[0001] Die Erfindung betrifft siliconfreie Schneidöle und ihre Verwendung in Bandsägeanlagen,
beispielsweise beim Sägen von Polyurethanblockschäumen sowie die Herstellung von Möbelstücken
mit solchen Polyurethanschaumteilen, die gute Ergebnisse in Brandtests zeigen.
[0002] Sägeanlagen benötigen Schneidöle, um die Reibung zwischen Sägeblatt bzw. Sägeband
und dem zu zerteilenden Körper herabzusetzen. Beispielsweise werden Bandsägeanlagen
bei der Verarbeitung von Polyurethanblockschäumen eingesetzt. Die Reibung zwischen
Säge und Polyurethanschaum ist besonders hoch, so dass grundsätzlich ein Schneidöl
benötigt wird.
[0003] Üblicherweise werden als Schneidöle Siliconöle eingesetzt, beispielsweise Polydimethylsiloxane
mit einer Viskosität von 5 bis 1.000 mPa s gemessen bei 25 °C. Häufig werden an die
geschnittenen Polyurethanschaumteile hohe Anforderungen bezüglich Flammschutz gestellt,
vor allem, wenn die Schaumteile zu Möbelstücken wie beispielsweise Matratzen oder
Sitzmöbeln weiterverarbeitet werden. Dabei zeigt sich, dass Schaumteile, die mit siliconhaltigen
Schneidölen hergestellt wurden, in Brandtests schlechte Ergebnisse erreichen.
[0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es daher, alternative Schneidöle für Polyurethanblockschäume
bereitzustellen, die vorzugsweise die Ergebnisse von Brandtests an damit geschnittenen
Polyurethanschaumteilen nicht oder wenig negativ beeinflussen.
[0005] Überraschenderweise wurde nun gefunden, dass Polyalkylenglykole als Schneidöle bzw.
in Schneidöle verwendet werden können und diese Schneidöle, die Polyalkylenglykole,
ggf. Lösungsmittel und ggf. weitere Hilfs- und Zusatzstoffe enthalten, diese Aufgabe
lösen.
[0006] Die erfindungsgemäße Verwendung von Polyalkylenglykolen als bzw. in Schneidölen bzw.
die Schneidöle selbst hat/haben den Vorteil, dass die erfindungsgemäßen siliconfreien
Schneidöle gleichwertig mit klassischem Siliconöl hinsichtlich der Schmierwirkung
sind aber ein wesentlich besseres Abbrandverhalten zeigen.
[0007] Die erfindungsgemäßen Schneidöle sowie deren Verwendung werden nachfolgend beispielhaft
beschrieben, ohne dass die Erfindung auf diese beispielhaften Ausführungsformen beschränkt
sein soll. Sind nachfolgend Bereiche, allgemeine Formeln oder Verbindungsklassen angegeben,
so sollen diese nicht nur die entsprechenden Bereiche oder Gruppen von Verbindungen
umfassen, die explizit erwähnt sind, sondern auch alle Teilbereiche und Teilgruppen
von Verbindungen, die durch Herausnahme von einzelnen Werten (Bereichen) oder Verbindungen
erhalten werden können. Werden im Rahmen der vorliegenden Beschreibung Dokumente zitiert,
so soll deren Inhalt vollumfänglich zum Offenbarungsgehalt der vorliegenden Erfindung
gehören.
[0008] Gegenstand der Erfindung sind daher siliconfreie Schneidöle enthaltend, vorzugsweise
im Wesentlichen enthaltend
- A) mindestens ein Polyalkylenglykol und
- B) ggf. Lösungsmittel und
- C) ggf. weitere Hilfs- und Zusatzstoffe.
[0009] Unter siliconfrei wird im Rahmen der vorliegenden Erfindung verstanden, dass keine
Verbindungen enthalten sind, die Si-C oder Si-O-C Bindungen aufweisen.
[0010] Vorzugsweise enthalten die Schneidöle bzw. bevorzugt bestehen diese aus:
- A) 1 bis 100 Gew.-% Polyalkylenglykol und
- B) 0 bis 99 Gew.-% Lösungsmittel und
- C) 0 bis 50 Gew.-% weitere Hilfs- und Zusatzstoffe.
[0011] Bevorzugt enthalten die Schneidöle bzw. bestehen diese aus:
A) 1 bis 99,98 Gew.-% mindestens eines Polyalkylenglykols und
B) 0,01 bis 98 Gew.-% mindestens eines Lösungsmittels und/oder
C) 0,01 bis 50 Gew.-% mindestens eines Hilfs- und/oder Zusatzstoffes.
[0012] Besonders bevorzugt enthalten die Schneidöle bzw. bestehen diese aus:
A) 1 bis 99,8 Gew.-% mindestens eines Polyalkylenglykols und
B) 0,1 bis 98 Gew.-% mindestens eines Lösungsmittels und/oder
C) 0,1 bis 50 Gew.-% mindestens eines Hilfs- und/oder Zusatzstoffes.
