[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum automatisierten Identifizieren
von Spulenhülsen, die an Arbeitsstellen von Kreuzspulen herstellenden Textilmaschinen
zum Einsatz kommen, insbesondere bei einem Mehrpartienbetrieb derartiger Textilmaschinen
anhand charakteristischer Merkmale der Spulenhülsen.
[0002] In der Textilmaschinenindustrie ist es seit langem bekannt, unterschiedliche Garnpartien
durch farblich unterschiedlich gekennzeichnete Spulenhülsen für das Bedienpersonal
erkennbar zu machen.
Es ist dabei sowohl bekannt, Vorgarnspulen durch farbige, wiederverwendbare Spulenhülsen
zu kennzeichnen, als auch Spinnkopse auf farbige, ebenfalls wiederverwendbare Kopshülsen
zu wickeln.
Solche wiederverwendbaren Hülsen sind in der Regel aus einem stabilen Kunststoff gefertigt
und einfarbig eingefärbt.
[0003] In der
DE 197 49 024 A1 ist beispielsweise ein Vorgarnspulen-Transportsystem beschrieben, das Vorspinnmaschinen,
so genannte Flyer, mit im Produktionsprozess nachgeschalteten Ringspinnmaschinen verbinden.
Die ringspinnmaschineneigenen Vorgarnspulen-Transporteinrichtungen sind dabei jeweils
über einen Umsetzer indirekt mit einer Vorgarnspulen-Transportbahn verbunden, an die
mehrere Flyer angeschlossen sind. Da von den Flyern über die Transportbahn unterschiedliche
Garnpartien angeliefert werden, sind die Hülsen der Vorgarnspulen entsprechend ihrer
Garnpartie farblich gekennzeichnet.
Die im Bereich der Ringspinnmaschinen angeordneten Umsetzer arbeiten jeweils mit einem
Farbsensor zusammen, der die Farbe der Hülsen der angelieferten Vorgarnspulen detektiert
und den Umsetzer veranlasst, jeweils nur Vorgarnspulen von der Transportbahn abzunehmen,
deren Hülsen eine bestimmte, vorgebbare Farbe aufweisen.
[0004] In der
DE 39 11 799 A1 und der
DE 43 15 258 A1 ist jeweils ein Maschinenverbund zwischen einer Ringspinnmaschine und einer Spulmaschine
beschrieben.
Das Transportsystem der Spulmaschinen ist dabei so ausgebildet, dass gleichzeitig
unterschiedliche Garnpartien verarbeitet werden können.
Das heißt, im Bereich der spulmaschineneigenen Transportsysteme sind jeweils Farbsensoren
angeordnet, die dafür sorgen, dass unterschiedliche Garnpartien, die durch die Farbe
ihrer Spinnkopshülsen gekennzeichnet sind, zielgenau in den Maschinenabschnitt der
Spulmaschine ausgeschleust werden, der für die betreffende Garnpartie zuständig ist.
[0005] Die verwendeten Farbsensoren sind im Handel erhältliche Sensoreinrichtungen, die
bis zu acht unterschiedliche Hülsenfarben unterscheiden können.
Der Einsatz derartiger Farbsensoren zum Erkennen der Farbe einer wiederverwendbaren,
einfarbigen Vorgarnhülse oder einer wiederverwendbaren, einfarbigen Spinnkopshülse
hat sich in der Praxis durchaus bewährt.
Solche Farbsensoren sind allerdings nicht einsetzbar, wenn es darum geht, Hülsen zu
unterscheiden, die nicht einfarbig bunt ausgebildet sind, sondern andere charakteristische
Merkmale aufweisen.
[0006] Derartige, in der Regel kostengünstig aus Pappe gefertigten "Wegwerf"-Hülsen weisen
beispielsweise auf der Hülsenoberfläche eine Musterung oder einen bestimmten Aufdruck
auf, durch den die jeweilige Spulenhülse eindeutig identifizierbar ist.
[0007] In der
DE 198 36 071 A1 sind des Weiteren ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Erkennen von Fadenresten
auf Spinnkopshülsen beschrieben.
Bei diesem bekannten Verfahren wird die zu untersuchende Spinnkopshülse mit Licht
bestrahlt und das von der Spinnkopshülse reflektierte Licht von einer Bildaufnahmeeinrichtung,
z.B. einer CCD-Videokamera, erfasst und in digitale Bilddaten umgewandelt.
Die digitalen Bilddaten werden einem Auswerterechner zugeführt, der die den digitalen
Bilddaten entsprechende Bildmatrix einer Kantenfilterung unterzieht, um auf diese
Weise die in der Bildmatrix enthaltenen Kantenkonturen zu ermitteln.
