[0001] Die Erfindung betrifft eine Rufanlage mit einer Rufzentrale, einer Vermittlungsanlage,
einem Applikationsserver und einem Endgerät, eine Verwendung einer derartigen Rufanlage
bzw. ein Verfahren zur Anzeige von Notrufen.
[0002] In Personen-Rufsystemen für Altenheime, Krankenhäuser und betreutes Wohnen sind von
der Rufnorm DIN VDE 0834 Zimmersignalleuchten vor der Tür vorgeschrieben. Diese Leuchten
haben neben der parallelen Rufinformation auch die Aufgabe, wenn die Rufweiterleitung
im Störungsfall über eine Rufzentrale nicht möglich ist, als Notanzeige bspw. vor
einem Zimmer zu dienen.
[0003] In der Norm VDI 6008, welche die alternative Verwendung von Rufsystemen nach der
Norm EN 50134 in Seniorenwohnheimen zulässt, wird nun als Planungsgrundlage mitgeteilt,
dass in Heimen mit Wohncharakter zum Schutz von Privatsphären der Bewohner keine Zimmersignalleuchten
vor den Türen angebracht werden sollen. Dabei wird dem Privatsphärenschutz Vorrang
vor einer zusätzlichen, technischen Sicherheitsmaßnahme bei Störung eines Rufsystems
gegeben.
[0004] Somit taucht ein Problem auf, dass bei Kommunikationsstörung oder -abbruch mit einer
Rufzentrale keine Meldungsmöglichkeit für das Betreuungspersonal zur Verfügung steht.
Zum Beispiel, wenn ein Bewohnerruf anliegt, kann er nicht zur Rufzentrale übermittelt
werden, da die Kommunikationsstrecke oder Rufzentrale selbst gestört ist. In einem
solchen Fall ist für einen Bewohner im Notfall keine Hilfe über das Rufsystem möglich.
Es sollte gewährleistet werden, dass der Notruf die höchste Priorität gegenüber anderen
Anforderungen hat.
[0005] Ein weiteres Problem ergibt sich beim Einsatz der Ruftechnik nach der EN 50134. Notrufendgeräte
nach dieser Norm haben mindestens 8 Stunden unterbrechungsfreie Zeit (USV-Zeit). Im
Gegensatz dazu hat eine Telekommunikationsanlage (Tk-Anlage), auch als Vermittlungsanlage
bezeichnet, selbst bei Verwendung mit einer Rufzentrale in der Regel aber maximal
1 Stunde USV-Zeit. Wenn ein Stromausfall über die USV-Zeit der TK-Anlage andauert
und der Notruf folglich nicht weitergeleitet werden kann, kann die wesentlich längere
USV-Zeit des Endgerätes nach der Norm EN 50134 nicht genutzt werden, weil keine andere
oder alternative Meldungsmöglichkeit für gestörte Notrufe bspw. vom Zimmersystem in
den Gangbereich, also Sichtmöglichkeit von Betreuungskräfte vorhanden ist.
[0006] Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, die Sicherheit einer Rufanlage unter
Einhaltung eines gewünschten Schutz auf Privatsphäre der Bewohner zu erhöhen.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein System mit den Merkmalen des Patentanspruchs
1 bzw. durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 8 gelöst. Die abhängigen
Ansprüche betreffen vorteilhafte Weiterbildungen und Ausgestaltungen der Erfindung.
[0008] Der Erfindung liegt die Idee zugrunde, Notrufe während des störungsfreien Betriebes
nicht anzuzeigen, dahingegen Notrufe, die nicht quittiert wurden oder nicht weitergeleitet
werden können, anzuzeigen. Eine derartige Rufzentrale weist eine Vermittlungsanlage,
wie z.B. eine Telekommunikationsanlage (Tk-Anlage) und einen Applikationsserver auf,
wobei der Applikationsserver mit der Vermittlungsanlage datentechnisch verbunden wird.
Diese Rufzentrale kann einen eingehenden Notruf erfassen und an das Rufziel (z.B.
ein anderes Endgerät) weiterleiten. Die Rufanlage weist weiterhin ein Endgerät (z.B.
