[0001] Die Erfindung betrifft eine Längsleimungsvorrichtung 1 zum Falzkleben in einem Falzapparat
einer vollen Rollenrotationsdruckmaschine gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Das Falzkleben in einer Rollenrotationsdruckmaschine, auch als "rotatives Falzkleben"
bezeichnet, gehört zu den häufigsten und wichtigsten Möglichkeiten im Bereich der
Druckweiterverarbeitung. Bekannt sind Quer- und Längsleimungsvorrichtungen. Bei Längsleimungsvorrichtungen
wird eine kontinuierliche oder intermittierende Leimspur auf eine in den Falzapparat
einlaufende Druckstoffbahn aufgebracht, um dadurch die Möglichkeit zu schaffen, in
der weiteren Verarbeitung im Falzapparat Produkte mit mehreren Seiten, insbesondere
Sammelprodukte durch Verleimen der Einzelbögen herzustellen, z.B. bei einer getakteten
Klebung zweier gesammelter Exemplare.
[0003] Dabei kann die Längsklebung entweder durch einen in Kontakt mit der Bedruckstoffbahn
stehenden Auftragskopf erfolgen, wobei die Übertragung der Leimspur durch den von
der Bahn im Vorbeilauf ausgeübten Sog erfolgt oder durch kontaktlose Spritzauftragung.
Ein Beispiel für eine kontaktlose Spritzauftragung ist das System Kombijet der Fa.
Planatol gemäß Seite 199 des Buchs "der Rollenoffsetdruck" von Wolfgang Wallenski,
erste Auflage 1995.
[0004] Bei beiden Systemen kommt es für eine gute Verleimungsqualität entscheidend auf eine
exakte Einstellung der Lage des Leimauftragkopfs in Bezug zur Druckbahn, d.h. in Bezug
zu einer Gegenwalze, über die die Druckbahn geführt wird, an. Dabei muss bei wechselnder
Produktion oder bei auftretenden Leimungsfehlern der Leimauftragskopf häufig aus seiner
Arbeitsstellung entnommen werden und dann wieder in eine neu zu justierende Arbeitsstellung
eingesetzt werden.
[0005] Hiervon ausgehend ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Längsleimungsvorrichtung
der gattungsgemäßen Art derart weiterzubilden, dass eine einfache Handhabung, eine
hohe Wartungsfreundlichkeit und kurze Rüstzeiten erreicht werden.
[0006] Diese Aufgabe wird mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
[0007] Erfindungsgemäß ist dazu eine mechanisch starre Kopplung der den Leimauftragkopf
enthaltenden Leimauftragvorrichtung mit der Gegenwalze zu einem Auftrag-Gegenwalzen-Modul
vorgesehen, welches insgesamt lösbar mit den Halterungen der Längsleimvorrichtung
an dem Falzapparat verbindbar ist und dadurch bei fixierter Lage der Gegenwalze zu
der Leimauftragsvorrichtung aus der Arbeitsposition in eine Wartungsposition bringbar
ist. Dies gilt selbstverständlich auch in Gegenrichtung, also wenn das Leimauftrag-Gegenwalzen-Modul
aus der Wartungsposition in die Arbeitsposition gebracht werden soll.
[0008] Vorteilhaft wird dadurch erreicht, dass das Gesamtmodul mit der Leimauftragvorrichtung
und der Gegenwalze zu Wartungszwecken oder zu Zwecken einer Neujustierung aus dem
Falzapparat entnommen werden kann und bei einem erneuten Einsetzen in die Arbeitsposition
keine Neujustage des Abstands zwischen Leimkopf und Gegenwalze vorgenommen werden
muss. Dadurch wird die Wartung einer solchen Längsleimungsvorrichtung erheblich vereinfacht
und die Rüstzeit für eine neue Produktion verkürzt.
