[0001] Die Erfindung fällt in das Gebiet der Abgasreinigung. Sie betrifft eine Vorrichtung
nach dem Oberbegriff des entsprechenden unabhängigen Patentanspruches. Die Vorrichtung
dient zur Partikelabscheidung aus den Abgasen von Feuerungsanlagen mittels Röhren-Elektrofiltern.
[0002] Zur Partikelabscheidung aus den Abgasen von Feuerungsanlagen haben sich Röhren-Elektrofilter
bestens bewährt, wie als Beispiel in Figur 1 gezeigt. Bei diesen wird das Abgas durch
ein Metallrohr 3 geleitet, in dessen Zentrum sich eine Sprühelektrode 1 befindet,
die an eine Hochspannungsquelle 5 angeschlossen ist. Beim Passieren des elektrischen
Feldes laden sich die im Abgas befindlichen Partikel längs der Aufladestrecke 6 auf.
Die aufgeladenen Partikeln wandern im elektrischen Feld, von dem einige Feldlinien
8 eingezeichnet sind, über die Abscheidestrecke 7 an die Innenseite des als Gegenelektrode
dienenden Metallrohres 3, wo sie sich abscheiden. Nach einer in Fachkreisen verbreiteten
Meinung findet eine signifikante Abscheidung der geladenen Partikel nur dort statt,
wo ein ausreichend grosses äusseres elektrisches Feld vorliegt, also im Bereich der
Sprühelektrode 1 und dem ihr zugewandten Teil des Metallrohrs 3 bis etwa sechs Rohrdurchmesser
in Strömungsrichtung entfernt vom Ende der Sprühelektrode 1.
[0003] Aus diesen Gründen ist das als Gegenelektrode dienende Metallrohr bei allen nach
dem Stand der Technik bekannten Röhren-Elektrofiltern für Feuerungsanlagen wenigstens
acht Rohrdurchmesser lang. Bei Geräten, in denen die Sprühelektrode sehr kurz ist,
lässt man einen grossen Teil der Gegenelektrode über das in Strömungsrichtung befindliche
Ende der Sprühelektrode hinausragen, wie in Figur 1 dargestellt.
[0004] Probleme treten auf, wenn die Platzverhältnisse beengt sind, z.B. wenn sich der Ofen
so nah an einem ausgemauerten Kamin befindet, dass das metallische Abgasrohr (bei
einem typischen Durchmesser von 100-300mm) nur etwa 1-2 Meter lang ist. Um in diesem
Fall eine hinreichend lange Abscheidestrecke zu gewährleisten, wird die Sprühelektrode
nahe am Ofen installiert. Dies kann zur thermischen Beschädigung der Elektrode bzw.
des Isolators führen.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Röhren-Elektrofilter zum Einbau in
kurze metallische Abgasrohre zu schaffen, wobei die Sprühelektrode weit genug vom
Ofen entfernt ist, sodass diese nicht überhitzt wird, und dennoch hinter der Aufladestrecke
eine hinreichend lange Abscheidestrecke vorhanden ist, um eine effiziente Abscheidung
von Feinstpartikeln zu gewährleisten.
[0006] Diese Aufgabe wird gelöst durch die Vorrichtung, wie sie in den Patentansprüchen
definiert ist. Bei der erfindungsgemässen Vorrichtung wird die Abscheideelektrode
im Wesentlichen nur auf der Strecke im Bereich der Sprühelektrode metallisch ausgeführt.
Die restliche Strecke wird mit einem hochohmigen mineralischen Werkstoff ausgeführt.
[0007] Versuche mit Keramik- und Glasröhren zeigten überraschend, dass es für die Abscheideeffizenz
praktisch unbedeutend ist, ob der Teil der Abscheideelektrode, der sich ausserhalb
des in Strömungsrichtung befindlichen Endes der Sprühelektrode befindet, aus einem
guten elektrischen Leiter (Metall) besteht oder nicht.
[0008] Eine metallische Gegenelektrode ist bevorzugt in dem Bereich des Abgasrohrs angeordnet,
dessen Innenseite unmittelbar der Sprühelektrode zugewandt ist. In diesem Bereich
der Elektrode fließt ein relativ starker Strom (bis 300µA). Dieser Strom wird nicht
nur durch die Aufladung der Partikel verursacht, sondern auch durch Coronastrom selbst.
In dem hinter der Aufladungsstrecke angeordneten Abscheiderohr spielt es hingegen
keine Rolle, ob dessen Innenseite die zur Ausbildung eines elektrischen Feldes notwendige
gute elektrische Leitfähigkeit bietet oder nicht. Hier ist, entgegen der in Fachkreisen
verbreiteten Meinung, nicht das durch die Elektroden erzeugte elektrische Feld für
die Abscheidung wesentlich. Vielmehr führt das durch die Raumladung der geladenen
Partikel herrschende elektrische Feld zur Abscheidung der Partikel. Ein zusätzliches
von aussen angelegtes elektrisches Feld ist also dort nicht notwendig.
