[0001] Die Erfindung betrifft ein Farbwechslersystem zur selektiven Zufuhr von wenigstens
zwei Farben zu einer Einrichtung zur Abgabe der Farben sowie ein entsprechendes Farbwechselverfahren.
[0002] Beispielsweise in der Automobilindustrie werden in Lackierereien häufig Roboter zum
Lackieren von Karosserieteilen mit Farben eingesetzt. Unter Farben werden dabei vorliegend
eingefärbte und farblose, meist flüssige Farben, Lacke, Grundierungen oder dergleichen
Fluide verstanden. In bekannten Anlagen sind in einer Lackierkabine meist mehrere
Roboter angeordnet, in deren Roboterarme die verschiedenen Farben, durchschnittlich
etwa 20 Farben, als ein Schlauchpaket geführt und dort an einen Farbwechsler angeschlossen
werden, damit die Karosserieteile in beliebiger Farbreihenfolge lackiert werden können.
Die einzelnen Farben werden dabei häufig über Ringleitungen aus größeren Farbtanks
unter einem Druck von bis zu 20 bar bis zu dem Farbwechsler geführt. Der Farbwechsler
kann durch einen Block mit einem zentralen Kanal gebildet sein, in welchen die Zuführkanäle
der einzelnen Farben münden. Diese Zuführkanäle sind jeweils durch ein selektiv öffenbares
Ventil oder dergleichen Farbanschluss verschlossen. Zudem mündet in dem Kanal ein
Spülmittelanschluss. Der Kanal führt dann über eine Farb- oder Lackdosierpumpe zu
der Einrichtung zur Abgabe der Farben, beispielsweise zu einem pneumatisch oder elektrostatisch
betriebenen Zerstäuber, einer Sprühpistole oder dergleichen.
[0003] Bei einem Farbwechsel wird zunächst das bisher geöffnete Farbventil der aktuell eingesetzten
Farbe geschlossen und solange Spülmittel aus dem Spülmittelanschluss durch den Kanal
bis zu der Einrichtung zur Abgabe der Farben geleitet, bis der zentrale Kanal des
Farbwechslers sowie alle stromabwärts davon gelegenen Leitungen einschließlich der
Farb- oder Lackdosierpumpe sowie der Einrichtung zur Abgabe der Farben von der bisherigen
Farbe gereinigt und teilweise getrocknet sind. Die in dem Farbwechsler und den stromabwärts
davon gelegenen Leitungen befindliche Farbe geht hierbei verloren und muss entsorgt
werden. Dies führt zu hohen Kosten. Zudem wird es als nachteilig empfunden, dass das
Öffnen und Schließen der Ventile der in den Farbwechsler mündenden Zuführkanäle nicht
immer fehlerfrei erfolgt, so dass es zu einem ungewollten Austritt von zwei Farben
gleichzeitig kommen kann.
[0004] Aus der
EP 1 245 295 B1 ist ein Farbwechselsystem bekannt, welches mehrere mit je einer Farbversorgungsleitung
verbundene Farbversorgungsventile und ein zerstäuberseitiges Anschlussventil aufweist,
wobei das Anschlussventil mit einem der Farbversorgungsventile kuppelbar ist. Hierfür
ist eine Kupplungseinrichtung vorgesehen, die eine relative Bewegung der zu einer
Farbversorgungseinheit zusammengefassten Farbversorgungsventile zu dem Anschlussventil
ermöglicht. Zur Spülung bei einem Farbwechsel weist das Farbwechselsystem eine dem
zerstäuberseitigen Anschlussventil zugeordnete Spülleitung mit einer zusätzlichen
Ventilanordnung für das Spülmittel oder Druckluft auf.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein kostengünstiges und kompaktes Farbwechslersystem
sowie ein Verfahren zum Wechseln einer Farbe bereitzustellen, bei welchen möglichst
wenig Farbe verloren geht und gleichzeitig ein besonders zuverlässiger Betrieb ohne
Farbverschleppung ermöglicht wird.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß im Wesentlichen mit einem Farbwechslersystem gelöst,
welches zur selektiven Zufuhr von wenigstens zwei Farben zu einer Einrichtung zur
Abgabe der Farben geeignet ist und ein erstes Element, in welches Zuführkanäle für
die wenigstens zwei Farben münden, und ein relativ zu dem ersten Element verdreh-,
verschwenk- und/oder verschiebbares zweites Element aufweist, in welches wenigstens
eine mit der Einrichtung zur Abgabe der Farben verbindbare Leitung mündet und welches
einen mit der Leitung verbundenen Kanal mit einer Öffnung aufweist, der durch Drehen,
Verschwenken und/oder Verschieben der beiden Elemente zueinander selektiv mit jeweils
einem der Zuführkanäle des ersten Elements verbindbar ist, wobei den Zuführkanälen
diese verschließende und selektiv öffenbare Farbanschlüsse oder dergleichen Verschlussanordnungen
zugeordnet sind, und wobei in der Leitung zwischen der Einrichtung zur Abgabe der
Farben und dem Kanal in dem zweiten Element eine Pumpe zum Fördern von Farbe vorgesehen
ist. Erfindungsgemäß ist die Öffnung des Kanals mit der Pumpe strömungsverbunden.
[0007] Durch die erfindungsgemäße Ausgestaltung des Farbwechslersystems wird einerseits
erreicht, dass der vergleichsweise lange zentrale Kanal bekannter Farbwechsler entfallen
kann, so dass nur die stromabwärts des Farbwechslers gelegenen Leitungen entleert
und gereinigt werden müssen, Hierdurch lässt sich nicht nur die Menge der verworfenen
Farbe und des erforderlichen Spülmittels verringern, sondern es kann auch die Reinigungszeit
bei einem Farbwechsel deutlich gesenkt werden. Da bei dem erfindungsgemäßen Farbwechslersystem
auch stets nur ein Zuführkanal mit dem zu der Einrichtung zur Abgabe der Farben führenden
Kanal in Verbindung stehen kann, ist das gleichzeitige Austreten von zwei Farben ausgeschlossen.
Die den Zuführkanälen zugeordneten Farbanschlüsse oder dergleichen Verschlussanordnungen
sorgen zusätzlich dafür, dass nicht ungewollt Farbe austritt. Die Zuordnung eines
Zuführkanals zu der zu dem Zerstäuber oder dgl. Einrichtung zur Abgabe der Farben
führenden Leitung erfolgt durch eine Relativbewegung der beiden Elemente zueinander.
