[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Blas-Bitumen mittels Oxidation
von Bitumen in einem Reaktor.
[0002] Bitumen ist ein nahezu nicht flüchtiges, klebriges und abdichtendes erdölstämmiges
Produkt mit temperaturabhängigen elasto viskosen Verhalten. Es besteht hauptsächlich
aus hoch molekularen Kohlenwasserstoffen (langkettig und aromatisch) und enthält daneben
chemisch gebundenen Schwefel, Sauerstoff, Stickstoff und einige Spuren von Metallen.
Bitumen ist in Wasser praktisch unlöslich und gehört zur Gruppe der thermoplastischen
Stoffe, d.h. seine Eigenschaften sind temperaturabhängig. Bei Abkühlung wird es spröde,
bei Erwärmung durchläuft es stufenlos alle Zustände von fest über zähflüssig bis dünnflüssig.
Bei steigenden Temperaturen fängt es an, sich langsam zu zersetzen. Es hat keinen
Schmelzpunkt wie beispielsweise Wasser. Bitumen ist in Wasser praktisch unlöslich
und chemisch sehr stabil gegenüber nicht oxidierenden Säuren oder Basen. Aufgrund
seiner thermoplastischen Eigenschaften und der hohen Beständigkeit gegenüber Wasser,
wird Bitumen hauptsächlich im Bauwesen beispielsweise zum Schutz von Gebäudeteilen
gegenüber Wasser (Bitumen, Dachbahnen) oder im Straßenbau eingesetzt.
[0003] Zur Herstellung besonders widerstandsfähiger, harter Produkte, wie sie beispielsweise
zum Schutz von Erdgasleitungen verwendet werden, wird die Luftoxidation von Weichbitumen
durchgeführt, dies können z.B. Vakuumrückstände und/oder -destillate sein, die auch
weitere Zuschlagstoffe wie z.B. wässrige Säuren (z.B. H
3PO
4) enthalten. Bei diesem Verfahren werden die Einsätze durch Wärmezufuhr auf über 200°C
erhitzt und dadurch dünnflüssig gemacht. In einem senkrechten zylindrischen Behälter,
dem Blasreaktor, wird das Bitumen in Kontakt mit einem Gemisch aus Frischluft und
Wasserdampf gebracht, welches im Bereich des unteren Endes des Blasreaktors in das
Reaktionsgut eingeblasen und verteilt wird.
[0004] Ein derartiges Bitumenblasverfahren wird beispielsweise in der Patentschrift
AT353157 beschrieben. Das dort beschriebene Verfahren wird mit einem Überdruck von Luft bei
2 - 6 bar in einem Temperaturbereich von 200 - 280°C, vorzugsweise 230 - 250°C, unter
Einspritzen von Wasser durchgeführt. Die Frischluft wird im unteren Bereich des Reaktors
zugeführt und mittels eines Rührwerkes im inneren Teil des Reaktors verteilt.
[0005] Auf das in
AT353157 beschriebene Rührwerk wird in vielen Fällen im Stand der Technik auch verzichtet.
In derartigen Reaktoren wird die Durchmischung des Bitumens mit der Frischluft durch
das turbulente Einblasen der Frischluft im unteren Bereich des Reaktors erreicht.
[0006] Ein spezielles Verfahren zur Gewinnung eines Bitumens oder eines aromatischen Extraktes,
welches mindestens einen Gewichtsanteil von 0,75 % an Carboxylgruppen (-COOH-Gruppen)
enthält, wird in
GB1491303 beschrieben. In einem Temperaturbereich zwischen 0 und 250°C, bevorzugt 25 und 200°C,
wird der Einsatzstoff mit einem Oxidationsmittel kontaktiert. Als Oxidationsmittel
werden hier Sauerstoff, Ozon und Salpetersäure oder Luft mit einem Katalysator offenbart.
[0007] Die bisher im Stand der Technik beschriebenen Verfahren weisen jedoch Nachteile auf.
Das Verfahren nach
GB1491303 ist nur für die Erzeugung einer relativ kleinen Menge Bitumen bei Temperaturen unter
250°C geeignet. Zusätzlich wirken sich die benötigten teuren Oxidationsmittel bzw.
Katalysatoren negativ auf die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens aus.
[0008] Bei einem Verfahren nach
AT353157 werden dagegen relativ große Gasmengen benötigt. Wird das Verfahren ohne mechanisches
Rührwerk betrieben, muss die Frischluft mit einem großen Überdruck in den Reaktor
eingeblasen werden, um eine ausreichende Verwirbelung zu erreichen. Dieses Einblasen
einer großen Gasmenge unter großem Überdruck führt zu einem großen Abgasstrom, der
teilweise einen hohen Anteil nicht umgesetzten Sauerstoffes enthält. In Verbindung
mit ausgegasten Kohlenwasserstoffen aus den Bitumen kann so ein leicht brennbares
Gasgemisch entstehen. Durch die Verwendung von mechanischen Rührwerken kann die zugeführte
Gasmenge und der Überdruck reduziert werden, wodurch auch die Abgasmenge reduziert
wird. Das Abgas wird nach dem Stand der Technik zuerst in einer Gaswäsche oder Gas-Flüssig
Separator gereinigt und anschließend durch Abbrennen entsorgt.
