[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Informationssystem für Passagiere an einem Bahnsteig
nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1
[0002] Für die Fahrplaneinhaltung der Nahverkehrszüge ist es sehr wichtig, dass die Passagiere
sich dort befinden, wo der Zug tatsächlich hält. Dies wird sichergestellt durch Abfahrtsanzeigesysteme,
bei denen zu jedem Zug angegeben wird, in welchen Sektoren der Zug dann tatsächlich
anhalten wird. Üblicherweise sind die Sektoren längs eines Bahnsteigs mit Buchstaben
gekennzeichnet, z.B.:
- Sektor A,
- Sektor B,
:
- Sektor E,
- Sektor F.
[0003] Gerade bei längeren Zügen steigen die Passagiere dort ein, wo am Zielort am raschesten
und bequemsten ausgestiegen werden kann. Dies führt dazu, dass ein längerer Zug sehr
unterschiedlich mit Passagieren belegt sein kann, z.B. sehr hohe Belegung am Zugschluss.
Während der Fahrt ist oft kein Ausgleich möglich, da ein Zug aus mehreren Triebzügen
zusammengestellt ist, die auf jeder Seite einen Führerstand ohne Durchgangsmöglichkeiten
haben. Die Passagiere werden auf die unterschiedliche Belegung der Züge teilweise
mit Lautsprecherdurchsagen aufmerksam gemacht, beispielsweise:
«In den Sektoren D und E hat es noch genügend freie Plätze». Diese Lösung ist nur
teilweise befriedigend, da sie Personal erfordert und im allgemeinen Bahnhofslärm
Lautsprecherdurchsagen nicht eine besonders hohe Beachtungsquote haben.
[0004] Ausgehend von diesem Stand der Technik stellt sich die Aufgabe, ein Informationssystem
für Passagiere anzugeben, das die Belegung eines ankommenden Zuges so anzeigt, dass
sich die Passagiere vor Ankunft des Zuges in jene Sektoren begeben können, wo freie
Plätze bzw. eine nicht hohe Belegung angezeigt wird.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss durch ein Informationssystem für Passagiere mit
den Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0006] Vorteilhafte Weiterbildungen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
[0007] Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nachfolgend anhand der Zeichnung näher
erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- Darstellung der Signalisierung für die Zugspassagiere an einem Perron;
- Fig. 2
- Involvierte Komponenten zur Informationsbeschaffung und Verteilung.
[0008] Figur 2 zeigt die in einem Nahverkehrssystem prinzipiell vorhanden und bekannten
Komponenten in einer vereinfachten Darstellung. Diese Darstellung trifft aufgrund
der Bahnhofsnamen offensichtlich für ein Nahverkehrssystem zu. Diese Komponenten sind
jedoch ebenfalls in einem Fernverkehrssystem vorhanden, die Bahnhöfe sind weiter voneinander
entfernt und zwischen den Bahnhöfen ist eine Mehrzahl von sogenannten Blockstellen
angerdnet.
[0009] Ein Leitsystem 2 mit Datenbanken ist über Leitungen 5 mit den GSM-R - Antennen verbunden
über Leitungen 5 verbunden. Ob dies nun sternförmig oder vermittelt ist, ist für die
Ausführung der vorliegenden Erfindung unerheblich. In dieser vereinfachten Darstellung
gemäss der Figur 2 sind die für ein GSM-System erforderlichen Komponenten wie z.B.
Switches, HLR, VLR usw. nicht dargestellt. Über dieses Übertragungssystem GSM-R werden
die Daten für die Zugssicherung gemäss ETCS übertragen. Es können jedoch auch betriebliche
Daten an das Leitsystem 2 bidirektional und adressiert übertragen werden.
[0010] Für die Ausführung der vorliegenden Erfindung ist es erforderlich, dass in den Zügen
1 die Belegung durch Passagiere erfasst wird. Dazu sind verschiedene Systeme bekannt.
Nachstehend wird nicht exakt unterschieden zwischen Komposition und Wagen, aus dem
Kontext heraus ist jedoch offensichtlich, wie dies zu verstehen ist, eine Unklarheit
kann daraus nicht abgeleitet werden.
Erfassung mit sogenanntem Electronic Ticketing
[0011] In
EP 1 210 693 B1 [1] ist ein System und ein Verfahren offenbart, dass die wagengenaue Erfassung von
Passagieren erlaubt. Die Passagiere tragen dazu eine Smartcard - in [1] elektronisches
Billett genannt - auf sich. Zwischen dieser Smartcard und dem betreffenden Wagen ist
eine bidirektionale Kommunikation etabliert, die die wagengenaue Erfassung der elektronischen
Billette erlaubt. Bei einem Wechsel des Wagens im fahrenden Zug wird dies von diesem
System detektiert und entsprechend registriert.
Erfassung der Beladung von Eisenbahnwagen
[0012] Zur Erhöhung des Reisekomforts sind die Eisenbahnwagen 1 vielfach mit einer Luftfederung
versehen. Die Tara eines Eisenbahnwagens 1 liegt in der Grössenordnung von 25t bis
40t. Das Fassungsvermögen eines Eisenbahnwagens 1 ist mit 80 bis 140 Personen zu veranschlagen.
