[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines Schachtofens, insbesondere
eines Kupolofens, zum Schmelzen eines metallhaltigen Einsatzes, wobei der Schachtofen
durch Verbrennung eines fossilen Brennstoffs beheizt wird. Ferner bezieht sich die
Erfindung auf einen Schachtofen, insbesondere Kupolofen, zum Schmelzen eines metallhaltigen
Einsatzes, mit mindestens einer Zuleitung für ein Fördermedium, an deren stromabwärtigem
Ende eine Treibdüse angeschlossen ist, und mit einer Restwindleitung zur Zuführung
eines Restwindes in den Schachtofen.
[0002] In einem Kupolofen wird ein Eisensatz, der meist aus Roheisen, Gussbruch, Stahlschrott
und sonstigen Ferrolegierungen besteht, aufgeschmolzen. Als Brennstoff wird im Kupolofen
in der Regel Gießereikoks eingesetzt, der durch Umsetzung mit , Sauerstoff verbrannt
wird und dabei die zum Schmelzen des Eisensatzes notwendigen Energiemengen freisetzt.
[0003] Ursprünglich wurde der Koks mit Luft als Oxidationsmittel verbrannt. Mittlerweile
gehört jedoch der Einsatz von mit Sauerstoff angereicherter Luft beim Schmelzen im
Kupolofen zum technischen Standard. Der Vorteil gegenüber der Verwendung von Luft
liegt darin, dass höhere Verbrennungstemperaturen erzeugt werden können und der Schmelzprozess
schneller abläuft.
[0004] Aus der
EP 0 762 068 A1 ist ein Verfahren zur Zuführung von Verbrennungsluft in einen Kupolofen bekannt,
bei dem ein sauerstoffhaltiges Fördermedium in den Kupolofen eingedüst wird und der
dabei entstehende Unterdruck ausgenutzt wird, um weitere Verbrennungsluft in den Kupolofen
zu saugen.
[0005] Im Praxisbetrieb von Schachtöfen sind derzeit keine zuverlässigen Entscheidungshilfen
zum Einstellen des Schmelzprozesses vorhanden. Als fossiler Brennstoff wird meist
Gießereikoks eingesetzt, dessen Qualität starken Schwankungen unterliegt. Bei den
bisher bekannten Verfahren zum Betreiben von Schachtöfen wird diesen Schwankungen
kaum Rechnung getragen.
[0006] Aufgabe vorliegender Erfindung ist es daher, ein Verfahren zum Betreiben eines Schachtofens
und einen entsprechenden Schachtofen aufzuzeigen, welche eine bessere Kontrolle des
Schmelzprozesses erlaubt.
[0007] Verfahrensseitig wird diese Aufgabe durch ein Verfahren der eingangs genannten Art
gelöst, wobei ein sauerstoffhaltiges Fördermedium in einer Treibdüse beschleunigt
wird ' und ein Injektorwind mittels des bei der Beschleunigung des sauerstoffhaltigen
Fördermediums entstehenden Unterdrucks angesaugt und mit dem Fördermedium zu einem
Treibdüsenstrom zusammengeführt wird, und dass der Treibdüsenstrom und ein Restwind
in den Schachtofen geleitet werden.
[0008] Der erfindungsgemäße Schachtofen besitzt mindestens eine Zuleitung für ein Fördermedium,
an deren stromabwärtigem Ende eine Treibdüse angeschlossen ist, und eine Restwindleitung
zur Zuführung eines Restwindes in den Schachtofen, wobei sich der Schachtofen dadurch
auszeichnet, dass in die Zuleitung für das Fördermedium oder in die Treibdüse eine
Injektorwindleitung mündet.
[0009] Unter dem Begriff "Schachtofen" wird insbesondere ein Kupolofen, insbesondere zum
Schmelzen von Grauguss und Sphäroguss, verstanden. Aber auch andere Schachtofenanlagen
zum Schmelzen von beispielsweise Mineralwolle, Kupfer oder Aluminium können erfindungsgemäß
betrieben werden.
