[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Anordnung zur Kompensation von regelungsbedingten
Drehwinkel- Asynchronitäten zweier unabhängig voneinander angetriebenen Zylinder in
Rotationsdruckmaschinen, die während der Zustellbewegung eines der Zylinder auftreten,
gemäß Oberbegriff des ersten Anspruchs.
[0002] In zunehmendem Maße werden Druckmaschinen, beispielsweise Offsetdruckmaschinen, eingesetzt,
bei denen zur Verkürzung von Rüstzeiten einzelne Zylinder aus dem durchgehenden Antriebsräderzug
ausgegliedert werden und parallel zum Hauptantrieb einzeln angetrieben werden. Beispielsweise
können Plattenzylinder in Offsetdruckwerken einen separaten Antriebsmotor (Einzelantrieb)
besitzen, damit z.B. alle Plattenzylinder gleichzeitig in die Plattenwechselposition
gedreht werden können, um den Plattenwechsel an allen Druckwerken gleichzeitig durchführen
zu können (z.B.
DE 196 23 224 C1). Bei Druckmaschinen mit Einzelantrieben von Zylindern müssen die Winkellagen der
einzeln und zentral angetriebenen Zylinder (z.B. Platten- und Gummizylinder) hochgenau
erfasst werden, um eine schlupffreie Synchronisierung mit benachbarten, aufeinander
abrollenden Zylinder zu ermöglichen. Unter Synchronisierung wird hier die fortlaufende
Sicherstellung der richtigen Winkellagezuordnung der benachbarten Zylinder verstanden.
[0003] Zur Synchronisierung der Einzelantriebe mit dem zentralen Antriebsräderzug sind Drehwinkelgeber
im Antriebsräderzug angeordnet, die Drehwinkel-Sollwerte für die Regelung der Einzelantriebe
vorgeben. Durch die synchrone Rotation der jeweils benachbarten Zylinder soll sichergestellt
werden, dass die Zylinderoberflächen stets schlupffrei aufeinander abrollen und keine
Relativbewegungen an den Kontaktstellen der Zylinderoberflächen zustande kommen, wodurch
entweder die Druckbildübertragung beeinträchtigt wird oder Zugspannungen im Bedruckstoff
erzeugt werden. Die Synchronisierung der Einzelantriebe, die den Plattenzylindern
zugeordnet sind, mit den vom Antriebsräderzug angetriebenen Gummizylindern erfolgt
über Sollwertvorgaben, die von den Drehwinkelgebern an den Gummizylinderwellen abgeleitet
werden.
[0004] Besondere Maßnahmen zur Synchronisierung sind dann erforderlich, wenn einer der miteinander
synchronisierten Zylinder relativ zum anderen die Lage seiner Drehachse ändert, wie
dies beispielsweise bei Gummi- und Plattenzylinderpaarungen der Fall ist (schwenkbarer
Gummizylinder).
Zu Beginn eines Druckprozesses muss ein am Druck beteiligter Gummizylinder, der das
Druckbild vom Plattenzylinder auf den Bedruckstoff übertragen soll, an den Druckzylinder
angestellt werden (Druck-an-Position), bei Druckunterbrechungen muss er von diesem
abgeschwenkt werden (Druck-ab-Position). Hierzu ist der Gummizylinder in einer Schwenkvorrichtung
gelagert. Die Schwenkvorrichtung ist beispielsweise durch beiderseitige Exzenterlager
oder Schwingen gebildet. Zur Gewährleistung eines optimalen und konstanten Anpressdruckes
zwischen Gummi- und Plattenzylinder sind an beiden Seiten der Zylinder gehärtete Schmitzringe
angeordnet, deren Außendurchmesser den Zylindermanteldurchmessern angepasst sind.
Der Gummizylinder wird an den Plattenzylinder soweit angestellt, bis die zugeordneten
Schmitzringe aufeinander abrollen.
[0005] Aufgrund der geringen Schwenkwege verbleibt der Gummizylinder selbst in der Druck-ab-Position
im Zahneingriff mit dem Zahnräderzug, so dass der schwenkende Zylinder stets auch
eine Drehung infolge des Abrollens der Zahnflanken am Zahneingriffspunkt vollzieht.
Diese Drehung wird überlagert von der translatorischen Bewegungskomponente der Stellbewegung
der Gummizylinderdrehachse.