Als Nutzlast ergibt sich bei einem angenommenen tiefen durchschnittlichen Körpergewicht
von 70kg folgende Last pro Wagen:


[0013] Diese Werte liegen für eine ¼ - Belegung in der Grössenordnung von 3% des Wagengewichtes,
für eine volle Besetzung in der Grössenordnung > 12%. Somit kann durch Messung des
Luftdruckes pro Drehgestell die Belegung pro Wagen 1 auf einfache und zuverlässige
Weise erfasst werden.
[0014] Es sind weitere Systeme zur wagengenauen Belegung durch Passagiere bekannt, z.B.
auch durch ein System der Firma Dilax: DILAX Intelcom GmbH ist ein international tätiger
Anbieter vollautomatischer Fahrgast- und Besucher-Zählsystemen. So sind auch Sensoren
über den Sitzplätzen zur Erfassung von Passagieren bekannt, welche die Anzeige freier
Sitzplätze ermöglichen.
[0015] Die vorstehend genannte Erfassung der Belegung wird vom Zug aus z.B. über GSM-R an
ein Leitsystem übermittelt. Jeder Wagen 1 eines Zuges hat eine Identität und Ordnung
innerhalb der Komposition. Mit der Übermittlung von Belegung, Ordnung/Identität des
Wagens innerhalb der Komposition ist im Leitsystem 2 somit die wagengenaue Belegung
abgebildet. Bei der Erfassung mittels Messung des Luftdruckes ist das Belegungsabbild
sogar auf die Hälfte eines Wagens in eingeschränkter Weise vorhanden.
[0016] Im Leitsystem 2 ist ebenfalls die Topologie, das heisst die Länge des Bahnsteiges
3 und die möglichen Halteorte der Spitze einer Komposition am betreffenden Bahnhof
ebenfalls abgebildet. Im Leitsystem selber ist für einen Kurs die Länge abgebildet,
z.B. werden zu Stosszeiten mehrere Kompositionen 1 zusammengehängt um eine grössere
Transportkapazität bereitzustellen. Für solche mehrere Kompositionen umfassende Kurse
ist der Halteort der Zugspitze in der Regel entsprechend verschoben. Dies ist abhängig
vom jeweiligen Bahnhof, damit die Passagiere möglichst rasch zum Zug gelangen können.
Diese vorgenannten Informationen sind kurs- und bahnhofspezifisch ebenfalls im Leitsystem
2 gespeichert und verfügbar.
[0017] Vor der Einfahrt einer Komposition 1 in einen Bahnhof werden die vorgenannten Informationen,
das sind Belegung pro Wagen, mutmasslicher Halteort der Komposition, Gliederung des
Perrons 3 in Sektoren im Leitsystem aufbereitet gemäss folgender Tabelle:
| Sektor A |
Belegungswert 4.1 oder 4.2 oder 4.3 oder 4.0 |
| Sektor B |
Belegungswert 4,1 oder 4.2 oder 4.3 oder 4.0 |
| : |
|
| Sektor F |
Belegungswert 4.1 oder 4.2 oder 4.3 oder 4.0 |
[0018] Diese strukturierte Information wird vom Leitsystem 2 an den betreffenden Bahnhof
3 adressiert übermittelt. «Adressiert» heisst, dass die Übermittlung an Anzeigemittel
4 an jenen Bahnsteig 3 des Bahnhofes 3 erfolgt, der vom betreffenden Zug bedient werden
wird. Es wird hier zur Vereinfachung nicht exakt unterschieden zwischen Bahnsteig
und Bahnhof, wohlwissend dass in aller Regel an einem Bahnhof mehrere Bahnsteige vorhanden
sind, diese Ungenauigkeit hat jedoch keinen Einfluss zum Verständnis der vorliegenden
Erfindung.
[0019] In der Figur 1 ist ein Bahnsteig 3 mit einem Teil einer Komposition 1 gezeigt. In
einer ersten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung sind im Boden Anzeigemittel
4 eingelassen, die z.B. in einem Abstand von 2m angeordnet sind. Diese Anzeigemittel
können beispielsweise LED-Arrays 4 sein, die Licht in den Farben grün, orange und
rot abgeben. Die Bedeutung der Farben bzw. der Ansteuerung kann wie folgt belegt werden
| 4.0 |
inaktiv: |
kein Wagen, |
| 4.1 |
grün : |
nicht belegt, |
| 4.2 |
orange : |
teilweise belegt, |
| 4.3 |
rot : |
belegt, überfüllt. |
[0020] Durch diese Granularität der Anordnung der Anzeigemittel 4 im Abstand von beispielsweise
2m ist es möglich, die Passagiere direkt vor oder neben den Ausstieg zu lenken. Eine
Lenkung der Passagiere neben den Ausstieg hat den Vorteil, dass dadurch der Passagierfluss
erleichtert wird, da sich aussteigende und auf dem Perron 3 wartende Passagiere sich
dadurch nicht behindern. Wie bereits vorstehend erwähnt, sind diese Daten, also auch
wagenspezifische Daten wie z.B. die Lage der Türen im Leitsystem 2 vorhanden.
