[0001] Die Erfindung betrifft einen Scharnierbeschlag für ein Fenster, eine Tür oder dgl.,
mit einem einfassungsseitigen und einem flügelseitigen Scharnierkörper, bei dem ein
Lagerstift jeweils mit einem Abschnitt zumindest teilweise in beide Scharnierkörper
eintaucht, wobei zumindest einer der Scharnierkörper eine Buchse aufweist, in der
der Lagerstift abschnittsweise angeordnet ist.
[0002] Bei bekannten derartigen Scharnierbeschlägen ist der Lagerstift idealerweise vertikal
ausgerichtet. Wird der Scharnierbeschlag zur so genannten fliegenden Lagerung eines
Flügels verwendet, so kann es aufgrund des Flügelgewichts dazukommen, dass der Lagerstift
in Richtung des Flügels, also von der festen Einfassung weg, ausgelenkt wird und nicht
mehr vertikal steht. Dies führt auch dazu, dass der obere Scharnierkörper zu dem unteren
Scharnierkörper versetzt angeordnet ist, wodurch der optische Eindruck eines Fensters,
einer Tür oder dergleichen leidet.
[0003] Aus der
EP 0 421 126 B1 ist ein Scharnier für Fenster und Türen oder dergleichen mit einem einen Ecklagerbolzen
tragenden Ecklager und einem eine Scharnierhülse aufweisenden Flügelgelenkteil und
einem flügelseitigen Eckband bekannt. Die Längsachse der flügelseitigen Scharnierhülse
weist eine in Richtung der Flügelebene gegenüber dem benachbarten Flügelschenkel spitzwinklig
geneigte Lage auf. Dies bedeutet, dass der Ecklagerbolzen von der festen Einfassung
weg geneigt ist. Die geneigte Scharnierhülse führt dazu, dass der Flügel beim Öffnen
eine Taumelbewegung durchführt und gegenüber einer senkrechten Ausrichtung des Ecklagerbolzens
weiter von der festen Einfassung abgestellt wird.
[0004] Aus der
DE 296 02 522 U1 ist ein Ecklager bekannt, bei dem der Ecklagerbolzen gegen die Vertikale vom Blendrahmen
weg geneigt ist. Um einen derart geneigten Lagerbolzen aufnehmen zu können, ist eine
Buchse vorgesehen, deren Aufnahme ebenfalls geneigt ist.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen Scharnierbeschlag bereitzustellen,
mit dem sichergestellt werden kann, dass sich der obere und der untere Scharnierkörper
auch im Belastungszustand übereinander befinden, beziehungsweise zueinander ausgerichtet
sind.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß auf einfache und überraschende Art und Weise durch
einen Scharnierbeschlag der eingangs genannten Art gelöst, wobei der Lagerstift bei
montiertem Scharnierbeschlag zur Vertikalen einer Belastungsverformung entgegengesetzt
geneigt angeordnet ist. Durch diese Maßnahme wird sichergestellt, dass die beiden
Scharnierkörper unter Belastung miteinander fluchten. Es bedeutet auch, dass der Lagerstift
so ausgerichtet ist, dass er im unbelasteten Zustand in Richtung auf die feste Einfassung
(z.B. Blendrahmen) bzw. vom Flügel weg geneigt ist. Unter Belastung, wenn das Flügelgewicht
auf den Lagerstift wirkt, wird der Lagerstift geringfügig verformt, so dass die beiden
Scharnierkörper übereinander zu liegen kommen. Die Buchse ist vorzugsweise aus verschleißarmem
Kunststoff hergestellt.
[0007] Eine bevorzugte Ausführungsform zeichnet sich dadurch aus, dass der Lagerstift im
Bereich 0,5-3°, vorzugsweise etwa 0,9-2°, zur Vertikalen geneigt ist. Dadurch kann
die Verformung aufgrund des Flügelgewichts besonders gut kompensiert werden.
[0008] Eine schräge Ausgestaltung eines Lagers, das den Lagerstift aufnimmt, ist nur mit
erheblichem Aufwand möglich. Beispielsweise könnte eine solche schräge Lagerung durch
schräges Bohren hergestellt werden, was einen zusätzlichen Arbeitsgang erfordert.
