[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzielung einer aufwandsarmen
Einbindung von dezentralen Feldkomponenten im schienengebundenen Verkehr in ein Steuerungssystem.
[0002] Der Eisenbahnverkehr in technisch entwickelten Ländern wird heutzutage aufgrund der
hohen Verkehrsdichten und aufgrund der hohen in international gültigen Normen festgeschriebenen
Sicherheitsbestimmungen mit sehr aufwendigen Zugsicherungs- und Zuglenkungssystemen
gesteuert und überwacht. Stellwerke stellen dabei die in Leitsystemen angeforderten
Fahrstrassen für Züge temporär in einem bis zu Level SIL4 nach CENELEC (EN 50126)abgesicherten
Modus zur Verfügung. Dabei legen die Stellwerke zum einen an Signalen die erforderlichen
Signalbegriffe an und stellen Weichen in die erforderliche Ablenkung. Zum andern steuern
die Stellwerke auch die Kommunikation mit dem Schienenfahrzeug über punktförmige Transparentdatenbalisen
(z.B. die Euro-Balisen) und linienförmig angeordnete Zugbeeinflussungskomponenten
(z.B. den Euroloop) und werten Daten von Gleisfreimeldesystemen, wie z.B. Gleisstromkreisen,
Schienenkontakten und Achszählern aus. Zur Steuerung und Überwachung all dieser vorstehend
genannten Komponenten werden dezentrale Feldkomponenten, wie z.B. modulare Stellteile,
eingesetzt, die in der Nähe der Komponenten draussen im Gleisbereich angeordnet sind
und dennoch in geeigneter Weise über Kommunikationsmittel mit dem Stellwerk verbunden
sein müssen. Hierzu sind bisher überwiegend Kabelanlagen verwendet worden, deren Verlegung
und Kontrolle ebenfalls aufwendig ist.
[0003] Der Level 3 des neuen momentan auf wichtigen Korridoren des europäischen Eisenbahnnetzes
mit den Level 1 und 2 installierten European Train Control System (ETCS) wird in der
Zukunft diese Kabelanlagen weitgehend obsolet machen, da sämtliche den Zug lenkenden
Informationen und die Bestimmung des Aufenthaltsortes eines Zug über eine drahtlose
Kommunikation zwischen dem Führerstand und einem sogenannten Radio Block Center (RBC)
abgewickelt werden. Bis es jedoch zu einer flächendeckenden Installation dieses ETCS
Level 3 gekommen sein wird, werden noch Jahrzehnte vergehen, in denen alte und neue
Zugsicherungssysteme zusammenspielen werden müssen.
[0004] Für eine effizienten, sicheren und zeitgenauen Bahnbetrieb ist es daher unerlässlich,
dass die dezentralen Feldkomponenten und damit auch die von ihnen gesteuerten Komponenten
in ein Diagnosesystem eingebunden sind. Weil die heute installierte Basis aufgrund
fehlender freier Kabeladern in den Stellwerks- und Kommunikatioskabeln in der Regel
keinerlei Fern-Diagnosemöglichkeit aufweist und ausserdem über keine geeigneten Anschlüsse
und Schnittstellen verfügt, ist die nachträgliche Einbindung dieser dezentralen Feldkomponenten
immer mit einem hohen Investitions- und Wartungsaufwand verbunden.
