[0001] Die Erfindung betrifft eine Nähmaschine nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Ferner
betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Nähen eines Nahtanfangs mit einer derartigen
Nähmaschine.
[0002] Eine gattungsgemäße Nähmaschine ist bekannt aus der
DE 102 34 251 A. Die dort beschriebenen Maßnahmen zum Zurückziehen eines freien Fadenendes eines
Nadelfadens sind aufwändig.
[0003] Es ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, auf betriebssichere Weise ein
kurzes am Nahtanfang aus dem Nähgut herausstehendes Oberfadenstück zu gewährleisten,
wobei dies mit geringem baulichen Aufwand geschehen soll.
[0004] Diese Aufgabe ist erfindungsgemäß gelöst durch eine Nähmaschine mit den im Anspruch
1 angegebenen Merkmalen.
[0005] Erfindungsgemäß wurde erkannt, dass eine Fadenzieheinrichtung zwischen dem Fadenhebel
und einer zweiten Oberfadenklemme zur Möglichkeit führt, einen bei einer Abwärtsbewegung
des Fadenhebels entstehenden Fadenüberschuss vom Fadenhebelbereich zum Oberfadenvorrat
hin zurückzuziehen und mithilfe des Fadenhebels den Oberfaden beim Nähen des Nahtanfangs
so weit im Nähgut zurückzuziehen, dass das freie Ende des Oberfadens am Nahtanfang
nur noch gering aus dem Nähgut heraussteht. Der Oberfaden wird dabei um eine Länge
zurückgezogen, die der Fadenweg-Differenz, die über die Fadenzieheinrichtung herbeigeführt
wird, entspricht. Es resultiert ein optisch gefälliger Nahtanfang, ohne dass die Notwendigkeit
besteht, das herausstehende freie Ende des Oberfadens durch Abschneiden weiter zu
verkürzen. Dies ist insbesondere bei Anwendungen von Vorteil, bei denen die optische
Nahtqualität von besonderem Interesse ist, beispielsweise beim Vernähen von Leder
bei Innenraumkomponenten eines Kraftfahrzeugs. Die Fadenzieheinrichtung kann als von
der zweiten ansteuerbaren Oberfadenklemme separates Bauteil ausgeführt sein. Beispielsweise
kann die Fadenzieheinrichtung als mit dem Oberfaden im Verlauf zwischen dem Fadenhebel
und der Oberfaden-Hauptspanneinrichtung zusammenwirkender Fadenmitnehmer gestaltet
sein.
[0006] Eine Anordnung der Fadenzieheinrichtung nach Anspruch 2 hat sich als besonders günstig
herausgestellt.
[0007] Eine Fadenweg-Differenz nach Anspruch 3 führt zu einer optisch gefälligen Naht. Abhängig
von der Anwendung der Nähmaschine sind auch andere Fadenweg-Differenzen möglich.
[0008] Eine Fadenzieheinrichtung nach Anspruch 4 kann mit geringem baulichen Aufwand in
eine Oberfadenführung integriert werden.
[0009] Mehrere Fadenziehstellungen nach Anspruch 5 erlauben eine Anpassung des Oberfaden-Rückzugs
am Nahtanfang an jeweils vorliegende Randbedingungen. Die wahlweise vorgebbaren Fadenziehstellungen
können insbesondere automatisch umgestellt werden. Damit kann je nach den Anforderungen
an die Nähmaschine eine von mehreren möglichen Fadenweg-Differenzen automatisch vorgegeben
werden. Dies kann beispielsweise gesteuert abhängig vom jeweiligen, von einer Bedienperson
ausgewählten Nähprogramm erfolgen. Diese Umstellung erfolgt dann mit Hilfe eines gesteuerten
Antriebs der Fadenzieheinrichtung.
[0010] Ein Antrieb nach Anspruch 6 lässt sich betriebssicher, mit schneller Umstellzeit
und mit geringen Kosten realisieren. Alternativ sind auch ein pneumatischer Antrieb
oder ein Schrittmotorantrieb zur Umstellung der Fadenzieheinrichtung möglich.
[0011] Eine Anordnung der Fadenzieheinrichtung nach Anspruch 7 ermöglicht eine Integration
der Fadenzieheinrichtung und der zweiten Oberfadenklemme in eine Baueinheit, die zusammen
montiert werden kann.
