[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum rotativen Rillen von flächigen Druckerzeugnissen
gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Beim Rillen von Falzbogen, Broschuren- oder Schutzumschlägen wird das Papier-, Pappen-
oder Kartonmaterial durch Verdichtung und/oder Verdrängung zu einer wulstartigen Linie
verformt, wodurch sich eine scharnierartige Biegestelle im Bogen ausbildet. In Klebebindern
und Falzmaschinen erfolgt das Rillen häufig rotativ, wobei auf gegenläufig angetriebenen,
parallelen Rillwellen ein oder mehrere Rillmesser und zugeordnete Rillmatrizen angeordnet
sind. Zum Transport und Führen der Bogen sind auf den Rillwellen benachbart zu den
Rillwerkzeugen Förderrollen angeordnet, die den Bogen förderwirksam einspannen [Prospekt
Kolbus KM 473: Kolbus Klebebinden 8.000 Takte/h; 04/2004; Kolbus GmbH & Co. KG, D-32369
Rahden].
[0003] Die Rillwerkzeuge und die zugeordneten Förderrollen weisen durch die gemeinsame Anordnung
auf den Rillwellen stets den gleichen Achsabstand auf. Dadurch besteht eine Wechselbeziehung,
die zu einem Konflikt bei der Einstellung des Rillwellenabstands führt. Einerseits
wird die Abstandsverstellung genutzt zur Veränderung der Rillintensität bzw. -tiefe,
indem das Rillmesser mehr oder weniger tief in das Material eindringt. Andererseits
kann durch die Veränderung des Rillwellenabstands die Einspannung des Bogens durch
die in ihrer Lauffläche elastisch ausgebildeten Förderrollen verändert werden, wobei
noch die Bogendicke zu berücksichtigen ist. Ziel dieser Abstandsverstellung ist, eine
einwandfreie, geradlinige und markierungsfreie Förderung durch die Förderrollen zu
gewährleisten. Transport und Rillung beeinflussen sich gegenseitig. Bei einer tiefen
Rillung sind die Förderrollen zu eng eingestellt und markieren insbesondere empfindliche
Bogenoberflächen. Gleichzeitig kann es zum Durchbiegen und Schwingen der Rillwellen
kommen, wodurch auch die Rillqualität leidet.
[0004] Zur Verarbeitung von Broschurenumschlägen mit einseitig eingeschlagenen Umschlagklappen
lassen sich die beiden Rillwellen geneigt zueinander einstellen, damit die quer zur
Rillrichtung des Bogens unterschiedliche Materialdicke zwischen den jeweiligen Förderrollenpaaren
eingestellt werden kann. Dies führt aber dazu, dass die jeweiligen Abstände von mehreren
nebeneinander auf den beiden Rillwellen angeordneten Rillwerkzeugpaaren voneinander
abweichen, sodass die zwei- oder vierfach im Rückenbereich des Umschlagbogens eingebrachten
Rillen unterschiedlich tief ausgeprägt sind.
[0005] Die Erfindung hat die Beseitigung der erwähnten Nachteile und die Schaffung einer
Vorrichtung der eingangs genannten Art zur Aufgabe, mit der eine qualitativ hochwertige
Rillung erzielt wird. Dabei soll die Erfindung es ermöglichen, dass insbesondere bei
mehreren gleichzeitig nebeneinander in einem Bogen eingebrachten Rillen eine gleiche
Rillqualität vorliegt und die Rillen geradlinig und parallel zu einer Bezugskante
im Bogen angeordnet sind.
[0006] Diese Aufgabe wird durch die Erfindung dadurch gelöst, dass die erste Förderrolle
auf der ersten Rillwelle angeordnet ist und die zweite Förderrolle unabhängig von
den Rillwerkzeugen gelagert ist. Der Achsabstand des wenigstens einen Rillwerkzeugpaares
kann gemäß gewünschter Rilltiefe ohne Auswirkung auf das wenigstens eine Förderrollenpaar
eingestellt werden. Ein geradliniger und markierungsfreier Transport wird durch optimal
auf das Bogenmaterial und insbesondere dessen Dicke eingestellte Förderrollen ermöglicht.