Anhängig von den erhaltenen Kantenkonturen wird dann auf das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein
von Fadenresten auf der untersuchten Spinnkopshülse geschlossen.
[0008] Der Einsatz von CCD-Kameras ist im Zusammenhang mit Textilmaschinen auch durch die
DD-266 078 A1 bekannt. Bei der Einrichtung gemäß
DD-266 078 A1 werden Spulenkörper mittels einer CCD-Kamera berührungslos auf ihre Geometrie und
ihre Lage hin überprüft und anschließend spitzenorientiert abgelegt. Des Weiteren
sind durch die
DD-PS 150 699 oder die
DE 27 49 682 C2 fotoelektrische bzw. opto-elektronische Einrichtungen zum Erfassen und Sortieren
von Gegenständen gemäß ihrer äußeren Form bekannt.
[0009] Eine solche Einrichtung, die in der Lage ist, Gegenstände anhand ihrer äußeren Form
zu identifizieren, ist auch in der
DE 43 05 562 A1 beschrieben.
[0010] Bei dieser bekannten Einrichtung werden Verpackungsabfälle, wie beispielsweise Plastikflaschen,
an einem bildauflösenden Sensor vorbeigeführt und aus den erhaltenen Bildinformationen
Gestaltsmerkmale gewonnen. Die Verpackungsabfälle werden anschließend anhand der gewonnenen
Gestaltsmerkmale in Kanäle aussortiert, die für Gegenstände mit den entsprechenden
Gestaltsmerkmalen bestimmt sind.
[0011] Ausgehend vom vorstehend beschriebenen Stand der Technik liegt der Erfindung die
Aufgabe zugrunde, ein Verfahren bzw. eine Vorrichtung zu entwickeln, das/die es ermöglicht,
automatisiert Spulenhülsen für Textilmaschinen sowohl anhand ihrer Farbe, als auch
anhand anderer charakteristischer Merkmale, zum Beispiel einer speziellen Musterung,
zu identifizieren.
[0012] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren gelöst, wie es im Anspruch
1 beschrieben ist, bzw. durch eine Vorrichtung, die die im Anspruch 13 beschriebenen
Merkmale aufweist.
[0013] Vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens sind Gegenstand der
Unteransprüche 2 - 12.
Vorteilhafte Ausführungsformen der erfindungsgemäßen Vorrichtung sind in den Ansprüchen
14 - 18 beschrieben.
[0014] Das erfindungsgemäße Verfahren, bei dem aktuell aufgenommene Bildinformationen einer
zu identifizierenden Spulenhülse in einer Bildbearbeitungseinrichtung mit Bildinformationen
vorher aufgenommener, bereits klassifizierter Spulenhülsen verglichen werden und bei
feststellbaren Überstimmungen von charakteristischen Merkmalen, beispielsweise der
Musterung der Spulenhülse, eine automatisierte Identifizierung der betreffenden Spulenhülse
erfolgt, hat den Vorteil, dass Identifikationsfehler, die in der Regel auf menschliches
Versagen zurückzuführen sind, weitestgehend ausgeschlossen werden können.
[0015] Wie im Anspruch 2 beschrieben, ist in vorteilhafter Ausbildung vorgesehen, dass jeweils
durch wenigstens eine Kamera eine Abbildung der zu identifizierenden Spulenhülse erstellt
und an eine Bildbearbeitungseinrichtung übermittelt wird.
In der Bildbearbeitungseinrichtung wird diese Abbildung dann auf vorgebbare, charakteristische
Merkmale, wie Musterung und/oder Farbe, hin überprüft und die ermittelten Merkmale
mit den charakteristischen Merkmalen bereits klassifizierter Spulenhülsen verglichen,
deren Abbildungen in einem Speicher hinterlegt sind.
Beim Feststellen von Übereinstimmungen der Merkmale der zu identifizierenden Spulenhülsen
mit den Merkmalen einer der hinterlegten, bereits klassifizierten Spulenhülse wird
die betreffende Spulenhülse als zuverlässig identifiziert angesehen. Das heißt, die
identifizierte Spulenhülse kann maschinell sofort zu einer Arbeitsstelle befördert
werden, auf der eine Garnpartie läuft, die durch die entsprechenden Spulenhülsen kenntlich
gemacht wird.
Bei dem vorstehend beschriebenen Verfahren ist es nahezu unerheblich, welches charakteristische
Merkmal die betreffende Spulenhülse, insbesondere welche Musterung die Spulenhülse
aufweist; es ist unter allen Umständen stets eine sichere automatisierte Identifizierung
der Spulenhülse gewährleistet.
