[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Wasserstoff.
[0002] Eine der beiden großtechnischen Methoden zur Gewinnung von Reinsilicium ist das "Degussa-Verfahren",
welches auf Monosilan als Edukt basiert. Das gasförmige Monosilan wird, auch im Gemisch
mit weiteren inerten Gasen, bei Temperaturen über 1000 °C auf Silicium abgeschieden.
Sinn der hohen Temperaturen ist vor allem, massives polykristallines Silicium zu erhalten,
welches zur weiteren Aufreinigung leicht prozessierbar ist, z. B. durch Aufschmelzen.
Die thermische Zersetzung von Monosilan zu mehr oder weniger stark Wasserstoffhaltigen
Produkten beginnt jedoch bei erheblich niedrigeren Temperaturen.
[0003] Literaturinformationen zeigen, dass bei Drücken zwischen 0,13 und 6,61 MPa und Temperaturen
von ca. 400 - 600 °C agglomerierte sphärische Partikel mit einem mittleren Durchmesser
von 3 µm entstehen. Andere Quellen geben den Beginn der Zersetzung mit 450°C an und
berichten eine 75%ige Zersetzung bei 500 °C sowie vollständigen Umsatz bei 700 °C.
Niedrige Reaktionstemperaturen führen jedoch zu feinteiligen oder sogar amorphen Reaktionsprodukten,
wie sie auch beim "Degussa-verfahren" als Nebenprodukte beobachtet werden. Verfahren,
die feinteiliges, aus der Gasphase kondensiertes Silicium als Hauptprodukt erzeugen,
benötigen eine weitere Prozessierung des Pulvers, um schließlich ein Verarbeiten zu
massivem Silicium zu erlauben.
[0004] Über Reaktionen von Monosilan mit Wasser ist vergleichsweise wenig bekannt. Aus der
Literaturist es bekannt, dass neutrales flüssiges Wasser gegenüber Monosilan weitgehend
inert ist, da Wasser zum Auswaschen von Spurengasen aus Monosilan verwendet werden
kann. Ebenso tritt in technischen Prozessen durch Wasserdampf verunreinigtes Monosilan
auf.
[0005] Andererseits ist bekannt, dass Si-H-Verbindungen in basischen Lösungen nicht stabil
sind. da Si eine hohe Oxophilie aufweist. Bereits der Alkaligehalt von Gläsern reicht
aus, um die Zersetzung zu initiieren. Ebenso tritt eine Zersetzung in sauren Lösungen
ein, wenn auch mit geringerer Geschwindigkeit als im alkalischen pH-Bereich.
[0006] Aus der Halbleitertechnologie ist bekannt, dass flüssiges Wasser mit Siliciumoberflächen
reagiert und Oxidschichten in der Größenordnung von 1 nm hinterlässt. Ebenso lassen
sich aus verschiedenen substituierten Silanen oder auch Si-H-Verbindungen im Gemisch
mit Wasserdampf SiO
2-Schichten unter geringem Druck in CVD-Prozessen erzeugen.
[0007] Experimente mit Salzmischungen, welche festes röntgenamorphes Silicium enthalten,
hergestellt aus
SiCl
4 + 4 Na -> Si
am + 4 NaCl
in apolaren organischen Lösemitteln zeigen, dass bei Raumtemperatur mit Wasserdampf
gesättigtes Inertgas zwar bei Raumtemperatur nicht oxidativ wirkt, dass für 400 °C
innerhalb von ca. 3 h jedoch mehr als 70%, bei 550 °C mehr als 75% Umsatz erreicht
werden.
[0008] Aus der
JP 59045901 A ist die alkalische Umsetzung von Silanen zur Wasserstofferzeugung bekannt. Dieses
Verfahren hat den Nachteil, dass Lauge verbraucht wird, dass Wasser im Überschuss
erzeugt wird und somit ein hoher Massentransport gegeben ist.
[0009] Die
WO 2007/019172 A2 beschreibt ein Verfahren zur Gewinnung von Wasserstoff, bei dem ein Silan bei Raumtemperatur
in Anwesenheit eines Katalysators mit Wasser umgesetzt wird.
[0010] Es ist Aufgabe der Erfindung, ein effektives Verfahren zur Herstellung von Wasserstoff
zu schaffen.