[0012] Die Vorteile eines Verfahrens nach Anspruch 8 entsprechen denen, die vorstehend im
Zusammenhang mit der Vorrichtung bereits erläutert wurden.
[0013] Eine Ansteuerung nach Anspruch 9 verhindert ein unnötiges Ansteuern der Fadenzieheinrichtung
während des Nähens, also im Anschluss an den Anfangsstich. Die Fadenzieheinrichtung
wird beim ersten Stich, also am Nahtanfang, angesteuert. Bevorzugt wird der gesamte
Ablauf dieses ersten Stichs mit einer festliegenden Armwellendrehzahl ausgeführt,
die gegenüber einer sonstigen Betriebsdrehzahl der Armwelle reduziert ist.
[0014] Eine Zeitverzögerung nach Anspruch 10 hat sich zur Sicherstellung eines betriebssicheren
Ablaufes zum Oberfaden-Rückzug am Nahtanfang herausgestellt. Die Zeitverzögerung sollte,
damit der Rückzug betriebssicher erfolgt, einen bestimmten Minimalwert nicht unterschreiten.
[0015] Eine absolute Zeitverzögerung nach Anspruch 11 hat sich zur Gewährleistung eines
betriebssicheren Betriebs der Fadenzieheinrichtung als besonders geeignet herausgestellt.
[0016] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung näher
erläutert. In dieser zeigen:
- Fig. 1
- eine perspektivische Vorderansicht einer Nähmaschine;
- Fig. 2
- gegenüber Fig. 1 vergrößert Details einer Oberfadenführung der Nähmaschine nach Fig.
1 in einer Armwellenstellung "205° Schleifenhub";
- Fig. 3
- eine zu Fig. 2 ähnliche Darstellung der Oberfadenführung, bei der im Vergleich zu
Fig. 2 Komponenten weggelassen sind;
- Fig. 4
- gegenüber Fig. 1 vergrößert Details einer Oberfadenführung der Nähmaschine nach Fig.
1 in einer Armwellenstellung "225° aktivierte Fadenzieheinrichtung";
- Fig. 5
- eine zu Fig. 4 ähnliche Darstellung der Oberfadenführung, bei der im Vergleich zu
Fig. 4 Komponenten weggelassen sind;
- Fig. 6
- gegenüber Fig. 1 vergrößert Details einer Oberfadenführung der Nähmaschine nach Fig.
1 in einer Armwellenstellung "305° beendete Rückstellung Fadenzieheinrichtung";
- Fig. 7
- eine zu Fig. 6 ähnliche Darstellung der Oberfadenführung, bei der im Vergleich zu
Fig. 6 Komponenten weggelassen sind;
- Fig. 8
- gegenüber Fig. 1 vergrößert Details einer Oberfadenführung der Nähmaschine nach Fig.
1 in einer Armwellenstellung "0° Nadelstange oberer Totpunkt";
- Fig. 9
- gegenüber Fig. 1 vergrößert Details einer Oberfadenführung der Nähmaschine nach Fig.
1 in einer Armwellenstellung "65° Fadenhebel oberer Totpunkt";
- Fig. 10
- eine zu Fig. 9 ähnliche Darstellung der Oberfadenführung, bei der im Vergleich zu
Fig. 9 Komponenten weggelassen sind;
- Fig. 11
- schematisch einen vertikalen Schnitt durch ein doppellagiges Nähgut längs einer durch
einen Oberfaden und einen Unter-faden vorgegebenen Nahtebene, wobei ein Anfangs-Nahtabschnitt
sichtbar ist.
[0017] Eine Nähmaschine 1 hat einen oberen Arm 2 und eine untere gehäuseartige Grundplatte
3, die durch einen Ständer 4 zu einem C-förmigen Gehäuse miteinander verbunden sind.
Im Arm 2 ist eine Armwelle 5 (vgl. Fig.2) gelagert, die mithilfe eines im Ständer
4 untergebrachten Riementriebes von einem Motor antreibbar ist. Mit dem Motor ist
eine zentrale Steuereinrichtung 6 verbunden, die in der Fig. 1 schematisch im oberen
Arm 2 dargestellt ist, die aber auch an anderer Stelle und auch relativ zur Nähmaschine
1 extern und mit dieser beispielsweise über einen Kabelstrang verbunden angeordnet
sein kann. Von der Armwelle 5 abgeleitet wird eine Nadelstange 7 auf und ab gehend
angetrieben, an deren unterem Ende eine Nadel 8 montiert ist. Durch ein Öhr der Nadel
8 verläuft ein Oberfaden 9 (vgl. Fig. 2).
