[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein System und ein Verfahren der Abformung von Körperteilen
zum unmittelbaren Erhalt einer repräsentativen Negativform des abgeformten Körperteils
sowie auf die Darstellung eines abgeformten Körperteils.
[0002] Aus der
DE 20 2006 017770 U1 ist eine Vorrichtung zum Abformen von Körperteilen bekannt geworden, die ein flächiges
Substrat mit zwei Außenschichten zum Anlegen an mindestens ein abzuformendes Körperteil
und eine zwischen den Außenschichten eingebettete Innenschicht aus einer plastisch
verformbaren Abdruckmasse umfasst. Die Außenschichten werden aus einer Folie auf der
Basis thermoplastischer Kunststoffe gebildet. Das flächige Substrat soll die Abformung
beispielsweise eines Händedrucks ermöglichen, d. h. eine dreidimensionale Gestalt
nach Art einer Skulptur dauerhaft bilden. Durch die Einbettung der Innenschicht in
Außenschichten soll die Abformung der Körperteile innerhalb kürzester Zeit ohne direkten
Kontakt mit der Abdruckmasse durchgeführt werden. Nachteilig an dieser Abformmethode
ist jedoch, dass Außenschichten aus thermoplastischer Kunststofffolie bei der Abformung
von Körperteilen hässliche Falten schlagen und dass eine plastisch verformbare Abdruckmasse,
die von Außenschichten umgeben ist, nicht aushärtet, d. h. plastisch verformbar bleibt,
auch wenn sie um ein Körperteil gelegt wird. Eine dauerhafte Darstellung des abgeformten
Körperteils kann so nicht erzielt werden.
[0003] Abformmassen für Körperteile sind an sich bekannt, beispielsweise aus der Dentaltechnik.
Solche Abdrücke dienen dazu, einen Abguss eines Körperteils (Gebiss) herzustellen,
sind jedoch nicht geeignet, eine repräsentative Negativform des abgeformten Körperteils
zu bilden. Eine repräsentative Darstellung eines Körperteils ist eine solche, die
den Wert der Person, deren Körperteil abgeformt wird, hervorhebt.
[0004] Die Herstellung von Negativformen ist seit alters her bekannt, und dient dazu, die
Negativform auszugießen und aus dem so gewonnenen (positiven) Gussstück z. B. ein
Schmuckstück herzustellen. Neuere Vorschläge dieser Art sind aus der
DE-A 29 03 728 sowie aus
US 6,435,255 B1 und
US 6,648,056 B1 bekannt. In all diesen Fällen wird ein mehrstufiges Verfahren benötigt, um das Schmuckstück
herzustellen, d. h. der herzustellende Gegenstand, das Schmuckstück, wird nicht unmittelbar
als eine Negativform aus dem Abformvorgang erhalten.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Nichtfachleuten die Herstellung von repräsentativen
Negativformen abgeformter Körperteile zu ermöglichen.
[0006] Zur Lösung der gestellten Aufgabe wird ein System der Abformung von Körperteilen
vorgeschlagen, das eine hautfreundliche, nicht haftende, aushärtende Abdruckmasse,
einen schmückenden Rahmen zum Halten der Abdruckmasse während des Abformvorgangs und
ein Werkzeug umfasst, um die Abdruckmasse in geeigneter Weise an dem Rahmen zu verteilen
und zu befestigen. Mittels dieser Systemkomponenten kann auch der Nichtfachmann ein
gewünschtes Körperteil als Negativabdruck darstellen. Indem edle Materialien für den
Rahmen und die Abdruckmasse gewählt werden, kann das erhaltene Werkstück als wertvolles
Erinnerungsstück angesehen werden.
[0007] Im Einzelnen bildet der Rahmen einen Werkstückträger, d.h. nimmt die frisch zubereitete
Abdruckmasse in einem Hohlraum auf, um ein Widerlager beim Eindrücken des Körperteils
in die Abdruckmasse zu bilden. Damit die Abdruckmasse richtig in dem Rahmen sitzt,
ist es zweckmäßig, die Abdruckmasse in dem Hohlraum auszuwalken. Zu diesem Zweck ist
das Werkzeug als eine Walkplatte in dem System vorgesehen, die es dem Laien erleichtert,
gegebenenfalls eine ebene "Bildfläche" zu schaffen, bevor der gewünschte Körperteil
in die Bildfläche eingedrückt wird.