[0006] In der Druck-ab-Position (abgeschwenkte Position des Gummizylinders) besteht kein
Kontakt der Oberflächen und Schmitzringe von Gummi- und Plattenzylinder. Dieser Bereich
ist für die Synchronität der Drehbewegung beider Zylinder weniger problembehaftet
und ist nicht Gegenstand der Erfindung.
[0007] Beim Anschwenken des Gummizylinders an den Plattenzylinder vollzieht sich die translatorische
Schwenkbewegung des Gummizylinders nach Herstellung des Oberflächenkontaktes näherungsweise
tangential zur Plattenzylinderoberfläche, wobei das Gummituch in Kontakt mit der auf
dem Plattenzylinder aufgespannten Druckplatte kommt. Auch die den Gummi- und Plattenzylindern
beiderseitig zugeordneten Schmitzringe kommen in Kontakt miteinander und rollen schließlich
kraftschlüssig aufeinander ab, wobei sie neben der gleichmäßigeren Pressung zwischen
beiden Zylindern auch eine mechanische Unterstützung der Synchronisierung der Drehbewegung
der aufeinander abrollenden Zylinder bewirken.
[0008] Synchronisierungsprobleme beim Schwenken im Kontaktbereich entstehen dadurch, dass
nur die Drehung des Gummizylinders beim Abrollen der Zahnflanken während des Schwenkens
durch den an der Gummizylinderwelle angeordneten Drehwinkelgeber erfasst und über
die Maschinensteuerung die Drehwinkelposition des Plattenzylinders entsprechend synchron
nachgeführt werden kann. Dagegen ist die Erfassung der translatorischen Bewegung der
Zylinderdrehachse mit einem Drehwinkelgeber ohne zusätzliche Maßnahmen nicht möglich,
so dass die tangentiale Verschiebung der Gummizylinderoberfläche relativ zur Plattenzylinderoberfläche
nicht von der Maschinensteuerung erkannt wird und demzufolge auch nicht mit einem
äquivalenten zusätzlichen Mitdrehen des Einzelantriebes am benachbarten Plattenzylinder
nachvollzogen wird.
[0009] Der Plattenzylinder wird dabei einerseits durch den reibschlüssigen Oberflächenkontakt
zwischen Gummi und Druckplatte bzw. zwischen den Schmitzringen zu einer Drehung veranlasst.
Dieser wird aber andererseits durch die Positionsregelung des Plattenzylinderantriebs,
die die Verschiebung der Gummizylinderdrehachse nicht erfasst hat, entgegengewirkt.
[0010] Beim Schwenken des Gummizylinders im Kontaktbereich geht deshalb die Drehwinkel-Soll-Lage
des benachbarten, einzeln angetriebenen Plattenzylinders gegenüber dem Gummizylinder
verloren und es kommt zu einem Schlupf zwischen Gummituch und Druckplatte und damit
zu einem unerwünschten Drehmomentensprung am Einzelantrieb sowie zu einem Verwischen
des Druckbildes. Schwingungen in der Druckmaschine und Druckstörungen sind die Folge.
[0011] Aus der
DE 197 20 952 C2 ist eine Drehwinkelkorrektureinrichtung für einen schwenkbaren Zylinder mit Einzelantrieb
bekannt, die mit Hilfe zusätzlicher Messmittel entweder die Translationsbewegung der
Zylinderachse bestimmt oder den Schwenkwinkel erfasst und einer mehrstufigen Regeleinrichtung
zuführt, die daraus den erforderlichen Korrekturwinkel für den Einzelantrieb ermittelt
zur Unterdrückung von Relativbewegungen zwischen den benachbarten Zylinderoberflächen.
Nachteilig ist der wirtschaftliche Aufwand für zusätzliche Lagegeber und Regelungseinrichtungen.
[0012] Üblicherweise wird diese Aufgabe gelöst, indem der Rotor des Gebers (Hohlwellengeber)
fest auf die Zylinderachse montiert wird und sich der Stator des Gebers (Gebergehäuse)
über eine Drehmomentstütze am Gestell der Druckmaschine abstützt. Dafür sind verschiedene
Varianten bekannt.
