(19)
(11) EP 2 061 287 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
20.05.2009  Patentblatt  2009/21

(21) Anmeldenummer: 08019735.3

(22) Anmeldetag:  12.11.2008
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
H05B 6/68(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MT NL NO PL PT RO SE SI SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL BA MK RS

(30) Priorität: 15.11.2007 DE 102007054566

(71) Anmelder: Topinox Sarl
68270 Wittenheim (FR)

(72) Erfinder:
  • Contius, Janine
    22941 Jersbek (DE)
  • Klimm, Karin
    87648 Airtrang (DE)
  • Greiner, Michael, Dr.
    86899 Landsberg (DE)
  • Kling, Judith
    86899 Landsberg a. Lech (DE)

(74) Vertreter: Weber-Bruls, Dorothée 
Forrester & Boehmert Pettenkoferstrasse 20-22
80336 München
80336 München (DE)

   


(54) Verfahren zur Einstellung der Taktung eines gepulsten Mikrowellengenerators eines Gargeräts und ein Gargerät hierfür


(57) Die Erfindung betriff ein Verfahren zur Einstellung der Taktung zumindest eines gepulsten Mikrowellengenerators eines Gargerätes in Abhängigkeit von zumindest einem Gargut-Parameter, zumindest einem Garraum-Parameter, zumindest einem Benutzereingabe-Parameter und/oder zumindest einem Garprozeß-Parameter, wobei die mittlere Leistung und die Pausendauer zwischen zwei aufeinanderfolgenden Pulsen des Mikrowellengenerators unabhängig voneinander gesteuert oder geregelt werden können; und ein Gargerät zum Durchführen solch eines Verfahrens.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Einstellung der Taktung zumindest eines gepulsten Mikrowellengenerators eines Gargerätes in Abhängigkeit von zumindest einem Gargut-Parameter, zumindest einem Garraum-Parameter, zumindest einem Benutzereingabe-Parameter und/oder zumindest einem Garprozeß-Parameter.

[0002] Lebensmittel mit einer kurzen Garzeit, welche empfindlich auf Mikrowellenstrahlung reagieren, dürfen nur über relativ kurze Zeiträume mit Dauerstrich-Mikrowellenstrahlung beaufschlagt werden. Unempfindliche Lebensmitteln hingegen können über längere Zeiträume Mikrowellenstrahlung ausgesetzt werden. Außerdem kann sich die Mikrowellenverträglichkeit eines Lebensmittels im Verlauf eines Garprozesses verändern. Dies gilt es bei einer Optimierung eines Garverfahrens zu berücksichtigen.

[0003] In Fig. 1 ist der typische zeitliche Verlauf der Ausgangsleistung P eines gepulsten, nicht gezeigten Mikrowellengenerators, insbesondere eines Magnetrons, aufgetragen. Unter der Ausgangsleistung P wird hier die Leistung der Einhüllenden eines mit der Mikrowellen-Trägerfrequenz oszillierenden Mikrowellensignals verstanden. Während der Beaufschlagung eines nicht gezeigten Garguts mit einem rechteckförmigen Mikrowellenimpuls der Dauer TPuls liefert der Mikrowellengenerator eine Momentanleistung mit einem Scheitelwert P1, die in den Pausenzeiten für eine Pausendauer TPause auf Null absinkt. Die mittlere Ausgangsleistung PMittel des beschriebenen rechteckförmigen Mikrowellensignals wird durch die einfache Relation PMittel = P1 · TPuls / T0 beschrieben und kann über eine Veränderung des Verhältnisses zwischen der Pulsdauer TPuls und der Periodendauer T0, d.h. des Tastgrades, variiert werden.

[0004] Aus dem Stand der Technik, beispielsweise aus der US 4,149,057, ist es bekannt, die von einem Magnetron erzeugte mittlere Mikrowellenleistung durch eine Änderung des Tastgrades einer rechteckförmig gepulsten Magnetron-Ausgangsleistung einzustellen.

[0005] Ferner ist in der DE 35 28 228 A1 offenbart, eine Zeit- und/oder Programmsteuereinrichtung in einem Gargerät mit einer Mikrowellenquelle vorzusehen, durch welche die Mikrowellenenergie bezüglich Heizleistung durch Taktung und bezüglich Heizdauer einstellbar ist, und zwar derart, daß die mittlere Mikrowellenleistung für verschiedene Schritte eines Garprogrammes unterschiedlich sind.

