[0001] Die Erfindung betrifft eine Formstoffmischung für Gießereizwecke, bestehend aus Formsand,
Natronlauge, Binder auf Alkali-Silikat-Basis und Zuschläge sowie einen Formling für
Gießereizwecke, hergestellt unter Verwendung der Formstoffmischung. Die Erfindung
betrifft ebenfalls ein Verfahren zur Herstellung eines Formlings.
[0002] Formstoffmischungen der eingangs genannten Art sind beispielsweise aus der
DE 102004042535 A1 (AS LÜNGEN GmbH) bekannt. Dabei wird als Bindemittel ein AlkaliWasserglas in Verbindung
mit einem teilchenförmigen Metalloxid verwendet, beispielsweise Siliziumdioxid, Aluminiumoxid,
Titanoxid oder Zinkoxid, um die Festigkeit von Gießformen sowohl unmittelbar nach
der Formgebung und Aushärtung als auch nach einer Lagerung und erhöhter Luftfeuchtigkeit
zu verbessern. Die Teilchengröße der Metalloxide beträgt vorzugsweise weniger als
300 µm, nach den Beispielen beträgt der Siebrückstand auf einem Sieb mit einer Maschenweite
von 63 µm weniger als 10 Gew%, vorzugsweise weniger als 8 Gew%.
[0003] Ein anderes Verfahren zur Herstellung von Formstoffmischungen, die eine hohe Festigkeit
in Kombination mit einem polyphosphat- oder borathaltigen Binder erreichen soll, ist
in
US 5,641,015 beschrieben. In Spalte 4, Zeile 39 des US-Patents wird als Folge der Trocknung von
polyphosphat- und borathaltigen Bindern die Freisetzung von Wasser genannt, welches
durch den Zusatz von feinstteiligem Siliziumdioxid absorbiert werden soll. Das feinstteilige
Siliziumdioxid besteht aus porösen, durch einen Fällungsprozess hergestellten Primärpartikeln
mit Korngrößen zwischen 10 und 60 nm, die zu Sekundärteilchen mit einer Partikelgröße
von mehreren µm agglomerieren (Spalte 3, Zeilen 64 - 66 des US-Patents).
[0004] Ein anorganisches Bindemittelsystem für Formstoffe ist in der
EP 1095719B1 beschrieben. Gemäß der
EP 1095719B1 kann bei einem Binder auf Alkalisilikat-Basis mit Natronlauge-Zusatz die Fliessfähigkeit
durch Zusatz von 8-10 Masse% Silikonöl in Bezug auf den Binder verbessert werden.
Diese Verbesserung ging einher mit einem höheren Feuchtigkeitsgehalt des Kernsandes.
[0005] Neben den bekannten Maßnahmen zur Verbesserung der Festigkeit, insbesondere der Biegefestigkeit
von Formlingen sind noch weitere Einflussgrößen zu berücksichtigen, die die Qualität
einer Formstoffmischung bestimmen:
Hier ist an erster Stelle die Fließfähigkeit zu nennen, die als wichtiger Parameter
für die Eignung des Formstoffes beim Verschießen in einer Kernschießmaschine bekannt
ist.
[0006] Ein anderer wichtiger Parameter ist der Verlauf der Aushärtung sowie die Reduzierung
der Empfindlichkeit gegenüber Luftfeuchte.
[0007] Als Hauptqualitätsrnerkmal ist jedoch die mit der Formstoffmischung erzielbare Oberflächengüte
des Gussteils anzusehen. Leider sind hier die bekannten Verfahren unter den in einer
Massenproduktion herrschenden Bedingungen nicht ausreichend stabil, sodass es immer
wieder zu hohen Ausschussquoten und unakzeptablen Zusatzkosten durch Nachbearbeitung
kommt. Als Maßstab für die Beurteilung der Oberflächengüte hat sich die Bestimmung
des Flächenanteils von Sandanhaftungen am Gussteil bewährt.
