[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft das technische Gebiet der Auswertung von Messsignalen
einer Temperaturmesseinrichtung zum Zwecke der zumindest teilweisen Eliminierung einer
thermischen Trägheit, die durch eine oder durch mehrere Wärmekapazitäten insbesondere
bei starken Temperaturänderungen verursacht sind. Die vorliegende Erfindung betrifft
insbesondere eine Vorrichtung und ein Verfahren zum Auswerten eines Temperaturmesssignals
einer Temperaturmesseinrichtung unter Verwendung eines Rechenmodells. Ferner betrifft
die vorliegende Erfindung einen Gefahrmelder zum Ausgeben einer Alarmmeldung in Abhängigkeit
einer innerhalb eines Überwachungsbereiches erfassten Temperatur, wobei der Gefahrmelder
eine Vorrichtung des oben genannten Typs aufweist. Außerdem betrifft die vorliegende
Erfindung ein computerlesbares Speichermedium sowie ein Programm-Element, welche Instruktionen
zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens zum Auswerten eines Temperaturmesssignals
einer Temperaturmesseinrichtung enthalten.
[0002] Bekannte thermische Gefahrmelder weisen mindestens einen Temperatursensor zum Erfassen
einer innerhalb eines Überwachungsbereichs vorliegenden Temperatur auf. Um ein schnelles
Ansprechverhalten zu gewährleisten und somit die für einer kommerzielle Vermarktung
relevanten technischen Normen EN54-5, UL521 und FM3210 zu erfüllen, sollte der Temperatursensor
möglichst frei von umgebenden thermischen Massen sein.
[0003] Einer thermischen Entkopplung zwischen dem Temperatursensor und angrenzenden thermischen
Massen sind jedoch in der Praxis Grenzen gesetzt.
[0004] So würde eine räumliche Separation zwischen dem Temperatursensor und angrenzenden
thermischen Massen beispielsweise einen relativ großen Hohlraum innerhalb eines thermischen
Gefahrmelders erfordern. Um eine gute thermische Ankopplung des Temperatursensors
an den Überwachungsbereich zu gewährleisten, sollte dieser Hohlraum gut von der Umgebungsluft
durchströmt werden können. Ferner sollte der Temperatursensor in der Mitte des Hohlraumes
angeordnet sein. Insbesondere bei Kombinationsmeldern, welche neben einem thermischen
Sensoreingang noch einen weiteren, beispielsweise einen optischen Sensoreingang aufweisen,
steht ein solch großer Hohlraum aufgrund von Platzproblemen in der Regel nicht zur
Verfügung. Außerdem würde der effektive Platzbedarf eines derartigen Gefahrmelders
sehr groß sein. Dies wäre auch aus ästhetischen Gesichtpunkten unbefriedigend.
[0005] Außerdem gibt es auch durch gesetzliche Vorschriften bestimmte Einschränkungen bezüglich
der Anordnung eines Temperatursensors. Dieser muss beispielsweise von mechanischen
Einflüssen geschützt werden, was dazu führt, dass der Temperatursensor nicht komplett
frei montiert werden kann und somit stets eine nicht zu vermeidende und nicht unerhebliche
thermische Kopplung zu anderen Komponenten des Gefahrmelders aufweist.
[0006] Um das Ansprechverhalten eines thermischen Gefahrmelders zu verbessern ist es ferner
bekannt, das primäre Temperaturmesssignal eines Temperatursensors im Hinblick auf
einen schnelleren Signalanstieg bei größeren Temperaturänderungen aufzubereiten. Dies
kann bekannterweise in einer Auswertelogik eines thermischen Gefahrmelders erfolgen.
Die Auswertelogik enthält dazu häufig ein thermisches Modell des Temperatursensors
und/oder des Gehäuses des Gefahrmelders. Durch eine geeignete Prozedur, welche eine
Inversion dieses thermischen Modells beinhaltet, kann die Signalauswertung im Hinblick
auf ein schnelleres Ansprechverhalten verbessert werden. Dabei wird eine sog. virtuelle
Temperatur berechnet, die dann das Alarmkriterium für den thermischen Gefahrmelder
darstellt.
[0007] Eine derartige starre Implementierung der Inversion eines thermischen Modells für
die Signalauswertung hat jedoch unter Anderem folgende Nachteile:
- 1) Vom Prinzip her ist jede Modellierung des Ansprechens des Temperatursensors und/oder
des Gehäuses ein Tiefpass. Die Modellinversion ergibt demzufolge vom Verhalten her
einen Hochpass. Das bedeutet, dass z.B. bei Sprungantworten die Modellinversion zu
Überschwingern neigt. Dies stellt ein gängiges Problem in der Regelungstechnik dar.
Wird ein Überschwinger jedoch zu groß, kann versehentlich ein unerwünschter Falschalarm
ausgelöst werden. Deshalb können entsprechende Gefahrmelder vor allem die in Europa
geltende gesetzliche Norm EN54-5 und die in China geltende Norm GB4716 häufig nicht
erfüllen, welche u. a. vorschreiben, dass bei einer abrupten Temperaturänderung von
5 Grad Celsius auf 50 Grad Celsius kein Alarm ausgelöst werden darf. Dies wird auch
als sog. Step Response Test bezeichnet.
- 2) Die amerikanische gesetzliche Norm FM3210 für thermische Gefahrmelder weist jedem
Melder einen sogenannten RTI (rate of time index) Wert zu. Dieser Wert wird im wesentlichen
über den sogenannten "plunge tunnel test" ermittelt. Dabei wird gemessen, wie schnell
ein thermischer Gefahrmelder ein Alarmsignal ausgibt, wenn er abrupt in einen 197°
Celsius heißen Ofen eingeführt wird. Wird dann beispielsweise aufgrund der oben beschriebenen
Limitation 1) zum Zwecke der Reduzierung von Überschwingern eine künstliche Verzögerung
der Ansprechempfindlichkeit eingeführt, beispielsweise in Form einer Anstiegsbegrenzung
("slope limitation"), so wird der thermische Gefahrmelder zu spät alarmieren und keinen
gültigen RTI Wert erhalten. Damit ist eine legale Vermarktung eines derartigen Gefahrmelders
in den USA nicht möglich.
