[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Steuerung einer Ausgießbewegung
eines Gießlöffels zum Ausgießen eines Schmelzgutes wie Metallschmelze in eine Gießform
wie Kokille, wobei eine gießformspezifische Eingießkennlinie in Abhängigkeit eines
in die Gießform eingegossenen Schmelzgutvolumens über dem Zeitverlauf vorgegeben und
gespeichert wird.
[0002] Ein Verfahren der oben genannten Art ist in der
DE-A-10 2006 034 044 beschrieben. Dabei wird eine Gießkurve für eine Robotersteuerung eines Roboters erfasst,
der einen Gießlöffel führt. Mit einem Fernbedienungsgerät wird ein manuelles Abgießen
einer Schmelze aus dem Gießlöffel durchgeführt. Während des Abgießens wird der zeitliche
Verlauf der Roboterbewegung oder/und der zeitliche Verlauf der Abgussgewichte erfasst
und gespeichert. Der gespeicherte zeitliche Verlauf wird für die Verwendung in der
Robotersteuerung bereitgestellt. Ferner wird ein Verfahren zum Gießen von Gussteilen
und ein Robotersystem zum Erfassen einer Gießkurve beschrieben. Änderungen der Gießlöffelgeometrie
beispielsweise bei Verwendung verschiedener Gießlöffel werden bei dem bekannten Verfahren
nicht berücksichtigt.
[0003] In der
WO-A-85/04607 ist ein Verfahren zur Steuerung des wiederholten Abgießens von Gießformen und eine
Gießanlage beschrieben. Während eines manuell oder nach einer empirisch vorgegebenen
Kurve gesteuerten Gießvorgangs wird laufend das Gewicht der Gießpfanne und damit der
darin befindlichen Schmelze sowie das Niveau in einem Gusstrichter bestimmt. Der mittels
Messdosen erfasste Verlauf des Pfannengewichts während des Gießvorgangs wird mittels
einer elektronischen Steuerung gespeichert. Weitere Gießvorgänge werden hierauf automatisch
gesteuert, in denen die Gießpfanne so gekippt wird, dass sich der gleiche Verlauf
des Gewichts ergibt. Auch bei diesem Verfahren wird die Änderung einer Gießlöffelgeometrie
nicht berücksichtigt.
[0004] Im Kokillenguss werden Metallformen mit flüssiger Aluminiumschmelze gefüllt, um Teile
mit komplexen Geometrien herstellen zu können. Das Befüllen mit Metallschmelzgut kann
u. a. auch automatisiert mit Robotern oder anderen Automationsgeräten realisiert werden.
[0005] Für die Qualität von Kokillengussteilen ist der zeitliche Verlauf der Materialbefüllung
von größter Bedeutung. Um den optimalen Verlauf des Materialfüllvorgangs zu ermitteln,
gibt es Simulationssysteme, die als Ausgangsinformation die Einfüllmenge (Materialstrom)
über dem Zeitverlauf in Form einer Eingießkennlinie liefern.
[0006] Das Automationsgerät zum Einfüllen des flüssigen Metalls in die Kokille ist mit einem
Gießlöffel ausgerüstet. Der Gießlöffel ist an einer numerisch gesteuerten Achse befestigt
und wird beim Eingießvorgang über die Gießachse geneigt. Je nach kinematischer Anordnung
des Gießlöffels am Automationsgerät kann es erforderlich sein, die Bewegung mehrerer
Achsen so zu koordinieren, dass die geforderte Ausgießbewegung erreicht wird.
[0007] Da der zeitliche Verlauf des Ausgießstroms entscheidend von der Gießlöffelgeometrie
abhängt, ist es notwendig, die Ausgießbewegung für eine gegebene Gießlöffelgeometrie
anzupassen. Dies wird in der Regel empirisch durchgeführt. Nach einem Gießlöffelwechsel,
insbesondere bei einem Wechsel der Gießlöffelgeometrie, muss die Ausgießbewegung erneut
optimiert werden.
[0008] Davon ausgehend liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zu Grunde, ein Verfahren
der eingangs genannten Art dahingehend weiterzubilden, dass die Ausgießbewegung vollständig
automatisiert, geplant und gesteuert werden kann. Auch sollen die Rüstzeiten nach
einem Wechsel der Gießlöffelgeometrie verkürzt werden.