Dies kann beispielsweise dadurch erfolgen, dass das zweite Element von dem ersten
Element abgehoben und dann relativ zu diesem verschoben und/oder gedreht wird. Insbesondere
bei der Verwendung eines elektrostatischen Zerstäubers sollten die Platten um mehr
als 200 mm voneinander abgehoben werden können. Grundsätzlich ist es jedoch ausreichend,
die Platten während eines Farbwechsels nur so weit abzuheben, so dass diese nicht
reiben. Alternativ können die beiden Elemente verschwenkt und dann gedreht oder verschoben
werden. Auch eine reine Verdrehung und/oder Verschiebung ohne vorheriges Abheben oder
Wegschwenken der beiden Elemente ist möglich, allerdings besteht dann die Gefahr der
Riefenbildung auf den einander zugewandten Flächen der Elemente.
[0008] Durch die erfindungsgemäß in der Leitung zwischen der Einrichtung zur Abgabe der
Farben und dem Kanal in dem zweiten Element vorgesehene Pumpe kann Farbe während eines
Farbwechsels in den jeweiligen Farbzuführkanal zurückgedrängt werden. Hierbei ist
es besonders vorteilhaft, wenn die Öffnung des Kanals mit der Pumpe strömungsverbunden
ist, d.h. es sind keine Ventile oder dgl. Absperreinrichtungen stromabwärts des Farbanschlusses
vor der Pumpe vorgesehen. Dies ermöglicht bei dem erfindungsgemäßen das Zurückdrängen
der Farbe aus den Leitungen in den Farbzuführkanal. Weiter besteht infolge des Fehlens
eines Ventils oder dgl. in der Leitung bzw. dem Kanal nicht die Gefahr, dass während
des Zurückdrängens der Farbe eine Leitung platzt, wenn ein Ventil nicht geöffnet ist
oder verklebt oder in anderer Weise defekt ist.
[0009] Nach einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist das zweite Element ein
Betätigungsorgan zum Öffnen und/oder Verschließen der Farbanschlüsse auf. Die Farbanschlüsse
können somit beispielsweise als durch den Fluiddruck in den Zuführkanälen und/oder
durch ein elastisches Element belastet schließende Verschlussanordnungen ausgebildet
sein, so dass ein versehentliches Austreten von Farbe verhindert wird. Die Farbanschlüsse
oder dergleichen Verschlussanordnungen können also nur durch das Betätigungsorgan
geöffnet werden, wenn der entsprechende Zuführkanal in einer dem Kanal zugeordneten
Position ist, während alle anderen Farbanschlüsse oder Verschlussanordnungen stets
geschlossen bleiben. Das Betätigungsorgan ist an einer beliebigen Position so angeordnet,
dass es mit den Farbanschlüssen zusammenwirken kann.
[0010] In Weiterbildung dieses Erfindungsgedankens ist es vorgesehen, dass das zweite Element
beispielsweise einen Stößel als Betätigungsorgan aufweist, weicher derart ausgebildet
und angeordnet ist, dass der Stößel eine Hohlnadel, eine Kugel oder dergleichen eines
der Farbanschlüsse zum Öffnen gegen die Kraft eines auf die Hohlnadel, die Kugel oder
dergleichen wirkenden elastischen Elements von einem Sitz abhebt. Das Betätigungsorgan
muss dabei nicht als ein Stößel ausgebildet sein, sondern kann durch ein beliebiges
Element gebildet werden, welches zum Öffnen eines Verschlusselementes oder Farbanschlusses
geeignet ist, d.h. beispielsweise ein Linearstellglied, eine Nadel, ein Magnetventil
oder dergleichen.
[0011] Erfindungsgemäß ist die Rückstellkraft des elastischen Elements kleiner als die bei
Betrieb der Pumpe während des Zurückdrängens von Farbe auf die Kugel oder Hohlnadel
wirkende Druckkraft des Fluids aus dem Kanal. Somit wirkt der Farbanschluss gleichzeitig
als ein Sicherheitsventil, das sich zum Zurückdrängen der Farbe selbsttätig öffnet,
selbst wenn das Betätigungsorgan versagen sollte.
[0012] Wenn dem ersten und/oder dem zweiten Element ein Schrittmotor oder ein anderer geeigneter,
bspw. pneumatischer Antrieb zur relativen Verdrehung der beiden Elemente zueinander
und/oder ein Linearstellglied oder dergleichen zur relativen Bewegung der beiden Elemente
zueinander in einer axialen Richtung zugeordnet sind, kann die für einen Farbwechsel
erforderliche Rotation und Translation mit besonders einfachen Mitteln ausgeführt
werden. Vorzugsweise ist dabei das erste Element als eine ortsfeste, kreisscheibenartige
Platte gestaltet, in welche die Zuführkanäle münden, während das zweite Element als
eine beispielsweise unterhalb dieser Platte liegende zweite Platte ausgebildet ist,
die mit dem Schrittmotor um 180° bis 360° nach links oder rechts verdrehbar ist. Um
die beiden Elemente vor dem Verdrehen voneinander abzuheben, können ein oder mehrere
Linearstellglieder oder dergleichen Anordnungen vorgesehen sein, um einen Hub von
beispielsweise etwa 20 mm bis etwa 30 mm zwischen den beiden Elementen zu erreichen.
Grundsätzlich kann auch ein noch geringerer Hub ausreichen, um die beiden Elemente
relativ zueinander zu bewegen, ohne dass diese aufeinander reiben. Zu Reinigungszwecken
wird es bevorzugt, wenn ein größerer Hub von bspw. etwa 200 mm ermöglicht wird.
[0013] Für die Reinigung des Farbwechslersystems und der diesem im Betrieb nachgeschalteten
Leitungen ist in dem ersten und/oder zweiten Element ein Spülmittelkanal zur Zufuhr
von Spülmittel über einen Spülmittelanschluss ausgebildet, der mit dem Kanal in dem
zweiten Element in Verbindung steht. Vorzugsweise ist der Spülmittelkanal dabei derart
gestaltet, dass bei einer Reinigung das jeweils zuletzt benutzte Verschlusselement
bzw. der Farbanschluss der zuletzt benutzten Farbe teilweise mit gereinigt wird und
auch das Betätigungsorgan sowie sämtliche Kanäle insbesondere in dem zweiten Element
gereinigt werden. Als Spülmittel kann beispielsweise ein Luft- und Lösemittelgemisch
eingesetzt werden. Auch Wasser oder Gase wie Stickstoff sind in einigen Anwendungsfällen
als ein Spülmittel geeignet. Das flüssige oder gasförmige Spülmittel kann gleichzeitig
dazu genutzt werden, um die Farbe in den Farbzuführkanal zurückzudrängen. Hierzu wird
das Spülmittel bspw. an der Pumpe und/oder an dem Zerstäuber oder dgl. zugeführt.
Somit lassen sich die Pumpe und die Leitungen schon während des Zurückdrängens der
Farbe vorreinigen, so dass anschließend allenfalls nur noch eine kurze Nachreinigung
erfolgen muss.