[0008] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Auswertung eines Temperaturmesssignals
mittels eines Rechenmodells im Hinblick auf (a) eine Vermeidung oder zumindest Reduzierung
von Falschalarmmeldungen und (b) eine kurze Auslösezeit für echte Alarmmeldungen zu
verbessern.
[0009] Diese Aufgabe wird gelöst durch die Gegenstände der unabhängigen Patentansprüche.
Vorteilhafte Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen
beschrieben.
[0010] Gemäß einem ersten Aspekt der Erfindung wird eine Vorrichtung zum Auswerten eines
Temperaturmesssignals einer Temperaturmesseinrichtung beschrieben, welche Vorrichtung
insbesondere zum Auswerten eines zeitlich veränderlichen Temperaturmesssignals einer
Temperaturmesseinrichtung eines Gefahrmelders geeignet ist. Die beschriebene Vorrichtung
weist auf eine Modellierungseinheit mit (a) einem ersten Eingang zum Aufnehmen eines
Eingangssignals, welches für das Temperaturmesssignal indikativ ist, (b) einem zweiten
Eingang zum Aufnehmen eines Rückkopplungssignals, und (c) einem Ausgang zum Ausgeben
eines Ausgangssignals. Erfindungsgemäß ist das Ausgangssignal mittels eines in der
Modellierungseinheit gespeicherten Rechenmodells in Abhängigkeit von dem Eingangssignal
und dem Rückkopplungssignal generierbar. Ferner hängt das Rückkopplungssignal direkt
oder indirekt von dem Ausgangssignal ab.
[0011] Der beschriebenen Auswertevorrichtung liegt die Erkenntnis zugrunde, dass durch eine
dynamische Anpassung des Rechenmodells im Verlauf der Auswertung eines von der Temperaturmesseinrichtung
primär erfassten Temperaturverlaufs unerwünschte Artefakte bei der Bestimmung eines
realen Temperaturverlaufs vermieden werden können. Solche Artefakte können beispielsweise
unerwünschte Überschwinger sein, die bei einer Temperaturauswertung mittels einer
herkömmlichen Auswertevorrichtung ohne die Verwendung eines Rückkopplungssignals insbesondere
bei relativ abrupten Temperaturänderungen auftreten können.
[0012] Die beschriebene dynamische Anpassung des Rechenmodells erlaubt also ein robustes
Tracking der realen vorliegenden Raumtemperatur.
[0013] Bei der dynamischen Anpassung des Rechenmodells werden also die Modelleinstellungen
des Rechenmodells anhand während der Laufzeit der Temperaturmessung bzw. der Laufzeit
der Temperaturauswertung dynamisch erfasster Messgrößen verändert. Dadurch wird das
das berechnete Temperatursignal stabilisiert, so dass die Robustheit des Gefahrmelders
insbesondere bei realen, schwierigen Umweltbedingungen wie beispielsweise stark schwankende
Temperaturen und/oder starke Anströmungsgeschwindigkeiten verbessert wird.
Das von der Auswerteeinheit verwendete Eingangssignal ist für das Temperaturmesssignal
indikativ. Dies kann bedeuten, dass das Temperaturmesssignal und das Eingangssignal
identisch sind. Ebenso kann sich das Eingangssignal auch durch eine Verstärkung, die
bevorzugt linear ist, aus dem Temperaturmesssignal ergeben.
[0014] Gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung weist das Rechenmodell zumindest einen
Modellparameter auf, dessen Wert durch das Rückkopplungssignal bestimmt wird.
[0015] Der zumindest eine Modellparameter kann dabei physikalische Effekte wie beispielsweise
die Stärke der thermischen Kopplung zwischen der Temperaturmesseinrichtung und des
Mediums, dessen Temperatur gemessen wird, widerspiegeln. Der Modellparameter kann
auch die Wärmekapazität bzw. die thermische Trägheit der Temperaturmesseinrichtung
und/oder anderer Komponenten eines Gefahrmelders berücksichtigen, welche Komponenten
thermisch mit der Temperaturmesseinrichtung gekoppelt sind. Bevorzugt wird für jeden
separaten durch physikalische Effekte verursachten Einfluss auf die Temperaturmessung
ein eigener Modellparameter verwendet. Dabei gibt es hinsichtlich der Anzahl an verwendbaren
Modellparameter keine prinzipielle Obergrenze.
[0016] Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel der Erfindung stellt das Rechenmodell die
Inversion eines thermischen Modells der Temperaturmesseinrichtung dar.
[0017] Das thermische Modell berücksichtigt dabei die Wärmekapazität der Temperaturmesseinrichtung,
wobei die Wärmekapazität auch die thermische Masse eines mit der Temperaturmesseinrichtung
thermisch gekoppelten Gehäuses sein kann. Die Wärmekapazität führt naturgemäß zu einer
starken Dämpfung des Temperaturmesssignals im Vergleich zu der tatsächlichen Temperaturänderung
innerhalb eines Überwachungsbereichs des thermischen Gefahrmelders. Dabei kann auch
die Wärmekapazität von anderen Komponenten wie beispielsweise Halterungen für die
Temperaturmesseinrichtung, die Lötstellen der Temperaturmesseinrichtung und/oder ein
Gehäuse eines Gefahrmelders berücksichtigt werden, mit welchem Gehäuse die Temperaturmesseinrichtung
thermisch gekoppelt ist.
[0018] Das thermische Modell, welches das thermische Ansprechverhalten der Temperaturmesseinrichtung
bei Temperaturänderungen beschreibt, kann beispielsweise durch einen elektrischen
Tiefpass erster oder höherer Ordnung beschrieben werden. Ein Tiefpass höherer Ordnung
ist in diesem Zusammenhang eine Hintereinaderschaltung mehrerer Tiefpässe, wobei die
Anzahl der hintereinander geschalteten Tiefpässe der Ordnung entspricht. In diesem
Fall stellt die Inversion des thermischen Modells einen elektrischen Hochpass erster
oder höherer Ordnung dar. Infolge der beschriebenen Rückkopplung können jedoch auch
bei sog. Sprungantworten auf eine abrupte Temperaturänderung Überschwinger weitgehend
vermieden werden. Da dadurch die Raumtemperatur robust und schnell berechnet werden
kann, kann die Alarminitiierung einfach gehalten werden ohne dass dadurch die Falschalarmrate
steigt. Ein Kriterium für eine Alarminitiierung könnte beispielsweise durch Vergleichen
der berechneten Temperatur mit einem vorgegebenen Schwellwert sein.
