[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und ein Überwachungssystem zur Betriebsführung
von Schienen-Fahrwegen, insbesondere im Bereich temporärer Tragsysteme für das Gleis
oder den Gleiskörper, im Zuge einer ganzheitlichen Überwachung von Tragsystemen im
Bereich von Schienen-Fahrwegen zur Steuerung und Regelung des Bahnbetriebs.
[0002] Aus Sicherheitsgründen müssen immer dann, wenn Schienen-Fahrwege Lageveränderungen
der Gleise unterworfen sind, Langsamfahrstellen eingerichtet werden, da derartige
Gleisabschnitte aus Sicherheitsgründen nur mit geringer Geschwindigkeit von Schienenfahrzeugen
befahren werden dürfen. Dies betrifft insbesondere Gleisabschnitte, in denen Schienen-Fahrwege
über Hilfsbrücken oder dergleichen geführt werden, vor allem im Bereich von Baustellen,
beispielsweise Brückensanierungen, Arbeiten an Bahndämmen oder sonstigem Untergrund
und beim Bau von Eisenbahnkreuzungen gemäß Eisenbahnkreuzungsgesetz. Grund dafür ist,
dass die Lagestabilität der Gleise insbesondere bei temporären Tragsystemen, also
Hilfstragkonstruktionen mit ihren Auflagerungen und Verbauten, eine andere Beweglichkeit
aufweisen, als beispielsweise auf einem Regeloberbau mit Schotterbett und stabilem
Unterbau. Dies hat zur Folge, dass unvorhergesehene Setzungen des Tragsystems sowohl
in Teilen der Tragkonstruktion mit ihren Lagern, den Stützkonstruktionen mit Verbauten,
dem mitwirkenden Baugrund und dem anschließenden Hinterfüllbereich der Gleisanlage,
als auch in der Gesamtheit des Tragsystems auftreten können. Als besonderes Problem
für Schienenfahrzeuge ist hierbei eine unzulässige Verwindung des Gleises beim Überfahren
anzusehen, die nicht in jedem Fall mit statischen Höhendifferenzen zwischen den Schienen
einhergeht.
[0003] In diesem Zusammenhang sind für die Befahrbarkeit Deformationswerte und davon abhängige,
zulässige Überfahrgeschwindigkeiten relevant, die in einschlägigen Richtlinien und
Vorschriften festgelegt sind. Diese können nicht allein durch eine rein statische
Vermessung der Gleisgeometrie ermittelt und festgelegt werden. Dementsprechend ist
es im Bahnbetrieb immer noch unverzichtbar, dass erfahrene Fachleute das Überfahren
von temporären Tragsystemen mit Schienenfahrzeugen in der Praxis austesten, wobei
für die Überfahrt zunächst mit Schrittgeschwindigkeit begonnen und diese langsam gesteigert
wird, um die dynamischen Verhältnisse beim Überfahren des Tragsystems erfahrungsgemäß
zu bewerten. Beim späteren Fahrbetrieb muss die Geometrie der Gleislage (Gleisgeometrie)
und der mitwirkenden Komponenten der Tragsysteme dann immer wieder nachvermessen werden,
um nachteilige Effekte von Setzungen rechtzeitig zu erkennen und gegebenenfalls Gegenmaßnahmen
einleiten zu können.
[0004] Allerdings bildet aufgrund der oben geschilderten Zusammenhänge das rein statische
Vermessen der Gleisgeometrie die für die Befahrbarkeit in der Praxis relevanten dynamischen
Verhältnisse nur unzulänglich ab. Daher ist es gerade im Bereich von temporären Tragsystemen
oder auch bei bestehenden instabilen Schienenfahrwegen nach wie vor unerlässlich,
Langsamfahrstellen einzurichten, selbst wenn grundsätzlich ein schnelleres Befahren
des Streckenabschnitts möglich wäre. Dabei ist es nachteilig anzusehen, dass Langsamfahrstellen
gerade bei den heutigen Geschwindigkeiten im Eisenbahnverkehr Zeitverluste von mehreren
Minuten mit Auswirkungen auf die Fahrplanverbindlichkeit bewirken können. Man ist
daher bestrebt, Langsamfahrstellen soweit wie möglich zu vermeiden.
[0005] Aus der
DE 10 2004 014 282 A1 ist ein rein oberbautechnisches Messkontrollverfahren zur Ermittlung einer Weichengeometrie
und eines Materialverschleißes in der Weiche (Herzstück) offenbart. Dabei erfolgt
eine Beschleunigungsmessung, um den Verschleißgrad der Weiche zu bestimmen und gegebenenfalls
einen Wartungstermin festzusetzen oder eine Nachvermessung zu veranlassen.
[0006] In der
DE 100 65 954 A1 ist eine ebenfalls rein oberbautechnische Messkontrolle der Gleissanlage beschrieben.
Dabei wird der Schienenkörper im Hinblick auf Materialbruch geprüft, wozu ein Hammersignal
auf die Schiene gegeben und eine Schwingungsmessung mit einem handelsüblichen Beschleunigungsaufnehmer
durchgeführt wird. Das Schwingungssignal wird auf einem Monitor dargestellt.
[0007] Aus der deutschen Patentanmeldung
10 2006 043 043.3 desselben Anmelders, auf die vorliegend ausdrücklich Bezug genommen wird, ist ein
Verfahren und ein Überwachungssystem für Schienen-Fahrwege bekannt, bei dem in einem
überwachten Bereich laufend Ortsdaten der Gleisgeometrie sensorisch erfasst und in
einer Datenverarbeitungsvorrichtung ausgewertet werden, was hinsichtlich der Befahrbarkeit
und/oder der maximal zulässigen Überfahrgeschwindigkeit des Schienen-Fahrweges in
dem überwachten Bereich geschieht. Anschließend werden die ausgewerteten Ortsdaten
durch eine Steuerungseinrichtung ausgegeben und zum Ansteuern von optischen und/oder
akustischen Anzeigen und/oder Regelsystemen verwendet. Zum sensorischen Erfassen der
Ortsdaten kommt dabei gemäß der bevorzugten Ausgestaltung der genannten Patentanmeldung
ein optisches Lasermessverfahren zum Einsatz, wobei ein Laser die Ortspositionen von
Markierungen erfasst, die räumlich verteilt an dem Gleis angeordnet sind.