[0014] Wenn nahe an den beiden Elementen eine vorzugsweise wahlweise vorwärts und rückwärts
laufende Farb- oder Lackdosierpumpe angeordnet ist, kann der Leitungsweg zwischen
der Farb- oder Lackdosierpumpe und den beiden Elementen kurz gehalten werden, wodurch
sich der bei einem Farbwechsel zu reinigende Kanal weiter verkürzt. Zudem ermöglicht
es eine rückwärts laufende Farb- oder Lackdosierpumpe, bei einem Farbwechsel die noch
in den Leitungen befindliche Restfarbe entgegen der Strömungsrichtung im Betrieb,
d.h. beim Lackieren, zurückzufördern, so dass die bisher verwendete Farbe in den Zuführkanal
zurückgedrängt wird. Es sind somit nur noch die weitgehend farbfreien Leitungen durch
das Spülmittel zu reinigen. Dies vereinfacht nicht nur die Reinigung, sondern der
Farbverlust bei einem Farbwechsel wird nahezu auf Null reduziert. Dies führt zu einer
erheblichen Kosteneinsparung. Gleichzeitig kann das gesamte Farbwechslersystem vergleichsweise
einfach und kostengünstig aufgebaut werden, da insgesamt nur eine Farb- oder Lackdosierpumpe
vorgesehen werden muss, während alle Zuführkanäle lediglich durch Verschlussanordnungen
oder dergleichen verschlossen sind.
[0015] Nach einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist die Farb- oder Lackdosierpumpe
als eine in zwei Richtungen betätigbare Zahnradpumpe gebildet. Es können jedoch auch
andere geeignete Pumpen oder Kolben-ZylinderEinheiten zur Förderung und Dosierung
als Farb- oder Lackdosierpumpe eingesetzt werden.
[0016] Die Farb- oder Lackdosierpumpe ist vorzugsweise an einem der beiden Elemente fixiert,
insbesondere an dem zweiten Element, wobei die Farb- oder Lackdosierpumpe durch eine
insbesondere in einer Hohlwelle zur relativen Verdrehung der beiden Elemente zueinander
angeordneten Antriebswelle angetrieben werden kann. Dies ermöglicht eine besonders
platzsparende Ausgestaltung, die sich insbesondere für den Einbau in einem Roboterarm
eignet. Alternativ kann die Antriebswelle für die Farb- oder Lackdosierpumpe auch
seitlich außerhalb der Welle zum Verschwenken der beiden Elemente geführt sein. Dies
bietet sich insbesondere dann an, wenn zusätzliche Sensoren oder dgl. vorgesehen werden,
die die Anordnung der Antriebswelle in einer Hohlwelle erschweren. Wenn die Einrichtung
zur Abgabe der Farbe, welche beispielsweise eine Sprühpistole oder eine Zerstäuberglocke
ist, als ein elektrostatisch arbeitender Zerstäuber ausgebildet ist, müssen ausreichende
Abstände zwischen dem Zerstäuber und den übrigen Elementen des Systems eingehalten
werden.
[0017] Alternativ kann die Farb- oder Lackdosierpumpe in oder an der Einrichtung zur Abgabe
der Farben, insbesondere dem Sprühkopf zugeordnet angeordnet sein. Die Farb- oder
Lackdosierpumpe weist vorzugsweise einen von der Hohlwelle bzw. dem ersten und dem
zweiten Element separaten Antriebsanschluss, beispielsweise eine Antriebswelle oder
einen Hydraulikanschluss auf.
[0018] Das erfindungsgemäße Farbwechslersystem kann derart ausgestaltet sein, dass in den
Kanal in dem zweiten Element ein mittels eines Absperrorgans verschließbarer Spülmittelzulaufkanal
zur Zufuhr von Spülmittel mündet. Zusätzlich kann von dem Kanal in dem zweiten Element
und/oder von dem Spülmittelzulaufkanal ein ggf. mittels des Absperrorgans verschließbarer
Spülmittelrücklaufkanal abzweigen, der mit der Pumpe zur Zufuhr von Spülmittel zu
der Pumpe verbindbar ist. Der Spülmittelzulaufkanal ist damit durch den Kanal durchgeschleift
und versorgt über den Spülmittelrücklaufkanal die Pumpe mit Spülmittel, so dass durch
die Spülmittelsäule Farbe aus der Pumpe und den Leitungen zwischen der Pumpe und dem
Farbanschluss zurückgedrängt werden kann.
[0019] Um ein ungewolltes Austreten von Farbe in der Kontaktebene der beiden beispielsweise
durch kreisförmige Platten gebildeten Elemente zu vermeiden, sind die während des
Lackierens oder dergleichen aneinander anliegenden Kontaktflächen beispielsweise geschliffen.
Zusätzlich sind in den einander zugewandten Flächen der beiden Elemente Dichtmittel
vorgesehen, die einen ungewollten Farbaustritt verhindern. Hierzu kann entweder der
in dem zweiten Element vorgesehene Kanal durch eine Dichtung umgeben sein und/oder
es können jedem der Zuführkanäle oder Farbanschlüsse Dichtungen zugeordnet sein.
[0020] Zur exakten und aufeinander abgestimmten Betätigung der einzelnen Komponenten des
erfindungsgemäßen Farbwechslersystems sind vorzugsweise zumindest dem Betätigungsorgan
und/oder der Farb- oder Lackdosierpumpe eine Steuerungseinrichtung zugeordnet. Diese
kann ggf. auch die für die Relativbewegung der beiden Elemente erforderlichen Antriebe,
Verschlussanordnungen des Farbwechslersystems und/oder die Spülmittelzufuhr steuern.
[0021] Im Betrieb können die Farbanschlüsse verschmutzen oder aus anderen Gründen defekt
werden. Der Austausch eines Farbanschlusses wird dadurch erleichtert, dass die Zuführkanäle
mit dem ersten Element jeweils über eine Schnellkupplungseinrichtung verbunden sind,
wobei jedem Zuführkanal zusätzlich zu dem Farbanschluss ein weiteres Absperrorgan
zugeordnet ist. Ein Farbzuführkanal kann somit rasch von dem ersten Element getrennt
werden, ohne dass Farbe austritt, wenn einer der Farbanschlüsse repariert oder ausgetauscht
werden muss.