[0008] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, eine neue Formstoffmischung für
Gießereizwecke und einen durch einfachen Trocknungsprozess herstellbaren Formling
bereitzustellen, bei der die oben genannten Kriterien, also gute Fließfähigkeit, hohe
Biegefestigkeit und eine hohe Aushärtegeschwindigkeit erreicht werden und gleichzeitig
die Oberflächengüte, gemessen durch den Flächenanteil an Sandanhaftungen erheblich
verbessert wird.
[0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die in den Patentansprüchen angegebenen
Merkmale erreicht.
[0010] Es hat sich gezeigt, dass die Verwendung eines Zuschlages aus amorphem, sphärisch
geformtem Sililziumdioxid die erwünschten Vorteile bringt, wenn die feinstteiligen
Siliziumdioxidkörner in zwei engen Kornspektren zu etwa gleichen Volumenanteilen in
Form einer Suspension eingesetzt werden, wobei eine entscheidende Maßnahme darin besteht,
diese Suspension gleichförmig in der Formstoffmischung zu verteilen und durch die
nachfolgende Trocknung eine spezifisch ausgebildete Substruktur zu erzielen.
[0011] Die Maßnahmen der Verteilung und Trocknung sind in den Verfahrensansprüchen dargestellt,
wobei noch weitere Maßnahmen als bevorzugte Verfahrensschritte aus den abhängigen
Ansprüchen entnehmbar sind. Insbesondere ist darauf zu achten, dass keine Agglomeration
der feinstteiligen Partikel während des Mischens auftritt, sondern dass vielmehr in
der jeweiligen Kornklassierung eine gleichmäßige Verteilung der Partikel erfolgt.
Hierzu haben sich insbesondere Fluidmischer und darunter speziell die Flügelmischer
im Dauerbetrieb bewährt.
[0012] Bei der Ausbildung der Substruktur hat das Trocknungsverfahren einen herausragenden
Einfluss auf die Ausbildung der Rauigkeiten an den Oberflächen der Formlinge. Hier
gilt es insbesondere die Verteilung der Berg- und Talstruktur so zu beeinflussen,
dass eine Relief-Struktur entsteht, die ein Höhen-Tiefen-Differenzverhältnis von maximal
300 nm aufweist. Als Trocknungsverfahren kommen sowohl thermisches Trocknen als auch
Mikrowellentrocknung in Betracht, wobei auch unter extremen Lagerbedingungen bei Luftfeuchten
über 78 % und Lagertemperaturen von mehr als 33°C sehr gute Lagerfähigkeiten, insbesondere
ohne Mikrowellentrocknung erreicht wurden.
[0013] Während der Trocknung schrumpft die im Formstoffgemisch auf den Partikeln vorhandene
Binderschicht unter Ausbildung einer Substruktur von Bergen und Tälern auf. Durch
sukzessives Anschrumpfen und Restschrumpfen wird eine Morphologie der Substruktur
ausgebildet, die durch eine Höhen-Tiefen-Differenz von max. 300 nm gekennzeichnet
ist, entstanden durch Rissbildung während des zweistufigen Schrumpfvorgangs. Bei der
in der 1. Stufe verwendeten physikalischen Trocknung, beispielsweise durch Mikrowelle,
wird Energie direkt in die feuchte Binderhülle eingebracht. Die sich dabei einstellende
Verfestigung der Binderhülle (Oberfläche) führt durch die anschließende thermische
Trocknung zur Rissbildung im Nanobereich (Substruktur).
[0014] In den nachfolgenden Beispielen ist die Erfindung im Vergleich zu anderen Formstoffmischungen
und den daraus hergestellten Formlingen beschrieben. Zur Standardisierung wurden jeweils
gleiche Grundmischungen aus Halterner Formsand mit einer mittleren Korngröße von 0,32
mm verwendet. Die Korngrößenbestimmung erfolgte nach Brunhuber, 16. Auflage, Seite
400. Als Additiv wurde die erfindungsgemäße Suspension, enthaltend 25 Vol% NanoSiO
2 und 25 Vol% MikroSiO
2 sowie 50 Vol% Wasser, verwendet.
[0015] Die Fließfähigkeit wird als GF-Fließfähigkeit angegeben, die Bestimmung erfolgte
nach Brunhuber, 16. Auflage, Seite 352/353.