[0010] Der Begriff "Einsatz" soll metallhaltige Chargen umfassen, die einem Schachtofen
zum Schmelzen zugeführt werden. Wie eingangs bereits erwähnt, fällt hierunter insbesondere
der sogenannte Eisensatz oder kalte Satz, bestehend aus Roheisen, Gussbruch, Stahlschrott
und/oder sonstigen eisenhaltigen Zuschlagstoffen. Je nach Art des Schachtofens sind
aber auch kupfer- oder aluminiumhaltige Chargen als Einsatz denkbar:
[0011] Mit den Begriffen "Wind", "Restwind" und "Injektorwind" werden im Rahmen dieser Anmeldung
dem Schachtofen zugeführte sauerstoffhaltige Gasströme, insbesondere unter erhöhtem
Druck zugeführte Luftströme, verstanden.
[0012] Erfindungsgemäß wird dem Schachtofen zur Umsetzung des fossilen Brennstoffs eine
geregelte Menge Sauerstoff zugeführt. Dies erfolgt dadurch, dass ein sauerstoffhaltiges
Fördermedium, das heißt ein sauerstoffhaltiges Gas oder Gasgemisch, definierter Menge
und/oder definierter Strömungsgeschwindigkeit in den Schachtofen eingedüst wird.
[0013] Zusätzlicher Sauerstoff wird dem Schachtofen über den Injektorwind und den Restwind
zugeführt. Das Fördermedium strömt mit hoher Geschwindigkeit aus der oder den Treibdüsen
aus und erzeugt dabei einen Unterdruck, welcher erfindungsgemäß dazu genutzt wird,
den Injektorwind anzusaugen. Die angesaugte Menge an Injektorwind hängt zum einen
von der Menge und Strömungsgeschwindigkeit des Fördermediums ab, kann zum anderen
von Vorteil aber auch noch separat geregelt werden. Das Gemisch aus beschleunigtem
Fördermedium und angesaugtem Injektorwind bildet einen Treibdüsenstrom, der dem Verbrennungsprozess
im Schachtofen Sauerstoff definiert zur Verfügung stellt. Zusätzlicher Sauerstoff
wird dem Schachtofen mit dem Restwind zugeführt. In der Regel steht hierzu unter Druck
befindliche Luft als Restwind zur Verfügung.
[0014] In einer bevorzugten Ausführungsform stammen der Injektorwind und der Restwind aus
derselben Quelle. So ist beispielsweise eine Windleitung oder Windeinrichtung vorgesehen,
die eine bestimmte Menge Heißwind, das heißt unter erhöhtem Druck stehende, heiße
Luft, führt. An dieser Windleitung ist zum einen die Injektorwindleitung, zum anderen
die Restwindleitung angeschlossen. Die gesamte zur Verfügung stehende Heißwindmenge
teilt sich entsprechend auf in eine Anteil, der über die Injektorwindleitung von dem
Fördermedium angesaugt wird und in einen verbleibenden Restwind, der über die Restwindleitung
dem Schachtofen zugeführt wird.
[0015] Es ist ebenso möglich, eine separate Zufuhr für den Injektorwind und den Restwind
vorzusehen. Zum Beispiel kann der Schachtofen mit einer ersten Windleitung versehen
sein, aus der der Injektorwind abgezogen wird, und mit einer zweiten Windleitung,
aus der der Restwind entnommen wird. Diese Ausführung ist zwar technisch aufwändiger
zu realisieren als die oben beschriebene Ausführung mit einer gemeinsamen Windleitung
für Restwind und Injektorwind. Andererseits können aber durch separate Windleitungen
oder Windeinrichtungen für Injektorwind und Restwind deren Druck- und Temperaturverhältnisse
unabhängig voneinander eingestellt werden, wodurch weitere Freiheitsgrade zur Steuerung
des Verbrennungsprozesses im Schachtofen entstehen. Außerdem kann als Injektorwind
direkt aus der Umgebung angesaugte Luft eingesetzt werden. Ebenso ist es möglich,
mit dem Fördermedium andere Gase oder Stoffe anzusaugen und der Verbrennung in dem
Schachtofen zuzuführen.
[0016] Vorzugsweise gelangt der Treibdüsenstrom mit einer höheren kinetischen Energie als
der Restwind in den Schachtofen. Die Strömungsgeschwindigkeit des Treibdüsenstroms
beträgt von Vorteil zwischen 40 m/s und 250 m/s.