[0022] Die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe wird weiter durch ein Verfahren zum Wechseln
einer Farbe insbesondere zwischen zwei Lackierschritten (oder dgl. Schritten zum Ausbringen
und/oder Auftragen eines Fluids), insbesondere mit einem Farbwechslersystem der oben
genannten Art gelöst. Das erfindungsgemäße Verfahren weist dabei die folgenden Schritte
auf:
[0023] Zufuhr einer ersten Farbe von einem Farbbehälter zu einer Einrichtung zur Abgabe
der Farbe, wobei die Farbe durch einen ersten Zuführkanal bei geöffnetem Farbanschluss
in ein erstes Element mündet, durch den Kanal in einem zweiten Element, welches dichtend
an dem ersten Element anliegt, und durch eine Leitung zu einer in einer ersten Arbeitsrichtung
wirkenden Farb- oder Lackdosierpumpe und von dort zu einer Einrichtung zur Abgabe
der Farben geleitet wird, Umkehr der Arbeitsrichtung der Farb- oder Lackdosierpumpe
für eine Zeitdauer, bis die Farbe im Wesentlichen vollständig aus den Leitungen stromabwärts
des Farbanschlusses in den ersten Zuführkanal zurückgedrängt ist, Schließen des der
ersten Farbe zugeordneten Farbanschlusses, Ausführen mindestens einer Relativbewegung
der beiden Elemente zueinander bis ein zweiter Farbanschluss einer zweiten Farbe dem
Kanal gegenübersteht und die beiden Elemente oder zumindest deren Dichtung(en) aneinander
anliegen, Öffnen des der zweiten Farbe zugeordneten Farbanschlusses und Zufuhr der
zweiten Farbe von einem Farbbehälter zu der Einrichtung zur Abgabe der Farben, wobei
die Farbe durch den zweiten Zuführkanal bei geöffnetem Farbanschluss in das erste
Element mündet, durch den Kanal in dem zweiten Element, welches dichtend an dem ersten
Element anliegt, und durch die Leitung zu der wieder in der ersten Arbeitsrichtung
wirkenden Farb- oder Lackdosierpumpe und von dort zu der Einrichtung zur Abgabe der
Farben geleitet wird. Die Relativbewegung der beiden Elemente kann insbesondere zunächst
ein Entfernen, Wegschwenken oder Abheben der beiden Elemente voneinander, ein anschließendes
Drehen und/oder Verschieben und danach ein Annähern der beiden Elemente umfassen.
[0024] Durch die erfindungsgemäße Entleerung der in dem Leitungssystem befindlichen Farbreste
in dem Zuführkanal wird nicht nur Farbe eingespart, sondern auch die Reinigung der
Leitungen, d.h. der sich beim Lackieren stromabwärts von dem jeweiligen Farbanschluss
erstreckenden Kanäle einschließlich der Farb- und Lackdosierpumpe sowie des Zerstäubers
oder dergleichen Abgabeeinrichtung, erleichtert und verkürzt, Dies erfolgt insbesondere
dann, wenn nach der Umkehr der Arbeitsrichtung der Farb- oder Lackdosierpumpe die
Farbe aus den Leitungen stromabwärts des Farbanschlusses in den ersten Zuführkanal
zurückgedrängt wird, indem von der Pumpe aus einem der Pumpe zugeordneten Spülmittelkanal
und/oder aus einem der Einrichtung zur Abgabe der Farben zugeordneten Spülmittelkanal
ein flüssiges oder gasförmiges Spülmittel in zumindest einige der Leitungen angesaugt
wird.
[0025] Alternativ hierzu ist es zum Wechseln der Farben zwischen zwei Lackierschritten oder
dgl. Schritten zum Ausbringen und/oder Auftragen eines Fluids erfindungsgemäß möglich,
den der ersten Farbe zugeordneten Farbanschluss vor dem Ende des ersten Lackierschrittes
zu schließen und den ersten Lackierschritt fortzusetzen, bis zumindest ein Teil der
ersten Farbe aus den Leitungen stromabwärts des Farbanschlusses von der Einrichtung
zur Abgabe der Farben abgegeben ist. Dabei werden vorzugsweise das Betätigungsorgan
und/oder die Farb- oder Lackdosierpumpe durch eine Steuerungseinrichtung derart gesteuert,
dass der erste Lackierschritt nach dem Schließen des der ersten Farbe zugeordneten
Farbanschlusses so lange fortgesetzt wird, bis die Farbe im Wesentlichen vollständig
aus den Leitungen stromabwärts des Farbanschlusses von der Einrichtung zur Abgabe
der Farben abgegeben ist. Die Farbe muss daher weder verworfen noch zurückgedrängt
werden, sondern kann bei dem ersten Lackierschritt so weit aus den Leitungen stromabwärts
des Farbanschlusses ausgebracht werden, dass diese Leitungen nahezu frei von Farbresten
sind.
[0026] In Weiterbildung dieses Erfindungsgedankens ist es vorgesehen, dass nach dem Schließen
des der ersten Farbe zugeordneten Farbanschlusses vor dem Ende des ersten Lackierschrittes
während des Fortsetzens des ersten Lackierschrittes Spülmittel in die Leitungen stromabwärts
des Farbanschlusses eingebracht wird. Die Leitungen werden somit noch während des
ersten Lackierschrittes gereinigt und mit Spülmittel befüllt. Dies erleichtert und
verkürzt den Farbwechselvorgang deutlich.
[0027] Zur Beseitigung störender Einflüsse von Lufteinschlüssen in der Leitung ist es gemäß
einer Weiterbildung der beschriebenen Verfahren vorgesehen, dass ein Lufteinschluss
in der Leitung aus der Leitung heraus in eine in den Kanal mündende Spülmittelrücklaufleitung
gedrängt und bspw. der Pumpe zugeführt wird. Das Herausdrängen kann dabei sowohl durch
Spülmittel als auch durch Farbe bzw. Lack erfolgen.
[0028] Die Verfahren gemäß den vorstehend beschriebenen Ausgestaltungen werden vorzugsweise
so betrieben, dass eine bei einem Farbwechsel in der Leitungen verbleibende Restfarbmenge
kleiner als 10 ml, insbesondere kleiner als 5 ml ist.
[0029] Dies wird beispielsweise durch eine zeit- oder/und sensorgesteuerte Steuerung der
Farb- oder Lackdosierpumpe oder/und wenigstens einer der Verschlussanordnungen ermöglicht.
[0030] Vor dem Entfernen der beiden Elemente voneinander wird vorzugsweise zur Reinigung
des ersten Farbanschlusses und der stromabwärts von diesem gelegenen Leitung Spülmittel
durch den Spülmittelzulaufkanal zugeführt. Hierbei kann es sich um ein Luft- und Lösemittelgemisch
handeln.
