Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Herstellen lokaler, funktioneller
Oberflächenbereiche auf einem Flächensubstrat.
Stand der Technik
[0002] Die Laserdrucktechnik, die auf dem Prinzip der Xerographie basiert, stellt eine weit
verbreitete Drucktechnik dar, mit der technische Oberflächen, zumeist in Form von
Papier- oder Folienoberflächen mit in Pulverform vorliegenden Substanzen bedruckt
werden können. Grundsätzlich wird beim Laserdruckverfahren eine rotierende Fotowalze,
die mit einem Fotohalbleitermaterial beschichtet ist, elektrostatisch aufgeladen,
beispielsweise mit Hilfe einer Vorladungswalze oder einer Corona, und anschließend
mittels einer Laseranordnung oder einem LED-Array an lokalen Stellen belichtet, wodurch
sie an diesen belichteten Bereichen zumindest teilweise elektrisch entladen wird.
Alle übrigen, unbelichteten Bereiche der Fotowalze bleiben elektrisch geladen und
entsprechen dem Negativabbild der zu druckenden zweidimensionalen Strukturen, beispielsweise
in Form von Texten, Bildern etc.. Auf die belichtete Fotowalze wird in einem anschließenden
Schritt pulverförmiger Toner übertragen, wobei der Toner durch Reibung im Druckwerk
elektrostatisch aufgeladen wird und sich deshalb nur auf den entladenen Bereichen
der Fotowalze anzuhaften vermag. Zur Beeinflussung der elektrostatischen Aufladung
des Toners enthalten heutige kommerziell erhältliche Toner zu etwa 2 bis 4 Vol. %
Ladungssteuerungszusätze. Der überwiegende Bestandteil des Toners, d.h. ca. 80 bis
90 Vol. % besteht aus einem Trockenlösungsmittel, der sogenannten Matrix, die typischerweise
aus einem Gemisch aus Kunstharz und Wachs besteht. Etwa zu einem Anteil von 5 bis
18 Vol. % enthält der Toner einen Farbstoffanteil, beispielsweise in Form von Ruß.
[0003] Für den Tonertransfer von der Fotowalze auf das Papier wird ein elektrostatisches
Transferfeld angelegt, das der elektrostatischen Aufladung des Toners entgegengesetzt
ist, wofür unterhalb des zu bedruckenden Mediums, beispielsweise des Papiers, eine
Elektrode angeordnet ist, die beispielsweise als Walze aus leitfähigem Schaumstoff
ausgeführt sein kann. Der Tonerübertrag auf das Papier basiert physikalisch, neben
den herrschenden elektrostatischen Anziehungskräften zwischen den aufgeladenen Tonerpartikeln
und der Elektrode, bzw. dem durch die Elektrode elektrostatisch aufgeladenen Papier,
zudem auch auf Adhäsionskräften, d.h. auf molekularen Anziehungskräften, die zwischen
den einzelnen Tonerpartikeln und der Papieroberfläche wirken. So vermag der Toner
nach dem Druckvorgang letztlich nur aufgrund von Adhäsionskräften auf dem Papier zu
haften, jedoch bedarf es zur endgültigen Fixierung des Toners einer gezielten Wärmeeinwirkung,
durch die der Toner geschmolzen wird und auf diese Weise in die Faserstruktur des
Papiers einzudringen vermag.
[0004] Um Farbstoffe im Wege der Laserdrucktechnik auf Papier oder einem anderen Trägersubstrat
aufzubringen, bedarf es jeweils unterschiedlich eingefärbter Tonerpartikel, die über
jeweils getrennte Fotowalzen auf das Papier in der vorstehend bezeichneten Weise aufgebracht
werden. Zur Herstellung unterschiedlich eingefärbter Toner werden das die Matrix der
jeweiligen Tonerpartikel darstellende Trockenlösungsmittel, der Farbstoff sowie die
Ladungssteuerungsmittel miteinander vermischt und bei einer Temperatur von etwa 80
°C bis 150 °C extrudiert. Die im Wege der Extrusion gewonnene Substanz wird zu Korngrößen
von ca. 6 µm bis 10 µm gemahlen, gesiebt und gesichtet und in einem weiteren Prozessschritt
beispielsweise mit Siliziumdioxid beschichtet, wodurch eine Agglomeration der einzelnen
Tonerkörner verhindert werden kann und ihre Rieselfähigkeit verbessert wird.
