[0001] Die Erfindung geht von einem Verfahren mit den im Oberbegriff des Anspruchs 1 angegebenen
Merkmalen aus. Ein solches Verfahren ist in dem Aufsatz "Das elektronisch gesteuerte
Glühsystem ISS für Dieselmotoren, veröffentlicht in der
DE-Z MTZ Motortechnische Zeitschrift 61, (2000) 10, S. 668-675, bekannt.
[0002] Figur 1 zeigt das Blockschaltbild eines Glühkerzen-Steuergerätes 1 zum Durchführen
des bekannten Verfahrens. Dieses Steuergerät enthält einen Mikroprozessor 2 mit integriertem
Digital-Analog-Wandler, eine Anzahl MOSFET-Leistungshalbleiter 3 zum Ein- und Ausschalten
einer gleichen Anzahl von Glühkerzen 4, eine elektrische Schnittstelle 5 zum Verbinden
mit einem Motorsteuergerät 6 und eine interne Spannungsversorgung 7 für den Mikroprozessor
2 und für die Schnittstelle 5. Die interne Spannungsversorgung 7 hat über die "Klemme
15" des Fahrzeuges Verbindung mit der Fahrzeugbatterie.
[0003] Der Mikroprozessor 2 steuert die Leistungshalbleiter 3 an, liest deren Statusinformationen
und kommuniziert über die elektrische Schnittstelle 5 mit dem Motorsteuergerät 6.
Die Schnittstelle 5 nimmt eine Anpassung der Signale vor, die zur Kommunikation zwischen
dem Motorsteuergerät 6 und dem Mikroprozessor 2 benötigt werden. Die Spannungsversorgung
7 liefert eine stabile Spannung für den Mikroprozessor 2 und für die Schnittstelle
5.
[0004] Glühkerzen haben die Aufgabe, bei einem Kaltstart des Dieselmotors eine sichere Entzündung
des Kraftstoff-Luft-Gemisches zu bewirken und danach in einer Nachglühphase einen
gleichmäßigen Lauf des Dieselmotors zu bewirken, bis er so warm ist, dass er auch
ohne Unterstützung durch Glühkerzen gleichmäßig rund läuft. Die Nachglühphase dauert
bis zu einigen Minuten. In der Nachglühphase soll die Glühkerze eine gleich bleibende
Temperatur, die Beharrungstemperatur, annehmen, für welche bei Stahlglühkerzen ca.
1000° C ein typischer Wert ist. Um die Beharrungstemperatur beizubehalten, wird bei
modernen Glühkerzen nicht die volle Spannung aus dem Bordnetz des Fahrzeugs benötigt,
sondern lediglich eine Spannung von typisch 5 Volt bis 6 Volt. Der Mikroprozessor
2 steuert die Leistungshalbleiter 3 zu diesem Zweck durch ein Verfahren der Pulsweiten-Modulation,
was zur Folge hat, dass die Spannung aus dem Bordnetz, welche den Leistungshalbleitern
3 über die "Klemme 30" des Fahrzeugs zugeführt wird, so moduliert wird, dass die gewünschte
Spannung an den Glühkerzen im zeitlichen Mittel anliegt.
[0005] Wird der Dieselmotor kalt gestartet, dann versorgt das Steuergerät 1 die Glühkerzen
4 mit einer höheren Aufheizspannung von z.B. 11 Volt, um möglichst rasch eine Temperatur
der Glühkerzen in Höhe der Beharrungstemperatur oder - vorzugsweise - vorübergehend
noch einige 10° C mehr zu erreichen.
Nach der Offenbarung in MTZ 61 (2000) 10, S. 668.675, erfolgt das schnelle Aufheizen der Glühkerzen in der Vorglühphase energiegesteuert,
d. h., der jeweiligen Glühkerze wird eine Energie zugeführt, die so vorbestimmt ist,
dass die Beharrungstemperatur auf jeden Fall erreicht wird. Vorzugsweise wird die
Beharrungstemperatur zunächst einmal überschritten und sinkt danach auf die Beharrungstemperatur
ab.