[0017] Vorzugsweise wird Koks als fossiler Brennstoff eingesetzt. Die Qualität des Kokses
variiert in der Praxis sehr stark, wodurch es regelmäßig erforderlich wird, die Verbrennungsparameter
nachzufahren und anzupassen, um eine optimale Umsetzung des Kokses und damit einen
optimalen Schmelzprozess zu erreichen. Durch das erfindungsgemäße Eindüsen des Treibdüsenstroms
mit hoher Strömungsgeschwindigkeit kann der Sauerstoff weit in das Innere des Schachtofens
eingeblasen werden und so die Umsetzung des Kokses gezielt beeinflussen.
[0018] Die Menge und/oder die Strömungsgeschwindigkeit des sauerstoffhaltigen Fördermediums
und/oder des Injektorwindes werden von Vorteil in Abhängigkeit von der Temperatur
und/oder dem CO-Gehalt des Gichtgases des Schachtofens geregelt. Unterschiedliche
Koksqualitäten und unterschiedliche Zusammensetzungen des in den Schachtofen eingebrachten,
zu schmelzenden Einsatzes beeinflussen die Zusammensetzung des Gichtgases, d.h. der
Verbrennungsgase. Durch Analyse des CO-Gehalts und/oder der Gichtgastemperatur können
Rückschlüsse auf den Verbrennungsprozess und den Schmelzprozess gezogen werden.
[0019] Durch Variation der Strömungsgeschwindigkeit des Treibdüsenstroms, des Sauerstoffgehalts
des Treibdüsenstroms und/oder dessen Menge kann der Schmelzprozess stets an die gewünschte
Zielsetzung angepasst werden. Weitere Parameter, die zur Regelung des Treibdüsenstroms
herangezogen werden können, sind die Schmelzleistung, der Ofendruck und die Abgasanalyse.
Außerdem ist es von Vorteil, die Menge und/oder die Strömungsgeschwindigkeit des sauerstoffhaltigen
Fördermediums und/oder des Injektorwindes in Abhängigkeit von der Temperatur und/oder
dem Druck des Injektorwindes zu regeln.
[0020] Als Fördermedium wird vorzugsweise ein sauerstoffhaltiger Gasstrom mit einem Sauerstoffgehalt
von mehr als 90%, bevorzugt mehr als 95%, besonders bevorzugt mehr als 99% eingesetzt.
Aber auch mit Sauerstoff angereicherte Luft kann als Fördermedium verwendet werden.
[0021] Besonders bevorzugt wird der Sauerstoffgehalt des aus der Zusammenführung von Fördermedium
und Injektorwind resultierenden Treibdüsenstroms zwischen 25% und 65% gewählt. Über
den Sauerstoffgehalt des Treibdüsenstroms steht ein weiterer Parameter zur Verfügung,
über den die Verbrennung des fossilen Brennstoffs gesteuert werden kann. So kann beispielsweise
durch Erhöhung des Sauerstoffgehalts die Verbrennung intensiviert werden, das heißt,
die Temperatur der Verbrennungsgase wird erhöht und es wird pro Zeiteinheit mehr fossiler
Brennstoff verbrannt.
[0022] Über die erfindungsgemäß definierte Zugabe von Sauerstoff mittels des Treibdüsenstroms
kann die Umsetzung des fossilen Brennstoffs im Schachtofen deutlich besser gesteuert
werden als bei den bisher bekannten Verfahren, bei denen im Wesentlichen undefinierte
Mengen an Luft dem Schachtofen über Windleitungen zugeführt werden.
[0023] Bei dem Verfahren gemäß der
EP 0 762 068 A1 wird zwar ebenfalls ein sauerstoffhaltiges Medium in den Schachtofen eingedüst und
mit dessen Hilfe weitere Verbrennungsluft angesaugt. Das Ansaugen der Verbrennungsluft
erfolgt jedoch ungeregelt. Die in den Schachtofen eingebrachte Verbrennungsluftmenge
hängt damit von zahlreichen Faktoren ab, die sich nicht unter der Kontrolle des Bedienungspersonals
befinden. Erfindungsgemäß wird dagegen mittels des Fördermediums eine definierte Menge
an Injektorwind oder allgemein einem sauerstoffhaltigen Gasgemisch angesaugt.
