[0001] Die Erfindung betrifft einen elektrostatischen Abscheider, insbesondere für eine
Abgasleitung einer Abgasreinigungsanlage, nach dem Oberbegriff des Patentanspruches
1. Weiter betrifft die Erfindung ein Heizungssystem zur Erzeugung von Energie mittels
Verbrennen von einem Energieträger mit einem elektrostatischen Abscheider nach dem
Oberbegriff des Patentanspruchs 7. Darüber hinaus betrifft die Erfindung ein Verfahren
zur Reduzierung von Ablagerungen von Partikeln eines Abgasstroms an einer ein elektrisches
Feld erzeugenden Elektrode eines elektrostatischen Abscheiders eines Heizungssystems
nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 8.
[0002] Die
GB 2 045 647 A beschreibt eine Elektrode einer lonisierungsvorrichtung für einen elektrostatischen
Luftfilter. Die Elektrode umfasst einen stromleitenden Draht, der in mehreren parallel
zueinander angeordneten, elektrisch seriell angeschlossenen Abschnitten in einen Rahmen
gespannt wird. Die Elektrode umfasst ferner Verschraubungen, Schutzhülsen und Federn.
Der Draht wird in der Ankerverschraubung eingehängt, frei durch den vom Rahmen gebildeten
Raum geführt, durch die Verschraubung, die schlauchartige Schutzhülse und die Verschraubung
gefädelt, wiederum durch den freien Raum geführt, usw. Schließlich endet der Draht
in der Spannverschraubung, mit der der Draht gespannt werden kann.
[0003] Die
JP 2007 263 754 A beschreibt eine Abreinigungsvorrichtung für eine Elektrode eines Emissionsspektrometers.
Die Abreinigungsvorrichtung umfasst eine Bürste (brush) mit einem Bürstenbesatz aus
Metalldraht. Die Bürste ist funktional und konstruktiv von der Elektrode getrennt
ausgebildet und wird außerhalb der Messgerät-Betriebszeiten zum Einsatz gebracht.
In einer Pause zwischen zwei Messvorgängen bürstet die Abreinigungsvorrichtung über
die Elektrode und entfernt kratzend Rückstände von kondensiertem Metalldampf.
[0004] Aufgrund der Emissionen von Heizungsanlagen und globaler Bemühungen, derartige Emissionen
zu reduzieren - siehe zum Beispiel das Kyoto-Abkommen - werden bei Heizungsanlagen
entsprechende Abgasreinigungsanlagen verwendet. Diese sollen insbesondere die schädlichen
Stoffe und Partikel aus Abgasen herausfiltern, so dass das verbleibende, gereinigte
Abgas bedenkenlos an die Umwelt abgegeben werden kann. Insbesondere werden derartige
Abgasreinigungsanlagen bei Biomasse-Heizanlagen eingesetzt, bei denen neben ansonsten
ökonomischen und ökologischen Vorteilen eine erhöhte Emission an Schadstoffen in den
Abgasen auftreten kann. Gerade die relativ hohe Emission an Feinstaub als ein Schadstoffanteil
ist bei Biomasse-Heizungsanlagen ein Problem.
[0005] Aus der
EP 1 193 445 A2 ist eine Abgasreinigungsanlage bekannt, welche für Biomasse-Heizungsanlagen zur Verringerung
von Feinstaubemission verwendet wird. Die dort beschriebene Vorrichtung ist in einen
Rauchgaskanal einbaubar und weist hierzu einen Deckel auf, der gasdicht auf eine zugehörige
Öffnung an einem Rauchgaskanal aufsetzbar ist. An der Innenseite des Deckels ist über
eine isolierende Halterung eine Sprühelektrode, zum Beispiel in Form eines gespannten
Stabes, gehalten. Ein HochspannungsTransformator mit Gleichrichterfunktion erlaubt
den Aufbau einer hohen Gleichspannung zwischen dem Draht und dem Deckel, welcher elektrisch
leitend mit dem Ofenrohr verbunden ist, so dass dieses als Kollektorelektrode wirkt.