[0009] Die erfindungsgemässe Vorrichtung ist in Figur 2 skizziert. Hier ist der metallische
Teil der Abscheidestrecke 7 in Form eines elektrisch leitenden und als Gegenelektrode
wirkenden rohrförmigen Mantels 3 beschränkt auf den Bereich unmittelbar gegenüber
der Sprühelektrode 1, also auf die Aufladungsstrecke 6. Der Rest der Abscheidestrecke
7 ist als Abströmkanal 4 aus Keramik ausgeführt. Dieser Versuchsaufbau wurde verwendet,
um die Abscheideeffizienz eines Elektrofilters bei einem Röhrendurchmesser von D =
160 mm zu bestimmen. Die Spannung an der Sprühelektrode 1 betrug 18 kV. Die Länge
der Sprühelektrode 1 (Aufladungsstrecke) betrug 300 mm. Das Abscheiderohr war ein
handelsübliches Keramikrohr und Teil des Abströmkanals 4, mit einem bei Raumtemperatur
gemessenen spezifischen Widerstand von 1.44 x 10
10 Ohm/m. Die Abscheideeffizienz wurde durch die Messung der Anzahl von Partikeln <1
Mikrometer mit einem "Diffusion Charger" der Firma Matter Engineering, Bremgarterstrasse
62, CH-5610 Wohlen bestimmt. Verteilt auf eine Länge von 3m wurden drei Messstellen
eingerichtet. Der Abscheidegrad wurde ermittelt aus den Messergebnissen mit eingeschalteter
Hochspannung relativ zu denen mit ausgeschalteter Hochspannung (Basisversuch).
[0010] Eine Zusammenfassung der Ergebnisse ist Figur 5 dargestellt. Während etwa 80% der
Partikeln bereits im Aufladungsbereich an der Innenseite des als Aufladungsstrecke
verwendeten Metallrohrs, das einen elektrisch leitenden Mantel 3 um die Sprühelektrode
1 bildet, abgeschieden wurden, wurde auch eine Abscheidung geladener Partikel im Keramikrohr
festgestellt, welches den Abströmkanal 4 bildete. Erstaunlicherweise und entgegen
dem in Fachkreisen verbreiteten Vorurteil ist die Abscheidung in dem als Keramikrohr
ausgebildeten Abströmkanal 4 nicht weniger gut, als die bei Vergleichsversuchen erzielte
Abscheidung in einem Metallrohr in einer Anordnung wie in Figur 1 gezeigt, wie das
aus den Messergebnissen in Figur 5 hervorgeht.
[0011] Auch der Abtransport der von den abgeschiedenen Partikeln abfliessenden Ladungsträger
wird durch den Umstand, dass die Oberfläche des Keramikrohrs, welches an dieser Stelle
den Abströmkanal 4 bildet, schlecht elektrisch leitet, nicht wesentlich behindert.
Berechnungen ergaben, dass bei der Abscheidung von Partikeln aus einer Feuerungsanlage
ein Strom von nur ca. 1 pA fliesst, was auch bei hochohmigen Werkstoffen problemlos
möglich ist. Aus diesem Grunde ist auch die in der Fachliteratur diskutierte Beschichtung
von keramischen Abscheideelektroden mit elektrisch leitenden Stoffen nicht notwendig.
Versuche mit sorgfältig gesäuberten und geheizten Keramikröhren haben gezeigt, dass
der Aufbau einer (elektrisch leitenden Russschicht) an der Innenseite der Keramikröhre,
welche dort den Abströmkanal 4 bildet, ebenso wenig erforderlich ist, wie die Erzeugung
von Leitfähigkeit durch Kondensation von Feuchtigkeit. Die Massnahmen zur elektrisch
leitenden Beschichtung der Innenseite von Keramikrohren, welche zur Abscheidung von
geladenen Partikeln dienen sollen, ist zwar erforderlich bei Elektrofiltern, in denen
grosse Partikelmengen abgeschieden werden müssen, und damit grosse Ladungsmengen abgeleitet
werden müssen (z. B. Elektrofilter in der Zementindustrie), nicht hingegen bei Elektrofiltern,
die nur zur Entfernung von mitgerissenen Partikeln aus Feuerungsanlagen verwendet
werden.
[0012] Bei der erfindungsgemässen Vorrichtung geht der als Gegenelektrode in der Aufladestrecke
6 dienende elektrisch leitende Mantel 3 in Form zum Beispiel eines Metallrohrs in
kurzer Entfernung hinter dem abstromseitigen Ende der Sprühelektrode 1 und des Isolators
2 in einen Abströmkanal 4 über, welcher aus einem mineralischen Werkstoff besteht
und ebenfalls als Abscheidestrecke 7 wirkt. In diesem Sinne kann beispielsweise ein
Keramikrohr oder auch ein gemauerter Kamin 9 als Abströmkanal 4 und Abscheidestrecke
dienen, wie das in Figur 3 dargestellt ist. Bei beengten Platzverhältnissen ist es
also gar nicht notwendig, wie bislang üblich ein 1-2m langes Metallrohr als Abscheidestrecke
vor dem Anschluss an einen gemauerten Kamin zu installieren und aus diesem Grunde
die Aufladestrecke nahe am Ofen zu installieren. Vielmehr kann die Aufladestrecke
unmittelbar vor dem Übergang in den gemauerten Kamin angebracht werden, womit die
Gefahr der thermischen Beschädigung der Elektrode 1 bzw. des Isolators 2 durch sehr
heisse Ofenabgase gegenüber dem Stand der Technik wesentlich verringert wird.