[0024] Die Steuerung des Verbrennungs- und des Schmelzprozesses erfolgt dabei wesentlich
über die Menge, Geschwindigkeit und Zusammensetzung des Treibdüsenstroms. Es hat sich
daher als Vorteil erwiesen, zwischen 30% und 60 % des insgesamt für die Umsetzung
des Brennstoffes notwendigen Sauerstoffs dem Schachtofen über den Treibdüsenstrom
zuzuführen.
[0025] Die Strömungsführung des Treibdüsenstroms wird vorzugsweise an die Dimensionierung
des Ofens angepasst, das heißt insbesondere an den Ofenquerschnitt, die Schachthöhe
und die Eintragshöhe.
[0026] Die Maximalmenge des von dem Fördermedium angesaugten Injektorwindes hängt von den
Parametern des Fördermediumstroms ab: Je stärker die von dem Fördermediumstrom hervorgerufene
Saugwirkung, eine desto größere Menge Injektorwind kann angesaugt und dem Schachtofen
zugeführt werden. Es hat sich aber auch als vorteilhaft erwiesen, die Menge des angesaugten
Injektorwindes bzw. Gasgemisches, beispielsweise über Klappen, Ventile oder Drosseln,
zusätzlich zu beeinflussen, um die Brennstoffumsetzung im Ofen noch besser steuern
zu können. Andererseits ist es auch möglich, durch Änderung der Druckverhältnisse
in der Injektorwindleitung, d.h. der Zuleitung für den Injektorwind, die Saugwirkung
zu beeinflussen und so die Menge an Injektorwind zu variieren.
[0027] Zum Beispiel wird technischer Sauerstoff über Lavaldüsen in eine spezielle Treibdüsenkammer
eingetragen. Ein vorab ausgelegter Anteil der Primärwindmenge wird über den entstehenden
Unterdruck als Injektorwindanteil geregelt angesaugt. Mit der Einstellung des Injektorwindanteiles
über eine Regelklappe ergeben sich verschiedene Sauerstoffanreicherungen, und entsprechend
hohe Austrittsgeschwindigkeiten in die Schmelzzone. Der verbleibende Restprimärwind
gelangt mit deutlich geringerer Menge und Geschwindigkeit in den Bereich der Schmelzzone.
[0028] Die Steuerung des Schachtofens erfolgt von Vorteil in Abhängigkeit von einem oder
mehreren der folgenden Parameter: Temperatur, Zusammensetzung oder Analyse des Gicht-
oder Abgases, Schmelzparameter, wie beispielsweise Schmelztemperatur, ofenspezifische
Daten, Zusammensetzung bzw. Analyse der aus dem Schachtofen abgezogenen Schlacke.
Zuvor aufgezeichnete Betriebsdaten können hierbei genutzt werden, um die Sauerstoffzufuhr
zum Ofen in Abhängigkeit von den momentanen Betriebsparametern optimal einzustellen
und eine den technologischen Forderungen entsprechende Verfahrensführung zu erzielen.
[0029] Leistungsabweichungen können schnell erkannt und zugeordnet werden. Durch die Hinterlegung
der praktischen Schmelzergebnisse kann historisch in einer selbst korrigierenden Datenbank
die Ofenfahrweise angepasst werden. Qualitätseinflüsse über zum Beispiel unterschiedliche
Kokseinsätze werden sofort erkannt.
[0030] Die Möglichkeit flexibel auf den Schmelzprozess zu reagieren wird erweitert.
[0031] Die Sauerstoffanreicherung des Treibdüsenstroms, die Eintragsgeschwindigkeit und
das Verhältnis zum eingesetzten Gesamtsauerstoffanteil sind wichtige Kriterien des
erfindungsgemäßen Verfahrens. So kann der Sauerstoff leistungsabhängig eingesetzt
werden. Veränderungen in der Koksqualität sind schnell ersichtlich und können angepasst
werden.
[0032] Der erfindungsgemäße Schachtofen weist mindestens eine Zuleitung für ein Fördermedium,
an deren stromabwärtigem Ende eine Treibdüse angeschlossen ist, und eine Restwindleitung
zur Zuführung eines sauerstoffhaltigen Gasgemisches in den Schachtofen auf. Erfindungsgemäß
mündet in die Zuleitung für das Fördermedium oder in die Treibdüse eine Injektorwindleitung.