[0008] Obwohl das vorstehend beschriebene Verfahren bzw. Überwachungssystem bereits deutliche
Vorteile gegenüber dem vorbekannten Stand der Technik aufweist und dabei insbesondere
auch in der Lage ist, dynamische Vorgänge beim Überfahren des Schienen-Fahrweges zu
berücksichtigen und für eine Betriebsführung nutzbar zu machen, hat sich in der Praxis
als verbesserungswürdig herausgestellt, dass beispielsweise bei ungünstiger Witterung
und damit verbundener Verschmutzung oder anderweitiger optischer Beeinträchtigung
(z. B. Beschlagen von Spiegeln) der Markierungen das sensorische Erfassen der Ortsdaten
der Gleisgeometrie nicht immer problemlos möglich ist.
[0009] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und ein
Überwachungssystem zur Betriebsführung von Schienen-Fahrwegen vorzuschlagen, mit dem
generell kritische Gleislagen überwacht werden können und mit dem es insbesondere
an temporären Tragsystemen möglich ist, die Grenzwerte für Warnung und Alarm bei Deformationen
des Tragsystems zu erfassen, um auf diese Weise die Überfahrgeschwindigkeit zu erhöhen
und/oder die augenscheinliche und händische Überwachung eines kritischen Gleisabschnitts
durch ein automatisches System ersetzen zu können, das auch bei ungünstigen Witterungsbedingungen
zuverlässig einsetzbar ist und auf diese Weise eine sichere Betriebsführung gewährleistet.
[0010] Diese Aufgabe wird gelöst mittels eines Verfahrens mit dem Merkmal des Patentanspruchs
1 sowie mittels eines Überwachungssystem mit den Merkmalen des Patentanspruchs 9.
[0011] Vorteilhafte Weiterbildungen des Verfahrens und des Überwachungssystems ergeben sich
aus den jeweiligen Unteransprüchen, deren Wortlaut hiermit durch ausdrückliche Bezugnahme
in die Beschreibung aufgenommen wird, um unnötige Textwiederholungen zu vermeiden.
[0012] Erfindungsgemäß zeichnet sich ein Verfahren zur Betriebsführung von Schienen-Fahrwegen,
insbesondere im Bereich temporärer Tragsysteme und der mitwirkenden Komponenten im
Schienen-Fahrweg für die Gleise oder den Gleiskörper dadurch aus, dass es die folgenden
Verfahrensschritte beinhaltet:
- sensorisches Erfassen von Beschleunigungsdaten des Fahrwegs in einem Überwachungsbereich;
- Auswerten der erfassten Beschleunigungsdaten hinsichtlich einer Befahrbarkeit und/oder
maximal zulässigen Überfahrgeschwindigkeit in dem Überwachungsbereich;
- Ausgeben und/oder Verwendung der ausgewerteten Beschleunigungsdaten zur Betriebsführung
des Schienenfahrweges durch Ansteuern von insbesondere optischen und/oder akustischen
Anzeigen und/oder von Regelsystemen des Schienen-Fahrwegs und/oder eines Schienenfahrzeugs.
[0013] Insbesondere können die Beschleunigungsdaten zum Ermitteln von Deformationswerten
und damit zur Auswertung für die Regelung oder Steuerung der Befahrbarkeit des Schienenfahrwegs
oder eines Schienenfahrzeugs mit sicherer Betriebsführung dienen.
[0014] Ein erfindungsgemäßes Überwachungssystem zur Betriebsführung auf Schienen-Fahrwegen,
insbesondere im Bereich von temporären Tragsystemen für den Fahrweg zur Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens umfasst:
- mindestens einen Beschleunigungssensor zur laufenden Erfassung von Beschleunigungssdaten
des Fahrweges in einem Überwachungsbereich,
- eine mit dem Beschleunigungssensor verbundene Datenverarbeitungsvorrichtung zur Auswertung
der von dem Beschleunigungssensor erfassten Beschleunigungsdaten hinsichtlich einer
Befahrbarkeit und/oder einer maximal zulässigen Überfahrgeschwindigkeit des Schienen-Fahrweges
im Überwachungsbereich, sowie
- eine Steuerungseinheit zur Ausgabe der ausgewerteten Beschleunigungsdaten und zur
Betriebsführung des Schienen-Fahrweges durch Ansteuern von insbesondere optischen
und/oder akustischen Anzeigen und/oder von Regelsystemen für eine Betriebssteuerung
des Schienen-Fahrweges und/oder eines Schienenfahrzeugs im Überwachungsbereich.
[0015] Somit betrifft die vorliegende Erfindung die ganzheitliche Überwachung von Tragsystemen
im Bereich von Schienen-Fahrwegen und dient zur Steuerung und Regelung des Bahnbetriebs.
Auf diese Weise ergänzt die vorliegende Erfindung die parallele Erfindung gemäß der
weiter oben erwähnten
DE 10 2006 043 043.3. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung werden Deformationen in den Tragsystemen des
ganzheitlichen Fahrwegs bestehend aus Schienen (Gleisrost, Gleisbett mit Erdkörper
und Dämmen, Tragwerken wie Brücken) und Fundamenten erkannt und hiervon ausgehend
die Einhaltung der Grenzwerte für die Befahrbarkeit des Fahrweges überwacht, wobei
die ausgewerteten Beschleunigungsdaten zum Regeln und Steuern des Bahnbetriebs verwendet
werden, beispielsweise zur gezielten Beeinflussung des Fahrwegs (Deformationskompensation)
und/oder zur Bewegungssteuerung von Schienenfahrzeugen.
[0016] Im Rahmen der vorliegenden Erfindung können die genannten Beschleunigungsdaten insbesondere
dafür genutzt werden, die genannten Tragsysteme selbst zu steuern und/oder zu regeln,
um die gemessenen Deformationen zumindest teilweise auszugleichen. Alternativ oder
zusätzlich kann auch in den Schienenfahrzeugen selbst eine entsprechende Anpassung,
Steuerung und/oder Regelung basierend auf den genannten Beschleunigungsdaten vorgenommen
werden, beispielsweise durch eine aktive Neigeregelung. Eine weitere mögliche Beeinflussung
des Bahnbetriebs besteht in einer Signalwegsteuerung des Fahrweges und/oder einer
Geschwindigkeitsbeeinflussung von Schienenfahrzeugen.