[0005] Weitere Möglichkeiten zur Tonerherstellung basieren auf dem so genannten chemischen
Mahlverfahren sowie der Emulsionspolymerisation. Beim chemischen Mahlverfahren werden
die einzelnen Komponenten des Toners in ein flüssiges Trägermedium, beispielsweise
Wasser, bei ca. 80 °C bis ca. 100 °C gegeben, in dem sie schmelzen sich jedoch nicht
lösen. Durch rotierende Mühlräder wird die dabei erhaltene Suspension vermischt und
winzige Tröpfchen mit einem Tröpfchendurchmesser von 6 µm bis 10 µm erzeugt, die abgekühlt
und abgesiebt werden.
[0006] Bei der Emulsionspolymerisation wird eine Vorstufe des Trockenlösungsmittels mit
den übrigen Komponenten des Toners in einer Mühle vermischt, wobei die Bildung von
Tonerpartikeln durch eine gezielt eingeleitete Polymerisationsreaktion erfolgt. Die
Eigenschaften der Tonerpartikel, insbesondere ihre Größe, sind von einer Vielzahl
von chemischen und physikalischen Einflüssen abhängig. Auch der nach einem der beiden
chemischen Verfahren hergestellte Toner kann in einem anschließenden Prozessschritt
beschichtet werden.
[0007] Grundsätzlich ist festzustellen, dass Tonerpartikel, die chemisch hergestellt werden,
im Gegensatz zu gemahlenem Toner, über runde und glatte Oberflächen verfügen.
Darstellung der Erfindung
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, auf möglichst einfachem und kostengünstigem
Wege flächige Strukturen auf einem Flächensubstrat oder dreidimensionale, über eine
Flächensubstratoberfläche erhabene Strukturen zu erzeugen, die über anwenderspezifische
technisch, chemisch oder biologisch nutzbare Eigenschaften verfügen sollen.
[0009] Die Lösung der der Erfindung zugrunde liegenden Aufgabe ist im Anspruch 1 angegeben.
Den Lösungsgedanken vorteilhaft weiterbildende Merkmale sind Gegenstand der Unteransprüche
sowie der weiteren Beschreibung unter Bezugnahme auf die Ausführungsbeispiele zu entnehmen.
[0010] Das lösungsgemäße Verfahren zum Herstellen lokaler, funktioneller Oberflächenbereiche
auf einem Flächensubstrat zeichnet sich durch die Kombination der folgenden Verfahrensschritte
aus:
[0011] In einem ersten Schritt werden Tonerpartikel zur Verfügung gestellt, die mit so genannten
Funktionspartikeln versehen sind, die über einen mittleren Durchmesser von 50 nm bis
5 µm verfügen. Je nach Anwendung oder Einsatzbedingungen der funktionalisierten Oberflächenbereiche
sind die Funktionspartikel aus wenigstens einer der nachfolgenden Stoffgruppen auszuwählen:
oberflächenmodifizierte Silica-Nanopartikel, aus Kunststoff mit einer molekular geprägten
Oberfläche bestehende Funktionspartikel, Elastomerpartikel und/oder Hydrogelpartikel.
Die Tonerpartikel selbst bestehen zumindest teilweise aus einem Trockenlösungsmittel,
der vorstehend bezeichneten Matrix, und verfügen über einen Durchmesser typischerweise
zwischen 1µm bis 50 µm. Für die Tonerpartikel eignen sich bevorzugt Polymere mit einem
Schmelzpunkt kleiner 100°C, vorzugsweise kleiner 80°C. Besonders eignen sich hierfür
bei niedriger Temperatur schmelzende Polymere aus einer der Stoffgruppen Polybutylenterephthalat,
Polyamid oder Polyethylen. Im Weiteren werden die mit Funktionspartikeln versehenen
Tonerpartikel als funktionalisierte Tonerpartikel bezeichnet.
