[0001] Die Erfindung betrifft eine Spurführungsvorrichtung zur Spurführung von schienengebundenen
Fahrzeugen an einer Eisenbahnweiche. Die Erfindung betrifft auch eine Eisenbahnweiche
zur passiven Spurführung von schienengebundenen Fahrzeugen, wobei die Eisenbahnweiche
zur Spurführung mittels verstellbarer Weichenzungen vorgesehen ist.
[0002] Für die Durchführung von Zugfahrten zu verschiedenen Zielen von einem Startpunkt
aus werden Gleiskonstruktionen benötigt, die es den schienengebundenen Fahrzeugen
ermöglichen, die Gleisspur und somit die Richtung zu ändern. Solche Gleiskonstruktionen
sind in der Regel Eisenbahnweichen, die das betreffende schienengebundene Fahrzeug
in die entsprechende Richtung zwangsführen, und zwar in Abhängigkeit ihrer jeweiligen
Einstellung.
[0003] In der Regel besitzt eine Eisenbahnweiche aus Sicht des Weichenanfangs in Richtung
Weichenende ein geradeaus führendes Gleis und ein abzweigendes Gleis. Bei den am weitesten
verbreiteten Eisenbahnweichen erfolgt dabei die Spurführung mittels sogenannter Weichenzungen,
die in der Weiche beweglich angeordnet sind.
Eine Weichenzunge ist eine spezielle Schienenkonstruktion, die derart ausgebildet
ist, dass sie an der Innenseite eines Schienenstranges angelegt werden kann und so
die zwangsgeführte Spurführung ermöglicht.
[0004] Die Spurführung erfolgt dabei derart, dass ein paar Weichenzungen in die linke oder
rechte Endlage gebracht wird, d.h. eine Weichenzunge liegt an dem entsprechenden Schienenstrang
innenseitig an, während die andere Weichenzunge keinen Kontakt mit einem Schienenstrang
hat. Beim Befahren der Eisenbahnweiche durch ein schienengebundenes Fahrzeug werden
die Eisenbahnräder auf die an dem entsprechenden Schienenstrang anliegende Weichenzunge
gelenkt, wodurch entweder das geradeaus führende Gleis oder das abzweigende Gleis
befahren wird.
[0005] Nachteilig dabei ist, dass während der Umstellung der Weiche, d.h. das Einstellen
der Weichenzungen in die linke oder rechte Endlage, die Eisenbahnweiche nicht befahren
werden kann. Des Weiteren sind alle Lagen der Weichenzungen außer den beiden Endlagen
in höchstem Maße sicherheitskritisch, da die Gefahr einer Entgleisung besteht. Ein
weiterer Nachteil liegt darin, dass die Entscheidung über die Fahrtroute des schienengebundenen
Fahrzeuges auf der Infrastrukturseite getroffen wird, so dass das Fahrzeug nicht selber
darüber entscheiden kann, in welche Richtung es fahren will. Im Hinblick auf eine
ökonomische Auslastung der Strecken wäre dies jedoch wünschenswert.
[0006] Aus dem Stand der Technik ist eine passive Weiche der "Neuen Bahntechnik Paderborn"
(
http://nvp-www.upb.de/de/konzept/passiveweiche.pap) bekannt, bei der die Entscheidung über die Fahrtrichtung nicht mehr auf der Infrastrukturseite
getroffen wird, sondern fahrzeugseitig. Die passive Weiche kommt so im Fahrweg ohne
Antrieb und bewegliche Teile aus.
[0007] Im Anfangsbereich der passiven Weiche, d.h. im Bereich vor dem Beginn des abzweigenden
Gleises weist die Weiche eine Spuraufweitung auf, in der mittels einer an dem Fahrzeug
angeordneten Spurführungsaktorik die Entscheidung über die Richtungswahl getroffen
wird. Dazu verschiebt die Spurtührungsaktorik eine orthogonal zur Fahrtrichtung bewegliche
Achse des schienengebundenen Fahrzeuges (Shuttle) an die linke oder rechte Seite,
so dass entweder das abzweigende Gleis oder das geradeaus führende Gleis befahren
wird.