[0016] Als Prüfkörper wurden Normprüfkörper der Abmessung 22,5 x 22,5 x 180 mm hergestellt
und den jeweiligen Versuchsbedingungen unterworfen.
[0017] Zusammenfassend ergeben sich in überzeugender Form die Verbesserungen der erfindungsgemäß
zusammengesetzten Formstoffmischungen hinsichtlich der Fließfähigkeit sowie der verringerten
Benetzbarkeit gegenüber flüssigem Aluminium. Da flüssiges Aluminium im Gießprozess
gegenüber Siliziumdioxid stark benetzende Eigenschaften aufweist und insbesondere
dazu neigt, SiO2-Partikel vollständig zu benetzen und die Zwischenräume zu penetrieren,
war es in hohem Maße überraschend, dass mit dem erfindungsgemäß eingestellten Formling
nur geringe sandanhaftende Oberflächenbereiche von weniger als 10 % erreicht wurden.
[0018] In Kombination mit einem Alkaliwasserglasbinder, der gleichmäßig auf den Formsandpartikeln
verteilt ist, konnte ein Formstoffgemisch auf Quarzsandbasis hergestellt werden, das
in seiner Fließfähigkeit, Biegefestigkeit und seinem Aushärtungsverlauf die Eigenschaften
der bekannten Produkte weit übertrifft, sofern als Zuschlag die in Anspruch 1 genannten
zwei Korngrößenklassierungen verwendet werden.
[0019] In der eingestellten Formstoffmischung sollen die mikrometergroßen, amorphen SiO
2-Kugeln die einzelnen Formsandkörner gegeneinander beabstanden und erleichtert gegeneinander
abgleiten lassen. Dieser "Rollschuheffekt" wurde durch Fließfähigkeitsmessungen bestätigt,
beispielsweise durch den drastisch absinkenden Rührwiderstand während des Einbringens
der erfindungsgemäß zusammengesetzten Suspension aus zwei unterschiedlichen Kornklassierungen
in einem Flügelmischer. Dabei sank die Stromaufnahme des Flügelmischers um mehr als
50 %, während der Effekt ohne Zuschlag unterhalb von 10 %, bezogen auf die Stromaufnahme
vor Zugabe lag.
[0020] Für den Mischvorgang ist insbesondere die Dosierreihenfolge der einzelnen Komponenten
und ihre Mischdauer zu beachten. Die Dosierreihenfolge ist: 1. Der Quarzsand wird
mit Natronlauge vermischt. 2. Ein Alkalisilikatbinder wird hinzugefügt. 3. Der erfindungsgemäße
Zuschlag aus Suspension mit NanoSiO
2 und MikroSiO
2 plus Wasser wird zur Grundmischung ergänzt.
[0021] Die Mischdauer ist von der Art des verwendeten Mischaggregates abhängig und experimentell
festzulegen. Hierbei ist als Mindestdauer für die Mischung der jeweils angestrebte
Zustand (Homogenisierung/gleichmäßige Verteilung) festzulegen.
Ausführungsbeispiele:
[0022]
Bei den Versuchen wurde als Grundmischung Halterner Formsand verwendet. Die experimentelle
Vorgehensweise wird nachfolgend anhand eines Vergleiches mit einem klassischen Bindemittelsystem
erläutert:
a) Verbesserung der Fliessfähigkeit
[0023] Zur Verdeutlichung der verbesserten Fließfähigkeit, durch die kombinierte Zugabe
von NanoSiO
2 (0,01-0,05 µm) und MikroSiO
2 (1-5 µm) wurden folgende Versuchsergebnisse gegenübergestellt.
- 1. die Grundmischung ohne erfindungsgemäße Suspension, nachfolgend auch als Additiv
C bezeichnet,
- 2. die Grundmischung mit Suspension, welche sich zusammensetzt aus einer Suspension
aus 25% NanoSiO2 25% MikroSiO2 und 50% Wasser, und
- 3. die Grundmischung mit der äquivalenten Wassermenge und Formsand aus der Suspension.