[0019] Im Falle der Beschreibung des Ansprechverhaltens der Temperaturmesseinrichtung mittels
eines Tiefpasses stellt naturgemäß zumindest eine charakteristische Zeitkonstante
einen wichtigen Modellparameter dar.
[0020] Die Umkehrung des thermische Modell, welches ein Hochpass sein kann, hängt in allgemeiner
Form von verschiedenen Parametern (P1, P2, P3, ...) ab. Diese werden in Abhängigkeit
von Eingangsgrößen und Ausgangsgrößen (X1, X2, X3, ...) verändert. In allgemeiner
Form lässt sich dies so darstellen:
[0021] ThermModellInversion (P1, P2, P3, ...) = f(X1, X2, X3, ...)
[0022] P1, P2, P3, ... sind charakteristische Parameter der thermischen Modellinversion
wie beispielsweise Zeitkonstanten oder Multiplikationsfaktoren. Die charakteristischen
Parameter P1, P2, P3, ... können sich aus einer linearen Kombination der Messgrößen
X1, X2, X3, ... ergeben. Alternativ können sich die Parameter P1, P2, P3, ... auch
mittels einer nicht lineare Funktion aus den Messgrößen X1, X2, X3, ... ergeben.
[0023] Ein Beispiel für eine nicht lineare Abhängigkeit der Parameter P1, P2, P3, ... von
den Messgrößen X1, X2, X3, ... ist ein sog. Schwellwertentscheid. Ein Schwellwertentscheid
kann beispielsweise den eine charakteristische Zeitkonstante definierenden Parameter
P1 gleich 2 min setzten, sobald die Messgröße X1 eine Temperatursteigung von mehr
als 5 K pro Sekunde aufweist.
[0024] Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel der Erfindung weist die Vorrichtung zusätzlich
auf eine Steigungsberechnungseinheit mit (a) zumindest einem Eingang zum direkten
oder indirekten Aufnehmen des Ausgangssignals der Modellierungseinheit und (b) einem
Ausgang zum Bereitstellen des Rückkopplungssignals. Dabei ist die Steigungsberechnungseinheit
derart eingerichtet, dass das bereitgestellte Rückkopplungssignal indikativ ist für
die zeitliche Änderung des Ausgangssignals.
[0025] Dies kann bedeuten, dass die Steilheit der berechneten Ausgangstemperatur bzw. des
Ausgangssignals als Input für eine kontrollierte Änderung der Modellparameter der
thermischen Modellinversion dient.
[0026] Die charakteristische Zeitkonstante(n) der thermischen Modellinversion wird (werden)
somit in Abhängigkeit von der Steilheit des Ausgangssignals verändert. Dies bewirkt
bei steilen Transienten eine Verkleinerung der Zeitkonstanten welche somit im Ergebnis
eine Dämpfung des Ausgangssignals bewirkt. Die Modellierungseinheit stellt somit in
diesem Fall ein adaptives Filter dar, welches in Abhängigkeit von den Transienten
des Ausgangssignals bzw. der berechneten Ausgangstemperatur verändert wird.
[0027] Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel der Erfindung weist die Vorrichtung zusätzlich
auf eine Ausgangsfiltereinheit mit (a) einem Eingang zum Aufnehmen des Ausgangssignals
der Modellierungseinheit, und (b) einem Ausgang zum Ausgeben eines Auswertungssignals.
Dabei ist der Eingang der Ausgangsfiltereinheit mit einem ersten Eingang der Steigungsberechnungseinheit
verbunden'. Ferner ist der Ausgang der Ausgangsfiltereinheit mit einem zweiten Eingang
der Steigungsberechnungseinheit verbunden.
[0028] Die Ausgangsfiltereinheit kann beispielsweise ein Tiefpass und insbesondere ein Tiefpass
mit niederer Zeitkonstante sein. Dieser kann dann mit der Steigungsberechnungseinheit
derart zusammen wirken, dass die Steigung des Ausgangssignals der Modellierungseinheit
quasi instantan ermittelt wird.
[0029] Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel der Erfindung weist die Vorrichtung zusätzlich
eine erste Summationseinheit auf, welche zwischen dem Ausgang der Modellierungseinheit
und dem Eingang der Ausgangsfiltereinheit angeordnet ist.
[0030] Die Summationseinheit kann dafür sorgen, dass dem Eingang der Ausgangsfiltereinheit
ein im Vergleich zum dem unmittelbaren Ausgangssignal der Modellierungseinheit modifiziertes
Signal zugeführt wird. Dabei kann ein erster Eingang der ersten Summationseinheit
direkt mit dem Ausgang der Modellierungseinheit verbunden sein. Einem zweiten Eingang
der ersten Summationseinheit kann direkt das Eingangssignal der Modellierungseinheit
bzw. das Temperaturmesssignal zugeführt werden. Bevorzugt wird für die Signaladdition
durch die erste Summationseinheit ein Einganssignal mit einem negativen Vorzeichen
versehen, so dass die erste Summationseinheit auch als Subtraktionseinheit bezeichnet
werden kann.
[0031] Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel der Erfindung weist die Vorrichtung zusätzlich
eine zweite Summationseinheit und eine Multiplikationseinheit auf, welche zwischen
dem Ausgang der ersten Summationseinheit und dem Eingang der Ausgangsfiltereinheit
angeordnet sind.
[0032] Dabei kann die Multiplikationseinheit der ersten Summationseinheit nachgeschaltet
sein und das Ausgangssignal der ersten Summationseinheit mit einem bestimmten Multiplikationsfaktor
multiplizieren. Der Multiplikationsfaktor kann dabei über einen speziellen Eingang
mittels eines geeigneten Signals zugeführt werden. Damit kann der Multiplikationsfaktor
jederzeit in geeigneter Weise angepasst werden.