[0008] Nachteilig dabei ist, dass eine solche passive Weiche nur von schienengebundenen
Fahrzeugen befahren werden kann, bei denen die Laufflächen der Eisenbahnräder eine
wesentlich größere Breite als herkömmliche Eisenbahnräder aufweisen, damit das schienengebundene
Fahrzeug im Bereich der Spuraufweitung nicht entgleist. Dies ist deshalb notwendig,
da die Achse des schienengebundenen Fahrzeuges in die linke oder rechte Endlage bewegt
wird, sodass sich zwangsläufig eine größere Spurbreite ergibt. So ist letztlich eine
solche passive Weiche der "Neuen Bahntechnik Paderborn" von herkömmlichen schienengebundenen
Fahrzeugen nicht befahrbar, da die Gefahr einer Entgleisung besteht. Aus sicherheitstechnischen
Gründen ist eine solche Weiche daher im herkömmlichen Eisenbahnbetrieb nicht einsetzbar.
[0009] In Hinblick darauf ist es Aufgabe der Erfindung, eine verbesserte Vorrichtung zur
Spurführung von schienengebundenen Fahrzeugen anzugeben.
[0010] Die Aufgabe wird mit der Spurführungsvorrichtung der eingangs genannten Art erfindungsgemäß
dadurch gelöst, dass die Vorrichtung mindestens ein Kraftelement aufweist, das an
einem schienengebundenen Fahrzeug angeordnet und zum Ausüben einer Kraft zwischen
dem schienengebundenen Fahrzeug und einer zur passiven Spurführung vorgesehenen Eisenbahnweiche
derart eingerichtet ist, dass auf das schienengebundene Fahrzeug eine im Wesentlichen
orthogonal zur Fahrtrichtung stehende Kraft wirkt, wobei die Vorrichtung mit der zur
passiven Spurführung vorgesehenen Eisenbahnweiche derart zusammenwirkt, dass in Abhängigkeit
der auf das schienengebundene Fahrzeug wirkenden Kraft die Spurführung erfolgt.
[0011] Dadurch wird es möglich, dass schienengebundene Fahrzeuge mit einer solchen Vorrichtung
selbständig über die Spurführung entscheiden können, sobald eine dafür vorgesehene
passive Weiche von dem schienengebundenen Fahrzeug befahren wird. Dazu sind an dem
Fahrzeug Kraftelemente angeordnet, die eine Kraft, vorzugsweise auf einen der Schienenstränge
ausüben können, so dass gemäß dem Newton'schen Wechselwirkungsprinzip (Actio und Reactio)
eine Kraft auf das Fahrzeug wirkt, welche im wesentlichen orthogonal zur Fahrtrichtung
ist. Die Achsen des schienengebundenen Fahrzeuges können dabei feststehend angeordnet
sein, d.h. dass sie nicht quer zur Fahrtrichtung verschiebbar sind. Wird eine zur
passiven Spurführung vorgesehenen Eisenbahnweiche von einem Fahrzeug befahren, so
bewirkt die auf das Fahrzeug wirkende Kraft, dass das Fahrzeug in die entsprechende
Richtung, in die die Kraft wirkt, "gelenkt" wird.
[0012] Als passive Weiche wird dabei eine Eisenbahnweiche bezeichnet, die nicht zur aktiven
Spurführung vorgesehen ist. Eine solche Eisenbahnweiche ist dabei meist derart ausgebildet,
dass keine verstellbaren Elemente, wie z. B. Weichenzungen, die Spurführung erzwingen,
so dass die Eisenbahnweiche in jede Fahrtrichtung befahren werden kann, ohne dass
es eines aktiven Einstellens der Eisenbahnweiche zwecks aktiver Spurführung bedarf.
Die Spurführung erfolgt dabei fahrzeugseitig, d,h. das Fahrzeug entscheidet darüber,
in welche Richtung es fahren will, sodass zum Befahren einer solchen Weiche es eine
fahrzeugseitige Vorrichtung zur Spurführung bedarf.
[0013] Die Vorrichtung der vorliegenden Erfindung ist dabei derart ausgelegt, dass sie eine
solche zur passiven Spurführung vorgesehenen Eisenbahnweiche befahren kann, wobei
in Abhängigkeit der auf das Schienenfahrzeug wirkenden Kraft entsprechend an der Weiche
die Spurführung durchgeführt wird.
