[0001] Die Erfindung betrifft einen Stoßabsorber mit einem stoßabsorbierenden Gebilde aus
einem Kunststoffmaterial.
[0002] Es ist aus der Praxis bekannt, dass üblicherweise flächig gestaltete Gebilde aus
einem geeigneten Kunststoffmaterial sowohl stoßabsorbierende als auch ausreichend
flexible Eigenschaften aufweisen. Als geeignete Kunststoffmaterialien haben sich insbesondere
Gelmaterialien, beispielsweise Polyurethan-Gele, oder ausreichend formstabile Kunststoffschäume
erwiesen.
[0003] Derartige stoßabsorbierende Gebilde werden deshalb beispielsweise als Einlegesohlen
aus Gel für Schuhe oder zum Schutz von Körperteilen bei sportlicher Betätigung verwendet.
Durch die flexiblen Eigenschaften des Gelmaterials eignen sich derartige stoßabsorbierende
Gebilde insbesondere dazu, im Bereich von Gelenken eine stoßabsorbierende Wirkung
zu entfalten, ohne dass die Beweglichkeit, bzw. die Bewegungsfreiheit des Gelenks
eingeschränkt oder unangemessen beeinträchtigt wird.
[0004] Es hat sich gezeigt, dass die stoßabsorbierende Wirkung derartiger Gebilde aus den
üblicherweise verwendeten Kunststoffmaterialien oftmals nicht ausreicht, um beispielsweise
einen wirksamen Aufprallschutz für Motorradfahrerbekleidung bilden zu können. Um die
gängigen Normen und Anforderungen an derartige Protektoren zu erfüllen, die als eigenständige
Ausrüstungsteile in der Motorradfahrerkleidung vorhanden sind, müsste das Gebilde
aus Kunststoff- bzw. Gelmaterial eine so große Dicke, bzw. Materialstärke aufweisen,
dass der Protektor ein unerwünscht hohes Gewicht aufweist und gleichzeitig kaum noch
flexibel sein kann. Die üblichen Protektoren zur Verwendung in Motorradfahrerkleidung
weisen deshalb einstückig ausgebildete oder aus mehreren miteinander verbundenen Segmenten
bestehende Hartschalen auf, die einseitig oder beidseitig mit einem geeigneten stoßabsorbierenden
Material wie beispielsweise geschäumtem Polystyrol umgeben sind. Diese Protektoren
sind jedoch nicht oder lediglich eingeschränkt flexibel, so dass einerseits eine verbesserte
stoßabsorbierende Wirkung bei gleichzeitig geringem Gewicht des Protektors erreicht
werden kann, jedoch andererseits der Tragekomfort oftmals merklich eingeschränkt wird.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es demzufolge, einen Stoßabsorber der eingangs
genannten Gattung so auszugestalten, dass ein möglichst leichter und flexibler Stoßabsorber
herstellbar ist, der gleichzeitig eine möglichst große stoßabsorbierende Wirkung aufweisen
kann.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass in das Kunststoffmaterial
ein flexibles Abstandsgewirke eingebettet ist.
[0007] Flexible Abstandsgewirke sind beispielsweise im Zusammenhang mit Bekleidungsstücken
bekannt. Die Abstandsgewirke sind oftmals aus Kunststoff- oder Naturfasern hergestellt.
Die bekannten Abstandsgewirke werden vorzugsweise dazu verwendet, ein vorgegebenes
Volumen mit einem flexiblen und möglichst leichten Material so aufzufüllen, dass die
ursprünglich vorgegebene Form möglichst beibehalten wird und ein voluminöser Gesamteindruck
erzeugt wird.
[0008] Ein mit einem Abstandsgewirke aufgefülltes Volumen behält auch bei den üblicherweise
bei Bekleidungsstücken auftretenden Verformungen oder Belastungen seine isolierende
Wirkung weitgehend bei. Die bekannten Abstandsgewirke weisen allerdings lediglich
eine geringe Druckfestigkeit und damit keine nennenswerte stoßabsorbierende Wirkung
auf. Dies liegt im Wesentlichen daran, dass die einzelnen Fasern des Abstandsgewirkes
unter Druckbelastung ihre Lage und Ausrichtung entsprechend der einwirkenden Kraft
verändern können, ohne dass eine nennenswerte Gegenkraft oder Rückstellwirkung auftritt,
bzw. erzeugt werden könnte.
