[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Anfahren einer Tieftemperatur-Luftzerlegungsanlage
gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0003] In einem "Direktkontaktkühler" (direct contact cooler) wird das Einsatzgemisch in
direkten Wärmeaustausch mit einem Kühlmittel, zum Beispiel Kaltwasser, gebracht und
dadurch abgekühlt. Er dient insbesondere zum Abführen von Verdichtungswärme, die in
einem in der Regel vorgeschalteten Einsatzgasverdichter entstanden ist.
[0004] Eine nachfolgende "Reinigungseinrichtung" ist in der Regel als Adsorptionsvorrichtung
ausgebildet und weist insbesondere mindestens zwei umschaltbare Behälter aus, die
zyklisch betrieben werden. Sie dient der Abtrennung unerwünschter Komponenten, beispielsweise
solcher, die im Tieftemperaturteil ausfrieren können.
[0005] Im Tieftemperaturteil wird das Einsatzgemisch zunächst auf etwa Taupunktstemperatur
abgekühlt und anschließend in dem Destilliersäulensystem zerlegt. Der Tieftemperaturteil
enthält also einen oder mehrere Wärmetauscher, insbesondere einen Hauptwärmetauscher
zur Abkühlung von Einsatzluft in indirektem Wärmeaustausch mit Rückströmen, und eine
oder mehrere Destilliersäulen. Aus dem Tieftemperaturteil wird das Produkt in Gas-
oder Flüssigform abgezogen. Selbstverständlich können auch mehrere Produkte in gleichem
oder unterschiedlichem Aggregatzustand sowie in gleicher oder verschiedener chemischer
Zusammensetzung erzeugt werden. Um Verluste durch einströmende Umgebungswärme zu verhindern,
ist der Tieftemperaturteil üblicherweise wärmeisoliert, indem er von einer oder mehreren
Coldboxen umschlossen wird.
[0006] Direktkontaktkühler werden häufig mit Wasserkreisläufen betrieben, bei denen mindestens
ein Teil des aus dem Direktkontaktkühler abgezogenen, erwärmten Wassers in einem oder
mehreren Verdunstungskühlern abgekühlt und zum Direktkontaktkühler zurückgeführt wird.
In einem "Verdunstungskühler" wird Kühlgas in direkten Gegenstrom mit Wasser gebracht.
Das Wasser verdunstet teilweise und wird dabei abgekühlt.
[0007] Als Kühlgas wird während des Normalbetriebs der Anlage ein trockenes Restgas aus
der Destillation zur Verfügung, beispielsweise unreiner Reststickstoff.
[0008] Beim Anfahren einer Tieftemperatur-Luftzerlegungsanlage werden zunächst Luftverdichter
und Reinigungseinrichtung in Betrieb genommen, während das Destilliersäulen-System
noch stillsteht. Der Inhalt der Reinigungseinrichtung, üblicherweise ein Adsorptionsmittel,
insbesondere ein Molekularsieb, muss während dieser Anfahrphase regeneriert werden,
um bei Inbetriebnahme des Destilliersäulen-Systems seine Reinigungsfunktion erfüllen
zu können. Hierzu wird Luft aus einem im Adsorptionsbetrieb geschalteten Behälter
der Reinigungseinrichtung als Regeneriergas in eine im Regenerierbetrieb geschalteten
Behälter der Reinigungseinrichtung eingeleitet.
[0009] In dieser Zeit steht noch kein Restgas aus dem Destilliersäulen-System zur Verfügung
und damit auch kein Kaltwasser für die Abkühlung der Einsatzluft stromaufwärts der
Reinigungseinrichtung im Direktkontaktkühler. Der Betrieb der Reinigungseinrichtung
bei erhöhter Temperatur ist jedoch ungünstig.
[0010] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, das Anfahren einer Tieftemperatur-Luftzerlegungsanlage
wirtschaftlich günstiger zu gestalten.
[0011] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, dass vor Inbetriebnahme des Destilliersäulen-Systems
ein Luftstrom über eine Anfahrleitung als Kühlgasstrom in den Verdunstungskühler eingeleitet
wird.
[0012] Anstelle des Restgases aus dem Destilliersäulen-System, das im Normalbetrieb der
Anlage als Kühlgas im Verdunstungskühler dient, wird im Rahmen der Erfindung ein Luftstrom
eingesetzt. Ein solcher Luftstrom ist auch in dieser Inbetriebnahmephase verfügbar.
Damit können der Verdunstungskühler und auch der Direktkontaktkühler bereits in Betrieb
genommen werden und für eine relativ niedrige Temperatur in der Regeneriereinrichtung
sorgen.
[0013] Üblicherweise werden Direktkontaktkühler und Verdunstungskühler wegen ihrer funktionellen
Beziehung als eine Einheit oder zumindest als unmittelbar benachbarte Einheiten angeordnet.
Besonders in diesem Fall ist es günstig, wenn gemäß einer ersten Variante der Erfindung
der Luftstrom stromabwärts des Direktkontaktkühlers und stromaufwärts der Reinigungseinrichtung
aus der Einsatzluftleitung entnommen wird.
[0014] In einer zweiten Variante der Erfindung wird der Luftstrom stromabwärts der Reinigungseinrichtung
aus der Einsatzluftleitung entnommen. Dies ist insbesondere dann günstig, wenn der
Verdunstungskühler näher am Tieftemperaturteil und damit regelmäßig auch näher an
der Reinigungseinrichtung angeordnet ist als am Direktkontaktkühler, wie in der
EP 1666822 A1 beschrieben ist.
[0015] Die Erfindung betrifft außerdem eine Vorrichtung zur Tieftemperaturzerlegung von
Luft gemäß den Patentansprüchen 4 bis 6.