[0031] Das Spülmittel wird nach einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung nicht nur
zum Reinigen der stromabwärts des Farbanschlusses gelegenen Leitungen sondern auch
zur Reinigung des Zerstäubers oder dergleichen eingesetzt. Hierbei wird es bevorzugt,
wenn das Spülmittel zunächst zusammen mit etwaigen Farbresten der ersten Farbe bis
zu einem der Einrichtung zur Abgabe der Farben vorgeschalteten Ventil und von dort
in einen Auffangbehälter geleitet wird und erst nach der Reinigung der stromabwärts
des Farbanschlusses gelegenen Leitungen durch Umschaltung des Ventils in und/oder
über die Einrichtung zur Abgabe der Farben geleitet wird. Der Zerstäuber oder dergleichen
wird damit nur mit einem von der vorherigen Farbe weitestgehend unbelasteten Spülmittel
gereinigt.
[0032] Um das Zurückdrängen der Restfarbe in den stromabwärts des Farbanschlusses gelegenen
Leitungen zu ermöglichen, wird die Farb- oder Lackdosierpumpe mit einem höheren Druck
als dem in den Zuführkanälen herrschenden Druck betrieben. So kann die Farb- oder
Lackdosierpumpe einen Druck von beispielsweise etwa 70 bar aufbauen, während in den
Ringleitungen und den Zuführkanälen nur bis zu etwa 20 bar herrschen.
[0033] Weiterbildungen, Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten der Erfindung ergeben sich
auch aus der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen und den Zeichnungen.
Dabei bilden alle beschriebenen und/oder bildlich dargestellten Merkmale für sich
oder in beliebiger Kombination den Gegenstand der Erfindung, unabhängig von ihrer
Zusammenfassung in den Ansprüchen oder deren Rückbeziehung.
Es zeigen schematisch:
[0034]
- Fig. 1
- in teilweise geschnittener Ansicht das erfindungsgemäße Farbwechslersystem nach einer
ersten Ausführungsform,
- Fig. 2
- eine Ansicht des Farbwechslersystems gesehen in Richtung des Pfeils A aus Fig. 1,
- Fig. 3
- eine Prinzipskizze des erfindungsgemäßen Farbwechselsystems und
- Fig. 4
- in teilweise geschnittener Ansicht das erfindungsgemäße Farbwechslersystem nach einer
zweiten Ausführungsform.
[0035] Das Farbwechslersystem weist zwei kreisscheibenartige Elemente 1 und 2 auf, die in
der Darstellung der Fig. 1 aneinander anliegen. In das in der Figur obere Element
1 münden mehrere Zuführkanäle 3, von denen in Fig. 1 nur einer dargestellt ist. Jedem
der Zuführkanäle 3 ist in dem ersten Element 1 ein durch eine Verschlussanordnung
gebildeter Farbanschluss 4 zugeordnet. Wie aus der Darstellung der Fig. 2 ersichtlich
ist, sind mehrere Zuführkanäle und Farbanschlüsse auf einer kreisförmigen Bahn des
ersten Elements 1 angeordnet.
[0036] Das zweite Element 2 ist dagegen nur mit einer Bohrung versehen, welche jeweils mit
einem der Farbanschlüsse 4 in Überdeckung gebracht werden kann. In diese Bohrung ist
ein Stößel 5 eingebracht, der die Kugel des Farbanschlusses 4 gegen die Kraft der
Feder des Farbanschlusses 4 von ihrem Sitz abheben kann, um eine Strömungsverbindung
zwischen dem Zuführkanal 3 und der Bohrung in dem zweiten Element 2 herzustellen.
[0037] In dem Kanal 6 ist eine Öffnung 6a ausgebildet, die dem ersten Element 1 zugewandt
ist, so dass der jeweils dem zweiten Element 2 zugeordnete Farbanschluss 4 direkt
der als Bohrung in der Stirnseite des zweiten Elements ausgebildeten Öffnung 6a gegenüberliegt.
Weiter ist in dem zweiten Element 2 ein Kanal 6 mit freiem Durchgang ausgebildet,
der mit der Bohrung 6a des Betätigungsorgans 5 in Verbindung steht. Die Bohrung 6a
bildet einen Anschlussabschnitt des Kanals 6 zur selektiven Verbindung mit einem der
Farbanschlüsse 4. In diesen Kanal 6 mündet auch ein Spülmittelanschluss 7, welcher
mit einem in Fig. 3 dargestellten Spülmittelzulaufkanal 13 zur Zufuhr von Spülmittel
verbunden ist, in die Bohrung 6a und den Kanal 6. Außerdem kann ein Absperrventil
15 für den Spülmittelkanal 7 vorgesehen sein, welches jedoch den freien Durchgang
des Kanals 6 nicht beeinflusst. Alternativ kann der Kanal 7 auch als ein Rückführ-
oder Ableitungskanal für Spülmittel und/oder Restfarbe genutzt werden, bspw. wenn
während der Reinigungsphase Spülmittel von dem Zerstäuber 9 oder der Pumpe 8 in Richtung
zu dem Farbanschluss 4 geleitet wird.
[0038] Über eine Leitung 10 ist der Kanal 6 mit einer Farb- oder Lackdosierpumpe 8 verbunden,
welche wiederum über eine nicht dargestellte Leitung mit einer Einrichtung zur Abgabe
der Farben verbunden ist, die in der dargestellten Ausführungsform durch einen Zerstäuber
9 gebildet wird. Die Farb- oder Lackdosierpumpe 8 ist starr mit dem zweiten Element
2 verbunden, wobei eine Antriebswelle 11 für die Farb- oder Lackdosierpumpe 8 durch
eine zentrale Bohrung in den beiden Elementen 1 und 2 führt.
[0039] Die Antriebswelle 11 der Farb- oder Lackdosierpumpe 8 ist dabei durch eine Hohlwelle
12 geführt, welche starr mit dem zweiten Element 2 verbunden ist und drehbar durch
eine Bohrung in dem ersten Element 1 geführt ist. Die Hohlwelle 12 ermöglicht es somit,
das zweite Element 2 relativ zu dem ersten Element 1 zu drehen. Hierzu ist der Hohlwelle
12 beispielsweise ein in den Figuren nicht dargestellter Schrittmotor zugeordnet.
Weiter ist eine in den Figuren ebenfalls nicht gezeigte Einrichtung zum Abheben der
beiden Elemente 1 und 2 relativ zueinander in axialer Richtung der Hohlwelle 12 vorgesehen.
Diese Einrichtung kann beispielsweise durch einen geeigneten Linearantrieb gebildet
werden.
[0040] Im Betrieb wird Farbe aus einer Ringleitung von einem Farbreservoir unter einem Druck
von beispielsweise bis zu 20 bar über den Zuführkanal 3 zu dem ersten Element 1 geleitet.
