[0001] Die Erfindung betrifft beschichtete verformbare Folien und bahnförmige Laminate,
die mit Kunststoff hinterspritzt werden können.
[0002] Dekorativ veredelte Kunststoffspritzgussteile werden beispielsweise in der Autoindustrie,
in der Architektur, für Haushaltsgeräte, Spielwaren, Sportartikel und sonstige Gebrauchsgegenstände
eingesetzt.
[0003] Üblicherweise werden dekorative Folien auf Kunststoffspritzgussformlingen durch Heißprägefolien
oder Transferfolien gebildet, die mit einer Schutzfolie versehen sein können. Nach
dem Verformen der Folien muss die Schutzfolie abgezogen werden, dann können diese
Folien hinterspritzt werden. Weiters können nicht transferierte Dekorfolien eingesetzt
werden die zum Beispiel aus einem Metallkunststoffverband bestehen.
[0004] Insbesondere naturgetreue Metalldekore sind jedoch mit dieser Art von Folien nicht
herstellbar.
[0005] Bekannte Metall-Kunststoff-Verbundkörper werden insbesondere dort eingesetzt, wo
ein niedriges Eigengewicht angestrebt wird. Der Spritzgießprozess ermöglicht dabei
die Herstellung komplex geformter Kunststoffteile mit Hinterschneidungen, variablen
Wanddicken oder Stegansätzen, so dass ein solches Kunststoffträgerteil verschiedene
Funktionen des Verbundkörpers übernehmen kann. Hinsichtlich ihres Aussehens erfüllen
Kunststoffkörper in der Regel nicht die hohen Anforderungen, die an eine dekorative
Oberfläche gestellt werden. Für Zierteile werden Kunststoffkörper daher mit entsprechenden
Dekoren an den sichtbaren Oberflächen versehen. So werden beispielsweise beim Spritzgießen
durch Einlegen von bereits dekorierten, umgeformten und beschnittenen Blechhalbzeugen
in das Spritzgusswerkzeug dekorative Verbundbauteile hergestellt. Die dekorierten
Blechteile bilden am fertigen Bauteil die optische Oberfläche, welche einfarbig, mit
Metallic-Effekt, bis hin zu mehrfarbigen Dekoren und mit zusätzlichen Symbolen ausgeführt
sein kann. Die Dekorschicht wird durch ein vorheriges Bedrucken des Blechteils erhalten.
Nachteilig bei dem bekannten Verfahren ist, dass die Dekorschicht beim Hinterspritzen
leicht beschädigt wird. Darüber hinaus erfüllen Metall-Kunststoff-Verbundkörper nicht
die zusätzlichen Anforderungen hinsichtlich der UV-Beständigkeit und Korrosionsbeständigkeit,
die an Zierteile im Außenbereich, insbesondere bei Kraftfahrzeugen, gestellt werden.
[0006] Aus
DE 199 34 545 C1 ist ein Verfahren zur Herstellung eines Metall-Kunststoff-Verbundteils offenbart.
Hierbei wird durch Spritzgießen ein Formschluss zwischen dem Kunststoff und einer
vorbehandelten Metallplatine erzielt. Nachteilig an einem solchen Verfahren ist die
unzureichende Verbundfestigkeit zwischen dem Metall und dem Kunststoff und die Notwendigkeit
entsprechende Hinterschneidungen für den Formschluss vorzusehen.
[0007] Eine hinterschneidungsfreie Ausgestaltung der Verbindung zwischen Metallkomponente
und Kunststoffkomponente zeigt die deutsche Offenlegungsschrift
DE 103 46 097 A1. Hier wird eine Verbindung zwischen Metallkomponente und Kunststoffkomponente mittels
eines Haftvermittlers erzielt. Der Haftvermittler wird vor dem Hinterspritzen aufgetragen
und durch Erwärmen der Metallkomponente nach dem Spritzgießen aktiviert. Diese Erwärmung
kann mittels Induktion oder Widerstandsheizen erfolgen, z. B. indem das gespritzte
Verbundteil dem Spritzgusswerkzeug entnommen wird und durch eine Induktionsspule geführt
wird. Dieser Vorgang funktioniert nur reibungslos, wenn bereits eine Formschlussverbindung
zwischen dem Blechteil und dem Kunststoffmaterial besteht. Darüber hinaus ist kein
Verfahren zur Herstellung eines Zierteils gezeigt.