[0012] Die funktionalisierten Tonerpartikel werden nachfolgend auf ein Flächensubstrat aufgebracht
und dies im Wege des Laserdruckverfahrens, bei dem die lokal an einer Fotowalze anhaftenden
funktionalisierten Tonerpartikel im Wege eines Rollendruckes auf lokale Oberflächenbereiche
des Flächensubstrates übertragen werden. In Abhängigkeit der im Laserdruckverfahren
speziell auftretenden elektrostatischen Bedingungen, die den Tonertransfer auf die
belichtete Fotowalze und von der Fotowalze auf das Flächensubstrat zumindest unterstützen,
werden den Tonerpartikeln bei ihrer Herstellung in gleicher Weise wie bei der Herstellung
konventioneller Tonerpartikel Ladungssteuerungszusätze beigegeben. Schließlich erfolgt
ein Fixieren der funktionalisierten Tonerpartikel auf dem Flächensubstrat bevorzugt
im Wege einer Erwärmung und Aufschmelzung der funktionalisierten Tonerpartikel zur
Ausbildung von lokalen Oberflächenbereichen aus wiederverfestigtem, funktionellem
Toner. Weitere Möglichkeiten zur Fixierung der funktionalisierten Tonerpartikel sind
das Ausüben von mechanischem Druck auf das Substrat, wodurch die Tonerpartikel in
das Substrat eingewalzt werden, oder die Anwendung chemischer Lösungsmittel, welche
die Tonerpartikel anlösen und nach dem Abtrocknen des Lösungsmittels zur Ausbildung
von lokalen Oberflächenbereichen aus wiederverfestigtem, funktionellem Toner führen.
Selbstverständlich sind auch Kombinationen der verschiedenen Fixierverfahren möglich.
[0013] In Abhängigkeit der gewählten Funktionspartikei lassen sich auf die vorstehend beschriebene
Weise auf die Oberfläche eines Flächensubstrates kleinste Strukturen, sowohl flächige
als auch dreidimensionale Strukturen aufdrucken, die über vielfältige jeweils anwenderspezifische,
technisch funktionalisierte Eigenschaften verfügen. Durch die Laserdrucktechnik ist
es möglich, die funktionalisierten Tonerpartikel in einer beliebigen räumlichen Anordnung
auf der Oberfläche des Flächensubstrates abzuscheiden. Hiermit können räumliche Strukturen
wie bspw. Punkte, Rechtecke oder Linien mit einer Ausdehnung von 100 µm und kleiner
erzeugt werden. Überdies ermöglicht das Laserdruckverfahren die Ausbildung flächiger
Abscheidungen aus funktionellem Toner mit einer flächig gleichmäßigen Verteilung der
Funktionspartikel innerhalb des Toners. Letztere Eigenschaft spielt insbesondere in
jenen Fällen eine entscheidende Rolle, in denen die Funktionspartikel zu sensorischen
Zwecken, beispielsweise als Bio- oder Chemosensoren, eingesetzt werden, wie dies die
weiteren Ausführungen noch zeigen werden.
[0014] Selbstverständlich können als Flächensubstrate sämtliche flächigen, flexiblen sowie
auch flächensteifen Materialien eingesetzt werden, die für das Laserdruckverfahren
geeignet sind, so beispielsweise Kunststofffolien, Glasscheiben, Scheiben aus Hartkunststoff,
Gewebeflächen, Papiere um nur einige zu nennen. Üblicherweise können flexible Flächensubstrate
mit einer Dicke bis zu ca. 0,5 mm mit konventionellen Laserdruckern bedruckt werden.
Gilt es hingegen dickere Flächensubstrate oder gar flächensteife Flächensubstrate
unter Ausnutzung der Laserdrucktechnik zu bedrucken, so bietet es sich an, eine in
der
DE 20 2005 018 237.0 beschriebene Vorrichtung zum Bedrucken flächensteifer Flächensubstrate einzusetzen.
[0015] Im Folgenden wird ein lösungsgemäßer Druckvorgang unter Bezugnahme auf in einer an
sich bekannten Laserdruckeranordnung vorhandenen Komponenten beschrieben. Bei Verwendung
eines konventionellen Laserdruckers wird ein mit funktionellen Tonerpartikeln zu bedruckendes
Stück Papier, üblicherweise im Format DIN A 4, mittels eines Förderbandes an die Fotowalze
eines Druckwerkes gefördert und über Gummi- oder Schaumstoffwalzen, die unter dem
Förderband angeordnet sind, an die Fotowalze angedrückt. Die Vorschubgeschwindigkeit
des zu bedruckenden Flächensubstrates ist an die Rotationsgeschwindigkeit der Fotowalze
synchronisiert angepasst, so dass die Walze mit den strukturiert daran anhaftenden
funktionalisierten Tonerpartikeln schlupffrei auf dem zu bedruckendem Papier abrollt
und der funktionalisierte Toner auf die Papieroberfläche übertragen wird. Gilt es
auf ein und demselben Stück Papier mehrere unterschiedlich funktionalisierte Tonerarten
abzuscheiden, so werden entsprechend viele Druckwerke mit entsprechenden Fotowalzen
hintereinander längs des Förderbandes angeordnet.
