Stand der Technik
[0001] Die Erfindung geht aus von einem Ventilelement gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs
1. Weiterhin betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung eines Ventilelements
sowie dessen Verwendung.
[0002] Insbesondere dann, wenn Fluidströme mit einem hohen Druck abgedichtet werden sollen,
sind sehr hohe Anforderungen an das Ventilelement zu stellen. So können aufgrund des
Drucks des abzudichtenden Fluids Mikroleckagen bzw. Undichtheiten auftreten, die dazu
führen, dass auch bei einem geschlossenen Ventilelement Fluid austreten kann. Dies
ist insbesondere dann problematisch, wenn die Ventilelemente als Einspritzventile
in Verbrennungskraftmaschinen eingesetzt werden. Bei bisherigen gesetzlichen Vorgaben
wurden die durch Leckagen bzw. Undichtheiten auftretenden Rest-Kohlenwasserstoffgehalte
im Abgas nicht begrenzt. Neue gesetzliche Vorgaben schreiben jedoch auch hier maximale
Grenzwerte vor.
[0003] Die Rest-Kohlenwasserstoffgehalte im Abgas treten dadurch auf, dass aufgrund der
hohen Drücke, wie diese bei Direkteinspritzsystemen in Verbrennungskraftmaschinen
eingesetzt werden, auch bei geschlossenem Ventil Kraftstoff in einen Verbrennungsraum
der Verbrennungskraftmaschine eintreten kann und dieser nicht verbrennt sondern unverbrannt
mit dem Abgas aus dem Verbrennungsraum ausgetragen wird. Übliche Drücke, die zur Kraftstoffeinspritzung
eingesetzt werden, liegen derzeit bei der Benzin-Direkteinspritzung bei bis zu 150
bar und bei der Diesel-Direkteinspritzung bei bis zu 2000 bar.
[0004] Derzeit wird eine Verringerung der Leckagen durch eine stetige Verkleinerung von
Fertigungstoleranzen bei Rundheit und Oberflächengüte der herzustellenden Dichtstrukturen
erreicht. Die Toleranzen der Rundheit liegen bei 1 µm und niedriger und die Rauhwerte
sind sehr viel kleiner als 1 µm. Jedoch ist der Aufwand, derartige Fertigungstoleranzen
zu erzielen, sehr groß und übersteigt in zunehmenden Maße den wirtschaftlichen Nutzen.
[0005] Um die Abgaswerte einer Verbrennungskraftmaschine zu verbessern ist z.B. aus
DE-A 10 2004 040 760 bekannt, einen Raum zwischen einem Ventilsitzteil mit darin ausgebildetem Ventilsitz
und einer Düsenplatte, die stromabwärts vom Ventilsitz angeordnet ist und eine Vielzahl
von Düsenlöchern aufweist, zu verändern, um eine Änderung der Spritzeigenschaften
zu erzielen. Die Veränderung erfolgt dadurch, dass ein verformbares Element in diesen
Raum aufgenommen ist. Das verformbare Element ist z.B. aus einer Formgedächtnislegierung,
die aufgrund von Temperatureinflüssen ihre Form verändert. Durch das hier beschriebene
Kraftstoffeinspritzventil werden zwar die Spritzeigenschaften verändert und dadurch
bessere Abgaswerte erzielt, jedoch wird nicht verhindert, dass auch bei geschlossenem
Kraftstoffeinspritzventil Mikroleckagen und Undichtheiten auftreten können.
Offenbarung der Erfindung
Vorteile der Erfindung
[0006] Eine erfindungsgemäß ausgebildete Vorrichtung zum Abdichten eines Fluidstroms umfasst
eine erste Dichtfläche und eine zweite Dichtfläche, wobei die zweite Dichtfläche zum
Abdichten des Fluidstroms gegen die erste Dichtfläche gestellt wird. Erfindungsgemäß
ist mindestens eine der Dichtflächen mit einer Beschichtung aus einer Formgedächtnislegierung
beschichtet.
[0007] Vorteil der Beschichtung mindestens einer der Dichtflächen mit der Formgedächtnislegierung
ist es, dass sich die Formgedächtnislegierung unter dem Schließdruck an die Geometrie
des Schließelements anpasst, wodurch eine verbesserte Dichtheit des Ventilelements
erzielt wird. Des Weiteren ist die Verformung der Formgedächtnislegierung reversibel,
so dass eine Anpassung an die Geometrie des Schließelements auch nach vielfachen Öffnungs-Schließ-Zyklen
gewährleistet ist.