[0011] Die Aufgabe wird durch Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0012] Die thermische Umsetzung von Silanen mit Wasserdampf oder Sauerstoff hat den Vorteil
einer hohen wasserstoffeffizienz. Außerdem ist der Prozess emissionsfrei. Der entstehende
Wasserstoff weist eine hohe Reinheit auf und ist daher vor allem auch zur Verwendung
in PEM-Brennstoffzellen geeignet.
[0013] Dabei zeigt:
- Fig. 1
- ein Prozessfließbild gemäß der kompelxesten Variante des Verfahrens, wobei Vereinfachungen
und Variantonen des Prozesses möglich aber nicht separat dargestellt sind, und
- Fig. 2
- eine Übersicht der Simulationsergebnisse zu den unterschiedlichen Varianten.
[0014] Monosilan (SiH
4) reagiert entsprechend von Gleichung 1 mit wasserdampf bei Temperaturen ab 400°C
zu Wasserstoff und SiO
2:
(1) SiH
4 + 2 H
2O => SiO
2 + 4 H
2
[0015] Diese Reaktion kann die Basis eines Kraftwerksprozesses sein. In der einfachsten
Form wird die Reaktion entsprechend von Gleichung 1 bei einer Temperatur von 400 °C
und einem Druck von 3 bar in einem Reaktor durchgeführt. Die freiwerdende Wärme wird
dazu genutzt, das dem Reaktor zugeführte Wasser zu verdampfen. Die überschüssige Wärme
wird an die Umgebung abgeführt. Der entstehende Wasserstoff wird einer PEM-Brennstoffzelle
(FC) zugeführt (Version 1).
[0016] Sofern die Reaktion auch bei höheren Drücken (z. B. 80 bar) erfolgt, kann elektrische
Energie zusätzlich dadurch gewonnen werden, wenn der Wasserstoff vor der Brennstoffzelle
in einer Gasturbine entspannt wird. Hierzu müssen die Feststoffe durch einen Zyklon
abgetrennt werden. Ein Teil der freiwerdenden Wärme aus dem Reaktor kann außerdem
für die Verdampfung von zusätzlichem Wasser verwendet werden, so dass dies einer Dampfturbine
zugeführt werden kann (Version 2).
[0017] Da die Frischdampfparameter des Dampfes sehr gering sind (max. 400 °C bei 80 bar)
muss untersucht werden, ob die Reaktion such bei 1000 °C noch selbst erhaltend ist.
Die hohen Temperaturen sind dann sowohl vorteilhaft für die Gasturbine, deren Wirkungsgrad
mit der Eintrittstemperatur steigt, als auch für den Wasserdampfkreislauf, in dem
dann dem Stand der Technik entsprechende Frischdampfparameter realisiert werden können.
Die Bereitstellung des Wasserstoffs wurde mit drei verschiedenen Drücken berechnet.
Diese sind 3 bar (Version 3a), 30 bar (Version 3b) und 80 bar (Version 3c). Da der
Reaktordruck 80 bar entspricht, wird bei Version 3c die Gasturbine entfallen. Schließlich
ist eine weitere Druckerhöhung im Reaktor denkbar (300 bar), um die Leistung der Gasturbine
weiter zu steigern (Version 4).
[0018] Das Prozessfließbild von Version 3 ist am komplexesten und ist in Fig. 1 dargestellt.
Die anderen Versionen sind Vereinfachungen oder Variationen von Version 3, so dass
diese nicht abgebildet sind.
[0019] Die in Tabelle 1 dargestellten energetischen Wirkungsgrade sind auf den Heizwert
von Monosilan bezogen, der mit 44,26 MJ/kg berechnet wird (Vergleich Methan: 50 MJ/kg).
Sofern der Wasserstoff nicht der Brennstoffzelle zugeführt wird, berücksichtigen die
Wirkungsgrade zusätzlich den Heizwert des Wasserstoffs (120 MJ/kg) anstelle der erzeugten
elektrischen erzeugten Energie.
[0020] Die exergetischen Wirkungsgrade berücksichtigen hingegen die chemischen und die physikalischen
Exergien von Monosilan bzw. von Wasserstoff.
[0021] Wirkungsgrade ohne Brennstoffzelle:

[0022] Wirkungsgrade mit Brennstoffzelle:

[0023] In der durchgeführten Simulation der Prozesse sind bislang keine Druckverluste berücksichtigt.