[0006] Ein derartiger Elektrofilter mit Sprühelektrode und Kollektorelektrode ist auch als
elektrostatischer Abscheider bekannt. Dieser wird zur Abgasreinigung in einer Abgasleitung
einer Heizungsanlage eingesetzt. Dabei wird durch die Sprühelektrode, welche etwa
mittig durch die Abgasleitung verläuft und deshalb auch als Mittelelektrode bezeichnet
wird, und eine umgebende Mantelfläche der Abgasleitung ein Kondensator gebildet, der
bei einer zylinderrohrförmigen Ausbildung der Abgasleitung auch als Zylinderkondensator
bezeichnet wird. Die Sprüh- oder Mittelelektrode weist in der Regel einen kreisförmigen
Querschnitt in Strömungsrichtung des Abgases auf, wobei der Durchmesser des Querschnitts
oder auch der Krümmungsradius im Allgemeinen relativ klein ausgebildet ist (zum Beispiel
kleiner als 0,4 mm). Um nun die Schadstoffe, genauer die nicht an die Umwelt abzugebenden
Partikel, des Abgases aus dem Abgasstrom abzuscheiden, wird durch die Mittelelektrode
und die durch die Mantelfläche gebildete Kollektorelektrode ein quer zur Strömungsrichtung
verlaufendes Feld mit Feldlinien von der Mittelelektrode zur Kollektorelektrode gebildet.
Hierzu wird an die Mittelelektrode eine Hochspannung angelegt, zum Beispiel in dem
Bereich von 15 kV. Dadurch bildet sich eine Corona-Entladung aus, durch welche die
in dem Abgas durch das Feld strömenden Partikel unipolar aufgeladen werden. Aufgrund
dieser Aufladung wandern die meisten der Partikel durch die elektrostatischen Coulomb-Kräfte
zur Innenwand der Abgasleitung, welche als Kollektorelektrode dient.
[0007] Wie oben bereits erwähnt, werden die Partikel durch die entlang der Oberfläche der
Elektrode sich ausbildende Corona-Entladung elektrostatisch aufgeladen. Dies geschieht
auf molekularer Ebene durch folgenden Prozess: Liegt die Elektrode z.B. gegenüber
dem Abgasrohr auf negativer Hochspannung, so wird eine große Anzahl von Gasmolekülen
negativ aufgeladen. Sie bewegen sich im von der Elektrode sowie dem Abgasrohr aufgespannten
elektrischen Feld in Richtung des Abgasrohres. Treffen diese auf ihrem Weg durch das
Abgasrohr auf elektrisch neutrale Partikel, so bleiben sie an diesen haften und laden
die bis dahin neutralen Partikel ebenfalls negativ auf. Die geladenen Partikel strömen
getrieben durch elektrostatische Ablenkungskräfte zur Innenwand des Abgasrohres. Hier
bleiben die Teilchen haften, verlieren ihre Ladung und werden sicher aus dem Abgasstrom
entfernt. Dies ist der Kernprozess eines elektrostatischen Abscheiders und führt je
nach Geometrie, Höhe des Corona-Stroms, Elektrodenform etc. zu Abscheideraten bis
etwa über 90%. Dieser Kernprozess kann durch folgende Effekte gestört werden:
[0008] Bei der Verbrennung entstehen bipolar geladene Partikel. Mittels Boltzmann-Verteilung
kann der Anteil einfach bzw. mehrfach geladener Partikel abgeschätzt werden. Die Verteilung
ist symmetrisch, d.h. es entstehen gleich viele positive wie negativ geladene Partikel.
Für Bedingungen, wie sie im Abgas von Biomasse-Heizungen vorliegen, tragen zwischen
15 und 20% der Partikel eine elektrische Elementarladung. Die Anzahl geladener Partikel
wird durch Koagulation zwar um ca. 10% pro Sekunde reduziert, dennoch liegen am Ort
des elektrostatischen Abscheiders (entspricht ca. ein bis zwei Sekunden Flugzeit der
Partikel vom Ort der Verbrennung) noch über 10% geladener Partikel vor. Gelangen die
geladenen Partikel nun in die Nähe der auf negative Hochspannung liegenden Elektrode
der Aufladeeinheit (Einheit Abgasrohr, Elektrode), so werden die negativen Partikel
von der Elektrode weg in Richtung Abgasrohrinnenseite strömen. Die positiven Partikel
strömen dagegen auf die Elektrode zu. Hiervon wird ein Teil beim Durchströmen der
Aufladeeinheit neutralisiert bzw. negativ umgeladen, der Rest der Partikel gelangt
jedoch zur Elektrode und lagert sich dort ab. Über die Betriebsdauer kommt es deshalb
zu Funktionseinschränkungen des elektrostatischen Abweisers. Denn der auf der Elektrode
abgelagerte Feinstaub verhindert lokal die Ausbildung der Corona. Dadurch verschlechtert
sich die elektrische Aufladung der Partikel. Die Abscheideeffizienz des Systems wird
degradiert. Zudem existiert in unmittelbarer Nähe der Corona (in einem Radius wenige
Millimeter um die Elektrode) ein bipolares Ladungsgebiet. Elektrisch neutrale Partikel,
welche dieses Gebiet durchströmen, können auch von einer negativen Elektrode positiv
aufgeladen werden. Sie strömen dann auf die Elektrode zu. Ein Teil wird durch die
Corona neutralisiert bzw. negativ umgeladen, ein kleiner Rest gelangt jedoch zur Elektrode
und lagert sich ebenfalls dort ab.