[0016] Im drauffolgenden Schritt wird der auf der Papieroberfläche anhaftende funktionalisierte
Toner angeschmolzen, wobei darauf zu achten ist, dass ein möglichst gleichmäßiges
Verfließen des Toners unter dem Einfluss der Oberflächenspannung erfolgt, so dass
sich eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Funktionspartikel innerhalb des verflüssigten
Toners ergibt. Hierzu wird das Flächensubstrat, in diesem Fall also das Stück Papier,
homogen auf eine definierte Temperatur für eine definierte Zeit erwärmt. Die hierzu
erforderlichen genauen thermischen Bedingungen hängen von den jeweiligen Tonereigenschaften
ab. Die Erwärmung des Flächensubstrats erfolgt bevorzugt in einem Ofen außerhalb des
Druckers, da auf diese Weise eine gleichmäßige Erwärmung des Flächensubstrates einerseits
sehr einfach möglich ist und andererseits dabei vermieden werden kann den Drucker
selbst thermisch zu belasten. Selbstverständlich sind auch integrierte Heizungen denkbar,
wobei in diesem Fall das Substrat vorzugsweise berührungslos, beispielsweise im Wege
applizierter Strahlungswärme, z.B. durch IR-Strahler, zu erwärmen ist.
[0017] Bedarfsweise kann in einem nachfolgenden Behandlungsschritt der auf der Oberfläche
des Flächensubstrates wiederverfestigte Toner einer chemischen Nachbehandlung unterworfen
werden, bei der die Tonerhilfsstoffe, d.h. in erster Linie das Trockenlösungsmittel
sowie gegebenenfalls vorhandene
[0018] Ladungssteuerungszusätze entfernt und auf diese Weise die Funktionspartikel freigelegt
werden. Ein derartiges Freilegen ist vorteilhaft, sofern die Funktionspartikel durch
chemische oder biochemische Wechselwirkung mit anderen, sich in der Umgebung befindlichen
Teilchen für einen entsprechend bestimmungsgemäßen Gebrauch der funktionalisierten
Oberflächenbereiche reagieren sollen. Das Freilegen der zumeist als Nanoteilchen vorliegenden
Funktionspartikel erfolgt vorzugsweise in Gegenwart eines chemischen Lösungsmittels,
das das Trockenlösungsmittel bzw. die Matrix sowie gegebenenfalls vorhandene Hilfsstoffe
des Toners auflösen und wegwaschen kann. Die Anhaftung der Funktionspartikel an der
Oberfläche des Flächensubstrates gilt es dabei unbeeinträchtigt zu belassen, indem
beispielsweise die zwischen den Funktionspartikeln und der Oberfläche wirkenden Adhäsionskräfte
möglichst unbeeinflusst und unbeschadet verbleiben. Alternativ oder in Kombination
zu den zwischen den Funktionspartikeln und der Oberfläche des Flächensubstrates wirkenden
Adhäsionskräften können gleichwohl auch chemische Bindungen zwischen den Funktionspartikeln
und der Oberfläche herrschen. Auch derartige chemische Bindungen sind bei einer entsprechenden
Freilegung der Funktionspartikel möglichst unbeschadet zu belassen.
[0019] Insbesondere die Verwendung einer Druckvorrichtung, die, wie vorstehend bereits erwähnt,
aus der
DE 20 2005 018 237 U1 zu entnehmen ist, eröffnet die Möglichkeit einer Mehrfachdruckbeschichtung eines
Flächenbereiches auf dem Flächensubstrat zur Ausbildung von Vielfachschichtsystemen,
beispielsweise von dreidimensional strukturierten Funktionsschichten oder von Multilayerschichten,
die aus einem vielschichtigen Aufbau bestehen, bei dem jede Schicht aus unterschiedlich
funktionalisierten Tonerpartikeln gebildet wird. Hierzu bietet es sich an, flächensteife
Flächensubstrate zu verwenden, um die reproduzierbare Positioniergenauigkeit des Substrats
im Drucker zu ermöglichen, die für mehrere Druckdurchgänge auf ein und dasselbe Substrat
erforderlich ist.