[0006] Nach einem Kaltstart befindet sich der Motor für eine gewisse Zeitspanne in der so
genannten Kaltlaufphase, welche durch eine Leerlaufdrehzahl gekennzeichnet ist, welche
über der Leerlaufdrehzahl bei betriebswarmem Motor liegt. In der Kaltlaufphase wird
die an den Glühkerzen liegende effektive Spannung, d.h., die infolge der Pulsweitenmodulation
im zeitlichen Mittel anliegende Spannung, von der anfänglichen Aufheizspannung von
z.B. 11 Volt (der "Anfangswert") stufenweise abgesenkt auf eine Spannung von z.B.
6 Volt (der "Endwert" der Spannung), mit welcher die Beharrungstemperatur der Glühkerzen
von z.B. 1000° C gehalten werden kann. Schwankungen der Bordnetzspannung können bei
der Pulsweitenmodulation durch Verändern der Einschaltzeit ausgeregelt werden.
[0007] Beim Stand der Technik erfolgt das stufenweise Absenken der im zeitlichen Mittel
an den Glühkerzen 4 anliegenden Spannung in der Kaltlaufphase während einer vorgegebenen
Zeitspanne nach Erfahrungswerten, die im Mikroprozessor 2 gespeichert sind. Die Zeitspanne,
während welcher die effektive Spannung in der Kaltlaufphase angehoben wird, ist höchstens
so lang wie die Kaltlaufphase selbst, vorzugsweise kürzer als diese.
[0008] Je nach Motordrehzahl und Motorlast bzw. Motordrehmoment werden die Glühkerzen unterschiedlich
stark abgekühlt. Um nach der Kaltlaufphase, aber vor Erreichen der normalen Betriebstemperatur
des Motors, dennoch bei betriebswarmem Motor die Glühkerzentemperatur konstant zu
halten, wird die den Glühkerzen zugeführte elektrische Leistung den sich ändernden
Bedingungen angepasst. Dies geschieht entsprechend den Vorgaben aus dem Motorsteuergerät
6 durch Anheben oder Absenken des Endwertes der im zeitlichen Mittel an den Glühkerzen
4 anliegenden Spannung.
[0009] Es ist Stand der Technik, dass das Motorsteuergerät auf der Grundlage von Auswertungen,
die es selber trifft, entscheidet, wann Glühvorgänge ausgelöst werden und wie lange
sie andauern. Zu diesem Zweck verfügt das Motorsteuergerät über eine Intelligenz,
die mit Hilfe einer State-Machine ausgeübt wird, welche in das Motorsteuergerät integriert
ist. Die State-Machine arbeitet nach einem starren, fest vorgegebenen Schema und erzeugt
Befehlssignale, welche dem üblicherweise am Motorblock angebrachten Glühkerzensteuergerät
übermittelt werden, welche die Vorgabe des Motorsteuergerätes umsetzt und unter Berücksichtigung
eines im Glühkerzensteuergerät gespeicherten Modells der Glühkerzen die elektrische
Leistung steuert, die den Glühkerzen zugeführt wird. Dazu bedarf es einer gegenseitigen
Anpassung der beiden Steuergeräte und der in ihnen ablaufenden Algorithmen, soweit
sie die Steuerung der Glühkerzen betreffen.
[0010] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, den Aufwand für das Verwirklichen
der Steuerung von Glühkerzen zu verringern.
[0011] Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren mit den im Patentanspruch 1 angegebenen
Merkmalen. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0012] Das erfindungsgemäße Verfahren zum Betreiben von Glühkerzen, die mit einem Glühelement
in einen Dieselmotor hineinragen, welcher mit einem Motorsteuergerät und mit einem
Glühkerzensteuergerät zusammenarbeitet, welches im Anschluss an eine Vorglühphase
die den Glühkerzen zugeführte elektrische Leistung in Abhängigkeit von einer vom Motorsteuergerät
erhaltenen Vorgabe steuert, ist dadurch gekennzeichnet, dass das Motorsteuergerät
eine Größe ermittelt, welche ein Maß für eine Soll-Beharrungstemperatur ist, die am
Glühelement auftreten soll, und diese Größe als Zielvorgabe an das Glühkerzensteuergerät
übermittelt, welches diese Zielvorgabe mit einem im Glühkerzensteuergerät gespeicherten
Algorithmus und unter Berücksichtigung von im Glühkerzensteuergerät gespeicherten
Kennwerten umsetzt, wobei die Zielvorgabe eine Änderung der Beharrungstemperatur des
Glühelements von einer ersten Soll-Beharrungstemperatur zu einer zweiten Soll-Beharrungstemperatur
bewirkt.