[0008] Zierteile aus einem Metall-Kunststoff-Verbundkörper und ein Verfahren zu deren Herstellung
werden in der deutschen Offenlegungsschrift
DE 199 14 092 A1 beschrieben. Hierzu werden mit einer dekorativen Oberfläche versehene Blechteile,
die rückseitig mit einer Kopplungsschicht beschichtet sind, in ein Spritzgusswerkzeug
eingelegt und mit einem duroplastischen Kunststoff hinterspritzt. Nachteilig bei diesem
Verfahren ist, dass ausschließlich Zierteile für den Innenbereich erzielt werden können,
an die keine hohen Anforderungen hinsichtlich der Korrosionsbeständigkeit und UV-Beständigkeit
gestellt werden können.
[0009] Aus der
DE 20 2005 010946 U ist ein dekoratives Zierteil bestehend aus einem Kunststoff-Metall-Verbundkörper,
bei dem ein dünnes Metall-Blechteil den dekorativen Bereich der Oberfläche des Verbundkörpers
bildet und ein aus Kunststoff hergestelltes Teil als funktionales Trägerteil des Verbundkörpers
dient, bekannt, wobei das Metall-Blechteil aus Aluminium und/ oder einer Aluminiumlegierung
gebildet ist, dessen Innenseite mit dem KunststoffTrägerteil verbunden ist und dessen
Außenseite eine Oberfläche besitzt, die ein dekoratives, metallisch wirkendes Aussehen
aufweist und verdichtet ist, das Kunststoffteil aus einem wärmebeständigen Kunststoff
besteht und eine alterungsbeständige stoffschlüssige Verbindung zwischen dem Metall-Blechteil
und dem Kunststoff besteht, die durch Aktivierung eines wärme- und chemikalienbeständigen
Haftvermittlers vor dem Hinterspritzen und durch Reaktion des Haftvermittlers beim
Herstellen des Verbundes durch Hinterspritzen sowie durch Reaktion des Haftvermittlers
bei der nachfolgenden chemischen Oberflächenbehandlung bewirkt worden ist.
[0010] Aufgabe der Erfindung war es, direktdekorierte verformbare bzw. bahnförmige Laminate
bereitzustellen, die hinterspritzt werden können und originalgetreue Metalldekore
aufweisen.
[0011] Gegenstand der Erfindung sind daher hinterspritzbare Folien bzw. bahnförmige Laminate,
aufweisend eine aufweisende eine Trägerfolie die mit einer Dekorbeschichtung oder
einer beschichteten Dekorfolie versehen ist und/oder mit einer Schutzlackschicht versehen
ist und durch Pressformen in die gewünschte Form gebracht ist.
[0012] Die Dekorfolie kann vorzugsweise aus PMMA, PC, PS, PET, oder ABS, PP, PU bestehen.
Diese Folien können strukturiert sein beispielsweise geprägt, gebürstet, mechanisch
bearbeitet oder geschliffen sein.
Die Dicke der Dekorfolie beträgt etwa 6 bis 500 µm.
[0013] Die Trägerfolie kann aus gleichem oder unterschiedlichem Material bestehen wie die
Dekorfolie, wobei das Material der Trägerfolie an das zu hinterspritzende Grundmaterial
angepasst ist. Besonders geeignet sind Kunststofffolien wie PMMA, PC, PS, PET oder
ABS, PP, PU. Die Dicke der Trägerfolie beträgt etwa 50 - 800 µm, vorzugsweise 150
- 500 µm.
[0014] Die Dekorfolie, oder die Trägerfolie selbst wird beispielsweise mit einer metallischen
Beschichtung versehen, die vollflächig oder partiell aufgebracht sein kann.