[0014] Damit es beim Ausfall des Systems nicht zu unerwünschten oder gar gefährlichen Situationen
kommt, ist die Vorrichtung vorteilhafterweise so ausgelegt, dass immer eine voreingestellte
Spurführung erfolgt. Eine voreingestellte Spurführung meint dabei, dass beim Befahren
einer passiven Weiche immer eine voreingestellte Richtung befahren wird, und zwar
auch dann, wenn von dem Fahrzeug selbst keine Richtungswahl getroffen wurde. Dies
kann unter anderem dadurch geschehen, dass eine permanente Kraft ausgeübt wird, so
dass auf das Fahrzeug immer in dieselbe Richtung eine Kraft wirkt. Beim Ausfall des
Systems würde dabei das Fahrzeug beim Passieren einer passiven Weiche in die Spur
geführt, in die die Kraft entsprechend wirkt.
[0015] Da die aus dem Stand der Technik bekannten Schienenfahrzeuge in der Regel mehr als
eine Achse aufweisen, ist es besonders vorteilhaft, wenn an jeder Achse des schienengebundenen
Fahrzeuges ein solches Kraftelement angeordnet ist, damit alle Achsen eines schienengebundenen
Fahrzeuges in dieselbe Richtung "gezwungen" werden. Damit kann der Gefahr einer Entgleisung
vorgebeugt werden, die z.B. dann entstehen kann, wenn die vorderen Achsen des schienengebundenen
Fahrzeuges in z.B. abzweigende Richtung gelenkt werden, während die hinteren Achsen
des schienengebundenen Fahrzeuges versehentlich auf das geradeaus führende Gleis gelenkt
werden.
[0016] Vorteilhafterweise sind die Kraftelement dabei derart eingerichtet, dass sie zum
Ausüben einer anziehenden oder einer abstoßenden Kraft eingerichtet sind. Dies erhöht
die Flexibilität der Anordnung der Kraftelemente an dem schienengebundenen Fahrzeug.
Sind die Kraftelemente sowohl zum Ausüben einer anziehenden als auch einer abstoßenden
Kraft eingerichtet, so würde es dementsprechend ausreichen, wenn nur auf einer Seite
des Fahrzeuges die entsprechenden Kraftelemente angeordnet werden, um die Spurführung
zu erzwingen.
[0017] Um den Verschleiß zu minimieren und somit die Haltbarkeit der Vorrichtung zu erhöhen,
ist es ganz besonders vorteilhaft, wenn die Kraftelemente zum Ausüben einer berührungslosen
Kraft eingerichtet sind. So ist es z.B. denkbar, dass die Kraftelemente zum Ausüben
der berührungslosen Kraft mittels Elektro- oder Permanentmagneten eingerichtet sind.
Es ist aber auch denkbar, dass die Kraftelemente derart ausgebildet sind, dass die
entsprechende Kraft mittels Pressluft ausgeübt wird.
[0018] Weiterhin ist es denkbar, dass die Kraftelemente zum Ausüben der Kraft mittels berührender
Elemente eingerichtet sind. So können z.B. seitlich an dem Fahrzeug angeordnete Führungsrollen,
die an dem entsprechenden Schienenstrang anliegen, eine Kraft ausüben, die das Fahrzeug
in die entsprechende Spur lenkt, sobald es eine passive Weiche befährt.
[0019] Um die Sicherheit dieser Vorrichtung weiter zu erhöhen, ist es ganz besonders vorteilhaft,
wenn die Kraftelemente derart angeordnet sind, dass sie eine Kraft sowohl auf die
Innenseite als auch auf die Außenseite eines Schienenstranges ausüben können. So ist
es z.B. denkbar, dass zwei Kraftelemente derart gegenüberliegend angeordnet werden,
dass zwischen ihnen der von dem Schienenfahrzeug befahrene Schienenstrang liegt. Durch
das Ausüben einer von dem einen Kraftelement anziehenden und von dem anderen Kraftelement
abstoßenden Kraft kann somit sogar der Effekt verstärkt werden.
[0020] Die Aufgabe der Erfindung wird auch mit der Eisenbahnweiche der eingangs genannten
Art dadurch gelöst, dass mindestens eine Weichenzunge der Eisenbahnweiche derart angepasst
ist, dass die Eisenbahnweiche ohne Verstellen der Weichenzungen in jede Richtung von
einem schienengebundenen Fahrzeug befahrbar ist und mindestens ein Eisenbahnrad des
schienengebundenen Fahrzeuges beim Befahren der Eisenbahnweiche im Einlaufbereich
kurzzeitig keinen Schienenkontakt aufweist.