[0018] In der Grundplatte 3 ist ein Greifer 10 angeordnet, der in üblicher Weise abgeleitet
von der Armwelle 5 um eine vertikale Drehachse 11 (vgl. Fig. 2) drehantreibbar ist.
In einem Spulen- bzw. Fadenwickelgehäuse 12 des Greifers 10 befindet sich ein Vorrat
eines Unterfadens 13 (vgl. Fig. 11).
[0019] Fig. 2 zeigt die Führung des Oberfadens 9 der Nähmaschine 1 im Detail. Vom Öhr in
der Nadel 8 aus im vorratsseitigen Oberfadenverlauf entgegen der Oberfadentransportrichtung,
also stromaufwärts, ist eine erste Oberfadenklemme 14 angeordnet, die eine Klemmplatte
15 aufweist, die relativ zu einem Grundkörper 16 der ersten Oberfadenklemme 14 verlagerbar
ist. Die erste Oberfadenklemme 14 steht mit der Steuereinrichtung 6 in Signalverbindung
und ist zwischen einer Fadenklemmstellung, in der der Oberfaden 9 am Ort der ersten
Oberfadenklemme 14 festgeklemmt ist, und einer Fadenfreigabestellung, in der die erste
Oberfadenklemme 14 den Oberfaden 9 freigibt, verlagerbar. Im Bereich der ersten Oberfadenklemme
14 verläuft der Oberfaden 9 im Wesentlichen vertikal.
[0020] Ein Durchgangsort des Oberfadens 9 durch die erste Oberfadenklemme 14 kann mithilfe
einer Mehrzahl von Faden-Durchgangsöffnungen 17 im Grundkörper 16 vorgegeben werden.
Bei der in der Zeichnung dargestellten Ausführung verläuft der Oberfaden 9 in der
zweiten Faden-Durchgangsöffnung 17 von rechts von insgesamt vier quer zur Fadentransportrichtung
angeordneten Faden-Durchgangsöffnungen.
[0021] Stromaufwärts der ersten Oberfadenklemme 14 ist ein Fadenhebel 18 angeordnet, dessen
Auf- und Abwärtsbewegung ebenfalls von der Armwelle 5 in an sich bekannter Weise abgeleitet
wird. Zwischen einer am freien Ende des Fadenhebels 18 angeordneten Fadenhebelöse
19 und der ersten Oberfadenklemme 14 verläuft der Oberfaden 9 noch durch eine Führungsöse
20, die am in der Fig. 2 oberen Ende des Grundkörpers 16 angebracht ist.
[0022] Stromaufwärts des Fadenhebels 18 durchläuft der Oberfaden 9 eine Oberfaden-Hauptspanneinrichtung
21. Letztere hat zwei in an sich bekannter Weise arbeitende und in der Oberfadentransportrichtung
direkt hintereinander angeordnete Hauptspannungsgeber 22. Die Oberfaden-Hauptspanneinrichtung
21 steht mit der zentralen Steuereinrichtung 6 in Signalverbindung. Die Hauptspannungsgeber
22 setzen den Oberfaden 9 bei Aktivierung durch die Steuereinrichtung 6 unter eine
vorgegebene Fadenspannung.
[0023] Zwischen der Oberfaden-Hauptspanneinrichtung 21 und dem Fadenhebel 18 durchläuft
der Oberfaden 9 eine weitere, quer zur Oberfadentransportrichtung einstellbar verlagerbare
Führungsöse 23.
