine dünnere Ausführung der A-Säule, wodurch der Sichtwinkel in vorteilhafter Weise
verbessert wird. Außerdem ergeben sich durch die Verwendung des erfindungsgemäßen
Kunststoffrohres geringerer Herstellungskosten und eine größere Designfreiheit.
[0011] Zur Ausbildung des Risses, der bei der Krafteinwirkung durch das Rohr wandert, ist
der mindestens eine zum konkaven Bereich benachbarte Bereich schubweich ausgebildet.
In dem mindestens einen schubweichen Bereich weisen die Fasern beispielsweise einen
Orientierungswinkel von ungefähr 0° auf.
[0012] In Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Kunststoffrohrs sind zwei zu dem konkaven
Bereich benachbarte schubweiche Bereiche konvex ausgebildet.
[0013] Ein erfindungsgemäßer Scheibenrahmen für ein Kraftfahrzeug umfasst mindestens ein
Faserverbundwerkstoffprofil, der beispielsweise als seitlicher Schreibenrahmen ausgeführt
ist, wobei die auf den seitlichen Scheibenrahmen wirkende Kraft beispielsweise durch
einen Überschlag des Fahrzeugs bei einem Unfall verursacht werden kann. Das mindestens
eine Faserverbundwerkstoffprofil kann beispielsweise so ausgerichtet bzw. angeordnet
werden, dass es eine maximale Bruchdehnung gegen eine zu erwartende Krafteinwirkung
bei einem Unfall aufweist.
[0014] Vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung sind in den Zeichnungen dargestellt
und werden nachfolgend beschrieben.
[0015] Dabei zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Perspektivdarstellung eines erfindungsgemäßen seitlichen Scheibenrahmens
für ein Kraftfahrzeug, und
- Fig. 2
- eine schematische Perspektivdarstellung eines erfindungsgemäßen Faserverbundwerkstoffprofils
für den Scheibenrahmen aus Fig. 1.
[0016] Wie aus Fig. 1 ersichtlich ist, wird ein erfindungsgemäßes Faserverbundwerkstoffprofil
4 im dargestellten Ausführungsbeispiel als vorderer seitlicher Scheibenrahmen 2 bzw.
als A-Säule für ein Kraftfahrzeug 1 verwendet, das beispielhaft als Cabriolet ausgeführt
ist. Das Faserverbundwerkstoffprofil 4 ist im dargestellten Ausführungsbeispiel als
geschlossenes Hohlprofil ausgeführt und so dimensioniert, dass es eine ausreichende
Bruchdehnung aufweist, um im Falle eines Überschlags bei einem Unfall die entstehenden
Kräfte F ohne Versagen der Struktur, d.h. ohne Bruch, aufzunehmen bzw. an eine untere
Karosseriestruktur 3 weiterzuleiten.
[0017] Wie aus Fig. 2 ersichtlich ist, ist das Faserverbundwerkstoffprofil 4 für den Scheibenrahmen
2 eines Kraftfahrzeugs 1 an einer Seite in einem mittleren Bereich 4.1 konkav ausgebildet.
Die beiden im Querschnitt zu dem konkaven Bereich 4.1 benachbarten konvexen Bereiche
4.2, 4.3 des Faserverbundwerkstoffprofils 4 sind im Vergleich zum konkaven Bereich
4.1 schubweich ausgebildet, d.h. die Fasern in den konvexen schubweichen Bereichen
4.2, 4.3 weisen einen Orientierungswinkel von ungefähr 0° auf. Durch eine derartige
Ausführung des Faserverbundwerkstoffprofils 4 wird erreicht, dass im Falle einer Überlast
in den schubweichen Bereichen 4.2, 4.3 ein Riss ausgebildet wird, der bei weiter steigender
Kraft durch das Faserverbundwerkstoffprofil 4 wandert. Somit wird das Faserverbundwerkstoffprofil
4 in zwei Halbschalen aufgeteilt, wobei eine innere Halbschale eine äußere Halbschale
abstützt und somit ein weiterer Anstieg des Kraftniveaus erreicht werden kann. Zudem
kann durch die Aufteilung in zwei Halbschalen ein maximaler senkrechter Faserabstand
verringert und dadurch eine größere mögliche Gesamtdurchsenkung des Faserverbundwerkstoffprofils
4 erzielt werden.