[0005] Eine mögliche Lösung zur nachträglichen Einbindung ist im Stand der Technik durch
die Mobilfunknetze eröffnet worden, bei denen im Störungfall einer dezentralen Komponente
über die von einem öffentlichen Betreiber bereitgestellte Funkverbindung Störungsmeldung
quasi telefonisch übertragen werden können. Eine Möglichkeit ist dabei zum Beispiel
eine telegrammartige Übertragung mittels SMS. Die von den Eisenbahnnetzbetreiber insbesondere
für den ETCS Level 2 und 3 errichteten Mobilfunknetzes (im Fachjargon als GSM-R bezeichnet)
sind wegen der fehlenden flächendeckenden Installation und der notwendigen Übertragungszuverlässigkeit
aber nicht für diesen Einsatzzweck geeignet. Demgegenüber entsteht mit der Benutzung
der öffentlichen Mobilfunknetze eine grosse Abhängigkeit des Bahnnetzbetreibers vom
Mobilfunknetzbetreibers, da der letztgenannte zum einen die korrekte Auslieferung
einer SMS-Störungsmeldung nicht garantieren kann und zum anderen nicht einmal eine
obere Grenze für die Übertragungsdauer von der Absendung der SMS bis zum Empfang der
SMS in einem Diagnosezentrum garantieren kann. Zugleich belaufen sich die Unterhaltsgebühren
pro Jahr und Streckenpunkt bei einer SMS-Gebühr von 5 bis 10 Rappen/SMS (0,03 bis
0,07 €/SMS) auf einen nicht akzeptablen Betrag, der sich zusätzlich durch die beim
Eisenbahnnetzbetreiber erforderliche SIM-Karten-Logistik weiter verteuert. Als weiteres
Hindernis ist noch darauf hinzuweisen, dass es ein Mobilfunkmodul auch an Feldkomponenten,
deren Funktionalität bisher durch die elektrische Leistungsübertragung mit dem von
der Zugspitze ausgesendeten Tele-Powering-Signal sichergestellt wurde, erforderlich
machen würde, eine separate Stromversorgung zu der Feldkomponente herstellen zu müssen,
weil das Tele-Powering-Signal für den Betrieb eines GSM-Modul nicht genügend Energie
bereitstellen kann. Wegen der Summe der vorstehend genannten Nachteile kommt auch
eine Anbindung über das Festnetz eines Telekommunikationsbetreiber nicht ernsthaft
in Frage.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Erzielung
einer aufwandsarmen Einbindung von dezentralen Feldkomponenten im schienengebundenen
Verkehr in ein Steuerungssystem anzugeben, das vor allen Dingen die vorstehend genannten
Nachteile zumindest zu vermeiden hilft.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss durch ein Verfahren zur Erzielung einer aufwandsarmen
Einbindung von dezentralen Feldkomponenten im schienengebundenen Verkehr in ein Steuerungssystem
gelöst, welches die folgenden Verfahrensschritte umfasst:
- a) Anordnen eines Transponders, vorzugsweise eines RFID Aktiv-Tags, auf mindestens
einem Schienenfahrzeug;
- b) Anordnen eines Transponders, vorzugsweise eines RFID Aktiv-Tags, auf mindestens
einer dezentralen Feldkomponente; und
- c) Etablieren eines Datenaustausches zwischen dem fahrzeugseitigen Transponder und
dem feldkomponentenseitigen Transponder bei einer Annäherung des Schienenfahrzeugs
an die dezentrale Feldkomponente und/oder bei einer Überfahrt des Schienenfahrzeugs
über die dezentrale Feldkomponente und/oder bei der Vorbeifahrt des Schienenfahrzeugs
an der dezentralen Feldkomponente.