[0033] Vorzugsweise ist die Zuleitung für das Fördermedium mit einer Versorgungseinrichtung,
beispielsweise einem Tank, für technisch reinen Sauerstoff verbunden. Dem technisch
reinen Sauerstoff kann über die Injektorwindleitung eine definierte Luftmenge zugegeben
werden, um so den Sauerstoffgehalt in dem resultierenden Gemisch aus Sauerstoff und
Luft einzustellen. Dieses Gemisch wird in der Treibdüse, vorzugsweise einer Lavaldüse,
beschleunigt und als Treibdüsenstrom in den Schachtofen eingebracht.
[0034] In einer bevorzugten Ausführungsform mündet die Leitung für den Treibdüsenstrom zunächst
in die Restwindleitung, welche den Restwind und den Treibdüsenstrom dann in den Schachtofen
führt. Im Bereich der Mündung der Treibdüse in die Restwindleitung entsteht ein Unterdruck,
welcher weitere Luft über die Restwindleitung ansaugt.
[0035] Ferner ist es günstig, zur Anpassung oder Beeinflussung der Temperaturverhältnisse
die Zuführung des Fördermediums, des Injektorwindes und/oder des Treibdüsenstroms
wassergekühlt auszulegen.
[0036] Die Erfindung hat zahlreiche Vorteile im Vergleich zu den bisher eingesetzten Verfahren.
Die Verbrennung des fossilen Brennstoffs wird deutlich verbessert und es wird weniger
Brennstoff benötigt. Die Emissionen bzw. Immissionen werden wesentlich verringert.
Qualitätsschwankungen des Brennstoffs, insbesondere unterschiedlichen Koksqualitäten,
kann Rechnung getragen werden. Durch die gesteuerte Verbrennung des Brennstoffs wird
der Ausbrand des Feuerfestmaterials im Ofen reduziert. Weiter wird aufgrund des gesteuerten
Sauerstoffeinsatzes der Silizium- und Manganabbrand verringert.
[0037] Durch die Erfindung wird es möglich, gezielt in den Schmelzprozess von Schachtöfen
und Kupolofenanlagen einzugreifen. Die Wirkungsgrade und Umweltergebnisse werden entscheidend
verbessert.
[0038] Über die Einstellung der Injektorwindmenge in Abhängigkeit von der Menge des als
Fördermedium zugeführten technischen Sauerstoffs und der Aufteilung des Primärwindes
in Injektorwindmenge und Restwindmenge gelangt ein Sauerstoff-Luftgemisch in regelbaren
Mengen und Geschwindigkeiten in den Ofen.
[0039] Durch das zusätzliche Ansteuern oder Abschalten von einzelnen Treibdüsen kann die
Verbrennungsreaktion des eingesetzten Brennstoffes weiter optimiert werden.
[0040] Weiter kann das Spektrum vorhandener Anlagen dahingehend erweitert werden, dass zusätzliche
Stoffe eingetragen werden können, die die gewünschten Reaktionen durch Temperaturerhöhung
fördern (z.B. zusätzlicher Brennstoff). Oder es können Stoffe eingetragen werden,
die im Reaktionsablauf schadlos entsorgt werden können (z.B. Filterstaub) oder Stoffe,
die die Analyse flexibel anpasst (Graphit, Si, SiC und Mnträger).
[0041] Durch die Trennung des Primärwindes in Restprimärwind und Injektorwind und durch
die messtechnische Erfassung kann die Anzahl der Regelparameter erweitert, verfeinert
und detaillierter eingestellt werden. Durch eine flexiblere Anpassung auf unterschiedliche
Schmelzleistungen wird es somit möglich, eine leistungsabhängige Ofenfahrweise über
die Koksumsetzung mit Sauerstoff zu ermöglichen.
[0042] Bei den bisher bekannten Sauerstoffeintragsverfahren wird im Regelfall die eingesetzte
Sauerstoffmenge den Schmelzbedingungen angepasst und diese konzentriert als 100 %
technischer Sauerstoff in unterschiedlicher Weise mit hohen Geschwindigkeiten eingebracht.
Die notwendige kinetische Energie liegt sowohl in der Höhe des Sauerstoffvordruckes
als auch in der Menge des eingesetzten technischen Sauerstoffes begründet. Gemeinsam
mit dem Heißwind trifft der technische Sauerstoff auf die eingesetzten Materialien,
hier in erster Linie auf den Koks, und verliert hier im Wesentlichen sein Energiepotential.