[0009] In einer vorteilhaften Weiterbildung ist ferner eine Führungseinrichtung vorgesehen,
welche eine geführte Bewegung des Leimauftrag-Gegenwalzen-Moduls aus der Arbeitsposition
in die Wartungsposition und zurück erlaubt. Durch die Führungseinrichtung wird das
Wartungspersonal wesentlich entlastet. Fehler bei der Entnahme der Längsleimungsvorrichtung
1 können dadurch vermieden werden.
[0010] Dabei kann vorteilhaft ein Arbeitspositions-Vorgabemittel vorgesehen sein, mit dem
eine bestimmte Stellung des Längsleimungs-Gegenwalzen-Moduls in der Halterung am Falzapparat
als die Arbeitsstellung definierbar ist. Dieses Arbeitspositions-Vorgabemittel kann
beispielsweise eine Markierung an der Führungseinrichtung sein. Besonders vorteilhaft
ist es jedoch, wenn an der Halterung bzw. den Haltern der Längsleimungsvorrichtung
1 an dem Falzapparat eine Klemmeinrichtung bzw. ortsfest festgelegte Klemmen vorgesehen
sind, und zwar an einer der Arbeitsposition des Längsleimungs-Gegenwalzen-Moduls entsprechenden
Stelle. Ebenso kann vorteilhaft ein Wartungspositions-Vorgabemittel vorgesehen sein,
welches die Wartungsposition des Leimauftrag-Gegenwalzen-Moduls festlegt oder zumindest
ein Herausrutschen des Leimauftrag-Gegenwalzen-Moduls aus der Führung verhindert,
wenn es in Wartungsposition gebracht wird. Auf diese Weise wird die Wartung oder Neujustierung
der Längsleimungsvorrichtung 1 weiter vereinfacht und die dafür benötigte Arbeitszeit
bzw. Maschinenstillstandszeit verkürzt.
[0011] Weitere vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung und deren Umsetzung in konstruktive
Maßnahmen sind Gegenstand der weiteren Unteransprüche und werden in Zusammenhang mit
den anliegenden Zeichnungen nachfolgend erläutert. Dabei versteht es sich von selbst,
dass auch wenn die Ansprüche auf eine Längsleimungsvorrichtung gerichtet sind, die
Erfindung genauso gut bei Querleimungsvorrichtungen für das Falzkleben einsetzbar
ist, wenn es darum geht, den Abstand zwischen einer Walze mit den Leimzylindern und
einer Gegenwalze auch über Wartungstätigkeiten hinweg konstant zu halten.
- Figur 1
- zeigt ein Falzwerk einer Rollenrotationsdruckmaschine in Seitenansicht, wobei ein
möglicher Einsatzort der erfindungsgemäßen Längsleimungsvorrichtung 1 markiert ist;
und
- Figur 2
- zeigt eine perspektivische Darstellung einer vorteilhaften Ausführungsform einer erfindungsgemäßen
Längsleimungsvorrichtung 1.
[0012] Zunächst wird Bezug genommen auf Figur 1, welche ein Falzwerk einer gängigen MAN-Rotoman-Rollenoffsetdruckmaschine
für die 4-Seiten-Produktion zeigt, welches insgesamt mit 100 bezeichnet ist. Dabei
kann eine Längsleimungsvorrichtung 1, wie sie in Figur 2 im einzelnen gezeigt und
nachfolgend beschrieben werden wird, stromauf des Falzmesserzylinders angeordnet sein,
wie durch den Pfeil in Figur 1 illustriert.
[0013] Die Erfindung ist jedoch nicht darauf beschränkt. Genausogut könnte die Erfindung
auch bei Längsleimungsvorrichtungen im Bereich des Trichterauslaufs eingesetzt werden,
um die Bahn mit einer durchgehenden oder nach gewünschter Art intermittierenden Leimspur
zu versehen. Es wäre sogar denkbar, die das Falzwerk in Richtung zum dritten Falz
hin verlassenden Einzelexemplare mit einer im Bereich stromab des Falzklappenzylinders
angeordneten Längsleimungseinrichtung mit einer Leimspur zu versehen, falls dies gewünscht
ist.