[0016] Wie im Anspruch 3 beschrieben, wird zur Ermittlung und Überprüfung der charakteristischen
Merkmale einer Spulenhülse eine Abbildung der zu identifizierenden Spulenhülse, die
in der Bildbearbeitungseinrichtung als so genannter Musterraum dient, in der Bildbearbeitungseinrichtung
in mehrere Bildausschnitte, so genannte Vorlagen aufgeteilt, die sich vorzugsweise
sowohl bezüglich ihrer Form und Größe, als auch bezüglich ihrer Lage innerhalb des
Musterraumes unterscheiden. Dadurch, dass sich die Vorlagen sowohl bezüglich ihrer
Form und Größe, als im Hinblick auf ihre Lage im Musterraum unterscheiden, wird sichergestellt,
dass sowohl Spulenmuster, die vorzugsweise senkrecht zur Hülsenachse verlaufen, als
auch Spulenmuster, die mehr parallel zur Hülsenachse angeordnet sind, durch die Vorlagen
ausreichend sicher erfasst sind und in der Bildbearbeitungseinrichtung zuverlässig
bearbeitet und identifiziert werden können.
Auf experimentelle Weise wurde dabei ermittelt, dass neun entsprechend ausgebildete
und angeordnete Abbilder ausreichend sind, um alle Musterungen einer Spulenhülse stets
zuverlässig erfassen zu können.
[0017] Wie im Anspruch 4 dargelegt, ist in vorteilhafter Ausbildung außerdem vorgesehen,
dass die charakteristischen Merkmale, auf die die Spulenhülsen zwecks Identifizierung
hin überprüft werden, insbesondere die Farbe und die Musterung der Spulenhülse sind.
[0018] Die Ermittlung der jeweiligen Farbe der Spulenhülse erfolgt dabei vorzugsweise, wie
im Anspruch 5 erläutert, nach dem so genannten "Color-Matching-Verfahren".
Bei diesem Verfahren findet, wie im Anspruch 6 dargelegt, eine Analyse des Farbspektrums
der Spulenhülse beispielsweise in einem HSL-Farbraum statt.
Das heißt, es kommt in der Bildbearbeitungseinrichtung zu einer Auswertung von Farbinformationen
der durch die CCD-Kamera erstellten Bildinformationen.
[0019] Während des Identifikationsprozesses wird beispielsweise die Bildinformation der
vorliegenden Spulenhülse mit Bildinformationen bereits klassifizierter Spulenhülsen
verglichen und auf Übereinstimmung mit vorher festgelegten Farbinformationen überprüft.
[0020] Gemäß Anspruch 7 findet bei der Ermittlung der Musterung der Spulenhülse ein ähnliches
Verfahren, das so genannte "Pattern-Matching-Verfahren" Anwendung.
Bei diesem Verfahren wird in der Bildbearbeitungseinrichtung aus der Verteilung der
unterschiedlichen Grauwerte innerhalb der zu überprüfenden Vorlagen auf die Musterung
der Spulenhülse geschlossen.
Beim "Pattern-Matching-Verfahren" findet dabei eine Quantelung der Vorlagen statt.
Das heißt, die Gesamtheit der Fläche der einzelnen Vorlagen wird jeweils in einzelne
Flächenelemente zerlegt, die einzeln auf die Verteilung unterschiedlicher Grauwerte
hin überprüft werden. Zu diesem Zweck werden die Vorlagen in Raster aufgeteilt und
jedes Raster auf bestimmte Merkmale hin überprüft. Es wird dabei beispielsweise mit
einem relativ groben Raster begonnen und das Raster sukzessive verfeinert.
Auf diese Weise wird gewährleistet, dass alle wichtigen Merkmale, die die betreffende
Spulenhülse charakterisieren, zuverlässig ermittelt werden und damit die Spulenhülse
zweifelsfrei identifiziert wird.
[0021] Wie vorstehend bereits beschrieben, wird die Abbildung einer zu identifizierenden
Spulenhülse mit den in einem Speicher abgelegten Abbildungen bereits klassifizierter
Spulenhülsen verglichen und anschließend, wie im Anspruch 8 erläutert, der jeweilige
Grad der Übereinstimmung festgelegt.
Der Grad der Übereinstimmung wird dabei auf einer Skala zwischen 0 und 1000 bewertet.
1000 bedeutet dabei eine vollständige Übereinstimmung der Vorlagen der zu identifizierenden
Spulenhülse mit den Vorlagen einer der bereits klassifizierten Spulenhülsen.