Der Sauerstoff wird also vorwiegend über den hohen Energieanteil und der Masse des
Heißwindes weiter in die Schmelzzone eingebracht. Die Koksstücke vor den Düsen verbrauchen
bereits einen Teil des Sauerstoffes, der Rest gelangt mit geringer Gesamtanreicherung
in die Schmelzzone.
[0043] Mit der vorliegenden Erfindung wird nun mit geringerem Gesamtsauerstoffeinsatz die
gleiche Schmelzleistung bei gleicher Temperatur und Analyse generiert. Die Erfindung
ermöglicht ein großes Leistungsspektrum mit unterschiedlichen Eintragsgeschwindigkeiten
in der Treibdüse bei einer gleichmäßigen Gemischzufuhr. Es steht eine Sauerstoffeintragstechnik
bereit, die die unterschiedlichsten Sauerstoffmengen bei gleicher Konzentration und
regelbaren Eintragsgeschwindigkeiten realisiert. Die Möglichkeit, flexibel auf den
Schmelzprozess zu reagieren, wird erweitert. Die Sauerstoffanreicherung des Treibdüsengemisches,
die Eintragsgeschwindigkeit und das Verhältnis zum eingesetzten Gesamtsauerstoffanteil
sind die wichtigsten Kriterien einer neuen Ofenfahrweise.
[0044] Die Erfindung sowie weitere Einzelheiten der Erfindung werden im Folgenden anhand
von dem in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiel näher erläutert. Hierbei
zeigt die
- Figur
- schematisch eine erfindungsgemäße Zuführung von Sauerstoff und Luft zu einem Kupolofen.
[0045] In der Figur ist eine erfindungsgemäße Eindüsung von Sauerstoff bzw. mit Sauerstoff
angereichertem Heißwind in einen Kupolofen 1 gezeigt. Um den Kupolofen 1 erstreckt
sich eine ringförmige Windringleitung 2, die mit Heißwind mit einer Temperatur von
beispielsweise zwischen 200 °C und 500 °C versorgt wird.
[0046] Weiter sind um den Umfang des Kupolofens 1 mehrere, zum Beispiel acht, Vorrichtungen
(Lanzen) zur Sauerstoffzuführung verteilt. Technisch reiner Sauerstoff wird über eine
Sauerstoffleitung 3 mit einem statischen Druck von beispielsweise 10 bis 15 bar einer
Treibdüsenkammer 4 zugeführt. In der Treibdüsenkammer 4 befindet sich eine als Lavaldüse
ausgeführte Treibdüse 5, in der der Sauerstoffstrom beschleunigt wird. Über den entstehenden
Unterdruck wird ein Teil des in der Windringleitung 2 befindlichen Heißwindes über
die Injektorwindleitung 6 angesaugt und mit dem Sauerstoffstrom 3 zusammengeführt
und vermischt. Die durch die Injektorwindleitung 6 angesaugte Heißwindmenge kann über
eine Drossel, Klappe oder ein geeignetes Ventil 7 geregelt werden. Auf diese Weise
kann ein vorab ausgelegter Anteil des in der Windringleitung 2 strömenden Heißwindes
geregelt angesaugt und in ' einer einstellbaren Konzentration mit dem Sauerstoff vermischt
werden. Die Injektorwindmenge, das heißt die durch die Injektorwindleitung 6 angesaugte
Heißwindmenge, wird über ein geeignetes Messgerät 8 erfasst.Der resultierende Treibdüsenstrom
wird dann über eine Lanze 9 mit einer hohen Strömungsgeschwindigkeit von zum Beispiel
mehr als 240 m/s in den Schachtofen 1 eingedüst.
[0047] Der in der Windringleitung 2 verbleibende restliche Heißwind gelangt als Restwind
über die Restwindleitung 10 mit deutlich verringerter Menge und Geschwindigkeit ebenfalls
in den Schachtofen 1. Die Geschwindigkeit des Restwindes wird beispielsweise gegenüber
einem konventionellen Verfahren von 20 m/s auf 11 m/s verringert.
