[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer Turbinenkomponente, insbesondere
einer Turbinenwelle oder einem Dampfturbinengehäuse. Des Weiteren betrifft die Erfindung
eine Turbinenkomponente, insbesondere eine Turbinenwelle oder ein Dampfturbinengehäuse.
[0002] Bei der Entwicklung, Planung und Fertigung eines Dampfkraftwerkes werden sehr viele
Anstrengungen unternommen, damit ein hoher Wirkungsgrad des Dampfkraftwerkes erreicht
wird. Eine sehr effektive Maßnahme zur Steigerung des Wirkungsgrades von Dampfkraftwerken
liegt in der Erhöhung der Dampfzustände, insbesondere in der Erhöhung der Dampfeintrittstemperatur.
Daher werden Anstrengungen unternommen, um Dampfturbinen für Dampfeintrittstemperaturen
von 700°C bis 720°C betreiben zu können. Solch hohe Temperaturen erfordern die Auswahl
von geeigneten Werkstoffen für die thermisch belasteten Komponenten eines Dampfkraftwerkes.
Insbesondere werden die Wellen und die Gehäuse von Dampfturbinen thermisch stark belastet.
Für die thermisch am höchsten beanspruchten Bereiche der Komponenten können Nickelbasis-Werkstoffe
eingesetzt werden. Unter Nickelbasis-Werkstoffen sind hochtemperaturfeste Legierungen
zu verstehen, die insbesondere auf Nickel-Basis aufgebaut sind.
[0003] Allerdings sind die Nickelbasis-Legierungen in etwa dreimal so teuer wie herkömmliche
Werkstoffe. Eine Welle in einer Monoblock-Ausführung wäre zwar für den Einsatz in
einer bei 700°C Dampfeintrittstemperatur betriebenen Dampfturbine geeignet, allerdings
wären die Herstellungs-, Material- und Bearbeitungskosten vergleichsweise hoch.
[0004] In den Bereichen, die durch thermodynamische Umwandlungsprozesse thermisch geringer
belastet werden, können hochwarmfeste Stähle, wie z. B. 10Gew.-% Cr-Stahl verwendet
werden. Die Temperaturen, bei denen solche Stähle eingesetzt werden können, liegen
ungefähr 100 Kelvin unter der angestrebten Dampfeintrittstemperatur von 700°C.
[0005] Die Großkomponenten, wie z. B. die Dampfturbinenwellen für Dampfturbinen mit einer
Dampfeintrittstemperatur von 700°C können daher nicht komplett aus Superlegierungen,
wie z. B. Nickelbasis-Werkstoffe, bestehen können, sondern müssen Fügestellen mit
hochwarmfesten Stählen, wie z. B. den 10%igen Chromstahl aufweisen.
[0006] In der
EP 1 378 629 wird beispielsweise eine aus zwei Materialien zusammengefügte Dampfturbinenwelle
offenbart, wobei das eine Material eine Nickelbasis-Legierung umfasst und das andere
Material aus einem hochfesten Stahl besteht. Diese Turbinenwelle wird an seiner Fügestelle
mittels einer innenliegenden Verschraubung miteinander verschraubt. Verschraubungen
bilden allerdings immer ein gewisses Risiko, da Schraubverbindungen brechen können.
[0007] Eine weitere Möglichkeit, eine Komponente aus einer Superlegierung und einem hochwarmfesten
Stahl herzustellen, wäre, die beiden Materialien miteinander mittels einer Schweißnaht
zu verschweißen. Die Schweißung verbindet somit zwei Teilkomponenten, von denen das
eine im Betrieb heißer ist als die zweite Teilkomponente und gleichzeitig einen höheren
thermischen Ausdehnungskoeffizienten besitzt, wie es bei nickelbasisbasierten Legierungen
der Fall ist. Somit ist die thermische Ausdehnung der beiden Teilkomponenten sehr
unterschiedlich. Eine starre stoffschlüssige Schweißverbindung würde somit sehr hohen
thermischen Spannungen ausgesetzt sein.