[0020] Im Weiteren werden konkrete Anwendungsbeispiele für das lösungsgemäße Verfahren beschrieben,
mit dem die Herstellung kostengünstiger Biosensoren möglich wird.
[0021] Zur Herstellung sogenannter in vivo Diagnostik-Chips werden als Funktionspartikel
Silika-Nanopartikel mit Durchmessern zwischen 50 nm bis 5 µm bereitgestellt, die an
ihrer Oberfläche chemisch modifiziert werden, so beispielsweise unter Verwendung von
Amino-, Thiol-, Epoxy-, Aldehyd- oder Carboxy-Gruppen. Die derart vorbehandelten Funktionspartikel
werden in der vorstehend beschriebenen Weise Tonerpartikeln beigemengt. Die derartig
funktionalisierten Tonerpartikel werden unter Verwendung des Laserdruckverfahrens
auf eine Kunststofffolie oder einen Glasträger übertragen, wobei beispielsweise Partikelflächen
mit der Größe 100µm x 100µm oder kleiner erzeugt werden. Der nach dem Druck- und Fixiervorgang
auf das Substrat aufgebrachte wiederverfestigte Toner wird anschließend in der vorstehend
beschriebenen Weise einer chemischen Nachbehandlung unterworfen. Hierbei wird die
Oberfläche zumindest eines Teils der modifizierten Silika-Nanopartikel zumindest teilweise
freigelegt. Anschließend werden die Funktionspartikel chemisch unter Beigabe von 1-Ethyl-3-(3-dimethylaminopropyl)carbodiimid
(EDC) aktiviert. Weiterhin werden Fängerstoffe, insbesondere Proteine, Antikörper,
DNA, RNA oder andere Sondenstoffe gezielt auf die vorbehandelten Funktionspartikel
aufgebracht, die an der Oberfläche der Funktionspartikel andocken.
[0022] Je nach Wahl der Fängermoleküle lassen sich somit biochemische Sensoroberflächen
auf einem Flächensubstrat mit Hilfe der Laserdrucktechnik realisieren. Beispielsweise
kann in einem einzigen Druckvorgang eine große Vielzahl einzelner, vorzugsweise arrayförmig
auf dem Flächensubstrat angeordneter, Biosensorflächen hergestellt werden, die durch
anschließende Dotierung mit unterschiedlichen Fängermolekülen zu Biosensoren für eine
Vielzahl unterschiedlicher zu detektierender Substanzen werden.
[0023] Ebenso lassen sich die Silica-Nanopartikel an ihrer Oberfläche mit biofunktionellen
Fragmenten von Proteinen modifizieren, welche als Erkennungssequenzen für die Adhäsion
von Zellen dienen. Vorzugsweise werden die biofunktionellen Fragmente der Proteine
aus einer der nachfolgenden Stoffgruppen ausgewählt: RGD und RGD-enthaltende Sequenzen,
PHSRN und PHSRN-enthaltende Sequenzen (Fibronektin-Fragmente), YIGSR und YIGSR-enthaltende
Sequenzen (Laminin-Fragment), FYFDLRLKGK und FYFDLRLKGK-enthaltende Sequenzen.
[0024] Auch lassen sich die Silica-Nanopartikel an ihrer Oberfläche mit Proteinen aus einer
Extrazellulären Matrix modifizieren, welche Erkennungssequenzen für die Adhäsion von
Zellen enthalten. Vorzugsweise werden die Proteine der Extrazellulären Matrix aus
einer der Stoffgruppe Kollagen, Elastin, Fibronektin, Vitronektin, Laminin ausgewählt.
[0025] Ein weiteres Beispiel für den vorteilhaften Einsatz des lösungsgemäßen Verfahrens
stellt die Herstellung von Teststreifen mit künstlichen Antikörpern für die Human-,
Veterinär-, Lebensmittel- sowie auch Umweltdiagnostik dar. Ein besonders populäres
Beispiel für derartige Teststreifen ist das weite Feld der Drogen- und Doping-Untersuchungen.