[0008] Erfindungsgemäß werden für die Beschichtung der Dichtfläche Formgedächtnislegierungen
eingesetzt, die eine reversible Formänderung nach Einwirkung einer äußeren Kraft aufweisen.
Im Allgemeinen ist bei derartigen Formgedächtnislegierungen eine bis zu 15 %ige reversible
Formänderung während der Krafteinwirkung möglich.
[0009] Geeignete Formgedächtnislegierungen sind z.B. Nickel-Titan, Kupfer-Zink-Aluminium,
Gold-Cadmium oder Eisen-Mangan-Silizium. Die Funktionsweise der Formgedächtnislegierung
beruht im Allgemeinen auf einer reversiblen Umwandlung einer austenitischen in eine
martensitische Kristallstruktur. Durch die Reversibilität der Umwandlung nimmt die
Formgedächtnislegierung nach dem Ende der Krafteinwirkung ihre ursprüngliche Form
wieder an.
[0010] Durch die Beschichtung mindestens einer der Dichtflächen mit der Formgedächtnislegierung
können die Toleranz- und Fertigungsanforderungen an die Oberfläche in diesem Bereich
z.B. eines Ventilelements wieder auf technisch und wirtschaftlich sinnvolle Maße angehoben
werden, ohne dass eine Funktionsbeeinträchtigung des Ventilelementes hinsichtlich
der Dichtheitsfunktion stattfinden kann. Die entsprechenden Toleranz- und Fertigungsanforderungen
sind z.B. der Rauhwert, die Rundheit und die Ebenheit des Ventilsitzes.
[0011] Die erste Dichtfläche ist z.B. ein Ventilsitz eines Ventilelements und die zweite
Dichtfläche ist an einem Schließelement des Ventilelements ausgebildet.
[0012] Bei für den Hochdruckbereich geeigneten Ventilen ist das Schließelement im Allgemeinen
kugel- oder kegelförmig ausgebildet und der Ventilsitz konisch ausgebildet.
[0013] Zur Herstellung einer erfindungsgemäßen Dichtfläche wird zunächst die Dichtfläche
durch übliche Metallbearbeitungsverfahren geformt. Als Material für die Dichtfläche
eignen sich insbesondere hochfeste Stähle, die den Anforderungen an die auftretenden
Kräfte durch den hohen Druck standhalten und sich nicht durch auftretende Kräfte verformen
lassen. In einem nächsten Schritt wird auf die ausgeformte Dichtfläche eine Formgedächtnislegierung
aufgetragen. Die Formgedächtnislegierung kann gegebenenfalls in einem weiteren Schritt
nachbearbeitet werden, um die gewünschte Endgeometrie zu erhalten.
[0014] Das Auftragen der Formgedächtnislegierung kann z.B. durch ein elektrochemisches Beschichtungsverfahren
erfolgen. Hierbei ist die Formgedächtnislegierung in ionischer Form in einem Elektrolyten
enthalten und wird durch Spannungszufuhr auf der Dichtfläche abgeschieden. Um eine
Abscheidung nur an den gewünschten Stellen zu erzielen, ist es möglich, dem Fachmann
bekannte Maskiertechniken einzusetzen. Hierbei werden die Bereiche der Dichtfläche
maskiert, an denen keine Abscheidung der Formgedächtnislegierung erfolgen soll.
[0015] Alternativ ist es auch möglich, die Formgedächtnislegierung in Pulverform auf der
Dichtfläche abzuscheiden und das Pulver anschließend zu einer durchgehenden Beschichtung
zu sintern. Das Abscheiden kann in diesem Fall durch eine Pulverbeschichtung, eine
magnetische Abscheidung oder eine elektrophoretische Abscheidung erfolgen. An das
Abscheiden schließt sich der Sinterprozess an. Beim Sintern ist jedoch darauf zu achten,
dass eine für jede Legierung charakteristische Grenztemperatur nicht überschritten
wird, bei der eine vollständige, irreversible Umwandlung der Formgedächtnislegierung
in ein rein austenitisches System stattfindet. Durch diese Umwandlung wird die "Gedächtnisfunktion"
der Legierung zerstört. Das bedeutet, dass bei einem Sinterprozess oberhalb dieser
Temperatur eine Krafteinwirkung auf die Legierung zu einer mechanischen Umformung
führt, die nicht mehr reversibel ist.