[0009] Durch die Einbettung eines geeigneten flexiblen Abstandsgewirkes in das Kunststoffmaterial
werden die einzelnen Fasern des Abstandsgewirkes weitestgehend in ihrer Lage fixiert
und können im Falle einer plötzlich auftretenden Druckbelastung nur bei einer entsprechenden
lokalen Verformung des Kunststoffmaterials ausweichen, bzw. ihrer Lage und Ausrichtung
in Abhängigkeit von der auftretenden Stoßbelastung ändern. Das Abstandsgewirke wirkt
demzufolge wie eine Stützkonstruktion innerhalb des Kunststoffmaterials, welche die
Stoßenergie aufnimmt und über einen größeren Bereich des Kunststoffmaterials verteilt,
wobei das eingebettete Abstandsgewirke und damit das stoßabsorbierende Gebilde weitgehend
flexibel bleiben. Die stoßabsorbierende Wirkung der bekannten Kunststoffmaterialien
wird überraschender Weise durch das eingebettete Abstandsgewirke ganz erheblich erhöht.
[0010] Einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung des Erfindungsgedankens zufolge ist vorgesehen,
dass das Kunststoffmaterial ein Gelmaterial ist. Geeignete Gelmaterialien können in
einfacher Weise und kostengünstig hergestellt und mit dem Abstandsgewirke verarbeitet
werden. Es ist auch denkbar und für entsprechende Anforderungen besonders vorteilhaft,
wenn das Kunststoffmaterial ein Kunststoffschaum ist. Ein Kunststoffschaum ist üblicherweise
sehr leicht, wobei ihm ohne das eingebettete Abstandsgewirke regelmäßig nahezu jegliche
stoßabsorbierende Wirkung fehlt.
[0011] Vorzugsweise ist vorgesehen, dass das Abstandsgewirke im Wesentlichen parallel zu
einer wahrscheinlichen Stoßrichtung ausgerichtete Abstandselemente aufweist. Die Abstandselemente
können beispielsweise kurze Fasern oder Faserabschnitte sein. Das stoßabsorbierende
Gebilde ist beispielsweise eine im Wesentlichen ebene Schicht oder ein flächiges Gelkissen
mit einem vorzugsweise in der Schichtebene, bzw. parallel zu der Oberfläche des Gelkissens
ausgerichteten Abstandsgewirke. Die einzelnen Fasern oder Faserelemente sind dann
vorteilhafterweise senkrecht zu der Schichtebene, bzw. zu der Oberfläche des Gelkissens
ausgerichtet.
[0012] Das schichtförmige Gebilde oder das Gelkissen kann dann senkrecht zu der Schichtebene,
also in Richtung der im Wesentlichen parallel zueinander ausgerichteten Abstandselemente
auftretende Stöße effizient absorbieren. Die Gelschichten oder Gelkissen können in
einfacher Weise so in Bekleidungsstücke integriert oder eingearbeitet werden, dass
die einzelnen Fasern des Abstandsgewirkes nach außen zeigen und von außen einwirkende
Stöße absorbieren können.
[0013] Einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung des Erfindungsgedankens zufolge ist vorgesehen,
dass das Abstandsgewirke kurze Fasern aufweist, die zwischen zwei Deckschichten aus
einem textilen Material angeordnet sind. Die beiden Deckschichten sind dabei zweckmäßigerweise
ebenso wie das Abstandsgewirke insgesamt geldurchlässig. Die ganz überwiegend senkrecht
zu den beiden Deckschichten ausgerichteten kurzen Fasern werden an beiden Enden von
der jeweils zugeordneten Deckschicht aus einem textilen Material in der jeweiligen
Lage und Ausrichtung fixiert. Die beiden Deckschichten erzeugen eine Verbundwirkung
innerhalb des Kunststoff- bzw. Gelmaterials, so dass bei einer plötzlich auftretenden
lokalen Stoßbelastung eine über den lokalen Bereich der Stoßbelastung hinausreichende
Verformung des Gelmaterials mit dem darin eingebetteten Abstandsgewirke erzwungen
wird, so dass aufgrund der hierfür erforderlichen Energie eine effiziente stoßabsorbierende
Wirkung erzeugt wird.
[0014] Es ist ebenfalls denkbar, dass kurze Fasern oder Abstandselemente an einer mittigen
oder an einer Seite angeordneten Tragschicht angeordnet sind. Die Deckschichten oder
die Tragschicht können auch eine beispielsweise netzförmige Struktur aus einem Kunststoff
oder aus einem natürlichen Material, bzw. einem Verbundmaterial aufweisen.