[0024] Stromaufwärts der beiden Hauptspannungsgeber 22 ist eine Fadenzieheinrichtung 24
angeordnet. Die Fadenzieheinrichtung 24 hat einen schwenkbaren Ausleger 25, der über
ein Schwenkgelenk 26 an einer Klemmplatte 27 einer zweiten Oberfadenklemme 28 angelenkt
ist. Die Fadenzieheinrichtung 24 ist also an der Klemmplatte 27 der zweiten Oberfadenklemme
28 montiert. An seinem freien Ende hat der Ausleger 25 der Fadenzieheinrichtung 24
eine Fadenöse 29, die quer zum Fadenlauf des Oberfadens 9 zwischen dem stromaufwärtigen
Hauptspannungsgeber 22 und der zweiten Oberfadenklemme 28 auslenkbar ist. Der Ausleger
25 ist umstellbar zwischen einer in der Fig. 2 dargestellten Neutralstellung und einer
in der Fig. 4 dargestellten Fadenziehstellung, in der der Oberfaden 9 zwischen der
Oberfaden-Hauptspanneinrichtung 21 und der zweiten Oberfadenklemme 28 einen Fadenweg
nimmt, der um eine Fadenweg-Differenz länger ist als der entsprechende Fadenweg des
Oberfadens 9 beim Ausleger 25 in der Neutralstellung. Diese Fadenweg-Differenz beträgt
bei der dargestellten Ausführung beispielsweise 20 Millimeter.
[0025] Zwischen der Fadenöse 29 in der Neutralstellung und dem stromaufwärtigen Hauptspannungsgeber
22 einerseits und der zweiten Oberfadenklemme 28 andererseits ist im Oberfadenverlauf
an einer Montageplatte 30, die am Arm 2 montiert ist, jeweils ein Fadenführungsstift
31 angeordnet. In der Fadenziehstellung des Auslegers 25 läuft der Oberfaden 9 über
beide Fadenführungsstifte 31 und zwischen den Fadenführungsstiften 31 über Eck durch
die Fadenöse 29 des Auslegers 25. Die beiden Fadenführungsstifte 31 bewirken dabei,
dass unabhängig davon, ob der Ausleger 25 in der Fadenziehstellung oder in der Neutralstellung
ist, der Oberfaden 9 an der gleichen Position aus der zweiten Oberfadenklemme 28 ausläuft
und in den stromaufwärtigen Hauptspannungsgeber 22 einläuft.
[0026] Der Ausleger 25 ist zwischen der Neutralstellung und der Fadenziehstellung umstellbar
durch einen elektromagnetischen Antrieb, der wiederum mit der Steuereinrichtung 6
in Signalverbindung steht. Alternativ zu einem elektromagnetischen Antrieb kann der
Ausleger 25 auch pneumatisch oder durch einen Schrittmotor angetrieben sein.
[0027] Stromaufwärts der zweiten Oberfadenklemme 28 ist eine Oberfaden-Vorspanneinrichtung
32 angeordnet, die ebenfalls in an sich bekannter Weise arbeitet und mit der Steuereinrichtung
6 in Signalverbindung stehen kann. An der Montageplatte 30 angebracht sind neben den
Führungsstiften 31 auch die Oberfaden-Hauptspanneinrichtung 21 mit den beiden Hauptspannungsgebern
22, die zweite Oberfadenklemme 28 mit der daran montierten Fadenzieheinrichtung 24
und die Oberfaden-Vorspanneinrichtung 32.
[0028] Stromaufwärts der Oberfaden-Vorspanneinrichtung 32 durchtritt der Oberfaden 9 eine
Faden-Durchgangsöffnung 33, die in der Montageplatte 30 in einem in der Fig. 2 oberen
und nach vorne um etwa 90° umgebogenen Kantenbereich ausgeführt ist. Stromaufwärts
der Faden-Durchgangsöffnung 33 ist eine nicht näher dargestellte Oberfadenspule als
Oberfadenvorrat angeordnet.
[0029] Die Figuren 2 bis 10 zeigen Momentan-Drehstellungen der Armwelle 5. An einem mit
der Armwelle 5 endseitig drehfest verbundenen Handrad 34 ist eine Drehwinkelskala
35 angeordnet, die eine volle Umdrehung der Armwelle 5 unterteilt in 360 Winkelgrad-Schritte
anzeigt. Auf diese Gradstellung der Drehwinkelskala 35 wird nachfolgend jeweils Bezug
genommen.
[0030] Die Figuren 2 und 3 zeigen die Armwelle 5 in der Stellung 205°. In dieser Stellung
ist die Nadelstange 7 ein Stück weit von ihrem unteren Totpunkt, der bei 180° erreicht
war, wieder zurückgekehrt, so dass sich neben dem Öhr der Nadel 8 eine Oberfadenschleife
36 gebildet hat. In der Position 205° kann eine Greiferspitze 37 des Greifers 10 in
die Oberfadenschleife 36 eingreifen und den Oberfaden 9 anschließend mitnehmen.