[0013] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren kann die Temperatur des Glühelements bei laufendem
Motor in Abhängigkeit von dem Betriebszustand des Dieselmotors geändert werden. Für
die Temperatur einer Glühkerze im Anschluss an eine Vorglühphase, also bei laufendem
Motor, hat sich der Begriff Beharrungstemperatur eingebürgert, da diese nach dem Stand
der Technik möglichst konstant gehalten wird. Obwohl bei einem erfindungsgemäßen Verfahren
die Temperatur bei laufendem Motor nach Vorgaben des Motorsteuergeräts geändert werden
kann, und folglich nicht konstant bleibt, wird der gebräuchliche Begriff Beharrungstemperatur
beibehalten. Bei einem erfindungsgemäßen Verfahren gibt es im Unterschied zum Stand
der Technik eben nicht nur eine einzige, sondern mehrere Soll-Beharrungstemperaturen,
gemäß welchen das Glühkerzensteuergerät die Temperatur des Glühelements steuert.
[0014] Das hat wesentliche Vorteile:
- Das Glühkerzensteuergerät erhält eine Zielvorgabe, nämlich die Temperatur, die am
Glühelement auftreten soll, oder eine Größe, welche ein Maß für diese Temperatur ist,
welche aus der Sicht des Motorbetriebes die eigentlich funktionsgerechte Zielgröße
ist, denn die Temperatur des Glühelementes, insbesondere dessen Oberflächentemperatur
ist entscheidend dafür, dass das Kraftstoff-LuftGemisch in der Start- und Kaltlaufphase
des Dieselmotors einwandfrei gezündet werden kann und sie kann in weiteren Motor-Betriebspunkten
einen entscheidenden Einfluss auf Emission und Motorlauf haben.
- Die Mindestanforderung an die Temperatur des Glühelementes der Glühkerzen, um eine
Zündung des Kraftstoff-Luft-Gemisches zu erreichen, hängt vom Typ des Motors, von
seinem Betriebszustand und von der Fahrweise ab, wohingegen die Abhängigkeit vom Typ
der verwendeten Glühkerze vernachlässigbar ist. Es ist deshalb optimal, wenn das Motorsteuergerät
eine Größe ermittelt, die ein Maß für die Temperatur, die am Glühelement der Glühkerzen
auftreten soll. Diese Größe kann mit der Soll-Temperatur übereinstimmen oder systematisch
geringfügig von ihr abweichen.
- Das Verhalten von Glühkerzen im Dieselmotor ist abhängig vom Typ der Glühkerze. Es
ist deshalb optimal, die Kennwerte und Randbedingungen, unter denen das Glühelement
von Glühkerzen eine als Ziel vorgegebene Temperatur annimmt, ausschließlich im Glühkerzensteuergerät
zu berücksichtigen, denn dann benötigt das Glühkerzensteuergerät nur eine einzige
Zielvorgabe, nämlich die Temperatur, die am Glühelement auftreten soll, oder eine
Größe, die ein Maß für diese Temperatur ist.
- Das Glühkerzensteuergerät kann auf der Grundlage der Zielvorgabe selbständig arbeiten.
Umgekehrt kann das Motorsteuergerät ohne besondere Rücksichtnahme auf die konkrete
Arbeitsweise des Glühkerzensteuergerätes arbeiten, solange es nur eine Zielvorgabe
für die Temperatur liefert, die vom Glühkerzensteuergerät verarbeitet werden kann.
- Infolgedessen können das Motorsteuergerät auf der einen Seite und das Glühkerzensteuergerät
auf der anderen Seite in Aufbau und Arbeitsweise im wesentlichen unabhängig voneinander
verwirklicht werden. Wechselseitige Einschränkungen für die Arbeitsweise der beiden
Steuergeräte sind minimiert, was bedeutet, dass es für das Gestalten der beiden Steuergeräte
und ihrer Arbeitsweisen ein Maximum an Freiheitsgraden gibt. Der Entwickler des Motorsteuergerätes
ist insbesondere nicht mehr durch eine nach einem starren Schema arbeitende, auf das
Glühkerzensteuergerät abgestimmte State-Machine eingeschränkt.
- Der Glühkerzenhersteller, welcher prädestiniert dafür ist, das Steuergerät für die
von ihm zur Verfügung gestellten Glühkerzen herzustellen und seine Arbeitsweise zu
bestimmen, kann dieses ohne besondere Rücksichtnahme auf das Motorsteuergerät tun.