[0015] En derartiges Abstandsgewirke lässt sich in einfacher Weise herstellen und verarbeiten.
Die Festigkeit des Stoßabsorbers wird in Richtung der Deckschichten durch das textile
Material erheblich verbessert. Gleichwohl bleibt ein solcher Stoßabsorber äußerst
flexibel, da das Abstandsgewirke den bei üblicher Belastung vergleichsweise langsam
auftretenden Verformungen auch nach der Einbettung in das Kunststoff- bzw. Gelmaterial
nur einen geringen Widerstand entgegen setzt.
[0016] Es hat sich gezeigt, dass ein Stoßabsorber einfach und kostengünstig hergestellt
werden kann und gleichzeitig eine lange Haltbarkeit und hohe stoßabsorbierende Wirkung
erzielt werden können, wenn das Kunststoffmaterial ein Gel aus Polyurethan ist. Es
sind jedoch auch andere Gelmaterialien denkbar und entsprechend ihrer jeweiligen Eigenschaften
hinsichtlich der verschiedenen Anforderungen unterschiedlich geeignet.
[0017] Untersuchungen haben ergeben, dass eine beispielsweise im Zusammenhang mit Motorradfahrerbekleidung
vorgeschriebene stoßabsorbierende Wirkung bereits dadurch erreicht werden kann, dass
das stoßabsorbierende Gebilde eine Dicke von weniger als 10 mm, vorzugsweise von weniger
als 7 mm aufweist. Die derzeit erhältlichen und aus der Praxis bekannten Stoßabsorber
müssen dagegen üblicherweise eine Dicke von mindestens 15 mm bis 20 mm aufweisen,
um eine vergleichbare stoßabsorbierende Wirkung zu gewährleisten. In den allermeisten
Fällen sind die bekannten Stoßabsorber jedoch nicht flexibel und führen dadurch zu
einer merklichen Beeinträchtigung des Tragekomforts.
[0018] Es ist auch denkbar, dass in dem stoßabsorbierenden Gebilde Lufteinschlüsse vorgesehen
sind. Durch eine geeignete Anordnung und Formgebung der Lufteinschlüsse können sowohl
die stoßabsorbierende Wirkung als auch der Tragekomfort und das Gewicht eines derartigen
stoßabsorbierenden Gebildes in vorteilhafter Weise verbessert werden. Die Lufteinschlüsse
können dabei zusätzlich oder - zumindest bereichsweise - sogar an Stelle des Abstandsgewirkes
in dem stoßabsorbierenden Gebilde in das Gelmaterial eingebettet sein.
[0019] Die Erfindung betrifft auch ein Schutzbekleidungsstück mit mindestens einem Stoßabsorber
mit den vorangehend beschriebenen erfindungsgemäßen Merkmalen, wobei der Stoßabsorber
in einem Aufprallbereich des Körpers unlösbar mit dem Schutzbekleidungsstück verbunden
ist. Der Stoßabsorber kann dabei beispielsweise zwischen zwei Schichten eines aus
mehreren Schichten bestehenden Schutzbekleidungsstücks eingebettet sein. Es ist auch
denkbar, dass der Stoßabsorber mit dem Schutzbekleidungsstück verklebt, verschweißt
oder vernäht ist.
[0020] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel des Erfindungsgedankens näher erläutert,
das in der Zeichnung dargestellt ist. Es zeigt:
Figur 1 eine schematische Darstellung eines hosenförmigen Schutzbekleidungsstückes
mit zwei jeweils im Kniebereich angeordneten Stoßabsorbern und
Figur 2 eine vergrößerte Schnittansicht im Bereich eines in Figur 1 dargestellten
Stoßabsorbers längs der Linie II-II.
[0021] Bei dem in Figur 1 schematisch dargestellten hosenförmigen Schutzbekleidungsstück
1 stellen Kniebereiche 2 oftmals exponierte und unfallgefährdete Bereiche eines nicht
dargestellten Motorradfahrers da, die deshalb möglichst wirkungsvoll geschützt sein
sollten. Gleichzeitig wird das Schutzbekleidungsstück 1 im Bereich der Kniebereiche
2 bei fast jeder Beinbewegung des Motorradfahrers verformt, so dass das Schutzbekleidungsstück
1 insbesondere in den Kniebereichen 2 eine möglichst große Flexibilität aufweisen
sollte.