[0009] Nachteilig an den elektrostatischen Abscheidern gemäß dem Stand der Technik ist,
dass es nach einer längeren Betriebszeit zu einer kontinuierlichen Degradation des
Corona-Stroms bei konstanter Hochspannung kommt. Dadurch sinkt die Aufladeeffizienz
der Elektrode, was wiederum die Abscheideleistung des gesamten Systems verringert.
[0010] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen elektrostatischen Abscheider zu schaffen,
der diesen Nachteil überwindet und der insbesondere eine Ablagerung von Partikeln
auf der Elektrode verhindert oder reduziert, um die Funktionsdauer des elektrostatischen
Abscheiders zu erhöhen.
[0011] Weiter liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Heizungssystem mit einem erfindungsgemäßen
Abscheider zu schaffen, das eine zuverlässige Abgasreinigung garantiert.
[0012] Zudem liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zu schaffen, nach welchem
die dauerhafte Ablagerung von Partikeln an der Elektrode verhindert oder zumindest
reduziert wird.
[0013] Erfindungsgemäß wird dies durch die Gegenstände mit den Merkmalen des Patentanspruches
1 und des Patentanspruchs 7 sowie durch ein Verfahren mit den Merkmalen gemäß des
Patentanspruchs 8 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen sind den Unteransprüchen zu
entnehmen.
[0014] Der erfindungsgemäße elektrostatische Abscheider ist dadurch gekennzeichnet, dass
bei dem elektrostatischen Abscheider, insbesondere für eine Abgasleitung einer Abgasreinigungsanlage,
mit einem Strömungskanal mit einer Kanalwandung und einem Kanalinneren, durch welchen
ein partikelbeinhaltendes Abgas in einer Strömungsrichtung strömt, und einer sich
in dem Kanalinneren im Wesentlichen in Strömungsrichtung erstreckenden Elektrode,
zur Bildung eines elektrischen Feldes zwischen Elektrode und der Kanalwandung, vorgesehen
ist, dass weiter ein Partikelabweisemittel umfasst ist, welches verhindert, dass sich
Partikel des Abgases an der Elektrode ablagern. Das Partikelabweisemittel verhindert
oder reduziert wirksam ein Ablagern von Partikeln an der Elektrode.
[0015] In einer Ausführungsform ist vorgesehen, dass das Partikelabweisemittel mindestens
eine Vorelektrodeneinheit umfasst, welche in Strömungsrichtung des Abgases vor der
Elektrode angeordnet ist, um eine elektrisches Feld in Strömungsrichtung vor der Elektrode
zu bilden.
[0016] Aufgrund dieses Feldes werden Partikel, welche entlang ihrer Strömung das elektrische
Feld der Vorelektrodeneinheit passieren, vorgelagert zu der Elektrode, zumindest zu
einem Großteil, wirksam aus dem Abgasstrom entfernt. Partikel die ohne Vorelektrodeneinheit
zur Elektrode gelangen würden, werden somit wirksam vor der Elektrode herausgefiltert.
[0017] In einer weiteren Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Vorelektrodeneinheit so
ausgebildet ist, dass diese ein zu der Elektrode gleiches Spannungsniveau benutzt.
An der Vorelektrodeneinheit kann aber auch ein zu der Elektrode unterschiedliches
Spannungsniveau angelegt sein, welches höher oder niedriger als das der Elektrode
ist. Hiermit wird eine wirksame Filterfunktion realisiert.