[0006] In der EP 1 021 068 B1 ist ein gattungsgemäßes Verfahren zum Auftauen von Gargut in einem Mikrowellenofen offenbart, bei dem in Abhängigkeit eines gemessenen Garprozeß-Parameters der Eintrag der Mikrowellenstrahlung in ein aufzutauendes Gargut eingestellt wird. Dabei wird dieser Parameter zu vorbestimmten Intervallen während eines Garprozesses verfolgt, und nach jedem Meßintervall wird über die Taktung des Mikrowellensignals die mittlere Leistung desselben an Veränderung des Garprozeß-Parameters angepaßt.

[0007] Aus der US 4,317,977 ist es zudem bekannt, die Garzeit in einem Mikrowellenofen in Abhängigkeit eines gemessenen Gargut-Parameters eines zu garenden Garguts zu kontrollieren. Als Gargut-Parameter sind hierbei die absorbierte Mikrowellenleistung des Garguts, die Ausgangsmasse des Garguts, die Ausgangstemperatur des Garguts, die spezifische Wärme des Garguts und der Gewichtsverlust des Garguts durch Verdampfen von Wasser beim Garen beschrieben.

[0008] In der US 5,317,133 ist ein Verfahren zur Kontrolle der Magnetron-Ausgangsleistung in einem Mikrowellenofen offenbart, bei dem die mittlere Mikrowellenleistung durch das Tastverhältnis der periodischen Magnetron-Ausgangsleistung eingestellt wird. Dabei wird die gesamte Gardauer und die mittlere Magentron-Ausgangsleistung an das Gargut innerhalb des Mikrowellenofens angepaßt.

[0009] Ein weiterer Mikrowellenherd ist in der US 4,370,535 beschrieben, bei dem der Tastgrad eines Magnetrons in Abhängigkeit einer Garguttemperatur eingestellt wird. Insbesondere kann zum Auftauen von Gargut der Tastgrad so in Abhängigkeit der Garguttemperatur eingestellt werden, daß die mittlere Magnetron-Ausgangsleistung zum Ende des Garprozesses stetig abnimmt.

[0010] Nachteilig an diesem Stand der Technik ist, daß eine Anpassung der mittleren Mikrowellenleistung an einen Parameter während eines Garprozesses nur eine unzureichende Berücksichtigung der Mikrowellenempfindlichkeit eines Garguts ermöglicht.

[0011] Ferner ist aus der DE 38 30 431 C1 ein Mikrowellen-Haushaltsgerät mit Auftaufunktion bekannt, bei dem Gargut intervallartig mit Mikrowellenstrahlung beaufschlagt wird, wobei sich in den Beaufschlagungspausen unterschiedliche Temperaturen innerhalb des Garguts ausgleichen können, also eine Vergleichmäßigung des Auftauprozesses herbeigeführt wird. Die Steuerung der Taktung der Mikrowellenleistung erfolgt dabei in Abhängigkeit von einer benutzerseitig angewählten Auftauleistung. Nachteilig bei dem in der DE 38 30 431 C1 offenbarten Mikrowellen-Haushaltsgerät ist, daß es nicht möglich ist, die Taktung der Mikrowellenpulse während des Gar- oder Auftauprozesses an sich verändernde Parameter, wie Gargut-Parameter, anzupassen.

[0012] Es ist somit die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, das gattungsgemäße Verfahren derart weiterzuentwickeln, daß die Nachteile des Stands der Technik überwunden werden. Insbesondere soll beim Betrieb eines Gargerätes die gepulste Mikrowellenleistung zur Beaufschlagung von Gargut so optimiert werden, daß während des gesamten Garprozesses eine schonende und effiziente Garung erfolgt.

[0013] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß die mittlere Leistung und die Pausendauer zwischen zwei aufeinanderfolgenden Pulsen des Mikrowellengenerators unabhängig voneinander gesteuert oder geregelt werden können.