Das Betätigungsorgan 5 öffnet den Farbanschluss 4, so dass die Farbe durch den Kanal
6 zu der Farb- oder Lackdosierpumpe 8 geleitet wird. Von dort wird die Farbe unter
erhöhtem Druck zu dem Zerstäuber 9 geleitet, von welchem sie beispielsweise auf Karosserieteile
aufgetragen wird. Mit Ausnahme des durch das Betätigungsorgan 5 geöffneten Farbanschlusses
4 sind alle übrigen Farbanschlüsse einerseits durch die Kraft der Feder und andererseits
durch den Fluiddruck in den Zuführkanälen geschlossen, so dass aus diesen übrigen
Zuführkanälen keine Farbe austreten kann.
[0041] Für einen Farbwechsel wird die Farb- oder Lackdosierpumpe 8 in entgegengesetzter
Richtung betätigt, so dass die in den Leitungen 10 zwischen dem Farbanschluss 4 und
dem Zerstäuber 9 verbleibende Restfarbe durch den Farbanschluss 4 zurück in den Zuführkanal
3 gefördert wird. Hierbei wird ein Gas, bspw. Luft oder Stickstoff, und/oder ein flüssiges
Spülmittel in diese stromabwärts des Farbanschlusses 4 gelegenen Leitungen 6, 10 eingesaugt.
Damit erfolgt eine Vorreinigung der Leitungen. Nach Entleerung dieser Leitungen wird
zunächst Spülmittel durch den Spülmittelanschluss 7 zugeführt, welches sowohl die
in der Figur untere Seite des Farbanschlusses 4, d.h. die Kugel, als auch die in den
Kanal 6 hineinragenden Elemente des Betätigungsorgans 5 reinigt und alle stromabwärts
des Farbanschlusses 4 gelegenen Leitungen durchspült. Dabei kann zwischen der Farb-
oder Lackdosierpumpe 8 und dem Zerstäuber 9 ein Mehrwegeventil vorgesehen sein, welches
es ermöglicht, zunächst Spülmittel mit Farbresten in einen Auffangbehälter zu leiten
und erst danach Spülmittel, welches im Wesentlichen keine Farbreste mehr enthält,
zur Reinigung des Zerstäubers 9 durch oder über diesen zu leiten.
[0042] Alternativ hierzu ist es auch möglich, dass bereits Spülmittel in die Leitungen angesaugt
wird, wenn für einen Farbwechsel die Farb- oder Lackdosierpumpe 8 in entgegengesetzter
Richtung betätigt und hierdurch die in den Leitungen zwischen dem Farbanschluss 4
und dem Zerstäuber 9 verbleibende Restfarbe durch den Farbanschluss 4 zurück in den
Zuführkanal 3 gefördert wird. Die Leitungen sind somit nach dem Austreiben der Restfarbe
bereits mit dem Spülmittel gefüllt und können dann durch Zufuhr von weiterem Spülmittel
gereinigt, durch Zufuhr von Luft getrocknet oder direkt mit der neuen Farbe gefüllt
werden.
[0043] Vor diesem Spülvorgang wird das Betätigungsorgan 5 so weit zurückgezogen, dass der
Farbanschluss 4, welcher dem Betätigungsorgan 5 gegenübersteht, durch den Fluiddruck
in dem Zuführkanal 3 sowie durch das elastische Element des Farbanschlusses 4 geschlossen
wird. Der Druck des Spülmittels ist dabei geringer als der Druck in dem Zuführkanal
3, so dass der Farbanschluss 4 während des Spülvorganges geschlossen bleibt.
[0044] Nach dem Spülen wird das erste Element 1 zunächst von dem zweiten Element 2 abgehoben
oder umgekehrt, wobei bereits ein kleiner Hub von beispielsweise etwa 30 mm zur Beabstandung
der beiden Elemente 1 und 2 voneinander ausreichend ist. Anschließend wird das zweite
Element 2 durch Betätigung des Schrittmotors so weit gegenüber dem ersten Element
1 verdreht, bis der Zuführkanal und der Farbanschluss der als nächstes benötigten
Farbe dem Betätigungsorgan 5 gegenüberliegt. Die beiden Elemente 1 und 2 werden dann
wieder miteinander in Anlage gebracht und das Betätigungsorgan 5 kann den Farbanschluss
zu einem neuen Lackiervorgang öffnen.
[0045] Zur besseren Übersicht ist in Fig. 3 eine Prinzipskizze des Leitungssystems dargestellt.
Das Leitungssystem umfasst den Zuführkanal 3, welcher von der Verschlussanordnung
4 verschlossen ist. Durch das nicht dargestellte Betätigungsorgan 5 kann die Verschlussanordnung
4 geöffnet werden, so dass Farbe durch die in Fig. 3 nicht gezeigte Öffnung 6a in
den Kanal 6 einströmen kann. Spülmittel kann aus einem Spülmittelzulaufkanal 13 über
den Spülmittelanschluss 7 in den Kanal 6 eingebracht und über den Spülmittelrücklaufkanal
14 bspw. zu der Pumpe 8 weitergeleitet werden. Dem Spülmittelanschluss 7 ist ein Absperrorgan
15 zugeordnet, das die Zufuhr von Spülmittel sperrt oder bei Bedarf ermöglicht.
[0046] Bei der in Fig. 4 dargestellten Ausführungsform ist das erste Element 1 nicht als
eine kreisförmige Scheibe sondern als eine längliche Schiene ausgebildet, wobei die
Farbanschlüsse 4 in einer oder mehreren Reihen auf der Schiene angeordnet sein können.
Hierdurch können besonders viele Farbanschlüsse auf dem ersten Element 1 vorgesehen
werden. Die den Farbanschiüssen 4 zugeordneten Zuführkanäle 3 können von oben oder
von der Seite in das erste Element 1 münden, wobei die Verschlussanordnung 4 nicht
auf der gleichen Seite wie die Zuführkanäle vorgesehen sein muss.
[0047] Das zweite Element 2 kann bei dieser Ausführungsform kompakt gehalten werden und
weist den Kanal 6 mit der Öffnung 6a sowie ggf. das Betätigungselement 5 auf. Wie
in Fig. 4 gestrichelt angedeutet, kann das Betätigungselement 5 auch auf der der Öffnung
6a abgewandten Seite des ersten Elements angeordnet werden, um die Verschlussanordnungen
definiert zu öffnen und zu schließen.