[0033] Das multiplizierte Signal kann dann einem ersten Eingang der zweiten Summationseinheit
zugeführt werden. Einem zweiten Eingang der zweiten Summationseinheit kann das Eingangssignal
der Modellierungseinheit bzw. das Temperaturmesssignal zugeführt werden. In diesem
Fall stellt das Ausgangssignal der zweiten Summationseinheit eine Addition zwischen
dem multiplizierten Signal bzw. dem Ausgangssignal der Multiplikationseinheit auf
der einen Seite und dem ursprünglichen Temperaturmesssignal auf der anderen Seite
dar.
[0034] Gemäß einem weiteren Aspekt der Erfindung wird ein Gefahrmelder zum Ausgeben einer
Alarmmeldung in Abhängigkeit einer erfassten Temperatur innerhalb eines Überwachungsbereiches
geschaffen. Der Gefahrmelder weist auf (a) eine Temperaturmesseinrichtung zum Erfassen
der Temperatur innerhalb des Überwachungsbereiches und (b) eine Vorrichtung der oben
beschriebenen Art zum Auswerten eines Temperaturmesssignals der Temperaturmesseinrichtung.
[0035] Dem Gefahrmelder liegt die Erkenntnis zugrunde, dass die oben beschriebene Auswertevorrichtung
zum Auswerten des primären Temperaturmesssignals der Temperaturmesseinrichtung dazu
beitragen kann, unerwünschte Artefakte wie beispielsweise Überschwinger bei dem Versuch
der Bestimmung des realen Temperaturverlauf in dem Überwachungsbereich zu vermeiden.
Die Auswertevorrichtung ist erfindungsgemäß dazu eingerichtet, das jeweils verwendete
Rechenmodell im Verlauf einer Auswertung dynamisch anzupassen. Dabei können Modelleinstellungen
des Rechenmodells anhand von dynamisch erfassten Messgrößen online d.h. instantan
verändert werden.
[0036] Der beschriebene Gefahrmelder kann ein thermischer oder ein sog. Kombinationsmelder
sein, welcher neben einem thermischen Sensoreingang ein weiteren, beispielsweise einen
optischen Sensoreingang aufweist. Bei einem Kombinationsmelder können die verschiedenen
Sensoreingänge in geeigneter Weise bei der Auswertung der jeweiligen Messgrößen im
Hinblick auf eine schnelle und zugleich fehlalarmsichere Initiierung von Alarmmeldungen
kombiniert werden.
[0037] Gemäß einem weiteren Aspekt der Erfindung wird ein Verfahren zum Auswerten eines
zeitlich veränderlichen Temperaturmesssignals einer Temperaturmesseinrichtung angegeben.
Das Verfahren eignet sich insbesondere zum Auswerten eines zeitlich veränderlichen
Temperaturmesssignals einer Temperaturmesseinrichtung eines Gefahrmelders. Das Verfahren
weist auf (a) ein Aufnehmen eines Eingangssignals, welches für das Temperaturmesssignal
indikativ ist, von einem ersten Eingang einer Modellierungseinheit, (b) ein Aufnehmen
eines Rückkopplungssignals von einem zweiten Eingang der Modellierungseinheit, und
(c) ein Ausgeben eines Ausgangssignals an einem Ausgang der Modellierungseinheit.
Erfindungsgemäß wird das Ausgangssignal mittels eines in der Modellierungseinheit
gespeicherten Rechenmodells in Abhängigkeit von dem Eingangssignal und dem Rückkopplungssignal
generiert. Ferner hängt das Rückkopplungssignal direkt oder indirekt von dem Ausgangssignal
ab.
[0038] Auch dem beschriebenen Auswerteverfahren liegt die Erkenntnis zugrunde, dass durch
eine dynamische Anpassung des Rechenmodells im Verlauf der Auswertung der von der
Temperaturmesseinrichtung primär erfassten Temperaturverlaufs unerwünschte Artefakte
wie beispielsweise Überschwinger bei der Bestimmung eines realen Temperaturverlaufs
vermieden werden können.
[0039] Bei der beschriebenen dynamischen Anpassung des Rechenmodells werden die Modelleinstellungen
des Rechenmodells anhand während der Laufzeit der Temperaturmessung bzw. der Temperaturauswertung
dynamisch erfasster Messgrößen verändert. Die Auswertung erfolgt also abgesehen von
nicht zu vermeidenden Laufzeiten von Messsignalen und/oder von einer erforderlichen
Rechen- bzw. Auswertezeit instantan mit der Temperaturmessung durch die Temperaturmesseinrichtung.
[0040] Es wird darauf hingewiesen, dass das beschriebene Auswerteverfahren in analoger Weise
zu der oben beschriebenen Auswertevorrichtung weitergebildet werden kann. Dies bedeutet,
dass oben beschriebene Merkmale der vorrichtungsbezogenen Ansprüche auch mit den Merkmalen
des beschriebenen Verfahrens zum Auswerten eines zeitlich veränderlichen Temperaturmesssignals
kombiniert werden können.
[0041] Gemäß einem weiteren Aspekt der Erfindung wird ein computerlesbares Speichermedium
beschrieben, in dem ein Programm zum Auswerten eines zeitlich veränderlichen Temperaturmesssignals
einer Temperaturmesseinrichtung, insbesondere zum Auswerten eines zeitlich veränderlichen
Temperaturmesssignals einer Temperaturmesseinrichtung eines Gefahrmelders, gespeichert
ist. Das Programm ist, wenn es von einem Prozessor ausgeführt wird, zum Durchführen
des oben genannten Verfahrens eingerichtet.
[0042] Gemäß einem weiteren Aspekt der Erfindung wird ein Programm-Element zum Auswerten
eines zeitlich veränderlichen Temperaturmesssignals einer Temperaturmesseinrichtung,
insbesondere zum Auswerten eines zeitlich veränderlichen Temperaturmesssignals einer
Temperaturmesseinrichtung eines Gefahrmelders, beschrieben. Das Programm-Element ist,
wenn es von einem Prozessor ausgeführt wird, zum Durchführen des oben genannten Verfahrens
eingerichtet.