[0008] Auf diese Weise wird die Einbindung im Grunde genommen durch ein neues, den alten
Systemen überlagertes System gelöst, das sowohl auf der Fahrzeugseite als auf der
Feldkomponentenseite ohne grossen Installationsaufwand und Modifikationen der bisherigen
Systeme betrieben werden kann. So kann beispielsweise der Lokführer bei Antritt seines
Dienstes den fahrzeugseitigen Transponder (z.B. RFID Aktiv-Tag) von seinem Vorgänger
übernehmen oder einen neu übernommenen Transponder (z.B. RFID Aktiv-Tag) in seinem
Gesichtsfeld, z.B. im Bereich des Fahrplanhalters, positionieren, was im Grunde genommen
ohne zusätzlichen Aufwand möglich ist. Auf der Seite der dezentralen Feldkomponente
ist eine Schnittstelle bereitzustellen, an der die Diagnosemeldungen an den Transponder,
insbesondere den RFID Aktiv-Tag, übergeben werden resp. von dem Transponder, insbesondere
RFID Aktiv-Tag, empfangene Daten in die Feldkomponente übertragen werden können. Aufgrund
der Reichweite der Transponder-gestützten Kommunikation können in besonders vorteilhafter
Weise sogar Nachrichten von solchen feldkomponenten-seitigen Transpondern erhalten
werden, die im benachbarten Gleis angeordnet sind, wodurch sich beispielsweise eine
Fehleroffenbarungszeit drastisch verkürzt. Bei der Etablierung der Kommunikation zwischen
dem schienenfahrzeugseitigen Transponder und dem feldkomponentenseitigen Transponder
kann zusätzlich eine Verschlüsselung der übertragenen Daten vorgesehen sein, da es
sich bei diesen übertragenen Daten ja um besonders sicherheitsrelevante Daten handelt
kann und eine missbräuchliche Einwirkung durch Dritte sicher vermieden werden sollte.
[0009] In einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung kann das Verfahren zur Erzielung
einer Diagnoseeinbindung von der dezentralen Feldkomponente in ein Diagnosesystem
dahingehend ertüchtigt werden, dass die nachfolgenden weiteren Verfahrensschritte
ausgeführt werden können:
d) Erstellen einer mittels des Transponders (RFIO Aktiv-Tags) übertragbaren Diagnosenachricht
auf der mindestens einen dezentralen Feldkomponente;
e) schienenfahrzeugseitiges Aussenden eines Aktivierungssignals für die Übertragung
der Diagnosenachricht von der mindestens einen dezentralen Feldkomponente auf das
mindestens eine Schienenfahrzeug;
f) Übertragen der Diagnosenachricht in Antwort auf das feldkomponentenseitige Empfangen
des Aktivierungssignals;
g) Empfangen und Speichern der Diagnosenachricht auf dem schienenfahrzeugseitigen
Transponder (RFID Aktiv-Tag); und
h) Übertragen der auf dem schienenfahrzeugseitigen Transponder (RFID Aktiv-Tag) gespeicherten
Diagnosenachricht an eine Sammlereinheit in Antwort auf ein von der Sammlereinheit
ausgesendetes Abfragesignal. Auf diese Weise können während der normalen Fahrt des
Schienenfahrzeugs die Diagnosemeldungen sämtlicher überfahrener und/oder passierter
Transponder (RFID Aktiv-Tags) "aufgelesen" werden und an der Sammlereinheit für die
Bereitstellung im Diagnosesystem "entleert" werden, was in weiterer Ausgestaltung
der Erfindung durchgeführt werden kann, indem die von Sammlereinheit empfangenen Diagnosenachrichten
an eine im Diagnosesystem umfasste Diagnosezentrale weitergeleitet werden.
[0010] Um die Speicherkapazität auf dem fahrzeugseitigen Transponders nicht zu gross auslegen
zu müssen, kann nach einer verifizierten Übertragung der Diagnosenachrichten an die
Sammlereinheit ein auf dem schienenfahrzeugseitigen Transponder vorgesehener Speicher
gelöscht werden.
[0011] In einer weiteren vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung kann das Verfahren zur
Erzielung einer Freischaltung von mit der dezentralen Feldkomponente gesteuerten Funktion
im schienengebundenen Verkehr weitergebildet werden , indem die weiteren Verfahrensschritte
ausgeführt werden:
d) Aussenden eines Annäherungssignals durch den fahrzeuggestützten Transponder (RFID
Aktiv-Tag);
e) Empfangen des Annäherungssignals mit dem feldkomponentenseitigen Transponder (RFID
Aktiv-Tag);
f) Verifizieren des Annäherungssignals auf dem feldkomponentenseitigen Transponder
(RFID Aktiv-Tag); und
g) Auslösen der Freischaltung der mit dieser Feldkomponente gesteuerten Funktion oder
Auslösen der Freischaltung einer mit einer anderen dezentralen Feldkomponente gesteuerten
Funktion durch das Übertragen eines Auslösesignals an diese andere dezentrale Feldkomponente.