[0009] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß im Wesentlichen durch folgende Verfahrensschritte
gelöst:
- Ermittlung einer gießlöffelspezifischen Ausgießkennlinie als Funktion eines aus dem
Gießlöffel ausgegossenen Schmelzgutvolumens über der Neigung des Gießlöffels und Speichern
der (zumindest einen) Ausgießkennlinie,
- automatische Generierung des zeitlichen Verlaufs der Ausgießbewegung, wobei auf der
Grundlage der Eingießkennlinie zu jedem Zeitpunkt das notwendige Eingießschmelzgutvolumen
bestimmt wird, welches einem optimalen Ausgießschmelzgutvolumen gleichgesetzt wird,
dem über die Ausgießkennlinie eine optimale Neigung zu jedem Zeitpunkt zugeordnet
ist.
[0010] Die Ausgießbewegung wird ausgehend von einer gegebenen gießformspezifischen Eingießkennlinie
sowie zumindest einer gießlöffelspezifischen Ausgießkennlinie automatisch generiert.
Die generierten Daten sind Position und Neigung des Gießlöffels als Zeitfunktion.
Die Bewegung wird so gesteuert, dass sich ein kontinuierlicher Geschwindigkeitsverlauf
aller am Gießvorgang beteiligten Achsen beispielsweise eines Roboters ergibt.
[0011] Grundlage für die automatische Bewegungsgenerierung ist die Eingießkennlinie, welche
die erforderliche Füllmenge (Materialstrom) über den Zeitverlauf definiert. Die Kennlinie
wird in die Steuerung des Automationsgeräts eingelesen und kann dort visualisiert
und ggfs. manuell wie grafisch und/oder numerisch angepasst werden.
[0012] Die Eingießkennlinie muss in der Form "eingegossenes Materialvolumen über dem Zeitverlauf",
d. h. akkumuliertes Volumen, vorliegen. Sie kann von einer Simulationssoftware oder
manuell vorgegeben werden.
[0013] Liegt die Eingießkennlinie lediglich als "Materialstrom pro Zeiteinheit" vor, muss
daraus durch Integralbildung das akkumulierte Materialvolumen über dem Zeitverlauf
berechnet werden. Da die Materialstromkennlinie nicht immer funktional beschreibbar
ist, kommen hier numerische Integrationsverfahrens zur Anwendung.
[0014] Die Ausgießkennlinie muss in der Form "ausgegossenes Materialvolumen über der Gießlöffelneigung",
d. h. akkumuliertes Volumen vorliegen. Diese Kennlinie kann mit zwei unterschiedlichen
Methoden erstellt werden.
[0015] Vorzugsweise wird die Ausgießkennlinie als Funktion des ausgegossenen Schmelzgutvolumens
über der Gießlöffelneigung empirisch ermittelt. In einem automatischen Kalibriervorgang
wird ein voll befüllter Gießlöffel schrittweise bis zu vollständigen Entleerung geneigt.
Nach jedem Einzelschritt oder kontinuierlich wird die ausgegossene Materialmenge von
einer elektronischen Waage gemessen und der Messwert an die Gießautomat-Steuerung
übertragen. Die Steuerung protokolliert die Messwerte und erstellt unter Kenntnis
des materialspezifischen Volumengewichtes daraus eine Kennlinie über das (akkumulierte)
Materialvolumen. Nach einem Wechsel der Gießlöffelgeometrie muss die Ausgießkennlinie
erneut ermittelt werden.
[0016] Gemäß einer weiteren bevorzugten Methode wird die Ausgießkennlinie als Funktion des
ausgegossenen Schmelzgutvolumens über der Gießlöffelneigung, d. h. akkumuliertes Volumen,
unter Kenntnis der Gießlöffelgeometrie wie 3D-Modell und unter Voraussetzung eines
waagerecht liegenden Schmelzgutspiegels analytisch berechnet.
[0017] Aus der Kenntnis der Eingießkennlinie und der Ausgießkennlinie lässt sich der zeitliche
Verlauf der Ausgießbewegung automatisch errechnen und steuern.