Da eine solche vollständige Übereinstimmung aus verschiedenen Gründen allerdings eher
unwahrscheinlich ist, wird bereits das Erreichen eines vorgebbaren Schwellenwertes
als erfolgreiche und zuverlässige Identifikation der betreffenden Spulenhülse gedeutet.
[0022] In vorteilhafter Ausbildung erfolgt die Identifizierung einer vorgelegten Spulenhülse
in weniger als 2 Sek. (Anspr.9), das bedeutet, mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
ist problemlos ein Spulenhülsendurchsatz realisierbar, der jederzeit einen reibungslosen
Betrieb auch von Textilmaschinen gewährleistet, die eine Vielzahl von Arbeitsstellen
aufweisen.
[0023] Wie im Anspruch 10 beschrieben, können die Abbildungen der Spulenhülsen, die in der
Bildbearbeitungseinrichtung überprüft und miteinander verglichen werden, aufgrund
der Hülsengeometrie teilweise verzerrt sein.
[0024] Diesen Verzerrungen kann entweder dadurch entgegengewirkt werden, dass, wie im Anspruch
11 beschrieben, die zu vergleichenden Abbildungen der Spulenhülsen in der Bildbearbeitungseinrichtung
einer mathematischen Korrektur mittels entsprechender Algorithmen unterworfen werden,
oder dadurch, dass zur Vermeidung von Verzerrungen der Abbildungen eine optische Korrektur
mittels einer angepassten Linse stattfindet (Anspr.12).
[0025] Unabhängig davon, ob in der Bildbearbeitungseinrichtung mit verzerrten oder korrigierten
Abbildungen von Spulenhülsen gearbeitet wird, in der Bildbearbeitungseinrichtung werden
stets Vorlagen gleichen Typs miteinander verglichen.
[0026] Die Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens weist, wie im Anspruch
13 beschrieben, wenigstens eine CCD-Kamera zur Aufnahme einer Abbildung einer zu identifizierenden
Spulenhülse sowie eine zugehörige Lichtquelle auf.
Die CCD-Kamera ist dabei über eine Signalleitung an eine digitale Bildbearbeitungseinrichtung
angeschlossen, in der die durch die CCD-Kamera aufgenommene Abbildung der zu identifizierenden
Spulenhülse auf charakteristische Merkmale hin überprüft und mit Abbildungen bereits
klassifizierter Spulenhülsen verglichen wird, die in einem zugehörigen Speicher hinterlegt
sind.
Bei einem vorgebbaren Grad der Übereinstimmung der charakteristischen Merkmale der
Abbildung der zu identifizierenden Spulenhülsen mit den charakteristischen Merkmalen
einer der bereits klassifizierten Spulenhülse gilt die vorliegende Spulenhülse als
identifiziert.
[0027] Wie im Anspruch 14 erläutert, ist die Software der digitalen Bildbearbeitungseinrichtung
vorzugsweise in die Maschinensoftware der Zentralsteuereinheit der Textilmaschine
integriert. Das heißt, es wird kein separater Rechner benötigt, sondern es wird auf
bereits vorhandene Hardware der Textilmaschine zurückgegriffen. Das erfindungsgemäße
Verfahren ist auf diese Weise relativ kostengünstig zu realisieren.
[0028] Als Lichtquelle zum Ausleuchten der zu untersuchenden Spulenhülsen kommt vorzugsweise
eine konstante, diffuse Lichtquelle zum Einsatz (Anspr.15), das heißt, eine Lichtquelle,
bei der die ausgesandten Lichtstrahlen keine Vorzugsrichtung aufweisen.
[0029] Mit einer solchen diffusen Lichtquelle kann beispielsweise vermieden werden, dass
es bei Spulenhülsen, die eine relativ glatte Oberfläche aufweisen, wie dies zum Beispiel
bei Spulenhülsen aus Kunststoff oft der Fall ist, zu einer Überbelichtung der Hülsenoberfläche
kommt.
[0030] Wie im Anspruch 16 erläutert, ist die eingesetzte CCD-Kamera vorzugsweise bezüglich
der Mittellängsachse der Spulenhülse unter einem Winkel geneigt angeordnet.
Durch eine solche geneigte Anordnung der Kamera gelingt es auf relativ einfache Weise,
den am Einbauort der vorliegenden Vorrichtung bekannt knappen Bauraum optimal auszunutzen.
