[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen einer strukturierten Oberfläche
einer lackierten Werkstoffplatte nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie eine Vorrichtung
zum Herstellen einer solchen strukturierten Oberfläche nach dem Oberbegriff des Anspruchs
12.
[0002] Bei einem Verfahren der vorliegenden Art wird auf eine Werkstoffplatte zunächst eine
gleichförmige, nicht strukturierte Decklackschicht aufgetragen. Noch vor dem endgültigen
Aushärten dieser Decklackschicht wird im Durchlaufverfahren mittels einer Auftragswalze
eine Lackstruktur auf die Decklackschicht aufgebracht.
[0003] Die entsprechende Vorrichtung umfasst eine Lackiereinrichtung zum Auftragen einer
gleichförmigen, nicht strukturierten Decklackschicht auf die Werkstoffplatte, eine
Auftragswalze zum Aufbringen einer Lackstruktur auf die Decklackschicht, eine Dosiereinrichtung
zum Dosieren von Lack auf die Auftragswalze sowie eine Transporteinrichtung zum Transportieren
der Werkstoffplatte von der Lackiereinrichtung zur Auftragswalze.
[0004] Überall dort, wo Naturmaterialien mit strukturierten Oberflächen, wie insbesondere
Holz oder Stein, durch leichter verarbeitbare und mit geringem Aufwand in gleichbleibender
Qualität herstellbare Werkstoffplatten, wie insbesondere Faserplatten oder Laminate,
ersetzt werden, ist man bestrebt, die sicht- und fühlbaren Oberflächen dieser Ersatzprodukte
so zu strukturieren, dass sie das Aussehen und möglichst auch die Haptik der ersetzten
Naturprodukte erhalten.
[0005] Beispielsweise wird das optische Erscheinungsbild von Holzwerkstoffplatten, die Echtholz-Platten,
Paneele oder Dielen ersetzen sollen, üblicherweise mittels eines Mehrfarbdrucks hergestellt,
der entweder direkt auf die entsprechend aufnahmefähige Werkstoffplatten-Oberfläche
oder auf eine auf diese Oberfläche aufzulaminierende Papier- oder Folienbahn aufgedruckt
wird und eine Holzoberfläche nachbildet. Um den Druck abriebfest zu machen, werden
dann üblicherweise noch eine oder mehrere transparente Decklackschichten aufgetragen
und ausgehärtet.
[0006] Das Problem hierbei besteht darin, dass die Nachbildung der Naturprodukt-Oberfläche
auch dann, wenn sie optisch täuschend echt ausfällt, unmittelbar als Nachbildung zu
erkennen ist, wenn die Oberfläche im Gegenlicht betrachtet oder angefasst wird. Denn
durch die im Gegenlicht entstehenden optischen Reflexe bzw. durch die sich sehr glatt
anfühlende Lackoberfläche wird der Unterschied zum Naturprodukt evident. Eine Verbesserung
dieser optischen und insbesondere haptischen Eigenschaften von Werkstoffplatten der
vorliegenden Art und eine bessere Angleichung an die nachzubildenden Naturwerkstoff-Oberflächen
kann demnach nur erzielt werden, wenn die Decklackschicht strukturiert wird, idealerweise
deckungsgleich mit der aufgedruckten optischen Struktur. Funktioniert dies beispielsweise
bei Holzwerkstoffplatten, auf die eine bedruckte Folie aufkaschiert wird, noch recht
gut mittels herkömmlicher Prägewalzen, die in die relativ dicke und weiche Kaschierfolie
eine Struktur einprägen, ist ein solches Einprägen bei Werkstoffplatten mit einer
Decklackschicht im Durchlaufverfahren bislang nicht möglich.
[0007] In der
EP 1 645 339 A1 ist zur Lösung dieser Problematik vorgeschlagen worden, eine Werkstoffplatte, die
mit einem Dekor bedruckt und anschließend mit einer transparenten Decklackschicht
versehen wird, dadurch mit einer strukturierten Oberfläche zu versehen, dass noch
vor dem Aushärten der Decklackschicht eine Lackstruktur aus vorzugsweise demselben
Lack auf die Decklackschicht aufgebracht wird. Da die glatte Decklackschicht noch
nicht ausgehärtet ist, verbindet sich die im zweiten Arbeitsschritt aufgebrachte Lackstruktur
mit der Decklackschicht zu einer mehr oder weniger einheitlichen Schicht.