[0043] Das Programm und/oder das Programm-Element kann als computerlesbarer Anweisungscode
in jeder geeigneten Programmiersprache wie beispielsweise in JAVA, C++ etc. implementiert
sein. Das Programm und/oder das Programm-Element kann auf einem computerlesbaren Speichermedium
(CD-Rom, DVD, Wechsellaufwerk, flüchtiger oder nicht-flüchtiger Speicher, eingebauter
Speicher/Prozessor etc.) abgespeichert sein. Der Anweisungscode kann einen Computer
oder andere programmierbare Geräte derart programmieren, dass die gewünschten Funktionen
ausgeführt werden. Ferner kann das Programm und/oder das Programm-Element in einem
Netzwerk wie beispielsweise dem Internet bereitgestellt werden, von dem es bei Bedarf
von einem Nutzer herunter geladen werden kann.
[0044] Die Erfindung kann sowohl mittels eines Computerprogramms, d.h. mittels einer Software,
als auch mittels einer oder mehrerer spezieller elektrischer Schaltungen, d.h. in
Hardware oder in beliebig hybrider Form, d.h. mittels Software-Komponenten und Hardware-Komponenten,
realisiert werden.
[0045] Weitere Vorteile und Merkmale der vorliegenden Erfindung ergeben sich aus der folgenden
beispielhaften Beschreibung derzeit bevorzugter Ausführungsformen. Die einzelnen Figuren
der Zeichnung dieser Anmeldung sind lediglich als schematisch und als nicht maßstabsgetreu
anzusehen.
- Figur 1
- zeigt einen thermischen Gefahrmelder mit einer Temperaturmesseinrichtung und einer
einen adaptiven Filter darstellenden Auswerteeinheit für das Temperaturmesssignal
der Temperaturmesseinrichtung.
- Figur 2
- zeigt in einem direkten Vergleich das zeitliche Verhalten (a) einer auf einem adaptiven
Filter basierenden Temperaturauswertung gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung
und (b) einer bekannten Temperaturauswertung unter Verwendung einer künstlichen Anstiegsbegrenzung.
[0046] Figur 1 zeigt einen thermischen Gefahrmelder 100, welcher eine als NTC (negative
temperatur coefficient) Widerstand Temperaturmesseinrichtung 102 aufweist. Ein Ausgangssignal
ntc_in der Temperaturmesseinrichtung 102 wird einer Auswertevorrichtung 110 zugeführt.
Das Ausgangssignal ntc_in stellt somit das Eingangssignal für die Auswertevorrichtung
110 dar.
[0047] Wie nachfolgend noch genauer erläutert wird, ist die Auswertevorrichtung 110 derart
eingerichtet, dass im Falle einer Gefahrensituation ein zeitlicher Anstieg des Ausgangssignals
ntc_in in Hinblick auf zum einen eine möglichst schnelle Alarmauslösung und zum anderen
eine Vermeidung von Artefakten, die zu Falschalarmmeldungen führen könnten, optimiert
wird.
[0048] Der Auswertevorrichtung 110 ist ein Mikroprozessor 105 nachgeschaltet, welcher das
von der Auswertevorrichtung 110 bereitgestellte Auswertungssignal virtual_temp im
Hinblick auf seine Relevanz für eine Gefahrensituation überprüft und ggf. eine Alarmmeldung
veranlasst. Gemäß dem hier dargestellten Ausführungsbeispiel erfolgt die Alarmmeldung
akustisch über einen dem Mikroprozessor 105 nachgeschalteten Verstärker 107 und einem
mit dem Verstärker 107 verbundenen Lautsprecher 108.
[0049] Es wird darauf hingewiesen, dass der Mikroprozessor 105 und die Auswertevorrichtung
110 auch mittels eines gemeinsamen Bauteils, beispielsweise eines Mikrocontrollers,
realisiert werden können. Das gleiche gilt für den Mikroprozessor 105 und den Verstärker
107.
[0050] Die Auswertevorrichtung 110 weist einen Eingang 111 und einen Ausgang 112 auf. Dem
Eingang 111 wird das Ausgangssignal ntc_in der Temperaturmesseinrichtung 102 zugeführt.
An dem Ausgang 112 wird das Auswertungssignal virtual_temp bereit gestellt.
[0051] Gemäß dem hier dargestellten Ausführungsbeispiel weist die Auswertevorrichtung 110
ferner drei Komponenten auf, die jeweils mit dem Eingang 111 über eine geeignete Signalisierungsleitung
verbunden sind. Wie aus Figur 1 ersichtlich, ist der Eingang 111 der Auswertevorrichtung
110 mit einem ersten Eingang einer Modellierungseinheit 120 verbunden. Außerdem ist
der Eingang 111 mit dem positiven Eingang 131 einer als Subtraktionseinheit ausgebildeten
ersten Summationseinheit 130 und mit einem ersten Eingang 151 einer zweiten Summationseinheit
150 verbunden.
[0052] In der Modellierungseinheit 120 ist ein thermisches Modell der Temperaturmesseinrichtung
102 gespeichert. In dem thermischen Modell sind auch thermische Massen bzw. Wärmekapazitäten
berücksichtigt, die mit der Temperaturmesseinrichtung 102 thermisch gekoppelt sind.
Dies gilt insbesondere für ein in Figur 1 nicht dargestelltes Gehäuse des Gefahrmelders
100.
[0053] Die thermischen Massen führen dabei in bekannter Weise dazu, dass der von der Temperaturmesseinrichtung
102 angezeigte Temperaturverlauf dem wahren, real existierenden Temperaturverlauf
hinter her hinkt. Gemäß dem hier dargestellten Ausführungsbeispiel wird diese thermische
Trägheit durch ein Tiefpassverhalten beschrieben. Dieses Tiefpassverhalten wird durch
zumindest eine charakteristische Zeitkonstante bestimmt, welche einen wichtigen Parameter
des thermischen Modells darstellt.