[0031] Da das erfindungsgemäße Verfahren insbesondere bei Kreuzspulen herstellenden Textilmaschinen
vorteilhaft eingesetzt werden kann, die im Mehrpartienbetrieb arbeiten, sind in einem
zugehörigen Speicher der Bildbearbeitungseinrichtung, wie im Anspruch 17 dargelegt,
vorzugsweise die Abbildungen der bereits klassifizierten Spulenhülsen hinterlegt,
die auf der Textilmaschine zum Einsatz kommen.
Eine solchermaßen ausgestattete Vorrichtung ist dann in der Lage, automatisiert alle
auf der Textilmaschine eingesetzten Spulenhülsen an ihrer Musterung einwandfrei zu
identifizieren.
[0032] Wenngleich die erfindungsgemäße Vorrichtung in der Regel mit einer einzigen CCD-Kamera
ausreichend bestückt ist, kann es auch vorteilhaft sein, ein Mehrkamerasystem zu verwenden
(Anspr.18). Mit einer Vorrichtung, die nur mit einer Kamera ausgestattet ist, ist
beispielsweise nicht immer möglich, Spulenhülsen sicher zu erkennen, deren Musterung
in Längsrichtung der Spulenhülse eine Periode aufweist, die der gesamten Spulenkörperlänge
entspricht, das heißt, eine Spulenhülse, bei der zum Beispiel die Vorderseite ganz
weiß und die Rückseite ganz schwarz ist.
[0033] Zur Identifikation derartig gemusterter Spulenhülsen ist es vorteilhaft bzw. erforderlich,
zwei oder mehr, im Winkel zueinander angeordnete, CCD-Kameras vorzusehen.
[0034] Das erfindungsgemäße Verfahren bzw. die Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens
werden nachfolgend anhand eines in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispiels
näher erläutert.
Es zeigt:
[0035]
- Fig.1
- schematisch eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens,
- Fig.2
- ein Diagramm zum Ablauf einer automatisierten Mustererkennung,
- Fig.3-5
- einen als Musterraum dienenden Bildausschnitt einer Spulenhülsenoberfläche, wie er
von der CCD-Kamera erfasst wird, mit einzelnen Bildausschnitten, den so genannten
Vorlagen, die sich bezüglich ihrer Form, Größe und Lage unterscheiden und die in der
Bildbearbeitungseinrichtung bei der automatisierten Identifizierung der Musterung
der Spulenhülse benutzt werden.
[0036] In Fig.1 ist schematisch eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens dargestellt.
Die Vorrichtung umfasst im Wesentlichen eine CCD-Kamera 1, die über eine Signalleitung
6 an eine Bildbearbeitungseinrichtung 4 angeschlossen ist.
[0037] An die Bildbearbeitungseinrichtung 4 sind außerdem, beispielsweise über eine Signalleitung
7, ein Speicher 3 sowie über eine Signalleitung 8 eine Anzeigeeinrichtung 5 angeschlossen.
[0038] Zur ordnungsgemäßen Ausleuchtung einer zu identifizierenden Spulenhülse 2 ist des
Weiteren eine Lichtquelle 16, vorzugsweise eine konstante, diffuse Lichtquelle, vorgesehen.
Wie in Fig.1 dargestellt, ist die CCD-Kamera 1 vorzugsweise bezüglich der Spulenachse
17 der zu identifizierenden Spulenhülse 2 unter einem Winkel α so angeordnet, dass
das von der Kamera 1 im Bereich der Spulenhülse 2 erfassbare Blickfeld wenigstens
die halbe Spulenhülsenlänge umfasst.
[0039] Die Bildbearbeitungseinrichtung 4 sowie der zugehörige Speicher 3 und die Anzeigeeinrichtung
5 müssen allerdings nicht, wie im Ausführungsbeispiel der Fig.1 dargestellt, als jeweils
separate Bauteile ausgebildet sein, sondern sowohl der Speicher 3 als auch die Anzeigeeinrichtung
5 können selbstverständlich auch direkt in die Bildbearbeitungseinrichtung 4 integriert
sein.
Des Weiteren kann die Bildbearbeitungseinrichtung 4 ihrerseits Bestandteil der Zentralsteuereinheit
einer Kreuzspulen herstellenden Textilmaschine sein.
[0040] Wie in Fig.2 angedeutet, laufen in der Bildbearbeitungseinrichtung im Rahmen der
Mustererkennung, das heißt der automatisierten Idenfizierung einer Spulenhülse etwa
folgende Verfahrensschritte ab:
Eine durch die CCD-Kamera 1 erstellte Abbildung 9 der Spulenhülse 2 wird in der Bildbearbeitungseinrichtung
4 zunächst einer Vorbearbeitung 10 unterworfen. Die Abbildung 9, die auch als Musterraum
14 dient, wird dabei, wie in den Figuren 3-5 dargestellt, in mehrere Vorlagen 15 aufgeteilt,
die sich sowohl bezüglich ihrer Form und ihrer Größe, als auch bezüglich ihrer Lage
im Musterraum 14 unterscheiden.