[0008] In dieser Schrift zum Stand der Technik werden zwei grundsätzlich verschiedene Arten
des Aufbringens einer Lackstruktur vorgeschlagen. Die erste Verfahrensweise verwendet
eine Prägewalze, auf die ganzflächig Lack aufgebracht wird und die dementsprechend
entsprechend den Erhöhungen und Vertiefungen der Walzenoberfläche über die Werkstoffplatten-Oberfläche
hinweg variierende Mengen an Lack aufbringt, so dass sich eine Oberflächenstruktur
ergibt. Die hierzu alternative zweite Vorgehensweise nutzt das Unvermögen des menschlichen
Auges und des menschlichen Tastsinns aus, bei kleinen Strukturen in der Größenordnung
von 100 µm, die als Struktur sicht- und fühlbar sind, Erhöhungen von Vertiefungen
zu unterscheiden. Dementsprechend wird vorgeschlagen, insbesondere Holzoberflächen-Strukturen
so auszugestalten, dass die in der Naturholz-Oberfläche vorhandenen Poren, also Vertiefungen,
in der fertigen Lackstruktur als Erhöhungen ausgebildet werden. Die Lackstruktur,
die auf die Decklackschicht aufgebracht wird, bildet die Naturholz-Oberflächenstruktur
also invers ab.
[0009] Solche recht dünnen, die Poren einer Naturholz-Oberfläche invers nachbildenden Lackstrukturen
können allerdings nicht mit einer Prägewalze aufgebracht werden. Hierzu wird vielmehr
vorgeschlagen, die Lackstruktur im indirekten Tiefdruck-Verfahren aufzubringen, also
mit einem entsprechend gravierten Stahlzylinder das gewollte Druckbild auf eine Gummituch-Auftragswalze
zu übertragen, die dann die Lackstruktur auf die Werkstoffplatten-Oberfläche abträgt.
Allerdings können hierbei nur Lackstrukturen mit Erhöhungen von um die 5 µm erzeugt
werden, da die Auftragswalze die Lackstruktur beim Abrollen auf der Werkstoffplatte
flachdrückt. Solch geringe Erhöhungen können zwar mit dem Auge wahrgenommen werden,
was den optischen Oberflächeneindruck einer strukturierten Oberfläche ergibt, jedoch
kann der menschliche Tastsinn solch geringe Erhöhungen nicht erspüren, so dass haptisch
der Eindruck einer glatten und damit nicht natürlichen Oberfläche bestehen bleibt.
[0010] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine
Vorrichtung der eingangs genannten Art dahingehend zu verbessern, dass insbesondere
die Haptik einer entsprechend strukturierten Oberfläche verbessert wird, d.h. die
Struktur der Oberfläche deutlich spürbar ist.
[0011] Gelöst ist diese Aufgabe durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 sowie
durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 12. Eine entsprechende Werkstoffplatte
ist im Anspruch 23 definiert.
[0012] Vorteilhafte Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Verfahrens ergeben sich aus den
Ansprüchen 2 bis 11, bevorzugte Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Vorrichtung
sind in den Ansprüchen 13 bis 22 niedergelegt.
[0013] Die vorliegende Erfindung verbessert ein Verfahren zum Herstellen einer strukturierten
Oberfläche einer lackierten Werkstoffplatte, bei dem eine gleichförmige, nicht strukturierte
Decklackschicht auf die Werkstoffplatte aufgetragen und vor dem Aushärten der Decklackschicht
im Durchlaufverfahren mittels einer Auftragswalze eine Lackstruktur auf die Decklackschicht
aufgebracht wird, also dadurch, dass zum Aufbringen der Lackstruktur eine gummierte
Auftragswalze verwendet wird, deren Gummierung mit, der aufzubringenden Struktur entsprechenden,
Vertiefungen zum Übertragen von Lack aus einer Dosiereinrichtung auf die Decklackschicht
der Werkstoffplatte versehen ist.