[0013] Als Polyalkylenglykole enthalten die erfindungsgemäßen Schneidöle vorzugsweise Ethylenoxid-/Propylenoxid-Copolymere,
welche vorzugsweise durch Copolymerisation von Ethylenoxid (EO) und Propylenoxid (PO)
mit einem mehrwertigen Alkohol erhältlich sind.
[0014] Bevorzugt enthalten die erfindungsgemäßen Schneidöle Polyalkylenglykole, die mit
Glyzerin, Trimethylolpropan, Pentaerythrit, Diglycerin, Triglycerin, Ditrimethylolpropan,
Dipentaerythrit oder Sorbitol, ganz besonders bevorzugt Pentaerythrit als mehrwertigem
Startalkohol hergestellt wurden.
[0015] Die in den erfindungsgemäßen Schneidölen enthaltenen Polyalkylenglykole weisen vorzugsweise
ein EO/PO-Gewichtsverhältnis von 80 : 20 bis 40 : 60, vorzugsweise von 80 : 20 bis
70 : 30 und bevorzugt von 75 : 25 auf.
[0016] Bevorzugt weisen die Polyalkylenglykole eine mittlere Molmasse von 2.000 bis 30.000
g/mol, besonders bevorzugt von 3.500 bis 20.000 g/mol und ganz besonders bevorzugt
von 5.000 bis 7.500 g/mol auf.
[0017] Bevorzugt sind die in den erfindungsgemäßen Schneidölen enthaltenen Polyalkylenglykole
mit Wasser in jedem Verhältnis mischbar.
[0018] Die Polyalkylenglykole, die in den erfindungsgemäßen Schneidölen enthalten sind,
können z. B. kommerziell erhältliche Polyalkylenglykole, wie beispielsweise Polyglykol
P41/300, Polyglykol P41/3000 oder Polyglykol P41/12000 der Firma Clariant, sein.
[0020] Da die Polyalkylenglykole bereits in sehr geringen Konzentrationen hervorragende
Schmierstoffeigenschaften zeigen, kann das Schneidöl neben Polyalkylenglykol auch
ein oder mehrere Lösungsmittel aufweisen. Vorzugsweise weist das Schneidöl von 1 bis
99 Gew.-%, bevorzugt von 50 bis 90 Gew.-% an Lösungsmittel(n) B), auf. Ein bevorzugtes
Lösungsmittel ist Wasser.
[0021] Neben dem Polyalkylenglykol sowie ggf. dem Lösungsmittel kann das erfindungsgemäße
Schneidöl eine oder mehrere Hilfs-und/oder Zusatzstoffe C) aufweisen. Bevorzugte Hilfs-
und/oder Zusatzstoffe C) können z. B. übliche Konservierungsmittel wie Bakterizide
oder Fungizide z. B. Euxyl
® 100, Lieferant Schülke & Mayr oder Mergal
® K 12, Lieferant Troy; Antioxidantien z. B. Irganox
® 1520 L, Hersteller Ciba oder Butylhydroxyanisol; Amine z. B. Triethanolamin sowie
Korrosionschutzmittel z.B. Hostacor
® IT, Hersteller Clariant, sein.
[0022] Besonders bevorzugte Schneidöle enthalten oder bestehen aus:
A) 50 bis 99,9 Gew.-%, insbesondere 95 bis 99,9 Gew.-% mindestens eines Polyalkylenglykols
und
C) 0,1 bis 5 Gew.-% mindestens eines Amins, vorzugsweise Triethanolamin.
[0023] Ganz besonders bevorzugte Schneidöle enthalten oder bestehen aus:
A) 99,0 bis 99,8 Gew.-% eines Polyalkylenglykols und
C) 0,2 bis 1,0 Gew.-% mindestens eines Amins, vorzugsweise Triethanolamin.
[0024] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung der erfindungsgemäßen Schneidöle
in Sägeanlagen, vorzugsweise in Bandsägeanlagen und besonders bevorzugt in Bandsägeanlagen
zum/beim Sägen von Polyurethanschäumen bzw. Polyurethanblockschäumen.
[0025] Außerdem sind Gegenstand der vorliegenden Erfindung zugeschnittene Polyurethanschaumteile,
erhalten durch Sägen, insbesondere Bandsägen von Polyurethanschäumen unter Verwendung
von erfindungsgemäßem Schneidöl sowie die Verwendung der erfindungsgemäßen, zugeschnittenen
Polyurethanschaumteile zur Herstellung von Gegenständen mit guten Brandeigenschaften,
zur Herstellung von Möbelstücken und insbesondere zur Herstellung von Möbelstücken
mit guten Brandeigenschaften. Unter guten Brandeigenschaften wird dabei verstanden,
dass die Polyurethanschaumteile den Brandtest gemäß ASTM D 1692 bestehen (abgebrannte
Strecke maximal 125 mm).
[0026] In den nachfolgend aufgeführten Beispielen wird die vorliegende Erfindung beispielhaft
beschrieben, ohne dass die Erfindung, deren Anwendungsbreite sich aus der gesamten
Beschreibung und den Ansprüchen ergibt, auf die in den Beispielen genannten Ausführungsformen
beschränkt sein soll.