[0031] Eine Nähgutebene NE ist in der Fig. 3 durch eine Linie dargestellt. Diese Linie entspricht
einer Auflageposition von Nähgut 38 auf einer Stichplatte 39 der Nähmaschine 1.
[0032] In der Stellung 205° ist die erste Oberfadenklemme 14 in der Fadenklemmstellung.
Die Oberfaden-Hauptspanneinrichtung 21 ist deaktiviert, so dass sie den Oberfaden
9 nicht unter Spannung setzt. Die Fadenzieheinrichtung 24 ist in der Neutralstellung.
Die zweite Oberfadenklemme 28 ist in der Fadenklemmstellung. Die Oberfaden-Vorspanneinrichtung
32 ist aktiviert, so dass sie den Oberfaden 9 zwischen der Oberfadenspule und der
Oberfaden-Vorspanneinrichtung 32 unter Spannung hält. Der Fadenhebel 18 befindet sich
auf seinem Weg zum unteren Totpunkt. Der Fadenhebel 18 ist schon von seinem oberen
Totpunkt entfernt, so dass zwischen den beiden Oberfadenklemmen 14, 28 ein Fadenüberschuss
resultiert, der Faden dort also nicht gespannt vorliegt, wie in den Figuren 2 und
3 dargestellt. Dieser Fadenüberschuss ist in etwa der doppelte Weg der Fadenhebelöse
19 vom oberen Totpunkt des Fadenhebels 18 bis zur in den Figuren 2 und 3 dargestellten
Stellung 205°.
[0033] Figuren 4 und 5 zeigen die Armwellenstellung 225°. Gegenüber der Stellung nach den
Figuren 2 und 3 hat sich die Armwelle 5 in Nähbetriebsrichtung also um 20° weiter
gedreht.
[0034] In der Stellung 225° ist die erste Oberfadenklemme 14 in der Fadenklemmstellung.
Die Oberfaden-Hauptspanneinrichtung 21 ist weiterhin deaktiviert. Der Ausleger 25
der Fadenzieheinrichtung 24 ist nun umgestellt in die Fadenziehstellung. Die zweite
Oberfadenklemme 28 ist in der Fadenklemmstellung.
[0035] Die Fadenhebelöse 19 ist in der Stellung 225° weiter abgesenkt und vor ihrem unteren
Totpunkt. Durch die Umstellung der Fadenzieheinrichtung 24 in die Fadenziehstellung
ist der Oberfadenüberschuss, der in der Stellung nach den Figuren 2 und 3 noch im
Bereich der Fadenhebelöse 19 vorlag, nun zur Fadenöse 29 der Fadenzieheinrichtung
24 zurückgezogen. Zwischen der Fadenhebelöse 19 und der ersten Oberfadenklemme 14
liegt der Oberfaden 9 nun in etwa gespannt vor.
[0036] In der Stellung 225° hat sich auch der Greifer 10 um die Drehachse 11 entsprechend
weiter gedreht, und zwar um 40° um die Drehachse 11. Durch die Greiferspitze 37 wird
der Oberfaden 9 nun nach unten gezogen.
[0037] Figuren 6 und 7 zeigen die Armwellenstellung 305°. In der Stellung 305° ist die Fadenhebelöse
19 im Bereich des unteren Totpunkts.
[0038] Die erste Oberfadenklemme 14 ist in der Fadenfreigabestellung. Die Oberfaden-Hauptspannungseinrichtung
21 ist aktiviert und hält den Oberfaden 9 unter Spannung. Der Ausleger 25 der Fadenzieheinrichtung
24 ist in der Neutralstellung. Die zweite Oberfadenklemme 28 ist in der Fadenfreigabestellung.
Die Oberfaden-Vorspanneinrichtung 32 ist aktiviert. In der Stellung 305° ist der Oberfaden
9 durch den Greifer 10 weiter nach unten gezogen worden.
[0039] Auf dem Weg zwischen der Armwellenstellung 225° und der Armwellenstellung 305° zieht
der Greifer 10 ein freies Ende 40 des Oberfadens 9 durch das Nähgut 38 nach unten.