- Da das Motorsteuergerät die Temperatur, die am Glühelement der Glühkerzen auftreten
soll, vorgibt, besteht keine Abhängigkeit der Steuerung der Glühkerzen von einem Zustand
der Motorsteuerung oder von einem Zustandsübergang in der Motorsteuerung. Das Glühkerzensteuergerät
kann auf jede Vorgabe des Motorsteuergerätes autonom reagieren.
[0015] Im Stand der Technik werden die Glühkerzen im Anschluss an eine Vorglühphase so gesteuert,
dass die Temperatur, die am Glühelement auftritt, nach Möglichkeit auf einem vorgegebenen
Wert verharrt, weshalb diese Temperatur als die Beharrungstemperatur bezeichnet wird.
In vorteilhafter Weiterbildung der Erfindung ist die Zielvorgabe, die das Motorsteuergerät
für die Temperatur liefert, die am Glühelement auftreten soll, jedoch bei laufendem
Dieselmotor veränderlich, so dass die Beharrungstemperatur an den Betriebszustand
des Dieselmotors angepasst werden kann. Das führt zu einer Reihe weiterer Vorteile:
- Die Glühkerzentemperatur kann optimiert werden, indem sie an den Betriebszustand des
Dieselmotors angepasst wird.
- Die Glühkerze kann nicht nur in der Startphase und wenige Minuten danach eingesetzt
werden, sondern kann über einen längeren Zeitraum verbrennungsunterstützend eingesetzt
werden.
- Das Einsetzen von Glühkerzen zur Verbrennungsunterstützung erlaubt eine Reduzierung
des Schadstoffausstoßes des Dieselmotors.
- Eine Verlängerung der Einsatzdauer von Glühkerzen ist von besonderem Vorteil im Hinblick
auf die Bestrebung der Hersteller von Dieselmotoren, die Verdichtung des Dieselmotors
herabzusetzen, um den Ausstoß von Stickoxiden zu vermindem. Mit abnehmender Verdichtung
verschlechtert sich jedoch das Kaltlaufverhalten des Dieselmotors und die Zündtemperatur
des Kraftstoff-Luft-Gemisches steigt an. Diesen Nachteilen kann die Weiterbildung
der Erfindung abhelfen.
- Mit zunehmender Erwärmung des Motors kann die Temperatur am Glühelement der Glühkerzen
verringert werden. Das führt zu einer Verlängerung der Lebensdauer der Glühkerzen.
- In Schubphasen des Dieselmotors können die Glühkerzen mit stark reduzierter Glühleistung
zur Verbrennungsunterstützung betrieben werden, was zur Erhöhung der Lebensdauer der
Glühkerzen beiträgt.
- Bei steigender Motorbelastung, insbesondere bei Volllast, kann die Temperatur des
Glühelementes der Glühkerzen zeitweise erhöht werden, um die Verbrennung zu unterstützen
und den Schadstoffausstoß zu vermindern sowie um bei noch nicht betriebsamem Motor
die Laufruhe des Motors zu verbessern.
- Fahrzeuge, die im Abgasstrang des Dieselmotors einen Partikelfilter haben, müssen
diesen von Zeit zu Zeit regenerieren, z. B. durch zeitweises Erhöhen der Abgas-Temperatur,
um die am Filter haftenden Partikel zu verbrennen. Die Temperaturerhöhung kann z.
B. durch Nacheinspritzen von Dieselkraftstoff in die Zylinder während der Expansionsphase
erreicht werden. Wird in dieser Phase das Glühelement bei niedriger Temperatur betrieben,
begünstigt das die Temperaturerhöhung am Partikelfilter. Besonders hervorzuheben ist
die Möglichkeit, die Glühkerzentemperatur dann abzusenken, wenn die im Stand der Technik
eingestellte relativ hohe Beharrungstemperatur von z. B. 1000°C bei Stahlglühkerzen
nicht benötigt wird. Die sich daraus ergebende verringerte Belastung der Glühkerze
kann entweder genutzt werden, um deren Lebensdauer drastisch zu verlängern oder um
sie ohne Einbuße an Lebensdauer über längere Zeiträume verbrennungsunterstützend einzusetzen.
[0016] Das Motorsteuergerät ermittelt die Zielvorgabe für die Temperatur am Glühelement
der Glühkerze in vorteilhafter Weise in Abhängigkeit vom Betriebszustand des Dieselmotors.