[0017] Aufgrund der erfindungsgemäß zum Überwachen der Gleislage eingesetzten weitestgehend
witterungsunabhängigen Beschleunigungssensoren eignet sich das erfindungsgemäße Verfahren
bzw. das erfindungsgemäße Überwachungssystem in erster Linie zum dauerhaften und zuverlässigen
Überwachen von dynamischen Vorgängen am Schienen-Fahrweg, wie sie insbesondere beim
Überfahren mittels eines Schienenfahrzeugs ablaufen. Eine solche Überfahrt kommt damit
gewissermaßen einem Testereignis gleich, wobei die im Zusammenhang damit aufgenommenen
Beschleunigungsdaten Aufschluss über den geometrischen Zustand der Gleislage im dreidimensionalen
Raum X, Y, Z geben. So lassen sich beispielsweise detektierte Querbeschleunigungen
dahingehend interpretieren, dass eine Setzung einer der Schienen der Gleislage relativ
zu der anderen Schiene stattgefunden hat. Um neben solchen dynamischen Vorgängen auch
langsamere, das heißt statische oder quasi-statische Veränderungen der Gleislage erfassen
zu können, stehen Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Verfahrens bzw. des erfindungsgemäßen
Überwachungssystems vor, dieses mit einem entsprechenden weiteren Verfahren zum Überwachen
von Schienen-Fahrwegen bzw. einem entsprechenden weiteren Überwachungssystem, insbesondere
gemäß der eingangs erwähnten Patentanmeldung 10 2006 043 043.3, zu kombinieren, wobei
sich beide Verfahren bzw. Systeme im Betrieb ergänzen.
[0018] Das Erfassen von Veränderungen an der Gleisgeometrie und den damit mitwirkenden Tragsystemen,
also von Bewegungen der Schiene und der mitwirkenden Tragsysteme relativ zur Umgebung
und relativ zueinander, wobei es sich um für das Schienenfahrzeug relevante Größen
handelt, kann laufend erfolgen, das heißt entweder kontinuierlich oder in einer langen
zeitlichen Abfolge von Intervallen, so dass insbesondere die letztendlich relevanten
dynamischen Verhältnisse im Gleis beim Überfahren durch ein Schienenfahrzeug detektiert
werden. Zeitlich aufgelöste Erfassung und Auswertung der Beschleunigungsdaten zur
Veränderung der Gleisgeometrie ermöglicht darüber hinaus ein Berücksichtigen des zeitlichen
Verlaufs der Beschleunigungsdaten, um daraus Rückschlüsse auf eine zeitliche Veränderung
der Gleisgeometrie im Sinne von Deformationen der Gleislage und die Befahrbarkeit
des Gleises im Überwachungsbereich zu ziehen und eine entsprechende Betriebsführung
zu veranlassen.
[0019] Die Auswertung der erfassten Beschleunigungsdaten erfolgt in Weiterbildung der Erfindung
im Hinblick auf Deformationswerte der Gleisgeometrie und der davon abhängigen Befahrbarkeit
und/oder einer maximal zulässigen Überfahrgeschwindigkeit des Schienen-Fahrweges im
Überwachungsbereich. Bei einer Weiterbildung der Erfindung erfolgt diese Auswertung
automatisch durch eine Datenverarbeitungsvorrichtung, welche die laufend erhaltenen
Beschleunigungsdaten ständig auswertet. Hierbei können in der Datenverarbeitungsvorrichtung
insbesondere Erfahrungswerte und bestehende Sicherheitsvorschriften bei der Auswertung
berücksichtigt werden, so dass anhand der Beschleunigungsdaten, insbesondere deren
Veränderung bei oder im Umfeld der Überfahrt eines Schienenfahrzeugs, die aus Sicherheitsgründen
maximal zulässige Überfahrgeschwindigkeit und gegebenenfalls auch die Befahrbarkeit
ermittelt werden kann. Gleichzeitig kann bei der Auswertung der Beschleunigungsdaten
erkannt werden, an welcher Stelle der Gleislage beispielsweise eine Setzung oder eine
andere Deformation erfolgt ist, so dass entsprechende Korrekturmaßnahmen im Zuge der
genannten ganzheitlichen Betriebsführung automatisch vorgeschlagen und gegebenenfalls
auch gesteuert durchgeführt werden können. Derartige Korrekturmaßnahmen können beispielsweise
einer zusätzlichen Versteifung oder einer Unterfütterung von einzelnen Auflagern bestehen.
[0020] Bei der Auswertung von Beschleunigungsdaten, die während einer Überfahrt des Überwachungsbereichs
mit einem Schienenfahrzeug zeitlich aufgelöst erfasst werden, können in Weiterbildung
der vorliegenden Erfindung weitere Parameter der Überfahrt, wie Gewicht und Geschwindigkeit
des Schienenfahrzeugs mit einbezogen werden, um die dynamischen Verhältnisse bei der
Überfahrt möglichst vollständig und reproduzierbar zu erfassen und auszuwerten. Dabei
kann es zweckmäßig sein, aus den insbesondere zeitlich aufgelöst ausgewerteten Beschleunigungsdaten
Verwindungskurven für die Gleisgeometrie zu generieren - insbesondere vor während
und/oder nach Überfahrt - und mit existierenden Daten für noch zulässige Verwindungskurven
zu vergleichen, wobei Letztere in tabulierter Form vorliegen.
[0021] Wie bereits erwähnt, geben die ausgewerteten Beschleunigungsdaten Aufschluss über
die Deformationswerte und die davon abhängige Befahrbarkeit und/oder eine maximal
zulässige Überfahrgeschwindigkeit an sich sowie weiterhin über die zu ergreifenden
Korrekturmaßnahmen und/oder eine Signalgebung und Betriebssteuerung für den Schienen-Fahrweg
im Überwachungsbereich. Die Daten können in Weiterbildung der vorliegenden Erfindung
von einer Steuereinheit ausgegeben werden, beispielsweise an ein Leitsystem des Schienen-Fahrweges
und ein Signalsystem oder an eine Telekommunikationseinrichtung, mit welcher die Daten
anschließend weitergemeldet werden. Entsprechend sieht eine Weiterbildung des erfindungsgemäßen
Überwachungssystems vor, dass die Steuerungseinheit mit einem Schienenverkehrs-Leitsystem
und/oder einem Signalsystem und/oder einem Telekommunikationssystem verbunden ist.
In diesem Zusammenhang lässt sich z. B. bei Zügen, die mit moderner Neigetechnik ausgerüstet
sind, ein Neigeverhalten bewirken, welches nach Art einer Rückkopplung eine Deformation
des Gleises auszugleichen versucht. Weiterhin können akustische und/oder optische
Anzeigen, wie Hilfssignale oder dergleichen, angesteuert bzw. aktiviert werden, um
beispielsweise auf eine bestehende Gefahrensituation aufmerksam zu machen. Auch an
sich bekannte INDUSI-Sicherheitseinrichtungen können mit den erfassten Beschleunigungsdaten
oder daraus abgeleiteten Datenwerten versorgt werden, um eine Geschwindigkeitsbeeinflussung
von Schienenfahrzeugen zu erreichen. Alternativ oder zusätzlich können in Weiterbildung
der vorliegenden Erfindung Regelsysteme gesteuert werden, beispielsweise verstellbare
Auflager, um festgestellte Veränderungen im Gleis automatisch zu kompensieren.