[0014] Ferner kann vorgesehen sein, daß die Art des Garguts, wie Fleisch, Fisch, Backwaren oder dergleichen, der Ausgangszustand des Garguts, wie gefroren oder frisch oder die Ausgangsmasse, das Ausgangsgewicht, das Ausgangskaliber oder dergleichen, der Gargrad des Garguts, wie innerer Gargrad, bestimmt insbesondere durch eine Kerntemperatur, einen Kochwert, einen Pasteurisationswert, einen Gewichtsverlust oder dergleichen, und/oder der externe Gargrad, bestimmt insbesondere durch die Bräunung, die Krustenbildung oder dergleichen, und/oder die Last an Gargut in einem Garraum als Gargut-Parameter bestimmt wird bzw. werden, vorzugsweise über zumindest einen ersten Sensor.

[0015] Auch wird vorgeschlagen, daß ein Klimaparameter, insbesondere bestimmt durch die Temperatur, die Feuchte und/oder die Strömungsgeschwindigkeit von Garraumatmosphäre, im Garraum als Garraum-Parameter bestimmt wird bzw. werden, vorzugsweise über zumindest einen zweiten Sensor.

[0016] Erfindungsgemäß wird vorgeschlagen, daß ein Soll-Wert, wie ein Soll-Wert eines Gargut-Parameters, eines Garraum-Parameters oder dergleichen, und/oder ein Garprozeß und/oder Garprozeßschritt als Benutzereingabe-Parameter eingegeben wird, vorzugsweise unter Zwischenschaltung einer Bedieneinrichtung, einer gargeräteinternen Speichereinrichtung, einer gargeräteexternen Speichereinrichtung, das Internet oder dergleichen.

[0017] Weiterhin wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß die Dauer- und/oder Restlaufzeit eines Garprozesses oder Garprozeßschrittes und/oder ein Garraum-Parameter und/oder ein Gargut-Parameter zumindest zu zwei Zeitpunkten während eines Garprozesses oder Garprozeßschrittes als Garprozeß-Parameter bestimmt wird bzw. werden, vorzugsweise über zumindest einen dritten Sensor.

[0018] Bevorzugte erfindungsgemäße Verfahren sind dadurch gekennzeichnet, daß zu Beginn eines Garprozesses oder Garprozeßschrittes ein erster Default-Wert der mittleren Leistung und ein zweiter Default-Wert der Pausendauer in Abhängigkeit von zumindest einem Benutzereingabe-Parameter bestimmt wird.

[0019] Dabei ist ebenfalls bevorzugt vorgesehen, daß der erste und/oder zweite Default-Wert in Abhängigkeit von zumindest einem erfaßten Gargut-Parameter, einem erfaßten Garraum-Parameter und/oder einem erfaßten Garprozeß-Parameter angepaßt wird bzw. werden.

[0020] Erfindungsgemäß kann auch vorgesehen sein, daß die Pausenzeiten in Abhängigkeit des, sich insbesondere zeitliche verändernden, thermischen Diffusionsverhaltens des Garguts angepaßt werden.

[0021] Vorgeschlagen wird erfindungsgemäß des weiteren, daß der Mikrowellengenerator ein periodisches Mikrowellensignal mit einer im wesentlichen rechteckförmigen Pulsform erzeugt, wobei die mittlere Leistung dieses Signals durch das Verhältnis zwischen der Periodendauer und der Pulsdauer eingestellt wird.

[0022] Mit der Erfindung wird auch ein Gargerät mit zumindest einem Mikrowellengenerator, einer Steuer- oder Regeleinrichtung, einer Bedieneinrichtung, einer Speichereinrichtung und zumindest einem Sensor zum Durchführen eines erfindungsgemäßen Verfahrens geliefert.

[0023] Solch ein erfindungsgemäßes Gargerät kann ferner gekennzeichnet sein durch eine elektrische Heizeinrichtung, eine gasbetriebene Heizeinrichtung, eine Kühleinrichtung, eine Feuchtigkeitszufuhreinrichtung, eine Feuchtigkeitsabfuhreinrichtung, eine Wärmespeichereinrichtung, eine Garraumatmosphärenzirkulationseinrichtung und eine Anzeigeeinrichtung.