[0021] Die bei herkömmlichen Eisenbahnschienen zur Spurführung vorgesehenen Weichenzungen
werden dabei derart angepasst, z. B. verkürzt, dass die übrig gebliebenen Teile der
Weichenzunge in zumindest einer beliebigen Lage an keinem der beiden Backenschienen
anliegen und so das Befahren der Eisenbahnweiche aus jeder Richtung (in oder aus geradeaus
führender bzw. in oder aus abzweigender Richtung) ermöglichen. Die Spurbreite bleibt
dabei in jede Richtung konstant, sodass keine speziellen Eisenbahnräder mit verbreiteter
Lauffläche benötigt werden.
[0022] Beim Befahren einer solchen Eisenbahnweiche, egal in welche Richtung, weist mindesten
ein Eisenbahnrad des schienengebundenen Fahrzeuges im Einlaufbereich kurzzeitig keinen
Kontakt mit einem der beiden Schienenstränge auf. Dies könnte z. B. beim Verkürzen
der Weichenzunge der Bereich sein, bei dem die entfernten Teile der Weichenzungen
vormals angeordnet waren. Die verkürzten Weichenzungen dienen dabei nicht mehr dem
Zweck der aktiven Spurführung, sondern sind nunmehr Bestandteil der Gleisführung.
[0023] Als Einlaufbereich einer solchen Eisenbahnweiche könnte z. B. der Bereich angesehen
werden, der in Richtung Weichenanfang gesehen vor den Enden der angepassten Weichenzungen
liegt. Sollte beim Befahren der Weiche die Spurführung auf das abzweigende Gleis erfolgen,
so beginnt in dem Einlaufbereich bereits die Kurvenfahrt, so dass die Eisenbahnräder
der einen Fahrzeugseite nacheinander kurzzeitig keinen Kontakt mit dem entsprechenden
Schienenstrang aufweisen. Der kurzzeitige fehlende Schienenkontakt eines Eisenbahnrades
liegt in einer vorteilhaften Ausgestaltung unmittelbar vor dem Ende einer angepassten
Weichenzunge und erstreckt sich bis zu dem zuvor befahrenen Schienenstrang.
[0024] Damit die Weichenzungen zur Stabilisierung in eine der beiden Endlagen verstellt
werden können, ist es vorteilhaft, wenn die eine Weichenzunge derart angepasst wird,
dass sie beim Verstellen der Weiche in eine Endlage, in der die betreffende Weichenzunge
an der Backenschiene anliegen würde, nicht anliegt. Denkbar ist aber auch, dass die
Weichenzungen komplett entfernt werden. Dies ist insbesondere dann vorteilhaft, wenn
der Radius des abzweigenden Gleises sehr klein ist.
[0025] Vorteilhafterweise werden auch die bei einigen Weichentypen vorhandenen beweglichen
Herzstücke entfernt, so dass die entsprechende Eisenbahnweiche kein bewegliches Herzstück
aufweist. Somit entfallen die für eine Weiche typischen beweglichen Teile, was den
Aufbau vereinfacht und den durch die Mechanik bedingten Wartungsaufwand verringert.
[0026] Bei Eisenbahnweichen ohne verkürzte Weichenzungen erfolgt die Spurführung aktiv mittels
der Weichenzungen, wobei in diesem Fall die Eisenbahnräder eines schienengebundenen
Fahrzeuges Kontakt mit dem entsprechenden Schienenstrang haben. Eine Ausnahme bilden
die Kreuzungspunkte im Bereich des Herzstückes, die jedoch im alltäglichen Eisenbahnbetrieb
nicht ins Gewicht fallen. Die durch das Verkürzen der Weichenzunge entstehenden Gleisstücke
sind in ihrer Größe abhängig von der Krümmung des abzweigenden Gleises, so dass in
bestimmten Bereichen die Eisenbahnräder beim Befahren der Weiche keinen entsprechenden
Kontakt zu dem Schienenstrang haben. Gerade bei geringen Radien des abzweigenden Gleises
sind diese Lücken besonders groß.
[0027] Um dennoch ein ruhiges und sicheres Befahren der Weiche zu ermöglichen, ist es besonders
vorteilhaft, wenn in den Bereichen, in denen Gleislücken aufgrund der Umbaumaßnahmen
entstehen, ebene Flächen angeordnet sind, die von dem Spurkranz eines Eisenbahnrades
befahren werden können. Die Eisenbahnweiche ist dabei weiterhin aus jeder Richtung
befahrbar, ohne die entsprechenden Elemente zu verstellen und ermöglicht dennoch ein
ruhiges und sicheres Befahren. Solche mit ebenen Flächen versehene Bereiche sind z.B.
unmittelbar vor den verbliebenen Teilen der verkürzten Weichenzungen oder im Bereich
des Herzstückes angeordnet.