[0022] Im letzteren Fall wird nach der vorliegenden Erfindung vorzugsweise ein Regelkreis
gebildet, der aus einem Verstellsystem für die Tragkonstruktion des Gleises des Gleiskörpers
und/oder für Auflager der Schienen (beispielsweise bei einer festen Fahrbahn) und
den gegebenenfalls darunter befindlichen weiteren Komponenten gebildet ist, und der
weiterhin den Sensor zur Erfassung der Beschleunigungsdaten und die Datenverarbeitungsvorrichtung
mit Steuerungseinheit umfasst. Hierdurch ergibt sich eine besonders vorteilhafte selbstregelnde
und zusätzlich überwachte Tragkonstruktion für den Schienen-Fahrweg. Eine solche kann
als Hilfstragsystem eingesetzt werden, das wesentlich höhere Überfahrgeschwindigkeiten
erlaubt, als bislang zulässig.
[0023] Insbesondere dann, wenn in Weiterbildung der Erfindung als Tragsystem ein temporäres
Tragsystem verwendet wird, das eine Gefrierkörper-Tragkonstruktion mit oder ohne Verbundträger
aufweist, bietet die vorliegende Erfindung bei Vorhandensein der vorstehend genannten
Regelkreise besondere Vorteile. Bekannterweise haben Gefrierkörper die Eigenschaft,
mit der Zeit zu kriechen, so dass für die Stabilität der Hilfstragkonstruktion entsprechende
Gegenmaßnahmen ergriffen werden müssen, wie beispielsweise das Vorspannen von Verbundträgern
oder ein Verändern der Betriebsdaten von Aufrechterhaltungsaggregaten für den Gefrierkörper,
beispielsweise ein Absenken der Gefriertemperatur. Ein derartiges temporäres Tragsystem,
bei dem die vorliegende Erfindung vorteilhafterweise zum Einsatz kommen kann, ist
in der
DE 44 21 461 C2 beschrieben, auf die insofern ausdrücklich Bezug genommen wird. Im Zuge einer diesbezüglichen
Weiterbildung des Verfahrens ist vorgesehen, dass eine Gefrierkörper-Tragkonstruktion
mit oder ohne Verbundträger verwendet wird, und dass dessen Auflager und/oder Verbundträgerlager
und/oder Aufrechterhaltungsaggregate mit den ausgewerteten Beschleunigungsdaten angesteuert
werden, um einen Regelkreis zu bilden. Entsprechend zeichnet sich eine Weiterbildung
des erfindungsgemäßen Überwachungssystem dadurch aus, dass die Tragkonstruktion der
Gleise oder des Gleiskörpers ein temporäres Tragsystem mit einem Gefrierkörper ist
und dass das Verstellsystem Aufrechterhaltungsaggregate des Gefrierkörpers umfasst.
[0024] Das sensorische Erfassen von Beschleunigungsdaten der Gleislage erfolgt erfindungsgemäß
unter Verwendung entsprechender Beschleunigungssensoren, vorzugsweise zum Erfassen
von Beschleunigungsdaten in drei Raumrichtungen ausgebildet sind. Als Beschleunigungssensoren
können dabei magnetischinduktive Beschleunigungssensoren, piezoelektrische Beschleunigungssensoren,
mikromechanische Beschleunigungssensoren, andere herkömmliche mechanische Beschleunigungssensoren
oder zukünftige Entwicklungen auf dem Gebiet der Beschleunigungsmessung zum Einsatz
kommen. Die Beschleunigungssensoren sollen dabei sowohl periodisch wiederkehrende
schnelle Bewegungen, also oszillierende Bewegungen, als auch langsame und über einen
größeren Zeitraum entstehende Lageveränderungen anzeigen. Anders als die weiter oben
beim Stand der Technik eingesetzten optischen Sensoren zur Bestimmung von Ortsdaten
sind die vorstehend aufgeführten Beschleunigungssensoren im Betrieb im Wesentlichen
witterungsunempfindlich.
[0025] Einer oder mehrere der Beschleunigungssensoren können an der Schiene angeordnet sein,
oder sie können an speziellen Schwenkarmen oder anderen Annäherungseinrichtungen angebracht
sein, die zur Messung bzw. Datenaufnahme an die Schiene oder ein anderes Teil der
Gleislage heranbewegt werden. Dort sind bei Ausgestaltungen der Erfindung so genannte
Anschlagelemente, auch Peilelemente genannt, vorgesehen, die mit den Beschleunigungssensoren
vorzugsweise induktiv, d. h. berührungslos in Wechselwirkung treten, so dass eine
Messung von Beschleunigungen der Gleisgeometrie gegenüber einem im Wesentlichen orts-
bzw. raumfesten Bezugssystem vorzugsweise in drei Raumrichtungen X, Y, Z vornehmbar
ist, vorzugsweise in drei zueinander senkrechten Raumrichtungen. Die Schwenkarme bzw.
Annäherungseinrichtungen können ihrerseits z. B. an einem parallel zum Gleis verlaufenden
Längsbalken schwenkbar angelenkt sein, der im Untergrund befestigt (verankert) ist
und Einrichtungen zur insbesondere tachymetrischen Bestimmung seiner räumlichen Lage
aufweist, beispielsweise Tachymeterspiegel. Der Längsbalken kann seinerseits von wenigstens
einem in den Gleiskörper eingebrachten Höhenpfahl getragen sein.
[0026] Eine spezielle Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Überwachungssystems sieht vor,
dass die Annäherungseinrichtung als Schwenkarm ausgebildet ist, der zum Annähern des
Beschleunigungssensors an ein Teil der Gleislage, insbesondere an die Schiene, in
der Ebene der Gleislage um eine zu der dieser senkrechten Schwenkachse schwenkbar
ist.
[0027] Weitere besondere Vorteile im Rahmen der vorliegenden Erfindung ergeben sich bei
deren Einsatz für temporäre Tragsysteme, wenn diese selbst mit Tragsystemsensoren
ausgestattet sind, die Bewegungen des temporären Tragsystems bei der Überfahrt eines
Schienenfahrzeugs erfassen. Derartige erfasste Bewegungsdaten des temporären Tragsystems
können in Weiterbildung der vorliegenden Erfindung zusammen mit den Beschleunigungsdaten
ausgewertet werden. Beispielsweise kann bei erfassten Bewegungen des temporären Tragsystems,
beispielsweise einer Hilfsbrücke, von Lagern oder von einem Verbau, wie Spundwänden
oder dergleichen, ein Warnsignal ausgegeben werden, das beispielsweise die Überfahrt
präventiv sperrt, bis die Ursache der Bewegung gefunden ist. Daneben können automatisch
Aussteifungselemente angesteuert werden, um die erfassten Bewegungen zu unterbinden.
