[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Turbine, insbesondere eine Dampfturbine,
mit einem Gehäuse, mit einem im Gehäuse um eine Läuferachse rotierbar gelagertem Läufer,
welcher eine sich in Umfangsrichtung erstreckende, T-förmige Nut aufweist, und mit
mindestens einer Dichtung zwischen Gehäuse und Läufer, wobei die Dichtung ein in der
Nut des Läufers aufgenommenes Federdichtband umfasst, welches in Richtung der Läuferachse
radial elastisch vorgespannt ist und dessen Abstand zur Läuferachse mit steigender
Drehzahl zunimmt. Eine derartige Turbine ist bekannt aus der deutschen Offenlegungsschrift
DE 28 16 084 A1.
[0002] Turbomaschinen müssen an Stellen unterschiedlichen Drucks abgedichtet werden, damit
die zur Wirkungsgradverlusten führenden Leckagen möglichst gering bleiben. In den
meisten Fällen werden dazu berührungslose Labyrinthdichtungen verwendet. Dabei darf
mit Rücksicht auf die Wärmedehnung, die Fliehkraftdehnung, dem Aufschwingen des Rotors
in den Radiallagen und beim Durchfahren von kritischen Drehzahlen das radiale Dichtspiel
der Labyrinthdichtung nicht zu klein werden. Ein zu klein gewählter Dichtspalt führt
unweigerlich zum Anstreifen und damit zur Beschädigung der Labyrinthspitzen und schlimmstenfalls
zur Verkrümmung des Läufers.
[0003] Aus dem Stand der Technik sind federnde Dichtsegmente bekannt, die bei einem Anstreifen
im Läufer ausweichen und so größere Beschädigungen vermeiden können.
[0004] So zeigt Figur 1 eine bekannte Labyrinthdichtung, die eine rotierende Welle 1 gegenüber
einem stehenden Gehäuse 2 abdichtet. Wellenfest angeordnet sind eine Mehrzahl von
sich radial erstreckenden Dichtstreifen 3, die mit dem Gehäuse 2 jeweils einen Dichtspalt
4 etablieren. Die Breite des Dichtspaltes 4 ist konstant.
[0005] Figur 2 zeigt, wie das Anstreifen der Dichtstreifen 3 an dem Gehäuse 2 mit Hilfe
von federnd gelagerten Dichtsegmenten 5 vermieden werden kann. Hierfür sind in dem
Gehäuse zwei eine Mehrzahl von T-förmigen Nuten 6 vorgesehen, die sich in Umfangsrichtung
um die Welle 1 herum erstrecken. Die Dichtsegmente 5 weisen einen T-förmigen Ankerabschnitt
7 auf, mit denen sie in der Nut 6 gehalten werden. Federn 8 spannen die Dichtsegmente
5 radial in Richtung der Welle vor. Bei einem axialen Versatz der Welle 1 weichen
die Dichtsegmente 5 entgegen der Vorspannkraft der Federn 8 aus, so dass es bei einem
Dichtspalt 4 von Null zu keiner größeren Beschädigung der Dichtung kommt.
[0006] Die eingangs genannte
DE 28 16 084 offenbart eine als Strahltriebwerk ausgeführte Turbine mit einer adaptiven Labyrinthdichtung
zwischen Läufer und Gehäuse. Unter einer adaptiven Labyrinthdichtung ist eine berührungslose
Dichtung zu verstehen, deren Dichtspalt drehzahlabhängig ist. Hierzu ist der Läufer
mit einer T-förmigen Nut versehen, in welchem ein Federdichtband aufgenommen ist.
Das Federdichtband ist läuferwärts radial elastisch vorgespannt, so dass es sich bei
steigender Drehzahl radial ausdehnt, wodurch sein Abstand zur Läuferachse zunimmt.
Das Federdichtband umfasst eine Dichtstreifen, die radial aus der Nut des Läufers
heraus und in eine korrespondierende Nut des Gehäuses hineinragt. Die linienförmige
Peripherie der Dichtstreifen etabliert mit dem flächigen Nutgrund der Gehäusenut einen
Dichtspalt, der mit zunehmender Drehzahl enger wird.
[0007] Nachteilig bei dieser Dichtung ist ihre große axiale Baulänge und die Montage des
Federdichtbandes. Da dieses ebenfalls einen T-förmigen Querschnitt aufweist, erreicht
das Federdichtband quer zu seiner Längserstreckung ein achtbares Flächenträgheitsmoment.
Dies bedeutet, dass das T-förmige Dichtband in der Praxis nur unter erheblichen Anstrengungen
in die Nut des Läufers eingeführt werden kann, da sich das Flächenträgheitsmoment
einem Verbiegen um die Drehachse herum widersetzt. Auch ist das eingesetzte Federdichtband
in Radialrichtung aufgrund seiner T-Form sehr steif, so dass es sich unter Fliehkräften
nur unter Verwendung sehr weicher Werkstoffe dehnt. Die Werkstoffwahl des Federdichtbands
wird dadurch eingeschränkt.