Dabei kommt nicht nur eine Berücksichtigung des aktuellen Betriebszustandes des Dieselmotors
in Frage, vielmehr kann auch die vorausgegangene Entwicklung des Betriebszustandes
des Dieselmotors, die das Motorsteuergerät mit Hilfe von ihm zugeordneten Sensoren
beobachten kann, bei der Ermittlung der Zielvorgabe für die Temperatur berücksichtigt
werden. Das erlaubt eine schnellere Reaktion auf Änderungen des Betriebszustandes
des Dieselmotors, die auf der Grundlage der beobachteten vorausgegangenen Entwicklung
sogar für einen gewissen Zeitraum prognostiziert werden kann. Insbesondere kann das
das Motorsteuergerät die Entwicklung des Motorzustands prognostizieren und die Zielvorgabe
in Abhängigkeit von der prognostizierten Entwicklung des Motorzustands ermitteln.
Dabei kann das Motorsteuergerät die Entwicklung des Motorzustands auf der Grundlage
der voraus gegangenen Entwicklung des Motorzustandes prognostizieren.
[0017] Bevorzugt unterscheiden sich die erste und die zweite Soll-Beharrungstemperatur höchstens
um 300 K, besonders bevorzugt um nicht mehr als 200 K. Die für verschiedene Betriebszustände
eines Dieselmotors optimalen Temperaturen liegen typischerweise in einem Bereich von
1000°C bis 1300°C, so dass die erste Soll-Beharrungstemperatur bevorzugt mindestens
1000°C beträgt. Anpassungen der Soll-Beharrungstemperatur an geänderte Umstände machen
deshalb nur sehr selten größere Temperatursprünge als 300 K erforderlich; meist liegt
der Unterschied zwischen der ersten und der zweiten Beharrungstemperatur bei nicht
mehr als 200 K, insbesondere bei nicht mehr als 150K.
[0018] Je nachdem ob die zweite Soll-Beharrungstemperatur größer oder kleiner als die erste
Soll-Beharrungstemperatur ist, wird das Glühelement zur Änderung der Beharrungstemperatur
aufgeheizt oder abgekühlt. Bevorzugt bewirkt der bei einem Aufheizen von dem Glühkerzensteuergerät
ausgeführte Algorithmus ein Überschwingen der Temperatur des Glühelements über die
zweite Soll-Beharrungstemperatur hinaus. Dies hat den Vorteil einer besonders schnellen
Anpassung der Glühtemperatur an einen geänderten Betriebszustand des Motors. In entsprechender
Weise bewirkt der bei einem Abkühlen von dem Glühkerzensteuergerät ausgeführte Algorithmus
ein Überschwingen, eigentlich ein Unterschwingen, der Temperatur des Glühelements
unter die zweite Soll-Beharrungstemperatur.
[0019] Für die Wirksamkeit einer Glühkerze kommt es primär auf die Oberflächentemperatur
des Glühelements der Glühkerzen an. Die Oberflächentemperatur ist deshalb primäres
Ziel für die vom Motorsteuergerät zu ermittelnde Vorgabe. Bevorzugt ist deshalb die
Zielvorgabe ein Maß für die Oberflächentemperatur des Glühelements der Glühkerzen
ist.
[0020] Die Oberflächentemperatur des Glühelementes der Glühkerzen kann insbesondere bei
keramischen Glühkerzen aus dem temperaturabhängigen Wertes des elektrischen Widerstands
gemessen werden.