[0018] Zusätzlich zur oben beschriebenen Vorgehensweise mit feststehender Gießmaschine kann
bei einer anderen Verfahrensweise auch die Gießmaschine während der Eingießbewegung
gekippt werden (Kippgießmaschine). In diesem Fall kann die Gießform während des Eingießvorgangs
beispielsweise aus einer geneigten Anfangsstellung in eine senkrechte Endstellung
überführt werden. Somit ist zusätzlich zur Steuerung des zeitlichen Verlaufes der
Ausgießbewegung auch die räumliche Bewegung der Eingießposition durch die Bewegung
der Kippgießmaschine so zu steuern, dass der Gießlöffel immer korrekt zur Eingießposition
steht.
[0019] Der zeitliche Verlauf der Gießformbewegung kann in einer Kennlinie für die Kippbewegung
über dem Zeitverlauf ermittelt und gespeichert werden.
[0020] Gemäß einer bevorzugten Verfahrensweise kann die Kennlinie für die Kippbewegung über
dem Zeitverlauf durch eine Simulationssoftware ermittelt werden. Alternativ besteht
auch die Möglichkeit, die Kennlinie für die Kippbewegung über dem Zeitverlauf durch
Aufzeichnung der Gießformbewegung mit Hilfe eines angekoppelten Lagereglers während
eines realen Eingießvorgangs zu ermitteln, nämlich dann, wenn die Gießform durch eine
externe Steuerung bewegt wird.
[0021] Eine erste Verfahrensweise sieht vor, dass sowohl die Ausgießbewegung des Gießlöffels
als auch die Bewegung der Gießform von ein- und derselben Steuerung gesteuert wird,
wobei der Eingießkennlinie und der Kennlinie für die Kippbewegung eine gemeinsame
Zeitachse zu Grunde liegen, wobei ausgehend von der Eingießkennlinie zu jedem Zeitpunkt
während des Eingießvorgangs aus der Kennlinie für die Kippbewegung die erforderliche
Gießformstellung und ausgehend von dem optimalen Eingießvolumen über die Ausgießkennlinie
die entsprechende Gießlöffelneigung ermittelt wird, wodurch eine automatische Steuerung
der Neigung und der Position des Gießlöffels und der Gießform erfolgt.
[0022] Alternativ besteht die Möglichkeit, die Gießform von einer unabhängigen Steuerung
zu steuern, wobei die aktuelle Stellung der Gießform von einem daran angekoppelten
Positionsgeber erfasst und an die Steuerung des Gießlöffels übertragen wird, wobei
aus der Eingießkennlinie zu jedem Zeitpunkt ein Eingießvolumen entnommen und über
das zugehörige Ausgießvolumen mittels der Ausgießkennlinie die zugehörige Neigung
und Position des Gießlöffels ermittelt wird, wobei das Nachführen der Ausgießbewegung
des Gießlöffels durch eine kinematische Transformation erfolgt, wobei die aktuelle
Stellung der Gießform berücksichtigt wird und wobei ein Tool Center Point (TCP) so
nachgeführt wird, dass eine Schnaube des Gießlöffels stets über eine Einführöffnung
der Gießform bewegt wird.
[0023] Eine weitere bevorzugte Verfahrensweise sieht vor, dass zwischen diskret abgegriffenen
Kennlinienwerten jeweils Zwischenwerte interpoliert werden und von der Steuerung des
Gießautomaten an einen Antrieb der Gießform und/oder einen Gießlöffelantrieb ausgegeben
werden, so dass sich eine kontinuierliche Bewegung ergibt.
[0024] Eine weitere bevorzugte Verfahrensweise stellt eine Offline-Programmgenerierung dar,
wobei über einen Algorithmus aus Informationen der Eingießkennlinie, Ausgießkennlinie
und ggfs. Kennlinie für die Kippbewegung ein Bewegungsprogramm für die Steuerung des
Automationsgeräts erzeugt wird. Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass das generierte
Programm archiviert, manuell verändert und ggfs. auf andere Gießautomaten übertragen
werden kann.
[0025] Eine weitere bevorzugte Verfahrensweise zeichnet sich durch eine Online-Bewegungsgenerierung
aus, wobei aus den gegebenen Kennliniendaten bzw. Kennlinientabellen über dem Zeitverlauf
kontinuierlich die erforderliche Stellung bzw. Neigung des Gießlöffels und/oder der
Gießform ermittelt und durch die Steuerung des Automatisierungsgeräts wie Gießautomat
sofort eingestellt wird.