[0041] Im nächsten Schritt, der so genannten Merkmalsgewinnung 11, werden anhand der Vorlagen
15 charakteristische Merkmale der Spulenhülse 2 herausgearbeitet, die anschließend
auf ein bestimmtes Muster der Spulenhülse reduziert werden (Verfahrensschritt 12).
[0042] Im Rahmen des Verfahrensschrittes 12 kommen vorzugsweise das so genannte "Pattern-Matching"
und das "Color-Matching" zur Anwendung, bei denen aus dem Gesamtbild der Abbildung
9 Bildauschnitte genommen werden, die als Vorlagen 15 abgespeichert werden.
Gemäß dem "Pattern-Matching-Verfahren" wird dabei aus der Verteilung der unterschiedlichen
Grauwerte innerhalb einer zu beurteilenden Vorlage 15 ein bestimmtes Muster der Spulenhülse
2 ermittelt, das in einem Speicher 3 hinterlegt wird.
Das heißt, zum Klassifizieren einer Spulenhülse 2 wird jeweils ein Muster der Vorlagen
15 dieser Spulenhülse als eine bestimmte Art der Grauwertverteilung gespeichert.
[0043] Beim "Color-Matching-Verfahren" wird die Farbinformation einer Vorlage 15 derart
gespeichert, dass die relative Häufigkeit einer jeden der acht Grundfarben beispielsweise
eines HSL-Farbraumes (Schwarz, Weiß, Rot, Gelb, Grün, Cyan, Blau, Magenta) in einem
Histogramm festgehalten wird, wobei Bereiche, die Grau erscheinen, zusätzlich zu den
acht Grundfarben aufgeführt werden.
[0044] Zur Identifizierung einer Spulenhülse 2 wird in einem nächsten Verfahrensschritt
13 das Muster der jeweils vorliegenden Spulenhülse 2 mit den Mustern bereits klassifizierter
Spulenhülsen verglichen, bzw. auf Übereinstimmungen mit dem Muster einer der bereits
klassifizierten Spulenhülsen überprüft. Beim Auffinden von Übereinstimmungen wird
der Grad der Übereinstimmung mittels einer Bewertungszahl, die Werte zwischen 0 und
1000 annehmen kann, angegeben.
Bei Erreichen eines vorgebbaren Schwellenwertes gilt die betreffende Spulenhülse 2
als automatisiert identifiziert.
[0045] Die Figuren 3 - 5 zeigen eine durch die CCD-Kamera 1 erstellte Abbildung 9 der Spulenhülsenoberfläche,
die einen Musterraum 14 bildet.
Wie angedeutet, ist der Musterraum 14 in der Horizontalen in 640 Bildpunkte oder Bildelemente
(Pixel) und in der Vertikalen in 480 Bildpunkte aufgeteilt.
Gemäß Fig.3 wird der Musterraum 14 in der digitalen Bildbearbeitungseinrichtung 4
anhand dreier Vorlagen 15.1, 15.2 und 15.3 grafisch abgetastet, die sich jeweils bezüglich
ihrer Form, ihrer Größe und ihrer Lage im Musterraum 14 unterscheiden. Gemäß vorliegendem
Ausführungsbeispiel sind die Vorlagen beispielsweise am oberen Rand des Musterraumes
14 angeordnet.
Da Muster, die sich im Wesentlichen senkrecht zur Spulenhülsenachse erstrecken, am
Besten aus Vorlagen extrahiert werden können, deren Ausdehnung in dieser Richtung
groß ist, weist die Vorlage 15.1 in horizontaler Ausrichtung (= senkrecht zur Spulenhülsenachse)
beispielsweise 300 Pixel und in vertikaler Ausrichtung lediglich 80 Pixel auf.
Die Vorlage 15.2, mit der vor allem Muster erfasst werden sollen, die vor allem parallel
zur Spulenhülsenachse verlaufen, weist dagegen eine horizontale Ausdehnung (= Breite)
von 50 Pixel und eine vertikale Ausdehnung (= Höhe) von 150 Pixel auf.