Außerdem wurde von einer vollständigen Reaktion und einer idealen Trennung der Gemische
ausgegangen. Die isentropen Wirkungsgrade der technischen Komponenten wurden mit 90%
bei Gasturbine und Mitteldruckturbine, 89% bei der Hochdruckturbine, 87% bei der Niederdruckturbine
und 85% bei den Pumpen gewählt. Die Frischdampfparameter betragen 600 °C und 300 bar
bzw. 600 °C bei der Zwischenüberhitzung. Die Wärme der Feststoffe wird bis zu einer
minimalen Temperatur von 100 °C für die Erwärmung im Wasserdampfkreislauf verwendet.
Die freiwerdende Wärme der Brennstoffzelle wird bislang nicht verwendet.
[0024] Wie Tabelle 1 zeigt, ist der beste Wirkungsgrad bei Version 4 zu erwarten. Die Verbesserungen
gegenüber Version 3a sind jedoch vergleichsweise gering. Eine Übersicht der Ergebnisse
ist in der Tabelle gemäß Fig. 2 dargestellt
[0025] Ausgehend von den Standardbildungsenthalpien des Monosilans sowie von Wasser und
SiO
2 ( als Quarz angenähert) zeigt sich, dass die Umsetzung von Monosilan mit Wasser zu
SiO
2 exotherm verlaufen sollte, mit
SiH4 + 2 H2O -> Si02 + 4 H2 ΔΔfH0 = -373,4 kJ/mol.
[0026] Tatsächlich wird die freigesetzte Wärmemenge geringer sein, da SiO
2 nicht als kristalliner Quarz anfällt und das Reaktionsprodukt abhängig von Reaktionstemperatur
und -zeit auch als Hydrat anfallen kann (enthält Si-OH), wodurch die Stöchiometrie
der Reaktion verändert wird.
[0027] Im Vergleich zu elementarem Silicium sind Poly- oder Oligosilane sowie insbesondere
Monosilan als Wasserstoffspeicher besser geeignet, da bezogen auf die Eduktmasse mehr
Wasserstoff freigesetzt werden kann (Si + 2 H
2O -> SiO
2 + 2 H
2). Unter Vernachlässigung des eingesetzten Wassers sowie weiterer Katalysatoren oder
Reaktanden ergibt sich für elementares Si eine Wasserstoff-Speicherdichte von ca.
14%, für (SiH
2)
x dagegen 20% und für SiH
4 25%. Einschließlich des stöchiometrisch umgesetzten Wassers ergeben sich Speicherkapazitäten
von ca. 6% (Si), 9% ((SiH
2)
x) und 11,5%. Theoretisch ist aus den Wasserstoffhaltigen Silanen auch eine rein thermische
Freisetzung des enthaltenen Wasserstoffes in Anlehnung an das "Degussa-Verfahren"
möglich, wobei nach
[0028] SiH
n -> Si + n/2 H
2 (n = 2-4) als Nebenprodukt elementares Silicium entsteht. Die Speicherkapazität läge
auf dieser Zersetzungsroute für ((SiH
2)
x bei ca. 6,5%, für SiH
4 bei 12,5%. Leider lässt sich das gewonnene Silicium nicht durch einfache Hydrierungsreaktionen
wieder reversibel zu den Silanen umwandeln. In Anlehnung an die bekannte alkalische
Wasserstoffdarstellung aus elementarem Silicium nach
Si + 2 NaOH + H
2O -> Na
2SiO
3 + 2 H
2
existiert bereits eine japanische Offenlegungsschrift
JP 59045901 A, welches die Umsetzung von Silanen mit alkalischen Losungen nach beispielsweise
SiH
2 + 2 NaOH + H
2O -> Na
2SiO
3 + 3 H
2
zeigt. Unter Berücksichtigung der obigen Informationen ist davon auszugehen, dass
eine alkalische Katalyse oder die Reaktion mit Alkalien für erhöhte Temperaturen unnötig
ist.