[0008] Solche thermischen Spannungen würden die zulässigen Langzeit-Festigkeitswerte der
Schweißnaht übertreffen. Darüber hinaus wirken im stationären Betrieb im Schweißnahtbereich
statische Primärspannungen aus Fliehkraft, Schubkräften und Leistungsmomenten, High-Cycle-Fatigue
(HCF) durch den Wellendurchhang sowie Eigenspannungen aus dem Schweißverfahren.
[0009] Wünschenswert wäre es, eine Komponente herstellen zu können, die aus zwei unterschiedlichen
Materialien besteht, wobei die Schweißnaht bei einer thermischen Belastung zuverlässig
ist.
[0010] Die Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zur Herstellung einer Turbinenkomponente
mit den Schritten:
- Bereitstellen einer eine Superlegierung aufweisenden ersten Teilkomponente (2),
- Bereitstellen einer einen hochwarmfesten Stahl aufweisenden zweiten Teilkomponente
(3),
- Verbindungsschweißen der ersten Teilkomponente (2) mit der zweiten Teilkomponente
(3), wobei eine Schweißnaht (5) zwischen der ersten Teilkomponente (2) und der zweiten
Teilkomponente (3) gebildet wird,
- Erwärmen der Schweißnaht (5) auf eine Temperatur, die 70% bis 130% der Anlasstemperatur
des hochwarmfesten Stahls entspricht.
[0011] Die Aufgabe wird des Weiteren gelöst durch eine Turbinenkomponente, umfassend eine
eine Superlegierung aufweisende erste Teilkomponente (2) und eine direkt mit der ersten
Teilkomponente (2) verschweißten, einen hochwarmfesten Stahl aufweisende zweite Teilkomponente
(3).
[0012] Vorteilhafte Weiterbildungen sind in den Unteransprüchen beschrieben.
[0013] Die Erfindung geht von dem Gedanken aus, dass die Schweißnaht nach der Verbindungsschweißung
und vor der mechanischen Bearbeitung einer speziellen Wärmebehandlung unterzogen werden
soll, damit diese den gewünschten Anforderungen entspricht. Dabei geht die Erfindung
von dem Gedanken aus, dass durch diese Wärmebehandlung thermische Spannungen in der
Schweißnaht ganz oder teilweise relaxieren. Beim nachfolgenden Abkühlen stellt sich
im kalten Bauteil ein Eigenspannungszustand ein, den die Verbindung ertragen kann.
Durch die Wärmebehandlung reduziert sich die Kurzzeit-Festigkeit der zweiten Teilkomponente
auf einen niedrigeren Wert.
[0014] Die Wärmebehandlung kann lokal erfolgen, d. h. lediglich die Schweißnaht wird aufgeheizt.
Es kann aber ebenso die komplette Komponente aufgeheizt werden.
[0015] In einer vorteilhaften Weiterbildung wird die erste Teilkomponente aus einem nickelbasierten
Werkstoff gebildet, insbesondere einer nickelbasierten Superlegierung. Gerade ein
nickelbasierter Werkstoff ist für hohe Temperaturen geeignet und somit für das Anwendungsgebiet
optimal.
[0016] Vorteilhafterweise wird die zweite Teilkomponente aus einem 10%igen Chromstahl gebildet.
Die zweite Teilkomponente kann ebenso aus einem X12-Stahl gebildet werden. Die beiden
vorgenannten Materialien sind für die Anwendung im Dampfturbinenbau optimal und sind
daher als besonders geeignet einzustufen.
[0017] Die Anlasstemperatur kann vorteilhafterweise bei 730°C liegen. Die Temperatur, auf
die die Schweißnaht erwärmt werden soll, kann dabei zwischen 80% bis 120% der Anlasstemperatur
von 730°C liegen. Vorteilhafterweise kann der Temperaturbereich auch zwischen 90%
und 110% der Anlasstemperatur von 730°C sein. Es kann aber ebenso jeder beliebige
Intervall zwischen 80% und 120% gewählt werden.
[0018] Vorteilhafterweise umfasst die Komponente eine Turbinenwelle für eine Dampfturbine.