[0016] Um die für die Dichtfläche gewünschte Geometrie zu erhalten, ist es unter Umständen
erforderlich, die abgeschiedene Beschichtung aus der Formgedächtnislegierung nachzubearbeiten.
Aufgrund der Gedächtnisfunktion der abgeschiedenen Legierung ist eine mechanische
Bearbeitung jedoch nur schwer durchzuführen. Aus diesem Grund werden vorzugsweise
kraft- und berührungslose Bearbeitungsverfahren eingesetzt. Derartige kraft- und berührungslose
Bearbeitungsverfahren sind z.B. elektrochemische oder chemische Verfahren. Geeignete
elektrochemische Verfahren sind z.B. eine elektrochemische Metallbearbeitung, bei
der zwischen der zu bearbeitenden beschichteten Dichtfläche und einer Elektrode, die
eine Negativform der zu erzielenden Geometrie darstellt, eine Spannung angelegt wird
und durch die Spannung Metall aus der zu bearbeitenden Dichtfläche herausgelöst wird.
Weitere geeignete elektrochemische Verfahren sind z.B. elektrochemisches Polieren
oder electrodischarge-machining. Beim elektrochemischen Polieren werden mittels einer
Formelektrode, einem hochviskosen Elektrolyten und elektrischem Strom Unebenheiten
von der Oberfläche entfernt. Dieses Verfahren ist jedoch nicht für den Abtrag massiver
Materialmengen geeignet, sondern wird zum Finishen einer Struktur verwendet. Beim
electro-dischargemachining werden Strukturen mittels eines lokal induzierten Hochenergieplasmas
erzeugt. Hierdurch können in kurzer Zeit große Mengen an Material abgetragen werden.
[0017] Geeignete rein chemische Verfahren sind z.B. Ätzen, Beizen oder Ähnliche.
[0018] Ein mit einer erfindungsgemäßen Dichtfläche hergestelltes Ventilelement eignet sich
z.B. als Einspritzventil in einem Kraftstoffinjektor, als Hydraulikventil oder als
Ventil zur Brennstoffzufuhr in einer Brennstoffzelle. Hierbei handelt es sich jeweils
um Verfahren, bei denen ein unter hohem Druck stehender Fluidstrom abgesperrt oder
freigegeben werden muss. Insbesondere ist es jeweils unerwünscht, dass bei geschlossenem
Ventilelement Fluid aufgrund von Leckageströmungen oder Undichtigkeiten durchtreten
kann.
[0019] Durch das erfindungsgemäße Verfahren lassen sich Dichtstrukturen für Hochdruckanwendungen
kostengünstig herstellen, da aufwendige und teure Hochpräzisionsverfahren, z.B. Innenschleifen,
Honen oder Prägen, ersetzt werden können. Zudem lässt sich durch das erfindungsgemäße
Verfahren die Dichtheit bestehender Ventile erhöhen. Hierdurch lassen sich auch zukünftige,
gesetzliche Richtlinien gegebenenfalls mit derzeit eingesetzten Ventilen erzielen,
indem diese erfindungsgemäß bearbeitet werden.
[0020] Neben der Beschichtung eines Ventilsitzes mit der Formgedächtnislegierung oder der
Dichtfläche eines Schließelementes ist es auch möglich, z.B. Dichtflächen von Flachdichtungen
mit der Formgedächtnislegierung zu beschichten. Die Beschichtung mit der Formgedächtnislegierung
ist insbesondere dann bevorzugt, wenn die Dichtfläche z.B. durch Druckpulsationen
schwingend beansprucht wird. Ein solches Pulsieren des Druckes tritt z.B. in Hochdruck-Einspritzanlagen
von Verbrennungskraftmaschinen auf. Dieses Pulsieren führt zu Undichtigkeiten, die
durch das Beschichten mindestens einer Dichtfläche mit der Formgedächtnislegierung
verhindert werden können.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0021] Ausführungsformen der Erfindung sind in den Zeichnungen dargestellt und in der nachfolgenden
Beschreibung näher erläutert.