[0022] Um ohne eine merkliche Verminderung des Tragekomforts eine möglichst hohe stoßabsorbierende
Wirkung zu erreichen, ist in den beiden Kniebereichen 2 jeweils ein Stoßabsorber 3
angeordnet. Der Stoßabsorber 3 weist ein flächiges, kissenförmiges stoßabsorbierendes
Gebilde 4 aus einem Gelmaterial auf. Das verwendete Gelmaterial ist ein Polyurethan-Gel.
In das kissenförmige Gebilde 4 ist ein Abstandsgewirke 5 eingebettet, wie es auch
aus Figur 2 ersichtlich ist. Das Abstandsgewirke 5 weist zwei im Wesentlichen parallel
zueinander angeordnete Deckschichten 6 aus einem textilen Material auf. Zwischen den
beiden Deckschichten 6 aus textilem Material befindet sich eine große Anzahl von senkrecht
zu den beiden Deckschichten 6 ausgerichteten Abstandselementen 7. Die Abstandselemente
7 bestehen jeweils aus kurzen Fasern, die entweder aus einem Kunststoffmaterial oder
aber aus einem Naturfasermaterial hergestellt sein können.
[0023] Das ohne das umgebende Gelmaterial nur wenig formstabile und nicht nennenswert stoßabsorbierende
Abstandsgewirke 5 verbessert durch seine Einbettung in das Gelmaterial die stoßabsorbierende
Wirkung des Gelmaterials ganz erheblich. Durch das Gelmaterial wird eine Fixierung
der einzelnen Abstandselemente 7 bewirkt, die dann ihrerseits die stoßabsorbierende
Wirkung des Stoßabsorbers 3 wesentlich erhöhen.
[0024] Der in den Figuren jeweils schematisch dargestellte Stoßabsorber 3 weist eine Dicke
von etwa 6 bis 8 mm auf.
[0025] Der Stoßabsorber 3 ist bei dem in den Figuren schematisch dargestellten Ausführungsbeispiel
zwischen zwei Schichten 8, 9 des Schutzbekleidungsstückes 1 angeordnet. Die beiden
Schichten 8, 9 bestehen zweckmäßiger Weise aus einem reißfesten und abriebfesten textilen
Material. Der Stoßabsorber 3 ist mit der einen Schicht 8 verklebt, bzw. verschweißt
und wird dadurch in seiner Lage innerhalb des Schutzbekleidungsstückes 1 fixiert.
Da der Stoßabsorber 3 äußerst flexibel ist und eine geringe Dicke von weniger als
10 mm aufweist, kann der Stoßabsorber 3 ohne eine merkliche Beeinträchtigung des Tragekomforts
im Kniebereich 2 in das Schutzbekleidungsstück 1 integriert werden und schützt den
Kniebereich 2 zuverlässig vor Stößen und Verletzungen, die durch Aufprallen gegen
andere Objekte hervorgerufen werden.
1. Stoßabsorber (3) mit einem stoßabsorbierenden Gebilde aus einem Kunststoffmaterial,
dadurch gekennzeichnet, dass in das Kunststoffmaterial ein flexibles Abstandsgewirke (5) eingebettet ist.
2. Stoßabsorber (3) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Abstandsgewirke (5) im Wesentlichen parallel zu einer Stoßrichtung ausgerichtete
Abstandselemente (7) aufweist.
3. Stoßabsorber (3) nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Abstandsgewirke (5) kurze Fasern aufweist, die zwischen zwei Deckschichten (6)
aus einem textilen Material angeordnet sind.
4. Stoßabsorber (3) nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Kunststoffmaterial ein Gelmaterial ist.
5. Stoßabsorber (3) nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Gelmaterial ein Gel aus Polyurethan ist.
6. Stoßabsorber (3) nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das stoßabsorbierende Gebilde eine Dicke von weniger als 10 mm, vorzugsweise von
weniger als 7 mm aufweist.
7. Stoßabsorber (3) nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass in dem stoßabsorbierenden Gebilde Lufteinschlüsse vorgesehen sind.
8. Schutzbekleidungsstück (1) mit mindestens einem Stoßabsorber (3) gemäß einem der vorangehenden
Ansprüche, wobei der Stoßabsorber (3) in einem Aufprallbereich des Körpers unlösbar
mit dem Schutzbekleidungsstück (1) verbunden ist.