[0024] Der Begriff "Grundmischung" gibt eine Mischung aus Formsand, NaOH und Alkalisilikat-Binder
in wechselnder Zusammensetzung an.
1. Grundmischung eines klassischen Bindemittelsystems
Halterner Formsand, bestimmt nach Brunhuber S. 400
NaOH |
0,20% |
|
|
Alkalisilikat-Binder |
1,80% |
GF-Fließfähigkeit |
73% |
Additiv: |
- |
|
|
GF-Fließfähigkeit bestimmt nach Brunhuber S. 352/353; F = [(h
1-h)/(h
1-h
2)]*100%
2. Grundmischung + Suspension
NaOH |
0,20% |
|
|
Alkalisilikat-Binder |
1,80% |
GF-Fließfähigkeit |
87% |
Additiv C* |
1,00% |
|
|
(Additiv C: Suspension aus 25% NanoSiO
2, 25% MikroSiO
2 und 50% Wasser, wobei die NanoSiO
2-Kugeln einen mittleren Durchmesser von 0,03 µm und die MikroSiO
2-Kugeln einen mittleren Durchmesser von 3 µm aufweisen.)
3. Grundmischung und äquivalente Wassermenge und Formsand aus der Suspension
NaOH |
0,20% |
|
|
Alkalisilikat Binder |
1,80% |
GF-Fließfähigkeit |
73% |
Wasser + Formsand |
0,50% |
|
|
[0025] Figur 1 gibt die aufgeführten Ergebnisse graphisch wieder. Bei der Gegenüberstellung
der Versuchsergebnisse zeigt sich deutlich, dass die Suspension eine Verbesserung
der Fliessfähigkeit bewirkt. Außerdem wird deutlich, dass die Zugabe der äquivalenten
Wassermenge aus der Suspension keinen Einfluss auf die Fließfähigkeit besitzt.
[0026] Zum Vergleich mit bekannten Verfahren wurden Formstoffmischungen, wie sie in der
DE '535 des AS Luengen sowie in der EP '719 beschrieben sind, mit der gleichen Grundmischung
hergestellt und wie vorbeschrieben untersucht. Die Ergebnisse sind in Fig. 7 graphisch
wiedergegeben, wobei die Vergleichsbeispiele gemäß Fig. 6 ausgewählt wurden.
Mischung Grundmischung |
Fliessfähigkeit |
Bindesystem gemäß EP'719 |
73% |
Formstoffgemisch gemäß DE '535 |
80% |
Grundmischung + Additiv C |
87% |
[0027] Figur 7 veranschaulicht, dass durch die erfindungsgemäße Zugabe von in 2 Kornklassifizierungen
vorliegenden SiO
2-Kugeln die Fliessfähigkeit (nach GF) des Kernsands ansteigt. Dabei werden die MikroSiO
2-Kugeln durch die NanoSiO
2-Kugeln auf Abstand gehalten und ermöglichen den sog. "Rollschuh-Effekt", d.h. ein
Abrollen der Sandkörner durch die zwischen ihnen angeordneten MikroSiO
2-Kugeln
b) Steigerung der Biegefestigkeit:
[0028] 1.
Grundmischung
NaOH |
0,20% |
Alkalisilikat- Binder |
1,40% |
Additiv: |
- |
Biegefestigkeit |
Entnahmefestigkeit: |
289 N/cm2 |
Kernlagerzeit 1 h: |
284 N/cm2 |
Kernlagerzeit 3h: |
281 N/cm2 |
Kernlagerzeit 24h: |
287 N/cm2 |
2.