[0024] Es ist somit die überraschende Erkenntnis der Erfindung, daß durch die Möglichkeit, sowohl die mittlere Leistung als auch die Pausendauer eines gepulsten Mikrowellensignals unabhängig voneinander einzustellen, eine Optimierung eines Garprozesses oder Garprozeßschrittes in Abhängigkeit eines Gargut-Parameters, eines Garraum-Parameters, eines Benutzereingabe-Parameters und/oder eines Garprozeß-Parameters während der gesamten Dauer des Garprozesses oder Garprozeßschrittes stattfinden kann. Durch eine intelligente Taktung der Mikrowellenstrahlung, d.h. durch eine intelligente Einstellung von Pulsdauer und Pausendauer, wobei die Größen auch die mittlere Leistung bestimmen, in Abhängigkeit der genannten Parameter kann nämlich die Mikrowellenverträglichkeit von Lebensmitteln in ihren jeweiligen Garphasen zur Erreichung eines optimalen Garergebnisses berücksichtigt werden.

[0025] Die mittlere Ausgangsleistung eines Mikrowellengenerators läßt sich erfindungsgemäß zunächst durch die Festlegung des Tastgrades TPuls / T0, also des Verhältnisses zwischen Pulsdauer und Periodendauer des getakteten Mikrowellensignals, einstellen. Die Pausenzeit TPause = T0 (1 - TPuls / T0) ist als verbleibender Freiheitsgrad über den Tastgrad mit der Periodendauer T0 verknüpft. Auf diese Weise kann die Pausenzeit in Abhängigkeit eines Gargut-Parameters, eines Garraum-Parameters, eines Benutzereingabe-Parameters und/oder eines Garprozeß-Parameters während der gesamten Dauer des Garprozesses oder Garprozeßschrittes separat optimiert werden. Indem die Pausenzeiten zwischen einzelnen Mikrowellenpulsen zum Temperaturausgleich im Gargut ausreichend groß gewählt werden, können insbesondere die schädlichen Auswirkungen von Hot-/Coldspots im Gargut vermieden werden.

[0026] Zusätzlich ermöglicht die Erfindung die Zuweisung einer mittleren Leistung und einer Pausendauer zu jedem Gargut, Garprozeß und/oder einem der zuvor erwähnten Parameter. Dieser zugewiesene Wert, der zu einer Defaulteinstellung führt, kann in Abhängigkeit beispielsweise eines bekannten Kalibers, eines Garguts, der Last im Garraum eines Garguts, dem Ausgangszustand des Garguts, wie frisch oder gefroren, oder weiterer Zustandserkennungen im Laufe eines Garverfahrens geändert werden. Dabei kann ein Garprozeß-Parameter beispielsweise durch eine verbleibende Restzeit eines Garprogramms bestimmt sein, so daß beispielsweise zum Ende der Garzeit zwecks Temperaturausgleich im Gargut eine Verringerung der Taktung möglich ist, so daß es zu einer gleichmäßigeren Erwärmung und Optimierung des Garergebnisses kommt.

[0027] Die erfindungsgemäße Optimierung der Mikrowellenbeaufschlagung von Gargut führt nicht nur zu einer Optimierung der sensorischen Qualität des fertiggegarten Garguts, sondern auch zu einer Reduzierung der Garzeit und einer Energieeinsparung.