[0013] Um beim Schwenken des Gummizylinders in Druck-an-Position eine Relativbewegung der
Zylinderoberflächen zu vermeiden, ist in einer konventionellen Weise der Geberabstützpunkt
des Gebergehäuses am Gummizylinder in den Wälzpunkt der Schmitzringe gelegt worden,
wobei sich der konventionelle Abstützpunkt aus einer statischen Betrachtung der Schwenkbewegung
ergibt (
EP 1 593 510 A2). Möglich ist auch eine Kopplung der Drehwinkelgebergehäuse am Platten- und Gummizylinder,
wobei jeder Drehwinkelgeber den halben Betrag der Translationsbewegung erfasst und
in einen entsprechenden Drehwinkel umformt (
DE 196 35 796 C2).
[0014] Nachteilig an diesen Lösungen ist es, dass bei der Druck-An-Zustellbewegung infolge
der Beschleunigung des Gummizylinders während der Schwenkbewegung und der verzögerten
Nachführung der Ausgleichsdrehung des Plattenzylinders ein Schleppfehler entsteht,
so dass die beiden Zylinderoberflächen nicht in der konventionellen (sich theoretisch
ergebenden) Drehwinkelposition, sondern um den Schleppfehler versetzt aufeinander
treffen. Diese Regelabweichung muss im Zylinder- und Schmitzringkontakt ausgeregelt
werden, was zu einer unerwünschten und Störmomente erzeugenden Relativbewegung zwischen
den Zylinderoberflächen bzw. Schmitzringen führt.
[0015] Ein weiteres Synchronisierungsproblem ergibt sich aus dem wechselnden Anpressdruck
der Zylinderpaarung Gummizylinder/Druckzylinder. Der Gummizylinder bildet mit einem
benachbarten Druckzylinder, auf dem die Bogen durch das jeweilige Druckwerk transportiert
werden, die Druckzone, wobei sich die Pressung beim Durchlauf der Zylinderkanäle durch
die Druckzone sprunghaft ändert. Durch die unterschiedliche Verbiegung des Gummizylinders
bei voller Pressung (Berührung Gummituch/Bedruckstoff) und unter reduzierter Pressung
(Kanaldurchlauf) erfasst der Drehwinkelgeber eine scheinbare Verdrehung, da sich der
Drehwinkelgeber, der auf dem sich verbiegenden Gummizylinderschenkel sitzt, relativ
zum gestellfesten Abstützpunkt im Abwälzpunkt bewegt. Diese scheinbare Verdrehung
versucht die Antriebsregelung für den Plattenzylinder dann auszuregeln, wodurch eine
nachteilige Relativbewegung der Zylinderoberflächen erst durch die Winkelregelung
selbst erzeugt wird.
[0016] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, den Lagefehler beim Anschwenken eines
zweiten Zylinders an einen ersten Zylinder, insbesondere bei der Druck-An-Schaltung
eines Gummizylinders an einen Plattenzylinder in einem Offsetdruckwerk, im Moment
der Berührung der Zylinder zu minimieren.
[0017] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch ein Verfahren oder eine Anordnung zur Kompensation
von regelungsbedingten Drehwinkel- Asynchronitäten zweier unabhängig voneinander angetriebenen
Zylinder in Rotationsdruckmaschinen gelöst, die während der Zustellbewegung eines
der Zylinder auftreten, wobei ein erster, in einem Gestell gelagerter Zylinder, dem
ein elektrischer Einzelantrieb zugeordnet ist, mit einem benachbarten zweiten, schwenkbar
gelagerten Zylinder, der mit einem zweiten Antrieb verbunden ist, während des Druckbetriebes
in Abrollkontakt steht, ein Drehwinkelgeber am zweiten Zylinder angeordnet ist, welcher
Drehwinkel-Sollwerte für eine Antriebsregelung des Einzelantriebes bereitstellt, das
Drehwinkelgebergehäuse einen drehbar um die Drehachse des zweiten Zylinders gelagerten
Stator des Drehwinkelgebers bildet und über eine Drehmomentstütze an einem gestellfesten
Geberabstützpunkt abgestützt ist, und der Rotor des Drehwinkelgebers verdrehfest mit
der Drehachse des zweiten Zylinders verbunden ist. Kennzeichnend für das Verfahren
ist es, dass ein regelungsbedingtes Nacheilen um den Schleppfehler Δα
S zwischen der Soll- Drehwinkelposition (Synchronstellung) und der Ist-Drehwinkelposition
des ersten Zylinders während des Anschwenkens des zweiten Zylinders an den ersten
Zylinder durch Verlagerung des Geberabstützpunktes vom konventionellen Geberabstützpunkt,
welcher eine Drehwinkelsynchronität bei angestelltem Zylinder ohne Berücksichtigung
von Regelungsfehlern ermöglicht, kompensiert wird, so dass die Zylinderoberflächen
im Moment der Berührung in Synchronstellung aufeinander treffen. Eine dazu geeignete
Anordnung für den Drehwinkelgeber zur Durchführung des Verfahrens ist dadurch gekennzeichnet,
dass der Geberabstützpunkt in radialer und/oder Umfangsrichtung vom konventionellen
Geberabstützpunkt entfernt angeordnet ist, wobei Richtung und Betrag der Abweichung
vom konventionellen Geberabstützpunkt durch den auszugleichenden Schleppfehler bestimmt
sind.