Grundmischung + Additiv C
NaOH |
0,20% |
Alkalisilikat- Binder |
1,40% |
Additiv C* |
1,00% |
(Additiv C: Suspension aus 25% NanoSiO2, 25% Mikro-SiO2 und 50% Wasser) |
Biegefestigkeit |
Entnahmefestigkeit: |
475 N/cm2 |
Kernlagerzeit 1 h: |
483 N/cm2 |
Kernlagerzeit 3h: |
476 N/cm2 |
Kernlagerzeit 24h: |
475 N/cm2 |
[0029] Die ermittelten Biegefestigkeiten sind in Fig. 2 graphisch veranschaulicht. Der Vergleich
der Biegefestigkeit einer Kernsandgrundmischung ohne Additiv C und der Biegefestigkeit
einer Kernsandgrundmischung, welche das Additiv C (Suspension aus 25% NanoSiO
2 + 25% MikroSiO
2 und 50% Wasser) enthält, zeigt deutlich, dass man mit erfindungsgemäßem Zuschlag
eine um 2/3 gesteigerte Biegefestigkeit erhält.
c) Steigerung der Aushärtungsgeschwindigkeit:
[0030] 1. Grundmischung
NaOH |
0,20% |
Alkalisilikat-Binder |
1,40% |
Additiv: |
- |
|
Entnahmefestigkeit |
Entnahmefestigkeit |
Entnahmefestigkeit |
1. Prüfriegel (nach 25 sec) |
64 N/cm2 |
65 N/cm2 |
65 N/cm2 |
2. Prüfriegel (nach 50 sec) |
62 N/cm2 |
65 N/cm2 |
64 N/cm2 |
3. Prüfriegel (nach 75 sec) |
63 N/cm2 |
64 N/cm2 |
65 N/cm2 |
2. Grundmischung + Additiv C
NaOH |
0,20% |
AWB-AL Binder |
1,40% |
Additiv C* |
1,00% |
(Additiv C: Suspension aus 25% NanoSiO
2, 25 MikroSiO
2 und 50% Wasser)
|
Entnahmefestigkeit |
Entnahmefestigkeit |
Entnahmefestigkeit |
1. Prüfriegel (nach 25 sec) |
81 N/cm2 |
84 N/cm2 |
80 N/cm2 |
2. Prüfriegel (nach 50 sec) |
95 N/cm2 |
92 N/cm2 |
95 N/cm2 |
3. Prüfriegel (nach 75 sec) |
109 N/cm2 |
102 N/cm2 |
105 N/cm2 |
[0031] Die Ergebnisse der Versuche sind in Figur 3 graphisch dargestellt. Bedingt durch
den vorliegenden Versuchsaufbau kommt es dazu, dass die drei gleichzeitig hergestellten
Prüfriegel, nur einzeln und mit Abstand von ca. 25 sec. geprüft werden können.
[0032] Bei der Bestimmung der Biegefestigkeit der Grundmischung fällt diese Zeitdifferenz
auch nicht ins Gewicht, d.h. die Festigkeit aller drei Prüfriegel sind annähernd gleich.
[0033] Prüft man hingegen die Prüfriegel, welche mit dem Additiv C versehen sind, stellt
man fest, dass die Biegefestigkeit im Verlauf des Prüfvorgangs (vom ersten zum zweiten
Prüfriegel) stetig steigt.
d) Reduzierung der Empfindlichkeit gegenüber Luftfeuchte:
[0034] 1. Grundmischung
NaOH |
0,20% |
Alkalisilikat- Binder |
2,40% |
Silikonöl: |
0,10% |
Grundmischung |
Kernlagerzeit [h] (Lagerung im Feuchteschrank) |
Biegefestigkeit mit Mikrowelletrocknung |
Biegefestigkeit ohne Mikrowelletrocknung |
0 |
289 N/cm2 |
57 N/cm2 |
1 |
240 N/cm2 |
86 N/cm2 |
3 |
200 N/cm2 |
50 N/cm2 |
24 |
25 N/cm2 |
22 N/cm2 |
2.
Grundmischung + Additiv C
NaOH |
0,20% |
Alkalisilikat-Binder |
1,40% |
Additiv C* |
1,00% |
(Additiv C: Suspension aus 25% NanoSiO
2, 25% MikroSiO
2 und 50% Wasser)
Grundmischung mit Additiv C |
Kernlagerzeit [h] (Lagerung im Feuchteschrank) |
Biegefestigkeit mit Mikrowellentrocknung |
Biegefestigkeit ohne Mikrowelletrocknung |
0 |
475 N/cm2 |
87 N/cm2 |
1 |
409 N/cm2 |
106 N/cm2 |
3 |
303 N/cm2 |
73 N/cm2 |
24 |
85 N/cm2 |
87 N/cm2 |
[0035] Die Ergebnisse der Versuche sind in den Figuren 4 und 5 graphisch veranschaulicht.