[0018] In noch einer weiteren Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Vorelektrodeneinheit
eine Vorelektrode aufweist, welche die gleiche Polarität wie die Elektrode besitzt.
Auf diese Weise wird sichergestellt, dass Partikel, welche ohne Vorelektrodeneinheit
zur Elektrode gelangen würden, an der vorgelagerten Vorelektrodeneinheit zu der Vorelektrode
gelangen. Die Vorelektrode wirkt somit als eine Art "Opferelektrode".
[0019] Ein Ausführungsbeispiel sieht vor, dass die Vorelektrode als leitend verbunden mit
der Elektrode ausgebildet ist. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass Elektrode
und Vorelektrode die gleiche Polarität aufweisen.
[0020] Noch ein weiteres Ausführungsbeispiel sieht vor, dass die Vorelektrode unterschiedlich
zu der Elektrode ausgebildet ist. Die Vorelektrode ist insbesondere hinsichtlich der
für die Erzeugung eines elektrischen Feldes erforderlichen Parameter unterschiedlich
zu der Elektrode ausgebildet. Die Unterschiede können in der Geometrie, dem Material,
dem Herstellungsverfahren, der Oberflächenstruktur und dergleichen ausgebildet sein.
Die Vorelektrode ist in einer bevorzugten Ausführungsform einteilig mit der Elektrode
ausgebildet. Bevorzugt ist die Vorelektrode gegenüber der Elektrode als Verdickung
ausgebildet.
Eine Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass mindestens eine der Elektroden
zumindest teilweise als büschelartige Anordnung von Drähten ausgebildet ist, welche
an einem Ende fest und an ihrem anderen Ende frei angeordnet sind und sich bei Anlegen
einer Spannung entlang der dadurch gebildeten Feldlinien ausrichten. Durch Bewegen
der Drähte können anhaftende Partikel einfach abgeschüttelt werden. Hierzu kann eine
Spannung mehrfach hintereinander in kurzen Abständen angelegt werden, so dass die
Drähte sich entsprechend bewegen und Partikel abschütteln.
[0021] Das Heizungssystem ist dadurch gekennzeichnet, dass zur Erzeugung von Energie mittels
Verbrennen von einem Energieträger wie Biomasse mit einer Feinstaub emittierenden
Heizungsanlage, wie einer Biomasse-Heizungsanlage, zum Verbrennen des Energieträgers,
wobei partikelbeinhaltende Abgase entstehen, und mit einem elektrostatischen Abscheider
in einer Abgasleitung, umfassend einen Strömungskanal mit einer Kanalwandung und einem
Kanalinneren, durch welchen das partikelbeinhaltende Abgas in einer Strömungsrichtung
strömt, eine sich in dem Kanalinneren im Wesentlichen in Strömungsrichtung erstreckende
Elektrode und eine Elektrodenzuführung, um die Elektrode zu speisen, wobei die Elektrodenzuführung
mit einem Isolator zumindest teilweise ummantelt ist, vorgesehen ist, dass der elektrostatische
Abscheider gemäß dem erfindungsgemäßen elektrostatischen Abscheider ausgebildet ist,
mit einem Partikelabweisemittel, welches verhindert, dass sich Partikel des Abgases
an der Elektrode ablagern.
[0022] Das erfindungsgemäße Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, dass bei dem Verfahren
zur Reduzierung von Ablagerungen von Partikeln eines Abgasstroms an einer ein elektrisches
Feld erzeugenden Elektrode eines elektrostatischen Abscheiders eines Heizungssystems,
umfassend die Schritte: Erzeugen eines elektrischen Feldes zwischen einer Kanalwandung
und der Elektrode, um die entlang der Elektrode strömenden Partikel entlang der Feldlinien
aus dem Abgasstrom zu bewegen, vorgesehen ist, dass weiter der Schritt umfasst ist:
Erzeugen eines elektrischen Vorfeldes, um Partikel, die sich in dem elektrischen Feld
zu der Elektrode bewegen, vorgelagert entlang von Feldlinien des elektrischen Vorfeldes
zu einer Vorelektrode zur Erzeugung des elektrischen Vorfeldes zu bewegen.
[0023] In einer Ausführungsform umfasst das Verfahren weiter den Schritt: Bewegen mindestens
einer der Elektroden, um an der entsprechenden Elektrode anhaftende Partikel abzuschütteln.