[0028] Die Erfindung wird anhand der beigefügten Zeichnungen beispielhaft näher erläutert.
Es zeigen:
[0029]
- Figur 1 -
- schematische Darstellung einer herkömmlichen Weiche mit Weichenzungen;
- Figur 2 -
- schematische Darstellung einer passiven Weiche nach der vorliegenden Erfindung;
- Figur 3 -
- Spurführungsvorrichtung mit berührungslosen Kraftelementen;
- Figur 4 -
- Spurführungsvorrichtung mit berührenden Kraftelementen.
[0030] Figur 1 zeigt eine aus dem Stand der Technik bekannte reguläre Eisenbahnweiche, bei
der die Spurführung kontaktbehaftet mittels der verstellbaren Weichenzungen 5, 6 durchgeführt
wird. In der Regel hat eine Eisenbahnweiche ein geradeaus führendes Gleis 1 und ein
abzweigendes Gleis 2, damit schienengebundene Fahrzeuge der Übergang von einem Gleis
auf ein anderes ohne Fahrtunterbrechung ermöglicht werden kann. Die Weichenzungen
5, 6 sind dabei speziell geformte Schienenstränge, die im Bereich des Weichenanfangs
verschiebbar gelagert sind. Dabei sind die Weichenzungen 5, 6 derart angeordnet, dass
in einer der beiden Endlagen immer eine Weichenzunge 5, 6 an einer der entsprechenden
Backenschienen 7, 8 anliegt, wodurch die zu befahrende Richtung vorgegeben wird.
[0031] Soll z.B, ein schienengebundenes Fahrzeug das abzweigende Gleis 2 befahren, so werden
die Weichenzungen 5, 6 in die linke Endlage verstellt, so dass die Weichenzunge 5
an der Backenschiene 8 anliegt, während die andere Weichenzunge 6 keinen Kontakt mit
irgendeinem Schienenstrang aufweist. Die Gleisführung ist nun so eingestellt, dass
das schienengebundene Fahrzeug ausnahmslos das abzweigende Gleis 2 befahren kann.
Soll hingegen das schienengebundene Fahrzeug auf das geradeaus führende Gleis 1 geführt
werden, so liegt die andere Weichenzunge 6 an der Backenschiene 7 an, während die
Weichenzunge 5 keinerlei Kontakt zu einem Schienenstrang aufweist. Die Weichenzungen
5, 6 sind an ihren Enden verjüngt geformt, so dass ein nahtloser Übergang von einem
Gleis auf das Nächste möglich wird.
[0032] In dem Kreuzungsbereich, in dem der eine Schienenstrang des abzweigenden Gleises
2 den Schienenstrang des geradeaus führenden Gleises 1 kreuzt, ist eine Gleislücke
vorhanden, damit die Spurkränze der Eisenbahnräder ungehindert diesen Bereich passieren
können. Diese Gleislücke wird als Herzstück 4 einer Eisenbahnweiche bezeichnet.
[0033] In einigen speziellen Ausführungsformen von Eisenbahnweichen, die aus dem Stand der
Technik bekannt sind, ist das Herzstück 4 beweglich gelagert, so dass mit dem Verstellen
der Weichenzungen 5, 6 ebenfalls das Herzstück 4 für die gewünschte Spurführung verstellt
wird.
[0034] Aufgrund der systembedingten Gleislücke im Bereich des Herzstückes 4 sind in diesem
Bereich an den beiden Backenschienen 7, 8 so genannte Radlenker 3 angeordnet, damit
es in diesem Bereich nicht zu Entgleisungen kommt. Die Radlenker 3 sind dabei in dem
Gleisbett fest montiert.
[0035] Figur 2 zeigt die schematische Darstellung einer Eisenbahnweiche nach der vorliegenden
Erfindung. In diesem Ausführungsbeispiel der Eisenbahnweiche wurden die Weichenzungen
5, 6 entfernt, so dass letztlich nur die unbeweglichen, im Gleisbett fest montierten
Schienenbestandteile übrig bleiben. Ein eventuell bewegliches Herzstück 4 wurde ebenfalls
entfernt bzw. abmontiert.