Beispiele:
Liste der eingesetzten Substanzen:
[0027]
- Polyglykol P 41/300 = Polyalkylenglykol, mittlere Molmasse 5.000, Hersteller: Clariant
- Polyglykol P 41/3000 = Polyalkylenglykol, mittlere Molmasse 15.000, Hersteller: Clariant
- Polyglykol P 41/12000 = Polyalkylenglykol, mittlere Molmasse 20.000, Hersteller: Clariant
- Wacker® Siliconöl AK 100 = Polydimethylsiloxan, Viskosität bei 25 °C: 96 mPa s, Hersteller:
Wacker
Beispiel 1:
[0028] Erfindungsgemäßes Schneidöl, siliconfrei, bestehend aus 99,5 Gew.-% Polyglykol P
41/300, 0,5 Gew.-% Triethanolamin.
Beispiel 2:
[0029] Erfindungsgemäßes Schneidöl, siliconfrei, bestehend aus 49,5 Gew.-% Polyglykol P
41/3000, 50 Gew.-% Wasser, 0,5 Gew.-% Triethanolamin.
Beispiel 3:
[0030] Erfindungsgemäßes Schneidöl, siliconfrei, bestehend aus 10 Gew.-% Polyglykol P 41/12000,
89,5 Gew.-% Wasser, 0,5 Gew.-% Triethanolamin.
Vergleichsbeispiel A:
[0031] 100 Gew.-% Wacker
® Siliconöl AK 100.
Sägeversuche:
[0032] Das Sägeband einer Bandsäge wurde mit dem jeweiligen Schneidöl mittels Einreiben
mit einem getränkten Lappen beschichtet und dann die Zahl der Schneidvorgänge ermittelt,
die möglich waren, bevor viskoelastischer Blockschaum aufgrund zu hoher Reibung während
des Schneidens einriss.
Abbrandtests nach ASTM D 1692:
[0033] Schaumteile der vorgegebenen Größe (150 mm x 50 mm x 13 mm) wurden mit den Beispielschneidölen
besprüht (jeweils ca. 10 g) und 48 h bei Raumtemperatur getrocknet. Die Ergebnisse
des Brandtests ASTM D 1692, bei dem der Prüfkörper horizontal auf einem Sieb liegt
und 60 Sekunden lang eine Flamme von unten her einwirkt, werden in abgebrannter Strecke
(max. 125 mm) angegeben (Tabelle 1).
Tabelle 1:
Ergebnisse der Sägeversuche und Abbrandtests |
Trennmittel |
Anzahl möglicher Schneidevorgänge |
Ergebnisse ASTM D 1692 Strecke (mm) |
1 |
8 |
102 |
2 |
8 |
110 |
3 |
7 |
120 |
A |
8 |
> 125, Test nicht bestanden |
Bewertung der Versuche:
[0034] Wie aus obiger Tabelle 1 ersichtlich, sind die erfindungsgemäß verwendeten siliconfreien
Schneidöle gleichwertig mit klassischem Siliconöl hinsichtlich der Schmierwirkung,
zeigen aber wesentlich bessere Ergebnisse im Abbrandtest nach ASTM D 1692.
1. Siliconfreies Schneidöl enthaltend
A) mindestens ein Polyalkylenglykol und
B) ggf. Lösungsmittel und
C) ggf. weitere Hilfs- und Zusatzstoffe.
2. Schneidöl nach Anspruch 1 bestehend aus
A) 1 bis 100 Gew.-% Polyalkylenglykol(e) und
B) 0 bis 99 Gew.-% Lösungsmittel und
C) 0 bis 50 Gew.-% weitere Hilfs- und Zusatzstoffe.
3. Schneidöl nach Anspruch 1 oder 2 mit mindestens einem Polyalkylenglykol mit einem
EO/PO-Gewichtsverhältnis von 80 : 20 bis 40 : 60.
4. Schneidöl nach zumindest einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein Polyalkyenglykol enthalten ist, das eine mittlere Molmasse von 2.000
bis 30.000 aufweist.
5. Schneidöl nach zumindest einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein Polyalkyenglykol enthalten ist, welches Glyzerin, Trimethylolpropan,
Pentaerythrit, Diglycerin, Triglycerin, Ditrimethylolpropan, Dipentaerythrit oder
Sorbitol als mehrwertigen Startalkohol aufweist.
6. Schneidöl nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein Polyalkyenglykol Pentaerythrit als mehrwertigen Startalkohol aufweist.
7. Verwendung eines Schneidöls nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 6 in Sägeanlagen.
8. Verwendung eines Schneidöls nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 6 in Bandsägeanlagen
zum Sägen von Polyurethanschäumen.
9. Zugeschnittene Polyurethanschaumteile, erhalten durch Sägen von Polyurethanschäumen
unter Verwendung von Schneidölen gemäß zumindest einem der Ansprüche 1 bis 6.
10. Verwendung von zugeschnittenen Polyurethanschaumteilen gemäß Anspruch 9 zur Herstellung
von Gegenständen mit guten Brandeigenschaften.
11. Verwendung von zugeschnittenen Polyurethanschaumteilen gemäß Anspruch 9 zur Herstellung
von Möbelstücken.