[0012] Auf diese Weise kann die Annäherung eines Zuges an einen bestimmten Punkt, wie z.B.
einen Bahnübergang oder zur Anstossbildung von automatischen Signalen, mittels dieser
Transponder- (RFID-) gestützten Kommunikation erfolgen, ohne das für die Zugdetektion
viel aufwendigere Einrichtungen und Verfahren erforderlich wären, wobei besonders
auf der Seite der Gleisfreimeldemittel so erhebliche Aufwendungen eingespart werden
können.
[0013] In einer vorteilhaften Ausgestaltung kann der schienenfahrzeugseitige Transponder
bei der Ausfahrt aus einem Bahnhof initialisiert werden und dabei eine Zugnummer und
ggfs. eine Zugkategorie übertragen werden. Auf diese Weise wäre es später an der dezentralen
Feldkomponente sogar möglich, bestimmte Fahrtmerkmale in Abhängigkeit von der erfassten
Zugnummer und/oder der erfassten Zugkategorie freizuschalten. So könnte beispielsweise
eine Einrichtung wie eine Komponete am Gleis entsprechend für das Rollmaterial und
allenfalls die Befahrungsgeschwindigleit parametriert werden um die bestimmumgsgemässe
Funktion zuverlässiger zu erfüllen. Folglich ist es dann sinnvoll, wenn das Annäherungssignal
die Zugnummer und ggfs. die Zugkategorie umfasst.
[0014] Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung ergibt sich, wenn das schienenfahrzeugseitig
abgestrahlte Annäherungssignal eine Funktionskomponente zur drahtlosen Energieübertragung
beinhaltet, welche in einem Empfangskreis eine Energiemenge induziert, die zur Bereitstellung
der Funktionalität des feldkomponentenseitigen RFID Aktiv-Tags ausreicht. Mit der
Komponente zur drahtlosen Energieübertragung ist beispielsweise die Abstrahlung einer
hochfrequenten elektromagnetischen Welle gemeint, wie sie beispielsweise in der Schweiz
und anderen Ländern auch als Tele-Powering-Signal bekannt ist, das mit einer Frequenz
von etwa 27 MHz eine dem Zug vorauseilende Abstrahlkeule darstellt. Auf diese Weise
kann die Ausrüstung der Feldkomponente mit dem RFID Aktiv-Tag ohne eine zusätzliche
externe elektrische Leistungsversorgung, die aufgrund ihrer Installation- und Wartungskosten
ansonsten diese Lösung zu Fall bringen könnte, vorgenommen werden. Um die Versorgung
des RFID Aktiv-Tags mit der elektrischen Energie einerseits zu gewährleisten und andererseits
aber auch zu gewährleisten, dass die Feldkomponente und/oder der RFID Aktiv-Tag aus
einem Stand-By-Modus hochfahren und die Diagnosemeldung resp. die Freischaltung tatsächlich
auslösen können, werden in einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung der Empfangskreis
und die ihm zugeordnete dezentrale Feldkomponente räumlich beabstandet angeordnet.
So kann dieser Abstand beispielsweise auf Streckenabschnitten, die mit Tempo 160 km/h
befahren werden, von einigen Metern bis in den unteren zweistelligen Meterbereich
reichen.