Zusätzlich oder alternativ ist auch auf andere Weise (z. B. Herabsetzen der Überfahrgeschwindigkeit)
das Herbeiführen einer Betriebssteuerung des Schienen-Fahrwegs im Überwachungsbereich
möglich.
[0028] Eine entsprechende Weiterbildung des erfindungsgemäßen Überwachungssystems sieht
vor, dass dessen Datenverarbeitungsvorrichtung so ausgestaltet ist, dass sie bei von
den Tragsystemsensoren erfassten Bewegungen des temporären Tragsystems über die Steuereinheit
ein Warnsignal ausgibt oder auf andere Weise eine Betriebssteuerung des Schienen-Fahrwegs
im Überwachungsbereich herbeiführt oder ein Schienenfahrzeug steuert. Weiterhin kann
vorgesehen sein, dass an dem temporären Tragsystem ansteuerbare Aussteifungselemente
vorgesehen sind, welche mit der Steuerungseinheit des Überwachungssystems verbunden
sind, wobei die Datenverarbeitungsvorrichtung so ausgestaltet ist, dass sie bei von
den Tragsystemsensoren erfassten Bewegungen des temporären Tragsystems über die Steuerungseinheit
die Aussteifungselemente aktiviert und steuert.
[0029] Die Berücksichtigung von Bewegungsdaten des temporären Tragsystems bei der Auswertung
der Beschleunigungsdaten ist jedoch nicht auf die vorstehend beschriebene Warnfunktion
beschränkt. Es kann durchaus normal oder sogar erwünscht sein, dass sich das temporäre
Tragsystem bei Überfahrt eines Schienenfahrzeugs bewegt. Das Ausmaß, die Art und die
Dauer dieser Bewegung können dabei wichtige Zusatzinformationen für die erfindungsgemäße
Auswertung von Beschleunigungsdaten beispielsweise hinsichtlich der Deformationswerte
und einer davon abhängigen Befahrbarkeit und/oder der maximal zulässigen Überfahrgeschwindigkeit
des Schienen-Fahrweges über dem temporären Tragsystem oder hinsichtlich einer Steuerungsfunktion
von Schienenfahrzeugen darstellen.
[0030] In diesem Zusammenhang sei noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die
Erfindung nicht auf eine Überwachung temporärer Tragsysteme beschränkt ist. Das erfindungsgemäße
Überwachungssystem und das entsprechende Verfahren eignen sich auch für eine insbesondere
ständige Überwachung "normaler" Schienen-Fahrwege und Schienenfahrzeuge.
[0031] Darüber hinaus kann das erfindungsgemäße Verfahren bzw. die erfindungsgemäße Vorrichtung
auch bei Einschienenbahnen, beispielsweise Magnetschwebebahnen, vorteilhaft eingesetzt
werden. In diesem Zusammenhang kann beispielsweise über ein Regulieren eines Triebfahrzeugs
im Hinblick auf dessen Geschwindigkeit in Abhängigkeit von einer Lagedifferenz zum
Fahrweg sichergestellt werden, dass ein eingesetzter Linearmotor gleichmäßig gleitet.
Weiterhin kann vorgesehen sein, dass die Beschleunigungsdaten zur aktiven Beeinflussung
der Lage oder Neigung eines Schienenfahrzeugs verwendet werden.
[0032] Weitere Eigenschaften und Vorteile der vorliegenden Erfindung ergeben sich aus der
folgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen anhand der Zeichnung. Es zeigt:
Figur 1 eine schematische Draufsicht auf einen Gleisabschnitt mit temporärem Tragsystem
und erfindungsgemäßem Überwachungssystem;
Figur 2 eine schematische Schnittdarstellung entsprechend der Linie II-II in Figur
1;
Figur 3 eine schematische Seitenansicht eines solchen Gleisabschnitts;
Figur 4 eine schematische Seitenansicht eines Gleisabschnitts mit einer Gefrierkörper-Hilfsbrücke
und einem Durchpresskörper;
Figur 5 anhand einer der Figur 2 entsprechenden Ansicht eine weitere Ausgestaltung
des erfindungsgemäßen Überwachungssystems; und
Figur 6 anhand einer der Figur 1 entsprechenden Darstellung eine weitere Ansicht des
Übertragungssystems gemäß Figur 5.
[0033] Figur 1 zeigt bei Draufsicht schematisch einen Schienen-Fahrweg umfassend ein Gleis
oder eine Gleislage 1, die aus zwei Schienen 2 und Querschwellen 3 gebildet ist, wobei
die Schienen 2 in üblicher Weise mittels Befestigungsmitteln der jeweiligen Oberbauform
4, 5 auf den Querschwellen 3 befestigt sind. Das gilt auch für schotterlose Oberbaukonstruktionen
und Weichenbereiche der Systeme. Im dargestellten Gleisabschnitt ist eine Hilfsbrücke
6 dargestellt, die ein temporäres Tragsystem für die Gleislage 1 darstellt und die
auf einem Widerlager 7 aufliegt. An den Unterlagsplatten 4 für die Schienen 2 ist
jeweils ein Beschleunigungssensor 8 angeordnet, der vorzugsweise als magnetischinduktiver
Beschleunigungssensor ausgebildet und darüber hinaus in der Lage ist, Beschleunigungen
der Gleislage 1 in drei Raumrichtungen sensorisch zu erfassen. Die einzelnen Beschleunigungssensoren
8 sind mit einer Datenverarbeitungsvorrichtung in (Figur 1 nicht gezeigt) drahtlos
oder per Kabel verbunden, worauf weiter unten anhand der Figuren 3 und 4 noch genauer
eingegangen wird. Die Erfindung ist jedoch nicht auf eine derartige Ausgestaltung
des Schienen-Fahrwegs beschränkt, sondern umfasst auch alle anderen Arten von Schienen-Fahrwegen,
z. B. eine feste Fahrbahn oder dergleichen.
[0034] Figur 2 zeigt anhand einer schematischen Schnittdarstellung entlang der Linie II-II
in Figur 1 nochmals die Anordnung der Beschleunigungssensoren 8 an den Schienen 2
der Gleislage 1. Wie der Fachmann erkennt, ist die Anordnung der Beschleunigungssensoren
8 keinesfalls auf die beispielhaft gezeigte Ausgestaltung gemäß Figur 2 beschränkt.