[0021] Eine weitere Ausführungsform der vorliegenden Erfindung kann durch die Ansteuerung
bestehender Text-Anzeigesysteme erfolgen. Diese werden auch «Abfahrtsanzeigeeinheit»
oder auch «Fahrgastinformationssystem» FIA genannt. Je nach deren Anzahl auf dem Bahnsteig
können diese Anzeigesysteme 4 oder eben Abfahrtsanzeigeeinheiten 4 die Belegung wiederum
direkt für den betreffenden Sektor anzeigen. Es ist jedoch möglich, dass alle Anzeigesysteme
4 identisch angesteuert werden und in Textform die Sektoren A, B, C, usw. mit verschiedenen
Farben hinterlegt sind, die die Belegung der ankommenden Komposition 1 signalisieren.
Liste der verwendeten Bezugszeichen
[0022]
- 1
- Zug, Triebfahrzeugeinheit, Komposition; Wagen
- 2
- Zentrales Leitsystem mit Datenbanken
- 3
- Perron, Bahnsteig
- 4
- Anzeigemittel; Lichtmittel, LED, LED-Array; Abfahrtsanzeigeeinheit
- 4.0
- Anzeigemittel mit Bedeutung: hier ist kein Wagen, inaktiv
- 4.1
- Anzeigemittel mit Bedeutung nicht belegt
- 4.2
- Anzeigemittel mit Bedeutung teilweise belegt
- 4.3
- Anzeigemittel mit Bedeutung belegt, voll, ggf. überfüllt
- 5
- Leitungen, Verbindungsleitungen
- 6
- Verbindungsleitungen Leitsystem - Bahnhöfe, z.B. LAN/WAN
Liste der zitierten Dokumente
«VERFAHREN UND SYSTEM ZUR REGISTRIERUNG VON BILLETTEN»
Siemens VDO Automotive AG, 8212 Neuhausen (CH)
Liste der verwendeten Akronyme
[0024]
ETCS European Train Control System
GSM Global System for Mobile Communication
GSM-R Global System for Mobile Communication for Railways
HLR Home Location Register
LED Light emitting diode
VLR Visitor Location Register
1. Informationssystem für an einem in Sektoren gegliederten Bahnsteig (3) eines Bahnhofes
auf einen ankommenden Zug (1) wartende Passagiere, wobei
das Informationssystem Informationen in visueller Form (4.1, 4.2, 4.3) für die Passagiere
bereit hält und wobei das Informationssystem mit einer zentralen Datenbank (2) gekoppelt
ist, in welcher wenigstens folgende Daten des ankommenden Zuges gespeichert sind:
- Zugsidentifikation,
- Zugslänge,
- Halteort am Bahnhof;
dadurch gekennzeichnet, dass
für dem ankommenden Zug (1) dessen Belegung durch Passagiere mit einer Passagiererfassung
registrierbar ist und an die zentrale Datenbank (2) die Belegung übermittelbar ist
und dass das Informationssystem (4) pro Sektor des Bahnsteiges (3) die erfasste Belegung
(4.1, 4.2, 4.3) anzeigt.
2. Informationssystem für auf einen ankommenden Zug (1) wartende Passagiere nach Anspruch
1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Anzeige der Belegung (4.1, 4.2, 4.3) individuell pro Sektor durch in den Boden
des Bahnsteigs eingelassene Lichtmittel (4) erfolgt.
3. Informationssystem für auf einen ankommenden Zug wartende Passagiere nach Anspruch
2,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Belegung durch verschieden farbige Lichtmittel (4.1, 4.2, 4.3) erfolgt.
4. Informationssystem für auf einen ankommenden Zug wartende Passagiere nach Anspruch
1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Anzeige der Belegung individuell pro Sektor durch Text in einer Abfahrtsanzeigeeinheit
(4) erfolgt.
5. Informationssystem für auf einen ankommenden Zug wartende Passagiere nach einem der
Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Erfassung der Belegung durch Passagiere wagenindividuell Erfassung des Wagengewichtes
erfolgt.
6. Informationssystem für auf einen ankommenden Zug wartende Passagiere nach Anspruch
5,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Wagengewicht durch eine Messung des Luftdruckes der Luftfederung pro Drehgestell
erfolgt.
7. Informationssystem für auf einen ankommenden Zug wartende Passagiere nach einem der
Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Erfassung der Belegung durch Passagiere wagenindividuell durch ein Elektronisches
Billett erfolgt.
8. Informationssystem für auf einen ankommenden Zug wartende Passagiere nach einem der
Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Erfassung der Belegung durch Passagiere mittels bei den Sitzplätzen angeordneten
Sensoren wagenindividuell erfolgt.