(57) Ein Verfahren zur individuellen Anpassung eines Hörgeräts, insbesondere unter Berücksichtigung
der jeweiligen konkreten Hörwelt eines Hörgeräteträgers, ist durch folgende Verfahrensschritte
gekennzeichnet:
- Reproduzieren und/oder Simulieren akustischer Szenen aus der persönlichen Hörwelt
des Hörgeräteträgers,
- ggf. Analysieren der gewonnenen Audiodaten bzw. der realen Situation, insbesondere
von Situationsclustern,
- Auswahl geeigneter Systemkomponenten auf Grundlage der gewonnenen und ggf. analysierten
Audiodaten,
- Anpassung des Hörgeräts im Test mit dem Hörgeräteträger unter Anwendung der Audiodaten
und
- Optimierung der Anpassung unter Berücksichtigung unterschiedlicher Situationen,
insbesondere des Hörgeräteträgers.
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur individuellen Anpassung eines
Hörgeräts, insbesondere unter Berücksichtigung der jeweiligen konkreten Hörwelt eines
Hörgeräteträgers. Dieses Verfahren umfasst auch das Training des Hörgeräteträgers,
bei dem eine Anpassung des Hörgeräts und somit eine Optimierung der Nutzung stattfindet.
[0002] Verfahren der gattungsbildenden Art sind mit den unterschiedlichsten Ausprägungen
aus der Praxis bekannt. Lediglich beispielhaft sei dazu auf die
EP 1 320 282 A2 verwiesen. Der dortige Offenbarungsgehalt ist für das Verständnis der beanspruchten
Lehre Voraussetzung.
[0003] So ist es bereits seit Jahren üblich, moderne Hörgeräte an die individuellen Bedürfnisse
der Hörgeräteträger anzupassen. Ganz überwiegend dient das Hörgerät zur Kompensation
bzw. Korrektur eines Hörverlusts. Zum Zwecke der Anpassung wird ein Audioprogramm
des Patienten erstellt, aufgrund dessen verschiedene Einstellungen im Hörgerät vorgenommen
werden können. Außerdem ist es bei modernen Hörgeräten möglich, verfügbare Hörprogramme
automatisch oder manuell auszuwählen, um anhand dieser vorgefertigten Programme eine
Einstellung unter Zugrundelegung von Standard-Umgebungssituationen vornehmen zu können.
[0004] Insbesondere aus der
EP 1 320 282 A2 ist es auch bereits bekannt, Hörgeräte mit einer angeschlossenen oder integrierten
Aufzeichnungseinheit auszustatten, um einstellungsspezifische Daten abzuspeichern,
bspw. in Bezug auf Hardware-Komponenten, auf die Anpassungshistorie des Hörgeräts
sowie auf sonstige Betriebdaten, laufende Einstellungen, Zeitsignale, statistische
Daten, etc..
[0005] Das bislang praktizierte Verfahren dient zwar zur Anpassung eines Hörgeräts, jedoch
ist eine individuelle Anpassung nur bedingt möglich. Dies ist insbesondere darauf
zurückzuführen, dass man versucht, Programme und Daten zur Anpassung eines Hörgeräts
zur Verfügung zu stellen, die sich zur Einstellung eines jeden Hörgeräts bei jedem
Hörgeräteträger eignen sollen. In Ermangelung einer hinreichend ausgeprägten Individualität
ist die Einstellung insbesondere bei sensiblen Menschen unzureichend. Auch kann die
Einstellung besonders kritischen Hörsituationen, bspw. bei hohem Pegel an Stör-/Nebengeräuschen,
nicht gerecht werden. Eine mehr oder weniger individuelle Anpassung fand bislang üblicherweise
in einer akustisch optimierten Umgebung statt, beispielsweise in sogenannten Hör-
bzw. Anpassräumen. Eine solche Umgebung entspricht regelmäßig nicht dem realen Hörumfeld
des Hörgeräteträgers.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der hier
in Rede stehenden Art derart auszugestalten und weiterzubilden, dass eine optimale
Anpassung eines Hörgeräts an die Bedürfnisse des Hörgeräteträgers möglich ist.