[0022] Es zeigen
- Figur 1
- ein Spannungs-Dehnungs-Diagramm einer Formgedächtnislegierung,
- Figur 2
- eine schematische Darstellung des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Beschich- tung
eines Ventilsitzes.
- Figuren 3a - 3c
- einen Öffnungs- und Schließvorgang eines erfindungsgemäß ausgebildeten Ventils.
Ausführungsformen der Erfindung
[0023] In Figur 1 ist ein Spannungs-Dehnungs-Diagramm einer Formgedächtnislegierung dargestellt.
[0024] In einem Spannungs-Dehnungs-Diagramm 1, wie es in Figur 1 dargestellt ist, ist auf
der Ordinate 3 die Spannung σ und auf der Abszisse die Dehnung ε aufgetragen. Das
hier dargestellte Spannungs-Dehnungs-Diagramm 1 zeigt das Verhalten exemplarisch für
eine Legierung aus Nickel und Titan. Mit steigender Spannung σ nimmt die Dehnung ε
zunächst nur leicht zu. In diesem Bereich wird die in austenitischer Phase vorliegende
Formgedächtnislegierung elastisch verformt. Sobald die Spannung σ jedoch einen Grenzwert
überschritten hat, erfolgt eine starke Zunahme der Dehnung ε bei konstanter Spannung
σ durch Umwandlung der austenitischen Metallphase in eine martensitische Metallphase.
Dies ist in der oberen Kurve 7 ersichtlich, die den Dehnungsverlauf bei zunehmender
Spannung σ zeigt. Bei dem Aufbringen der Spannung σ ist darauf zu achten, dass die
Dehnungsgrenze nicht überschritten wird, damit die Formänderung reversibel bleibt.
Die untere Kurve 9 zeigt den Verlauf bei abnehmender Spannung. Hierbei ist zu erkennen,
dass bei stark abnehmender Spannung zunächst eine geringe Rückbildung der Dehnung
ε durch elastische Entlastung der martensitischen Metallphase erfolgt. Dieses Verhalten
führt zu der in Figur 1 erkennbaren Hysterese. Wird bei weiterer Entlastung ein bestimmter
Grenzwert unterschritten, so wandelt sich das martensitische Gefüge bei konstanter
Spannung und stark abnehmender Dehnung wieder in ein austenitisches Gefüge um, bis
der Ausgangspunkt des Spannungs-Dehnungs-Diagrammes erreicht wird.
[0025] Aufgrund der Gemeinsamkeit, dass das Verhalten der Formgedächtnislegierungen auf
eine Kristallumwandlung von der austenitischen in die martensitische Struktur und
zurück zurückzuführen ist, ähneln sich die Spannungs-Dehnungs-Diagramme für unterschiedliche
Formgedächtnislegierungen, bei denen eine Verformung aufgrund von Krafteinwirkung
auftritt, die bei Rücknahme der Krafteinwirkung reversibel ist.
[0026] Daraus, dass sich die Kurven 7, 9 an den Belastungsgrenzen, d.h. bei minimaler Spannung
σ bzw. maximaler Spannung σ berühren, ist ersichtlich, dass während der Belastung
keine plastische Umformung stattfindet sondern die Formgedächtnislegierung die ursprüngliche
Form wieder annimmt.
[0027] Neben Nickel-Titan sind weitere geeignete Formgedächtnislegierungen, wie zuvor schon
beschrieben, Kupfer-Zink-Aluminium, Gold-Cadmium oder Eisen-Mangan-Silizium.
[0028] In Figur 2 ist schematisch ein Verfahren zur Beschichtung eines Ventilsitzes dargestellt.
[0029] Zur Herstellung eines erfindungsgemäß ausgebildeten Ventilelementes wird in einem
ersten Schritt aus einem beliebigen Material ein Ventilsitz 11 geformt. In der hier
dargestellten Ausführungsform ist der Ventilsitz 11 ein Ventilsitz für ein Einspritzventil,
wie es in Verbrennungskraftmaschinen eingesetzt wird. Der Ventilsitz 11 ist hierbei
in einem Düsenkörper 13 ausgebildet. Der Düsenkörper 13 umfasst Seitenwände 15 und
den Ventilsitz 11. Der Ventilsitz 11 ist in der hier dargestellten Ausführungsform
konisch ausgebildet. Im Ventilsitz 11 ist mindestens eine Einspritzöffnung ausgebildet,
die hier jedoch nicht dargestellt ist. Die Form und Geometrie der Einspritzöffnung
ist dem Fachmann bekannt und davon abhängig wie der Kraftstoff in die Verbrennungskraftmaschine
eingespritzt werden soll.