Vielmehr ist es erfindungsgemäß lediglich erforderlich, dass die Beschleunigungssensoren
8 derart an der Gleislage 1 angebracht sind, dass sie insbesondere dynamische Veränderungen
der Gleislage bzw. der Gleisgeometrie über die auftretenden und erfindungsgemäß erfassten
(Relativ-)Beschleunigungen anzeigen können. Weitere geeignete Ausgestaltungen der
Sensoranordnung sind in den Figuren 5 und 6 dargestellt.
[0035] Die in den Figuren 1 und 2 dargestellte messtechnische Anordnung zur sensorischen
Erfassung von Bewegungen der Gleislage 1 bzw. Änderungen der Gleisgeometrie (Deformationen)
ist also anhand einer Gesamtbetrachtung der Beschleunigungswerte, die von den einzelnen
Beschleunigungssensoren 8 geliefert werden, in der Lage, Daten über die entlang der
Gleislage 1 resultierenden Bewegungen bzw. die dort angreifenden Kräfte und damit
auch über die besonders relevanten Verwindungen der Gleislage 1 zu liefern.
[0036] Figur 3 zeigt eine schematische Seitenansicht eines ähnlichen Gleisabschnitts wie
in den Figuren 1 und 2, wobei die Hilfsbrücke 6 vorliegend etwas detaillierter dargestellt
ist. Die Hilfsbrücke 6, über welche die Schienen 2 auf ihren Querschwellen 3 verlaufen,
sitzt auf einer Verbauwand 9, die funktionell etwa dem Widerlager 7 in Figur 1 entspricht.
Als Auflager der Hilfsbrücke 6 ist an der Verbauwand 9 ein Kopfbalken 10 und ein Lager
11 vorhanden. An der Hilfsbrücke 6, am Lager 11 sowie an der Verbauwand 9 sind Tragsystemsensoren
12 angebracht, beispielsweise Dehnmessstreifen, um Verformungen des Tragsystems Hilfsbrücke
6 auf einer Verbauwand oder anderen Auflagersysteme aus Einzelstützelementen bzw.
des gesamten Hilfstragsystems zu detektieren, insbesondere bei Überfahrt eines Schienenfahrzeugs.
Die detektierten Bewegungsdaten werden an eine Datenverarbeitungsvorrichtung 13 mit
Steuerungseinheit 14 ausgegeben, wobei die Datenverarbeitungsvorrichtung 13 darüber
hinaus mit den in Figur 3 nicht explizit dargestellten Beschleunigungssensoren 8 im
Bereich der Gleislage 1 in signaltechnischer Wirkverbindung steht, was in Figur 3
durch entsprechende gestrichelte Verbindungslinien symbolisiert ist. Aus Gründen der
Übersichtlichkeit in Figur 3 sowie in Figur 4 nicht für alle Beschleunigungssensoren
8 explizit dargestellt.
[0037] Über die genannten Verbindungen werden die Beschleunigungsdaten der Gleislage 1 von
den Beschleunigungssensoren 8 durch die Datenverarbeitungsvorrichtung 13 eingelesen.
Die Steuerungseinheit 14 steuert anhand der ausgewerteten Ergebnisse, das heißt derjenigen
Ergebnisse, die sich aus der gemeinsamen Auswertung der detektierten Bewegungsdaten
der Hilfsbrücke 6 und der Beschleunigungsdaten der Gleislage 1 ergeben, einen Verstellmotor
15 an, der das Lager 11 mittels einer darin enthaltenen Spindel (nicht gezeigt) bedarfsweise
erhöht, um beispielsweise einer Setzung der Verbauwand 9 automatisch entgegenzuwirken.
Die Steuerung des Verstellmotors 15 wird über die Beschleunigungsdaten der Beschleunigungssensoren
8 und die Bewegungsdaten der Tragsystemsensoren 12 in einem Regelkreis geregelt.
[0038] Figur 4 zeigt ein weiteres Beispiel für den Einsatz der erfindungsgemäßen Vorrichtung
anhand einer Darstellung, die im Wesentlichen derjenigen in Figur 3 entspricht. Dabei
besteht die Hilfsbrücke aus einem Gefrierkörper 16 mit Verbundträgern 17. Unter dem
Gefrierkörper 16 wird ein Stahlbetonrahmen als Durchpresskörper 18 durchgepresst,
um eine Unterführung unter dem Gleis herzustellen. Wiederum wird der Gleisabschnitt
mittels einer Anzahl von Beschleunigungssensoren 8 sowie mittels Tragsystemsensoren
12, die an dem Durchpresskörper 18 sowie an den Verbundträgern 17 angebracht sind,
nach Maßgabe der die jeweiligen Messdaten gemeinsam auswertenden Datenverarbeitungsvorrichtung
13 überwacht. Die Steuerungseinheit 14, die wiederum von der Datenverarbeitungsvorrichtung
13 mit entsprechenden Anweisungen versorgt wird, wirkt beim Ausführungsbeispiel der
Figur 4 auf eine Steuerung des Gefrierkörpers 16 ein, beispielsweise über eine Temperaturregelung
oder einer Vorspannung der Verbundträger 17, so dass sich wiederum ein Regelkreis
ausbildet, der es im Normalbetrieb ermöglicht, den dargestellten Gleisabschnitt mit
wesentlich höherer Geschwindigkeiten zu überfahren, als bislang möglich.
[0039] Darüber hinaus kann der Schienen-Fahrweg automatisch mit einer Reduzierung der zulässigen
Fahrgeschwindigkeit belegt oder gesperrt werden, sobald die Datenverarbeitungsvorrichtung
13 das Überschreiten bestimmter Grenzwerte der verarbeiteten Beschleunigungs- und
Bewegungsdaten beispielsweise anhand von Deformationswerten feststellt, was über geeignete
optische- und/oder akustische Anzeigen (wie Hilfssignale, nicht dargestellt) mitgeteilt
werden kann.
[0040] Figur 5 zeigt anhand einer Schnittansicht die darstellungstechnisch etwa derjenigen
in Figur 2 entspricht eine weitere Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Überwachungssystems,
wobei gleiche Elemente mit denselben Bezugszeichen versehen wurden. Vorliegend wird
nur auf die wesentlichen Unterschiede zwischen den Ausgestaltungen gemäß Figur 2 und
Figur 5 explizit eingegangen.