[0015] Damit der Lokführer bei jedem streckenseitig relevanten für ihn bei der Streckenbefahrung
wahrnehmbaren Vorkommnis (wie z.B. eine nicht zuordenbare Schnellbremsung, Schienendefekt
usw.) auch die besonderen Diagnosemöglichkeiten dieses Transponders ausschöpfen kann,
kann es vorgesehen sein, dass der schienenfahrzeugseitige Transponder ein Quittierungselement
aufweist, nach dessen Betätigung eine Betätigungszeit und/oder Position des Schienenfahrzeugs
als Diagnosenachricht aus den Fahrzeug-Fortbewegungsprozess gespeichert wird. Auf
diese Weise kann er einfach rapportieren und in der Auswertung können beispielsweise
die entstandenen Verspätungsminuten verursachergerecht zugewiesen werden. Es ist weiter
hervorzuheben, dass der Lokführer so ohne zeitraubende zusätzliche Tätigkeiten ausüben
zu müssen Fehlerereignisse, wie z.B. lose im Schienenbereich liegende Objekte, wie
Steine, Metallteile, Ausfall von Komponenten, einfach als Diagnosenachricht in seinem
fahrzeugseitigen Transponder abspeichern kann und damit nach dem Auslesen dieser Diagnosedaten
den Wartungsteams Daten über Unregelmässigkeiten zur Verfügung stehen, die hinsichtlich
der Zeit und Ortsauflösung alle bisher zur Verfügung stehenden Systeme weit hinter
sich lassen.
[0016] Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung beispielsweise näher erläutert.
Dabei zeigt die Figur den prinzipiellen Aufbau eines Systems 2 zur Einbindung von
dezentral angeordneten modularen Stelleinheiten 4, 5 in ein übergeordnetes Diagnosesystem
6. In dem System 2 bewegt sich ein Schienenfahrzeug 8 auf einem Gleis 10, an dem Signale
12, 14 angeordnet sind, in der zeichnerischen Darstellung von links nach rechts. Das
Schienenfahrzeug 8 ist im Führerstand mit einem als RFID Aktiv-Tag 16 ausgestalteten
Transponder ausgestattet, der nachfolgend nur Fahrzeug-Tag 16 genannt wird. Gleichermassen
sind die dezentralen Stelleinheiten 4, 5 mit entsprechenden als RFID Aktiv-Tags 18,
20 ausgestalteten Transpondern ausgestattet, die nachfolgend nur Feld-Tags 18, 20
genannt werden.
[0017] Weiter befinden sich an Bahnhöfen B1, B2, Bx oder im Umfeld davon weitere RFID-Aktiv-Tags
22, 24, 26, die nachfolgend Sammler-Tags 22, 24, 26 genannt werden. Diese Sammler-Tags
22, 24, 26 sind Bestandteil jeweils einer Sammlereinheit 28, 30, 32, denen neben hier
nicht weiter dargestellten EDV-Mitteln jeweils eine Datenbank 34, 36, 38 zugeordnet
ist. Alle Datenbanken 34, 36, 38 sind mit dem Diagnosesystem 6 verbunden.
[0018] Während des Betriebs des Schienenfahrzeugs 8 läuft nun ein Verfahren zur Erzielung
einer aufwandsarmen Einbindung von den dezentralen Stelleinheiten 4, 5 in das Diagnosesystem
6 ab, bei dem ein Datenaustausch zwischen dem Fahrzeug-Tag 16 und dem Feld-Tag 18,
20 bei einer Annäherung des Schienenfahrzeugs 8 an die dezentrale Stelleinheiten 4,5
und/oder auch bei einer Überfahrt des Schienenfahrzeugs 8 über die dezentralen Stelleinheiten
4, 5 etabliert wird.