[0030] Das Ausbilden des Ventilsitzes 11 im Düsenkörper 13 erfolgt durch ein beliebiges,
dem Fachmann bekanntes Bearbeitungsverfahren. Üblicherweise wird der Ventilsitz 11
durch spanende Verfahren hergestellt. Weitere geeignete Verfahren zur Herstellung
des Ventilsitzes 11 im Düsenkörper 13 sind jedoch auch Umformen, z.B. Tiefziehen oder
Prägen, oder die elektrochemische Metallbearbeitung (ECM).
[0031] Als Material für den Düsenköper eignen sich alle Materialien, die sich bei den auftretenden
Kräften, die aufgrund des hohen Druckes des Fluids, das durch das Ventil fließt, nicht
verformen. Bevorzugt als Material für den Düsenkörper 13 sind Metalle, insbesondere
hochfeste Stähle.
[0032] Um zu vermeiden, dass Bereiche des Düsenkörpers 13 beschichtet werden, die nicht
beschichtet werden sollen, wird in einem ersten Schritt eine Maskierung 17 aufgetragen.
In der hier dargestellten Ausführungsform sind die Seitenwände 15 mit der Maskierung
17 versehen. Als Material für die Maskierung eignen sich z.B. Kunststoffe, Lacke oder
Keramiken. Das Aufbringen der Maskierung 17 erfolgt z.B. durch lithographische Verfahren
(Photolithographie) oder durch mechanisches Einpressen bzw. Einsetzen von Kunststoff-
bzw. Keramikhülsen. Die Keramik muss hierbei so eingesetzt werden, dass sie relativ
einfach wieder entfernbar ist, z.B. durch Einsatz eines Keramikinlays.
[0033] Bei einem Verfahren, bei dem die Formgedächtnislegierung gezielt auf den Ventilsitz
11 aufgetragen werden kann, kann auf die Maskierung 17 verzichtet werden. Dies ist
z.B. dann möglich, wenn sich die Formgedächtnislegierung z.B. durch ein Druckverfahren
oder lokale elektrochemische Abscheidung aufbringen lässt.
[0034] In einem dritten Schritt wird eine Rohbeschichtung 19 auf den Ventilsitz 11 aufgetragen.
Die Rohbeschichtung 19 besteht dabei aus einer Formgedächtnislegierung. Durch die
Maskierung 17 wird vermieden, dass die Rohbeschichtung 19 auch auf die Seitenwände
15 aufgetragen wird. Anstelle der Seitenwände 15 ist es auch möglich, dass beliebige
andere Bereiche des Düsenkörpers 13 mit der Maskierung 17, die nicht mit der Rohbeschichtung
19 aus der Formgedächtnislegierung beschichtet werden sollen, abgedeckt werden. So
ist es z.B. auch möglich, vorgegebene Bereiche des Ventilsitzes 11 zu maskieren, die
nicht mit der Formgedächtnislegierung beschichtet werden sollen.
[0035] Das Aufbringen der Rohbeschichtung 19 aus der Formgedächtnislegierung erfolgt z.B.
durch elektrochemische Abscheideverfahren, durch Pulverbeschichtung, durch magnetische
Abscheidung oder elektrophoretische Abscheidung.
[0036] Bei elektrochemischer Abscheidung der Formgedächtnislegierung auf dem Ventilsitz
11 bildet sich direkt eine homogene, zusammenhängende Beschichtung aus. Bei den anderen
Beschichtungsverfahren, d.h. bei Pulverbeschichtungsverfahren, magnetischer Abscheidung
oder elektrophoretischer Abscheidung der Formgedächtnislegierung wird diese in Form
von Partikeln auf den Ventilsitz 11 aufgebracht. Nach dem Aufbringen der Formgedächtnislegierung
liegt diese weiterhin in Pulverform vor und bildet noch keine fest haftende Schicht.