Besonders bevorzugt ist daher eine Ausführungsform, bei der die Längsachse der äußeren
Mantelfläche der Buchse, die von einem Scharnierkörper aufgenommen wird, zu der Längsachse
der inneren Mantelfläche, die den Lagerstift aufnimmt, geneigt ist. Die Schrägstellung
des Lagerstifts wird daher durch die Buchse bewirkt.
[0009] Gemäß einer Weiterbildung kann vorgesehen sein, dass unterschiedliche Buchsen mit
unterschiedlichen Neigungen der Längsachsen zueinander vorgesehen sind. Somit kann
je nach Flügelgewicht der Scharnierbeschlag eingestellt werden, so dass unter Belastung
durch den Flügel die Scharnierkörper miteinander fluchten. Insbesondere können mit
steigendem Flügelgewicht Buchsen verwendet werden, die eine stärkere Schrägstellung
des Lagerstifts bewirken.
[0010] Besonders vorteilhaft ist es, wenn die Buchse eine Codierung zur lagerichtigen Montage
aufweist. Dadurch ist es z.B. möglich, dieselbe Buchse für einen Rechts - und Linksanschlag
eines Flügels zu verwenden. Außerdem ist es möglich, dieselbe Buchse im einfassungsseitigen
oder flügelseitigen Scharnierkörper zu verwenden.
[0011] Eine besonders einfache Ausgestaltung einer Codierung ergibt sich, wenn die Codierung
als radialer Steg ausgebildet ist, der in eine entsprechende Ausnehmung des Scharnierkörpers
eingreift.
[0012] Gemäß einer Ausgestaltung kann vorgesehen sein, dass die Buchse im einfassungsseitigen
Scharnierkörper angeordnet ist. Dabei kann die Buchse drehfest angeordnet sein, so
dass sich der Lagerstift in der Buchse dreht. Dadurch wird sichergestellt, dass der
Lagerstift stets in Richtung auf die Einfassungsseite bzw. vom Flügel weg geneigt
ist.
[0013] Alternativ oder zusätzlich kann vorgesehen sein, dass die Buchse im flügelseitigen
Scharnierkörper angeordnet ist. In diesem Fall kann sich die Buchse beim Öffnen des
Flügels mitdrehen. Somit kann bei jeder Flügelstellung eine Vorspannung erzeugt werden.
[0014] Besonders vorteilhaft ist es, wenn die Scharnierkörper als Strangpressprofile ausgebildet
sind. Somit können die Scharnierkörper besonders einfach und kostengünstig hergestellt
werden. Die Ausnehmungen für den Lagerstift bzw. die Buchse können in Längsrichtung
der Scharnierkörper bereits beim Ziehen der Scharnierkörper eingebracht werden. Da
durch die Buchse eine Schrägstellung des Lagerstifts bewirkt werden kann, muss keine
spätere, zusätzliche Bohrung in die Scharnierkörper eingebracht werden.
[0015] Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung kann vorgesehen sein,
dass die Buchse eine Halteeinrichtung für den Lagerstift aufweist. Dadurch ist es
möglich, den Lagerstift in der Buchse vorzumontieren, anschließend den flügelseitigen
Scharnierkörper richtig auszurichten und dann den in der Buchse gehaltenen Lagerstift
in den flügelseitigen Scharnierkörper einzubringen. Während der flügelseitigen Scharnierkörper
positioniert wird, kann der Lagerstift nicht aus der Buchse fallen.
[0016] Bei einer Weiterbildung kann vorgesehen sein, dass die Halteeinrichtung einen radial
nach innen gerichteten Vorsprung aufweist. Durch den Lagerstift wird der radial nach
innen gerichtete Vorsprung entweder komprimiert oder ausgelenkt. Dadurch wird der
Lagerstift quasi festgeklemmt
[0017] Besonders vorteilhaft ist es, wenn die Halteeinrichtung einen beidseitig mit der
Buchse verbundenen Steg umfasst, der einen Vorsprung aufweist. Der Vorsprung ist vorzugsweise
im Bereich der inneren Mantelfläche der Buchse angeordnet. Dadurch, dass der Steg
an zwei Seiten an der Hülse angebunden ist, lässt sich dieser gegen eine Rückstellkraft
auslenken. Dabei wird eine genügend große Spannung aufgebaut, um den Lagerstift zu
halten. Insbesondere kann eine größere Kraft auf den Lagerstift realisiert werden
als bei Verwendung eines nur einseitig angebunden Hakens.