[0019] Anhand der Stelleinheit 4 gezeigt, wird dabei auf dieser Stelleinheit 4 periodisch
(z.B. abhängig von der Zugsfolgezeit)eine mittels des Feld-Tags 18 übertragbare Diagnosenachricht
D erstellt. Diese Diagnosenachricht D kann alle für den Betrieb des Schienennetzes
relevanten Informationen über das von der Stelleinheit 4 gesteuerte Signal 12 enthalten,
also zum Beispiel Informationen über den Zustand der im Signal 12 eingesetzten Zugsicherung,
Glühlampen oder LED-Leuchtpunkte, über den Zustand der Spannungsversorgung am Signal
12 usw. Mit einem schienenfahrzeugseitigen Aussenden eines Aktivierungssignals A für
die Übertragung der Diagnosenachricht D von der dezentralen Stelleinheit 4 auf das
Schienenfahrzeug 8 wird die Diagnosenachricht D in Antwort auf das feldkomponentenseitige
Empfangen des Aktivierungssignals A ausgesendet. Die Diagnosenachricht D wird dann
auf dem Fahrzeug-Tag 16 empfangen und dort gespeichert. Mit dem Erreichen einer Sammlereinheit
28 durch das Schienenfahrzeug 8 werden alle auf dem Fahrzeug-Tag 18 gespeicherten
Diagnosenachrichten D in Antwort auf ein Abfragesignal A' eines Sammler-Tags 22, 24,
26 an die Sammlereinheit 28 übertragen und von dort weiter an das Diagnosesystem 6
geleitet. Nach einer verifizierten Übertragung der Diagnosenachrichten D an die Sammlereinheit
28 der auf dem Fahrzeug-Tag 16 vorgesehene Speicher gelöscht und kann so wieder neue
Diagnosenachrichten D aufnehmen.
[0020] Eine weitere Möglichkeit der Verbesserung der Fehleroffenbarung ergibt sich, wenn
der Lokführer bei jedem streckenseitig relevanten für ihn wahrnehmbaren Vorkommnis
(wie z.B. eine nicht zuordenbare Schnellbremsung, Schienendefekt usw.) auch die besonderen
Diagnosemöglichkeiten dieses Transponders ausschöpfen kann, indem es vorgesehen ist,
dass der Fahrzeug-Tag ein hier nicht weiter dargestelltes Quittierungselement aufweist,
nach dessen Betätigung eine Betätigungszeit und/oder Position des Schienenfahrzeugs
als Diagnosenachricht gespeichert wird. Auf diese Weise kann er beispielsweise auch
die entstandenen Verspätungsminuten verursachergerecht zuweisen. Es ist weiter hervorzuheben,
dass der Lokführer so - ohne zeitraubende zusätzliche Tätigkeiten ausüben zu müssen
- Fehlerereignisse, wie z.B. lose im Schienenbereich liegende Objekte, wie Steine,
Metallteile, Ausfall von Komponenten, einfach als Diagnosenachricht in seinem Fahrzeug-Tag
16 abspeichern kann und damit nach dem Auslesen dieser Diagnosedaten den Wartungsteams
Daten über Unregelmässigkeiten zur Verfügung stehen, die hinsichtlich der Zeit und
Ortsauflösung alle bisher zur Verfügung stehenden Systeme weit hinter sich lassen.
Dieses Verfahren kann dabei prinzipiell sogar ohne an den Feldkomponenten angeordnete
Feld-Tags ausgeübt werden, indem eben nur Fahrzeug-Tags mit dieser Quittierungseinrichtung
verwendet werden, an denen der Lokführer eine genaue Diagnose und Behebung derartige
Ereignisse frühzeitig einleiten kann.
[0021] Eine weitere Ausgestaltungsmöglichkeit für eine Erzielung einer Freischaltung von
mit der dezentralen Stelleinheit 4, 5 gesteuerten Funktionen besteht, wenn mit der
Aussendung des Annäherungssignals A und dem Empfangen des Annäherungssignals A auf
den Feld-Tags 18, 20 und dem nachfolgenden Verifizieren des Annäherungssignals A die
Bedingungen erfüllt sind, um eine Freischaltung der mit dieser Stelleinheit 4, 5 gesteuerten
Funktion oder eine Freischaltung einer mit einer anderen dezentralen Stelleinheit
5 gesteuerten Funktion durch das Übertragen eines Auslösesignals A'' an diese andere
dezentrale Stelleinheit 5 auszulösen. Dabei kann der Fahrzeug-Tag 16 bei der Ausfahrt
aus einem Bahnhof B1, B2, Bx initialisiert werden und dabei auch die Zugnummer und
ggfs. die Zugkategorie auf den Fahrzeug-Tag 16 übertragen werden. So kann wiederum
das Annäherungssignal A die Zugnummer und ggfs. die Zugkategorie umfassen und es kann
eine von der erfassten Zugnummer und/oder Zugkategorie abhängige Freischaltung von
Funktionen ermöglicht werden, wie zum Beispiel die Umstellung eines Fahrsignals von
STOP auf FAHRT oder umgekehrt auf STOP oder LANGSAMFAHRT. Fehlt der Fahrzeug-Tag 16
ganz, kann beispielsweise auch das Signal 12, 14 auf STOP eingefroren werden.