[0008] Als Abdruckmasse wird eine hautfreundliche, nicht haftende, aushärtende Zwei- oder
Mehrkomponentenmischung mit ausreichend langer Topfzeit bevorzugt, die es dem Laien
erlaubt, das System ohne Schwierigkeiten anzuwenden. Der Gebrauch einer Trenncreme
wird in Betracht gezogen, da ein solches Trennmittel nicht schwierig für den Laien
zu handhaben ist. Allerdings haftet die vorgesehene Abdruckmasse nicht auf Haut.
[0009] Der Hohlraum des Rahmens umfasst eine vorbestimmte Größe, und es wird bevorzugt,
die Mischkomponenten der aushärtenden Abdruckmasse in solchen Portionen abzupacken,
wie für das Auskleiden oder Ausfüllen des Hohlraums des Rahmens benötigt wird.
[0010] Der Rahmen mit Größe und Form des Rahmenhohlraums kann für unterschiedliche Körperteile
angepasst geliefert werden, beispielsweise für Finger, Hand oder Gesichtspartien.
Je nach Anwendung ist der Rahmenhohlraum mehr flach oder tief ausgebildet.
[0011] Eine Darstellung mit durchscheinender Abdruckmasse erscheint besonders edel, weswegen
durchscheinende Abdruckmassen bevorzugt werden. Zur Förderung des Aussehens des Produkts
kann der Boden des Rahmens abtrennbar gestaltet sein.
[0012] Abdruckmassen aus Silikonkautschuk oder Silikongummi werden bevorzugt, da diese untoxisch
und gut handhabbar sind.
[0013] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand der Zeichnung beschrieben. Dabei
zeigt:
- Fig. 1
- einen Rahmen, von oben gesehen,
- Fig. 2
- einen Querschnitt durch den Rahmen,
- Fig. 3
- eine Seitenansicht eines Werkzeugs und
- Fig. 4
- einzelne Schritte bei der Abformung eines Körperteils.
[0014] Fig. 1 und 2 zeigen einen Rahmen 1 im Aussehen eines Bilderrahmens, der bei der Abformung
von Körperteilen benutzt wird. Der Rahmen weist ein Sichtfenster 2 und dahinter einen
Hohlraum 3 auf. Der Rand des Hohlraums 3 ist präpariert, um eine Halteeinrichtung
in Form eines Hinterschnitts 4 für das herzustellende Produkt zu bilden. Der Hohlraum
wird durch einen Boden 5 des Rahmens begrenzt.
[0015] In der dargestellten Ausführungsform bildet der Rahmen 1 einen Block, der einstückig
gegossen oder gefräst wird. Alternativ kann eine entfernbare Rückwand vorgesehen sein.
Ferner ist es möglich, einen Einsatz im Rahmen vorzusehen, um die Negativform mit
dem Einsatz getrennt von dem schmückenden Rahmen herzustellen.
[0016] Der Rahmen 1 muss mehr als nur ein Werkstückhalter sein, er muss vielmehr das hergestellte
Produkt hervorheben und gewissermaßen "zum Kunstwerk erklären". Deshalb wird edles
Material für den Bau des Rahmens 1 verwendet.
[0017] Als Material des Rahmens kommt Holz, Metall, Glas oder Kunststoff, darunter Acrylat
(Plexiglas), Kristall (unterschiedlicher Art), Ton oder Gestein (unterschiedlicher
Art) in Betracht. Der Rahmen kann auch schmuckstückartig verarbeitet sein, beispielsweise
mit künstlichen Zirkonkristallen (Swarowski) geschmückt sein.
[0018] Der Hohlraum 3 dient zur Aufnahme einer aushärtenden Abdruckmasse 10 (Fig. 4, Bild
a), die untoxisch und hautfreundlich ist und möglichst nicht an Haut haftet und deren
Topfzeit für die vorgesehene Verarbeitung ausreichend lang ist. Als bevorzugte Abdruckmasse
wird Silikongummi oder -kautschuk angesehen, der aus zwei Komponenten gemischt wird.