[0018] Die Erfindung hat den Vorteil, dass Druckstörungen verursachende Relativbewegungen
der miteinander synchronisierten Zylinder während des Schwenkens im Kontaktbereich
sicher vermieden werden können.
[0019] Im Folgenden soll die Erfindung am Beispiel eines Drehwinkelgebers an einem Gummizylinder
eines Offsetdruckwerkes erläutert werden. Die dazugehörigen Zeichnung zeigt in
- Figur 1:
- eine schematische Darstellung der Drehwinkelgeberabstützung mit qualitativen Lagen
des erfindungsgemäßen Geberabstützpunktes
[0020] Fig. 1 zeigt in schematischer Darstellung einen Druckwerksausschnitt einer Bogenoffsetrotationsdruckmaschine
in Seitenansicht mit einem einfachgroßen Plattenzylinder 1.P, einem schwenkbaren einfachgroßen
Gummizylinder 2.G, der dazu mit seinen Wellenzapfen 10 beiderseitig in Exzenterlagern
4 gelagert ist, und einen doppelt großen Druckzylinder 3. Die Zylinder sind in Seitengestellen
der Druckmaschine gelagert. Dem Plattenzylinder 1.P ist ein erster Antrieb zugeordnet,
der beispielsweise ein bekannter Einzelantrieb M sein kann, der dem Plattenzylinder
1.P zugeordnet ist und der von einem (nicht dargestellten) bekannten Antriebsregler
bzgl. Drehwinkellage, Rotationsgeschwindigkeit und Beschleunigung mit dem Gummizylinder
2.G synchronisiert wird. Der Gummizylinder 2.G wird im Ausführungsbeispiel über einen
zentralen Antriebsräderzug von einem zweiten Antrieb, dem Druckmaschinenhauptantrieb,
angetrieben. Zwischen Plattenzylinder 1.P und Gummizylinder 2.G besteht keine formschlüssige
mechanische Antriebsverbindung. Dem einzeln angetriebenen Plattenzylinder 1.P sind
zwei Schmitzringe auf beiden Seiten zugeordnet, die in bekannter Weise mit zwei weiteren
Schmitzringen auf der Welle 10 des Gummizylinders 2.G zusammenwirken. Die Schmitzringe
rollen paarweise kraftschlüssig aufeinander ab. Aus Vereinfachungsgründen wurde in
der Fig. 1 nicht zwischen dem Abwälzpunkt der Schmitzringe und dem Kontaktbereich
der Zylinderoberflächen differenziert.
[0021] Auf der Welle des Plattenzylinders 1.P ist ein erster Drehwinkelgeber 5 zur Erfassung
der absoluten Drehwinkellage (Inkrementalgeber bzw. Encoder) zentrisch angeordnet.
Analog zum ersten Drehwinkelgeber 5 ist ein zweiter Drehwinkelgeber 6 auf der Welle
10 des benachbarten Gummizylinders 2.G zentrisch gelagert, dessen Rotor 6.R drehfest
mit der Welle 10 verbunden ist und dessen Stator 6.S (Drehwinkelgebergehäuse) drehbeweglich
auf der Welle 10 gelagert ist. Die Welle 10 kann durch Drehung der Exzenterlager 4
zwischen einer "Druck-an" - Position und einer "Druck-ab"- Position verschwenkt werden.