[0054] Im Gegensatz zu bekannten Auswerteverfahren für Temperaturmesssignale muss bei der
hier beschriebenen Auswertevorrichtung 100 die charakteristische Zeitkonstante nicht
unbedingt konstant sein. Vielmehr hängt die charakteristische Zeitkonstante von einem
Rückkopplungssignal slope ab (T_model = f(slope)). Wie später noch detailliert erläutert
wird, ist gemäß dem hier dargestellten Ausführungsbeispiel die Stärke des Rückkopplungssignals
slope abhängig von der aktuellen Steigung bzw. der Stärke der zeitlichen Änderung
des Auswertungssignal virtual_temp.
[0055] Wie aus Figur 1 ferner ersichtlich, wird ein Ausgangssignal iir_model der Modellierungseinheit
120 über einen Ausgang 123 der Modellierungseinheit 120 einem negativen Eingang 132
der Subtraktionseinheit 130 zugeführt. Gemäß dem hier dargestellten Ausführungsbeispiel
ist die Modellierungseinheit 120 ein Tiefpassfilter. Das in der Subtraktionseinheit
130 gebildete Differenzsignal diff zwischen dem Eingangssignal ntc_in und dem Ausgangssignal
iir_model wird dann über einen Ausgang 133 der Subtraktionseinheit 130 einem Eingang
141 einer Multiplikationseinheit 140 zugeführt. In der Multiplikationseinheit 140
wird das Differenzsignal diff mit einem Faktor multipliziert, welcher Faktor mittels
eines Steuersignals factor_model über einen Steuereingang 146 der Multiplikationseinheit
140 bestimmt wird. Auch dieser Multiplikationsfaktor kann während des Betriebs der
Auswertevorrichtung 110 jederzeit in geeigneter Weise nachgestellt bzw. korrigiert
werden.
[0056] Über einen Ausgang 143 der Multiplikationseinheit 140 wird das multiplizierte Signal
mult einem zweiten Eingang 152 der zweiten Summationseinheit 150 zugeführt. In der
zweiten Summationseinheit 150 wird das multiplizierte Signal mult dann mit dem über
den ersten Eingang 151 der zweiten Summationseinheit 150 zugeführten Eingangssignal
ntc_in addiert. Dadurch wird ein Summationssignal pre_temp gebildet, welches das Ausgangssignal
der zweiten Summationseinheit 150 darstellt.
[0057] Wie aus Figur 1 ferner ersichtlich, wird das Ausgangssignal pre_temp über einen Ausgang
153 der zweiten Summationseinheit 153 einem Eingang 161 einer Ausgangsfiltereinheit
160 zugeführt. Gemäß dem hier dargestellten Ausführungsbeispiel stellt die Ausgangsfiltereinheit
160 einen Tiefpass dar. Der Tiefpass kann dabei ein Tiefpass beliebiger Ordnung sein.
Der Tiefpass wandelt das Ausgangssignal pre_temp in ein gefiltertes Auswertungssignal
virtual_temp um, welches an einem Ausgang 162 der Ausgangsfiltereinheit 160 bereit
gestellt wird. Wie bereits oben beschrieben wird das Auswertungssignal virtual_temp
über den Ausgang 112 der Auswertevorrichtung 110 dem Mikroprozessor 105 zugeführt.
[0058] Im Folgenden wird die Rückkopplung des Auswertungssignal virtual_temp zu der Modellierungseinheit
120 beschrieben, welche die Modellierungseinheit 120 zu dem adaptiven Filter macht:
Gemäß dem hier dargestellten Ausführungsbeispiel erfolgt die Rückkopplung über eine
Steigungsberechnungseinheit 170. Die Steigungsberechnungseinheit 170 weist auf (a)
einen ersten Eingang 171, welchem das Ausgangssignal pre_temp zugeführt wird, (b)
einen zweiten Eingang 172, welchem das Auswertungssignal virtual_temp zugeführt wird,
und (c) einen Ausgang 173. An dem Ausgang 173 wird das Rückkopplungssignal slope,
welches über einen zweiten Eingang 122 der Modellierungseinheit 120 derselben zugeführt
wird. Gemäß dem hier dargestellten Ausführungsbeispiel wird in der Steigungsberechnungseinheit
170 basierend auf den beiden Signalen pre_temp und virtual_temp die Steigung, d.h.
die Stärke der zeitlichen Änderung des Ausgangssignal pre_temp und/oder des Auswertungssignal
virtual_temp bestimmt. Dieser Zusammenhang kann allgemein durch folgende Gleichung
beschrieben werden: slope = f(pre_temp, virtual_temp)
[0059] Gemäß dem hier dargestellten Ausführungsbeispiel bestimmt das Rückkopplungssignal
slope die charakteristische Zeitkonstante der Modellinversion.
[0060] Bei der in Figur 1 dargestellten Auswertevorrichtung 110 wird somit die charakteristische
Zeitkonstante der thermischen Modellinversion in Abhängigkeit von der der Steilheit
des Auswertungssignals virtual_temp verändert. Dies bewirkt bei einem besonders steilen
Transienten eine Verkleinerung der Zeitkonstante, welche im Ergebnis eine Dämpfung
des Auswertungssignals virtual_temp bewirkt. Die Modellierungseinheit 120 stellt somit
ein adaptives Filter dar, welches in Abhängigkeit des Ausgangstransienten verändert
wird.
[0061] Dabei wird die Steilheit des Auswertungssignals virtual_temp als Differenz zwischen
dem Signal an dem Eingang 161 und dem Signal an dem Ausgang 162 des als Tiefpass ausgebildeten
linearen Ausgangsfilters 160 gemessen. Der Tiefpass des Ausgangsfilters weist dabei
eine vergleichsweise kurze Zeitkonstante auf. Das Differenzsignal kann in der Modellierungseinheit
120 mit einem Schwellwert verglichen werden. Bei einem Überschreiten des Schwellwertes
wird die Zeitkonstante des Modells auf einen kürzeren Wert gesetzt. Dabei wird beispielsweise
eine vergleichsweise große Zeitkonstante gewählt, wenn das Rückkopplungssignal slope
klein ist. Wenn das Rückkopplungssignal slope vergleichsweise groß ist, dann wird
eine kleinere Zeitkonstante für das in der Modellierungseinheit 120 aktuell verwendete
thermische Modell gewählt. Diese Abhängigkeit der verwendeten Zeitkonstante von dem
Rückkopplungssignal slope stellt damit eine adaptive Regelung bei der Auswertung des
Ausgangssignals ntc_in der Temperaturmesseinrichtung 102 dar.