Die Bewegung kann rotatorisch, translatorisch (z.B. vibrierend) oder als Kombination
davon erfolgen. Bevorzugt erfolgt die Bewegung ruckartig.
[0024] Mit dem erfindungsgemäßen elektrostatischen Abscheider, dem erfindungsgemäßen Heizungssystem
und dem erfindungsgemäßen Verfahren werden insbesondere die folgenden Vorteile realisiert:
[0025] Eine Vermeidung bzw. Reduzierung von Feinstaubablagerungen auf der Elektrode wird
realisiert. Damit die positiv geladenen Partikel im Abgasstrom sich nicht auf der
Elektrode ablagern können, müssen sie aus der Abgasströmung entfernt werden. Dies
geschieht vorliegend durch ein zweites elektrisches (Vor-) Feld stromaufwärts vor
der Elektrode.
[0026] Dieses kann durch eine getrennte Hochspannungszuführung auf einem anderen Spannungsniveau
wie jenes der (Mittel-) Elektrode realisiert werden. Die Polarität der (Mittel-)Vorelektrode
des Vorfeldes wird dabei vorzugsweise identisch wie die der nachgeschalteten Mittel-
oder Corona-Elektrode gewählt. Abhängig von der Strömungsgeschwindigkeit bzw. der
Geometrie der Einheit Elektrode-Abgasrohr, welche auch als Aufladungseinheit bezeichnet
wird, existiert ein optimaler Abstand zwischen Corona- und Vorelektrode bzw. deren
optimale Geometrie (Länge, Breite, Querschnitt etc.). Stromaufwärts zur Aufladungseinheit
ist ein metallischer Körper, der zum Beispiel als Verdickung der Elektrode ausgebildet
sein kann, elektrisch leitend mit der Elektrode verbunden. Der Körper liegt daher
auf demselben Spannungsniveau wie die Elektrode. Durch eine entsprechende Dimensionierung
des Körpers bzw. der Elektroden kann erreicht werden, dass an dem Körper oder der
Vorelektrode zuverlässig alle aus dem Verbrennungsprozess stammenden positiv geladenen
Partikel abgeschieden werden. Der Körper oder die Vorelektrode, welche somit als "Opfer-Elektrode"
fungiert, bietet bevorzugt eine viel größere Ablagerungsfläche als die Mittelelektrode
der Aufladungseinheit. Dadurch kann die maximale Betriebszeit des elektrostatischen
Abscheiders bis zu Funktionseinschränkungen und somit einem nächsten Wartungsabschnitt
verlängert werden.
[0027] Eine automatisierte Entfernung von Verunreinigungen auf der Hochspannungselektrode
wird realisiert. Trotz des elektrischen Vorfeldes kann es zu Feinstaubablagerungen
auf der Elektrode kommen. Diese lassen sich automatisiert entfernen. Es hat sich gezeigt,
dass statt einer massiven drahtförmigen Elektrode auch ein Büschel aus feinen Drähtchen
bei Anlegen einer Hochspannung einen ausreichend hohen Corona-Strom erzeugt. Die feinen
Drähte sind ausreichend beweglich, so dass sie bei Aufschalten der Hochspannung den
elektrischen Feldlinien folgen. Bei Ausschalten der Hochspannung folgen die Drähte
wieder der Gravitation. Durch entsprechendes Schalten bewegen sich die Drähte hin
und her. Diese Bewegung reicht aus, um den locker anhaftenden Feinstaub abzuschütteln.
Falls die Bewegung in der Gasströmung nicht ausreichend ausgeprägt erfolgt, so kann
auch bei Stillstand des Abgasventilators mehrmals automatisiert die Hochspannung ein-
und ausgeschaltet werden. Die feinen Drähte unterliegen im aggressiven Plasma der
Corona natürlich auch einem erhöhten chemischen und physikalischen Verschleiß. Durch
entsprechend angepasste Geometrie- und Materialauswahl wird das Optimum zwischen Ausbildung
eines ausreichend hohen Corona-Stroms, der elektrostatischen Beweglichkeit und chemisch-physikalischer
Beständigkeit eingestellt.