Turbinenwellen sind die am meisten thermisch beanspruchten Komponenten in einer Dampfkraftanlage.
[0019] Vorteilhafterweise umfasst die Komponente ein Gehäuse für eine Dampfturbine. Neben
den Turbinenwellen sind die Gehäuse für Dampfturbinen besonders thermisch belastet.
[0020] Durch die Wärmebehandlung der Schweißnaht ist eine sehr einfache und kostengünstige
Lösung angegeben, um eine Komponente bereitzustellen, die für die Erhöhung des Wirkungsgrades
in einer Dampfkraftanlage genutzt wird. Für diese Wärmebehandlung sind keine größeren
Umbaumaßnahmen im Herstellungsprozess zu berücksichtigen.
[0021] Vorteilhafterweise werden Eigenspannungen in der Schweißnaht abgebaut, wobei die
Härtewerte homogenisiert werden. Darüber hinaus lässt sich die Verbesserung der Schweißnaht
gut messen und berechnen, wodurch eine Überprüfbarkeit der Schweißnaht gegeben ist.
[0022] Im Folgenden wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand von Abbildungen näher
erläutert.
[0023] Es zeigen:
- Figur 1
- eine Seitenansicht einer Welle,
- Figur 2
- eine Seitenansicht eines oberen Teils eines Gehäuses.
[0024] Die Figur 1 zeigt eine Seitenansicht einer als Welle ausgebildete Turbinenkomponente
1. Die Turbinenkomponente 1 umfasst eine erste Teilkomponente 2 und eine zweite Teilkomponente
3. Die erste Teilkomponente 2 kann beispielsweise aus einer nickelbasierten Superlegierung
oder aus einem nickelbasierten Werkstoff gebildet werden. Nickelbasierte Werkstoffe
sind besonders für hohe Temperaturen geeignet und somit kann die Turbinenkomponente
1, wenn sie als Welle ausgebildet ist, in der in der Figur 1 dargestellten Anordnung
von links mit Dampfeintrittstemperaturen von über 700°C beaufschlagt werden.
[0025] Die zweite Teilkomponente 3 kann aus einem X12-Stahl oder aus einem 10%igen Chromstahl
gebildet werden. Diese Werkstoffe sind für hohe Dampfeintrittstemperaturen von 700°C
nicht geeignet. Durch thermodynamische Umwandlungsprozesse wird in einer Strömungsrichtung
4 der Dampf abgekühlt, wodurch die zweite Teilkomponente 3 thermisch weniger belastet
wird als die erste Teilkomponente 2.
[0026] In einem ersten Verfahrensschritt wird die erste Teilkomponente 2 bereitgestellt,
die eine Superlegierung aufweist. In einem weiteren Verfahrensschritt wird die zweite
Teilkomponente 3 aus einem einen hochwarmfesten Stahl aufweisenden Komponente bereitgestellt.
[0027] In einem weiteren Schritt wird die erste Teilkomponente 2 und die zweite Teilkomponente
3 mittels einer Schweißnaht 5 zwischen der ersten Teilkomponente 2 und der zweiten
Teilkomponente 3 miteinander verschweißt.
[0028] In einem weiteren Verfahrensschritt wird die Schweißnaht 5 auf eine Temperatur, die
70% bis 130% der Anlasstemperatur des hochwarmfesten Stahls entspricht, erwärmt.
[0029] Die Schweißnaht wird nach der Schweißung auf eine Temperatur, die 70% bis 130% der
Anlasstemperatur des hochwarmfesten Stahls entspricht, erwärmt. Vor dieser Erwärmung
kann die Komponente 1 mit der Schweißnaht 5 abgekühlt sein.
[0030] Bei 10%igem Chromstahl liegt die Anlasstemperatur bei 730°C. Alternativ zu dem vorgenannten
Temperaturintervall kann die Temperatur zwischen 80% und 120% der Anlasstemperatur
gewählt werden. Die Temperatur kann beispielsweise zwischen 90% und 110% der Anlasstemperatur
des hochwarmfesten Stahls gewählt werden.