Es werden abgepackte Portionen der komponenten der Abdruckmasse bereitgestellt, die
nach Mischung eine Menge der Abdruckmasse ergeben, die den Hohlraum 3 nicht ganz ausfüllt.
Um die Abdruckmasse 10 im Hohlraum 3 zu verankern, wird die Masse bis unter den Hinterschnitt
4 ausgebreitet, und hierzu dient ein in Fig. 3 dargestelltes Werkzeug 20. Das Werkzeug
20 ist gewissermaßen als Walkplatte mit einem Eingriffsbereich 21 zum Durchgriff durch
das Sichtfenster 2 und einem Abstützbereich zur Abstützung am Rahmen 1 ausgebildet.
Die Walkplatte ist insgesamt gekrümmt und wird als Ronde aus einer Zylinderwand herausgeschnitten,
jedoch mit einer umlaufenden Stufe 23. Fig. 3 ist nicht maßstäblich zu Fig. 2 gezeichnet,
denn der Eingriffsbereich 21 sollte gerade durch das Fenster 2 des Rahmens 1 hindurch
reichen, während es an der Stufe 23 zur Abstützung am Fensterrand kommt. Wie in Fig.
4, Bild b, gezeigt, wird die gemischte Abdruckmasse 10 mittels der Walkplatte 20 plattgedrückt
und danach (Bilder c und d) ausgewalkt, um eine ebene Schicht 11 darzustellen, deren
Rand gut an der Hinterschneidung 4 verankert ist. Dabei wird das Werkzeug 20 auch
um 90° gegenüber der Darstellung in Bildern c und d gedreht angewendet. Diese Arbeiten
haben während der Topfzeit der Abdruckmasse zu erfolgen.
[0019] Noch während der Topfzeit der Abdruckmasse wird der abzuformende Körperteil 30, beispielsweise
die flache Hand, in die Oberfläche der Abdruckmasse innerhalb des Fensters 2 gedrückt
und für eine bestimmte Zeit dort belassen, bis die Abdruckmasse einen bleibenden Festigkeitszustand
erreicht hat, aber noch genügend elastisch-nachgiebig ist, um den Körperteil zu entformen.
Nach Entfernen des abgeformten Körperteils bleibt ein Eindruck 12 in der Oberfläche
11 der Abdruckmasse 10 zurück, wie in Bild f gezeigt.
[0020] Um sich den abzuformenden Körperteilen anzupassen, werden unterschiedliche Größen
und Formen der Rahmen 1 geschaffen. Im Prinzip stellt jeder Abdruck ein Negativrelief
des abgeformten Körperteils dar. Für eine Fingerkuppe oder eine flache Hand wird jedoch
ein flacheres Relief abgeformt, etwa im Vergleich zum Abdruck einer Gesichtspartie.
Um eine Gesichtspartie abzuformen, wird man einen vergleichsweise tiefen Hohlraum
wählen und diesen gegebenenfalls nur so weit mit Abdruckmasse füllen, dass die Wände
des Hohlraums gut bedeckt sind. Auch hier ist ein Andruckwerkzeug zum Andrücken der
Abdruckmasse an die Wände des Hohlraums nützlich. Der Herstellungsset kann eine Augenabdeckung
enthalten.
[0021] Durchscheinendes Material der Abdruckmasse kann sehr dekorativ sein. Um dies zur
Geltung zu bringen, wird der Rahmen 1 mit einem abnehmbaren Boden ausgestattet. Um
die Abdruckmasse in dem Fenster zu verankern, wird eine Halteeinrichtung in Form eines
doppelten Hinterschnitts (das Fenster 2 verengt sich sowohl nach oben als auch nach
unten in Fig. 2) gewählt. Das Material kann auch eingefärbt sein, z. B. rosa, kastanienbraun,
hell-lila, gelb oder weiß.
Beispiel
[0022] Additionsvernetzendes Silikon aus zwei Komponenten, die im Mischungsverhältnis 1:1
(Volumen oder Gewicht) zu mischen sind und dann eine knetbare Masse ergeben.
| |
Mischung 1 |
Mischung 2 |
Mischung 3 |
Mischung 4 |
| Topfzeit |
ca. 1 min. |
ca. 1 min. |
2-3 min. |
ca. 30 min. |
| Entformzeit |
ca. 7 min. |
ca. 7 min. |
7-8 min. |
ca. 5 h |
| Shore A Härte |
35 |
50 |
35 |
40 |
| Spez. Gew. |
1,3 g/cm3 |
1,3 g/cm3 |
1,5 g/cm3 |
1,3 g/cm3 |
1. System der Abformung von Körperteilen zum unmittelbaren Erhalt einer repräsentativen
Negativform (12) des abgeformten Körperteils (30), umfassend
eine hautfreundliche, nicht haftende aushärtende Abdruckmasse (10),
einen schmückenden Rahmen (1), der ein Sichtfenster (2) darbietet und zusammen mit
einem Boden (5) einen Hohlraum (3) zur Aufnahme der aushärtenden Abdruckmasse (10)
bestimmt, und
ein Werkzeug (20), das zum Andrücken der Abdruckmasse (10) an die Hohlraumwände des
Rahmens (1) ausgebildet ist.
2. System nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass die Abdruckmasse (10) ein Silikongummi oder -kautschuk umfasst.
3. System nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass die aushärtende Abdruckmasse (10) zwei miteinander mischbare Komponenten umfasst,
die in Portionen mit Mengen dargeboten werden, um nach Mischen den Hohlraum (3) des
Rahmens (1) auszukleiden.
4. System nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, dass der Hohlraum (3) flach ist und die gemischte Abdruckmasse (10) den Hohlraum (3) nahezu
ausfüllt.
5. System nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, dass der Hohlraum tief ist und die gemischte Abdruckmasse die Wände des Hohlraums gut
bedeckt.
6. System nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass der Rahmen (1) einstückig geformt ist.
7. System nach einem der Ansprüche 1 bis 5, gekennzeichnet durch eine Ausführungsform, bei der der Boden (5) des Rahmens (1) entfernbar am Rahmen
(1) angebracht ist.
8. System nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, dass das Werkzeug (20) als Walkplatte mit einem Eingriffsbereich (21) zum Durchgriff durch
das Sichtfenster (2) und mit einem Abstützbereich (22) zur Abstützung am Rahmen (1)
ausgebildet ist.
9. System nach Anspruh 8,
dadurch gekennzeichnet, dass die Walkplatte (20) einen Zylinderwandteil mit Stufenrand (23) darstellt.
10. System nach einem der Ansprüche 1 bis 9
dadurch gekennzeichnet, dass die Abdruckmasse (10) durchscheinend ist.
11. System nach einem der Ansprüche 1-10,
dadurch gekennzeichnet, dass die Abdruckmasse (10) eingefärbt ist.
12. Verfahren zur Abformung von Körperteilen zum unmittelbaren Erhalt einer repräsentativen
Negativform (12) des abgeformten Körperteils (30), mit folgenden Schritten:
a) Anmischen einer hautfreundlichen, nicht haftenden, aushärtenden Abdruckmasse (10);
b) Einbringen der Abdruckmasse (10) in einen schmückenden Rahmen (1) mit Hohlraum
(3);
c) Andrücken der Abdruckmasse (10) an die Wände innerhalb des Hohlraums (3) und Bilden
einer Sichtseite (11) an der Abdruckmasse (10);
d) Eindrücken des abzuformenden Körperteils (30) in die Sichtseite (11) der Abdruckmasse
(10);
e) Entfernen des Körperteils (30) aus der Abdruckmasse (10) und Erhalt einer dekorativ
eingerahmten Darstellung eines abgeformten Körperteils.
13. Darstellung eines abgeformten Körperteils, gekennzeichnet durch eine repräsentative Negativform (12) des abgeformten Körperteils (30), die in einem
schmückenden Rahmen (1) durch Einbettung des Randes der Negativform (12) an Verankerungsstellen (4) des Rahmens
(1) befestigt ist.