[0007] Die voranstehende Aufgabe wird durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst. Danach
ist das erfindungsgemäße Verfahren gekennzeichnet durch folgende Verfahrensschritte:
- Reproduzieren und/oder Simulieren akustischer Szenen aus der persönlichen Hörwelt
des Hörgeräteträgers,
- ggf. Analysieren der gewonnenen Audiodaten bzw. der realen Situation, insbesondere
von Situationsclustern,
- Auswahl geeigneter Systemkomponenten auf Grundlage der gewonnenen und ggf. analysierten
Audiodaten,
- Anpassung des Hörgeräts im Test mit dem Hörgeräteträger unter Anwendung der Audiodaten
und
- Optimierung der Anpassung unter Berücksichtigung unterschiedlicher Situationen, insbesondere
des Hörgeräteträgers.
[0008] Erfindungsgemäß ist erkannt worden, dass die individuelle Anpassung eines Hörgeräts
nur dann sinnvoll ist, wenn man die jeweilige konkrete Hörwelt des Hörgeräteträgers
berücksichtigt. Dazu werden akustische Szenen aus der persönlichen Hörwelt des Hörgeräteträgers
reproduziert oder simuliert. Die dabei gewonnen Audiodaten werden ggf. analysiert
und es können unterschiedliche, ggf. modifizierte Nutzsignale extrahiert werden.
[0009] Unter Zugrundelegung der persönlichen Situation des Hörgeräteträgers findet eine
Auswahl geeigneter Systemkomponenten statt, regelmäßig auf Grundlage der gewonnenen
und ggf. analysierten Audiodaten. Danach findet eine Anpassung des Hörgeräts im Test
mit dem Hörgeräteträger statt und zwar unter Verwendung der Audiodaten. Eine Optimierung
der Anpassung unter Berücksichtigung unterschiedlicher Situationen, insbesondere unter
Berücksichtigung persönlicher Situationen des Hörgeräteträgers, ist möglich und sorgt
für eine optimale Anpassung des Hörgeräts an den Bedarf des jeweiligen Trägers.
[0010] Grundsätzlich ist es möglich, das zu einer optimierten Einstellung führende Training
einzeln, in Gruppen oder unter Nutzung eines Dummies vorzunehmen. Einzustellen sind
insbesondere die Frequenzcharakteristik, die Richtcharakteristik, die Kompression
(Dynamikcharakteristik), Werte betreffend die Psychoakustik, etc.. Auch eine Art Störschallmanagement
kann zugrunde gelegt werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass jeder Mensch anders
wahrnimmt und unterschiedlich auf die Leistungen eines Hörgeräts reagiert. Daraus
resultiert der Bedarf nach einer optimalen Anpassung an die Empfindungswelt des jeweiligen
Hörgeräteträgers. Die subjektive Wahrnehmungsebene spielt hier eine ganz besondere
Rolle.
[0011] Wie bereits zuvor erwähnt, ist es von Vorteil, dass die zur Anpassung hinzuzuziehenden
Audiodaten aus realen Szenen, insbesondere aus realen Szenen des Hörgeräteträgers,
gewonnen werden. So können die Audiodaten komplette reale oder nachgestellte Szenen
aus der jeweiligen Hörwelt umfassen.
[0012] Auch ist es denkbar, dass die Audiodaten zumindest teilweise aus Datenbanken stammen,
wobei es von weiterem Vorteil ist, wenn die Datenbanken ständig um die neu gewonnenen
Audiodaten ergänzt werden, so dass sich das Spektrum der zur Verfügung stehenden Daten
realer Szenen stets erweitert.
[0013] Des Weiteren ist es von Vorteil, wenn die Audiodaten sog. Schallpegeldaten umfassen,
wobei eine Analyse der realen Hörumgebung, beispielsweise unter Nutzung von Pegelschreiben,
stattfindet. Die Schallpegel- oder Schallanalysedaten können abermals aus der realen
Hörwelt des Hörgeräteträgers stammen oder sie werden der realen Hörwelt nachempfunden.