[0062] Figur 2 zeigt in einem Diagramm 290 auf anschauliche Weise das charakteristische
Verhalten der beschriebenen Auswertevorrichtung 110. Dabei wird eine schlagartige
Temperaturänderung von 5° Celsius auf 50° Celsius in einem überwachten Raum zugrunde
gelegt. Die Temperaturmesseinrichtung 102 liefert somit als Eingangssignal ntc_in
eine entsprechende Sprungantwort 291. Diese ist infolge der thermischen Masse der
Temperaturmesseinrichtung gedämpft und zeigt das charakteristische Verhalten eines
Tiefpasses zweiter Ordnung.
[0063] Mit dem Bezugszeichen 292 ist in Figur 2 eine Standardimplementierung einer bekannten
Auswertevorrichtung dargestellt, welche zwar im Vergleich zu der Sprungantwort einen
schnelleren Anstieg aufweist und somit prinzipiell für eine schnelle Alarmauslösung
geeignet wäre. Zur Vermeidung eines extrem starken Überschwingers weist die Standardimplementierung
eine künstliche Anstiegsbegrenzung auf. Trotz dieser Anstiegsbegrenzung weist das
Auswertungssignal 292 jedoch einen Überschwinger auf, welche bei ca. 90 s nach dem
Beginn der schlagartigen Temperaturänderung kurzzeitig über eine Alarmschwelle 295
ansteigt und somit einen Falschalarm auslöst.
[0064] Es wird darauf hingewiesen, dass der Überschwinger zwar durch eine stärkere Anstiegsbegrenzung
vermieden oder zumindest reduziert werden könnte. Dies hätte jedoch einen deutlich
langsameren Anstieg des Auswertungssignals 292 zu Folge, so dass echte Alarmmeldungen
nur deutlich verzögert ausgelöst werden könnten. Dies würde also bedeuten, dass die
amerikanische Norm FM3210 nicht erfüllt werden könnte.
[0065] Mit dem Bezugszeichen 293 ist das zeitliche Verhalten des Auswertungssignals virtual_temp
der in der Figur 1 dargestellten Auswertevorrichtung 110 dargestellt. Man sieht sehr
schön, dass das Signal 293 ebenso wie das Auswertungssignal 293 steil ansteigt. Damit
ist im Falle einer thermisch angezeigten Gefahrensituation ebenso eine zeitnahe Alarmierung
möglich. Außerdem wird bei dem Signal 293 auf vorteilhafte Weise ein Überschwingen
vermieden und das Auswertungssignal 293 ist stets ausreichend weit von der Alarmgrenze
295 beabstandet. Somit kann ein unerwünschter Falschalarm zuverlässig vermieden werden.
[0066] Die beschriebene Auswertevorrichtung 110 mit der einen adaptiven Filter darstellenden
Modellierungseinheit 120 weist insbesondere folgende Vorteile auf:
- 1) Die Auswertevorrichtung 110 trägt auf vorteilhafte Weise zu einer Stabilisierung
eines an sich instabilen Rechenmodells bei, welches die Inversion eines thermischen
Modells darstellt, welches die thermische Trägheit der Temperaturmesseinrichtung und
ggf. die thermische Trägheit von mit der Temperaturmesseinrichtung thermisch gekoppelte
Wärmekapazitäten beschreibt. Das Rechenmodell ist vom Verhalten her einem Hochpass
ähnlich. Die beschriebene Temperaturauswertung führt bei gleichzeitig schnellem Ansprechen
zu keinen bzw. zu lediglich sehr kleinen Überschwingen. Die Dynamik der Temperaturauswertung
wird insbesondere nicht durch bekannte künstliche Steilheitsbegrenzungen eingeengt.
Damit ergeben sich weitere Vorteile auch unter "realen" Bedingungen, welche in den
relevanten Normen nicht getestet werden. Beispielsweise wird der Gefahrenmelder auch
bei stark schwankenden Temperaturen oder hohen Windgeschwindigkeiten robuster. Unter
diesen Bedingungen verändern sich normalerweise die Parameter eines thermischen Systems
drastisch. Beispielsweise kann bei hohen Windgeschwindigkeiten der Sensor plötzlich
anders angeströmt werden und dadurch sehr viel schneller reagieren. Ein "starres"
System hätte hier einige Probleme mit auftretenden Instabilitäten.
- 2) Durch die beschriebene Rückkopplung bzw. durch die adaptive Filterung können alle
für thermische Gefahrenmelder relevanten Normen wie insbesondere die Normen EN54-5
A1S und BS und die Norm FM3210 erfüllt werden. Dies ist insofern bemerkenswert, da
diese Normen, wie oben bereits dargestellt, eigentlich gegensätzliche Anforderungen
enthalten (die FM3210 erfordert eine möglichst schnelle Alarmierung, die EN54-5 "S"
erfordert eine Vermeidung von Falschalarmen).
- 3) Ein weiterer Vorteil der beschriebenen Auswertevorrichtung 110 besteht darin, dass
obige Normen mit dem gleichen Algorithmus erfüllt werden können. Es muss also keine
umständliche Umparametrierung erfolgen. Damit wird ein mit der Auswertevorrichtung
110 bestückter Gefahrmelder so gut, dass alle relevanten Normen erfüllt werden können.
- 4) Die beschriebene Auswertevorrichtung 110 kann bei herkömmlichen thermischen Gefahrmeldern
durch eine einfache Programmierung realisiert werden. Spezielle Hardware Komponenten
sind in der Regel nicht erforderlich.