[0048] In der dargestellten Ausführungsform werden der Restwind und der Treibdüsenstrom
in einer Austrittsdüse 11 zusammengeführt, bevor sie in den Schachtofen 1 geleitet
werden.
Beispiel:
[0049] In der Windringleitung 2 wird eine Gesamt-Heißweindmenge von 9670 Nm
3/h zur Verfügung gestellt. Über jede der Sauerstoffzuführungen 3 werden 152 Nm
3/h technisch reiner Sauerstoff mit einer Temperatur von 17 °C zugeführt und in der
treibdüse 4 beschleunigt. Dabei werden von dem gesamten Heißwind 2360 Nm
3/h als Injektorwind abgesaugt und mit dem Sauerstoff vermischt. Dabei stellt sich
in der Lanze 9 eine Mischtemperatur von 339 °C ein. Die Austrittsgeschwindigkeit des
Treibdüsenstrahls beträgt 120 m/s. Der in der Windringleitung 2 verbliebene Heißwind
wird als Restwind über die Restwindleitung 7 mit einer Geschwindigkeit von 74 m/s
in den Schachtofen 1 geleitet.
[0050] Je nach den geforderten Prozessbedingungen kann die Sauerstoffanreicherung in der
Lanze 9 über die Menge an angesaugtem Injektorwind zwischen 25 % und 100 % eingestellt
werden. Die Austrittsgeschwindigkeit des Treibdüsenstroms und damit die radiale Strömungsgeschwindigkeit
in den Schachtofen 1 kann auf über 240 m/s erhöht werden.
1. Verfahren zum Betreiben eines Schachtofens (1), insbesondere eines Kupolofens, zum
Schmelzen eines metallhaltigen Einsatzes, wobei der Schachtofen (1) durch Verbrennung
eines fossilen Brennstoffs beheizt wird, dadurch gekennzeichnet, dass ein sauerstoffhaltiges Fördermedium (3) in einer Treibdüse (5) beschleunigt wird
und ein Injektorwind (6) mittels des bei der Beschleunigung des sauerstoffhaltigen
Fördermediums (3) entstehenden Unterdrucks angesaugt und mit dem Fördermedium (3)
zu einem Treibdüsenstrom (9) zusammengeführt wird, und dass der Treibdüsenstrom (9)
und ein Restwind (10) in den Schachtofen (1) geleitet werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Injektorwind (6) und der Restwind (10) aus einer gemeinsamen Windleitung (2)
abgezogen werden.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Verbrennung des fossilen Brennstoffs über die Menge und/oder Strömungsgeschwindigkeit
des sauerstoffhaltigen Fördermediums (3) und/oder des Injektorwindes (6) geregelt
wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass Koks als fossiler Brennstoff eingesetzt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Menge und/oder Strömungsgeschwindigkeit des sauerstoffhaltigen Fördermediums
(4) und/oder des Injektorwindes (6) in Abhängigkeit von der Temperatur des Injektorwindes
(6) und/oder dem CO-Gehalt des Gichtgases des Schachtofens (1) eingestellt werden.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass als Fördermedium (3) Sauerstoff mit einer Reinheit von mehr als 90%, bevorzugt mehr
als 95 %, besonders bevorzugt mehr als 99%, verwendet wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Treibdüsenstrom (9) einen Sauerstoffgehalt zwischen 25% und 65% besitzt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Treibdüsenstrom (9) zwischen 30% und 60 % des insgesamt für die Umsetzung des
Brennstoffes notwendigen Sauerstoffs dem Schachtofen (1) zuführt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Menge des von dem Fördermedium (3) angesaugten Injektorwindes (6) geregelt wird.
10. Schachtofen (1), insbesondere Kupolofen, zum Schmelzen eines metallhaltigen Einsatzes,
mit mindestens einer Zuleitung (3) für ein Fördermedium, an deren stromabwärtigem
Ende eine Treibdüse (5) angeschlossen ist, und mit einer Restwindleitung (10) zur
Zuführung eines Restwindes in den Schachtofen (1), dadurch gekennzeichnet, dass in die Zuleitung (3) für das Fördermedium oder in die Treibdüse (5) eine Injektorwindleitung
(6) mündet.
11. Schachtofen (1) nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Restwindleitung (10) und die Injektorwindleitung (6) in eine gemeinsame Windleitung
(2) münden.