Telefongerät) auf, welches zum Auslösen eines Notrufs über eine Kommunikationsverbindung
an der Vermittlungsanlage angeschlossen und von der Rufzentrale aus überwacht wird.
Zum Beispiel, kann die Überwachung des Endgerätes durch einen periodischen Datenaustausch
mit dem Applikationsserver ermöglicht werden. Diese Rufanlage weist noch einen Notrufmelder,
der mit dem Endgerät datentechnisch verbunden werden kann, als Anzeige auf, welcher
als Notrufmelder automatisch aktiviert wird, wenn der mittels des Endgeräts ausgelöste
Notruf wegen einer Störung der Kommunikationsverbindung nicht weitergeleitet oder
quittiert ist. Durch die Rufanlage können geforderte Privatsphären der Bewohner gewahrt
bleiben, da beim normalen Auslösen eines Notrufs keine Notrufmeldung erfolgt. Im Fall,
dass ein Notruf nicht zu der Rufzentrale gemeldet werden kann, ermöglicht der Notrufmelder
eine Erkennung des gestörten Notrufs und einer Störung der Rufanlage.
[0009] Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung weist der Notrufmelder eine
optische Anzeige (z.B. Lampe) und/oder eine akustische Anzeige (z.B. ein Buzzer) zur
Anzeige eines gestörten Notrufs auf. Damit kann ein optisches Signal und/oder ein
akustisches Signal bei Störung oder Abbruch eines Notrufs generiert werden.
[0010] Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird das Endgerät üblicherweise
in einem Zimmer angeordnet. Der Notrufmelder wird hingegen außerhalb des Zimmers und
bevorzugt an einem Türschild des Zimmers angeordnet. Durch Gangsichtung einer z.B.
in einem Gang von einem Altersheim anzeigender Ruflampe wird eine Wahrnehmung eines
nicht bearbeiteten Notrufs ermöglicht.
[0011] Gemäß einer anderen vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung weist das Endgerät
und/oder der Notrufmelder eine unterbrechungsfreie Stromversorgungseinheit (USV),
wie z.B. ein Akkusatz, zur Erhaltung des Betriebs des Endgeräts und/oder des Notrufmelders
bei Stromausfall auf. Mit ausreichender USV-Zeit lassen sich Spannungsausfälle der
Rufzentrale und der Vermittlungsanlage überbrücken.
[0012] Gemäß einer anderen vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird der Notrufmelder
auch zur Anzeige einer anderen Störung in der Rufanlage vorgesehen, wie z.B. USV-Zeit
des Endgerätes oder der Vermittlungsanlage kurz vor Ende der USV-Zeit. Das kann z.B.
durch Blinken der Anzeigelampe angezeigt werden.
[0013] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird die Rufanlage
mit einem öffentlichen Telefonnetz, z.B. PSTN (Public Switched Telephone Network),
verbunden. Damit kann dieser Notruf außerhalb des Wirkungsbereiches der Rufzentrale
an die Polizei, ein Krankenhaus oder eine Mobiltelefon weitergeleitet werden.
[0014] Nachfolgend wird die Erfindung anhand des in der Figur dargestellten Ausführungsbeispiels
auf Basis einer Rufanlage in einem Altersheim näher beschrieben und erläutert. Es
zeigt:
FIG eine Darstellung einer erfindungsgemäßen Rufanlage.