[0022] Wie mit den wellenartigen Linien, die sich in Fahrtrichtung gesehen vor dem Schienenfahrzeug
8 ausdehnen, dargestellt, umfasst das schienenfahrzeugseitig abgestrahlte Annäherungssignal
A ausserdem parallel dazu ein Tele-Powering-Signal TP zur drahtlosen Energieübertragung.
Dieses Signal TP induziert in einem Empfangskreis 40 eine Energiemenge, die zur Bereitstellung
der Funktionalität des Feld-Tags 18, 20 ausreicht. Dabei können der Empfangskreis
40 und die zugeordnete dezentrale Stelleinheit 4, 5 räumlich beabstandet angeordnet
sein, damit ein Zeitgewinn zum Aufwecken des Feld-Tags 18, 20 und zur Aktivierung
der Schaltung erzielt werden kann und der Feld-Tag 18, 20 bei der Annäherung/Überfahrt
des Schienenfahrzeugs 8 dann tatsächlich hochgefahren ist und sendebereit ist.
[0023] Anhand dieser vorstehend erläuterten Beispiele ist das Wesen der Erfindung dargelegt
worden, ohne dass der Schutzbereich der vorliegenden Erfindung auf diese Beispiele
reduziert werden soll. Das vorliegende Verfahren schafft daher grundsätzlich einen
Zugewinn an Funktionalität hinsichtlich der Felddiagnose und der Funktionsfreischaltung,
ohne dass in den Bestand der existierenden Altsysteme gravierend eingegriffen werden
muss. Damit erhält der Eisenbahnnetzbetreiber den von ihm in der Regel geforderten
Investitionsschutz bestehender Systeme und kann dennoch wichtige weitere Funktionalitäten
ohne grossen Investitions- und Wartungsaufwand realisieren. Durch die relativ grosse
Reichweite des Aktiv-Tags können auch Diagnoseinformationen der im benachbarten Gleis
installierten Feldkomponenten eingelesen werden. D.h. ein Zug nimmt nicht nur die
Diagnosedaten der durch ihn beanspruchten Feldkomponeten mit, sondern die Diagnosedaten
aller Feldkomponenten, welche in Reichweite sind. Dadurch wird auch eine massive Reduktion
der Fehleroffenbarungszeit erreicht. Ein Fehler wird nicht erst offenbart, wenn ein
Zug das Feldelement beansprucht. Diese Reduktion der Fehleroffenbarungszeit wird immer
wichtiger, da dadurch die Verfügbarkeit massiv erhöht werden kann.
1. Verfahren zur Erzielung einer aufwandsarmen Einbindung von dezentralen Feldkomponenten
(4, 5) im schienengebundenen Verkehr in ein Steuerungssystem, umfassend die folgenden
Verfahrensschritte:
a) Anordnen eines Transponders, insbesondere eines RFID Aktiv-Tags (16), auf mindestens
einem Schienenfahrzeug (8);
b) Anordnen eines Transponders, insbesondere eines RFID Aktiv-Tags (18, 20), auf mindestens
einer der dezentralen Feldkomponenten (4, 5); und
c) Etablieren eines Datenaustausches (A, D) zwischen dem fahrzeugseitigen Transponder
(16) und dem feldkomponentenseitigen Transponder (18, 20) bei einer Annäherung des
Schienenfahrzeugs (8) an die dezentrale Feldkomponente (4, 5) und/oder bei einer Überfahrt
des Schienenfahrzeugs (8) über die dezentrale Feldkomponente (4, 5) und/oder bei der
Vorbeifahrt des Schienenfahrzeugs (8) an der dezentralen Feldkomponente (4, 5).