Bezugszeichenliste:
[0048]
- 1
- erstes plattenförmiges Element
- 2
- zweites plattenförmiges Element
- 3
- Zuführkanal
- 4
- Farbanschluss (Verschlussanordnung)
- 5
- Betätigungsorgan (Stößel)
- 6
- Kanal
- 6a
- Öffnung
- 7
- Spülmittelanschluss (oder Rückführung)
- 8
- Farb- oder Lackdosierpumpe
- 9
- Zerstäuber
- 10
- Leitung
- 11
- Antriebswelle
- 12
- Hohlwelle
- 13
- Spülmittelzulaufkanal
- 14
- Spülmittelrücklaufkanal
- 15
- Absperrorgan
1. Farbwechslersystem zur selektiven Zufuhr von wenigstens zwei Farben zu einer Einrichtung
(9) zur Abgabe der Farben mit einem ersten Element (1), in welches Zuführkanäle (3)
für die wenigstens zwei Farben münden, einem relativ zu dem ersten Element bewegbaren,
insbesondere verdreh-, verschwenk- und/oder verschiebbaren zweiten Element (2), in
welches wenigstens eine mit der Einrichtung (9) zur Abgabe der Farben verbindbare
Leitung (10) mündet und welches einen mit der Leitung verbundenen Kanal (6) mit einer
dem ersten Element (1) zugewandten Öffnung (6a) aufweist, der durch Relativbewegung
der beiden Elemente (1, 2) zueinander selektiv mit jeweils einem der Zuführkanäle
(3) des ersten Elements (1) verbindbar ist, wobei den Zuführkanälen (3) diese verschließende
und selektiv öffenbare Farbanschlüsse (4) zugeordnet sind, dadurch gekennzeichnet, dass in der Leitung (10) zwischen der Einrichtung (9) zur Abgabe der Farben und dem Kanal
(6) in dem zweiten Element (2) eine Pumpe (8) zum Fördern von Farbe vorgesehen ist,
wobei die Öffnung (6a) des Kanals (6) mit der Pumpe (8) strömungsverbunden ist.
2. Farbwechslersystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das zweite Element (2) ein Betätigungsorgan (5) zum Öffnen und/oder Verschließen
der Farbanschlüsse (4) aufweist.
3. Farbwechslersystem nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das zweite Element (2) einen Stößel (5) als Betätigungsorgan aufweist, welcher derart
ausgebildet und angeordnet ist, dass der Stößel (5) eine Hohlnadel oder eine Kugel
eines der Farbanschlüsse (4) zum Öffnen gegen die Kraft eines auf die Hohlnadel oder
die Kugel wirkenden elastischen Elements von einem Sitz abhebt.
4. Farbwechslersystem nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Rückstellkraft des elastischen Elements kleiner als die bei Betrieb der Pumpe
(8) auf die Kugel oder Hohlnadel wirkende Druckkraft des Fluids aus dem Kanal (6)
ist.
5. Farbwechslersystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass dem ersten und/oder dem zweiten Element (1, 2) ein Schrittmotor oder ein pneumatischer
Antrieb zur relativen Verdrehung der beiden Elemente (1, 2) zueinander und/oder ein
Linearstellglied zur relativen Bewegung der beiden Elemente (1, 2) zueinander in einer
axialen Richtung zugeordnet sind.
6. Farbwechslersystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass nahe an den beiden Elementen (1, 2) eine vorzugsweise wahlweise vorwärts und rückwärts
laufende Farb- oder Lackdosierpumpe (8) angeordnet ist.
7. Farbwechslersystem nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Farb- oder Lackdosierpumpe (8) an einem der beiden Elemente (2) fixiert ist,
wobei die Farb- oder Lackdosierpumpe (8) durch eine insbesondere in einer Hohlwelle
(12) zur relativen Verdrehung der beiden Elemente (1, 2) zueinander angeordneten Antriebswelle
(11) antreibbar ist.
8. Farbwechslersystem nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Farb- oder Lackdosierpumpe (8) in oder an der Einrichtung (9) zur Abgabe der
Farben, insbesondere einem Sprühkopf (9) zugeordnet angeordnet ist.
9. Farbwechslersystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass in den Kanal (6) in dem zweiten Element (2) ein mittels eines Absperrorgans (15)
verschließbarer Spülmittelzulaufkanal (13) zur Zufuhr von Spülmittel mündet.
10. Farbwechslersystem nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass von dem Kanal (6) in dem zweiten Element (2) und/oder von dem Spülmittelzulaufkanal
(13) ein ggf. mittels des Absperrorgans (15) verschließbarer Spülmittelrücklaufkanal
(14) abzweigt, der mit der Pumpe (8) zur Zufuhr von Spülmittel zu der Pumpe (8) verbindbar
ist.
11. Farbwechslersystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass in den einander zugewandten Flächen der beiden Elemente (1, 2) Dichtmittel vorgesehen
sind, die den Kanal (6) und/oder die Zuführkanäle (3) umgeben.
12. Farbwechslersystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass dem Betätigungsorgan (5) und/oder der Farb- oder Lackdosierpumpe (8) eine Steuerungseinrichtung
zugeordnet ist.
13. Farbwechslersystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens einer der Zuführkanäle (3) mit dem ersten Element (1) über eine Schnellkupplungseinrichtung
verbunden ist, wobei dem Zuführkanal (3) zusätzlich zu dem Farbanschluss (4) ein weiteres
Absperrorgan zugeordnet ist.
14. Verfahren zum Wechseln einer Farbe, insbesondere zwischen zwei Lackierschritten in
einem Farbwechslersystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, mit folgenden Schritten:
- Zufuhr einer ersten Farbe von einem Farbbehälter zu einer Einrichtung (9) zur Abgabe
der Farben, wobei die Farbe durch einen ersten Zuführkanal (3) bei geöffnetem Farbanschluss
(4) in ein erstes Element (1) mündet, durch eine Öffnung (6a) in einen Kanal (6) in
einem zweiten Element (2), welches dichtend an dem ersten Element (1) anliegt, und
durch eine Leitung (10) zu einer in einer ersten Arbeitsrichtung wirkenden Farb- oder
Lackdosierpumpe (8) und von dort zu der Einrichtung (9) zur Abgabe der Farben geleitet
wird,
- Umkehr der Arbeitsrichtung der Farb- oder Lackdosierpumpe (8) für eine Zeitdauer,
bis zumindest im Wesentlichen alle Farbe aus den Leitungen (6, 8, 9, 10) stromabwärts
des Farbanschlusses (4) in den ersten Zuführkanal (3) zurückgedrängt ist,
- Schließen des der ersten Farbe zugeordneten Farbanschlusses (4),
- Durchführen wenigstens einer Relativbewegung der beiden Elemente (1, 2) zueinander
bis ein zweiter Farbanschluss einer zweiten Farbe der Öffnung (6a) des Kanals (6)
gegenübersteht und die beiden Elemente (1, 2) oder zumindest deren Dichtung(en) aneinander
anliegen,
- Öffnen des der zweiten Farbe zugeordneten Farbanschlusses und Zufuhr der zweiten
Farbe von einem Farbbehälter zu der Einrichtung (9) zur Abgabe der Farben, wobei die
Farbe durch den zweiten Zuführkanal bei geöffnetem Farbanschluss (4) in das erste
Element (1) mündet, durch die Öffnung (6a) in den Kanal (6) in dem zweiten Element
(2), welches dichtend an dem ersten Element anliegt, und durch die Leitung zu der
wieder in der ersten Arbeitsrichtung wirkenden Farb- oder Lackdosierpumpe (8) und
von dort zu der Einrichtung (9) zur Abgabe der Farben geleitet wird.