Zur Beurteilung der Lagerfähigkeit der Kerne auch unter extremen Bedingungen (Luftfeuchte
78%; Temperatur 33°C), wurden die Kerne in einem Feuchteschrank gelagert.
[0036] In den Figuren 4 und 5 ist die Auswertung dargestellt, aus der hervor geht, dass
sich das Additiv C positiv auf die Lagerfähigkeit auswirkt.
[0037] Besonders wenn die Kerne nicht in der Mikrowelle getrocknet wurden (Fig. 5) kommt
dieser Effekt zum tragen.
e) Oberflächenvergleich mehrerer Gussstücke hinsichtlich der Sandanhaftungen
[0038] Erläuterungen zu Fig. 6:
Zur Bestimmung der Qualität von Gussstückoberflächen wurden wannenförmige Kerne mit
den Abmessungen 150 mm x 80 mm verwendet werden. Dieser Kern wird aus dem zu prüfenden
Formstoff in einem Laborflügelmischer der Firma Vogel und Schemann AG gemischt. Dazu
wurde zunächst der Quarzsand vorgelegt und unter Rühren erstens NaOH und das Wasserglas
als nächstes zugegeben. Nachdem die Mischung für 1 Minute gerührt worden war, wurde
das amorphe Siliziumdioxid (erfindungsgemäße Beispiele) bzw. für die Vergleichsbeispiele
Polyphosphatlösung (gemäß US 5,641,015 oder amorphes SiO2 in Kugelform, gemäß DE '535) unter weiteren Rühren zugegeben. Die Mischung wurde
anschließend noch eine weitere Minute gerührt.
[0039] Die Formstoffmischungen wurden in den Vorratsbunker einer Hotbox-Kernschießmaschine
der Firma Rölperwerk Gießereimaschinen überführt, deren Formwerkzeug auf 180°C erwärmt
war. Die Formstoffmischungen wurden mittels Druckluft (5 bar) in das Formwerkzeug
eingebracht und verblieben für weitere 35 Sekunden im Formwerkzeug. Das Formwerkzeug
wurde geöffnet und der Formling wurde entnommen. Um die maximale Festigkeit zu erreichen
wird der Formling in der Mikrowelle nachgetrocknet. Anschließend wurde im offenen
Handguss das Gussteil abgegossen.
[0040] Nach dem Erkalten des Gussstückes wurde der Formling entfernt und die Gussstückoberfläche
nach Art und Menge der Sandanhaftungen beurteilt.
[0041] Gießparameter:
Abmessungen Gussstück: 150 x 80 x 40 mm
Gewicht Gussstück: 900 g
Verwendete Legierung: AlSi 7 mg
Gießtemperatur: 740°C
Statische Gießhöhe: 200 mm
Gemessene Sandanhaftungen in Flächenprozent bezogen auf die jeweilige Oberfläche
Mischung |
Oberfläche mit Sandanhaftungen |
Grundmischung ohne Zuschlag |
75 % |
Grundmischung mit Polyphosphat- und Boratanteil |
60 % (US '015) |
Grundmischung mit Glasperlen von 100 bis 200 µm Dicke gemäß Tabelle 5 Nr. 3.7 von
AS Lüngen DE 102004042535 |
25 % (DE'535) |
Erfindungsgemäße Grundmischung mit gespreiztem Kornspektrum |
< 10% (Erfindung) nach Beispiel a) 2 |
[0042] Figur 8 veranschaulicht den Formling, welcher zur Herstellung des hier verwendeten
Gussteils eingesetzt wurde. Die Prozentzahlen der Sandanhaftungen beziehen sich auf
die Außenfläche im Bereich des ausgewölbten Gussteilbereiches R, welcher als kontinuierlich
geschwungene Ausbuchtung R im Formling ausgebildet ist.
[0043] Figur 6 gibt die Versuchsergebnisse graphisch wieder. Mit der erfindungsgemäßen Formstoffmischung
wird eine deutliche verbesserte Gussteiloberfläche im Vergleich zur Grundmischung
nach Bsp. A) 1, nach US '015 (amorphe aus Nanopartikeln aufgebaute SiO
2-Kugeln) und nach DE '535 (amorphe, synthetische Kieselsäure in Kugelform) erzielt.
1. Formstoffmischung für Gießereizwecke, bestehend aus Formsand, Natronlauge, Binder
auf Alkali-Silikat-Basis und Zuschlägen, dadurch gekennzeichnet, dass die Formsandpartikel eine Korngröße von 0,1 - 1 mm aufweisen, dass die Formstoffmischung
0,1 - 10 Gewichts% Natronlauge bezogen auf das Sandgewicht enthält, wobei die Natronlauge
eine Konzentration von 20 bis 40 Gewichts% aufweist, dass die Formstoffmischung 0,1
- 5% Binder auf Alkali-Silikat-Basis mit einem Feststoffanteil von 20 - 70% enthält,
dass das Formstoffgemisch als Zuschlag 0,1-3 Gewichts% einer Suspension mit einem
Feststoffanteil zwischen 30 - 70% an amorphem, kugelförmigem SiO2 enthält, wobei das amorphe, kugelförmige SiO2 in zwei Korngrößenklassierungen in der Suspension enthalten ist mit einer ersten
Korngrößenklassierung A, beinhaltend SiO2 -Partikel mit einer Korngröße zwischen 1 - 5 Mikrometern und einer zweiten Korngrößenklassierung
B, beinhaltend SiO2 -Partikel mit einer Korngröße zwischen 0,01 - 0,05 Mikrometern und wobei für die
Volumenanteile der beiden Korngrößenbereiche A, B folgende Verteilungsregel gilt:
0,8 zu 1,0 bis 1,2 zu 1.
2. Formling für Gießereizwecke, hergestellt mit einer Formstoffmischung nach Anspruch
1, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberfläche des einzelnen Formsandkornes im Formling eine Primärstruktur aus SiO2-Partikeln mit einer Korngröße zwischen 1 - 5 Mikrometern aufweist, bei der die mikrometergroßen,
amorphen SiO2 Kugeln die einzelnen Quarzsandkörner gegeneinander beabstanden und weiter gekennzeichnet durch eine Substruktur aus SiO2-Partikeln mit einer Korngröße zwischen 0,01 - 0,05 Mikrometern, die in einer 0,5
- 2 Mikrometer dicken, gleichmäßig auf Formsandkörnern verteilten Binderschicht enthaltend
verteilt sind, wobei die nanometergroßen, amorphen SiO2-Kugeln aneinandergrenzende Berge und Täler von bis zu 300 Nanometer Höhe/Tiefe bilden.
3. Verfahren zur Herstellung eines Formlings nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass der Formsand vorgelegt wird, mit der Natronlauge vermischt und mit dem Binder auf
Alkali-Silikat-Basis versetzt wird, dann der Binder gleichmäßig und homogen über alle
Formsandkörner als Binderhülle verteilt wird, in die Binderhülle ein Gemisch aus SiO2-Partikeln mit zwei Korngrößenklassierungen eingespeist und das Formstoffgemisch zum
Formling getrocknet wird, wobei die Binderhülle beim Trocknen schrumpft und dabei
eine Rauigkeitsstruktur mit maximal 300 Nanometern Höhendifferenz bildet.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass 0,10 bis 0,30% Natronlauge mit dem Formsand vermischt wird, dann 1 bis 4% Binder
auf Alkalisilikatbasis hinzu gegeben wird und der Binder gleichmäßig und homogen über
die Formsandkörner in Form einer 0,5 bis 2 Mikrometer dicken Binderhülle verteilt
wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Binderhülle um 50 bis 70 Vol% während des Trocknens geschrumpft wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Trocknung physikalisch erfolgt, wobei die Binderhülle um 40% bis 60 Vol% angeschrumpft
wird und die Restschrumpfung anschließend thermisch erfolgt.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche 3 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Trocknen in einer Mikrowelle erfolgt.