[0001] Die Erfindung betrifft einen Abgasturbolader für eine Brennkraftmaschine, mit einer
Abgasturbine und einem Verdichter, sowie mit einem stromaufwärts des Laufrades der
Abgasturbine im Gehäuse axial verschiebbar angeordneten Sperrschieber zur Steuerung
des Durchflusses, wobei der Sperrschieber Ausnehmungen für Leitschaufeln der Abgasturbine
aufweist, wobei zumindest eine Gruppe von Leitschaufeln in zumindest einer Sperrstellung
des Sperrschiebers abgedeckt ist, wobei der Sperrschieber zumindest einen Strömungskanal
aufweist, dessen Querschnitt unabhängig von der Stellung des Sperrschiebers eine Strömungsverbindung
zwischen einer Eintrittsspirale und dem Laufrad herstellt.
[0002] Die Anpassung von Abgasturboladern mit variabler Turbinengeometrie bei PKW-Brennkraftmaschinen
zwingt zu einem Kompromiss zwischen maximal erreichbarer Motorleistung und Anfahrdrehmoment,
bzw. Ansprechverhalten.
[0004] Des weiteren ist es aus den Veröffentlichungen
JP 61-025972 A oder
EP 1 744 056 A2 bekannt, das Laufrad einer Turbine mit einer Trennwand auszuführen. Diese Veröffentlichungen
handeln aber über Laufräder von Francisturbinen für Wasserkraftanlagen, welche nicht
unmittelbar auf Abgasturbolader übertragbar sind.
[0005] Aus der
WO 89/11583 A1 ist ein Abgasturbolader für eine Brennkraftmaschine bekannt, dessen Abgasturbine
einen im Gehäuse axial verschiebbar angeordneten Sperrschieber zur Steuerung des Durchflusses
aufweist. Der Sperrschieber weist Ausnehmungen für die Leitschaufeln der Abgasturbine
auf, um die Leitschaufeln in zumindest einer Sperrstellung des Sperrschiebers abzudecken.
Dabei ist vorgesehen, dass in der Sperrstellung Strömungskanäle zwischen dem Gehäuse
und dem Sperrschieber verbleiben, um eine Strömungsverbindung zwischen der Eintrittsspirale
und dem Laufrad herzustellen.
[0006] Die
DE 100 52 555 A1 beschreibt ein aktiv regelbares Aufladesystem für Verbrennungsmotoren mit einer zweiflutig
ausgebildeten Abgasturbine, wobei eine erste Flut von einer zweiten Flut durch eine
Trennwand getrennt ist und wobei durch einen Sperrschieber die Strömung durch eine
der beiden Fluten sperrbar ist.
[0007] Weiters ist aus der
JP 2007-192129 A ein Abgasturbolader mit einer zweiflutig ausgebildeten Abgasturbine bekannt, deren
Laufrad eine innere Flut aufweist, welche von einer äußeren Flut durch eine rotationssymmetrische
Trennwand getrennt ist, wobei sich die Trennwand zwischen einem Eintritts- und einem
Austrittsbereich des Laufrades erstreckt.
[0008] Besonders bei geringem Durchsatz und starkem Rückstau kommt es bei Turbinen mit verstellbarer
Einlassgeometrie zu großen Leckverlusten.
[0009] Aufgabe der Erfindung ist es, diese Nachteile zu vermeiden und den Turbinenwirkungsgrad
insbesondere im Teillastbereich zu erhöhen.
[0010] Erfindungsgemäß wird dies dadurch erreicht, dass die Abgasturbine zwei Gruppen von
Leitschaufeln aufweist, wobei Leitschaufelkanäle, deren Kanalquerschnitte durch den
Sperrschieber veränderbar sind, eine größere radiale Komponente aufweisen, als Leitschaufeln
deren Leitschaufelkanalquerschnitte unveränderbar sind, wobei vorzugsweise der Strömungskanal
im Verlauf und im Querschnitt etwa einem durch benachbarte Leitschaufeln aufgespannten
Leitschaufelkanal entspricht.