[0026] Die vorgestellten Verfahren bieten den Vorteil, dass eine Gießaufgabe vollständig
automatisiert, geplant und durchgeführt werden kann. Insbesondere die automatische
Kalibrierung nach einem Wechsel der Gießlöffelgeometrie reduziert die Rüstzeiten erheblich.
[0027] Weitere Einzelheiten, Vorteile und Merkmale der Erfindung ergeben sich nicht nur
aus den Ansprüchen, den diesen zu entnehmenden Merkmalen - für sich und/oder in Kombination
-, sondern auch aus der nachfolgenden Beschreibung von der Zeichnung zu entnehmenden
bevorzugten Ausführungsbeispielen.
[0028] Es zeigen:
- Fig. 1
- schematische Darstellung eines Gießautomaten mit Gießlöffel und Kokille,
- Fig. 2a
- eine Eingießkennlinie als Funktion eines in eine Gießform einzugießenden Schmelzgutvolumens
über dem Zeitverlauf,
- Fig. 2b
- eine Ausgießkennlinie als Funktion eines aus dem Gießlöffel ausgegossenen Schmelzgutvolumens
über der Neigung des Gießlöffels,
- Fig. 2c
- eine Kennlinie für die Kippbewegung als Funktion der Gießformstellung über dem Zeitverlauf,
- Fig. 3
- Generierung der Gießlöffelbewegung auf der Grundlage von Eingeißkennlinie, Ausgießkennlinie
und Kennlinie für die Kippbewegung bei Steuerung der Gießform durch die Gießautomatsteuerung
und
- Fig. 4
- Ermittlung der Gießformstellung auf der Grundlage der Eingießkennlinie, der Ausgießkennlinie
sowie der Kennlinie für die Kippbewegung , wobei die Gießform von einer unabhängigen
Steuerung bewegt wird.
[0029] Fig. 1 zeigt rein schematisch eine Vorrichtung 10 zum Einfüllen eines Schmelzgutes
12 wie Metallschmelze in eine Gießform wie Kokille 14 zur Herstellung eines Formteils.
Die Vorrichtung 10 umfasst ein Automationsgerät 16 wie Gießautomat oder Roboter, der
zum Einfüllen des flüssigen Metalls 12 mit einem Gießlöffel 18 ausgerüstet ist. Der
Gießlöffel 18 ist an einer numerisch gesteuerten Achse 20 befestigt und wird beim
Eingießvorgang über diese Achse geneigt. Um die erforderliche Ausgießbewegung des
Gießlöffels 18 zu erreichen, können weitere kinematische Achsen 22, 24, 26, 28 des
Roboters 16 koordiniert werden.
[0030] Die Kokille 14 kann eine Kippvorrichtung 30 aufweisen, mit der die Kokille 14 beim
Eingießvorgang aus einer beispielsweise geneigten Anfangsstellung in eine beispielsweise
senkrechte Endstellung kippbar ist. Die Steuerung des Roboters 16 erfolgt über eine
Steuerung 32, die gleichzeitig auch die Kippvorrichtung 30 der Kokille steuern kann.
Alternativ kann die Kippvorrichtung 30 auch von einer unabhängigen Steuerung 33 gesteuert
werden. In diesem Fall wird über einen externen Positionsmessgeber 34 die Position
der Kokille 14 erfasst und an die Steuerung des Roboters 16 geleitet.
[0031] Der Erfindung liegt die Idee zu Grunde, ausgehend von einer gegebenen kokillenspezifischen
Eingießkennlinie A, einer gießlöffelspezifischen Ausgießkennlinie B und ggfs. Kennlinie
für die Kippbewegung der Kokille C, nachfolgend Kokillenkennlinie C genannt, die Ausgießbewegung
des Gießlöffels automatisch zu generieren.
[0032] Fig. 2a zeigt die Eingießkennlinie A als Funktion eines eingegossenen Schmelzgutvolumens
Ve[Liter] 1 über dem Zeitverlauf t [sec]. Die Eingießkennlinie A kann von einer Simulationssoftware
oder manuell vorgegeben werden. Sie beschreibt den optimalen Verlauf des Schmelzgut-Füllvorgangs
und liefert als Ausgangsinformation die Einfüllmenge Ve[Liter] (Schmelzgutstrom bzw.