Durch die in Achsrichtung parallele Anordnung der Förderrollen zu den Rillwerkzeugen
ist der Bogen während dem Rillvorgang ständig von den Förderrollen eingespannt und
dadurch geführt. Die Belastung der Rillwellen wird deutlich reduziert, da eine Durchbiegung
aufgrund zu eng eingestellter Förderrollen vermieden wird. Wenn Broschurenumschläge
mit einseitig eingeschlagenen Umschlagklappen verarbeitet werden sollen, ist eine
geneigte Anordnung der Rillwellen zueinander nicht mehr erforderlich.
[0007] Bevorzugte Weiterausgestaltungen der erfindungsgemäßen Vorrichtung bilden Gegenstand
der abhängigen Ansprüche.
[0008] Die Merkmale der vorliegenden Erfindung werden in der folgenden Beschreibung einer
bevorzugten Ausführungsform anhand der beigefügten, nachstehend aufgeführten Zeichnungen
erläutert. Es zeigen
- Fig. 1
- eine perspektivische Ansicht einer Rillvorrichtung zum Einbringen von vier parallelen
Rillen im Rückenbereich eines Umschlagbogens;
- Fig. 2
- eine Detailansicht der Rillwerkzeuge und Förderrollen;
- Fig. 3
- eine Seitenansicht von den Förderrollen.
[0009] Die Rillvorrichtung 1 ist Teil einer nicht weiter dargestellten Umschlagzuführung
für einen Klebebinder, in dem am Rücken 3 a bearbeitete und mit Klebstoff versehene
Buchblocks 3 mit einem Umschlagbogen 2 versehen werden. Der Umschlagbogen 2 wird am
Rücken 3 a und rückennahen Seitenflächen 3 b des Buchblocks 3 angedrückt. Damit der
Umschlagbogen 2 um die beiden Rückenkanten 3 c, 3 d des Buchblocks 3 leicht herum
gebogen werden kann und sich am Ende der jeweiligen seitlichen Verklebung ein Scharnier
im Umschlagbogen 2 ausbildet, werden vier parallel nebeneinander liegende Rillen 2
a, 2 b in den Umschlagbogen 2 eingebracht. Zwei innere, den Rücken 3 a einfassende
Rückenrillen 2 a werden positiv gerillt, d.h. die Rillwulst liegt auf der Außenseite
2 c, während die beiden äußeren, sogenannten Zierrillen 2 b negativ gerillt werden,
mit auf der Innenseite 2 d des Umschlagbogens 2 liegenden Rillwülsten.
[0010] Die Umschlagbogen 2 werden bei kontinuierlicher Förderung von Mitnehmern 4 a einer
Förderkette 4 der Rillvorrichtung 1 zugeführt. Die Rillvorrichtung 1 besteht im Wesentlichen
aus zwei hintereinander angeordneten Rilleinheiten 10.1, 10.2, wobei die erste Rilleinheit
10.1 die Rückenrille 2 a und zugeordnete Zierrille 2 b für die erste Rückenkante 3
c und die zweite Rilleinheit 10.2 die Rückenrille 2 a und Zierrille 2 b für die zweite
Rückenkante 3 d des Buchblocks 3 vorbereitet.
[0011] Die jeweilige Rilleinheit 10.1 bzw. 10.2 weist zwei, im Abstand zueinander einstellbare
Rillwerkzeugpaare 11.1 und 11.2 auf, mit jeweils einem Rillmesser 12 und einer Rillmatrize
13 auf gegenläufig angetriebenen, parallel übereinander liegenden Rillwellen 14.1
und 14.2. Zur Ausbildung der positiven Rückenrille 2 a befindet sich das Rillmesser
12 auf der oberen Rillwelle 14.2 und die zugeordnete Rillmatrize 13 auf der unteren
Rillwelle 14.1. Zur Ausbildung der negativen Zierrille 2 b sind die Werkzeuge entsprechend
vertauscht angeordnet.
[0012] Die jeweilige untere Rillwelle 14.1 ist endseitig in gestellfesten Lagerplatten 15
drehgelagert, während die jeweilige obere Rillwelle 14.2 in jeweils von Druckfedern
17 beaufschlagten, relativ zum Gestell verschiebbaren Lagerplatten 16 drehgelagert
ist. Ein minimaler Achsabstand zwischen den beiden Rillwellen 14.1, 14.2 ist durch
sich gegen die gestellfesten Lagerplatten 15 abstützende Abdrückschrauben 20 gegeben.