Am Stator 6.S ist eine biegesteife Statorabstützung 7 fest und in radialer Richtung
angeordnet, die eine drehwinkelspielfreie Lagerung des Stators 6.S sichert. Die Statorabstützung
7 ist an ihrem vom Stator 6.S abgewandten Ende an einem gestellfesten Anschlag, dem
Geberabstützpunkt 8.1,8.2, oder 8.3, drehbeweglich gelagert, um die Schwenkbewegung
des Gummizylinders 2.G in eine Drehbewegung des Stators 6.S zu transformieren. Die
Statorabstützung 7 ist beispielsweise als eine am Drehwinkelgebergehäuse angeschweißte
stabförmige Verdrehsicherung ausgebildet. Am freien Ende liegt die Statorabstützung
7 an einer Anschlagkontur an, die so ausgerichtet ist, dass die verlängerte Längsachse
der Statorabstützung 7 in Richtung des Plattenzylinders 1.P weist. Die Statorabstützung
7 ist zur spielfreien Lagerung am Anschlag 8 beispielsweise über eine Zugfeder 9 kraftschlüssig
mit dem Anschlag 8 verbunden. Da die Schwenkbewegungen des Gummizylinders 2.G auch
eine Änderung des Abstandes zum Anschlag 8 bewirken, ist die Statorabstützung 7 in
ihrer Längsrichtung am Anschlag 8 verschiebbar gelagert. Die Statorabstützung 7 kann
ebenso in einem Drehlager mit dem Anschlag 8 verbunden sein. Dies erfordert dann jedoch
eine längenvariable Gestaltung der Statorabstützung 7, die dazu beispielsweise zweiteilig
mit in Längsrichtung überlappenden Teilen ausgebildet ist, die in Längsrichtung relativ
zueinander beweglich sind.
[0022] Die erfindungsgemäße Lösung sieht nun vor, das Drehwinkelgebergehäuse nicht am konventionellen
Geberabstützpunkt 8.0, sondern an einem davon entfernten Geberabstützpunkt 8.1,8.2
oder 8.3 abzustützen. Die vorgeschlagenen neuen Geberabstützpunkte 8.1,8.2 oder 8.3
sind vom konventionellen Geberabstützpunktes 8.0 entfernt angeordnet, wobei die Richtung
und der Betrag des Abstandes der erfindungsgemäßen Geberabstützpunkte 8.1,8.2,8.3
vom konventionellen Geberabstützpunkt 8.0 von der Schwenkgetriebegeometrie bzw. der
Schwenkkurve der Drehachse des Gummizylinders 2.G und dem auszugleichenden Schleppfehler
der Antriebsregelung abhängen. Die Lagen der Geberabstützpunkte 8.1,8.2 oder 8.3 relativ
zu den konventionellen Geberabstützpunkten 8.0 und die Lagen relativ zu den Drehachsen
der Gummizylinder 2.G sind dabei aufgrund eines Freiheitsgrades für die Geberabstützpunkte
variierbar. Die dem Ausgleich der Regelungsfehler dienenden Geberabstützpunkte befinden
sich auf einem geometrischen Ort, der sich aus den geometrischen Verhältnissen der
Schwenkbewegung des Gummizylinders 2.G mit Hilfe von CAD-Programmen für den Zeitpunkt
der Schmitzringberührung ermitteln lässt. In der Figur 1 sind beispielhaft und unmaßstäblich
drei Geberabstützpunkte 8.1,8.2 oder 8.3 dargestellt, die so ermittelt wurden. Die
Erzeugung eines vorauseilenden Sollwertes für den Antriebsregler des Plattenzylinders
1.P ist gegenüber dem konventionellen Geberabstützpunkt 8.0 also beispielsweise durch
Änderung der Hebellänge der Statorabstützung 7 und/oder Änderung der Relativlage zur
Schwenkkurve der Drehachse des Gummizylinders 2.G realisierbar.
[0023] In der Figur 1 ist der konventionelle Geberabstützpunkt 8.0 im Abwälzpunkt von Platten-
und Gummizylinder 1.P,2.G bzw. im Abwälzpunkt der zugeordneten Schmitzringe eingezeichnet.
[0024] Die weiteren Punkte 8.1,8.2,8.3 bezeichnen mögliche Geberabstützpunkte, bei denen
das Drehwinkelgebergehäuse in der Annäherungsphase der Zylinderoberflächen um einen
zusätzlichen Winkel gedreht wird, welcher den Schleppfehler Δα
S kompensiert und der aufgrund der Beschleunigung des Gummizylinders 2.G und der Regelverzögerung
während der Druck-an- Bewegung entsteht.