[0031] Genauso können beliebige Bereiche aus dem größeren Bereich 70% bis 130% gewählt werden,
um die Schweißnaht 5 zu erwärmen.
[0032] In der Figur 2 ist eine als Gehäuse für eine Dampfturbine ausgebildete Turbinenkomponente
1 in einer Seitenansicht dargestellt. Der Übersichtigkeit wegen ist lediglich ein
oberer Teil des Gehäuses dargestellt. Das Gehäuse umfasst die erste Teilkomponente
2 und die zweite Teilkomponente 3 sowie eine zwischen der ersten Teilkomponente 2
und der zweiten Teilkomponente 3 angeordnete Schweißnaht 5. Die erste Teilkomponente
2 und die zweite Teilkomponente 3 umfasst die Materialauswahl wie zur Figur 1 bezogen
auf die Welle angegeben. Insbesondere umfasst die erste Teilkomponente 2 eine Superlegierung
und die zweite Teilkomponente 3 ist aus einem hochwarmfesten Stahl gebildet.
1. Verfahren zur Herstellung einer Turbinenkomponente (1) mit den Schritten:
- Bereitstellen einer eine Superlegierung aufweisenden ersten Teilkomponente (2),
- Bereitstellen einer einen hochwarmfesten Stahl aufweisenden zweiten Teilkomponente
(3),
- Verbindungsschweißen der ersten Teilkomponente (2) mit der zweiten Teilkomponente
(3), wobei eine Schweißnaht (5) zwischen der ersten Teilkomponente (2) und der zweiten
Teilkomponente (3) gebildet wird,
- Erwärmen der Schweißnaht (5) auf eine Temperatur, die 70% bis 130% der Anlasstemperatur
des hochwarmfesten Stahls entspricht.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
wobei die erste Teilkomponente (2) aus einem nickelbasierten Werkstoff gebildet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
wobei die erste Teilkomponente (2) aus einer nickelbasierten Superlegierung gebildet
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3,
wobei die zweite Teilkomponente (3) aus einem 10Gew-% Cr-Stahl gebildet wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei die zweite Teilkomponente (3) aus einem X12-Stahl gebildet wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei die Anlasstemperatur 730°C beträgt.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei die Temperatur zwischen 80% und 120% der Anlasstemperatur liegt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 6,
wobei die Temperatur zwischen 90% und 110% der Anlasstemperatur liegt.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei die gesamte Turbinenkomponente (1) auf die Temperatur erwärmt wird.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei die Turbinenkomponente (1) eine Turbinenwelle für eine Dampfturbine umfasst.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 9,
wobei die Turbinenkomponente (1) ein Gehäuse für eine Dampfturbine umfasst.
12. Turbinenkomponente (1),
umfassend eine eine Superlegierung aufweisende erste Teilkomponente (2) und eine direkt
mit der ersten Teilkomponente (2) verschweißten, einen hochwarmfesten Stahl aufweisende
zweite Teilkomponente (3).
13. Turbinenkomponente (1) nach Anspruch 12,
wobei die erste Teilkomponente (2) aus einem nickelbasierten Werkstoff gebildet ist.
14. Turbinenkomponente (1) nach Anspruch 12,
wobei die erste Teilkomponente (2) aus einer nickelbasierten Superlegierung gebildet
ist.
15. Turbinenkomponente (1) nach einem der Ansprüche 12 - 14,
wobei die zweite Teilkomponente (3) aus einem 10%igen Chromstahl gebildet ist.
16. Turbinenkomponente (1) nach Anspruch 12,
wobei die zweite Teilkomponente (3) aus einem X12-Stahl gebildet ist.
17. Turbinenkomponente (1) nach einem der Ansprüche 12 - 16,
wobei die Turbinenkomponente (1) eine Welle für eine Dampfturbine ist.
18. Turbinenkomponente (1) nach einem der Ansprüche 12 - 16,
wobei die Turbinenkomponente (1) ein Gehäuse für eine Dampfturbine ist.