[0011] Besonders vorteilhaft ist es, wenn der Sperrschieber mehrere, vorzugsweise gleichmäßig
über den Umfang verteilt angeordnete Strömungskanäle aufweist.
[0012] Dadurch, dass nur ein Teil der Leitschaufelkanäle steuerbar ist, wird ein vordefinierter
Mindestdurchsatz nicht unterschritten. Das hat den Vorteil, dass ein Absinken der
Drehzahl der Abgasturbine unterhalb eines kritischen Bereiches bei Betätigen des Sperrschiebers
verhindert wird. Im Vergleich zu einer Abgasstauklappe treten wesentlich geringere
Drosselverluste auf.
[0013] Versuche haben ergeben, dass es besonders vorteilhaft ist, wenn die Summe der Querschnitte
der Strömungskanäle etwa ein Drittel der Strömungsquerschnitte aller Leitschaufelkanäle
beträgt. Um den Verschleiß möglichst gering zu halten, ist es vorteilhaft, wenn der
Sperrschieber aus Keramik besteht.
[0014] In Weiterführung der Erfindung kann vorgesehen sein, dass das Laufrad der Abgasturbine
mehrflutig, vorzugsweise zweiflutig ausgebildet, wobei eine innere Flut von einer
äußeren Flut durch eine rotationssymmetrische Trennwand getrennt ist und durch den
Sperrschieber die Strömung durch zumindest eine der beiden Fluten sperrbar ist, wobei
vorzugsweise sich dich Trennwand zwischen einem Eintritts- und einem Austrittsbereich
des Laufrades erstreckt. Dabei kann auch vorgesehen sein, dass die Strömungskanäle
des Sperrschiebers in der Sperrstellung nur auf eine der Fluten des Laufrades gerichtet
sind. Um in jedem Betriebsbereich der Brennkraftmaschine einen Betrieb des Abgasturboladers
mit optimalem Wirkungsgrad zu ermöglichen, ist es besonders vorteilhaft, wenn der
Sperrschieber mit einem vorzugsweise durch einen Schieber gebildeten Steuerorgan des
Verdichters mechanisch oder elektrisch gekoppelt ist, so dass der Sperrschieber der
Abgasturbine und das Steuerorgan des Verdichters synchron bewegbar sind.
Die Erfindung wird im Folgenden anhand der Figuren näher erläutert. Es zeigen:
[0015]
- Fig. 1
- eine Abgasturbine eines erfindungsgemäßen Abgasturboladers im Längsschnitt mit geöffnetem
Sperrschieber in einer ersten Ausführungsvariante;
- Fig. 2
- die Abgasturbine im Längsschnitt mit geschlossenem Sperrschieber;
- Fig. 3
- eine Abgasturbine eines erfindungsgemäßen Abgasturboladers in einem Längsschnitt mit
geöffnetem Sperrschieber in einer zweiten Ausführungsvariante;
- Fig. 4
- den Abgasturbolader im Längsschnitt mit sich in einer Zwischenstellung befindenden
Sperrschieber;
- Fig. 5
- den Abgasturbolader im Längsschnitt mit dem Sperrschieber in einer Schließstellung;
- Fig. 6
- Leitschaufelring und Sperrschieber in einer Schrägansicht;
- Fig. 7
- einen Leitschaufelring in einer Schrägansicht;
- Fig. 8
- einen Sperrschieber in einer Schrägansicht;
- Fig. 9
- ein Laufrad der Abgasturbine in einer Schrägansicht in einer Ausführungsvariante;
- Fig. 10
- das Laufrad in einer Draufsicht; und
- Fig. 11
- das Laufrad in einer Seitenansicht.