[0036] Durch das Entfernen der beiden Weichenzungen 5, 6 wird die Eisenbahnweiche für ein
schienengebundenes Fahrzeug aus jeder Richtung befahrbar, ohne dass bewegliche Teile
verstellt werden müssen. Das Verkürzen der Weichenzungen 5, 6 wurde dabei so gewählt,
dass die Zungenenden 9 so im Gleisbett angeordnet sind, dass die entstehenden Lücken
im Einlaufbereich 30 ausreichen, damit ein schienengebundenes Fahrzeug sowohl auf
das geradeaus führende Gleis 1 als auch auf das abzweigende Gleis 2 fahren kann. Die
Spurbreite der Eisenbahnweiche bleibt dabei konstant, so dass eine Spuraufweitung
im Anfangsbereich der Eisenbahnweiche zwecks Spurführung nicht notwendig wird.
[0037] Die Gleislücken im Einlaufbereich 30 erstrecken sich dabei von den Enden 9 der Weichenzungen
5, 6 bis zu dem entsprechenden Gleis, welches gerade befahren wurde oder befahren
werden soll. Die Gleislücken entsprechen demnach den entfernten Teilen der Weichenzungen
5, 6.
[0038] Ziel der Erfindung ist es, dass ein schienengebundenes Fahrzeug, welches eine solche
Eisenbahnweiche befahren will, im Anfangsbereich der Weiche entscheiden kann, ob es
das geradeaus führende Gleis 1 oder das abzweigende Gleis 2 befahren will. Die Entscheidung
hierüber liegt ausschließlich nunmehr beim schienengebundenen Fahrzeug selbst. Durch
das Ausüben einer Kraft, die bewirkt, dass auf das schienengebundene Fahrzeug eine
im Wesentliche orthogonal zur Fahrtrichtung des Fahrzeuges stehende Kraft wirkt, kann
somit eine entsprechende Spurführung erfolgen.
[0039] Figur 3 zeigt ein Ausführungsbeispiel der Vorrichtung mit Kraftelementen 13, 14,
um eine passive Weiche zwecks Spurführung entsprechend befahren zu können. Die Kraftelemente
13, 14 sind dabei derart angeordnet, dass sie eine Kraft auf den entsprechenden Schienenstrang
12 ausüben können, sodass auf das schienengebundene Fahrzeug 10 eine im Wesentlichen
orthogonal zur Fahrtrichtung stehende Kraft wirkt. Wie in diesem Ausführungsbeispiel
vorgesehen, ist in dem Schienenstrang 12 sowohl ein Kraftelement 13 vorgesehen, welches
eine Kraft auf die Außenseite des Schienenstranges 12 ausübt, als auch ein Kraftelement
14 vorgesehen, welche eine Kraft auf die Innenseite des Schienenstranges 12 ausübt.
[0040] Es ist jedoch nicht erforderlich, dass die äußeren Kraftelemente 13 und die inneren
Kraftelemente 14 sich gegenüberliegend angeordnet werden müssen. So reicht es z.B.
aus, dass nur die äußeren Kraftelemente 13 als auch nur die inneren Kraftelemente
14 angeordnet sind. Letztlich ist die Anordnung der Kraftelemente 13, 14 beliebig
kombinierbar.
[0041] Die Kraftelemente 13, 14 können dabei als Elektro- oder Permanentmagneten eingerichtet
sein, um eine entsprechende Kraft auf den Schienenstrang 12 auszuüben. Es ist aber
auch denkbar, dass die Kraftelemente 13, 14 des schienengebundenen Fahrzeuges 10 mittels
Pressluft die Kraft auf den Schienenstrang 12 ausüben.
[0042] Durch das Ausüben der Kraft auf den Schienenstrang 12 mittels der Kraftelemente 13,
14 wirkt auf das schienengebundene Fahrzeug 10 eine entsprechende Kraft. Im Anfangsbereich
der passiven Weiche, d.h. im Bereich vor dem abzweigenden Gleis 2, erfolgt in Abhängigkeit
dieser Kraftwirkung auf das Fahrzeug 10 die Spurführung.
[0043] Soll nun z.B. das schienengebundene Fahrzeug 10 vom Weichenanfang her gesehen das
geradeaus führende Gleis 1 befahren, so wird mittels der Kraftelemente 13, 14 eine
Kraft auf den Schienenstrang 12 derart ausgeübt, dass auf das Fahrzeug 10 eine Kraft
in die Richtung L wirkt. Dies hat zur Folge, dass die Eisenbahnräder 11 des schienengebundenen
Fahrzeuges 10 das rechte Zungenende 9 befahren und so die Spurführung in Richtung
des geradeaus führenden Gleises 1 erfolgt. Das linke Zungenende 9 wird dabei von den
Eisenbahnrädern 11 nicht berührt.