[0028] Der erfindungsgemäße elektrostatische Abscheider weist in einem Abgassystem einen
minimalen Strömungswiderstand auf, welcher sich auch bei steigender Beladung durch
anhaftende Partikeln nur geringfügig und langsam erhöht. Elektrostatische Abscheider
weisen eine relativ große Aufnahme-Kapazität für abgeschiedenen Feinstaub des Partikelstroms
auf. Bei langsamen Strömungsgeschwindigkeiten des Abgasstroms und genügend langen
Abscheidestrecken für den Feinstaub, verfügen elektrostatische Abscheider für submikrone
Partikel über eine Abscheideeffizienz > 90%. Aus den zuvor ausgeführten Gründen werden
elektrostatische Abscheider deshalb häufig für die Abgasreinigung von Heizungssystemen
wie einer Pellet-Heizanlage, anderen Biomasse-Heizanlagen oder Ölbrennern eingesetzt.
Das Aufrechterhalten des für die Aufladung der Partikel nötigen Corona-Stroms auch
nach mehreren Betriebsstunden stellt eine technische Schwierigkeit bei der Ausführung
des elektrostatischen Abscheiders dar. Das erfindungsgemäße Freihalten der auf Hochspannungspotential
liegenden Mittelelektrode verlängert die maximale Betriebszeit des elektrostatischen
Abscheiders bis zur nächsten Wartung entscheidend.
[0029] Das elektrische Vorfeld gleicher Polarität aber von optimiertem Spannungsniveau,
welches stromaufwärts zur eigentlichen Aufladeeinheit angeordnet ist, entfernt bei
geeigneter Wahl der Geometrie zuverlässig alle bereits geladen aus dem Verbrennungsprozess
stammenden Feinstaubpartikel. Dadurch wird die Elektrode der Aufladungseinheit zuverlässig
von Feinstaub freigehalten. In einer Ausführungsform ist die Vorelektrode als Verlängerung
der Aufladungselektrode um ein dickeres Endstück entgegen der Strömungsrichtung des
Abgases ausgebildet. Dieses Endstück dient als "Opferelektrode" mit einer sehr viel
größeren Beladungskapazität für geladene Feinstaubpartikel als die (Mittel-) Elektrode.
[0030] Das automatisierte Reinigungskonzept für die Corona-Elektrode wirkt wie folgt: In
zahlreichen Versuchen hat sich gezeigt, dass der Feinstaub aus zum Beispiel der Holzverbrennung
sehr locker an der Corona-Elektrode haftet. Die durch das Ausrichten der Drähte im
elektrostatischen Feld erzwungene Bewegung der Elektrode, oder Teilen davon, ist ausreichend
um den Feinstaub abzuschütteln. Dieses Bewegen lässt sich einfach automatisieren.
[0031] Die Zeichnungen stellen mehrere Ausführungsbeispiele der Erfindung dar und zeigen
in den Figuren:
- Fig. 1
- schematisch einen Längsquerschnitt durch eine Ausführungsform eines erfindungsgemäßen
elektrostatischen Abscheiders,
- Fig.2A-B
- schematisch in einer Seitenansicht ein Ausführungsbeispiel einer büschelartigen Elektrode,
einmal ohne elektrisches Feld (2A), einmal mit angelegtem elektrischen Feld (2b),
und
- Fig. 3A-B
- schematisch in einer Draufsicht das Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 2A und 2B.
[0032] Fig. 1 zeigt schematisch einen Längsquerschnitt durch eine Ausführungsform eines
erfindungsgemäßen elektrostatischen Abscheiders 1. Der elektrostatische Abscheider
1 ist in einer Abgasleitung 2 (nur teilweise dargestellt) einer hier nicht dargestellten
Abgasreinigungsanlage angeordnet und umfasst einen Strömungskanal 3. Der Strömungskanal
3 ist als rohrförmiger Abschnitt der Abgasleitung 2 ausgebildet und umfasst eine Kanalwandung
4 und ein Kanalinneres 5. Durch den Strömungskanal 3 strömt ein hier durch einen Pfeil
P dargestelltes, partikelbeinhaltendes Abgas in die ebenfalls durch den Pfeil P dargestellte
Strömungsrichtung. Im Inneren des Strömungskanals 3 erstreckt sich in Strömungsrichtung
P eine Elektrode 6, die auch als Mittelelektrode oder Coronaelektrode bezeichnet wird.