[0029] Wird Monosilan oder ein unter den Reaktionsbedingungen gasförmiges oder fein verteiltes
Oligosilan bei Temperaturen von 400 °C oder mehr mit Wasserdampf bei Drücken von mindestens
0,1 MPa in Kontakt gebracht, so wird, selbst wenn die direkte Reaktion nicht eintritt,
eine Umsetzung erfolgen, da Gasphasenthermolyse elementares Si freisetzt, welches
mit Wasser reagiert. Da die Keimgröße in der Gasphase deutlich kleiner als die im
Endstadium beobachteten 3 µm sein sollte, müsste das atomare oder in Clustern anfallende
Silicium weitgehend vollständig umgesetzt werden. Es ist allerdings nicht auszuschließen,
dass das Reaktionsprodukt, insbesondere bei vergleichsweise niedriger Reaktionstemperatur,
noch Si-H-Bindungen enthält, was sich negativ auf die Wasserstoffausbeute auswirkt.
[0030] Andererseits sollte die Exothermie der Reaktion zu zusätzlichem selbständigem Aufheizen
der Reaktionsmischung führen. Das sinnvolle Mischungsverhältnis SiH
4 : H
2O lässt sich schwer abschätzen, durch die Stöchiometrie der Reaktion ist jedoch eine
Mindestmenge von 1 : 2 zur vollständigen Oxidation erforderlich. Ebenso ist nicht
auszuschließen, dass die Umsetzung bereits bei Temperaturen < 400 °C eintritt.
[0031] Der auf diese Weise erzeugte Wasserstoff ist nach Abtrennung der entstandenen Partikel,
bis auf Reste von Wasserdampf, rein und somit besonders geeignet fuhr einen Einsatz
in PEM-Brennstoffzellen. Durch die hohe Speicherkapazität ist die Anwendung des Verfahrens
auch in mobilen Systemen denkbar. Anstelle einer elektrochemischen Umsetzung ist selbstverständlich
auch eine Verbrennung des Wasserstoffes bzw. des Wasserstoff/Dampf-Gemisches in einem
Verbrennurigsmotor beliebiger Bauart möglich. Auch für die Anwendung dieser Technologie
ist jedoch darauf zu achten dass die Partikellast des erzeugten Wasserstoffgases möglichst
gering ist, um Abrasion an beweglichen Teilen zu minimieren. Alternativ ist eine Trennung
von Verbrennungsraum und Arbeitsgasvolumen denkbar, wir beispielsweise bei einem Stirling-Motor.
[0032] Auch die direkte Verbrennung von Silanen mit Luft zur Gewinnung thermischer Energie
ist möglich. Nach
SiH
4 + 2 O
2 -> SiO
2 + 2 H
2O ΔΔfH0 = -1516,6 kJ/mol
lässt sich aus den Standardbildungsenthalpien eine Wärmemenge abschätzen, die in der
Praxis jedoch aus den bereits oben angeführten Gründen geringer ausfallen kann. Zu
berücksichtigen ist des weiteren, dass Wasserdampf und nicht flüssiges Wasser Reaktionsprodukt
der Verbrennung ist. Kalorimetrische Verbrennungsexperimente haben gezeigt, dass Cyclopentasilan
(SiH
2)
5 in einer Sauerstoffatmosphäre eine Verbrennungswärme von 35,2 kJ/g freisetzt. Zum
Vergleich Decan C
10H
12 weist im gleichen Versuchsaufbau eine Verbrennungswärme von 47,6 kJ/g auf und Testläufe
mit Tetramethylsilan Si(CH
3)
4 lieferten 45,2 kJ/g. Einige weitere Vergleichswerte werden durch die anschließende
Tabelle verdeutlicht:
| Reaktionsmischung |
Spezifischer Impuls [N sec/kg] |
Adiabatische Verbrennungswärme [K] |
| Cyclopentasilan+O2 |
2886 |
2863 |
| H2+O2 |
3632 |
3684 |
| Kerosin+O2 |
2890 |
3736 |
| 1,1-Dimethylhydrazin+N2O4 |
2777 |
3420 |
[0033] Unter der Voraussetzung einer, wenn nötig, geeigneten Trennung von Verbrennungsraum
und abrasionsempfindlichen Teilen lässt sich mit dieser Vorgehensweise aus SiH
4 deutlich mehr Wärme gewinnen als durch die zweistufige Nutzung ausschließlich des
Wasserstoffes nach
4 H
2 + 2 O
2 -> 4H
2O ΔΔfH0 = -1143,2 kJ/mol.
Bezugszeichenliste
[0034]
- HP, IP; LP
- Gasturbinen
- HX1- HX6
- Wärmetauscher
- P1-P3
- Pumpen