[0044] Soll hingegen das abzweigende Gleis 2 befahren werden, so müssen die Kraftelemente
13, 14 eine Kraft auf den Schienenstrang 12 derart ausüben, dass auf das schienengebundene
Fahrzeug 10 eine Kraft in Richtung R wirkt. In diesem Fall wird nicht das rechte Zungenende
9, sondern das linke Zungenende 9. von den Eisenbahnrädern 11 befahren, so dass das
schienengebundene Fahrzeug 10 zwangsläufig auf das abzweigende Gleis 2 geführt wird.
[0045] Um die notwendige betriebliche Sicherheit aufzuweisen, sollte die Vorrichtung derart
eingerichtet sein, dass das Fahrzeug 10 einer voreingestellten Spurführung folgt,
die das Fahrzeug 10 immer - auch ohne Steuerung und Energieversorgung - in eine eindeutige
Richtung führt und so Entgleisungen auf der Weiche verhindert.
[0046] So ist es z.B. denkbar, dass bei Kraftelementen 13, 14, die als Permanentmagneten
ausgebildet sind, die Vorrichtung Mittel aufweist, um den Magneten im Falle eines
Steuerungs- oder Energieausfalls zu deaktivieren. So könnte z.B. auf der einen Seite
eine bewegliche Eisenabdeckung vorhanden sein, die beim Energieausfall herabfällt
und so den Magneten magnetisch deaktiviert. Auf der anderen Seite werden entsprechende
Abdeckungen elektromagnetisch oder hydraulisch nach unten bewegt, wenn der Magnet
nicht benötigt wird. Im Fall eines Steuerungs- oder Energieausfalls werden diese Abdeckungen
durch eine Feder dann nach oben gezogen, so dass automatisch eine voreingestellte
Spurführung erfolgt.
[0047] Bei Kraftelementen 13, 14, die als Elektromagneten ausgebildet sind oder bei Kraftelementen,
die mittels Pressluft arbeiten, könnten z.B. Permanentmagneten, welche bei einem Steuerungs-
oder Energieausfall herabfallen, eine entsprechende Rückfallebene bilden und so die
voreingestellte Spurführung bewirken.
[0048] Figur 4 zeigt eine Variante der Vorrichtung, bei der die Kraftelemente 15 als Rollen
ausgebildet sind, die zum Ausüben der Kraft an den entsprechenden Schienenstrang 12
angelegt werden. Dies bewirkt letztlich, wie bei der berührungslosen Technik, dass
auf das schienengebundene Fahrzeug 10 eine Kraft in die Richtung wirkt, in die das
Fahrzeug 10 auf der passiven Weiche entsprechend gelenkt werden soll.
[0049] Auch hier ist im Falle des Ausfalls der Steuerungs- und Energieversorgung eine voreingestellte
Spurführung notwendig. So ist es z.B. denkbar, dass die beiden Führungsrollen mit
einem Gestänge mechanisch gekoppelt und mit einer Feder im Falle eines Steuerungs-
oder Energieausfalls in eine der beiden Endlagen gezogen und dort verriegelt werden,
so dass die Führungsrollen auf der einen Seite an dem entsprechenden Schienenstrang
anliegen und auf der anderen Seite in der nicht kraftausübenden Stellung verriegelt
werden. Auch hier ist denkbar, dass als Rückfallebene nach unten fallende Permanentmagneten
angeordnet sind, die die voreingestellte Spurführung im Falle eines Energieausfalls
durchführen.
1. Spurührungsvorrichtung zur Suprführung von schienengebundenen Fahrzeugen (10) an einer
Eisenbahnweiche, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung mindestens ein kraftelement (13, 14) aufweist, das an einem schienengebundenen
Fahrzeug (10) angeordnet und zum Ausüben einer Kraft zwischen dem schienengebundenen
Fahrzeug (10) und einer zur passiven Spurführung vorgesehenen Eisenbahnweiche derart
eingerichtet ist, dass auf das schienengebundene Fahrzeug (10) eine im Wesentlichen
orthogonal zur Fahrtrichtung stehende Kraft wirkt, wobei die Vorrichtung mit der zur
passiven Spurführung vorgesehenen Eisenbahnweiche derart zusammenwirkt, dass in Abhängigkeit
der auf das schienengebundene Fahrzeug (10) wirkenden Kraft die Spurführung des Fahrzeuge
s(10) erfolgt.
2. Spurführungsvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass an jeder Achse des schienengebundenen Fahrzeuges (10) mindestens ein Kraftelement
(13, 14) angeordnet ist.
3. Spurführungsvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung zur voreingestellten Spurführung bei Inaktivität des Systems derart
eingerichtet ist, dass die Kraftelemente (13, 14) zum Ausüben einer permanenten Kraft
vorgesehen sind, um die voreingestellte Spurführung an der Eisenbahnweiche zu bewirken.
4. Spurführungsvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein Kraftelement (13, 14) zum Ausüben der Kraft auf einen Schienenstrang
(12) angeordnet ist.
5. Spurführungsvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein Kraftelement (13, 14) zum Ausüben einer anziehenden und/oder abstoßenden
Kraft eingerichtet ist.
6. Spurführungsvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein Kraftelement (13, 14) zum Ausüben einer berührungslosen Kraft eingerichtet
ist.
7. Spurführungsvorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass das mindestens eine Kraftelement (13, 14) zum Ausüben der berührungslosen Kraft mittels
Elektro- oder Permanentmagneten eingerichtet ist.
8. Spurführungsvorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass das mindestens eine Kraftelement (13, 14) zum Ausüben der berührungslosen Kraft mittels
Pressluft eingerichtet ist.
9. Spurführungsvorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein Kraftelement (13, 14) zum Ausüben einer berührenden Kaft auf den Schienenstrang
(12) eingerichtet ist.
10. Spurführungsvorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass das mindestens eine Kraftelement (13, 14) zum Ausüben der Kraft mittels Führungsrollen
(15) eingerichtet ist, wobei die Führungsrollen (15) zur Kraftausübung an dem Schienenstrang
(12) anliegen.
11. Spurführungsvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche1, dadurch gekennzeichnet, dass die Kraftelemente (13, 14) angeordnet sind zum Ausüben der Kraft sowohl auf die Innenseite
als auch auf Außenseite eines Schienenstranges (12).
12. Eisenbahnweiche zur passiven Spurführung von schienengebundenen Fahrzeugen (10), wobei
die Eisenbahnweiche zur Spurführung mittels verstellbarer Weichenzungen (5, 6) vorgesehen
ist, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine Weichenzunge (5, 6) der Eisenbahnweiche derart angepasst ist, dass
die Eisenbahnweiche ohne Verstellen der Weichenzungen (5, 6) in jede Richtung von
einem schienengebundenen Fahrzeug (10) befahrbar ist und mindestens ein Eisenbahnrad
des schienengebundenen Fahrzeuges (10) beim Befahren der Eisenbahnweiche im Einlaufbereich
(30) kurzzeitig keinen Schienenkontakt aufweist.
13. Eisenbahnweiche nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass die mindestens eine Weichenzunge (5, 6) der Eisenbahnweiche derart angepasst ist,
dass diese nicht an einer Backenschiene (7, 8) anliegt, wenn die Weichenzunge (5,
6) in Richtung der Backenschiene (7, 8) in ihre Endlage verstellt wird.
14. Eisenbahnweiche nach Anspruch 12 oder 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Eisenbahnweiche keine Weichenzungen (5, 6) aufweist.
15. Eisenbahnweiche nach einem der Ansprüche 12 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Eisenbahnweiche kein bewegliches Herzstück (4) aufweist.
16. Eisenbahnweiche nach einem der Ansprüche 12 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass die Eisenbahnweiche mindestens eine ebene Fläche aufweist, die in einem Unterbrechungsbereich
eines Schienenstrangs derart angeordnet ist, dass die ebene Fläche durch den Spurkranz
eines Eisenbahnrades eines schienengebundenen Fahrzeugs befahrbar ist.
17. Eisenbahnweiche nach einem der Ansprüche 12 bis 16, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine Weichenzunge (5, 6) verkürzt ist.
18. Eisenbahnweiche nach einem der Ansprüche 12 bis 17, dadurch gekennzeichnet, dass der Einlaufbereich (30) der Bereich vor den in Richtung Weichenanfang liegenden Enden
(9) der Weichenzungen (5, 6) ist.