In diesem Fall werden aus Kunststoff bestehende Funktionspartikel den Tonerpartikeln
beigemengt, wobei der Kunststoff aus den nachfolgenden Stoffgruppen ausgewählt wird:
[0026] Methacrylsäure, Acrylsäure, Acrylamid, Methylmethacrylat, Vinylpyridin, Ethylstyrol,
Vinylimidazol, Vinylpyrolidon, Ethylenglycoldimethacrylat, N'-Methylenbiacrylamid,
Biphenol A, Divinylbenzol. Als Flächensubstrat dient vorzugsweise ein poröses Trägermaterial,
beispielsweise eine über eine aufgeraute Oberfläche verfügende Kunststofffolie. Die
Funktionspartikel verfügen über eine molekular geprägte Oberfläche (Molecular Imprinted
Particles, MIP), die so strukturiert ist, dass spezifische organische Substanzen selektiv
daran binden. Auch in diesem Fall wird nach dem Druck- und Fixiervorgang das im Toner
befindliche Trockenlösungsmittel und weitere Hilfsstoffe von der bedruckten Oberfläche
des Flächensubstrates entfernt, so dass die als Nanopartikel vorliegenden Funktionspartikel
zumindest teilweise freigelegt sind, so dass eine stoffspezifische Anbindung von Substanzen
an den jeweiligen Oberflächen der Funktionspartikel erfolgen kann.
[0027] Für den Nachweis unterschiedlicher Substanzen werden unterschiedliche Oberflächenprägungen
der Funktionspartikel benötigt. Hierfür bietet das lösungsgemäße Verfahren die Möglichkeit
innerhalb eines einzigen Fertigungsschrittes unter Verwendung einer Vielzahl entsprechender
Druckwerke unterschiedlich funktionalisierte Tonerpartikel auf die jeweilige Substratoberfläche
aufzudrucken. Beispielsweise können so an sich bekannte Teststreifen mit mehreren
sensitiven Testfeldern hergestellt werden.
[0028] Ferner eignen sich auch Elastomerpartikel zum Zwecke der Funktionalisierung der Tonerpartikel.
Besonders bevorzugte Elastomerpartikel sind aus den Stoffgruppen Polynitrilbutadien
und funktionalisiertes Polynitrilbutadien (z.B. Carboxyfunktionalisiert), Polylacton-Copolymere
oder Butylacrylat / Dimethyl-1,3-Isopropenylbenzyl-Isocyanate-Copolymere auszuwählen.
[0029] Auch der Einsatz von Hydrogelpartikeln zum Zwecke der Funktionalisierung der Tonerpartikel
ist denkbar, so beispielsweise Hydrogelpartikel aus einer der Stoffgruppen: Polyethylenglycole,
Poly(N-isopropylacrylamid), Polymethacrylsäure, Polyacrylsäure, Polyvinylalkohol,
Polyvinylacetat, Dextran, Hyaluronsäure, Chitosan, Kollagen, oder Copolymeren aus
den genannten Polymeren.