Im weiteren Verlauf der Armwellendrehung zieht der Fadenhebel 18 den Oberfaden im
Nähgut zurück. Das freie Ende 40 steht dann um einen entsprechend geringeren Betrag
der Fadenlänge aus dem Nähgut heraus.
[0040] Fig. 8 zeigt die Armwellenstellung 0°. In dieser Armwellenstellung ist die Nadelstange
7 am oberen Totpunkt. Diese Stellung wird zu Beginn des Nähens, also am Nahtanfang,
gewählt, da dort der größte Durchgang unter der Nadel 8 zum Einlegen des Nähguts 38
vorliegt.
[0041] In der Stellung 0° ist die erste Oberfadenklemme 14 in der Fadenfreigabestellung.
Die Oberfaden-Hauptspanneinrichtung 21 ist aktiviert. Die Fadenzieheinrichtung 24
ist in der Neutralstellung. Die zweite Oberfadenklemme 28 ist deaktiviert. Die Oberfaden-Vorspanneinrichtung
32 ist aktiviert. Der Fadenhebel 18 ist auf dem Weg vom unteren Totpunkt nach oben.
[0042] Figuren 9 und 10 zeigen die Armwellenstellung 65°. Die Nadel 8 ist auf dem Weg nach
unten. Die beiden Oberfadenklemmen 14 und 28 sind in der Freigabestellung. Die Oberfaden-Hauptspanneinrichtung
21 ist aktiviert. Die Oberfaden-Vorspanneinrichtung 32 ist aktiviert. Die Fadenzieheinrichtung
24 ist in der Neutralstellung.
[0043] Die vorstehende Reihenfolge der Armwellen-Winkelstellungen gemäß den Figuren 1 bis
10 wurde gewählt, um die Arbeitsweise der Fadenzieheinrichtung 24 darzustellen.
[0044] Ein tatsächlicher Betrieb der Fadenzieheinrichtung 24 beginnt in der Armwellenstellung
0° nach Fig. 8 bei nicht verknotetem, also freiem Ende 40 des Oberfadens 9. In dieser
Stellung wird das zweilagige Nähgut 38 eingelegt. In der Steuereinrichtung 6 ist eine
Statusinformation "Nahtanfang" hinterlegt. Ausgehend von der Stellung nach Fig. 8
beginnt das Nähen einer Naht im Nähgut 38, wie in der Fig. 11 dargestellt. Beim allerersten
Stich, und nur dann, arbeitet die Fadenzieheinrichtung 24, wie vorstehend erläutert.
Bei allen Folgestichen bleibt die Fadenzieheinrichtung 24 durchgängig in der Neutralstellung.
Die Aktivierung der Fadenzieheinrichtung 24 in die Fadenziehstellung bei der Armwellenstellung
225° führt dazu, dass das freie Ende 40 des Oberfadens 9 mit dem Fadenhebel 18 durch
das Nähgut 38 zurückgezogen und damit verkürzt wird.
[0045] Nach dem erstmaligen Umstellvorgang der Fadenzieheinrichtung 24 von der Neutralstellung
in die Fadenziehstellung und zurück wird die Statusinformation "Nahtanfang" in der
Steuereinrichtung 6 umgesetzt in "laufende Naht". Eine erneute Umstellung in "Nahtanfang"
erfolgt nach einem Fadenabschneidvorgang über die Steuereinrichtung 6. Diese Statusinformation
wird während des weiteren Nähvorgangs abgefragt. Die Fadenzieheinrichtung 24 wird
nur betätigt, wenn die Statusinformation "Nahtanfang" vorliegt.
[0046] Die Länge des über das Nähgut 3 8 überstehenden freien Endes 40 kann durch die Winkelstellung
des Auslegers 25 in der Fadenziehstellung vorgegeben werden. In der Steuereinrichtung
6 können insbesondere dann, wenn der Ausleger 25 über einen Schrittmotor angetrieben
ist, mehrere Anfangsfadenlängen vorgewählt werden. Je nach der gewählten Anfangsfadenlänge
resultiert die von der Steuereinrichtung 6 angesteuerte Winkelstellung des Auslegers
25 in der Fadenziehstellung. Eine Fadenziehlänge, die zu einer entsprechenden Anfangsfadenlänge
führt, kann alternativ auch über einen mechanischen Anschlag für den Ausleger 25 eingestellt
werden.