Ausgehend von diesem Stand der Technik liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe
zugrunde, eine Turbine mit adaptiver Labyrinthdichtung - also mitdrehzahlvariablem
Dichtspalt - so weiter zu bilden, dass die Montage des Federdichtbandes erleichtert
und die Werkstofffreiheit erhöht wird.
[0008] Gelöst wird diese Aufgabe erfindungsgemäß durch die Verwendung eines Federdichtbandes,
welches eine nach außen gewandte, sich in Umfangsrichtung erstreckende Dichtfläche
aufweist und durch die gehäusefeste Anordnung eines Dichtstreifens, der radial in
die Nut des Läufers hineinragt und mit der Dichtfläche des Federdichtbandes den drehzahlvariablen
Dichtspalt etabliert.
[0009] Eine Grundidee der vorliegenden Erfindung besteht somit darin, den Dichtstreifen
von dem Federdichtband zu trennen und gehäusefest anzuordnen, so dass der Dichtspalt
zwischen dem Dichtstreifen und dem Federdichtband gebildet wird. Da der Dichtstreifen
nunmehr unbewegt ist, beeinflusst seine Steifigkeit nicht das Dehnverhalten des Federdichtbandes.
Somit kann ein vergleichsweise steifer Dichtstreifen mit einem elastischen Federdichtband
aus einem weichen Werkstoff kombiniert werden. Die Montage des weichen Federdichtbandes
ist deutlich einfacher.
[0010] Vorzugsweise besteht das Federdichtband aus einem flachen Streifen, der an seinen
Rändern eine Mehrzahl von aus der Ebene des Streifens hervorstehenden Federlaschen
aufweist. Diese werden dadurch gebildet, dass der Streifen vom Rand her quer und anschließend
längs eingeschnitten wird. Auf diese Weise erhält man ein äußerst leicht zu montierendes
und vor allen Dingen preiswert herzustellendes Federdichtband. Das Flächenträgheitsmoment
in Biegerichtung ist klein.
[0011] Die vorliegende Erfindung soll nun anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert
werden. Hierfür zeigen:
- Fig. 1:
- Labyrinthdichtung (Stand der Technik);
- Fig. 2:
- Labyrinthdichtung mit federnd gehaltenen Dichtsegmenten (Stand der Technik);
- Fig. 3:
- erfindungsgemäßes Federdichtband, perspektivisch;
- Fig. 4:
- Dichtstellen der erfindungsgemäßen Turbine im Längsschnitt.
Die den Stand der Technik zeigenden Figuren 1 und 2 wurden bereits oben erläutert.
[0012] Ein erfindungsgemäßes Federdichtband 9 zeigt Figur 3. Dabei handelt es sich um einen
flachen, bandförmigen Streifen aus Metall oder einem Elastomeren, der in seinen Randbereichen
mit einer Vielzahl von Federlaschen 10 versehen ist. Die Federlaschen werden dadurch
gebildet, dass der flache Streifen zunächst vom Rand her quer und anschließend längs
eingeschnitten wird. Die durch die beiden Schnitte umschlossene Federlasche 10 wird
anschließend aus der Ebene des Streifens heraus gebogen, so dass gegenüberliegend
dem quer verlaufenden Einschnitt ein quer verlaufendes, Materialimplementiertes Federgelenk
11 entsteht.
[0013] Figur 4 zeigte eine erfindungsgemäße Turbine mit einem Gehäuse 2 und einem im Gehäuse
2 rotierbar gelagertem Läufer 1. Am Läufer befestigt sind eine Mehrzahl von Laufschaufeln
12; am Gehäuse 2 befestigt sind eine Mehrzahl von feststehenden Leitschaufeln 13;
die Laufschaufeln 12 sind zum Gehäuse 2 bzw. die Leitschaufeln 13 zum Läufer hin abzudichten.
Die hierzu eingesetzten Labyrinth-Dichtungen umfassen je eine im Läufer angeordnete,
T-förmige Nut 6, welche sich in Umfangsrichtung um den Läufer 1 herum erstreckt. Im
Falle der Leitschaufelabdichtung verläuft sie in der Läuferwelle selbst, im Falle
der Laufschaufelabdichtung in der Laufschaufel 12. In die T-förmigen Nuten 6 eingezogen
ist das in Fig. 3 gezeigte Federdichtband 9. Die Federlaschen 10 weisen dabei radial
nach außen, so dass sie das Federdichtband 9 radial elastisch in Richtung der Drehachse
des Läufers 1 vorspannen. Die Federlaschen 10 stützen sich dabei gegen gehäuseseitige
Hinterschneidungen 14 der Nuten ab. Bei stehendem Läufer 1 drücken die Federlaschen
10 das Federdichtband 9 radial in Richtung der Läuferachse.