[0041] Bei der Ausgestaltung gemäß Figur 5 ist in der Gleisachse, das heißt parallel zum
Verlauf der Schienen 2 auf Höhenpfählen 19 ein Längsbalken 20 montiert, wie insbesondere
der zugehörigen Draufsicht in Figur 6 zu entnehmen ist. Der Längsbalken 20 trägt in
definierten Abständen x (vgl. Figur 6), z. B. nach jeder dritten Schwelle 3, Schwenkarme
21, die mittig unterhalb des Längsbalkens 20 angelenkt sind und deren Länge I (vgl.
Figur 6) kleiner als die Spurweite des Gleises ist. Statt eines durchgehenden Armes
21 können an dem Längsbalken 20 alternativ auch zwei Halbarme (nicht gezeigt) angelenkt
sein, deren Länge jeweils etwa der halben Spurweite entspricht. Der Schwenkarm 21
trägt an seinen Enden jeweils einen dreidimensional messenden Beschleunigungssensor
22. Dabei ist die Gesamtanordnung aus Schwenkarm 21 und Beschleunigungssensor 22 derart
ausgebildet, dass die Beschleunigungssensoren 22 bei ausgeschwenktem Schwenkarm 21
bis fast an den jeweiligen Schienensteg der Schienen 2 heranreichen, wie dies in Figur
5 dargestellt ist. In dieser Stellung können die Beschleunigungssensoren 22 zum Erfassen
von an den Schienen 2 bzw. der Gleislage 1 wirksamen Beschleunigungen verwendet werden,
wie weiter unten noch genauer dargestellt wird. Für eine Durcharbeitung des Gleisbettes
können die Schwenkarme 21 geschwenkt bzw. eingeklappt werden, so dass sie im Wesentlichen
parallel zu dem Längsbalken 20 verlaufen.
[0042] Die Höhenpfähle 19 sind in einem bestimmten Abstand x, beispielsweise alle 6 m, innerhalb
der Schwellenfächer über ein kurzes Schutzrohr 23, das beispielsweise als ein in den
Schotterbereich des Gleiskörpers eingebrachtes Leerrohr ausgebildet sein kann, höhenstabil
in den tragfähigen Untergrund 24 eingerammt.
[0043] Zur Beschleunigungsmessung mittels der bereits erwähnten Beschleunigungssensoren
22 sind am Schienenfuß der Schienen 2 eine Anzahl von Peilelementen oder Peilstäben
25 befestigt, die bei ausgeschwenktem Schwenkarm 21 zum Erfassen von Beschleunigungen
mit den 3-D-Beschleunigungssensoren 22 zusammenwirken, beispielsweise durch magnetische
Induktion. Mit anderen Worten: die an den jeweiligen Enden der Schwenkarme 21 angeordneten
Beschleunigungssensoren 22 tasten die am Schienensteg der Schienen 2 befestigten Peilelemente
25 zum Erfassen von Beschleunigungsdaten der Gleislage in drei zueinander senkrechten
Raumrichtungen X, Y und Z ab.
[0044] Wie insbesondere die Figur 6 zeigt, können in Richtung des Gleisverlaufs mehrere
Höhenpfähle 19 mit entsprechenden Längsbalkeneinheiten 20 hintereinander gekoppelt
werden.
[0045] Zur Lagekontrolle des so geschaffenen Überwachungssystems sind am Längsbalken 20
im Bereich der Höhenpfähle 19 Tachymeterspiegel 26 angeordnet, die eine tachymetrische
3-D-Lageüberwachung ermöglichen. Somit kann das geschaffene Überwachungssystem bei
einer Lageänderung jederzeit nachjustiert werden.
[0046] Wie bereits weiter oben anhand der Figuren 3 und 4 beschrieben, laufen die Messergebnisse
des Überwachungssystems, das heißt zumindest die Messwerte der Beschleunigungssensoren
22 zu einer Datenverarbeitungsvorrichtung und einer Steuerungseinheit (nicht gezeigt),
so dass nach einer entsprechenden Datenauswertung insbesondere beim Erreichen entsprechender
Schwellenwerte für die Gleisgeometrie geeignete Reaktionen über eine Meldekette ausgelöst
werden und eine ganzheitliche Betriebssteuerung des Schienen-Fahrwegs beinhaltend
gegebenenfalls eine Regelung eines verwendeten Tragsystems mit entsprechend zu ergreifenden
Korrekturmaßnahmen und/oder Signalgebung im Überwachungsbereich herbeigeführt oder
die Steuerungsfunktion von Schienenfahrzeugen in einem Regelkreis beeinflusst werden
kann.
[0047] Wie der Fachmann erkennt, ist die vorliegende Erfindung, wie sie vorstehend anhand
von Ausführungsbeispielen beschrieben wurde, nicht auf die Überwachung von Schienen-Fahrwegen
im Bereich von temporären Tragsystemen für die Gleise bzw. den Gleiskörper beschränkt.
Vielmehr ist die Erfindung auch ganz allgemein zur Überwachung von Schienen-Fahrwegen
und Schienenfahrzeugen geeignet, insbesondere zur Langzeitüberwachung im Hinblick
auf die Erhaltung des Fahrkomforts. Insofern kann die Erfindung auch so genannte Gleismesswagen
ersetzen, die bislang zu diesem Zweck eingesetzt wurden.
[0048] Abschließend sei angemerkt, dass die vorliegende Erfindung, die sich aufgrund des
zum Einsatz kommenden Messprinzips (Messung von Beschleunigungen an der Gleisgeometrie
und den mitwirkenden Komponenten des Tragsystems) vor allen Dingen für eine Überwachung
dynamischer Effekte an Schienen-Fahrwegen eignet, vorteilhafterweise mit anderen Überwachungssystemen
für Schienen-Fahrwege kombiniert werden kann, die ihrerseits insbesondere auch zur
Überwachung statischer oder quasi-statischer, das heißt langsam ablaufender Veränderungen
am Schienen-Fahrweg geeignet sind. Exemplarisch und ohne Beschränkung der Allgemeinheit
sei hier auf das in der deutschen Patentanmeldung 10 2006 043 043.3 beschriebene Überwachungssystem
hingewiesen, das in der Lage ist, eine Veränderung der Gleisgeometrie über eine Bestimmung
von Ortsdaten vorzugsweise optisch unter Verwendung eines Lasers zu bestimmen.