Außerdem ist es denkbar, dass einfache Schallpegelmessungen zum anfänglichen Feineinstellen
des Hörgeräts hinzugezogen werden.
[0014] Die entsprechend den voranstehenden Ausführungen gewonnenen oder zur Verfügung stehenden
Audiodaten lassen sich eigenständig oder unter Einbeziehung weiterer Daten als Ein-
oder Mehrkanalfrequenzdaten verwenden. Außerdem lassen sich die Audiodaten zu individuellen
Hörsituationengruppen (-clustern) für den jeweiligen Hörgeräteträger zusammenfassen,
so dass man den Hörgeräteträger mit eigens auf ihn abgestimmten Hörprogrammen ausstatten
kann, wobei diese Hörsituationengruppen (-cluster) ständigen Anpassung und Optimierung
der Einstellung bzw. Parametrisierung des Hörgeräts sowie für Regressionstests nutzbar
sind.
[0015] An dieser Stelle sei angemerkt, dass das erfindungsgemäße Verfahren zwei Schwerpunkte
umfasst, nämlich einerseits die Gewinnung bzw. Zurverfügungstellung der zur individuellen
Einstellung erforderlichen Audiodaten und das Training des Hörgeräteträgers unter
Zugrundelegung der Audiodaten, wobei über die Trainingsphase hinweg eine optimale
Einstellung des Hörgeräts bzw. der Systemkomponenten stattfindet.
[0016] Die Gewinnung individueller Audiodaten kann durch Tonaufnahme mittels Mikrofon, vorzugsweise
am Kopf des Hörgeräteträgers, einer Testperson oder eines Dummy, erfolgen. Je Ohr
könnte(n) ein Mikrofon, bspw. ein Richtmikrofon oder aber auch Array-Mikrofone, vorgesehen
sein, um nämlich richtungsspezifische Daten berechnen bzw. extrahieren zu können.
Auch ist es denkbar, dass die Audiodaten über die Hörgerätemikrofone aufgenommen und
als simulierte Signale aufbereitet werden.
[0017] Über zusätzliche reale oder simulierte Beschallungsdaten lassen sich unterschiedliche
Beschallungssituationen im Raum und somit unterschiedliche Raumsituationen simulieren.
[0018] Auch ist es denkbar, dass Audiodaten mit der Stimme bzw. Sprache des Hörgeräteträgers
aufgenommen werden, um diese aus den die reale Hörwelt betreffenden Audiodaten subtrahieren
und somit ausblenden zu können. Insoweit ist es möglich, dem Hörgeräteträger reine
Fremdsignale auch aus Gesprächen zur Verfügung zu stellen, die frei von der eigenen
Stimme sind. Auch dies begünstigt die Einstellung und das Training erheblich.
[0019] Grundsätzlich lassen sich die gewonnen Audiodaten in beliebigen Formaten aufnehmen
und verarbeiten. Es bietet sich an, die Audiodaten im Stereoformat oder im Mehrkanalformat
zu nutzen. Die gewonnen bzw. aufbereiteten Audiodaten werden auf Datenträgern, bspw.
unter Nutzung von Mehrkanal-Datendecodern, aufgenommen und archiviert.
[0020] Grundsätzlich ist es denkbar, dass den gesamten Tagesablauf des Hörgeräteträgers
betreffende Audiodaten im Rahmen eines Trainingsprogramms zusammengefasst werden,
so dass es möglich ist, gemeinsam mit dem Hörgeräteträger nahezu die gesamte Lebenssituation
der optimalen Einstellung des Hörgeräts zugrunde zu legen. Außerdem besteht die Möglichkeit,
dem Hörgeräteträger ein individuelles Trainingsprogramm zur weiterreichenden Optimierung
an die Hand zu geben, wobei das Trainingsprogramm Situationen aus seinem eigenen Leben
umfassen kann.