Der Strömungskanal 3 ist bevorzugt im Querschnitt in Strömungsrichtung P rotationssymmetrisch
um eine Mittelachse A ausgebildet. Die Elektrode 6 erstreckt sich entlang dieser Mittelachse
A. Gespeist wird die Elektrode 6 über eine Elektrodenzuführung 7, welche mit einem
Isolator 8 ummantelt ist. Zusammen mit der Kanalwandung 4 bildet die Elektrode 6 eine
Aufladeeinheit, in welcher Partikel elektrisch aufgeladen werden können. Hierzu bildet
die Elektrode 6 mit der Kanalwandung 4 unter Anlegen einer Hochspannung ein elektrisches
Feld aus, dessen Feldlininen im Wesentlichen radial zu der Elektrode 6 bzw. der Kanalwandung
4 verlaufen, im Wesentlichen quer, genauer rechtwinklig, zur Strömungsrichtung P.
In Strömungsrichtung P vorgeschaltet zu der Elektrode 6 ist eine Vorelektrodeneinheit
9 mit einer Vorelektrode 10 angeordnet. Diese Vorelektrodeneinheit 9 weist die gleiche
Polarität wie die Elektrode 6 auf, jedoch auf einem anderen Spannungsniveau. In der
vorliegenden Fig. 1 ist die Vorelektrode 10 elektrisch leitend mit der Elektrode 6
verbunden, wobei in dem dargestellten Ausführungsbeispiel die Vorelektrode 10 in der
Form unterschiedlich zu der Elektrode 6, genauer als Verdickung der Elektrode 6 ausgebildet
ist. Die Vorelektrode 10 bildet mit dem entsprechenden Abschnitt der Kanalwandung
4 bei Anlegen einer Spannung ein entsprechendes Vorfeld aus. In diesem Vorfeld werden
Partikel, welche ohne das Vorfeld zu der Elektrode 6 gelangen würden, zu der Vorelektrode
10 gelenkt. Die Vorelektrode 10 weist eine größere Aufnahmekapazität gegenüber der
Elektrode 6 durch ihre größere Oberfläche auf. Auf diese Weise ist eine längere Betriebsdauer
des elektrostatischen Abscheiders 1 gewährleistet. In Fig. 2 und 3 ist eine Ausführungsform
einer Elektrode 6 bzw. 10 dargestellt, mit welcher anhaftende Partikel von der Elektrode
6 bzw. 10 entfernt werden können.
[0033] Fig. 2A-B zeigen schematisch in einer Seitenansicht ein Ausführungsbeispiel einer
büschelartigen Elektrode 6 bzw. 10, einmal ohne elektrisches Feld (Fig. 2A), einmal
in einem bestehenden elektrischem Feld (Fig. 2B). Die büschelartig ausgebildete Elektrode
6, 10 weist mehrere elektrisch leitende Drähte 11 auf. Die Drähte 11 sind an einem
ihrer Enden fest in einer Halterung 12 eingespannt. Das andere, gegenüberliegende
Ende der Drähte 11 ist frei. In Fig. 2A liegt kein elektrisches Feld an. Die Drähte
11 richten sich gemäß dem Gravitationsfeld aus. In Fig. 2B liegt ein elektrisches
Feld an. Entsprechend richten sich die elektrisch leitenden Drähte 11 gemäß den Feldlinien
dieses erzeugten Felds aus. Durch Schalten des elektrisches Feldes, bzw. einer entsprechenden
Spannung, lassen sich somit die Drähte 11 der Elektrode 6, 10 bewegen. Aufgrund dieser
Bewegung lassen sich an den Drähten 11 anhaftende Partikel abschütteln.
[0034] Fig. 3A und 3B zeigen schematisch in einer Draufsicht das Ausführungsbeispiel gemäß
Fig. 2A bzw. 2B. In Fig. 3A ist ein Zustand ohne erzeugtes elektrisches Feld zu sehen,
die Ausrichtung der Drähte 11 lässt diese in dieser Darstellung nicht erkennen. In
Fig. 3B hingegen liegt ein elektrisches Feld an und die Drähte 11 richten sich gemäß
den radial von der Elektrode 6, 10 verlaufenden Feldlinien des Feldes aus.