[0028] Der Ablauf eines Garprozesses, bei dem ein erfindungsgemäßes Verfahren zum Einsatz kommt, wird im Anschluß anhand eines Beispiels verdeutlicht.
  1. i) Benutzereingabe-Parameter
    Um ein Hähnchen zu garen, werden vor Beginn eines Garprozesses von einer Bedienperson Soll-Gargut-Parameter, beispielsweise in Form einer gewünschten Gargutkategorie bzw. Gargutart" Geflügel/Braten", einer gewünschten Bräunung und einer gewünschten Kerntemperatur des Garguts, über eine Bedienvorrichtung eines Gargerätes ausgewählt. In Abhängigkeit dieser eingegebenen Benutzereingabe-Parameter wird von einer Steuer- oder Regeleinheit des Gargerätes jeweils ein Default-Wert für die Pulsdauer und die Pausenzeit der getakteten Mikrowellenleistung berechnet. Bei der hier ausgewählten Gargutart "Geflügel/Braten" wird für den nachfolgenden Garprozeß durch einen entsprechenden Tastgrad bspw. die volle mittlere Mikrowellenleistung festgelegt, da sowohl Geflügel als auch Braten relativ unempfindlich gegenüber Mikrowellenstrahlung sind. Die ausgewählte Soll-Bräunung hat keinen Einfluß auf die Taktung der Mikrowellenleistung. Im Gegensatz dazu wird in Abhängigkeit des ausgewählten Soll-Wertes der Kerntemperatur der Tastgrad der Mikrowellenleistung verändert. So führt generell eine Erhöhung des Kerntemperatur-Soll-Wertes zu einer Erhöhung der mittleren Ausgangsleistung der Mikrowellenquelle. Im Anschluß daran läuft der Garprozeß mit den errechneten Default-Werten für die Taktung der gepulsten Mikrowellenleistung an. Das vorstehend genannte Beispiel verdeutlicht also die Steuerung bzw. Regelung der mittleren Mikrowellenleistung in Abhängigkeit von Benutzereingabe-Parametern.
  2. ii) Gargut-Parameter
    In den ersten Minuten des genannten Garprozesses werden die Zustände des Garguts erkannt. Insbesondere wird vom Gargerät erkannt, ob es sich bei der Art des Garguts tatsächlich um Geflügel oder Braten handelt und ob das Gargut tiefgekühlt oder frisch ist. Des weiteren werden das Kaliber und die Form des Garguts, die Gargut-Last, und die Feuchte der Garraumatmosphäre, zur Bestimmung eines Gargutgewichtsverlustes, erkannt. Hierzu kommen geeignete Sensoren zum Einsatz.
    Daraufhin wird die aktuelle Taktung in Abhängigkeit der erkannten Gargutzustände, also in Abhängigkeit von Gargut-Parametern, nach Abschluß des jeweiligen Erkennungsprozesses erneut angepaßt.
    Wenn beispielsweise ein tiefgekühltes Hähnchen gegart werden soll, wird, insbesondere mittels eines in das Gargut eingesteckten Garprozeßfühlers, eine Kerntemperatur von unter 0°C gemessen. Daraufhin werden die zuvor errechneten Pausenzeiten der gepulsten Mikrowellenleistung zum Temperaturausgleich zwischen unterschiedlich heißen Stellen im Gargut deutlich verlängert, da zum Auftauen von Gargut generell ein möglichst homogener Eintrag von Mikrowellenstrahlung in das Gargut nötig ist. Wenn die Kerntemperatur, die weiterhin während des Garprozesses kontrolliert wird, über 0°C steigt, werden die Pausenzeiten verkürzt.
    Eine Aussage über die Größe des Hähnchens wird durch die Kalibererkennung ermöglicht. Das Kaliber bzw. die Größe kann beispielsweise über die Auswertung der Ausgabedaten des Garprozeßfühlers über die Zeit erfolgen. Handelt es sich nun um ein kleines Kaliber, wird die mittlere Mikrowellenleistung durch Anpassung des Tastgrades reduziert. Alternativ kann bei Erkennung eines sehr großen Kalibers wieder die volle nominelle mittlere Mikrowellenleistung eingestellt werden.
    Das genannte Beispiel verdeutlicht, wie in Abhängigkeit zweier Gargut-Parameter, nämlich der gemessenen Kerntemperatur und dem erkannten Kaliber des Garguts, während eines Garprozesses oder Garprozeßschrittes einerseits die mittlere Mikrowellenleistung und andererseits die Pausenzeiten zwischen aufeinander folgenden Mikrowellenpulsen gezielt und unabhängig von einander gesteuert oder geregelt werden können, um ein optimales Garergebnis zu erzielen.
  3. iii) Garprozeß-Parameter
    Während eines Garprozesses oder Garprozeßschrittes wird unabhängig von der Taktung des gepulsten Mikrowellengenerators die Restzeit des Garprozesses oder Garprozeßschritten von der Steuer- oder Regeleinheit des Gargerätes ermittelt. Eine Anpassung der Mikrowellenleistung in Abhängigkeit der Restzeit als Garprozeß-Parameter läuft beispielsweise wie folgt ab: Sind 80 % der Gesamtzeit abgelaufen, werden die Pausenzeiten der Mikrowellenleistung zum Beispiel um 5 %, erhöht. Eine weitere Verlängerung der Pausenzeiten kann bei Werten von 85 %, 90 % und 95 % der Gesamtzeit erfolgen. Wie bereits zuvor erwähnt, werden durch die Verlängerung der Pausenzeit Hot- und Coldspots im Gargut vermieden, da räumliche Temperaturunterschiede im Gargut, die während der räumlich ungleichmäßig verteilten Mikrowellenbeaufschlagung entstehen, durch thermische Diffusionsprozesse ausgeglichen werden können. Speziell zum Ende des Garprozesses hat das Gargut generell schon eine hohe Temperatur, so daß es daher sehr empfindlich gegenüber weiteren lokalen Temperaturüberhöhungen durch Hotspots reagieren kann.