[0047] Die Fadenzieheinrichtung 24 wird 50 ms nach dem gleichzeitigen Ansteuern der Oberfadenklemmen
14 und 28 und dem Deaktivieren der Oberfaden-Hauptspannungseinrichtung 21 von der
Neutralstellung in die Fadenziehstellung umgestellt. Die anschließenden Rückstellungen,
also die Umstellung der Oberfadenklemmen 14, 28 in die Freigabestellung sowie die
Aktivierung der Oberfaden-Hauptspanneinrichtung 21 und die Rückführung der Fadenzieheinrichtung
24 in die Neutralstellung, die beim beschriebenen Ausführungsbeispiel schon in der
Stellung 305° abgeschlossen sind, müssen in jedem Fall bis etwa zur Stellung 350°
vollzogen sein, um eine störungsfreie Nahtfortsetzung zu gewährleisten.
[0048] Die Zeitverzögerung wird von der Steuereinrichtung 6 vorgegeben, und ist im Wesentlichen
abhängig von der Umstelldauer, die für ein betriebssicheres Umstellen der Oberfadenklemmen
14, 28 und der Oberfaden-Hauptspanneinrichtung 21 erforderlich ist.
[0049] Der gesamte Ablauf des ersten Stichs am Nahtanfang, während dem die Fadenzieheinrichtung
24 von der Neutralstellung in die Fadenziehstellung und zurück umgestellt wird, erfolgt
bei einer festgelegten Armwellendrehzahl, die gegenüber der sonstigen Betriebsdrehzahl
der Armwelle 5 reduziert ist. Auch diese reduzierte Armwellendrehzahl wird von der
Steuereinrichtung 6 vorgegeben. Da der erste Stich bei einer festen Armwellendrehzahl
geschieht, ergibt sich für die Zeitverzögerung der Umstellung der Fadenzieheinrichtung
24 nach dem Ansteuern der Oberfadenklemmen 14 und 28 sowie dem Deaktivieren der Oberfaden-Hauptspanneinrichtung
21 ein konstanter Wert von beispielsweise 50 ms. Die Zeitverzögerung der Umstellung
der Fadenzieheinrichtung 24 nach dem gleichzeitigen Ansteuern der Fadenklemmen 14,
28 und dem Deaktivieren der Oberfaden-Hauptspanneinrichtung 21 kann unabhängig von
einer auch variabel möglichen Drehzahl der Armwelle 5 der Nähmaschine 1 vorgegeben
werden.
1. Nähmaschine (1)
- mit einem Vorrat für einen Oberfaden (9)
- mit einer Nadelstange (7) mit einer Nähnadel (8) zur Führung des Oberfadens (9)
durch ein Nähgut (38), wobei die Nähnadel (8) angetrieben zwischen einem unteren Totpunkt
und einem oberen Totpunkt vertikal auf und ab bewegbar ist,
- mit einem Greifer (10) zum Erfassen des Oberfadens (9) während einer Stichbildung,
- mit einem Fadenhebel (18) zum Schlingenziehen des Oberfadens (9),
- mit einer ersten ansteuerbaren Oberfadenklemme (14) im vorratsseitigen Oberfadenverlauf
zwischen dem Greifer (10) und dem Fadenhebel (18),
- mit einer Oberfaden-Hauptspanneinrichtung (21) im vorratsseitigen Oberfadenverlauf
vor der ersten Oberfadenklemme (14), wobei die Oberfaden-Hauptspanneinrichtung (21)
im aktivierten Zustand der Oberfaden-Hauptspanneinrichtung (21) den Oberfaden (9)
unter eine definierte Fadenspannung setzt,
gekennzeichnet durch
- eine zweite ansteuerbare Oberfadenklemme (28) im vorratsseitigen Oberfadenverlauf
vor der Oberfaden-Hauptspanneinrichtung (21),
- eine Fadenzieheinrichtung (24), die im Oberfadenverlauf zwischen dem Fadenhebel
(18) und der zweiten Oberfadenklemme (28) angeordnet ist und gesteuert umstellbar
ist zwischen
-- einer Neutralstellung, in der der Oberfaden (9) zwischen dem Fadenhebel (18) und
der Oberfaden-Hauptspanneinrichtung (21) einen ersten Fadenweg nimmt,
-- einer Fadenziehstellung, in der der Oberfaden (9) zwischen dem Fädenhebel (18)
und der Oberfaden-Hauptspanneinrichtung (21) einen zweiten Fadenweg nimmt, der im
Vergleich zum ersten Fadenweg um eine Fadenweg-Differenz länger ist.
2. Nähmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Fadenzieheinrichtung im Oberfadenverlauf zwischen der Oberfaden-Hauptspanneinrichtung
(21) und der zweiten Oberfadenklemme (28) angeordnet ist.
3. Nähmaschine nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet durch eine Anordnung der Fadenzieheinrichtung (24) derart, dass die durch die Umstellung zwischen der Neutralstellung und der Fadenziehstellung erzeugte Fadenweg-Differenz
etwa 20 mm beträgt.
4. Nähmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Fadenzieheinrichtung (24) einen schwenkbaren Ausleger (25) aufweist, an dessen
quer zum Fadenlauf schwenkbaren Ende eine Fadenöse (29) angeordnet ist.
5. Nähmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Fadenzieheinrichtung (24) gesteuert in eine von mehreren, wahlweise vorgebbaren
Fadenziehstellungen automatisch umgestellt werden kann, wobei die Fadenweg-Differenz
bei jeder der verschiedenen Fadenziehstellungen einen anderen Betrag hat.
6. Nähmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 5, gekennzeichnet durch einen elektromagnetischen Antrieb zur Umstellung der Fadenzieheinrichtung (24).
7. Nähmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Fadenzieheinrichtung (24) an einer Klemmplatte (27) der zweiten Oberfadenklemme
(28) montiert ist.
8. Verfahren zum Nähen eines Nahtanfangs mit einer Nähmaschine (1) nach einem der Ansprüche
1 bis 7 mit folgenden Schritten:
- Ausbilden einer Oberfadenschleife (36) durch Anheben der Nadelstange (7) mit der
Nähnadel (8), ausgehend vom unteren Totpunkt, bis zu einer Schleifenhubstellung zwischen
dem unteren Totpunkt und dem oberen Totpunkt, wobei dieses Anheben bei zur Freigabe
des Oberfadens offener erster und zweiter Oberfadenklemme (14, 28), bei aktivierter
Oberfaden-Hauptspanneinrichtung (21) und bei der Fadenzieheinrichtung (24) in der
Neutralstellung erfolgt,
- nach Erreichen der Schleifenhubstellung der Nadelstange (7): Ansteuern einer Fadenklemmstellung
der ersten und der zweiten Oberfadenklemme (14, 28) und Deaktivieren der Oberfaden-Hauptspanneinrichtung
(21), so dass der Oberfaden (9) spannungsfrei ist,
- nach dem Ansteuern der Fadenklemmen (14, 28) und dem Deaktivieren der Oberfaden-Hauptspanneinrichtung
(21): Umstellen der Fadenzieheinrichtung (24) von der Neutralstellung in die Fadenziehstellung,
so dass der Oberfaden (9) bei abgesenktem Fadenhebel (18) zwischen dem Fadenhebel
(18) und der ersten Oberfadenklemme (14) verkürzt wird,
- anschließendes Ansteuern einer Fadenfreigabestellung der ersten und der zweiten
Oberfadenklemme (14, 28) sowie Aktivieren der Oberfaden-Hauptspanneinrichtung (21)
sowie Rückstellen der Fadenzieheinrichtung (24) in die Neutralstellung.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Fadenzieheinrichtung (24) nur bei der ersten Schlingenbildung jeweils am Nahtanfang
angesteuert wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass eine Zeitverzögerung der Umstellung der Fadenzieheinrichtung (24) nach dem gleichzeitigen
Ansteuern der Fadenklemmen (14, 28) und dem Deaktivieren der Oberfaden-Hauptspanneinrichtung
(21) unabhängig von der Drehzahl einer Armwelle (5) der Nähmaschine (1) vorgegeben
wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Fadenzieheinrichtung (24) etwa 50 ms nach dem gleichzeitigen Ansteuern der Fadenklemmen
(14, 28) und dem Deaktivieren der Oberfaden-Hauptspanneinrichtung (21) in die Fadenziehstellung
umgestellt wird.