[0018] Durch das erfindungsgemäße Faserverbundwerkstoffprofil 4 kann bei dessen Verwendung
als Scheibenrahmen die Widerstandsfähigkeit des Fahrzeugdaches gegen Eindrückung erhöht
werden, so dass bei Crashtests ohne Versagen der Struktur vergleichbare Werte wie
bei der Verwendung von Stahl und/oder Aluminium als Werkstoff für den Scheibenrahmen
erzielt werden können.
[0019] Somit kann durch den Einsatz des erfindungsgemäßen Faserverbundwerkstoffprofils als
Scheibenrahmen für ein Kraftfahrzeug das Fahrzeuggewicht in vorteilhafter Weise bei
gleich bleibendem hohen Insassenschutz weiter verringert werden. Das geringere Fahrzeuggewicht
ergibt einen tieferen Fahrzeugschwerpunkt und ermöglicht eine Verbesserung des Fahrverhaltens.
Zudem kann der Schreibenrahmen bzw. die A-Säule durch die Verwendung des erfindungsgemäßen
Faserverbundwerkstoffprofils dünner ausgeführt werden, wodurch der Sichtwinkel in
vorteilhafter Weise verbessert wird.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0020]
- 1
- Kraftfahrzeug
- 2
- Scheibenrahmen
- 3
- untere Karosseriestruktur
- 4
- Faserverbundwerkstoffprofil
- 4.1
- konkaver Bereich
- 4.2
- benachbarter Bereich
- 4.3
- benachbarter Bereich
- F
- Kraftwirkung
1. Faserverbundwerkstoffprofil, insbesondere für einen Scheibenrahmen (2) eines Kraftfahrzeugs
(1), dadurch gekennzeichnet, dass das Faserverbundwerkstoffprofil (4) an einer Seite konkav ausgebildet ist, wobei
mindestens ein im Querschnitt zu dem konkaven Bereich (4.1) benachbarter Bereich (4.2,
4.3) des Faserverbundwerkstoffprofils (4) so ausgebildet ist, dass das Faserverbundwerkstoffprofil
(4) bei einer Krafteinwirkung (F) in diesem mindestens einen benachbarten Bereich
(4.2, 4.3) einen Riss ausbildet, der das Faserverbundwerkstoffprofil (4) zur Erhöhung
der Bruchdehnung in zwei Halbschalen aufteilt.
2. Faserverbundwerkstoffprofil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der mindestens eine zum konkaven Bereich (4.1) benachbarte Bereich (4.2, 4.3) schubweich
ausgebildet ist.
3. Faserverbundwerkstoffprofil nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Fasern in dem mindestens einen schubweichen Bereich (4.2, 4.3) einen Orientierungswinkel
von ungefähr 0° aufweisen.
4. Faserverbundwerkstoffprofil nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass zwei zum konkaven Bereich (4.1) benachbarte schubweiche Bereiche (4.2, 4.3) konvex
ausgebildet sind.
5. Faserverbundwerkstoffprofil nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Faserverbundwerkstoffprofil (4) als geschlossenes Hohlprofil ausgebildet ist.
6. Scheibenrahmen für ein Kraftfahrzeug, dadurch gekennzeichnet, dass der Scheibenrahmen (2) mindestens ein Faserverbundwerkstoffprofil (4) nach einem
der Ansprüche 1 bis 5 umfasst.
7. Scheibenrahmen nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass das mindestens eine Faserverbundwerkstoffprofil (4) so ausgerichtet ist, dass es
eine maximale Bruchdehnung gegen eine zu erwartende Krafteinwirkung (F) aufweist.