[0016] Die Fig. 1 und Fig. 2 zeigen eine Abgasturbine 1 eines Abgasturboladers 2 mit einem
Gehäuse 3, in welchem ein einflutiges Laufrad 4 drehbar angeordnet ist. Mit Bezugszeichen
5 ist die Eintrittsspirale bezeichnet. Zwischen der Eintrittsspirale 5 und dem Eintritt
6 in das Laufrad 4 ist ein Leitschaufelring 7 angeordnet. Zwischen den Leitschaufeln
7a des Leitschaufelringes 7 sind die Leitschaufelkanäle 7b ausgebildet, deren Querschnitt
durch einen in Richtung der Drehachse 4' des Laufrades 4 verschiebbaren Sperrschieber
8 veränderbar ist. Fig. 1 zeigt dabei den Sperrschieber 8 in seiner geöffneten Stellung
und Fig. 2 den Sperrschieber 8 in seiner geschlossenen Stellung. Der Sperrschieber
8 weist Ausnehmungen 8a für die Leitschaufeln 7a auf, so dass der Sperrschieber 8
mit den Ausnehmungen 8a die über Leitschaufeln 7a geschoben werden kann. Dadurch werden
die entsprechenden Leitschaufelkanäle 7b in ihrem Querschnitt vermindert, bzw. geschlossen.
Der Sperrschieber 8 weist weiters gleichmäßig über den Umfang verteilte Strömungskanäle
8b auf, deren Querschnitte im Wesentlichen den Leitschaufelkanälen 7b entsprechen.
Diese eine radiale und eine tangentiale Komponente aufweisenden Strömungskanäle 8b
bewirken, dass bei geschlossener Stellung des Sperrschiebers 8 nicht alle Leitschaufelkanäle
7b vermindert bzw. geschlossen werden, sondern einzelne Leitschaufelkanäle 7b - unabhängig
von der Stellung des Sperrschiebers 8 - für eine definierte Mindestdurchflussmenge
geöffnet bleiben. Im Ausführungsbeispiel beträgt die Summe der stets freibleibenden,
nicht steuerbaren Leitschaufelkanäle 7b, bzw. die Summe der Strömungskanäle 8b etwa
ein Drittel der Summe der gesamten Querschnitte der Leitschaufelkanäle 7b. Durch die
definierte Mindestdurchflussmenge wird bei Verstellen des Sperrschiebers 8 ein Absinken
der Drehzahl, insbesondere der Leerlaufdrehzahl vermieden.
[0017] Die Fig. 3 bis Fig. 5 zeigen eine Ausführungsvariante, bei der das Laufrad 40 mehrflutig
ausgebildet ist und eine innere Flut 41 und eine äußere Flut 42 aufweist, wobei die
beiden Fluten 41, 42 durch eine rotationssymmetrische Trennwand 43 voneinander getrennt
sind. Die Trennwand 43 erstreckt sich vom Eintrittsbereich 6 aus dem Gehäuse 3 bis
zum Austrittsbereich 9 des Laufrades 40.
Fig. 3 zeigt den Sperrschieber 8 in einer geöffneten Stellung, Fig. 4 den Sperrschieber
8 in einer Zwischenstellung und Fig. 5 den Sperrschieber 8 in einer Sperrstellung.
Bei der in Fig. 3 dargestellten geöffneten Stellung des Sperrschiebers 8 sind beide
Fluten 41, 42 des Laufrades 40 zur Gänze freigegeben. Bei Verschieben des Sperrschiebers
8 in die in Fig. 4 dargestellte Zwischenstellung wird die innere Flut 41 zumindest
teilweise verschlossen. Die äußere Flut 42 verbleibt ungedrosselt. Auch hier kann
durch Strömungskanäle 8b des Sperrschiebers 8 eine definierte Mindestdurchflussmenge
in die innere Flut 41 gewährleistet werden. Wird der Sperrschieber 8 in die in Fig.
5 gezeigte Sperrstellung gebracht, so werden beide Fluten 41, 42 zumindest teilweise
verschlossen, wobei auch hier ein definierter Mindestdurchsatz mittels der Strömungskanäle
8b des Sperrschiebers 8 vorgesehen sein kann.
[0018] Um Verschleißerscheinungen des Sperrschiebers 8 zu vermindern, kann dieser aus einem
keramischen Material bestehen.