[0009] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung
von Blas-Bitumen derart auszugestalten, dass die Abgasmenge weiter reduziert wird.
[0010] Die vorliegende Aufgabe wird dadurch gelöst, dass dem Reaktor mit Sauerstoff angereicherte
Luft oder reiner Sauerstoff zugeführt und der Reaktorinhalt mittels mechanischer Rührwerke
umgewälzt wird.
[0011] Durch die erfindungsgemäße Kombination der Umwälzung des Reaktorinhaltes mittels
mechanischer Rührwerke und der Zufuhr sauerstoffangereicherter Luft oder reinen Sauerstoffes
lässt sich die Abgasmenge bei einem Bitumen Blasverfahren deutlich reduzieren. Durch
das mechanische Rührwerk wird das zugeführte Gas optimal im Reaktor verteilt. Durch
die Sauerstoffanreicherung der Luft oder durch die Zuführung vom reinen Sauerstoff
lässt sich bei gleich bleibender Gasmenge eine deutlich größere Menge Sauerstoff in
den Reaktor führen. Die Notwendigkeit zur Erzeugung eines Überdruckes und die dafür
benötigte Verdichterkapazität entfallen dabei trotz möglicher Durchsatz- und damit
Kapazitätssteigerung des Blasbitumenreaktors. Die Zufuhr einer erhöhten Menge an Sauerstoff
pro Zeit zusammen mit der mittels Rührwerk gewährleisteten Verteilung führt zu einer
Verkürzung des Blasvorganges. Somit entsteht ebenfalls pro Bitumenmenge weniger Abgas.
Zur Verbrennung dieses Abgases wird daher eine geringere Menge an Brennstoff benötigt
und somit die Kohlendioxidemission deutlich gesenkt. Zusätzlich wird durch die erfindungsgemäße
Kombination mechanischer Rührwerke und sauerstoffangereicherter Luft sichergestellt,
dass die Sauerstoffkonzentration im Abgas des Prozesses sicher unter 10 Vol-% bleibt.
[0012] Im Routinebetrieb eines Blasreaktors nach dem Stand der Technik treten in der Zufuhrleitung
des Luft/Dampfgemisches in der Regel Verlegungen auf, welche sich typischerweise in
Höhe der Flüssigbitumenoberfläche befinden. Die damit einhergehenden Probleme wie
beispielsweise erhöhter Druckabfall und dadurch bedingte verminderte Gaszufuhrmenge
bei gleichem Vordruck können durch die erfindungsgemäße Sauerstoffanreicherung ebenfalls
umgangen werden. Dies ermöglicht also nicht nur generell eine Kapazitätserhöhung sondern
auch einen Kapazitätserhalt.
[0013] Zweckmäßiger Weise erfolgt die Sauerstoffanreicherung der Luft außerhalb des Reaktors.
Für die Sauerstoffanreicherung von Luft außerhalb des Reaktors, beispielsweise in
der Frischluftzufuhr zum Reaktor, stehen zahlreiche und erprobte Techniken zur Verfügung.
Abhängig von der Bitumenmenge im Reaktor und den erwünschten Bitumeneigenschaften
lässt sich so der Sauerstoffgehalt der angereicherten Luft präzise auf den jeweiligen
Reaktorinhalt und die gewünschten Eigenschaften des Bitumenproduktes anpassen.
[0014] Vorteilhafter Weise erfolgt die Gaszufuhr im unteren Drittel, im oberen Drittel und/oder
an mehreren über die Reaktorhöhe gleichmäßig verteilten Zuführungen. Bei einer Gaszufuhr
im unteren Drittel des Reaktors lässt sich eine sehr gute Durchmischung des Reaktorinhaltes
erreichen. Aufgrund der ablaufenden Reaktionen nimmt der Sauerstoffanteil bei Gaszufuhr
von unten mit der Höhe des Reaktors ab. Daher ist auch der Sauerstoffpartialdruck
im oberen Bereich des Reaktors deutlich kleiner als im unteren Bereich. Durch eine
kombinierte Zufuhr von Gas im unteren und im oberen Bereich des Reaktors lässt sich
daher ein ausgeglichener Sauerstoffpartialdruck über die gesamte Höhe des Reaktors
erreichen. Bei sehr hohen Reaktoren ist es daher zweckmäßig Gaszufuhr auf mehrere
über die Höhe verteilte Punkte zu verteilen. Des Weiteren führt ein relativ homogener
Sauerstoffpartialdruck zu einem sehr homogenen und verbesserten Bitumenprodukt. Zusätzlich
wird in dieser Ausgestaltung der Erfindung das Reaktorvolumen optimal ausgenutzt und
eine gleichmäßige Temperaturverteilung über die Reaktorhöhe unter Vermeidung von Hot-spots
gewährleistet.