Die Folie wird dazu vorerst mittels eines Inline-Plasma- (Niederdruck- oder Atmosphärenplasma-),
Corona- oder Flammprozesses behandelt. Durch energiereiches Plasma wird die Oberfläche
gereinigt.
Gleichzeitig wird die Oberfläche aktiviert. Dabei werden endständige polare Gruppen
an der Oberfläche erzeugt. Dadurch wird die Haftung von Metallen und dergleichen an
der Oberfläche verbessert.
[0015] Gegebenenfalls kann gleichzeitig mit der Anwendung der Plasma- bzw. Corona- oder
Flammbehandlung eine dünne Metall- oder Metalloxidschicht als Haftvermittler, beispielsweise
durch Sputtern oder Aufdampfen aufgebracht werden. Besonders geeignet sind dabei Cr,
Al, Ag, Ti, Cu, TiO
2, Si-Oxide oder Chromoxide. Diese Haftvermittlerschicht weist im allgemeinen eine
Dicke von 0,1 nm - 10 nm, vorzugsweise 0,2 nm - 2 nm, besonders bevorzugt 0,2 bis
1 nm auf.
[0016] Dadurch wird die Haftung der partiell oder vollflächig aufgebrachten gegebenenfalls
strukturierten metallischen Schicht weiter verbessert. Das ist Voraussetzung für die
Erzeugung von metallischen, funktionellen oder dekorativen Schichten mit hoher Präzision
und guter Haftung.
[0017] Anschließend wird die eigentliche dekorative Schicht aufgebracht. Die dekorative
Schicht kann zusätzlich funktionelle Eigenschaften aufweisen zum Beispiel: elektrische
Leitfähigkeit, magnetische oder elektrostatische Eigenschaften. Diese Schicht besteht
aus einem Metall, einer Metallverbindung,oder einer Legierung. Als Metallschicht sind
Schichten aus Al, Cu, Fe, Ag, Au, Cr, Ni, Zn, Pd, Pt, Sn und dergleichen geeignet.
Als Metallverbindungen sind beispielsweise Oxide oder Sulfide von Metallen, insbesondere
TiO
2, Cr-Oxide, ZnS, ITO, ATO, FTO, ZnO, Al
2O
3 oder Siliciumoxide geeignet. Geeignete Legierungen sind beispielsweise Cu-Al Legierungen,
Cu-Zn Legierungen und dergleichen.
[0018] Diese Schicht kann durch bekannte Verfahren, beispielsweise durch Bedampfen, Sputtern,
Walzenauftragsverfahren, Drucken (Tief-, Flexo-, Sieb-, Digitaldruck und dergleichen),
Sprühen, Galvanisieren, PVD- oder CVD-Verfahren und dergleichen aufgebracht werden.
[0019] Eine partielle Metallisierung kann durch partielle Metallisierungsverfahren, wie
partiellen Auftrag einer hochpigmentierten Farbe vor dem Metallisierungsvorgang und
Ablösen dieser Farbschicht gemeinsam mit der darauf aufgebrachten Metallschicht, durch
Verwendung einer Maske, durch Ätzvorgänge oder Laserabtrag und dergleichen erfolgen.
[0020] Ferner können auch andere Schichten mit optischen oder optisch aktiven Eigenschaften
aufgebracht sein.
Die optischen Eigenschaften der Schicht lassen sich durch sichtbare Farbstoffe bzw.
Pigmente, lumineszierende Farbstoffe bzw. Pigmente, die im sichtbaren, im UV-Bereich
oder im IR-Bereich fluoreszieren bzw. phosphoreszieren, Effektpigmente, wie Flüssigkristalle,
Perlglanz, Bronzen und/oder Multilayer-Farbumschlagpigmente und wärmeempfindliche
Farben bzw. Pigmente beeinflussen. Diese sind in allen möglichen Kombinationen einsetzbar.
Zusätzlich können auch beispielsweise phosphoreszierende Pigmente allein oder in Kombination
mit anderen Farbstoffen und/oder Pigmenten eingesetzt werden.
[0021] Die erforderliche Duktilität wird durch Strukturierung der metallischen Schicht erreicht,
d.h. die Dicke der Metallschicht wird auf die gewünschte Verformung und an das gewünschte
Design angepasst.