[0019] Durch eine zweiflutige Ausführung des Laufrades auch beim Verdichter - wie dies etwa
in der durch Referenz einbezogenen österreichischen Patentanmeldung
A 93/2007 vorgeschlagen wird - kann durch eine geeignete Luftführung vor und nach dem Verdichterrad
und entsprechende Regelorgane eine 2-Stufen-Aufladung auf der Verdichterseite realisiert
werden. Nach Erreichen des gewünschten maximalen Förderstromes werden die beiden Verdichterradfluten
durch die Regelorgane von Serien auf Parallelbetrieb umgesteuert; somit besorgen beide
Arbeitsfluten gemeinsam im oberen Drehzahlbereich des Motors den Ladeluftbedarf.
[0020] Besonders vorteilhaft ist es dabei, wenn auch der Verdichter Regelorgane zur Durchflussregelung
aufweist, wobei der Sperrschieber 8 der Abgasturbine 1 und die Regelorgane des nicht
weiter dargestellten synchron betätigt werden können.
1. Abgasturbolader (2) für eine Brennkraftmaschine, mit einer Abgasturbine
(1) und einem Verdichter, sowie mit einem stromaufwärts des Laufrades (4, 40) der
Abgasturbine (1) im Gehäuse (3) axial verschiebbar angeordneten Sperrschieber (8)
zur Steuerung des Durchflusses, wobei der Sperrschieber (8) Ausnehmungen (8a) für
Leitschaufeln (7a) der Abgasturbine (1) aufweist, wobei zumindest eine Gruppe von
Leitschaufeln (7a) in zumindest einer Sperrstellung des Sperrschiebers (8) abgedeckt
ist, wobei der Sperrschieber (8) zumindest einen Strömungskanal (8b) aufweist, dessen
Querschnitt unabhängig von der Stellung des Sperrschiebers (8) eine Strömungsverbindung
zwischen einer Eintrittsspirale (5) und dem Laufrad (4, 40) herstellt, dadurch gekennzeichnet, dass die Abgasturbine (1) zwei Gruppen von Leitschaufeln (7a) aufweist, wobei Leitschaufelkanäle
(7b), deren Kanalquerschnitte durch den Sperrschieber (8) veränderbar sind, eine größere
radiale Komponente aufweisen, als Leitschaufeln (7a) deren Leitschaufelkanalquerschnitte
unveränderbar sind.
2. Abgasturbolader (2) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Sperrschieber (8) mehrere, vorzugsweise gleichmäßig über den Umfang verteilt
angeordnete Strömungskanäle (8b) aufweist.
3. Abgasturbolader (2) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Strömungskanal (8b) im Verlauf und im Querschnitt etwa einem durch benachbarte
Leitschaufeln (7a) aufgespannten Leitschaufelkanal (7b) entspricht.
4. Abgasturbolader (2) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Laufrad (40) der Abgasturbine (1) mehrflutig, vorzugsweise zweiflutig ausgebildet,
wobei eine innere Flut (41) von einer äußeren Flut (42) durch eine rotationssymmetrische
Trennwand (43) getrennt ist und durch den Sperrschieber (8) die Strömung durch zumindest
eine der beiden Fluten (41, 42) sperrbar ist, wobei vorzugsweise sich die Trennwand
(43) zwischen einem Eintritts- (6) und einem Austrittsbereich (9) des Laufrades (40)
erstreckt.
5. Abgasturbolader (2) nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Summe der Querschnitte der Strömungskanäle (8b) etwa ein Drittel der Strömungsquerschnitte
aller Leitschaufelkanäle (7b) beträgt.
6. Abgasturbolader (2) nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Sperrschieber (8) aus Keramik besteht.
7. Abgasturbolader (2) nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Sperrschieber (8) der Abgasturbine (1) mit einem vorzugsweise durch einen Schieber
gebildeten Steuerorgan des Verdichters mechanisch oder elektrisch gekoppelt ist, so
dass der Sperrschieber (8) der Abgasturbine (1) und das Absperrorgan des Verdichters
synchron bewegbar sind.