15. Verfahren zum Wechseln einer Farbe nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass vor der Relativbewegung der beiden Elemente (1, 2) zur Reinigung des ersten Farbanschlusses
(4) und der stromabwärts von diesem gelegenen Leitungen (6, 8, 9, 10) Spülmittel durch
einen Spülmittelzulaufkanal (7) zugeführt wird, welcher zumindest zeitweise mit dem
Kanal (6) in Strömungsverbindung steht.
16. Verfahren zum Wechseln einer Farbe nach Anspruch 14 oder 15, dadurch gekennzeichnet, dass nach der Umkehr der Arbeitsrichtung der Farb- oder Lackdosierpumpe (8) die Farbe
aus den Leitungen (6, 8, 9, 10) stromabwärts des Farbanschlusses (4) in den ersten
Zuführkanal (3) zurückgedrängt wird, indem von der Pumpe (8) aus einem der Pumpe (8)
zugeordneten Spülmittelkanal (14) und/oder aus einem der Einrichtung (9) zur Abgabe
der Farben zugeordneten Spülmittelkanal ein flüssiges oder gasförmiges Spülmittel
in zumindest einige der Leitungen (6, 8, 9, 10) angesaugt wird.
17. Verfahren zum Wechseln einer Farbe, insbesondere zwischen zwei Lackierschritten in
einem Farbwechslersystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, mit folgenden Schritten:
- Zufuhr einer ersten Farbe während eines ersten Lackierschrittes von einem Farbbehälter
zu einer Einrichtung (9) zur Abgabe der Farben, wobei die Farbe durch einen ersten
Zuführkanal (3) bei geöffnetem Farbanschluss (4) in ein erstes Element (1) mündet,
durch eine Öffnung (6a) in einen Kanal (6) in einem zweiten Element (2), welches dichtend
an dem ersten Element (1) anliegt, und durch eine Leitung (10) zu einer in einer ersten
Arbeitsrichtung wirkenden Farb- oder Lackdosierpumpe (8) und von dort zu der Einrichtung
(9) zur Abgabe der Farben geleitet wird,
- Schließen des der ersten Farbe zugeordneten Farbanschlusses (4) vor dem Ende des
ersten Lackierschrittes und Fortsetzen des ersten Lackierschrittes bis zumindest ein
Teil der ersten Farbe aus den Leitungen (6, 8, 9, 10) stromabwärts des Farbanschlusses
(4) von der Einrichtung (9) zur Abgabe der Farben abgegeben ist,
- Durchführen wenigstens einer Relativbewegung der beiden Elemente (1, 2) zueinander
bis ein zweiter Farbanschluss einer zweiten Farbe dem Kanal (6) gegenübersteht und
die beiden Elemente (1, 2) oder zumindest deren Dichtung(en) aneinander anliegen,
- Öffnen des der zweiten Farbe zugeordneten Farbanschlusses und Zufuhr der zweiten
Farbe während eines zweiten Lackierschrittes von einem Farbbehälter zu der Einrichtung
(9) zur Abgabe der Farben, wobei die Farbe durch den zweiten Zuführkanal bei geöffnetem
Farbanschluss (4) in das erste Element (1) mündet, durch die Öffnung (6a) in den Kanals
(6) in dem zweiten Element (2), welches dichtend an dem ersten Element anliegt, und
durch die Leitung (10) zu der wieder in der ersten Arbeitsrichtung wirkenden Farb-
oder Lackdosierpumpe (8) und von dort zu der Einrichtung (9) zur Abgabe der Farben
geleitet wird.
18. Verfahren zum Wechseln einer Farbe nach Anspruch 17, dadurch gekennzeichnet, dass nach dem Schließen des der ersten Farbe zugeordneten Farbanschlusses (4) vor dem
Ende des ersten Lackierschrittes während des Fortsetzens des ersten Lackierschrittes
Spülmittel in die Leitungen (6, 8, 9, 10) stromabwärts des Farbanschlusses (4) eingebracht
wird.
19. Verfahren zum Wechseln einer Farbe nach Anspruch 17 oder 18, dadurch gekennzeichnet, dass das Betätigungsorgan (5) und/oder die Farb- oder Lackdosierpumpe (8) durch eine Steuerungseinrichtung
derart gesteuert werden, dass der erste Lackierschritt nach dem Schließen des der
ersten Farbe zugeordneten Farbanschlusses (4) so lange fortgesetzt wird, bis im Wesentlichen
alle Farbe aus den Leitungen (6, 8, 9) stromabwärts des Farbanschlusses (4) von der
Einrichtung (9) zur Abgabe der Farben abgegeben ist.
20. Verfahren zum Wechseln einer Farbe nach einem der Ansprüche 13 bis 19,
dadurch gekennzeichnet, dass die Relativbewegung der beiden Elemente (1, 2) folgende Schritte umfasst:
- Entfernen der beiden Elemente (1, 2) voneinander und anschließendes Drehen und/oder
Verschieben der beiden Elemente (1, 2) relativ zueinander bis ein zweiter Farbanschluss
einer zweiten Farbe dem Kanal (6) gegenübersteht,
- Annähern der beiden Elemente (1, 2) aneinander bis diese oder zumindest deren Dichtung(en)
aneinander anliegen.
21. Verfahren zum Wechseln einer Farbe nach einem der Ansprüche 15, 18 oder 19, dadurch gekennzeichnet, dass das Spülmittel zunächst zusammen mit etwaigen Farbresten der ersten Farbe bis zu
einem der Einrichtung (9) zur Abgabe der Farben vorgeschalteten Ventil und von dort
in einen Auffangbehälter geleitet wird und erst nach der Reinigung der stromabwärts
des Farbanschlusses (4) gelegenen Leitungen (6, 8, 9, 10) durch Umschaltung des Ventils
in und/oder über die Einrichtung (9) zur Abgabe der Farben geleitet wird.
22. Verfahren zum Wechseln einer Farbe nach einem der Ansprüche 14 bis 21, dadurch gekennzeichnet, dass die Farb- oder Lackdosierpumpe (8) mit einem höheren Druck, vorzugsweise bis zu etwa
70 bar, als dem in den Zuführkanälen herrschenden Druck, vorzugsweise bis zu etwa
20 bar, betrieben wird.