Zur Veränderung der Rillintensität bzw. -tiefe sind die Abdrückschrauben 20 und damit
der minimale Achsabstand über jeweils mit einer Skala versehenen Stellknöpfen 20 a
reproduzierbar verstellbar. Die genannten Druckfedern 17 stützen sich an gestellfesten
Haltern 18 ab, die über eine Brücke 19 miteinander verbunden sind.
[0013] Der Antrieb der gegenläufig angetriebenen Rillwellen 14.1 und 14.2 erfolgt über endseitig
an den Rillwellen angeordnete und miteinander im Eingriff stehende Zahnräder 21, wobei
die Zahnräder 21 der unteren Rillwellen 14.1 in ein Antriebsrad 22 greifen, das mit
dem Hauptantrieb der Umschlagzuführung verbunden ist.
[0014] Die Positionierung der Rillen 2 a, 2 b auf dem Umschlagbogen 2 erfolgt durch die
axiale Verschiebung der in den Lagerplatten 15 bzw. 16 axial verschiebbar drehgeführten
Rillwellen 14.1, 14.2. Hierzu sind endseitig an den Rillwellen 14.1, 14.2 Scheiben
23 angebracht, die zwischen an Verstellplatten 25 angeordneten Kurvenrollen 24 geführt
sind, wobei in die Verstellplatten 25 Verstellspindein 26 greifen. Durch gestrichelte
Doppelpfeile ist an der ersten Rilleinheit 10.1 eine Verstellung V
1 der beiden Rillen für die erste Rückenkante 3 c und an der zweiten Rilleinheit 10.2
eine Verstellung V
2 der beiden Rillen für die zweite Rückenkante 3 c symbolisch dargestellt.
[0015] Zum Transport der Umschlagbogen 2 während dem Rillen sind benachbart zu den Rillwerkzeugen
Förderrollen angeordnet. Erfindungsgemäß sind die jeweiligen Förderrollenpaare 30
gebildet von einer drehfest auf der unteren Rillwelle 14.1 angeordneten, ersten Förderrolle
31 und einer unabhängig von den Rillwerkzeugen gelagerten, zweiten Förderrolle 32.
[0016] Die zweite Förderrolle 32 ist an einem Schwenkhebel 34 drehgelagert aufgenommen,
welcher auf einer parallel zu den Rillwellen 14.1, 14.2 angeordneten, an von der Brücke
19 ausgehenden Tragarmen 38 befestigen Achse 37 gelagert ist. Eine definierte Andrückkraft
der zweiten Förderrolle 32 gegen die erste Förderrolle 31 ist dadurch gegeben, dass
der Schwenkhebel 34 sich federnd gegen einen drehfest auf der Achse 37 angeordneten
Abstützhebel 35 abstützt und die Kraft der Druckfeder 36 über eine Stellschraube 40
einstellbar ist. Kraftspitzen aufgrund von Durchbiegungen der Rillwellen sowie Abplattungen
der Förderrollen treten nicht mehr auf, sodass ein besonders produktschonender Transport
der Umschlagbogen 2 gewährleistet ist.
[0017] Die unabhängige Lagerung der zweiten Förderrolle 32 ist dadurch gegeben, dass der
Schwenkhebel 34 in der Lagerstelle sowie die zweite Förderrolle 32 selbst eine durchgehende
Bohrung 33 aufweisen, sodass die zweite Förderrolle 32 von der oberen Rillwelle 14.2
im Wesentlichen koaxial durchsetzbar ist. Die Bohrung 33 ist derart bemessen, dass
es für minimale wie maximale Umschlagdicken auch bei extremen Rillwerkzeugeinstellungen
zu keiner Kollision zwischen der oberen Rillwelle 14.2 und der zweiten Förderrolle
32 und dem Schwenkhebel 34 kommt.