[0016] Die Erfindung sowie weitere Einzelheiten der Erfindung werden im Folgenden anhand
von in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispielen näher erläutert. Hierbei
zeigen:
- Figur 1
- ein Ausführungsbeispiel für die erste Variante der Erfindung und
- Figur 2
- ein Beispiel für die zweite Variante der Erfindung.
[0017] In Figur 1 sind ein Luftverdichter 1, ein Direktkontaktkühler 2, ein Verdunstungskühler
3, eine Reinigungseinrichtung 4, ein Tieftemperaturteil (Coldbox) 5, der ein Destilliersäulen-System
enthält, und eine Einsatzluftleitung 10, 11, 12 als wesentliche Elemente einer Tieftemperatur-Luftzerlegungsanlage
dargestellt. Über eine Regeneriergasleitung 20 wird im Normalbetrieb Stickstoff aus
dem Destilliersäulen-System als Kühlgas zum Verdunstungskühler geleitet, der über
eine Kaltwasserleitung 30 mit dem Direktkontaktkühler verbunden ist.
[0018] Die im erfindungsgemäßen Anfahrbetrieb geschlossenen Leitungen sind in den Zeichnungen
gestrichelt dargestellt. Nur während des Anfahrbetriebs wird die Regenerierluftleitung
31 durchströmt. Sie leitet gereinigte Luft aus einem der Behälter der Reinigungseinrichtung,
der sich im Adsorptionsbetrieb befindet, in einen anderen Behälter der Reinigungseinrichtung,
der sich im Regenerierbetrieb befindet und bewirkt so die anfangs notwendige Regenerierung
des frisch eingefüllten Adsorbens, hier eines Molekularsiebs.
[0019] Gemäß der ersten Variante der Erfindung wird während dieser Zeit über eine Anfahrleitung
32 Luft, die zwischen Direktkontaktkühler 2 und Reinigungseinrichtung 4 aus der Einsatzluftleitung
11 entnommen wird, als Kühlgas in den Verdunstungskühler 3 eingeleitet.
[0020] Figur 2 unterscheidet sich dadurch von Figur 1, dass der Verdunstungskühler näher
bei der Coldbox als beim Direktkontaktkühler angeordnet ist (vergleiche
EP 1666822 A1). Gemäß der zweiten Variante der Erfindung wird während des Anfahrbetriebs über eine
Anfahrleitung 232 Luft, die stromabwärts Reinigungseinrichtung 4 aus der Einsatzluftleitung
12 entnommen wird, als Kühlgas in den Verdunstungskühler 3 eingeleitet.
1. Verfahren zum Anfahren einer Tieftemperatur-Luftzerlegungsanlage, die ein Destilliersäulen-System
(5) mit mindestens einer Destilliersäule, eine Einsatzluftleitung (10, 11, 12), einen
Luftverdichter (1), einen Direktkontaktkühler (2), eine Reinigungseinrichtung (4)
und einen Verdunstungskühler (3) zur Erzeugung von Kaltwasser (30) für den Direktkontaktkühler
(2) durch direkten Kontakt von Wasser mit einem Kühlgasstrom aufweist, wobei die Einsatzluftleitung
(10, 11, 12) durch den Luftverdichter (1), den Direktkontaktkühler (2) und die Reinigungseinrichtung
(4) in das Destilliersäulen-System (5) führt, dadurch gekennzeichnet, dass vor Inbetriebnahme des Destilliersäulen-Systems ein Luftstrom über eine Anfahrleitung
(32; 232) als Kühlgasstrom in den Verdunstungskühler (3) eingeleitet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Luftstrom stromabwärts des Direktkontaktkühlers und stromaufwärts der Reinigungseinrichtung
aus der Einsatzluftleitung (11) entnommen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Luftstrom stromabwärts der Reinigungseinrichtung aus der Einsatzluftleitung (12)
entnommen wird.
4. Tieftemperatur-Luftzerlegungsanlage mit
- einem Destilliersäulen-System (5) mit mindestens einer Destilliersäule,
- einem Luftverdichter (1),
- einem Direktkontaktkühler (2),
- einer Reinigungseinrichtung (4),
- einem Verdunstungskühler (3) zur Erzeugung von Kaltwasser (30) für den Direktkontaktkühler
(2) durch direkten Kontakt von Wasser mit einem Kühlgasstrom und mit
- einer Einsatzluftleitung (10, 11, 12), welche durch den Luftverdichter (1), den
Direktkontaktkühler (2) und die Reinigungseinrichtung (4) in das Destilliersäulen-System
(5) führt,
gekennzeichnet durch, eine Anfahrleitung (32; 232) zur Einleitung eines Luftstroms als Kühlgasstrom in
den Verdunstungskühler (3).
5. Tieftemperatur-Luftzerlegungsanlage nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Anfahrleitung (32) stromabwärts des Direktkontaktkühlers und stromaufwärts der
Reinigungseinrichtung mit der Einsatzluftleitung (11) verbindbar ist.
6. Tieftemperatur-Luftzerlegungsanlage nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Anfahrleitung (232) stromabwärts der Reinigungseinrichtung mit der Einsatzluftleitung
(12) verbindbar ist.
IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE
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des Lesers aufgenommen und ist nicht Bestandteil des europäischen Patentdokumentes.
Sie wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt; das EPA übernimmt jedoch keinerlei
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In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente
In der Beschreibung aufgeführte Nicht-Patentliteratur
- HAUSENLINDETieftemperaturtechnik19850000 [0002]
- LATIMERChemical Engineering Progress, 1967, vol. 63, 235- [0002]