1. Verfahren zur Betriebsführung von Schienen-Fahrwegen (1), insbesondere im Bereich
temporärer Tragsysteme (6; 16) für die Gleise oder den Gleiskörper, beinhaltend:
- sensorisches Erfassen von Beschleunigungsdaten des Fahrwegs (1) in einem Überwachungsbereich;
- Auswerten der erfassten Beschleunigungsdaten hinsichtlich einer Befahrbarkeit und/oder
maximal zulässigen Überfahrgeschwindigkeit in dem Überwachungsbereich;
- Ausgeben und/oder Verwendung der ausgewerteten Beschleunigungsdaten zur Betriebsführung
des Schienen-Fahrweges (1) durch Ansteuern von insbesondere optischen und/oder akustischen
Anzeigen und/oder von Regelsystemen (11, 15; 16 - 18) des Schienen-Fahrwegs (1) und/oder
eines Schienenfahrzeugs.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschleunigungsdaten laufend während eines Betriebs und/oder bei ruhendem Fahrbetrieb
des Schienen-Fahrwegs (1) erfasst werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschleunigungsdaten zeitlich aufgelöst erfasst und ausgewertet werden.
4. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschleunigungsdaten im Zusammenhang mit, insbesondere vor, während und/oder
nach einer Überfahrt des Überwachungsbereichs mit einem Schienenfahrzeug erfasst und
unter Berücksichtigung von Parametern der Überfahrt, wie Gewicht und Geschwindigkeit
des Schienenfahrzeugs, ausgewertet werden.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass aus den zeitlich aufgelöst ausgewerteten Beschleunigungsdaten Verwindungskurven entsprechend
der Verwindung des Gleises im Zusammenhang mit, insbesondere vor, während und/oder
nach der Überfahrt generiert und mit zulässigen Verwindungskurven verglichen werden.
6. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass mit den ausgewerteten Beschleunigungsdaten ein Verstellsystem für eine insbesondere
temporäre Tragkonstruktion (6; 16) des Gleises oder des Gleiskörpers und/oder für
Auflager der Schienen, beispielsweise einer festen Fahrbahn, und gegebenenfalls darunter
befindlichen weiteren Komponenten angesteuert wird, um einen Regelkreis zu bilden.
7. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das sensorische Erfassen von Beschleunigungsdaten der Gleislage mittels einer Anzahl
an den Gleisen und/oder an Auflagern der Schienen angeordneten Beschleunigungssensoren
(8; 22) erfolgt, die an den Gleisen und/oder an Auflagern der Schienen angeordnet
sind oder vor dem Erfassen an diese angenähert werden.
8. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass etwaige Bewegungen des temporären Tragsystems (6; 16) bei einer Überfahrt eines Schienenfahrzeugs
sensorisch erfasst werden und in die Auswertung der sensorisch erfassten Beschleunigungsdaten
der Gleislage mit einfließen.
9. Überwachungssystem zur Betriebsführung auf Schienen-Fahrwegen, insbesondere im Bereich
von temporären Tragsystemen für den Fahrweg zur Durchführung des Verfahrens nach mindestens
einem der Ansprüche 1 bis 8, umfassend:
- mindestens einen Beschleunigungssensor (8, 22) zur laufenden Erfassung von Beschleunigungssdaten
des Fahrweges (1) in einem Überwachungsbereich,
- eine mit dem Beschleunigungssensor (8, 22) verbundene Datenverarbeitungsvorrichtung
(13) zur Auswertung der von dem Beschleunigungssensor (8, 22) erfassten Beschleunigungsdaten
hinsichtlich einer Befahrbarkeit und/oder einer maximal zulässigen Überfahrgeschwindigkeit
des Schienen-Fahrweges im Überwachungsbereich, sowie
- eine Steuerungseinheit (14) zur Ausgabe der ausgewerteten Beschleunigungsdaten und
zur Betriebsführung des Schienen-Fahrweges durch Ansteuern von insbesondere optischen
und/oder akustischen Anzeigen und/oder von Regelsystemen (15, 16) für eine Betriebssteuerung
des Schienen-Fahrweges und/oder eines Schienenfahrzeugs im Überwachungsbereich.
10. Überwachungssystem nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Datenverarbeitungsvorrichtung (13) so ausgestaltet ist, dass sie einen zeitlichen
Verlauf der von dem Beschleunigungssensor (8, 22) erhaltenen Beschleunigungsdaten
mit auswertet.
11. Überwachungssystem nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Datenverarbeitungsvorrichtung (13) so ausgestaltet ist, dass sie die Beschleunigungsdaten
während einer Überfahrt des Überwachungsbereichs mit einem Schienenfahrzeug zeitlich
aufgelöst erfasst und unter Berücksichtigung von Parametern der Überfahrt, wie Gewicht
und Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs, zeitlich aufgelöst auswertet.
12. Überwachungssystem nach mindestens einem der Ansprüche 9 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Datenverarbeitungsvorrichtung (13) so ausgestaltet ist, dass sie aus den zeitlich
aufgelöst ausgewerteten Beschleunigungsdaten Verwindungskurven entsprechend der Verwindung
des Gleises während der Überfahrt generiert und mit zulässigen Verwindungskurven vergleicht.
13. Überwachungssystem nach mindestens einem der Ansprüche 9 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass ein Verstellsystem (15) für die Tragkonstruktion (6) der Gleise oder des Gleiskörpers
und/oder für die Auflager der Schienen (2) vorhanden ist, welches von der Steuerungseinheit
(14) in Abhängigkeit der ausgewerteten Beschleunigungsdaten gesteuert wird und mit
dem Sensor (8, 22), der Datenverarbeitungsvorrichtung (13) und der Steuerungseinheit
(14) einen Regelkreis bildet.
14. Überwachungssystem nach mindestens einem der Ansprüche 9 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens ein Beschleunigungssensor (22) an einer Annäherungseinrichtung zum Annähern
des Beschleunigungssensors (22) an ein Teil der Gleislage (1), insbesondere eine Schiene
(2), angeordnet ist und dass im Annäherungsbereich des Beschleunigungssensors (22)
an das Teil (2) der Gleislage (1) an diesem wenigstens ein Peilelement (25) vorgesehen
ist, das zum Erfassen der Beschleunigung mit dem Beschleunigungssensor (22) zusammenwirkt.
15. Überwachungssystem nach mindestens einem der Ansprüche 9 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass mit der Datenverarbeitungsvorrichtung (13) verbundene Tragsystemsensoren (12) zur
Erfassung von Bewegungen des temporären Tragsystems (6) vorgesehen sind, wobei die
Datenverarbeitungsvorrichtung (13) so ausgestaltet ist, dass sie zur Auswertung der
sensorisch erfassten Beschleunigungsdaten der Gleislage (1) auch die von den Tragsystemsensoren
(12) erhaltenen Bewegungsdaten berücksichtigt.