[0021] Es ist jedoch möglich, aus Erfahrungswerten, welche auf einem Motorprüfstand gewonnen
werden können, ein Modell für das Verhalten eines bestimmten Glühkerzentyps in einem
bestimmten Dieselmotor zu bilden und dieses in Form von Kennlinien und/oder Kennfeldern
im Glühkerzensteuergerät zu speichern und nach den gespeicherten Kennlinien und Kennfeldern
die Glühkerzen so anzusteuern, dass sie zu bestimmten Zeiten mit einer bestimmten
effektiven Spannung versorgt werden, mit welcher man die Zieltemperatur erreicht oder
ihr hinreichend nahe kommt. Für die Auswahl der effektiven Spannung und der Länge
der Zeiträume in denen die Glühkerzen mit der ausgewählten effektiven Spannung versorgt
werden, werden im Glühkerzensteuergerät Kennwerte und Randbedingungen berücksichtigt,
die im Glühkerzensteuergerät gespeichert sind. Zu den Kennwerten und Randbedingungen,
die im Glühkerzensteuergerät gespeichert sein können und von denen eine oder mehrere
berücksichtigt werden können, gehören der Motortyp, der Glühkerzentyp, der elektrische
Widerstand der Glühkerzen bei einer Referenztemperatur, die Abhängigkeit des elektrischen
Widerstandes der Glühkerze von der Temperatur, die Wärmekapazität der Glühkerzen,
das Abkühlverhalten der Glühkerzen in Abhängigkeit von der Drehzahl des Motors, von
der Kühlmitteltemperatur und vom Vorzeichen einer Drehzahländerung des Motors, ferner
die Wärmezufuhr aus Verbrennungen unter einem oder mehreren ausgewählten Lastzuständen
des Motors. Auch Grenz- und Schwellenwerte, welche die Umsetzung der vom Motorsteuergerät
übermittelten Zielvorgabe im Glühsteuergerät begrenzen, können mit Vorteil berücksichtigt
werden; so kann z. B. sichergestellt werden, dass eine vom Motorsteuergerät übermittelte
Zielvorgabe für die Temperatur des Glühelementes, welche die eingesetzten Glühkerzen
überlasten würde, auf einen Wert begrenzt wird, der für die eingesetzten Glühkerzen
noch zuträglich ist. Die Zielvorgabe des Motorsteuergerätes für die Temperatur des
Glühelementes kann deshalb in einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung vom
Glühkerzensteuergerät interpretiert und an den eingesetzten Glühkerzentyp angepasst
werden, nachdem das Glühkerzensteuergerät ihn selbst ermittelt hat oder er dem Glühkerzensteuergerät
eingegeben worden ist. Die Anpassung kann in einer Erhöhung oder Erniedrigung der
Temperaturvorgabe und in einer Änderung des dahin führenden Temperaturverlaufs liegen,
der ausgehend von einer im Glühsteuergerät gespeicherten Musterkennlinie einer Glühkerze
durch Abwandlung der Musterkennlinie bestimmt werden könnte. Im Glühkerzensteuergerät
wird daraufhin festgelegt, mit welcher Energie die Glühkerzen versorgt werden sollen
und sie werden dann entsprechend gesteuert. Auch die Kühlmitteltemperatur kann zur
Bildung eines Grenzwertes herangezogen werden, z. B. in der Weise, dass eine Zielvorgabe
des Motorsteuergerätes für eine höhere Glühkerzentemperatur unberücksichtigt bleibt,
um die Glühkerzen zu schonen, wenn und solange die Kühlmitteltemperatur einen Grenzwert
überschreitet.
[0022] In Ergänzung zu der Zielvorgabe für die Temperatur des Glühelementes der Glühkerzen
kann das Glühkerzensteuergerät bei der Umsetzung der Zielvorgabe mit Vorteil Parameter
berücksichtigen, welche ihm von außen, vorzugsweise vom Motorsteuergerät, zugeführt
werden, nämlich z. B. die Kraftstoff-Einspritzmenge je Takt, die Kühlmitteltemperatur,
die Drehzahl des Dieselmotors, das Vorzeichen einer Drehzahländerung des Dieselmotors
und die Temperatur der in die Zylinder des Dieselmotors einströmenden Verbrennungsluft.
[0023] Das Glühsteuergerät kann ferner die maximal mögliche Temperatur z. B. beim Einsatz
von Stahl-Glühkerzen berücksichtigen. Es kann auf Basis des durch das Glühsteuergerät
ermittelten oder eines mitgeteilten Glühkerzentyps die vorgegebene Temperatur begrenzen
oder interpretieren.