[0014] Das Federdichtband 9 umfasst montiert eine radial nach außen gewandte, sich in Umfangsrichtung
erstreckende Dichtfläche 15, die von außen jeweils durch die Nuten 6 zugänglich ist.
Die Dichtfläche 15 erstreckt sich somit zwischen den Hinterschneidungen 14.
Gehäusefest angeordnet ist je Federdichtband 9 ein mit dessen Dichtfläche 15 korrespondierender
Dichtstreifen 3, der radial in die Nut 6 des Läufers 1 hineinragt und mit der Dichtfläche
15 einen Dichtspalt etabliert. Die Dichtstreifen 3 entsprechen denen herkömmlicher
Labyrinthdichtungen wie aus Figur 1.
[0015] Das hier vorgestellte Federdichtband kann in allen Labyrinthdichtungen wie Ausgleichskolben,
den Deckbändern der Laufschaufeln, sowie unter den Leitschaufeln eingesetzt werden.
Das Federdichtband 9 wird durch eine nicht dargestellte Einfüllöffnung in die T-förmige
Nut 6 geschoben. Die seitlichen Federlaschen 10 links und rechts bewirken, dass das
Federdichtband 9 im Stillstand der Turbine am unteren Nutgrund gehalten wird. In diesem
Zustand erreicht der radiale Dichtspalt seinen größten Wert. Ein Anstreifen bei Abkühlung
im Drehwerksbetrieb wird dadurch verhindert. Während des Hochlaufens der Maschine
schwimmt der Läufer 1 im Ölfilm des Radiallagers auf und nach dem Durchfahren der
kritischen Drehzahlen mit höheren Schwingungen erreicht der Läufer 1 vor der Betriebsdrehzahl
seine stabile zentrische Lage zum Gehäuse 2. Ebenfalls vor dem Erreichen der Nenndrehzahl
ist die Fliehkraft auf das Federdichtband 9 so groß, dass die seitlichen Federlaschen
10 weggebogen werden und das Band an den Hinterschneidungen 14 der T-Nut 6 zum Anliegen
kommt. Der Dichtspalt hat nun seinen vorher bestimmten Minimalwert erreicht, womit
die Dichtung geschlossen ist.
[0016] Insgesamt realisiert die erfindungsgemäße Turbine kleinere Dichtspalte, wodurch der
Wirkungsgrad verbessert wird. Die Gefahr des Anstreifens in kritischen Betriebszuständen
wie z. B. beim An- und Abfahren oder in kritischen Drehzahlbereichen wird minimiert.
Darüber hinaus wird die Montage des Federdichtbandes 9 erleichtert.
Bezugszeichenliste
[0017]
- 1
- Läufer (Welle)
- 2
- Gehäuse
- 3
- Dichtstreifen
- 4
- Dichtspalt
- 5
- Dichtsegmenten
- 6
- Nut
- 7
- Ankerabschnitt
- 8
- Federn
- 9
- Federdichtband
- 10
- Federlaschen
- 11
- Federgelenk
- 12
- Laufschaufeln
- 13
- Leitschaufeln
- 14
- Hinterscheidungen
- 15
- Dichtfläche
1. Turbine, insbesondere Dampfturbine, mit einem Gehäuse (2), mit einem im Gehäuse um
eine Läuferachse rotierbar gelagertem Läufer (1), welcher eine sich in Umfangsrichtung
erstreckende, T-förmige Nut (6) aufweist, und mit mindestens einer Dichtung zwischen
Gehäuse (2) und Läufer (1), wobei die Dichtung ein in der Nut (6) des Läufers (1)
aufgenommenes Federdichtband (9) umfasst, welches in Richtung der Läuferachse radial
elastisch vorgespannt ist und dessen Abstand zur Läuferachse mit steigender Drehzahl
zunimmt,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Federdichtband (9) eine nach außen gewandte, sich in Umfangsrichtung erstreckende
Dichtfläche (15) aufweist, und dass die Dichtung mindestens einen gehäusefesten Dichtstreifen
(3) umfasst, der radial in die Nut (6) des Läufers (1) hineinragt und mit der Dichtfläche
(15) des Federdichtbandes (9) einen Dichtspalt etabliert.
2. Turbine nach Anspruch 1, ,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Federdichtband (9) von einem flachen Streifen gebildet wird, der an seinen Rändern
eine Mehrzahl von aus Ebene des Streifens hervorstehenden Federlaschen (10) aufweist,
die dadurch gebildet sind, dass der Streifen vom Rand her quer und anschließend längs eingeschnitten
ist.
3. Federdichtband (9) für eine Turbine nach Anspruch 2.