In dieser FIG wird eine Rufanlage RA in einem Altersheim angezeigt. Die Rufanlage
RA weist ein Endgerät EG, einen Notrufmelder NM und eine Rufzentrale RZ auf, wobei
die Rufzentrale RZ eine herkömmliche Telekommunikationsanlage als eine Vermittlungsanlage
TK und einen Applikationsserver RS aufweist. Die Rufanlage RA ist mit einem öffentlichen
Telefonnetz OT verbunden. Der Applikationsserver RS ist mit der Vermittlungsanlage
TK zur Datenübertragung verbunden. Diese Rufzentrale RZ kann eingehende Notrufe erfassen
und anschließend an einem zuständigen Pfleger, einer zuständigen Pflegerin oder über
das öffentliche Telefonnetz an ein bestimmtes Rufziel (Mobiltelefon, Krankhaus oder
Feuerwehr) weiterleiten. Das Endgerät EG wird in einem Zimmer Z angeordnet und zum
Auslösen eines Notrufs über eine Kommunikationsverbindung KV an der Vermittlungsanlage
TK angeschlossen und von der Rufzentrale RZ aus überwacht. Der Notrufmelder wird außerhalb
des Zimmers Z und bevorzugt in das Türschild des Zimmers Z integriert. Das Endgerät
EG kann z.B. so überwacht werden, dass Prüfdaten vom Endgerät EG aus über die Kommunikationsverbindung
KV und die Vermittlungsanlage TK periodisch an den Applikationsserver RS gesandt werden.
Bei nicht ordnungsgemäßer Quittierung der Prüfdaten aus dem Applikationsserver RS
kann eine Fehlermeldung durch den Notrufmelder NM aktiviert werden, wenn inzwischen
ein Notruf mittels des Endgeräts EG durch einen Bewohner im Zimmer Z ausgelöst wird.
Das Endgerät EG weist zudem einen Akkusatz als eine unterbrechungsfreie Stromversorgung
(USV) auf, um seinen Betrieb und/oder den Betrieb des Notrufmelders NM bei Stromausfall
zu erhalten. Der Notrufmelder NM hat eine Ruflampe als Anzeige eines gestörten Notrufs
oder eine Störung in der Rufanlage RA.
Wenn ein Bewohner im Zimmer Z dringend Hilfe braucht und einen Notruf mittels des
Endgeräts EG ausgelöst hat, wird zuerst überprüfen, ob dieser ausgelöste Notruf an
den Applikationsserver RS weitergeleitet werden kann. Wenn keine Störung auftritt,
also der ausgelöste Notruf zügig weitergeleitet werden kann, wird die Ruflampe des
Notrufmelders NM nicht leuchten. Damit kann die gewünschte Privatsphäre des Bewohners
in diesem Fall geschützt werden. Wenn aber eine Störung vorliegt, wie z.B. Übertragungsstörung,
Zeitüberschreitung an der Kommunikationsverbindung KV oder USV-Zeit kurz vor dem Ende,
leuchtet die Ruflampe des Notrufmelders NM, da jetzt eine Notrufmeldung dem Privatsphäreschutz
des Bewohners voran liegen soll. Somit kann das zuständige Personal diesen Notruf
im Flur sehen, auch wenn es keinen Notruf bekommen hat.
Darüber hinaus, kann die USV-Zeit des Endgerätes EG in der Regel 8h bis 24h dauern,
während die Vermittlungsanlage TK nur 0,5h bis 1h USV-Zeit hat. Es entstehen ein erheblicher,
zusätzlicher Sicherheitsvorteil und somit eine Möglichkeit, die hohe USV-Zeit vom
Endgerät EG zur Notrufanzeige nutzen zu können, ohne dies teuer über eine erweiterte
USV-Versorgung oder die Rufzentrale RZ durchführen zu müssen. Dauert ein Stromausfall
über die USV-Zeit der Vermittlungsanlage TK an, kann ein Notruf folglich nicht durch
die Rufzentrale RZ weitergeleitet werden, kann diese wesentlich längere USV-Zeit vom
Endgerät auch nach der Norm EN 50134 zur Anzeige des Notrufs genutzt werden. Dadurch
kann diese, grundsätzlich vorhandene, USV-Zeit des Endgerätes aufgrund des Notrufmelders
NM ausgenutzt werden. Durch die Nutzung einer langen USV-Zeit wird die Sicherheit
und Einsatzfähigkeit der Rufanlage erhöht. Die USV-Zeit der Vermittlungsanlage TK
kann somit ohne wesentliche Nachteile auf eine kurze Zeit von 0,5 Stunde verringert
werden, damit die gesamten Kosten der Rufanlage reduziert werden können.