[0025] Aus der Menge der möglichen Geberabstützpunkte 8 wird vorzugsweise ein geeigneter
Punkt 8.3 gewählt, der den Schleppfehler Δα
S während der Druck-an-Bewegung annähernd kompensiert und gleichzeitig zur Eliminierung
des Einflusses der Biegeschwingungen des Gummizylinders 2.G infolge der Kanalschläge
beim Abrollen auf dem Druckzylinder 3 in Verbiegerichtung des Gummizylinders 2.G (Verbindungslinie
Gummizylinder 2.G - Druckzylinder 3) angeordnet ist. Gleichzeitig sollte der Geberabstützpunkt
8 im Bereich des Zylinderumfangs (8.1) liegen, um durch eine möglichst große Hebellänge
die Auswirkungen von Störungen im Bereich der Geberabstützung, vor allem Rundlauffehler
von Geber und Geberbefestigung, zu verringern. Der letztendlich gewählte Geberabstützpunkt
wird vorteilhaft ein Kompromiss sein zwischen beiden Forderungen und ist in der Zeichnung
beispielhaft als Geberabstützpunkt 8.2 dargestellt.
Zur Wirkungsweise der erfindungsgemäßen Einrichtung:
[0026] In der "Druck-an"-Position ist der Gummizylinder 2.G in bekannter Weise sowohl an
den Plattenzylinder 1.P als auch an den Druckzylinder 3 angestellt und überträgt das
Druck(teil)bild vom Plattenzylinder 1.P auf die auf dem Druckzylinder 3 geführten
Bogen. Der zweite Drehwinkelgeber 6 auf der Welle 10 des Gummizylinders 2.G erfasst
den zeitlichen Verlauf der Drehwinkelwerte des Gummizylinders 2.G und übermittelt
diese an die Antriebsregelung des Einzelantriebes M für den Plattenzylinder 1.P, um
die Rotation des Plattenzylinders 1.P mit dem vom Antriebsräderzug angetriebenen Gummizylinder
2.G zu synchronisieren. Beide Zylinder 1,2 rotieren im Idealfall mit gleicher Umfangsgeschwindigkeit
und mit einer vorgegebenen relativen Drehwinkelsynchronlage.
[0027] Wird der Gummizylinder 2.G durch Verdrehen der Exzenterlager 4 vom Druckzylinder
3 und Plattenzylinder 1.P auf einer entsprechend der vom Exzenterlager 4 vorgegebenen
gekrümmten Bahn abgeschwenkt, um die Druck(teil)bildübertragung auf den Bogen zu unterbrechen,
liegt der Schwenkweg im Millimeterbereich. Dabei bleibt der Zahneingriff der Antriebsräder
von Gummi- und Druckzylinder fortbestehen. Beim Abschwenken kommt es deshalb neben
der Verschiebung des Gummizylinders 2.G gegenüber dem Plattenzylinder 1.P zu einer
Abrollbewegung des Antriebszahnrades des Gummizylinders 2.G auf dem Druckzylinderzahnrad
um den Zahneingriffspunkt, die eine zusätzliche Drehung des Gummizylinders 2.G bewirkt.
Diese Zylinderdrehung wird vom zweiten Drehwinkelgeber 6 erfasst und daraufhin der
Plattenzylinder 1.P durch die Antriebsregelung des Einzelantriebes M synchron ebenfalls
um diesen Winkel verdreht, so dass es deswegen zu keiner Relativbewegung an den Kontaktstellen
mit dem Plattenzylinder 1.P (Gummi-Druckplatte, Schmitzringe) kommt.
[0028] Zur Abrollbewegung infolge Zahneingriffs zum Druckzylinder 3 kommt die Translation
der Drehachse des Gummizylinders 2.G annähernd tangential zur Oberfläche des Plattenzylinders
1.P hinzu, die zur Vermeidung von verschleißförderndem Schlupf an den Kontaktstellen
zwischen Platten- und Gummizylinder 1.P,2.G und Abweichungen von der vorgegebenen
Drehwinkel-Relativlage durch eine zusätzliche Rotation des Plattenzylinders 1.P mit
einer dem Translationsweg entsprechenden Umfangsdrehung kompensiert werden muss.