[0018] In den Rahmen der Erfindung fällt außerdem ein Fenster, eine Tür oder dergleichen
mit einem oben beschriebenen Scharnierbeschlag .
[0019] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
von Ausführungsbeispielen der Erfindung, anhand der Figuren der Zeichnung, die erfindungswesentliche
Einzelheiten zeigen, und aus den Ansprüchen. Die einzelnen Merkmale können je einzeln
für sich oder zu mehreren in beliebiger Kombination bei einer Variante der Erfindung
verwirklicht sein.
[0020] Bevorzugte Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in der Zeichnung schematisch dargestellt
und werden nachfolgend mit Bezug zu den Figuren der Zeichnung näher erläutert. Es
zeigt:
- Fig. 1
- eine Explosionsdarstellung eines erfindungsgemäßen Scharnierbeschlags;
- Fig. 2
- eine teilweise Schnittdarstellung des Scharnierbeschlags;
- Fig. 3
- eine vergrößerte Darstellung eines Teils der Buchse; und
- Fig. 4
- eine Schnittdarstellung gemäß der Linie IV-IV der Fig. 2.
[0021] In der Figur 1 ist ein Scharnierbeschlag 10 in einer Explosionsdarstellung gezeigt.
Der Scharnierbeschlag 10 umfasst einen einfassungsseitigen Scharnierkörper 11 und
einen flügelseitigen Scharnierkörper 12. Beide Scharnierkörper 11,12 weisen eine Durchgangsöffnung
13,14 zur Aufnahme eines Lagerstifts 15 auf. Die Befestigung des einfassungsseitigen
Scharnierkörpers 11 erfolgt über eine Klemmleiste 16, die über Befestigungsmittel
17, 18 mit dem Scharnierkörper 11 verbunden, insbesondere verschraubt wird. Die Befestigung
des flügelseitigen Scharnierkörpers 12 erfolgt über das Befestigungsmittel 19. Eine
Buchse 20 wird in die Durchgangsöffnung 13 des einfassungsseitigen Scharnierkörpers
11 gesteckt. Die Buchse 20 nimmt den Lagerstift 15 auf. Dazu weist sie eine Durchgangsöffnung
21 auf. Insbesondere erfolgt die Montage folgendermaßen:
[0022] Zunächst werden die Scharnierkörper 11,12 am festen Rahmen beziehungsweise am Flügelrahmen
befestigt. Anschließend wird die Buchse 20 lagerichtig in die Durchgangsöffnung 13
eingeführt. Dabei stößt der Rand 22 oben an dem Scharnierkörper 11 an. Anschließend
wird der Lagerstift 15 von unten in die Buchse 20 eingeführt. Die Buchse 20 weist
eine Halteeinrichtung 23 auf, die einen beidseitig befestigten Steg 24 umfasst. Der
Steg weist eine in das Innere der Buchse weisenden Vorsprung auf, der entweder gegen
den Schaft des Lagerstifts 15 drückt oder in die Ringnut 25 eingreift. Dadurch wird
der Lagerstift 15 unverlierbar in der Buchse 20 gehalten. Anschließend wird der flügelseitige
Scharnierkörper 12 über dem einfassungsseitigen Scharnierkörper 11 positioniert und
der Lagerstift 15 von unten in die Durchgangsöffnung 21 eingeführt. Dieser wird anschließend
über die Schraube 40 fixiert, die in die Ringnut 25 greift.
[0023] Das obere Ende der Durchgangsöffnung 21 ist exzentrisch angeordnet. Dies liegt daran,
dass die Längsachse der Durchgangsöffnung 21 gegenüber der Längsachse der Buchse 20
geneigt ist. Dadurch wird eine Schrägstellung des Lagerstifts 15 bewirkt.
[0024] Die Figur 2 zeigt den Scharnierbeschlag 10 im montierten Zustand. Hier ist deutlich
zu sehen, dass der Lagerstift 15 gegenüber der Vertikalen geneigt ist. Dies liegt
daran, dass die Buchse 20, die im einfassungsseitigen Scharnierkörper 11 angeordnet
ist, eine innere Mantelfläche 30 aufweist, deren Längsachse gegenüber der Längsachse
der äußeren Mantelfläche 31 geneigt ist. Die Längsachse der äußeren Mantelfläche 31
ist vertikal ausgerichtet. In der Figur 2 ist außerdem zu sehen, dass im unbelasteten
Zustand der Scharnierkörper 12 aufgrund der Schrägstellung des Lagerstifts 15 ebenfalls
schräg ausgerichtet ist und nicht mit dem einfassungsseitigen Scharnierkörper 11 fluchtet.