1. Verfahren zum Herstellen lokaler, funktioneller Oberflächenbereiche auf einem Flächensubstrat,
gekennzeichnet durch die Kombination der folgenden Verfahrensschritte:
- Bereitstellen von mit Funktionspartikeln, in Form von oberflächenmodifizierten Silica-Nanopartikeln
und/oder aus Kunststoff mit einer molekular geprägten Oberfläche bestehenden Funktionspartikeln
und/oder Elastomerpartikeln und/oder Hydrogelpartikeln, die einen mittleren Durchmesser
von 50 nm bis 5 µm aufweisen, versehenen Tonerpartikel, die wenigstens aus einem Trockenlösungsmittel
bestehen und über einen Durchmesser von 1 µm bis 50 µm verfügen, im Weiteren als funktionalisierte
Tonerpartikel bezeichnet,
- Aufbringen der funktionalisierten Tonerpartikel auf das Flächensubstrat im Wege
eines Laserdruckverfahrens, bei dem die lokal an einer Fotowalze anhaftenden funktionalisierten
Tonerpartikel im Wege eines Rollendruckes auf lokale Oberflächenbereiche des Flächensubstrats
übertragen werden, und
- Fixieren der funktionalisierten Tonerpartikel auf dem Flächensubstrat zur Ausbildung
von lokalen Oberflächenbereichen aus wiederverfestigtem, funktionellem Toner.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass zumindest ein Teil des wiederverfestigten funktionellen Toners derart nachbehandelt
wird, dass zumindest ein Teil der sich im Toner befindlichen Funktionspartikel zumindest
teilweise frei gelegt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, dass die Nachbehandlung durch Zugabe eines chemischen Lösungsmittels erfolgt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass das Bereitstellen, Aufbringen und Fixieren von funktionalisierten Tonerpartikeln
wenigstens zweimal hintereinander auf ein und dem gleichen Flächensubstrat ausgeführt
wird zur Herstellung mehrschichtiger funktioneller Oberflächenbereiche.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass die Silica-Nanopartikel an ihrer Oberfläche jeweils mit Amino-, Thiol-, Epoxy-, Aldehyd-
oder Carboxy-Gruppen oder mit biofunktionellen Fragmenten von Proteinen modifiziert
werden, welche als Erkennungssequenzen für die Adhäsion von Zellen dienen, modifiziert
werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, dass nach Aufbringen, Fixieren und Nachbehandeln der funktionalisierten Tonerpartikel
auf dem Flächensubstrat die Silica-Nanopartikel chemisch aktiviert werden.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, dass die chemische Aktivierung mittels 1-Ethyl-3-(3-dimethylaminopropyl)carbodiimid (EDC)
erfolgt, und
dass Fängermoleküle, insbesondere Proteine, Antikörper, DNA, RNA gezielt auf die Silica-Nanopartikel
aufgebracht werden.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, dass die biofunktionellen Fragmente der Proteine aus einer der Stoffgruppen RGD und RGD-enthaltende
Sequenzen, PHSRN und PHSRN-enthaltende Sequenzen (Fibronektin-Fragmente), YIGSR und
YIGSR-enthaltende Sequenzen (Laminin-Fragment), FYFDLRLKGK und FYFDLRLKGK-enthaltende
Sequenzen ausgewählt werden.
9. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass die Silica-Nanopartikel an ihrer Oberfläche mit Proteinen aus einer Extrazellulären
Matrix modifiziert werden, welche Erkennungssequenzen für die Adhäsion von Zellen
enthalten.
10. Verfahren nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, dass die Proteine der Extrazellulären Matrix aus einer der Stoffgruppe Kollagen, Elastin,
Fibronektin, Vitronektin, Laminin ausgewählt werden.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass die aus Kunststoff bestehenden Funktionspartikel aus nachfolgender Stoffgruppe ausgewählt
werden: Methacrylsäure, Acrylsäure, Acrylamid, Methylmethacrylat, Vinylpyridin, Ethylstyrol,
Vinylimidazol, Vinylpyrolidon, Ethylenglycoldimethacrylat, N'-Methylenbiacrylamid,
Biphenol A, Divinylbenzol.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass die Elastomerpartikel aus den Stoffgruppen Polynitrilbutadien und funktionalisiertes
Polynitrilbutadien (z.B. Carboxyfunktionalisiert), Polylacton-Copolymere oder Butylacrylat
/ Dimethyl-1,3-Isopropenylbenzyl-Isocyanate-Copolymere ausgewählt werden.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass die Hydrogelpartikel aus einer der Stoffgruppen Polyethylenglycole, Poly(N-isopropylacrylamid),
Polymethacrylsäure, Polyacrylsäure, Polyvinylalkohol, Polyvinylacetat, Dextran, Hyaluronsäure,
Chitosan, Kollagen, oder Copolymeren aus den genannten Polymeren ausgewählt werden.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13,
dadurch gekennzeichnet, dass als Flächensubstrat eine Kunststofffolie oder ein Glasträger verwendet wird und die
funktionalisierten Oberflächenbereiche als Sensoroberfläche für einen in vivo Diagnostikchip
dienen.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 14,
dadurch gekennzeichnet, dass mehrere unterschiedlich funktionalisierte Tonerpartikel auf einem Flächensubstrat
nebeneinander aufgebracht werden, und dass das Flächensubstrat als Teststreifen ausgebildet
wird zum Einsatz in der Human-, Veterinär-, Lebensmittel- oder Umweltdiagnostik.