Materialstrom) über dem Zeitverlauf.
[0033] Fig. 2b zeigt eine Ausgießkennlinie B als Funktion des ausgegossenen Schmelzgutvolumens
Va[Liter] über der Gießlöffelneigung G [°]. Dabei ist das akkumulierte Schmelzgutvolumen
dargestellt.
[0034] Die Ausgießkennlinie B kann mittels zwei unterschiedlicher Methoden erstellt werden.
Zum einen kann unter Kenntnis der Gießlöffelgeometrie beispielsweise eines 3D-Modells,
und des stets waagerecht liegenden Schmelzgutspiegels die ausgegossene Schmelzgutmenge
in Abhängigkeit der Gießlöffelneigung G analytisch berechnet werden. Andererseits
besteht die Möglichkeit, in einem automatischen Kalibriervorgang einen voll befüllten
Gießlöffel schrittweise bis zur vollständigen Entleerung zu neigen. Während der Kippbewegung
wird die ausgegossene Materialmenge von einer elektronischen Waage gemessen und der
Messwert an die Gießautomat-Steuerung 32 übertragen. Die Steuerung 32 protokolliert
die Messwerte und erstellt unter Kenntnis des materialspezifischen Volumengewichts
daraus die Ausgießkennlinie B über das (akkumulierte) Schmelzgutvolumen. Dabei handelt
es sich um eine gießlöffelspezifische Ausgießkennlinie B. Nach einem Wechsel der Gießlöffelgeometrie
muss die Ausgießkennlinie B erneut ermittelt werden.
[0035] Schließlich ist in Fig. 2c die Kokillenkennlinie C dargestellt. Bei manchen Gießverfahren
ist es erforderlich, die Kokille 14 während des Eingießvorgangs z. B. aus einer geneigten
Anfangsstellung in eine senkrechte Endstellung zu überführen. Der zeitliche Verlauf
der Kokillenbewegung kann in der Kokillenkennlinie als Funktion der Kokillenstellung
K [Grad°] über dem Zeitverlauf t [sec] beschrieben werden.
[0036] Die Kokillenkennlinie C kann entweder durch eine Simulationssoftware oder wenn die
Kokille 14 durch die externe Steuerung 33 bewegt wird - durch Aufzeichnung der Kokillenbewegung
mit Hilfe des angekoppelten Lagereglers 34 während eines realen Eingießvorgangs ermittelt
werden.
[0037] Aus den oben beschriebenen Kennlinien, nämlich Eingießkennlinie A, Ausgießkennlinie
B sowie Kokillenkennlinie C lässt sich der zeitliche Verlauf der Ausgießbewegung automatisch
steuern. Dabei können folgende Fälle unterschieden werden.
[0038] Fig. 3 zeigt ein Verfahren, wobei die Kokille 14 von der Gießautomat-Steuerung 32
gesteuert wird. Der Eingießkennlinie A und der Kokillenkennlinie C liegt eine gemeinsame
Zeitachse t [sec] zu Grunde. Beim Eingießvorgang wird über die, seit dem Gießbeginn
verstrichene Zeit Tact mit Hilfe der Gießformkennlinie C die erforderliche Gießformstellung
Kact und aus der Eingießkennlinie A das erforderliche Eingießvolumen Vact abgegriffen.
Über das nun bekannte Eingießvolumen Vact wird in der Ausgießkennlinie B die entsprechende
Gießlöffelneigung Gact abgegriffen. Die Gießautomat-Steuerung 32 stellt darüber die
erforderliche Neigung G, K für Gießlöffel und Kokille ein.
[0039] Fig. 4 zeigt einen Verfahrensablauf, wobei die Kokille 14 von der unabhängigen, externen
Steuerung 33 gesteuert wird. In diesem Fall wird davon ausgegangen, dass die Kokillenneigung
K[°Grad] nicht exakt eingestellt werden muss und die Kokille 14 von einer externen
Steuerung 33 zeitgesteuert nachgestellt wird. Die aktuelle Stellung der Kokille 14
wird von dem daran angekoppelten Positionsgeber 34 erfasst und an die Gießautomat-Steuerung
übertragen.
[0040] In diesem Fall kommen nur die Eingießkennlinie A und die Ausgießkennlinie B zur Anwendung.