[0029] Mit der Abstützung des Stators 6.S des Drehwinkelgebers 6 am konventionellen Abstützpunkt
8.0 wird erreicht, dass beim Anschwenken des Gummizylinders 2.G der Stator 6.S in
Drehrichtung des Gummizylinders 2.G um einen Winkel gedreht wird, der eine dem Schwenkweg
entsprechenden Umfangsweg des Plattenzylinders 1.P liefert. Da vom Stator 6.S der
Nullpunkt der Drehwinkelmessung vorgegeben wird, stellt die Verdrehung des Nullpunktes
in Drehrichtung für die Antriebsregelung eine geringere Drehung des Rotors 6.R des
Drehwinkelgebers 6 dar. Der Gummizylinder 2.G ändert also infolge der Translationsbewegung
scheinbar seine Drehwinkellage. Die Antriebsregelung korrigiert daraufhin die Drehwinkellage
des Plattenzylinders 1.P mit einer Verzögerung der Vorwärtsdrehung. Die Korrekturdrehung
des Plattenzylinders 1.P ergibt einen Umfangsweg, der dem Translationsweg eines Oberflächenpunktes
auf dem Gummizylinder 2.G näherungsweise entspricht. Der Plattenzylinder 1.P vollzieht
mit seiner Korrekturdrehung die translatorische Verlagerung des Gummizylinders 2.G
nach, wobei es zu keinem Verlust der Drehwinkellagezuordnung der beiden Zylinder kommen
darf.
[0030] Die Güte der Annäherung von Umfangsweg des Plattenzylinders 1.P und Translationsweg
des Gummizylinders 2.G ist mit zunehmender Annäherung des Gummizylinders 2.G an seine
Druck-an-Position wesentlich für die Druckqualität, da der Plattenzylinder 1.P bei
Wiederherstellung des Oberflächenkontaktes der Schmitzringe zur Vermeidung von Umfangsregisterfehlern
oder Verwischen des Druckbildes exakt synchron mit dem Gummizylinder 2.G rotieren
sollte.
[0031] Der Abstützpunkt 8 des Drehwinkelgebers 6 des zu schwenkenden Gummizylinders 2.G
wird dazu erfindungsgemäß nicht - wie quasi-statisch betrachtet ideal - in den Abwälzpunkt
der Schmitzringe gelegt, sondern davon abweichend so gewählt, dass bei der Aufeinander-Zu-Bewegung
der Zylinder 1,2 der Schleppfehler Δα
S der Antriebsregelung kompensiert wird und die Zylinderoberflächen in der gewünschten
Drehwinkellage zueinander, d.h. zueinander unverdreht , aufeinander treffen. Nach
der ersten Berührung der Zylinderoberflächen wird der Korrekturbetrag während des
Pressungsaufbaus durch die Anordnung des Geberabstützpunktes und infolge der Trägheit
des Reglers im Vergleich zur Geschwindigkeit der Druckanstellbewegung wieder ausgeglichen,
so dass die Zylinder 1,2 im Endpunkt der Schwenkbewegung exakt zueinander stehen.
[0032] Der auszugleichende regelungsbedingte Schleppfehler Δα
S in der Drehwinkellage des Plattenzylinders 1.P verursacht ein Nacheilen des Plattenzylinders
1.P im Bereich von 2 bis 80 µm und wird durch eine vorauseilende Verdrehung des Drehwinkelgebergehäuses
um einen Δα
S entsprechenden Korrekturwinkel ausgeglichen. Das Nacheilen des Plattenzylinders 1.P
gegenüber der Synchronstellung (Soll- Drehwinkelposition) infolge der Regelungsverzögerung
wird also mit einem um den Schleppfehler Δα
S korrigierten Drehwinkel- Sollwert, der einen temporären Vorlauf des Plattenzylinders
1.P bewirkt, kompensiert, so dass die Zylinderoberflächen beim Anschwenken des Gummizylinders
2.G an den Plattenzylinder 1.P in Synchronstellung aufeinander treffen.
[0033] Der dadurch bei der Druck-ab-Bewegung zusätzlich entstehende Fehler ist unkritisch,
da er vom Antriebsregler nach Ende des Kontakts von Gummizylinder 2.G und Plattenzylinder
1.P leicht ausgeregelt werden kann.
[0034] Die erfindungsgemäße Kompensation von regelungsbedingten Asynchronitäten zwischen
elektronisch über Drehwinkelgeber synchronisierten Zylindern oder anderen Rotationskörpern
durch Verlagerung des Geberabstützpunktes des Sollwertgebers ist auch an anderen schwenkbaren
Zylindern, die im angestellten Zustand in Abrollkontakt zu benachbarten Zylindern
stehen, einsetzbar.