[0021] In weiter vorteilhafter Weise wird mit dem Hörgeräteträger eine Art Situationsanalyse
anhand der aufgenommenen oder zur Verfügung gestellten Audiodaten vorgenommen. Das
gesamte Frequenzspektrum der Audiodaten wird analysiert. Anhand unterschiedlicher
Hörsituationen lässt sich ermitteln, wann und weshalb der Hörgeräteträger gut, mittel,
schlecht oder gar nicht versteht.
[0022] Außerdem ist erkannt worden, dass ein Hörgeräteträger auch ohne Optimierung des Hörgeräts
ein häufig wiederholtes Nutzsignal zunehmend besser versteht, nämlich aufgrund eines
Lerneffekts. So ist es von besonderer Bedeutung, wenn zur Einstellung und zum Training
stets unterschiedliche Hörsituationen, vorzugsweise im Mix, der Einstellung bzw. Optimierung
zugrunde gelegt werden.
[0023] Im Verlaufe der Optimierung bzw. des Trainings vorgenommene Einstellungen lassen
sich durch subjektives Urteil des Hörgeräteträgers überprüfen und ggf. revidieren.
Dabei ist es denkbar, dass das Urteil des Hörgeräteträgers mit den die Einstellungen
betreffenden Daten verknüpft und ggf. einer Optimierungsroutine zugeführt werden.
Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass bei einer Änderung bzw. Verbesserung eines
Parameters nicht etwa die anderen Parameter verschlechtert werden.
[0024] Auch ist es deshalb von Vorteil, wenn jeweils nach am Hörgerät vorgenommenen Änderungen
von Einstellungen nicht nur geprüft wird, ob die gewünschte Wirkung erreicht wurde,
sondern anhand von Regressionstests auch überprüft wird, ob es zu Nebenwirkungen,
insbesondere negativer Art, gekommen ist. Die Änderung der Einstellung wird solange
optimiert, bis keine Nebenwirkungen oder nur vertretbare Nebenwirkungen auftreten.
Für diese Regressionstests sind die Hörsituationengruppen (-cluster) von besonderem
Vorteil.
[0025] Anhand der individuell gewonnenen und zur Verfügung gestellten Audiodaten ist auch
eine Ferneinstellung unter Nutzung der Datenübertragung, vorzugsweise über das Telefon,
Internet, etc., möglich. Eine solche Ferneinstellung erfolgt vorzugsweise im Dialog
mit einem Optimierungsprogramm oder einer Fachkraft, wobei auch hier die individuellen
Hörsituationen und die daraus resultierenden Audiodaten zugrunde gelegt werden. Zumindest
teilweise lassen sich abermals die spezifischen Hördaten des Hörgeräteträgers nutzen,
um bspw. auch von unterwegs eine stete Anpassung und Optimierung, ggf. an sich ändernde
Gegebenheiten, vornehmen zu können. Dabei ist es auch denkbar, dass aus der Ferne
eine Analyse einer neuen Hörsituation vorgenommen wird, um dem Hörgeräteträger eine
Anpassung bzw. Optimierung vorzuschlagen. Die Analyse der neuen Situation könnte beispielsweise
über ein Laptop-Mikrofon unter Nutzung entsprechender Software sowie unter Nutzung
der Datenübertragung vorgenommen werden. Mit einer Art Fernwartung wird die Umgebung
bzw. werden Situationen analysiert und bei der Einstellung berücksichtigt.
[0026] Das Training des Hörgeräteträgers kann in realen Situationen und durch Simulation
stattfinden, wobei im einfachsten Falle die zuvor erörterten Audiodaten genutzt werden.
In besonders raffinierter Weise erfolgt das Training mittels Lautsprecher und/oder
Simulatoren, wobei die Lautsprecher bspw. auf Teleskop-Tonangeln platzierbar sind,
so dass der Ursprung für die Schallwellen nahezu an jedem Punkt im Raum platzierbar
ist. Auch lassen sich die Tonangeln motorisch betreiben und bspw. mit Neigungs- und
Längensensoren versehen, so dass die Raumkoordinaten der Schallquellen einer Recheneinheit
zuführbar sind, um nämlich die Charakteristik der Beschallung und das Trainingsresultat
zuordnen zu können.