Durch das Flügelgewicht, das in Pfeilrichtung 32 wirkt, wird der Scharnierkörper 12
ebenfalls in Pfeilrichtung 32 bewegt, so dass der Spalt an der Stelle 33 verringert
wird und die Scharnierkörper 11,12 zueinander ausgerichtet sind. Dies bedeutet, dass
der Lagerstift 15 entgegen seiner Belastungsverformung ausgerichtet ist.
[0025] Die Figur 3 zeigt das mit dem Kreis III in der Figur 2 gekennzeichnete Detail in
vergrößerter Darstellung. Insbesondere zeigt Figur 3 einen nach innen gerichteten
Vorsprung 35, der an einem beidseitig an der Buchse 20 befestigten Steg 24 angeordnet
ist. Der Steg 24 beziehungsweise der Vorsprung 35 kann durch den Lagerstift ausgelenkt
werden, so dass durch Verrastung von Vorsprung 35 in der Ringnut 25 der Lagerstift
15 im Inneren der Buchse 20 unverlierbar gehalten ist.
[0026] In der Figur 4 ist eine Schnittdarstellung gemäß der Linie IV-IV der Figur 2 gezeigt.
Hier ist zu sehen, dass die Buchse 20 eine Codierung 36 aufweist, die als radialer
Vorsprung ausgebildet ist und in eine entsprechende Kerbe oder Nut 37 des einfassungsseitigen
Scharnierkörpers 11 eingreift. Dadurch wird der lagerichtige Einbau der Buchse 20
sichergestellt.
1. Scharnierbeschlag (10) für ein Fenster, eine Tür oder dgl., mit einem einfassungsseitigen
und einem flügelseitigen Scharnierkörper (11, 12), bei dem ein Lagerstift (15) jeweils
mit einem Abschnitt zumindest teilweise in beide Scharnierkörper (11, 12) eintaucht,
wobei zumindest einer der Scharnierkörper (11, 12) eine Buchse (20) aufweist, in der
der Lagerstift (15) abschnittsweise angeordnet ist, dadurch gekennzeichnet, dass der Lagerstift (15) bei montiertem Scharnierbeschlag (10) zur Vertikalen einer Belastungsverformung
entgegengesetzt geneigt angeordnet ist.
2. Scharnierbeschlag nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Lagerstift (15) im Bereich 0,5-3°, vorzugsweise etwa 0,9-2°, zur Vertikalen geneigt
ist.
3. Scharnierbeschlag nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Längsachse der äußeren Mantelfläche (31) der Buchse (20), die von einem Scharnierkörper
(11, 12) aufgenommen wird, zu der Längsachse der inneren Mantelfläche (30), die den
Lagerstift (15) aufnimmt, geneigt ist.
4. Scharnierbeschlag nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass unterschiedliche Buchsen (20) mit unterschiedlichen Neigungen der Längsachsen zueinander
vorgesehen sind.
5. Scharnierbeschlag nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Buchse (20) eine Codierung (36) zur lagerichtigen Montage aufweist.
6. Scharnierbeschlag nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Codierung als radialer Steg ausgebildet ist, der in eine entsprechende Ausnehmung
(37) des Scharnierkörpers (11, 12) eingreift.
7. Scharnierbeschlag nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Buchse (20) im einfassungsseitigen Scharnierkörper (11) angeordnet ist.
8. Scharnierbeschlag nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Buchse (20) im flügelseitigen Scharnierkörper (12) angeordnet ist.
9. Scharnierbeschlag nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Scharnierkörper (11, 12) als Strangpressprofile ausgebildet sind.
10. Scharnierbeschlag nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Buchse (20) eine Halteeinrichtung (23) für den Lagerstift (15) aufweist.
11. Scharnierbeschlag nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Halteeinrichtung (23) einen radial nach innen gerichteten Vorsprung (35) aufweist.
12. Scharnierbeschlag nach einem der Ansprüche 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Halteeinrichtung (23) einen beidseitig mit der Buchse verbundenen Steg (24) umfasst,
der einen Vorsprung (35) aufweist.
13. Fenster, Tür oder dergleichen mit einem Scharnierbeschlag (10) nach einem der vorhergehenden
Ansprüche 1 - 12.