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
zur Erzielung einer Diagnoseeinbindung von der dezentralen Feldkomponente (4, 5) in
ein Diagnosesystem (6) die weiteren Verfahrensschritte ausgeführt werden:
d) Erstellen einer mittels des Transponders (18, 20) übertragbaren Diagnosenachricht
(D) auf der mindestens einen dezentralen Feldkomponente (4, 5);
e) schienenfahrzeugseitiges Aussenden eines Aktivierungssignals (A) für die Übertragung
der Diagnosenachricht (D) von der mindestens einen dezentralen Feldkomponente (4,
5) auf das mindestens eine Schienenfahrzeug (8);
f) Übertragen der Diagnosenachricht (D) in Antwort auf das feldkomponentenseitige
Empfangen des Aktivierungssignals (A);
g) Empfangen und Speichern der Diagnosenachricht (D) auf dem schienenfahrzeugseitigen
Transponder (16); und
h) Übertragen der auf dem schienenfahrzeugseitigen Transponder (16) gespeicherten
Diagnosenachricht (D) an eine Sammlereinheit (28, 30, 32) in Antwort auf ein von der
Sammlereinheit (28, 30, 32) ausgesendetes Abfragesignal (A').
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
die von Sammlereinheit (28, 30, 32) empfangenen Diagnosenachrichten (D) an eine im
Diagnosesystem umfasste Diagnosezentrale (6) weitergeleitet werden.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
nach einer verifizierten Übertragung der Diagnosenachrichten (D) an die Sammlereinheit
(28, 30, 32) ein auf dem schienenfahrzeugseitigen Transponder (16) vorgesehener Speicher
gelöscht wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
zur Erzielung einer Freischaltung von mit der dezentralen Feldkomponente (4, 5) gesteuerten
Funktion im schienengebundenen Verkehr die weiteren Verfahrensschritte ausgeführt
werden:
d) Aussenden eines Annäherungssignals (A) durch den schienenfahrzeugseitigen Transponder
(16);
e) Empfangen des Annäherungssignals (A) mit dem feldkomponentenseitigen Transponder
(18, 20);
f) Verifizieren des Annäherungssignals (A) auf dem feldkomponentenseitigen Transponder
(18, 20); und
g) Auslösen der Freischaltung der mit dieser Feldkomponente (4, 5) gesteuerten Funktion
oder Auslösen der Freischaltung einer mit einer anderen dezentralen Feldkomponente
(4, 5) gesteuerten Funktion durch das Übertragen eines Auslösesignals (A'') an diese
andere dezentrale Feldkomponente (5).
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
der schienenfahrzeugseitige Transponder (16) bei der Ausfahrt aus einem Bahnhof (B1,
B2, ..., Bx) initialisiert wird und dabei eine Zugnummer und ggfs. eine Zugkategorie
übertragen wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Annäherungssignal (A) die Zugnummer und ggfs. die Zugkategorie umfasst.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
das schienenfahrzeugseitig abgestrahlte Annäherungssignal (A) eine Komponente (TP)
zur drahtlosen Energieübertragung beinhaltet, welche in einem Empfangskreis (40) eine
Energiemenge induziert, die zur Bereitstellung der Funktionalität des feldkomponentenseitigen
Transponders (18, 20) ausreicht.
9. Verfahren nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Empfangskreis (40) und die zugeordnete dezentrale Feldkomponente (4, 5)räumlich
beabstandet angeordnet sind.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
der schienenfahrzeugseitige Transponder (16) ein Quittierungselement aufweist, nach
dessen Betätigung eine Betätigungszeit und/oder Position des Schienenfahrzeugs (8)
als Diagnosenachricht (D) gespeichert wird.