[0014] Die erfindungsgemäße Vorrichtung umfasst demnach eine Lackiereinrichtung zum Auftragen
einer gleichförmigen, nicht strukturierten Decklackschicht auf die Werkstoffplatte,
eine Auftragswalze zum Aufbringen einer Lackstruktur auf die Decklackschicht, eine
Dosiereinrichtung zum Dosieren von Lack auf die Auftragswalze sowie eine Transporteinrichtung
zum Transport der Werkstoffplatte von der Lackiereinrichtung zur Auftragswalze, wobei
die Auftragswalze eine gummierte Oberfläche mit, der aufzubringenden Lackstruktur
entsprechenden, Vertiefungen zum Übertragen von Lack aus der Dosiereinrichtung auf
die Decklackschicht der Werkstoffplatte aufweist.
[0015] Die vorliegende Erfindung wendet also ein direktes Tiefdruckverfahren an. Hierbei
wird nicht, wie im direkten Tiefdruck üblich, ein starrer, meist aus Stahl bestehender
Druckzylinder verwendet, sondern eine gummierte Auftragswalze, in deren Gummierung
die Vertiefungen zur Übertragung des Lacks auf die Werkstoffoberfläche eingebracht
sind. Im Stand der Technik hat man bislang tunlichst vermieden, ein direktes Tiefdruckverfahren
etwa mittels einer gummierten Walze durchzuführen, da die weiche Gummierung ein scharfes
Druckbild unmöglich macht. Harte zu bedruckende Werkstoffe, die sich wie vorliegend
nicht einem Tiefdruck-Stahlzylinder anpassen können, sind bislang daher immer im indirekten
Tiefdruckverfahren bedruckt worden.
[0016] Der vorliegenden Erfindung liegt dementsprechend die Erkenntnis zugrunde, dass ein
scharfes Druckbild bei der Herstellung von strukturierten Lackoberflächen der vorliegenden
Art gar nicht notwendig ist. Im Gegenteil: die gewisse Unschärfe, die sich durch die
Weichheit der Gummierung der Auftragswalze im Druck zwangsläufig ergibt, führt zu
einem besonders natürlichen, da unregelmäßigen Erscheinungsbild der die Oberfläche
eines Naturprodukts nachahmenden Oberfläche der lackierten Werkstoffplatte. Zu diesem
unscharfen Druckbild trägt nicht nur bei, dass die Ränder der Vertiefungen in der
Gummierung beim Abrollen auf der Werkstoffplatten-Oberfläche nachgeben und keine definierte
Stellung einnehmen, sondern auch dass die Vertiefungen in der Gummierung den Lack
nicht vollständig an die noch nicht ausgehärtete Decklackschicht der Werkstoffplatten-Oberfläche
abgeben. So führen Vertiefungen in der gummierten Auftragswalze, die vorzugsweise
eine Tiefe von etwa 200 bis etwa 250 µm aufweisen, zu letztendlich aufgetragenen Lackstrukturen
einer haptisch wahrnehmbaren Höhe von etwa 100 bis 120 µm.
[0017] Die gummierte Auftragswalze kann als Stahlzylinder mit Gummiummantelung ausgestaltet
sein, wobei die Vertiefungen in der Gummiummantelung mittels eines Lasers oder mit
sonstigen bekannten Techniken eingebracht werden können.
[0018] Bevorzugt wird die vorliegende Erfindung zur Nachbildung einer Struktur einer natürlichen
oder quasi-natürlichen Holzoberfläche eingesetzt, wobei unter einer quasi-natürlichen
Holzoberfläche eine solche Oberfläche zu verstehen ist, die einer natürlichen Oberfläche
nachempfunden ist, jedoch kein natürliches Vorbild im engeren Sinne hat - also beispielsweise
mittels numerischer Methoden und Algorithmen hergestellt wurde. Dies schließt natürlich
nicht aus, dass im Rahmen der Erfindung auch Nachbildungen anderer natürlicher Werkstoffoberflächen,
wie beispielsweise Stein oder Leder, verbessert werden können.