[0027] Auch ist es denkbar, bspw. ein Gespräch mittels Dummy, der im Sinne eines Mundsimulators
ausgestattet ist, vorzunehmen, so dass unter Zugrundelegung unterschiedlicher Gesprächssituationen,
vor allem auch unter Zugrundelegung unterschiedlicher Ausprägungsvarianten gesprochener
Sprache (z.B. Sprache, Sprachakzente, Sprachfärbung, Grundfrequenz, Stimmlautstärke,
etc.) eine reale Gesprächssituation mit einer oder mehreren Personen am Tisch, auch
unter Berücksichtigung unterschiedlich stark ausgeprägter Nebengeräusche, simulierbar
ist.
[0028] Wesentlich ist auch hier, dass auf Seiten des Hörgeräts eine individuelle Einstellung
und auf Seiten des Hörgeräteträgers ein individuelles Lernen anhand der gewonnenen
Audiodaten und unter Nutzung modernster Simulationstechniken möglich ist. So lässt
sich eine Optimierung der Hörgeräteeinstellung sowohl anhand realer als auch reproduzierter
Situationen vornehmen, wobei eine auf den jeweiligen Hörgeräteträger einmal eingerichtete
individuelle Programmbibliothek zur ständigen Einstellung und Optimierung auch über
die Phase einer erstmaligen Einstellung hinaus möglich und dabei von besonderem Vorteil
ist.
[0029] Auch ist es denkbar, dass man eine persönliche Programmbibliothek um weitere simulierte
Hörsituationen ergänzt, und zwar unter Berücksichtigung eines sich ändernden Bedarfs
des Hörgeräteträgers. So lassen sich beliebige Situationen in die individuelle Programmbibliothek
einpflegen und weiterhin vom Hörgeräteträger nutzen.
[0030] Von ganz besonderer Bedeutung ist die Situationssimulation, wonach vor allem Umgebungsgeräusche
wie auch simulierte Störgeräusche Berücksichtigung finden.
[0031] So lassen sich Hörprogramme erarbeiten, die nicht nur unterschiedliche Gesprächssituationen,
bspw. in Bezug auf die Teilnehmerzahl, berücksichtigen, sondern auch die Raumart,
den dort auftretenden Hall, unterschiedliche Raumausstattungen wie bspw. Faltwand
mit reflektierendem Material, berücksichtigen.
[0032] Je mehr individuelle, akustische Szenen aus der Hörwelt des Hörgeräteträgers Berücksichtigung
finden, desto optimaler lässt sich das Hörgerät einstellen und der Hörgeräteträger
trainieren. Unterschiedlichste Situationen im Gespräch und unterschiedlichste Umgebungen
sind zu berücksichtigen, und zwar entweder unter Nutzung der in der realen Hörwelt
aufgenommenen Audiodaten oder unter Nutzung simulierter Audiodaten, die der realen
Hörwelt möglichst exakt nachempfunden sind.
[0033] Abschließend sei darauf hingewiesen, dass die voranstehend erörterten Beispiele der
Erörterung der durch die Patentansprüche beanspruchten Merkmale dienen, diese jedoch
nicht auf die Beispiele einschränken.