[0013] Eine bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemässen Vorrichtung besteht in der
Verwendung von hitzeresistenter durchsichtiger Glaskeramik als Abströmkanal 4 in der
Abscheidestrecke 7. Auf diese Weise kann die Funktionsweise des Elektrofilters optisch
kontrolliert werden. Als zweckmässig hat es sich erwiesen, das Glaskeramikrohr auch
als Aufladestrecke 6 zu verwenden, wobei entlang dem Bereich der Sprühelektrode 1
ein elektrisch leitender rohrförmiger Mantel 3 in Form eines geerdetes grobmaschiges
Drahtgitters auf der Innenseite des Glaskeramikrohres angebracht war. Damit wird einerseits
gewährleistet, dass sich das für die Partikelaufladung notwendige elektrische Feld
ausbilden kann. Andererseits ist eine optische Inspektion auch der Aufladungsstrecke
möglich.
1. Vorrichtung zur Partikelabscheidung aus dem Abgas von Feuerungsanlagen mittels Röhren-Elektrofilter,
bestehend aus einer Sprühelektrode (1) und einer Gegenelektrode, wobei die Aufladungsstrecke
(6) des Filters von der Sprühelektrode (1) gebildet ist, welche zentral in einem elektrisch
leitenden und als Gegenelektrode wirkenden rohrförmigen Mantel (3) angeordnet ist,
dadurch gekennzeichnet, dass dieser elektrisch leitende rohrförmige Mantel (3) nur einen Teilabschnitt der gesamten
Gegenelektrode bildet und ein daran anschliessender Teilabschnitt der Gegenelektrode
von einem in Strömungsrichtung hinter der Sprühelektrode und diesem rohrförmigen Mantel
anschliessenden, aus einem mineralischen Werkstoff bestehenden Abströmkanal (4) des
Abgases als Teil der Abscheidestrecke (7) gebildet ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der elektrisch leitende rohrförmige Mantel (3) und die zentral in seinem Innern angeordnete
Sprühelektrode (1) in ihrer Länge um höchstens 15% voneinander abweichen.
3. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der als elektrisch leitende Gegenelektrode wirkende elektrisch leitende rohrförmige
Mantel (3) als integraler Bestandteil eines Keramikrohres ausgeführt ist, indem dieses
Keramikrohr eine aufgespritzte oder aufgetragene leitende Masse oder ein in die Keramik
eingearbeitetes Metallrohr oder Metallflies enthält.
4. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sie als Röhrenfilter ausgebildet ist, indem die Sprühelektrode (1) und der elektrisch
leitende und als Gegenelektrode wirkende rohrförmigen Mantel (3) infolge ihrer Kürze
als solch kompaktes Bauteil ausgeführt sind, dass dieses in einen bestehenden oder
in einen neuen mineralischen Abströmkanal (4) ohne dessen Auftrennung einbaubar ist.
5. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der aus einem elektrisch leitenden, rohrförmigen Mantel (3) bestehende Teilabschnitt
der Gegenelektrode einen Durchmesser von weniger als 400 mm aufweist, wobei der umschliessende
Mantel (3) von einem Rohr oder von einem Rohr mit durchgehendem Längsschlitz gebildet
ist.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der aus einem elektrisch leitenden, rohrförmigen Mantel (3) bestehende Teilabschnitt
der Gegenelektrode einen Durchmesser von weniger als 400 mm aufweist, wobei der umschliessende
Mantel (3) aus einem Lochblech, einem Gitter oder einem Geflecht besteht und somit
eine nicht durchgehend geschlossene Oberfläche bildet.
7. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der in Strömungsrichtung hinter der Sprühelektrode (1) angeordnete Teil der Gegenelektrode,
der aus einem mineralischen Werkstoff besteht, sich gemessen ab dem anströmungsseitigen
Ende der Sprühelektrode (1) um weniger als acht Rohrdurchmesser in Strömungsrichtung
erstreckt.
8. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Teil der Gegenelektrode, der aus einem mineralischen Werkstoff besteht, bei Raumtemperatur
einen spezifischen Widerstand von mehr als 103 Ohm/m aufweist.
9. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Abströmkanal (4) des Abgases aus einem keramischen Werkstoff besteht, vorzugsweise
aus Mauerwerk (9).
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Abströmkanal (4) des Abgases aus einem durchsichtigen mineralischen Werkstoff
besteht, vorzugsweise aus Glaskeramik.