1. Rufanlage (RA), welche aufweist
- eine Rufzentrale (RZ) mit einer Vermittlungsanlage (TK) und mit einem datentechnisch
verbundenen Applikationsserver (RS) zur Erfassung und Weiterleitung von eingehenden
Notrufen,
- ein Endgerät (EG), welches zum Auslösen eines Notrufs über eine Kommunikationsverbindung
(KV) an der Vermittlungsanlage (TK) anschließbar und von der Rufzentrale (RZ) aus
überwachbar ist, und
- einen Notrufmelder (NM) als Anzeige, der mit dem Endgerät (EG) derart datentechnisch
verbunden ist, dass der Notrufmelder (NM) automatisch aktivierbar ist, wenn der mittels
des Endgeräts (EG) ausgelöste Notruf wegen einer Störung der Kommunikationsverbindung
(KV) unterbrochen ist.
2. Rufanlage (RA) nach Anspruch 1, wobei
der Notrufmelder (NM) eine optische Anzeige und/oder eine akustische Anzeige zur Anzeige
eines gestörten Notrufs aufweist.
3. Rufanlage (RA) nach Anspruch 1 oder 2, wobei
der Notrufmelder (NM) außerhalb eines Zimmers (Z), insbesondere an einem Türschild
des Zimmers, angeordnet ist.
4. Rufanlage (RA) nach einem der vorangegangenen Ansprüche, wobei das Endgerät (EG) und/oder
der Notrufmelder (NM) eine unterbrechungsfreie Stromversorgungseinheit, insbesondere
einen Akkusatz, aufweist.
5. Rufanlage (RA) nach einem der vorangegangenen Ansprüche, wobei der Notrufmelder (NM)
zur Anzeige einer Störung in der Rufanlage vorgesehen ist.
6. Rufanlage (RA) nach einem der vorangegangenen Ansprüche, wobei die Rufanlage (RA)
mit einem öffentlichen Telefonnetz (OT) verbunden ist.
7. Verwendung einer Rufanlage (RA) nach einem der vorangegangenen Ansprüche 1 bis 6 in
einer Betreuungseinrichtung wie Pflegeheim, Altersheim, Seniorenwohnheim oder Krankenhaus.
8. Verfahren zur Übermittlung eines Notrufs, bei dem Eingehende Rufe durch eine Rufzentrale
(RZ) mit einer Vermittlungsanlage (TK) und mit einem Applikationsserver (RS) erfasst
und weitergeleitet werden, wobei die Vermittlungsanlage (TK) mit dem Applikationsserver
(RS) datentechnisch verbundenen wird,
ein Endgerät (EG), welches zum Auslösen eines Notrufs über eine Kommunikationsverbindung
(KV) an der Vermittlungsanlage (TK) angeschlossen und von der Rufzentrale (RZ) aus
überwacht wird, und
ein Notrufmelder (NM) als Anzeige mit dem Endgerät datentechnisch derart verbunden
wird, dass der Notrufmelder (NM) automatisch aktiviert wird, wenn ein mittels des
Endgeräts (EG) ausgelöster Notruf wegen einer Störung der Kommunikationsverbindung
(KV) unterbrochen wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, wobei
ein optisches Signal und/oder ein akustisches Signal bei Aktivierung des Notrufmelders
(NM) zur Anzeige eines gestörten Notrufs generiert wird.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9, wobei
der Notrufmelder (NM) außerhalb eines Zimmers (Z), insbesondere an einem Türschild
des Zimmers (Z), angeordnet wird.
11. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche 8 bis 10, wobei
eine unterbrechungsfreie Stromversorgungseinheit, insbesondere ein Akkusatz, an dem
Endgerät (EG) und/oder dem Notrufmelder (NM) vorgesehen wird.
12. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche 8 bis 11, wobei
der Notrufmelder zur Anzeige einer Störung in der Rufanlage vorgesehen wird.
13. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche 8 bis 12, wobei
die Rufzentrale (RZ) mit einem öffentlichen Telefonnetz (OT) verbunden wird.