[0024] Vorzugsweise wird die Zielvorgabe für die Temperatur des Glühelementes vom Motorsteuergerät
so ermittelt, dass zunächst eine Grundtemperatur für die Nachglühphase vorgegeben
wird und dass eine niedrigere Temperatur als die Grundtemperatur in einem oder mehreren
der nachfolgenden Fälle als Ziel vorgegeben wird: Der Dieselmotor befindet sich im
Schubbetrieb (in diesem Fall kann die Kraftstoffzufuhr abgeschaltet sein); die Kühlmitteltemperatur
überschreitet einen Schwellenwert (je höher die Kühlmitteltemperatur ist, desto eher
kann auf eine Unterstützung der Verbrennung durch eine heiße Glühkerze verzichtet
werden); die Temperatur der in die Zylinder einströmenden Verbrennungsluft überschreitet
einen Schwellenwert (eine Erhöhung der Temperatur der Verbrennungsluft erhöht die
Zündfähigkeit des Gemisches und erlaubt eine Herabsetzung der Glühkerzentemperatur);
die Spannung der im Fahrzeug vorhandenen elektrischen Stromquelle (Bordnetzspannung)
unterschreitet einen Grenzwert (die Stromentnahme aus dem Bordnetz wird vorsorglich
begrenzt, falls dieses zu schwach ist).
[0025] Eine höhere Temperatur als die bisher vom Motorsteuergerät vorgegebene Temperatur
kann vom Motorsteuergerät z. B. dann vorgegeben werden, wenn einer oder mehrere der
nachfolgenden Fälle vorliegen: Der Schadstoffgehalt im Abgas des Dieselmotors überschreitet
einen oder mehrere Grenzwerte (in diesem Fall kann eine Erhöhung der Glühkerzentemperatur
die Verbrennung unterstützen); eine Schubphase des Dieselmotors wird beendet (die
in der Schubphase kälter gewordene Glühkerze wird für den folgenden Lastfall wieder
aufgeheizt); die Kühlmitteltemperatur unterschreitet einen Schwellenwert, wie es in
längerem Stop-and-Go-Betrieb vorkommt (eine Erhöhung der Glühkerzentemperatur unterstützt
die Verbrennung und reduziert den Schadstoffausstoß, was insbesondere im Stadtverkehr
wichtig ist); die Temperatur der in die Zylinder einströmenden Verbrennungsluft unterschreitet
einen Schwellenwert (eine Erhöhung der Glühkerzentemperatur unterstützt die Verbrennung
und reduziert den Schadstoffausstoß); die Kraftstoff-Einspritzmenge oder die Last
des Dieselmotors steigt und/oder überschreitet einen Schwellenwert (die Glühkerze
kann mit erhöhter Temperatur mindestens vorübergehend verbrennungsunterstützend wirken);
während des Glühens zur Unterstützung der Regeneration eines im Abgasstrang des Dieselmotors
vorhandenen Partikelfilters.
[0026] Beispielsweise kann im Glühkerzensteuergerät eine Matrix aus Korrekturwerten gespeichert
sein, mit welchen die für einen Standardfall vorgesehene Zufuhr von elektrischer Energie
zu einer Glühkerze in Abhängigkeit von der Drehzahl und dem momentanen Kraftstoffverbrauch
(z. B. in mm
3 pro Hub) korrigiert wird. Die Matrix enthält die Korrekturwerte für diskrete Wertepaare
von Drehzahl und Verbrauch. Tendenziell wird die Energiezufuhr zu den Glühkerzen mit
steigender Drehzahl erhöht und mit steigendem Verbrauch gesenkt.
[0027] Das im Glühkerzensteuergerät in Gestalt von Kennwerten, Kennfeldern gespeicherte
Modell der Glühkerzen und ihres Verhaltens im Dieselmotor erlaubt es dem Glühkerzensteuergerät,
die Zielvorgabe des Motorsteuergerätes für die Temperatur des Glühelementes der Glühkerzen
in einem offenen Regelkreis umzusetzen.