Aus diesem Grund ist es notwendig, die Partikel nach dem Abscheiden miteinander zu
verbinden.
[0037] Die Partikel, die auf dem Ventilsitz 11 abgeschieden werden, haben üblicherweise
eine Größe im Mikrometer- oder Nanometerbereich. Die Partikelgröße ist unter anderem
davon abhängig wie dick die Rohbeschichtung 19 werden soll. Die Dicke der Rohbeschichtung
19 ist abhängig von den Verformungseigenschaften des verwendeten Materials und liegt
üblicherweise in einem Bereich von 20 µm bis zu 100 µm.
[0038] Wenn die Rohbeschichtung 19 in Form von pulverförmigen Partikeln auf den Ventilsitz
11 aufgebracht wurde, werden diese in einem nächsten Schritt miteinander verbunden.
Dieses erfolgt im Allgemeinen durch Sintern. Geeignete Sinterverfahren, mit denen
die Pulverpartikel der Rohbeschichtung 19 untereinander verbunden werden können, sind
z.B. Lasersintern oder die lokale Induzierung eines hochfrequenten magnetischen Wechselfeldes,
der so genannte Hall-Effekt, einsetzbar. Nach dem Sintern wird die Maskierung wieder
entfernt. Dies kann bei Kunststoffmaskierungen durch Lösen des Kunststoffes in geeigneten
Lösungsmitteln geschehen. Keramikinlays werden aus dem zu beschichtenden Bauteil herausgezogen.
Hierdurch wird ein Düsenkörper 13 erhalten, bei dem der Ventilsitz 11 mit der Rohbeschichtung
19 versehen ist und die Seitenwände 15 unbeschichtet sind.
[0039] In Abhängigkeit vom eingesetzten Beschichtungsverfahren ist es möglich, dass die
Geometrie der Rohbeschichtung 19 nicht der gewünschten Endgeometrie entspricht. Wenn
dies der Fall ist, ist es erforderlich die Rohbeschichtung 19 nachzubearbeiten, um
die gewünschte Endgeometrie zu erzielen. Aufgrund der Formgedächtniseigenschaften,
der Formgedächtnislegierung der Rohbeschichtung 19 sind rein mechanische Bearbeitungen
schwer durchführbar. Aus diesem Grund werden zur Nachbearbeitung elektrochemische
oder chemische Verfahren bevorzugt. Als elektrochemische Verfahren zur Nachbearbeitung
eignen sich z.B. eine elektrochemische Metallbearbeitung, elektrochemisches Polieren,
electro-dischargemachining. Auch alle weiteren, dem Fachmann bekannten elektrochemischen
Verfahren, mit denen die Rohbeschichtung 19 bearbeitet werden kann, sind möglich.
Geeignete chemische Verfahren zur Nachbearbeitung sind z.B. Ätz- oder Beizverfahren.
Auch andere rein chemische Verfahren, die dem Fachmann bekannt sind, und mit denen
die Rohbeschichtung 19 bearbeitet werden kann, sind geeignet.
[0040] Üblicherweise wird durch die Nachbearbeitung Material von der Rohbeschichtung 19
abgetragen. Die Dicke der Rohbeschichtung 19 wird somit reduziert. Es wird eine Beschichtung
21 erzielt, deren Geometrie den gewünschten Anforderungen entspricht.
[0041] Das erfindungsgemäße Verfahren zur Beschichtung von Ventilsitzen lässt sich nicht
nur für neue Ventilelemente einsetzen, sondern es können auch bereits hergestellte
und im Betrieb befindliche Ventilelemente mit der erfindungsgemäßen Beschichtung versehen
werden, um deren Funktion zu verbessern.
[0042] Alternativ zur Beschichtung des Ventilsitzes 11 ist es auch möglich, dass das Schließelement
beschichtet wird. Hierbei ist es nur wichtig, dass zwischen dem Ventilsitz 11 und
dem Schließelement eine Schicht aus der Formgedächtnislegierung vorhanden ist, um
geometrische Unebenheiten zwischen den beiden Elementen auszugleichen.
[0043] In den Figuren 3a, 3b und 3c ist ein Öffnungs- und Schließvorgang eines erfindungsgemäß
ausgebildeten Ventils am Beispiel eines Einspritzventils für eine Verbrennungskraftmaschine
dargestellt.