[0019] Hierbei ist es bevorzugt, dass die Struktur der natürlichen oder quasi-natürlichen
Holzoberfläche solcherart invers nachgebildet wird, dass die durch die Lackstruktur
gebildeten Erhöhungen auf der Decklackschicht den Vertiefungen der natürlichen oder
quasi-natürlichen Holzoberfläche entsprechen. Es liegt jedoch selbstverständlich auch
im Rahmen der vorliegenden Erfindung, wenn die Struktur der natürlichen oder quasi-natürlichen
Holzoberfläche nicht invers nachgebildet wird, so dass die durch die Lackstruktur
gebildeten Erhöhungen auf der Decklackschicht auch den Erhöhungen der natürlichen
oder quasi-natürlichen Holzoberfläche entsprechen.
[0020] Je nach der Holzoberflächen-Struktur, die nachgebildet werden soll, kann es im Rahmen
einer weiterhin bevorzugten Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung vorteilhaft sein,
nur einen Teil der Struktur invers nachzubilden, während ein anderer Teil der Struktur
nicht-invers nachgebildet wird. Beispielsweise kann es sinnvoll sein, großflächige
Strukturen, wie Asteinschlüsse, nicht-invers nachzubilden, während Poren in der Holzoberfläche
invers nachgebildet werden.
[0021] Zweckmäßig ist es hierbei, wenn ein optisches Abbild der Holzoberfläche, der die
Lackstruktur nachgebildet ist, vor dem Aufbringen der Decklackschicht auf die Werkstoffplatte
aufgedruckt wird, entweder direkt oder auf eine Papierbahn oder Folie, die auf die
Werkstoffplatte aufgebracht wird und insofern Teil der Werkstoffplatten-Oberfläche
wird. Hier ist es dann zweckmäßig, jedoch wegen der kleinen, von der menschlichen
Hand nicht unterscheidbaren Strukturen keinesfalls notwendig, wenn die Lackstruktur
mit dem aufgedruckten optischen Abbild der Holzoberfläche in Deckung gebracht wird.
[0022] Wenn eine im Verhältnis zu den optischen Kontrasten der Struktur der natürlichen
oder quasi-natürlichen Holzoberfläche unscharfe Lackstruktur aufgebracht wird, insbesondere
dadurch, dass die Vertiefungen in der gummierten Oberfläche der Auftragswalze breiter
ausgebildet werden als die Vertiefungen der natürlichen oder quasi-natürlichen Holzoberfläche,
ergibt sich eine zusätzliche Unschärfe im Druckbild, die vorteilhafterweise dazu geeignet
ist, den optischen und haptischen Eindruck einer natürlichen Oberfläche zu verstärken.
[0023] Um den Lack auf die Auftragswalze aufzubringen, kann als Dosiereinrichtung eine Rakel
oder eine auf der Auftragswalze abrollende Dosierwalze zum Einstreichen des Lacks
in die Vertiefungen der Auftragswalze verwendet werden. Da die Auftragswalze erfindungsgemäß
mit einer gummierten Oberfläche versehen ist, ist es mitunter schwierig, den Lack
sauber in die Vertiefungen der Auftragswalze einzustreichen. Aufgrund der oben beschriebenen
Effekte eines verbesserten Anscheins an Natürlichkeit durch eine gewisse Unschärfe
des Drucks, ist es jedoch nicht schädlich, wenn das Einstreichen des Lacks in die
Vertiefungen nicht mit größtmöglicher Sauberkeit erfolgen kann. Ein besonders einfaches
Dosieren des Lacks für die Lackstruktur ermöglicht die vorliegende Erfindung also
außerdem.