Über die kontinuierlich verlaufende Gießzeit t [sec] wird aus der Eingießkennlinie
A die Volumenmenge Vact entnommen und über die Ausgießkennlinie B die Gießlöffelstellung
Gact entnommen. Das Nachführen des Gießautomaten bzw. Roboters 16 erfolgt durch eine
kinematische Transformation, die die aktuelle Stellung der Kokille 14 gemäß Positionsgeber
34 berücksichtigt (Conveyor Synchronisation). Dabei wird eine Schnaube 36 des Gießlöffels
18 als TCP (Tool Center Point) ohne Orientierung so nachgeführt, dass die Schnaube
36 des Gießlöffels 18 immer über eine Einfüllöffnung der Kokille 14 bewegt wird. Die
zusätzlich erforderliche Neigung G des Gießlöffels 18 und somit die Dosierung erfolgt
über Gießlöffelneigung Gact aus der Ausgießkennlinie D.
[0041] In beiden Fällen bewegt das Automationsgerät 10 den Gießlöffel 18 so, dass die Gießlöffelposition
immer optimal zur Einfüllöffnung der Kokille nachgeführt wird. Zwischen den diskret
abgegriffenen Kennlinienwerten werden jeweils Zwischenwerte interpoliert und von der
Gießautomat-Steuerung 32 an den Kokillenantrieb 30 und/oder Gießlöffelantrieb 16 ausgegeben,
so dass eine kontinuierliche Bewegung generiert wird.
[0042] Bei der automatischen Bewegungsgenerierung für den Roboter können zwei verschiedene
Verfahren zur Anwendung kommen.
[0043] Bei einer Offline-Programmierung erzeugt ein Algorithmus aus den oben genannten Informationen
ein Bewegungsprogramm für den Roboter 16. Hierbei werden Zwischenpositionen mit jeweils
einer Geschwindigkeitsvorgabe für jede Zwischenposition generiert. Dieses Verfahren
hat den Vorteil, dass das generierte Programm archiviert, manuell verändert und ggfs.
auf andere Roboter bzw. Gießautomaten übertragen werden kann.
[0044] Bei der Online-Bewegungsgenerierung wird aus den gegebenen Kennlinientabellen bzw.
Kennlinienwerten über den Zeitverlauf kontinuierlich die erforderliche Stellung des
Gießlöffels 18 ermittelt und am Roboter bzw. Gießautomaten eingestellt. Dabei werden
die anderen Achsen 20, 22, 24, 26, 28 des Roboters durch eine kinematische Transformation
so nachgeführt, dass die Schnaube 36 des Gießlöffels 18 eine definierte Bahnbewegung
(Gießbewegung) ausführt. Eine veränderte Neigung K der Kokille 14 geht ebenfalls in
die Berechnung der Roboterbewegung ein.
[0045] Das vorgestellte Verfahren bietet den Vorteil, dass nach einem Austausch des Gießlöffels
18 oder bei Verwendung unterschiedlicher Gießlöffelgeometrien die Steuerung, nach
einer automatischen Kalibrierung, selbständig eine Bewegung für den Roboter bzw. Gießautomaten
berechnen kann.
[0046] Zu der Kokillenkennlinie B ist anzumerken, dass diese im Falle einer nicht gekippten
Kokille 14 eine Gerade z. B. bei einem Kippwinkel um 0° darstellt.