1. Verfahren zum Betreiben von Glühkerzen, die mit einem Glühelement in einen Dieselmotor
hineinragen, welcher mit einem Motorsteuergerät und mit einem Glühkerzensteuergerät
zusammenarbeitet, welches im Anschluss an eine Vorglühphase die den Glühkerzen zugeführte
elektrische Leistung in Abhängigkeit von einer vom Motorsteuergerät erhaltenen Vorgabe
steuert, dadurch gekennzeichnet, dass das Motorsteuergerät eine Größe ermittelt, welche ein Maß für eine Soll-Beharrungstemperatur
ist, die am Glühelement auftreten soll, und diese Größe als Zielvorgabe an das Glühkerzensteuergerät
übermittelt, welches diese Zielvorgabe mit einem im Glühkerzensteuergerät gespeicherten
Algorithmus und unter Berücksichtigung von im Glühkerzensteuergerät gespeicherten
Kennwerten umsetzt, wobei die Zielvorgabe eine Änderung der Beharrungstemperatur des
Glühelements von einer ersten Soll-Beharrungstemperatur zu einer zweiten Soll-Beharrungstemperatur
bewirkt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Algorithmus ein Überschwingen der Temperatur des Glühelements bewirkt.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sich die erste und die zweite Soll-Beharrungstemperatur höchstens um 300 K, vorzugsweise
höchstens um 200 K, unterscheiden.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Zielvorgabe bei laufendem Dieselmotor veränderlich ist.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Zielvorgabe in Abhängigkeit vom Betriebszustand des Dieselmotors ermittelt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Zielvorgabe in Abhängigkeit von der voraus gegangenen Entwicklung des Betriebszustandes
des Dieselmotors ermittelt wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Motorsteuergerät die Entwicklung des Motorzustands prognostiziert und die Zielvorgabe
in Abhängigkeit von der prognostizierten Entwicklung des Motorzustands ermittelt.
8. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass im Glühkerzensteuergerät eine Entscheidung, ob der Glühbetrieb getaktet oder kontinuierlich
erfolgt, getroffen wird.
9. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zu den im Glühkerzensteuergerät gespeicherten Kennwerten einer oder mehrere der folgenden
gehören: Der Motortyp; der Glühkerzentyp; der elektrische Widerstand der Glühkerzen
bei einer Referenztemperatur; die Abhängigkeit des elektrischen Widerstandes von der
Temperatur; die Wärmekapazität der Glühkerzen; das Abkühlverhalten der Glühkerzen
in Abhängigkeit von der Drehzahl, von der Kühlmitteltemperatur und vom Vorzeichen
einer Drehzahländerung des Dieselmotors; die Wärmezufuhr aus Verbrennungen unter einem
oder mehreren ausgewählten Lastzuständen des Motors; Grenzwerte und Schwellenwerte,
welche die Umsetzung der vom Motorsteuergerät übermittelten Zielvorgabe im Glühkerzensteuergerät
begrenzen, insbesondere Grenzwerte und Schwellenwerte der Temperatur der Glühelemente
und des Kühlmittels.
10. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Glühkerzensteuergerät bei der Umsetzung der Zielvorgabe Parameter berücksichtigt,
welche ihm zugeführt werden und zu welchen einer oder mehrere der folgenden gehören:
Die Kraftstoff-Einspritzmenge; die Kühlmitteltemperatur; die Drehzahl des Dieselmotors;
das Vorzeichen einer Drehzahländerung des Dieselmotors; die Temperatur der in die
Zylinder des Dieselmotors einströmenden Verbrennungsluft.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Parameter dem Glühkerzensteuergerät vom Motorsteuergerät zugeführt werden.
12. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Größe, welche ein Maß für die Temperatur ist, welche am Glühelement auftreten
soll, die einzige Zielvorgabe ist, welche das Glühkerzensteuergerät von dem Motorsteuergerät
erhält.
13. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Algorithmus einen Entscheidungsbaum beinhaltet.
14. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Beharrungstemperatur in einem oder mehreren der nachfolgenden Fälle kleiner
als die erste Beharrungstemperatur vorgegeben wird: Der Dieselmotor befindet sich
im Schubbetrieb; die Kühlmitteltemperatur überschreitet einen Schwellenwert; die Temperatur
der in die Zylinder einströmenden Verbrennungsluft überschreitet einen Schwellenwert;
die Temperatur der im Fahrzeug vorhandenen elektrischen Stromquelle unterschreitet
einen Grenzwert.
15. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Beharrungstemperatur in einem oder mehreren der nachfolgenden Fälle größer
als die erste Beharrungstemperatur vorgegeben wird: Der Schadstoffgehalt im Abgas
des Dieselmotors überschreitet einen oder mehrere Grenzwerte; eine Schubphase des
Dieselmotors wird beendet; die Kühlmitteltemperatur unterschreitet einen Schwellenwert;
die Temperatur der in die Zylinder einströmenden Verbrennungsluft unterschreitet einen
Schwellenwert; die Kraftstoff-Einspritzmenge überschreitet einen Schwellenwert; die
Last des Dieselmotors steigt und/oder überschreitet einen Schwellenwert; die Temperatur
eines im Abgasstrang des Dieselmotors vorhandenen Partikelfilters wird zum Zwecke
des Regenerierens erhöht.