[0044] Um Einspritzöffnungen 25 des Ventils zu schließen und damit den Einspritzvorgang
in einen Brennraum der Verbrennungskraftmaschine zu beenden, wird das Schließelement
23 mit seiner Dichtfläche 27 in den Ventilsitz 21 gestellt. Der Ventilsitz 11 ist
mit der Beschichtung 21 aus der Formgedächtnislegierung beschichtet. Sobald das Schließelement
23 in den Ventilsitz 11 gestellt wird, passt sich die Formgedächtnislegierung der
Form der Dichtfläche 27 an. Hierdurch wird ein dichtes Schließen des Ventils erzielt.
Das geschlossene Ventil ist in Figur 3b dargestellt. Um den nächsten Einspritzvorgang
zu starten wird das Schließelement wie in Figur 3b mit dem Pfeil gezeigt, aus dem
Sitz gehoben. Hierdurch werden die Einspritzöffnungen 25 erneut freigegeben und Kraftstoff
kann in den Brennraum der Verbrennungskraftmaschine einströmen. Durch die Bewegung
des Schließelementes 23 aus dem Ventilsitz 11 nimmt die Formgedächtnislegierung der
Beschichtung 21 wieder ihre ursprüngliche Form an. Dies ist in Figur 3c dargestellt.
[0045] Neben der hier dargestellten Beschichtung eines Ventilsitzes 11 mit der Formgedächtnislegierung
ist es zum Beispiel auch möglich, eine Dichtfläche einer Flachdichtung mit der Formgedächtnislegierung
zu beschichten, um eine dichte Verbindung zu erzielen, insbesondere dann, wenn die
Dichtung pulsierend belastet wird.
1. Vorrichtung zum Abdichten eines Fluidstroms, umfassend eine erste Dichtfläche (11)
und eine zweite Dichtfläche (27), die zum Abdichten des Fluidstroms gegen die erste
Dichtfläche (11) gestellt wird, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine der Dichtflächen (11,27) mit einer Beschichtung (21) aus einer Formgedächtnislegierung
beschichtet ist.
2. Vorrichtung gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Formgedächtnislegierung eine reversible Formänderung nach Einwirkung einer äußeren
Kraft aufweist.
3. Vorrichtung gemäß Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Formgedächtnislegierung ausgewählt ist aus Nickel-Titan, Kupfer-Zink-Aluminium,
Gold-Cadmium oder Eisen-Mangan-Silizium.
4. Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Dichtfläche ein Ventilsitz (11) eines Ventilelementes ist und die zweite
Dichtfläche (27) an einem Schließelement (23) des Ventilelementes ausgebildet ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Schließelement kugelförmig oder kegelförmig ausgewählt ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Ventilsitz (11) konisch ausgebildet ist.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Dichtfläche und die zweite Dichtfläche als Flachdichtung ausgebildet sind.
8. Verfahren zur Herstellung einer Vorrichtung zum Abdichten eines Fluidstroms gemäß
einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei zunächst die erste Dichtfläche (11) geformt wird,
in einem weiteren Schritt auf die erste Dichtfläche (11) die Formgedächtnislegierung
aufgetragen wird und die Formgedächtnislegierung anschließend gegebenenfalls nachbearbeitet
wird, um die gewünschte Endgeometrie zu erhalten.
9. Verfahren gemäß Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Formgedächtnislegierung durch ein elektrochemisches Beschichtungsverfahren aufgetragen
wird.
10. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Formgedächtnislegierung durch Pulverbeschichtung, magnetische Abscheidung eines
Pulvers oder elektrophoretische Abscheidung aufgetragen und anschließend gesintert
wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Nachbearbeitung mit Kraft- und berührungslosen Verfahren durchgeführt wird.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass das Kraft - und berührungslose Verfahren ein elektrochemisches, chemisches oder erosives
Verfahren ist.
13. Verwendung des Ventilelementes gemäß einem der Ansprüche 1 bis 7, als Einspritzventil
in einem Kraftstoffinjektor für eine Verbrennungskraftmaschine, als Hydraulikventil
oder als Ventil zur Brennstoffzufuhr in eine Brennstoffzelle.