[0018] Durch die koaxiale Anordnung können die Rillwerkzeuge 12, 13 und die Förderrollen
31, 32 mit gleichen Außendurchmesser ausgebildet werden, was einer einwandfreien Rillung
bei gleichzeitig guter Führung des Umschlagbogens 2 zweckdienlich ist. Außerdem wird
dadurch eine besonders kompakte Konstruktion möglich, die eine gute Einsicht auf den
Rillvorgang sowie einen ungehinderten Zugang ermöglicht. Durch die unabhängige Lagerung
der zweiten Förderrolle 32 konnten die Rillwellen 14.1, 14.2 nun wesentlich steifer
ausgeführt, wodurch die Rillqualität weiter gesteigert wird. Insbesondere wird beim
Einlauf des Umschlagbogens 2 in die Rillwerkzeuge 12, 13 ein Schwingen der Rillwellen
14.1, 14.2 vermieden.
[0019] Durch manuelles Verschieben des zugeordneten Abstützhebels 35 entlang der Achse 37
wird die jeweilig zweite Förderrolle 32 zur ersten, von der unteren Rillwelle 14.1
verschiebbaren Förderrolle 31 positioniert und mittels Klemmhebel 39 auf der Achse
37 axial festgesetzt.
Bezugszeichenliste
[0020]
- 1
- Rillvorrichtung
- 2
- Umschlagbogen
- 2 a
- Rückenrille
- 2 b
- Zierrille
- 2 c
- Außenseite
- 2 d
- Innenseite
- 3
- Buchblock
- 3 a
- Blockrücken
- 3 b
- Rückennaher Seitenbereich
- 3 c
- Erste Rückenkante
- 3 d
- Zweite Rückenkante
- 4
- Förderkette
- 4 a
- Mitnehmer
- 10.1
- Erste Rilleinheit
- 10.2
- Zweite Rilleinheit
- 11.1
- Erstes Rillwerkzeugpaar
- 11.2
- Zweites Rillwerkzeugpaar
- 12
- Rillmesser
- 13
- Rillmatrize
- 14.1
- Untere Rillwelle
- 14.2
- Obere Rillwelle
- 15
- Gestellfeste Lagerplatte
- 16
- Lagerplatte
- 17
- Druckfeder
- 18
- Halter
- 19
- Brücke
- 20
- Abdrückschraube
- 20 a
- Stellknopf
- 21
- Zahnrad
- 22
- Antriebsrad
- 23
- Scheibe
- 24
- Kurvenrolle
- 25
- Verstellplatte
- 26
- Verstellspindel
- 30
- Förderrollenpaar
- 31
- Erste Förderrolle
- 32
- Zweite Förderrolle
- 33
- Bohrung
- 34
- Schwenkhebel
- 35
- Abstützhebel
- 36
- Druckfeder
- 37
- Achse
- 38
- Tragarm
- 39
- Klemmhebel
- 40
- Stellschraube
- V1
- Verstellung
- V2
- Verstellung
1. Vorrichtung (1) zum rotativen Rillen von flächigen Druckerzeugnissen zur Vorbereitung
einer Biegestelle, insbesondere in einem als Bogen (2) zugeführten Broschurenumschlag,
• mit wenigstens einem aus Rillmesser (12) und zugeordneter Rillmatrize (13) bestehenden
Rillwerkzeugpaar (11.1, 11.2), wobei die Rillwerkzeuge (12, 13) auf einer ersten und
einer zweiten, zueinander parallelen und gegenläufig angetriebenen Rillwellen (14.1,
14.2) angeordnet sind, und
• mit wenigstens einem in Achsrichtung neben dem Rillwerkzeugpaar (11.1, 11.2) angeordneten,
von einer ersten und einer zweiten Förderrolle (31, 32) gebildeten, den Bogen (2)
förderwirksam zwischen sich einspannenden Förderrollenpaar (30),
dadurch gekennzeichnet,
• dass die erste Förderrolle (31) auf der ersten Rillwelle (14.1) angeordnet ist und die
zweite Förderrolle (32) unabhängig von den Rillwerkzeugen (12, 13) gelagert ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Förderrolle (32) von der zweiten Rillwelle (14.2) im Wesentlichen koaxial
durchsetzt ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Förderrolle (32) an einem versetzt zu den Rillwellen (14.1, 14.2) gelagerten
Schwenkhebel (34) drehgelagert aufgenommen ist.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Förderrolle (32) gegen die erste Förderrolle (31) einstellbar angefedert
ist.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Förderrolle (31) auf der ersten, drehangetriebenen Rillwelle (14.1) drehfest
angeordnet ist und die zweite Förderrolle (32) freidrehend gelagert ist.