[0029] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachstehenden Beschreibung, in der eine Ausführungsform der Erfindung anhand einer schematischen Zeichnung im Einzeln erläutert ist. Dabei zeigt:
Figur 1
den Verlauf einer Ausgangsleistung eines getakteten Mikrowellengenerators; und
Figur 2
den Verlauf einer Garraumtemperatur und Feuchte.


[0030] Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht beispielsweise die Anpassung der Mikrowellen-Taktung in Abhängigkeit der Feuchte der Garraumatmosphäre im Garraum. Dieses Prinzip soll am Beispiel von Backwaren beziehungsweise Semmeln verdeutlicht werden, die im Garraum bei trockener Hitze auf eine Garraumtemperatur GT von 250°C erhitzt werden. In Fig. 2 ist für diesen Fall der zeitliche Verlauf des Soll-Wertes GTsoll und des Ist-Wertes GTist der Garraumtemperatur GT dargestellt.

[0031] Nach Schließen der Garraumtür eines nicht gezeigten Gargeräts zu Beginn des Backprozesses wird der Ist-Wert der Garraumtemperatur GT auf einen nahezu konstanten Wert im Bereich des Soll-Wertes der Garraumtemperatur GTSoll geregelt. Während des Garprozesses wird überdies dem Garraum weder Feuchte F hinzugefügt noch abgezogen, wobei im Rahmen eines Umluftbetriebes eine Luftzirkulation im Garraum erzeugt wird. In Fig. 2 ist zu erkennen, daß ab einer Gardauer von ca. 8 Minuten der gemessene Ist-Wert der Feuchte Fist sich mit einem zunächst konstanten Anstieg erhöht, wobei im späteren Verlauf, ab ca. 16 Minuten, eine Sättigung der Feuchte einsetzt.

[0032] Wenn, wie in Fig. 2 gezeigt, die Feuchte im Garraum im späteren Verlauf des Garprozesses ansteigt, ist davon auszugehen, daß hierfür Verdampfungsprozesse innerhalb des Garguts verantwortlich sind. Das Produkt kann demnach stellenweise, insbesondere aufgrund von Ungleichmäßigkeiten bei Mikrowellenbestrahlung, schon übergar sein. Generell kann bei Verwendung von Mikrowellenstrahlung eine Austrocknung sowohl an der Oberfläche als auch im Inneren des Garguts möglich sein. Zum Zeitpunkt eines solchen Feuchteanstiegs im Garraum kann eine weitere Zugabe von Mikrowellenstrahlung zur weiteren Übergarung beziehungsweise Verbrennungen des Garguts führen, wobei andere Stellen des Garguts hingegen noch roh beziehungsweise ungar sein können. Wird also ein solcher Feuchteanstieg über Feuchtesensoren (nicht gezeigt) des Gargerätes erkannt, werden die errechneten Pausenzeiten der gepulsten Mikrowellenbeaufschlagung verlängert, so daß im Gargut ein Temperaturausgleich zwischen unterschiedlich heißen Stellen stattfinden kann. Dazu kann alternativ die Mikrowellenleistung auch komplett ausgeschaltet werden.

[0033] Die in der vorstehenden Beschreibung, in den Ansprüchen sowie den Zeichnungen offenbarten Merkmale der Erfindung können sowohl einzeln als auch in jeder beliebigen Kombination für die Verwirklichung der Erfindung wesentlich sein.

Bezugszeichenliste



[0034] 
P
momentane Ausgangsleistung des Mikrowellengenerators
P1
Scheitelwert der Momentanleistung
t
Zeit
TPuls
Pulsdauer
TPause
Pausenzeit
T0
Periodendauer
GT
Garraumtemperatur
GTsoll
Soll-Wert der Garraumtemperatur
GTist
Ist-Wert der Garraumtemperatur
F
Feuchte
Fist
Ist-Wert der Feuchte



Ansprüche

1. Verfahren zur Einstellung der Taktung zumindest eines gepulsten Mikrowellengenerators eines Gargerätes in Abhängigkeit von zumindest einem Gargut-Parameter, zumindest einem Garraum-Parameter, zumindest einem Benutzereingabe-Parameter und/oder zumindest einem Garprozeß-Parameter, dadurch gekennzeichnet, daß die mittlere Leistung und die Pausendauer zwischen zwei aufeinanderfolgenden Pulsen des Mikrowellengenerators unabhängig voneinander gesteuert oder geregelt werden können.
 