[0022] Die Schichtdicke kann dabei dann so gewählt werden, dass definierte Lichttransmission
möglich ist. Dadurch können die Folien bzw. Laminate hinterleuchtbar oder durchleuchtbar
gestaltet werden.
Es ist jedoch auch möglich eine opake, völlig deckende Metallschicht aufzubringen,
durch die keine Lichttransmission erfolgen kann.
Die Schichtdicke der metallischen Schicht(Gradient, stufen) kann innerhalb der Dekorschicht
variieren.
[0023] In einer Ausführungsform werden Trägerfolie und Dekorfolie miteinander durch ein
Klebesystem, das für den Verbund aus thermoplastischen Folien und duroplastischen
Folien entwickelt wurde, verbunden.
Das Klebesystem ist vorzugsweise ein 2-Komponenten-Klebesystem.
Dadurch hält der Laminatverbund chemischen und physikalischen Beanspruchungen stand.
[0024] In einer weiteren Ausführungsform kann die metallisierte Dekorfolie bzw. die Trägerfolie
mit einem bedruckfähigen Hardcoat - (Schutzlack)überzug versehen sein. Dieser Schutzlack
besteht vorzugsweise aus einer Mischung aus einer UV- oder thermisch vernetzbaren
Acrylat/Polyurethanmischung.
[0025] Der Schutzlack ist bedruckbar und kann in einem üblichen Druckverfahren, beispielsweise
im Tief-, Siebdruck oder Tampondruck mit einer geeigneten gewünschten Bedruckung versehen
werden.
[0026] Die Folie bzw. der Folienverbund wird durch Pressformen in die entsprechende Form
gebracht, wobei Kaltpress- oder Warmpressverfahren angewendet werden können.
Diese Vorformlinge werden anschließend ausgestanzt oder ausgeschnitten(mechanisch
oder durch Laser). Die so erzeugten Stanzteile werden in eine Spritzgießform eingelegt
und auf bekannte Weise hinterspritzt.
[0027] Die erfindungsgemäßen Folien können für Gebrauchsgegenstände, Haushaltsgeräte, Spielwaren,
Sportartikel, für Kfz-Teile und dergleichen eingesetzt werden.
Die Folien weisen eine hohe Korrosions- und UV-Beständigkeit auf und können beispielsweise
auch Zierteile, die galvanisch hergestellt werden ersetzen.
1. Hinterspritzbare Folien bzw. bahnförmige Laminate, aufweisend eine Trägerfolie die
mit einer Dekorbeschichtung oder einer beschichteten Dekorfolie versehen ist und/oder
mit einer Schutzlackschicht versehen ist.
2. Hinterspritzbare Folien bzw. Laminate nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet dass sie und durch Pressformen in die gewünschte Form gebracht sind.
3. Folien bzw. Laminate nach Anspruch 1 oder 2 , dadurch gekennzeichnet, dass die beschichtete Dekorfolie oder Trägerfolie eine metallische Beschichtung aufweist.
4. Folien bzw. Laminate nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die metallische Beschichtung opak ist.
5. Folien bzw. Laminate nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die metallische Beschichtung zumindest teilweise lichtdurchlässig ist.
6. Folien bzw. Laminate nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Dicke der metallischen Beschichtung variiert.
7. Folien bzw. Laminate nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Dekorfolie mit der Trägerfolie durch ein 2-Komponenten-Klebesystem verbunden
ist.
8. Folien bzw. Laminate nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Schutzlackschicht bedruckbar ist.
9. Verfahren zur Herstellung der Folien und Laminate gemäß den Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass eine Kunststofffolie beschichtet wird, ggf. mit einer Trägerfolie verbunden und/oder
einer Schutzlackschicht versehen wird, worauf die Folie bzw. das Laminat durch Pressen
verformt und anschließend ausgestanzt oder ausgeschnitten wird.
10. Verwendung der Folien bzw. Laminate für Gebrauchsgegenstände, Haushaltsgeräte, Spielwaren,
Sportartikel und für Kfz-Teile.