1. Vorrichtung zum Auswerten eines Temperaturmesssignals (ntc_in) einer Temperaturmesseinrichtung
(102), insbesondere zum Auswerten eines zeitlich veränderlichen Temperaturmesssignals
(ntc_in) einer Temperaturmesseinrichtung (102) eines Gefahrmelders (100), die Vorrichtung
(110) aufweisend eine Modellierungseinheit (120) mit
• einem ersten Eingang (121) zum Aufnehmen eines Eingangssignals (ntc_in), welches
für das Temperaturmesssignal indikativ ist,
• einem zweiten Eingang (122) zum Aufnehmen eines Rückkopplungssignals (slope), und
• einem Ausgang (123) zum Ausgeben eines Ausgangssignals (iir_model, pre_temp, virtual_temp),
- wobei das Ausgangssignal (iir_model, pre_temp, virtual_temp) mittels eines in der
Modellierungseinheit (120) gespeicherten Rechenmodells in Abhängigkeit von dem Eingangssignal
(ntc_in) und dem Rückkopplungssignal (slope) generierbar ist, und
- wobei das Rückkopplungssignal (slope) direkt oder indirekt von dem Ausgangssignal
(iir_model, pre_temp, virtual_temp) abhängt.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, bei der das Rechenmodell zumindest einen Modellparameter
(T_model) aufweist, dessen Wert durch das Rückkopplungssignal (slope) bestimmt wird.
3. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 2, bei der das Rechenmodell die Inversion
eines thermischen Modells der Temperaturmesseinrichtung (102) darstellt.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, zusätzlich aufweisend eine Steigungsberechnungseinheit
(170) mit
• zumindest einem Eingang (171, 172) zum direkten oder indirekten Aufnehmen des Ausgangssignals
(pre_temp, virtual_temp) der Modellierungseinheit (120) und
• einem Ausgang zum Bereitstellen des Rückkopplungssignals (slope),
wobei die Steigungsberechnungseinheit (170) derart eingerichtet ist, dass das bereitgestellte
Rückkopplungssignal (slope) indikativ ist für die zeitliche Änderung des Ausgangssignals
(pre_temp, virtual_temp).
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, zusätzlich aufweisend eine Ausgangsfiltereinheit (160)
mit
• einem Eingang (161) zum Aufnehmen des Ausgangssignals (iir_model, pre_temp) der
Modellierungseinheit (120), und
• einem Ausgang (162) zum Ausgeben eines Auswertungssignals (virtual_temp),
wobei
- der Eingang (161) der Ausgangsfiltereinheit (160) mit einem ersten Eingang (171)
der Steigungsberechnungseinheit (170) verbunden ist und
- der Ausgang (162) der Ausgangsfiltereinheit (160) mit einem zweiten Eingang (172)
der Steigungsberechnungseinheit (170) verbunden ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, zusätzlich aufweisend eine erste Summationseinheit (130),
welche zwischen dem Ausgang (123) der Modellierungseinheit (120) und dem Eingang (161)
der Ausgangsfiltereinheit (160) angeordnet ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, zusätzlich aufweisend eine zweite Summationseinheit (150)
und eine Multiplikationseinheit (140), welche zwischen dem Ausgang (133) der ersten
Summationseinheit (130) und dem Eingang (161) der Ausgangsfiltereinheit (160) angeordnet
sind.
8. Gefahrmelder zum Ausgeben einer Alarmmeldung in Abhängigkeit einer erfassten Temperatur
innerhalb eines Überwachungsbereiches, der Gefahrmelder (100) aufweisend
• eine Temperaturmesseinrichtung (102) zum Erfassen der Temperatur innerhalb des Überwachungsbereiches
und
• eine Vorrichtung (110) nach einem der Ansprüche 1 bis 7 zum Auswerten eines Temperaturmesssignals
(ntc_in) der Temperaturmesseinrichtung (102).
9. Verfahren zum Auswerten eines zeitlich veränderlichen Temperaturmesssignals (ntc_in)
einer Temperaturmesseinrichtung (102), insbesondere zum Auswerten eines zeitlich veränderlichen
Temperaturmesssignals (ntc_in) einer Temperaturmesseinrichtung (102) eines Gefahrmelders
(100), das Verfahren aufweisend
• Aufnehmen eines Eingangssignals (ntc_in), welches für das Temperaturmesssignal indikativ
ist, von einem ersten Eingang (121) einer Modellierungseinheit (120),
• Aufnehmen eines Rückkopplungssignals (slope) von einem zweiten Eingang (122) der
Modellierungseinheit (120), und
• Ausgeben eines Ausgangssignals (iir_model, pre_temp, virtual_temp) an einem Ausgang
(123) der Modellierungseinheit (120),
- wobei das Ausgangssignal (iir_model, pre_temp, virtual_temp) mittels eines in der
Modellierungseinheit (120) gespeicherten Rechenmodells in Abhängigkeit von dem Eingangssignal
(ntc_in) und dem Rückkopplungssignal (slope) generiert wird, und
- wobei das Rückkopplungssignal (slope) direkt oder indirekt von dem Ausgangssignal
(iir_model, pre_temp, virtual_temp) abhängt.
10. Computerlesbares Speichermedium, in dem ein Programm zum Auswerten eines zeitlich
veränderlichen Temperaturmesssignals (ntc_in) einer Temperaturmesseinrichtung (102),
insbesondere zum Auswerten eines zeitlich veränderlichen Temperaturmesssignals (ntc_in)
einer Temperaturmesseinrichtung (102) eines Gefahrmelders (100), gespeichert ist,
das, wenn es von einem Prozessor (110) ausgeführt wird, zum Durchführen des Verfahrens
nach Anspruch 9 eingerichtet ist.
11. Programm-Element zum Auswerten eines zeitlich veränderlichen Temperaturmesssignals
(ntc_in) einer Temperaturmesseinrichtung (102), insbesondere zum Auswerten eines zeitlich
veränderlichen Temperaturmesssignals (ntc_in) einer Temperaturmesseinrichtung (102)
eines Gefahrmelders (100), das, wenn es von einem Prozessor (110) ausgeführt wird,
zum Durchführen des Verfahrens nach Anspruch 9 eingerichtet ist.