[0014] Die Längsleimungsvorrichtung 1 weist dabei plattenförmige Halter 4 auf, über die
sie an den Wänden des Falzapparates eingehängt werden kann. Die Halter 4 sind dabei
auf die am jeweiligen Einsatzort und beim jeweiligen Falzwerk angetroffenen Bedingungen
angepasst, so dass die restliche Längsleimungsvorrichtung 1 auch für unterschiedliche
Falzwerktypen oder unterschiedliche Einsatzorte unverändert bleiben kann. An den Haltern
4, welche auf beiden Seiten an den Falzwerkwänden anbringbar sind, sind Führungsschienen
9 befestigt, auf denen ein Leimauftrag-Gegenwalzen-Modul 2, 11,12,3,6,10 aufgenommen
ist, was nachfolgend im Einzelnen beschrieben werden wird.
[0015] Dazu sind einerseits an den Haltern 4 Klemmeinrichtungen bzw. Klemmen 8 angebracht,
mit denen die axialendseitigen Achsstummel einer Gegenwalze 3 in einer vordefinierten
Arbeitsstellung der Längsleimungsvorrichtung fixierbar sind. Andererseits sind weiter
innen an der Gegenwalze 3 auf beiden Seiten starre Leisten 6 angebracht, die an ihren
Gegenenden jeweils mit einem Schlitten 7 verschraubt sind, welcher auf der jeweiligen
Führungsschiene 5 aufgenommen ist. Zwischen den beiden Schlitten 7 ist dabei ein Halteprofil
10 befestigt, an dem die Laufauftragsvorrichtung 2,11,12 angebracht ist. Die Leimauftragvorrichtung
2, 11, 12 besteht aus einem Leimauftragkopf 2, der über einen einstellbar in einem
an dem Halteprofil 10 befestigten Lagerblock 12 angeordneten Anstellarm 11 an dem
Halteblock 10 befestigt ist.
[0016] Über die beiden Leisten 6 wird ein Abstand zwischen dem Leimkopf 2 und der Gegenwalze
3 definiert, welcher auch dann bestehen bleibt, wenn das Leimauftrag-Gegenwalzen-Modul
2, 11, 12, 3,6,10 aus der durch die Klemmungen 8 definierten Arbeitsposition über
die Führungsschienen 5 bis zu Anschlägen 9 verschoben wird, welche die Wartungsposition
definieren. Bei einem erneuten Zurückfahren in die Arbeitsposition bleibt der eingestellte
Abstand somit erhalten.
[0017] Wartungsarbeiten können somit durchgeführt werden, ohne dass es zu einer Neujustierung
der Lage des Leimkopfs 2 kommen muss.
[0018] Im Rahmen der Erfindung sind selbstverständlich Abweichungen und Modifikationen des
gezeigten Ausführungsbeispiel möglich.
Bezugszeichenliste
[0019]
Längsleimungsvorrichtung (1)
Leimauftrag-Gegenwalzen-Modul (2, 11, 12, 3, 6, 10)
Leimauftragvorrichtung (2, 11, 12)
Leimauftragkopf (2)
Anstellarm (11)
Lagerblock (12)
Gegenwalze (3)
Halter (4)
mechanisch starre Kopplung (6, 10)
Leisten (6)
Halteprofil (10)
Führungseinrichtung (5, 7)
Führungsschienen (5)
Schlitten (7)
1. Längsleimungsvorrichtung (1) zum Falzkleben in einem Falzapparat (100) einer Rollenrotationsdruckmaschine,
mit einer Leimauftragvorrichtung (2, 11, 12), einer Gegenwalze (3), sowie Haltern
(4), über welche die Längsleimungsvorrichtung (1) an dem Falzapparat anbringbar ist,
wobei die Leimauftragvorrichtung (2, 11, 12) einen Leimauftragkopf (2) aufweist, der
über eine zugeordnete An- und Abstelleinrichtung (11, 12) in eine Arbeitsposition
positionierbar ist, in der ein über die Gegenwalze (3) geführter Bedruckstoff von
der Leimauftragvorrichtung (2, 11, 12) an der gewünschten Stelle mit einer in Transportrichtung
verlaufenden Leimspur versehbar ist, dadurch gekennzeichnet, dass eine mechanisch starre Kopplung (6, 10) der Leimauftragvorrichtung (2, 11, 12) und
der Gegenwalze (3) zu einem Leimauftrag-Gegenwalzen-Modul (2, 11, 12, 3, 6, 10) vorgesehen
ist, und eine lösbare Verbindung (8) mit den Halterungen (4), so dass das Leimauftrag-Gegenwalzen-Modul
(2, 11, 12, 3, 6, 10) bei fixierter Lage der Gegenwalze (3) zur Leimauftragvorrichtung
(2, 11, 12) aus der Arbeitsposition in eine Wartungsposition und/oder zurück bringbar
ist.
2. Längsleimungsvorrichtung (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die mechanisch starre Kopplung (6, 10) zumindest eine, vorzugsweise zwei Leisten
(6) aufweist, über die die Gegenwalze (3) starr mit der Leimauftragvorrichtung (2,
11, 12) verbunden ist.
3. Längsleimungsvorrichtung (1) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die mechanisch starre Kopplung (6, 10) ein Halteprofil (10) aufweist, an dem die
Leimauftragvorrichtung (2, 11, 12) befestigt ist, wobei das Halteprofil (10) im Bereich
seiner beiden Axialenden an den beiden Leisten (6) fixiert ist, welche wiederum an
der Gegenwalze (3) festgelegt sind, so dass sich eine achsparallele Anordnung der
Gegenwalze (3) und des Halteprofils (10) ergibt.
4. Längsleimungsvorrichtung (1) nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die mechanisch starre Kopplung (6, 10) lösbar ist.
5. Längsleimungsvorrichtung (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Führungseinrichtung (5, 7) vorgesehen ist, mit der das Leimauftrag-Gegenwalzen-Modul
(2, 11, 12, 3, 6, 10) geführt aus der Arbeitsposition in die Wartungsposition und/oder
zurück bringbar ist.
6. Längsleimungsvorrichtung (1) nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Führungseinrichtung (5, 7) zumindest eine, vorzugsweise zwei Führungsschienen
(5) umfasst, sowie jeweils zumindest einen auf der jeweiligen Führungsschiene (5)
geführten Schlitten (7), wobei entweder die Führungsschiene (5) an dem Falzwerk fixierbar
ist und der Schlitten mit dem Leimauftrag-Gegenwalzen-Modul (2, 11, 12, 3, 6, 10)
oder umgekehrt.
7. Längsleimungsvorrichtung (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die beide Führungsschienen jeweils auf einem Halter (4) angebracht sind, mit welchen
die Längsleimungsvorrichtung (1) an dem Falzapparat anbringbar ist, und das Leimauftrag-Gegenwalzen-Modul
(2, 11, 12, 3, 6, 10) mit den beiden Schlitten (7) auf den Führungsschienen (5) aufgenommen
und mittels Klemmeinrichtungen (8) an den Haltern (4) ist.
8. Längsleimungsvorrichtung (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Klemmeinrichtungen als Arbeitspositions-Vorgabemittel (8) eingerichtet sind,
mit dem die Arbeitsposition des Leimauftrag-Gegenwalzen-Moduls (2, 11, 12, 3, 6, 10)
vorgegeben ist.
9. Längsleimungsvorrichtung (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein Wartungspositions-Vorgabemittel (9) vorgesehen ist, mit dem die Wartungsposition
des Leimauftrag-Gegenwalzen-Moduls (2, 11, 12, 3, 6, 10) vorgegeben ist, vorzugsweise
ein Anschlag (9) für das Leimauftrag-Gegenwalzen-Modul (2, 11, 12, 3, 6, 10).