[0024] Nach einer bevorzugten Verfahrensweise der vorliegenden Erfindung wird nach dem Auftragen
der Decklackschicht eine Aushärtevorrichtung, beispielsweise mit UV-Strahlern oder
dergleichen durchlaufen, in der die Decklackschicht lediglich so weit ausgehärtet
wird, dass sie eine gelartige Beschaffenheit erhält. Auf die so angelierte Decklackschicht
wird dann die Lackstruktur aufgebracht. Dies stellt auf der einen Seite sicher, dass
die Lackstruktur auf der Decklackschicht haftet und sich mit dieser verbindet, und
verhindert auf der anderen Seite, dass die aufgebrachte Lackstruktur - insbesondere
wenn es sich um denselben Lack handelt, wie er für die Decklackschicht verwendet wird
- auf der noch nicht ausgehärteten Decklackschicht zerfließt und in dieser aufgeht.
[0025] Wenn eine mechanisch besonders abriebfeste Oberfläche der erfindungsgemäß lackierten
Werkstoffplatte erforderlich ist, beispielsweise bei Fußbodendielen, kann es im Rahmen
der Erfindung vorgesehen sein, die Decklackschicht und die darauf aufgebrachte Lackstruktur
auszuhärten und anschließend mit einer zusätzlichen widerstandsfähigen Schutzschicht
zu überziehen.
[0026] Bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung kann, wie an sich bekannt, an der Auftragswalze
ein Druckspalt für die Werkstoffplatten gebildet werden, indem der Auftragswalze eine
Gegendruckeinrichtung, beispielsweise eine Walze oder ein Tisch zugeordnet wird.
[0027] Zur Illustration des erfindungsgemäßen Verfahrens wird im Folgenden ein Ausführungsbeispiel
einer erfindungsgemäßen Vorrichtung anhand der beigefügten Zeichnungen näher beschrieben
und erläutert. Es zeigen:
- Figur 1
- eine schematische Schnittdarstellung einer erfindungsgemäßen Vorrichtung;
- Figur 2
- eine Draufsicht auf die Vorrichtung aus Figur 1;
- Figur 3
- ein Detail aus Figur 1;
- Figur 4
- ein Ausschnitt aus einer Oberfläche einer Auftragswalze einer erfindungsgemäßen Vorrichtung.
[0028] Die in Figur 1 schematisch dargestellte Vorrichtung umfasst eine Auftragswalze 1
mit einem Stahlkern 2 und einer Gummiummantelung 3, eine auf der Gummiummantelung
3 der Auftragswalze 1 abrollende Dosierwalze 4, eine hier nur schematisch dargestellte
Lackiereinrichtung 5 zum Auftragen einer Decklackschicht und eine Aushärtevorrichtung
6, die im Wesentlichen aus einer UV-Lampe besteht. Die Dosierwalze 4 bildet mit der
Auftragswalze 1 zusammen einen Dosierspalt 7, in dem der Lack vorgehalten wird, und
aus dem die Auftragswalze 1 insoweit Lack zu einer Werkstoffplatte 8 mitnimmt, als
in die Gummiummantelung 3 Vertiefungen 9 eingebracht sind. Da die Gesamtheit der Vertiefungen
9 eine Struktur bilden, wird insgesamt von den Vertiefungen 9 eine Lackstruktur 10
aus dem Dosierspalt 7 auf die Oberfläche der Werkstoffplatte 8 übertragen. Diese Lackstruktur
10 wird auf eine Decklackschicht 11 aufgebracht, die von der schematisch als Gummituchzylinder
dargestellten Lackiereinrichtung 5 zuvor aufgebracht und mittels der Aushärtevorrichtung
6 angeliert worden ist. Ein Gegendruckzylinder 12, der der Auftragswalze 1 gegenüberliegt,
sorgt für den kontinuierlichen Transport der Werkstoffplatte 8 durch den hierdurch
gebildeten Druckspalt.
[0029] In den Figuren 2 bis 4 sind gleiche Elemente mit identischen Bezugszeichen wie in
Figur 1 versehen, so dass im Wesentlichen auf die dortige Beschreibung Bezug genommen
wird.
[0030] In der Darstellung nach Figur 2 wird verdeutlicht, dass in die Gummierung 3 der Auftragswalze
1 unregelmäßige Vertiefungen 9 eingebracht sind, um die Lackstruktur 10 auf die Werkstoffplatte
8 aufzubringen. Hier wird auch deutlich, dass durch die Rotationsbewegungen der Auftragswalze
1 und der Dosierwalze 4 in den Dosierspalt 7 hinein ein Einstreichen des Lacks aus
dem Dosierspalt 7 in die Vertiefungen 9 erzielt wird.