[0046] Da, wie vorstehend erläutert, mit der Vorlage 15.1 insbesondere Spulenmuster erfasst
werden, die im Wesentlichen senkrecht zur Spulenhülsenachse verlaufen, und die Vorlage
15.2 auf Spulenmuster ausgerichtet ist, die mehr parallel zur Spulenhülsenachse angeordnet
sind, ist es für eine geeignete statistische Auswertung der pro Vorlage erstellten
Einzelmessungen notwendig, ein neutrales Gegengewicht zu schaffen.
Dieses Gegengewicht wird durch die dritte Art des Vorlageformats erreicht.
Die Vorlage 15.3 ist beispielsweise 150 Pixel breit und 150 Pixel hoch.
Mit einer solchen quadratischen Vorlage können beide Arten von Musterformen gleich
erfasst werden.
[0047] Wie in Fig.3 dargestellt, sind die Positionen der Vorlagen im Musterraum 14, die
weitestgehend experimentell ermittelt wurden, dabei so gewählt, dass die Vorlage 15.3
die Vorlage 15.2 vollständig und die Vorlagen 15.1 teilweise überlappt. Prinzipiell
kann allerdings auch eine automatische Positionierung der Vorlagen im Musterraum 14
erfolgen.
[0048] Die in Fig.4 dargestellten Vorlagen 15.4 - 15.6 sind im Prinzip ähnlich aufgebaut,
allerdings von ihren Abmessungen her etwas kleiner.
Außerdem sind die Vorlagen 15.4 - 15.6 etwas anders im Musterraum 14 positioniert.
Die Vorlage 15.4 ist beispielsweise 100 Pixel breit und 50 Pixel hoch, während die
Vorlage 15.5 50 Pixel breit und 100 Pixel hoch ist.
Wie aus der Fig.4 ersichtlich, sind auch die Vorlagen 15.4 und 15.5 im Bereich des
oberen Randes des Musterraumes 14 angeordnet und dabei so positioniert, dass sie sich
teilweise überlappen.
[0049] Die quadratische Vorlage 15.6 ist etwas mehr in der Mitte des Musterraumes 14 angeordnet
und weist eine Größe von 100 X 100 Pixel auf.
[0050] Auch die Vorlagen 15.7 - 15.9 sind, wie in Fig.5 dargestellt, am oberen Rand des
Musterraumes 14 angeordnet und unterscheiden sich jeweils insbesondere hinsichtlich
ihrer Größe von den vorstehend beschriebenen Vorlagen 15.1 - 15.6.
[0051] Die Vorlage 15.7 ist beispielsweise lediglich 100 Pixel breit und nur 25 Pixel hoch.
[0052] Die Vorlage 15.8 weist eine horizontale Erstreckung von lediglich 25 Pixel auf und
ist 100 Pixel hoch.
Am oberen Rand des Musterraumes 14 ist neben den Vorlagen 15.8 und 15.7 noch die quadratische
Vorlage 15.9 positioniert, deren Abmessung 50 X 50 Pixel beträgt.
[0053] Mit Hilfe der vorstehend beschriebenen Vorlagen 15 lassen sich nahezu alle Musterformen
einer Spulenhülse ausreichend sicher erfassen und von der Bildbearbeitungseinrichtung
4 durch Vergleichen mit bereits klassifizierten Spulenhülsen zuverlässig automatisiert
identifizieren.
1. Verfahren zum automatisierten Identifizieren von Spulenhülsen, die an Arbeitsstellen
von Kreuzspulen herstellenden Textilmaschinen zum Einsatz kommen, insbesondere bei
einem Mehrpartienbetrieb derartiger Textilmaschinen, anhand charakteristischer Merkmale
der Spulenhülsen,
dadurch gekennzeichnet,
dass aktuell aufgenommene Bildinformationen einer zu identifizierenden Spulenhülse (2)
in einer Bildbearbeitungseinrichtung (4) mit Bildinformationen vorher aufgenommener,
bereits klassifizierter Spulenhülsen verglichen werden und dass bei wenigstens einer
feststellbaren Überstimmung der vorliegenden Spulenhülse (2) mit einer der bereits
klassifizierten Spulenhülsen die betreffende Spulenhülse (2) als identifiziert gilt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass durch wenigstens eine Kamera (1) eine Abbildung einer zu identifizierenden Spulenhülse
(2) erstellt und an eine Bildbearbeitungseinrichtung (4) übermittelt wird,
dass in der Bildbearbeitungseinrichtung (4) die Aufnahme der zu identifizierenden
Spulenhülse (2) auf vorgebbare, charakteristische Merkmale überprüft wird,
dass die ermittelten Merkmale der zu identifizierenden Spulenhülse (2) mit charakteristischen
Merkmalen von bereits klassifizierten Spulenhülsen verglichen werden, deren Abbildungen
in einem Speicher (3) hinterlegt sind, und dass beim Feststellen wenigstens einer
Übereinstimmung charakteristischer Merkmale der zu identifizierenden Spulenhülse (2)
mit Merkmalen einer der bereits klassifizierten Spulenhülse die betreffende Spulenhülse
(2) entsprechend identifiziert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass
zur Überprüfung der Spulenhülsen auf charakteristische Merkmale hin der durch das
Abbild der Spulenhülse jeweils vorgegebene Musterraum (14) in mehrere Vorlagen (15)
aufgeteilt wird, die sich bezüglich ihrer Form und/oder Größe und/oder Lage unterscheiden.
4. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zur Identifikation einer Spulenhülse (2) verschiedene charakteristische Merkmale
der Spulenhülse (2) überprüft werden, insbesondere die Farbe und die Musterung der
Spulenhülse (2).
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Ermittlung der jeweiligen Farbe einer Spulenhülse (2) nach dem so genannten "Color-Matching-Verfahren"
erfolgt.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass beim "Color-Matching-Verfahren" eine Analyse des Farbspektrums der Spulenhülse (2)
in einem HSL-Farbraum stattfindet.
7. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Ermittlung der Musterung der Spulenhülse (2) nach dem so genannten "Pattern-Matching-Verfahren"
erfolgt, bei dem aus der Verteilung der unterschiedlichen Grauwerte innerhalb der
zu überprüfenden Vorlagen (15) der Spulenhülse deren Musterung ermittelt wird.
8. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Grad der Übereinstimmung der Vorlagen (15) einer zu identifizierenden Spulenhülse
(2) mit den in einem Speicher (3) abgelegten Vorlagen (15) einer der bereits klassifizierten
Spulenhülsen auf einer Skala zwischen 0 und 1000 bewertet und das Erreichen eines
vorgebbaren Schwellwertes als Identifikation der betreffenden Spulenhülse (2) gedeutet
wird.
9. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Identifizierung einer zu beurteilenden Spulenhülse (2) in weniger als 2 Sek.
erfolgt.
10. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass in der Bildbearbeitungseinrichtung (4) Abbildungen von Spulenhülsen verglichen werden,
die aufgrund der Hülsengeometrie der Spulenhülsen teilweise verzerrt sind.
11. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zur Beseitigung der Verzerrung der in der Bildbearbeitungseinrichtung (4) zu vergleichenden
Vorlagen (15) der Spulenhülsen eine mathematische Korrektur mittels entsprechender
Algorithmen durchgeführt wird.
12. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zur Vermeidung von Verzerrungen der Vorlagen (15) Abbildungen der Spulenhülsen eine
optische Korrektur mittels einer angepassten Linse stattfindet.
13. Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens, dadurch gekennzeichnet,
dass wenigstens eine CCD-Kamera (1) zum Erstellen einer Abbildung einer zu identifizierenden
Spulenhülse (2) und eine Lichtquelle (16) vorhanden sind,
dass die CCD-Kamera (1) über eine Signalleitung (6) an eine digitale Bildbearbeitungseinrichtung
(4) angeschlossen ist, die derart ausgebildet ist, dass die Abbildung der zu identifizierenden
Spulenhülse (2) auf charakteristische Merkmale hin überprüfbar und mit Abbildungen
bereits klassifizierter Spulenhülsen vergleichbar sind, die in einem Speicher (3)
hinterlegt sind und
dass bei Übereinstimmung der charakteristischen Merkmale der Abbildung der Spulenhülse
(2) mit einer der Abbildungen der bereits klassifizierten Spulenhülsen die zu überprüfende
Spulenhülse als identifiziert gilt.
14. Vorrichtung nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Software der Bildbearbeitungseinrichtung (4) in die Maschinensoftware einer Zentralsteuereinheit
der Kreuzspulen herstellenden Textilmaschine integriert ist.
15. Vorrichtung nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Lichtquelle (16) als konstante, diffuse Lichtquelle ausgebildet ist.
16. Vorrichtung nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet,
dass die Kamera (1) bezüglich der Mittellängsachse (17) der Spulenhülse (2) unter einem
Winkel (α) geneigt angeordnet ist.
17. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass im Speicher (3) jeweils die Abbildungen der bereits klassifizierten Spulenhülsen
hinterlegt sind, die auf der Textilmaschine während des Mehrpartienbetriebes zum Einsatz
kommen .
18. Vorrichtung nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet,
dass ein Mehrkamerasystem vorgesehen ist.