1. Verfahren zur Steuerung einer Ausgießbewegung eines Gießlöffels (18) zum Ausgießen
eines Schmelzgutes (12) wie Metallschmelze in eine Gießform (14) wie Kokille, wobei
eine gießformspezifische Eingießkennlinie (A) in Abhängigkeit eines in die Gießform
(14) eingegossenen Schmelzgutvolumens (12) über dem Zeitverlauf vorgegeben und gespeichert
wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Verfahren folgende Verfahrensschritte umfasst:
- Ermittlung einer gießlöffelspezifischen Ausgießkennlinie (B) als Funktion eines
aus dem Gießlöffel (14) ausgegossenen Schmelzgutvolumens (12) über der Neigung (G)
des Gießlöffels (14) und Speichern der zumindest einen Ausgießkennlinie (B),
- automatische Generierung des zeitlichen Verlaufs der Ausgießbewegung, wobei auf
der Grundlage der Eingießkennlinie (A) zu jedem Zeitpunkt das notwendige Eingießschmelzgutvolumen
bestimmt wird, welches einem optimalen Ausgießschmelzgutvolumen gleichgesetzt wird,
dem über die Ausgießkennlinie (B) eine optimale Neigung (G) zu jedem Zeitpunkt zugeordnet
ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Eingießkennlinie (A) als Funktion des eingegossenen Schmelzgutvolumens (12) über
dem Zeitverlauf, d. h. akkumuliertes Volumen, von einer Simulationssoftware oder manuell
vorgegeben wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Ausgießkennlinie (B) als Funktion des ausgegossenen Schmelzgutvolumens (12) über
der Gießlöffelneigung empirisch ermittelt wird, wobei in einem automatischen Kalibriervorgang
ein vollbefüllter Gießlöffel in Einzelschritten schrittweise bis zur vollständigen
Entleerung geneigt wird und während der Kippbewegung die ausgegossene Materialmenge
von einer elektronischen Waage gemessen und der Messwert an eine Steuerung (32) übertragen
wird, wobei in der Steuerung (32) Messwerte protokolliert und unter Kenntnis des schmelzgutspezifischen
Volumengewichts erstellt wird.
4. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Ausgießkennlinie (A) als Funktion des ausgegossenen Schmelzgutvolumens (12) über
der Gießlöffelneigung, d. h. akkumuliertes Volumen, unter Kenntnis der Gießlöffelgeometrie
wie 3D-Modell und unter Voraussetzung eines stets waagerecht liegenden Schmelzgutspiegels
analytisch berechnet wird.
5. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass nach einem Wechsel der Gießlöffelgeometrie die Ausgießkennlinie (B) entsprechend
der neuen Gießlöffelgeometrie ermittelt wird.
6. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Gießform (14) während des Eingießvorgangs aus einer beispielsweise geneigten
Anfangsstellung in eine beispielsweise senkrechte Endstellung bewegt wird, wobei der
zeitliche Verlauf der Bewegung der Gießform (14) in einer Kennlinie (C) für die Kippbewegung
(Gießformkennlinie) als Funktion der Gießformstellung über dem Zeitverlauf ermittelt
und gespeichert wird.
7. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Gießformkennlinie (C) durch ein Simulationsverfahren ermittelt wird.
8. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Gießformkennlinie (C) insbesondere bei externer Steuerung durch Aufzeichnung
der Gießformbewegung mit Hilfe eines angekoppelten Lagegebers (34) während eines realen
Eingießvorgangs ermittelt wird.
9. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass sowohl die Ausgießbewegung des Gießlöffels (18) als auch die Bewegung der Gießform
(14) von ein- und derselben Steuerung (32) gesteuert wird, wobei der Eingießkennlinie
(A) und der Gießformkennlinie (B) eine gemeinsame Zeitachse zu Grunde liegen, wobei
ausgehend von der Eingießkennlinie (A) zu jedem Zeitpunkt während des Eingießvorgangs
aus der Gießformkennlinie (B) die erforderliche Gießformstellung und ausgehend von
dem optimalen Eingießvolumen über die Ausgießkennlinie (B) die entsprechende Gießlöffelneigung
(G) ermittelt wird, wodurch eine automatische Steuerung der Neigung des Gießlöffels
und der Gießform erfolgt.
10. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Gießform von einer unabhängigen Steuerung (33) gesteuert wird, wobei die aktuelle
Stellung der Gießform (14) von einem daran angekoppelten Positionsgeber (34) erfasst
und an die Steuerung (32) des Gießlöffels (18) übertragen wird, wobei aus der Eingießkennlinie
(A) zu jedem Zeitpunkt ein Eingießschmelzvolumen entnommen und über das zugehörigen
Ausgießschmelzvolumen mittels der Ausgießkennlinie (B) die zugehörige Gießlöffelstellung
ermittelt wird, wobei das Nachführen der Ausgießbewegung des Gießlöffels (18) durch
eine kinematische Transformation erfolgt, wobei die aktuelle Stellung der Gießform
(14) berücksichtigt wird und wobei ein Tool Center Point so nachgeführt wird, dass
eine Schnaube (36) des Gießlöffels immer über eine Einfüllöffnung der Gießform bewegt
wird.
11. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass zwischen diskret abgegriffenen Kennlinienwerten jeweils Zwischenwerte interpoliert
werden und von der Steuerung (32) des Gießautomaten an einen Antrieb (30) der Gießform
(14) und/oder einen Gießlöffelantrieb (20) ausgegeben werden, so dass sich eine kontinuierliche
Bewegung ergibt.
12. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Offline-Programmgenerierung durchgeführt wird, wobei über einen Algorithmus
aus Informationen der Eingießkennlinie (A), Ausgießkennlinie (B) und ggfs. Gießformkennlinie
(C) ein Bewegungsprogramm für die Steuerung des Automationsgeräts erzeugt wird.
13. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Online-Bewegungsgenerierung durchgeführt wird, wobei aus den gegebenen Kennliniendaten
bzw. Kennlinientabellen über dem Zeitverlauf kontinuierlich die erforderliche Stellung
des Gießlöffels (18) und/oder der Gießform (14) ermittelt und durch die Steuerung
(32) des Automatisierungsgeräts wie Gießautomat sofort eingestellt wird.
Geänderte Patentansprüche gemäss Regel 137(2) EPÜ.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Eingießkennlinie (A) als Funktion des eingegossenen Schmelzgutvolumens (12) über
dem Zeitverlauf, d. h. akkumuliertes Volumen, von einer Simulationssoftware oder manuell
vorgegeben wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Ausgießkennlinie (B) als Funktion des ausgegossenen Schmelzgutvolumens (12) über
der Gießlöffelneigung empirisch ermittelt wird, wobei in einem automatischen Kalibriervorgang
ein vollbefüllter Gießlöffel in Einzelschritten schrittweise bis zur vollständigen
Entleerung geneigt wird und während der Kippbewegung die ausgegossene Materialmenge
von einer elektronischen Waage gemessen und die Messwerte an eine Steuerung (32) übertragen
werden, wobei in der Steuerung (32) die Messwerte protokolliert werden und unter Kenntnis
des schmelzgutspezifischen Volumengewichts daraus die Ausgießkennlinie (B) über das
(akkumulierte) Matetrialvolumen erstellt wird.
4. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Ausgießkennlinie (B) als Funktion des ausgegossenen Schmelzgutvolumens (12) über
der Gießlöffelneigung, d. h. akkumuliertes Volumen, unter Kenntnis der Gießlöffelgeometrie
wie 3D-Modell und unter Voraussetzung eines stets waagerecht liegenden Schmelzgutspiegels
analytisch berechnet wird.
5. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass nach einem Wechsel der Gießlöffelgeometrie die Ausgießkennlinie (B) entsprechend
der neuen Gießlöffelgeometrie ermittelt wird.
6. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Gießform (14) während des Eingießvorgangs aus einer beispielsweise geneigten
Anfangsstellung in eine beispielsweise senkrechte Endstellung bewegt wird, wobei der
zeitliche Verlauf der Bewegung der Gießform (14) in einer Kennlinie (C) für die Kippbewegung
(Gießformkennlinie) als Funktion der Gießformstellung über dem Zeitverlauf ermittelt
und gespeichert wird.
7. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Gießformkennlinie (C) durch ein Simulationsverfahren ermittelt wird.
8. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Gießformkennlinie (C) insbesondere bei externer Steuerung durch Aufzeichnung
der Gießformbewegung mit Hilfe eines angekoppelten Lagegebers (34) während eines realen
Eingießvorgangs ermittelt wird.
9. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass sowohl die Ausgießbewegung des Gießlöffels (18) als auch die Bewegung der Gießform
(14) von ein- und derselben Steuerung (32) gesteuert wird, wobei der Eingießkennlinie
(A) und der Gießformkennlinie (C) eine gemeinsame Zeitachse zu Grunde liegen, wobei
ausgehend von der Eingießkennlinie (A) zu jedem Zeitpunkt während des Eingießvorgangs
aus der Gießformkennlinie (C) die erforderliche Gießformstellung und ausgehend von
dem optimalen Eingießvolumen über die Ausgießkennlinie (B) die entsprechende Gießlöffelneigung
(G) ermittelt wird, wodurch eine automatische Steuerung der Neigung des Gießlöffels
und der Gießform erfolgt.