[0031] Figur 3 zeigt ein Detail aus Figur 1, nämlich die Auftragswalze 1 mit ihrem Stahlkern
2 und ihrer Gummierung 3, wie sie auf der Werkstoffplatte 8 abrollt. Wie in einer
Detailvergrößerung in Figur 4 noch deutlicher dargestellt, sind die Vertiefungen 9
in der Oberfläche der Gummiummantelung 3 nicht etwa regelmäßig ausgebildet, sondern
sowohl in ihrer Breite als auch in ihrer Tiefe variierend ausgestaltet. Dies ergibt
eine besonders natürliche Haptik durch die hierdurch gebildete unregelmäßige Lackstruktur
10. Da die Gummiummantelung 3 weich und elastisch auf der Oberfläche der Werkstoffplatte
8 abrollt, verformen sich die Vertiefungen 9 beim Abgeben des Lacks zur Bildung der
Lackstruktur 10, so dass sich auch hierdurch eine zusätzliche Unschärfe und Unregelmäßigkeit
der Lackstruktur 10 ergibt, was die natürliche Haptik nochmals verbessert.
1. Verfahren zum Herstellen einer strukturierten Oberfläche einer lackierten Werkstoffplatte,
wobei eine gleichförmige, nicht strukturierte Decklackschicht auf die Werkstoffplatte
aufgetragen und vor dem endgültigen Aushärten der Decklackschicht im Durchlaufverfahren
mittels einer Auftragswalze eine Lackstruktur auf die Decklackschicht aufgebracht
wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass zum Aufbringen der Lackstruktur eine gummierte Auftragswalze verwendet wird, deren
Gummierung mit, der aufzubringenden Struktur entsprechenden, Vertiefungen zum Übertragen
von Lack aus einer Dosiereinrichtung auf die Decklackschicht der Werkstoffplatte versehen
ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Lackstruktur, die der Struktur einer natürlichen oder quasi-natürlichen Holzoberfläche
nachgebildet ist, auf die Decklackschicht aufgebracht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Struktur der natürlichen oder quasi-natürlichen Holzoberfläche solcherart invers
nachgebildet wird, dass die durch die Lackstruktur gebildeten Erhöhungen auf der Decklackschicht
den Vertiefungen der natürlichen oder quasi-natürlichen Holzoberfläche entsprechen.
4. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Struktur der natürlichen oder quasi-natürlichen Holzoberfläche nur teilweise
solcherart invers nachgebildet wird, dass die durch die Lackstruktur gebildeten Erhöhungen
auf der Decklackschicht den Vertiefungen der natürlichen oder quasi-natürlichen Holzoberfläche
entsprechen, und im Übrigen nicht-invers nachgebildet wird.
5. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 2 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine im Verhältnis zu den optischen Kontrasten der Struktur der natürlichen oder
quasi-natürlichen Holzoberfläche unscharfe Lackstruktur aufgebracht wird.
6. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 2 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein optisches Abbild der Holzoberfläche, der die Lackstruktur nachgebildet ist, vor
dem Aufbringen der Decklackschicht auf die Werkstoffplatte aufgedruckt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Lackstruktur mit dem aufgedruckten optischen Abbild der Holzoberfläche in Deckung
gebracht wird.
8. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass als Dosiereinrichtung eine Rakel oder eine auf der Auftragswalze abrollende Dosierwalze
zum Einstreichen des Lacks in die Vertiefungen der Auftragswalze verwendet wird.
9. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Decklackschicht vor dem Aufbringen der Lackstruktur angeliert wird.
10. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass Lackstrukturen mit einer Höhe von ca. 100 bis ca. 120 µm auf die Decklackschicht
aufgebracht werden.
11. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Decklackschicht und die darauf aufgebrachte Lackstruktur ausgehärtet und danach
mit einer Schutzschicht überzogen werden.