1. Verfahren zur individuellen Anpassung eines Hörgeräts, insbesondere unter Berücksichtigung
der jeweiligen konkreten Hörwelt eines Hörgeräteträgers,
gekennzeichnet durch folgende Verfahrensschritte:
- Reproduzieren und/oder Simulieren akustischer Szenen aus der persönlichen Hörwelt
des Hörgeräteträgers,
- ggf. Analysieren der gewonnenen Audiodaten bzw. der realen Situation, insbesondere
von Situationsclustern,
- Auswahl geeigneter Systemkomponenten auf Grundlage der gewonnenen und ggf. analysierten
Audiodaten,
- Anpassung des Hörgeräts im Test mit dem Hörgeräteträger unter Anwendung der Audiodaten
und
- Optimierung der Anpassung unter Berücksichtigung unterschiedlicher Situationen,
insbesondere des Hörgeräteträgers.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Audiodaten aus realen Szenen, insbesondere des Hörgeräteträgers, gewonnen werden
und/oder
komplette reale oder nachgestellte Szenen aus der Hörwelt umfassen und/oder
zumindest teilweise aus Datenbanken stammen,
wobei Datenbanken ständig um neu gewonnene Audiodaten ergänzt werden können.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Audiodaten Schallanalysedaten umfassen,
wobei die Schallanalysedaten, insbesondere auch Schallpegeldaten, aus der realen Hörwelt
stammen können oder
wobei die Schallpegeldaten der realen Hörwelt nachempfunden sein können.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass einfache Schallpegelmessungen zum Kalibrieren hinzugezogen werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Audiodaten unter Einbeziehung von Ein- oder Mehrkanal-Frequenzdaten verwendet
werden und/oder
zu individuellen Hörsituationengruppen/clustern für den Hörgeräteträger zusammengefasst
werden.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Audiodaten durch Tonaufnahmen mittels Mikrofon(en), vorzugsweise am Kopf des
Hörgeräteträgers, einer Testperson oder eines Dummy angebracht, gewonnen werden, wobei
es möglich ist,
dass je Ohr ein oder mehrere Mikrofon(e) vorgesehen ist/sind, um richtungsspezifische
Daten berechnen zu können und/oder
dass die Audiodaten über die Hörgerätemikrofone aufgenommen und als simulierte Signale
aufbereitet werden, wobei es weiter möglich ist und/oder
dass über zusätzliche reale oder simulierte Beschallungsdaten unterschiedliche Beschallungssituationen
im Raum und Raumsituationen simuliert werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass Audiodaten mit der Stimme bzw. Sprache des Hörgeräteträgers aufgenommen werden, um
diese aus den die reale Hörwelt betreffenden Audiodaten subtrahieren und somit ausblenden
zu können.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Audiodaten im Stereoformat, Mehrkanalformat oder in sonstigen geeigneten Formaten
aufgenommen bzw. verarbeitet werden und/oder
dass die gewonnenen und ggf. aufbereiteten Audiodaten mit Mehrkanal-Datendecodern
aufgenommen und archiviert werden.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Audiodaten gemeinsam mit Bilddaten und/oder Videodaten zum Erzeugen besonderer
Simulationsumgebungen verwendet werden.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass mit dem Hörgeräteträger eine Art Situationsanalyse anhand der aufgenommenen oder
zur Verfügung stehenden Audiodaten vorgenommen wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass das Frequenzspektrum anhand der Audiodaten analysiert wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass anhand unterschiedlicher Hörsituationen ermittelt wird, wann und weshalb der Hörgeräteträger
gut, mittel, schlecht oder gar nicht versteht und/oder
dass unterschiedliche Hörsituationen im Mix der Einstellung bzw. Optimierung zugrunde
gelegt werden.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass Einstellungen durch subjektives Urteil des Hörgeräteträgers überprüft und ggf. revidiert
werden und/oder
dass das Urteil des Hörgeräteträgers elektronisch mit den die Einstellungen betreffenden
Daten verknüpft und ggf. einer Optimierungsroutine zugeführt wird.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass die am Hörgerät vorgenommenen Einstellungen, vorzugsweise unter Nutzung von Hörprogrammen
oder Hörsituationengruppen/clustern, anhand von Regressionstests überprüft werden.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass eine Ferneinstellung unter Nutzung der Datenübertragung, vorzugsweise über das Telefon,
Internet, etc., vorzugsweise im Dialog mit einem Optimierungsprogramm oder einer Fachkraft,
möglich ist,
wobei der Ferneinstellung zumindest teilweise die spezifischen Hördaten des Hörgeräteträgers
zugrunde gelegt werden können.