[0035] Aufstellung der verwendeten Bezugszeichen
- 1
- erster Zylinder
- 1.P
- Plattenzylinder
- 2
- zweiter Zylinder
- 2.G
- Gummizylinder
- 3
- Druckzylinder
- 4
- Exzenterlager
- 5
- erster Drehwinkelgeber
- 6
- zweiter Drehwinkelgeber
- 6. R
- Rotor
- 6.S
- Stator
- 7
- Statorabstützung
- 8
- Anschlag, Geberabstützpunkt
- 8.0
- konventioneller Geberabstützpunkt
- 8.1,8.2,8.3
- Geberabstützpunkte zur Berücksichtigung des Schleppfehlers
- 9
- Zugfeder
- 10
- Welle, Wellenzapfen des Gummizylinders
- M
- Einzelantrieb des Plattenzylinders
1. Verfahren zur Kompensation von regelungsbedingten Drehwinkel- Asynchronitäten zweier
unabhängig voneinander angetriebenen Zylinder in Rotationsdruckmaschinen, die während
der Zustellbewegung eines der Zylinder auftreten, wobei
- ein erster, in einem Gestell gelagerter Zylinder (1), dem ein elektrischer Einzelantrieb
(M) zugeordnet ist, mit einem benachbarten zweiten, schwenkbar gelagerten Zylinder
(2), der mit einem zweiten Antrieb verbunden ist, während des Druckbetriebes in Abrollkontakt
steht,
- ein Drehwinkelgeber (6) am zweiten Zylinder (2) angeordnet ist, welcher Drehwinkel-Sollwerte
für eine Antriebsregelung des Einzelantriebes (M) bereitstellt,
- das Drehwinkelgebergehäuse einen drehbar um die Drehachse des zweiten Zylinders
(2) gelagerten Stator (6.S) des Drehwinkelgebers (6) bildet und über eine Drehmomentstütze
(7) an einem gestellfesten Geberabstützpunkt (8) abgestützt ist und
- der Rotor (6.R) des Drehwinkelgebers (6) verdrehfest mit der Drehachse des zweiten
Zylinders (2) verbunden ist,
dadurch gekennzeichnet, dass ein regelungsbedingtes Nacheilen um den Schleppfehler Δα
S zwischen der Soll- Drehwinkelposition (Synchronstellung) und der Ist-Drehwinkelposition
des ersten Zylinders (1) während des Anschwenkens des zweiten Zylinders (2) an den
ersten Zylinder (1) durch Verlagerung des Geberabstützpunktes (8.1,8.2,8.3) vom konventionellen
Geberabstützpunkt (8.0), welcher ohne Berücksichtigung von Regelungsfehlern eine Drehwinkelsynchronität
bei angestelltem Zylinder (2) ermöglicht, kompensiert wird, so dass die Zylinderoberflächen
im Moment der Berührung in Synchronstellung aufeinander treffen.
2. Anordnung für einen Drehwinkelgeber (6) zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch
1, dadurch gekennzeichnet, dass der Geberabstützpunkt (8.1,8.2,8.3) in radialer und/oder Umfangsrichtung vom konventionellen
Geberabstützpunkt (8.0) entfernt angeordnet ist, wobei Richtung und Betrag der Abweichung
vom konventionellen Geberabstützpunkt (8.0) durch den auszugleichenden Schleppfehler
bestimmt sind.
3. Anordnung nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
- der erste Zylinder (1) ein Plattenzylinder (1.P) mit Einzelantrieb (M) in einer
Bogenoffsetrotationsdruckmaschine ist,
- der zweite Zylinder ein Gummizylinder (2.G) ist, welcher von einer "Druck-ab" -
Position ohne Oberflächenkontakt in eine "Druck-an" - Position, in welcher am Plattenzylinder
(1.P) und Gummizylinder (2.G) angeordnete Schmitzringe aufeinander abrollen, schwenkbar
ist,
- der konventionelle Geberabstützpunkt (8.0) im Abwälzpunkt der Zylinder (1,2) bzw.
der zugeordneten Schmitzringe angeordnet ist.
4. Anordnung für einen Drehwinkelgeber nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Geberabstützpunkt (8) zur Eliminierung des Einflusses von Biegeschwingungen des
Gummizylinders (2.G) infolge Kanalüberrollung in der Druckzone (2.G,3) bevorzugt in
Richtung auf die Verbindungsgerade zwischen der Achse des Druckzylinders (3) und der
Achse des Gummizylinders (2.G) verlagert ist.