[0015] In einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung wird das Verfahren bei einer Temperatur
zwischen 250°C und 290°C, besonders bevorzugt zwischen 260°C und 270°C, und einem
Druck zwischen 1 bar und 5 bar, besonders bevorzugt bei 2 bar, durchgeführt. In dieser
Ausgestaltung der Erfindung lässt sich die Qualität des erzeugten Bitumens optimieren.
Die im Reaktor stattfindende Oxidation ist exotherm. Die Kontrolle der Druck- und
Temperaturparameter ist sehr entscheidend für die Qualität des Bitumens. Bei zu hoher
Temperatur im Reaktor beginnen sich die längerkettigen Kohlenwasserstoffe zu spalten,
wodurch sich die Qualität des Bitumens verschlechtert und der Anteil an brennbaren
Komponenten im Abgas ansteigt. Bei zu niedriger Reaktortemperatur verringert sich
die Viskosität des Reaktorinhaltes, wodurch sich die Durchmischung verschlechtert
und kein optimaler Oxidationsablauf gewährleistet werden kann. Eine Kühlung des Reaktors
kann durch die Einspritzung von Wasser in die Reaktionszone erfolgen. Das Wasser kann
vorteilhafter Weise im Kopf des Reaktors und/oder in die Gaszufuhr eingedüst werden.
[0016] Bevorzugt weist die sauerstoffangereicherte Luft ein Sauerstoffgehalt zwischen 21
Vol.% und 30 Vol.%, besonders bevorzugt zwischen 23 Vol.% und 27 Vol.%, auf. Schon
durch eine relativ geringe Erhöhung des Sauerstoffgehaltes in der Gaszufuhr lässt
sich die gesamte zuzuführende Gasmenge deutlich reduzieren. Somit wird auch die daraus
resultierende Abgasmenge drastisch verringert. Die Kombination des Einsatzes von Sauerstoff
angereicherter Luft, insbesondere im bevorzugten Bereich zwischen 21 Vol.% und 30
Vol.% Sauerstoff, mit besonders intensiver Durchmischung mit Hilfe eines Rührwerkes
stellt sicher, dass die Sauerstoffgrenzkonzentrationen von ca. 7 Vol.% - oberhalb
derer ein zündfähiges Gasgemisch entstehen kann - im Reaktorabgas sicher unterschritten
werden.
[0017] Mit der vorliegenden Erfindung gelingt es insbesondere die zuzuführende Gasmenge
für ein Blasbitumenverfahren zu reduzieren und somit die entstehende Abgasmenge zu
minimieren.
[0018] Im Folgenden soll die Erfindung anhand einer in der Grafik dargestellten Berechnung
näher erläutert werden.
[0019] Es zeigt
Figur 1 berechneter Prozessluftstrom über Sauerstoffgehalt
[0020] Figur 1 zeigt die grafische Darstellung des berechneten benötigten Prozessluftstromes
in Abhängigkeit vom Sauerstoffgehalt der sauerstoffangereicherten Luft. Das Absinken
der benötigten Prozessluftmenge mit zunehmendem Sauerstoffgehalt ist in der Grafik
deutlich zu sehen. Schon bei einem Anreicherungsgehalt von 25 Vol.% Sauerstoff sinkt
der benötigte Prozessluftstrom auf 820 m
3 pro Stunde. Damit werden die benötigte Prozessluftmenge und die dadurch entstehende
Abgasmenge um annährend 20 % reduziert.
1. Verfahren zur Herstellung von Blas-Bitumen mittels Oxidation von Bitumen in einem
Reaktor, dadurch gekennzeichnet, dass dem Reaktor mit Sauerstoff angereicherte Luft oder reiner Sauerstoff zugeführt und
der Reaktorinhalt mittels mechanischer Rührwerke umgewälzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Sauerstoffanreicherung der Luft außerhalb des Reaktors erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Gaszufuhr im unteren Drittel, im oberen Drittel und/oder an mehreren über die
Reaktorhöhe gleichmäßig verteilten Zuführungen erfolgt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Verfahren bei einer Temperatur zwischen 250°C und 290°C, bevorzugt zwischen 260°C
und 270°C, und einem Druck zwischen 1 bar und 5 bar, bevorzugt bei 2 bar, durchgeführt
wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Sauerstoff angereicherte Luft auf einen Sauerstoffgehalt zwischen 21 Vol-% und
30 Vol-%, bevorzugt zwischen 23 Vol-% und 27 Vol-%, angereichert wird.