12. Vorrichtung zum Herstellen einer strukturierten Oberfläche einer lackierten Werkstoffplatte,
umfassend eine Lackiereinrichtung (5) zum Auftragen einer gleichförmigen, nicht strukturierten
Decklackschicht (11) auf die Werkstoffplatte (8), eine Auftragswalze (1) zum Aufbringen
einer Lackstruktur (10) auf die Decklackschicht (11), eine Dosiereinrichtung (4) zum
Dosieren von Lack auf die Auftragswalze (1), sowie eine Transporteinrichtung (12)
zum Transportieren der Werkstoffplatte (8) von der Lackiereinrichtung (5) zur Auftragswalze
(1),
dadurch gekennzeichnet,
dass die Auftragswalze (1) eine gummierte Oberfläche (3) mit, der aufzubringenden Lackstruktur
(10) entsprechenden, Vertiefungen (9) zum Übertragen von Lack aus der Dosiereinrichtung
(4, 7) auf die Decklackschicht (11) der Werkstoffplatte (8) aufweist.
13. Vorrichtung nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Vertiefungen in der gummierten Oberfläche (3) der Auftragswalze (1) eine natürliche
oder quasi-natürliche Holzoberfläche nachbilden.
14. Vorrichtung nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Vertiefungen (9) in der gummierten Oberfläche (3) der Auftragswalze (1) den Vertiefungen
der natürlichen oder quasi-natürlichen Holzoberfläche entsprechen, um die Struktur
der Holzoberfläche in der aufzubringenden Lackstruktur invers nachzubilden.
15. Vorrichtung nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet,
dass nur ein Teil der Vertiefungen (9) in der gummierten Oberfläche (3) der Auftragswalze
(1) den Vertiefungen der natürlichen oder quasi-natürlichen Holzoberfläche entspricht,
um die Struktur der Holzoberfläche in der aufzubringenden Lackstruktur teilweise invers
und teilweise nicht-invers nachzubilden.
16. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 13 bis 15,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Vertiefungen (9) in der gummierten Oberfläche (3) der Auftragswalze (1) breiter
ausgebildet sind, als die Vertiefungen der natürlichen oder quasi-natürlichen Holzoberfläche.
17. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 13 bis 16,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Vertiefungen (9) in der gummierten Oberfläche (3) der Auftragswalze (1) eine
Holzoberfläche nachbilden, deren optisches Abbild auf die Werkstoffplatte (8) aufgedruckt
ist.
18. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 12 bis 17,
dadurch gekennzeichnet,
dass zumindest ein Teil der Vertiefungen (9) in der gummierten Oberfläche (3) der Auftragswalze
(1) eine Tiefe von ca. 200 bis ca. 250 µm aufweist.
19. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 12 bis 18,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Dosiereinrichtung eine Rakel oder eine auf der Auftragswalze (1) abrollende Dosierwalze
(4) zum Einstreichen des Lacks in die Vertiefungen (9) der Auftragswalze (1) umfasst.
20. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 12 bis 19,
dadurch gekennzeichnet,
dass zwischen der Lackiereinrichtung (5) und der Auftragswalze (1) eine Aushärtevorrichtung
(6) zum Angelieren der Decklackschicht (11) angeordnet ist.
21. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 12 bis 20,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Transporteinrichtung (12) eine der Auftragswalze (1) zur Bildung eines Druckspalts
für die Werkstoffplatte (8) gegenüberliegende Gegendruckeinrichtung (12) umfasst.
22. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 12 bis 21,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Auftragswalze (1) eine Einrichtung zum Aushärten der Decklackschicht (11) und
der Lackstruktur (10) sowie eine Einrichtung zum Überziehen der Werkstoffplatte (8)
mit einer Schutzschicht nachgeschaltet sind.
23. Werkstoffplatte (8) mit einer Decklackschicht (11) und einer darauf aufgebrachten
Lackstruktur (10),
dadurch gekennzeichnet,
dass sie mit einem Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 10 hergestellt
wurde und eine Lackstruktur (10) mit Erhöhungen von mindestens etwa 100 µm aufweist.