1. Elektrostatischer Abscheider (1), insbesondere für eine Abgasleitung (2) einer Abgasreinigungsanlage,
mit einem Strömungskanal (3) mit einer Kanalwandung (4) und einem Kanalinneren (5),
durch welchen ein partikelbeinhaltendes Abgas (P) in einer Strömungsrichtung strömt,
und einer sich in dem Kanalinneren (5) im Wesentlichen in Strömungsrichtung (P) erstreckenden
Elektrode (6), zur Bildung eines elektrischen Feldes zwischen der Elektrode (6) und
der Kanalwandung (4),
dadurch gekennzeichnet, dass weiter ein Partikelabweisemittel umfasst ist, welches verhindert, dass sich Partikel
des Abgases (P) an der Elektrode (6) ablagern, wobei das Partikelabweisemittel mindestens
eine Vorelektrodeneinheit (9) umfasst, welche in Strömungsrichtung des Abgases (P)
vor der Elektrode (6) angeordnet ist, um ein elektrisches Feld in Strömungsrichtung
(P) vor der Elektrode (6) zu bilden.
2. Elektrostatischer Abscheider (1) nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass die Vorelektrodeneinheit (9) so ausgebildet ist, dass diese ein zu der Elektrode
(6) gleiches Spannungsniveau benutzt.
3. Elektrostatischer Abscheider (1) nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass die Vorelektrodeneinheit (9) eine Vorelektrode (10) aufweist, welche die gleiche
Polarität wie die Elektrode (6) besitzt.
4. Elektrostatischer Abscheider (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass die Vorelektrode (10) leitend verbunden mit der Elektrode (6) ausgebildet ist.
5. Elektrostatischer Abscheider (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass die Vorelektrode (10) unterschiedlich zu der Elektrode (6) ausgebildet ist.
6. Elektrostatischer Abscheider (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine der Elektroden (6,10) zumindest teilweise als büschelartige Anordnung
von Drähten (11) ausgebildet ist, welche an einem Ende fest und an ihrem anderen Ende
frei angeordnet sind und sich bei Anlegen einer Spannung entlang der dadurch begründeten Feldlinien ausrichten.
7. Heizungssystem zur Erzeugung von Energie mittels Verbrennen von einem Energieträger
wie Biomasse mit einer Feinstaub emittierenden Heizungsanlage, wie einer Biomasse-Heizungsanlage,
zum Verbrennen des Energieträgers, wobei partikelbeinhaltende Abgase (P) entstehen,
und einem elektrostatischer Abscheider (1) in einer Abgasleitung (2), umfassend einen
Strömungskanal (3) mit einer Kanalwandung (4) und einem Kanalinneren (5), durch welchen
das partikelbeinhaltende Abgas (P) in einer Strömungsrichtung strömt, eine sich in
dem Kanalinneren (5) im Wesentlichen in Strömungsrichtung (P) erstreckende Elektrode
(6) und eine Elektrodenzuführung (7), um mindestens die Elektrode (6) zu speisen,
wobei die Elektrodenzuführung (7) mit einem Isolator (8) zumindest teilweise ummantelt
ist,
dadurch gekennzeichnet, dass der elektrostatische Abscheider (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 6 ausgebildet
ist mit einem Partikelabweisemittel, welches verhindert, dass sich Partikel des Abgases
(P) an der Elektrode (6) ablagern.
8. Verfahren zur Reduzierung von Ablagerungen von Partikeln eines Abgasstroms (P) an
einer ein elektrisches Feld erzeugenden Elektrode (6) eines elektrostatischen Abscheiders
(1) eines Heizungssystems, umfassend die Schritte:
Erzeugen eines elektrischen Feldes zwischen einer Kanalwandung (4) und der Elektrode
(6), um die entlang der Elektrode (6) strömenden Partikel (P) entlang der Feldlinien
aus dem Abgasstrom zu bewegen,
dadurch gekennzeichnet, dass weiter der Schritt umfasst ist: Erzeugen eines elektrischen Vorfeldes, um Partikel
(P), die sich in dem elektrischen Feld zu der Elektrode (6) bewegen, vorgelagert entlang
von Feldlinien des elektrischen Vorfeldes zu einer Vorelektrode (10) zur Erzeugung
des elektrischen Vorfeldes zu bewegen.
9. Verfahren nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, dass weiter der Schritt umfasst ist: Bewegen mindestens einer der Elektroden (6, 10),
um an der entsprechenden Elektrode (6, 10) anhaftende Partikel abzuschütteln.