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Art des Garguts, wie Fleisch, Fisch, Backwaren oder dergleichen,
der Ausgangszustand des Garguts, wie gefroren oder frisch oder die Ausgangsmasse, das Ausgangsgewicht, das Ausgangskaliber oder dergleichen,
der Gargrad des Garguts, wie innerer Gargrad, bestimmt insbesondere durch eine Kerntemperatur, einen Kochwert, einen Pasteurisationswert, einen Gewichtsverlust oder dergleichen, und/oder der externe Gargrad, bestimmt insbesondere durch die Bräunung, die Krustenbildung oder dergleichen, und/oder
die Last an Gargut in einem Garraum
als Gargut-Parameter bestimmt wird bzw. werden, vorzugsweise über zumindest einen ersten Sensor.
 
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß
ein Klimaparameter, insbesondere bestimmt durch die Temperatur, die Feuchte und/oder die Strömungsgeschwindigkeit von Garraumatmosphäre, im Garraum als Garraum-Parameter bestimmt wird bzw. werden, vorzugsweise über zumindest einen zweiten Sensor.
 
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß ein Soll-Wert, wie ein Soll-Wert eines Gargut-Parameters, eines Garraum-Parameters oder dergleichen, und/oder ein Garprozeß und/oder Garprozeßschritt
als Benutzereingabe-Parameter eingegeben wird, vorzugsweise unter Zwischenschaltung einer Bedieneinrichtung, einer gargeräteinternen Speichereinrichtung, einer gargeräteexternen Speichereinrichtung, das Internet oder dergleichen.
 
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Dauer- und/oder Restlaufzeit eines Garprozesses oder Garprozeßschrittes und/oder ein Garraum-Parameter und/oder ein Gargut-Parameter zumindest zu zwei Zeitpunkten während eines Garprozesses oder Garprozeßschrittes
als Garprozeß-Parameter bestimmt wird bzw. werden, vorzugsweise über zumindest einen dritten Sensor.
 
6. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß zu Beginn eines Garprozesses oder Garprozeßschrittes ein erster Default-Wert der mittleren Leistung und ein zweiter Default-Wert der Pausendauer in Abhängigkeit von zumindest einem Benutzereingabe-Parameter bestimmt wird.
 
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß
der erste und/oder zweite Default-Wert in Abhängigkeit von zumindest einem erfaßten Gargut-Parameter, einem erfaßten Garraum-Parameter und/oder einem erfaßten Garprozeß-Parameter angepaßt wird bzw. werden.
 
8. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Pausenzeiten in Abhängigkeit des, sich insbesondere zeitliche verändernden, thermischen Diffusionsverhaltens des Garguts angepaßt werden.
 
9. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Mikrowellengenerator ein periodisches Mikrowellensignal mit einer im wesentlichen rechteckförmigen Pulsform erzeugt, wobei die mittlere Leistung dieses Signals durch das Verhältnis zwischen der Periodendauer und der Pulsdauer eingestellt wird.
 
10. Gargerät mit zumindest einem Mikrowellengenerator, einer Steuer- oder Regeleinrichtung, einer Bedieneinrichtung, einer Speichereinrichtung und zumindest einem Sensor zum Durchführen eines Verfahrens nach einem der vorangehenden Ansprüche.
 
11. Gargerät nach Anspruch 10, gekennzeichnet durch
eine elektrische Heizeinrichtung, eine gasbetriebene Heizeinrichtung, eine Kühleinrichtung, eine Feuchtigkeitszufuhreinrichtung, eine Feuchtigkeitsabfuhreinrichtung, eine Wärmespeichereinrichtung, eine Garraumatmosphärenzirkulationseinrichtung und eine Anzeigeeinrichtung.
 




Zeichnung








Angeführte Verweise

IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE



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In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente