[0001] Bei der Fertigung von Zubhörteilen für Automobile besteht seit jeher das Problem,
daß die Karosserie und mit ihr die meisten Zubehörteile einer Lackierung unterzogen
werden, während bestimmte Partien lackfrei zu halten sind. Lackiervorgänge laufen
heutzutage in einem Durchgang ab, so daß lackfreie Bereiche durch Abdecken oder Abkleben
geschützt werden müssen. Dabei werden Abdeckungen häufig in wiederverwendbarer Form
reversibel angebracht, wie beispielsweise im Falle von Autofelgen. Die Anforderungen
an die Abdeckungen sind insofern hoch, als einerseits eine lackdichte Abdeckung gewährleistet
werden muß, andererseits die Bildung von Spalten, die einen sauberen Abschluß der
Lackränder beeinträchtigen können, zu vermeiden ist.
[0002] Eine Lackschutzmethode für vorzugsweise dünnere Bauteile besteht darin, den lackfrei
zu haltenden Bereich mit einer Folie oder einem Etikett zu bekleben, das zwar nicht
wiederverwendbar ist, aber nach dem Lackiervorgang entfernt werden kann. Viele Versuche
konzentrieren sich dabei auf die Auswahl eines geeigneten Klebstoffs, der zuverlässig
dichtende Klebeigenschaften aufweist und nach dem Lackiervorgang problemlos und schnell
wieder entfernt werden kann.
[0003] Ein ernsthaftes Problem stellt hierbei der Trocknungsvorgang nach erfolgter Lackapplikation
dar. Die dabei auf das Lacklösemittel einwirkenden Temperaturen bestimmen maßgeblich
die Geschwindigkeit des Trocknungsvorgangs, wirken jedoch zugleich auf den Etikettenklebstoff
des gegebenenfalls verwendeten Lackierschutzes ein. Dies führt dazu, daß nicht nur
die Eigenschaften des frisch applizierten Lackes beeinflußt werden, sondern auch die
des Klebstoffes, mit der Folge, daß die Etiketten nach erfolgtem Trocknungsschritt
entweder nicht rückstandsfrei ablösbar sind oder aber, falls Stoffe mit von vornherein
geringerer Klebekraft verwendet werden, schon während des Lackierens Ablösungen aufweisen,
die zu einem unerwünschten Unterlaufen des Lackierschutzes führen. Gerade beim Bekleben
gerundeter Teile mit geringen Radien erfordert die aufgrund der Krümmung im Etikettenmaterial
auftretende Spannung eine gegenüber flächigen Lackschutzbereichen erhöhte Klebekraft
des verwendeten Klebstoffs. Der zunächst naheliegend erscheinende Einsatz silikonhaltiger
Trennlacke erweist sich als problematisch, da mitunter freiwerdendes Silikon den Lackierprozeß
empfindlich stören und Lackierfehler verursachen kann (vgl. Offenlegungsschrift
DE 102 03 235 A1).
[0004] Ein weiteres Problem bei der Verwendung von Lackierschutzetiketten besteht darin,
daß diese eine den Temperaturen des Trocknungsschrittes im Lackiervorgang angepaßte
Hitzebeständigkeit aufweisen müssen. Verwendet werden hier metallisch bedampfte Etiketten,
deren hitzereflektierenden Eigenschaften ausgenutzt werden. Die Herstellung solcher
Etiketten ist materialaufwendiger, zeitaufwendiger und kostenintensiver als die Produktion
einschichtiger Etiketten. Zwar werden Lackierschutzetiketten derzeit für viele Bereiche
zum Einsatz gebracht, jedoch werden sie in der Hauptsache zum Schutz einfach strukturierter
Bereiche verwendet und finden schnell ihre Grenzen, wenn es darum geht, komplexere
Ausformungen vor Lackierung zu schützen.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, einen Lackierschutz zu schaffen,
der
- für den Trocknungsschritt des Lackiervorgangs ausreichend hitzebeständig ist,
- zuverlässig an nahezu beliebig komplexe Formen angepaßt werden kann,
- unabhängig von der gewählten Trocknungstemperatur rückstandsfrei ablösbar ist,
- schnell und kostengünstig gefertigt werden kann,
- zu keinem Zeitpunkt des Lackiervorgangs Ablösungen aufweist und
- in einem Schritt, händisch oder maschinell, schnell ablösbar ist.
[0006] Die Aufgabe wird durch einen Lackierschutz gemäß Anspruch 1 gelöst. Dabei findet
thermoplastisches Material Verwendung, das spritzgußgeeignet ist und den zu schützenden
Bereich ummantelt. Um zu gewährleisten, daß die Ummantelung dem eingesetzten Formteil
rutschfest und dichtend anliegt, ist die Ummantelung zumindest an einer Stelle als
vollständige, stramme Umschließung des eingesetzten Formteils ausgebildet und sorgt
damit für ausreichende Materialspannung. Ohne wenigstens eine Stelle, an der die Ummantelung
das eingesetzte Formteil komplett umschließt, würde lediglich eine aufsteckbare Teilummantelung
bereit gestellt, die gegenüber den bei Lackierungen von Automobilen eingesetzten Lacken
nur in Ausnahmefällen die erforderlichen Abdichtungseigenschaften aufwiese.
[0007] Um ein problemloses Entfernen des erfindungsgemäßen Lackierschutzes am Ende des Prozesses
zu ermöglichen, weist die Ummantelung, mindestens eine Schwächungszone auf, an der
das thermoplastische Material unter Einwirkung von Zug-, Scher-, Dreh-, Druck-, Stauch-
oder Dehnkräften auftrennbar ist.
Die Schwächungszone kann dabei durch eine oder mehrere Materialausnehmungen definiert
sein, wobei unter einer Materialausnehmung ein sich durch die gesamte Materialstärke
erstreckendes Loch verstanden wird, wie bei perforierten Materialien. Ebenfalls möglich
ist es, die Schwächung des Materials lediglich durch eine oder mehrere Aussparungen
herbeizuführen, wobei eine Aussparung als nicht durch die gesamte Materialstärke hindurchführende
Mulde verstanden wird. Auch eine nicht sichtbare Schwächung durch Materialausdünnung,
also gleiche Materialstärke bei geringerer Materialdichte, ist denkbar. In der Praxis
bewährt hat sich der Einsatz einer Materialausnehmung im obigen Sinne, wobei diese
wegen der im Bereich der Ausnehmung fehlenden Abdeckung des eingesetzten Formteils
so zu positionieren ist, dass dort auf einen Schutz des Lackierguts verzichtet werden
kann.
[0008] Einzige Limitierung des Verwendungsbereichs des erfindungsgemäßen Lackierschutzes
sind solche rein flächige Schutzbereiche, die eine vollständige Umschließung des eingesetzten
Formteils durch die Ummantelung an mindestens einer Stelle ausschließen.
[0009] Im folgenden wird beispielhaft eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Lackierschutzes
beschrieben, ohne daß sich hierin eine Einschränkung des beanspruchten Schutzbereichs
manifestiert:
ISOFIX ist eine nach ECE-Regelungen genormte Steckverbindung und dient zur festen
Fixierung von Kindersitzen in Autos. Durch das genormte System lassen sich häufig
auftretende Einbaufehler durch die teilweise komplizierte Befestigung mit dem Fahrzeuggurt
vermeiden. Durch die feste und dauerhaft korrekte Verbindung zwischen Fahrzeug und
Kindersitz wirken im Falle eines Unfalls geringere Belastungen auf das Kind ein. Die
Kinder erfahren bei dieser Befestigungsart einen höheren Schutz, indem Verletzungen
geringer ausfallen oder ganz vermieden werden können. Zudem wird die Handhabung wesentlich
erleichtert. Aufgrund dieser Vorteile gegenüber herkömmlichen Befestigungssystemen
für Kindersitze in Autos setzt sich die ISOFIX-Mechanik im Automobilbereich mehr und
mehr durch.
[0010] Die ISOFIX-Mechanik besteht kindersitzseitig aus zwei Rastarmen mit Schnappverschlüssen,
die zwei komplementäre Rastbügel (6) umgreifen, die ihrerseits an der Fahrzeugstruktur
zwischen Sitzlehne und Sitzfläche angebracht sind. Dabei ragen die Rastbügel des ISOFIX-Systems
zwischen Sitzlehne und Sitzfläche hervor, so daß sie im Fahrgastraum bei ausgebautem
Kindersitz permanent sichtbar sind. Da die Rastbügel (6) im Falle nicht auswechselbarer
Sitze und Rückbänke fest mit Karosserieteilen verschweißt sind, unterliegen sie dem
oben geschilderten Lackiervorgang. Eine Lackierung der sichtbaren Bereiche der Rastbügel
ist jedoch unerwünscht. Durch das häufige Ein- und Ausrasten der ISOFIX-Kindersitze
wird die Lackschicht innerhalb kürzester Zeit beschädigt und unansehnlich. Die Lösung
des Problems liegt hier darin, die aus Edelstahl gefertigten Rastbügel (6) an den
Stellen, wo sie sichtbar sind, dem Lackiervorgang zu entziehen.
[0011] An dieser Stelle kommt der erfindungsgemäße Lackierschutz zum Einsatz: Mittels Spritzgußverfahren
wird geeigneter Kunststoff von guter Flexibilität und Zähigkeit bei hohen und niedrigen
Temperaturen, der eine gute Resistenz gegenüber Öl und aliphatischen oder aromatischen
Lösungsmitteln aufweisen sollte, direkt um den Rastbügel (6) gespritzt. Bewährt hat
sich hierbei das thermoplastische Polyester-Elastomer Hytrel® G4774. Eine gleichmäßige
Ummantelung des waagerecht zur Sitzkante verlaufenden Teils des Rastbügels (6) wäre
allerdings nicht zielführend, da zwar der angestrebte Lackierschutz erreicht würde,
die Entfernung eines so geformten Lackierschutzes jedoch zu zeitaufwendig wäre und
ohne spezielles Werkzeug nicht gelingen könnte.
Bei diesem Beispiel bietet es sich an, durch eine gezielte Materialausnehmung (5)
im Spritzgußteil eine Schwächungszone (3) der Ummantelung zu schaffen, so daß lediglich
an zwei Stellen vollständige Umschließungen (2) des Rastbügels (6) bestehen bleiben,
die die erforderliche Materialspannung aufrecht erhalten. Als Bereich für die Materialausnehmung
(5) eignet sich hier der nach Endmontage rückwärtige, der Sitzpolsterung zugewandte
Bereich des Rastbügels (6), der in Positionierung und Ausdehnung so gewählt wird,
daß er in seiner endgültigen Anordnung zwischen Autositzlehne und Autositzfläche nicht
mehr sichtbar ist. Als geeignet erwiesen hat sich eine rechteckige Materialausnehmung
(5) mit einem Verhältnis von Breite zu Höhe von etwa 16 zu eins. Zusätzlich kann,
möglichst materialsparend, ein vom Rastbügel (6) nach vorn in den Fahrgastraum abstehender
Materialüberstand (4) des Spritzgußmaterials ausgeformt werden, der ein besseres Ergreifen
des zu entfernenden Lackierschutzes von Hand ermöglicht, so daß die Ummantelung (1)
durch Zug an diesem Überstand (4) leicht auftrennbar ist und der Lackierschutz von
Hand leicht entfernt werden kann. Möglich ist aber auch, die Schwächungszone (3) der
Ummantelung (1) so auszulegen, dass auch ohne Materialüberstand (4) ein händisches
Auftrennen mittels einer Dreh- / Ziehbewegung erfolgen kann.
1. Einstückig ausgebildeter Lackierschutz mit einer Ummantelung (1) aus thermoplastischem
Material für ein Formteil (6), die rutschfest und dichtend an dem Formteil (6) anliegt,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Ummantelung (1) an mindestens einer Stelle als vollständige Umschließung (2)
des eingesetzten Formteils (6) ausgebildet ist,
dass die Ummantelung (1) eine für die rutschfeste und dichtende Anlage am Formteil (6)
ausreichende Materialspannung aufweist, die bei den Temperaturen des Lacktrocknungsvorgangs
im Wesentlichen konstant bleibt, und
dass die Ummantelung (1) mindestens eine Schwächungszone (3) aufweist, an der sie unter
Krafteinwirkung auftrennbar ist.
2. Lackierschutz gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
dass die Schwächungszone (3) wenigstens eine Materialaussparung aufweist.
3. Lackierschutz gemäß einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Schwächungszone (3) wenigstens eine Materialausnehmung (5) aufweist.
4. Lackierschutz gemäß einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Ummantelung (1) im Wesentlichen röhrenförmig ist.
5. Lackierschutz gemäß einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das thermoplastische Material einen händisch greifbaren Materialüberstand (4) aufweist.