(19)
(11) EP 2 093 012 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
26.08.2009  Patentblatt  2009/35

(21) Anmeldenummer: 09152591.5

(22) Anmeldetag:  11.02.2009
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
B23P 15/00(2006.01)
F01D 5/34(2006.01)
B23C 3/18(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO SE SI SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL BA RS

(30) Priorität: 20.02.2008 DE 102008010252

(71) Anmelder: Rolls-Royce Deutschland Ltd & Co KG
15827 Blankenfelde-Mahlow (DE)

(72) Erfinder:
  • Kappmeyer, Gregor
    61352, Bad Homburg (DE)
  • Hollmann, Jan
    50733, Köln (DE)

   


(54) Verfahren und Werkzeug zur Annulusbearbeitung eines Gasturbinenrotors mit integral angeformten Schaufeln


(57) Bei einem integral beschaufelten Rotor erfolgt der Materialabtrag am Annulus (5) auf einem breitflächigen ebenen Bearbeitungsweg (8) mit der stirnseitigen Schneidfläche eines im wesentlichen zylindrischen Fräskopfes (7). Der Werkzeugschaft (9) ist in Form und Dimensionierung so ausgebildet, dass dieser nicht mit den gegenüberliegenden Seitenflächen der unterschiedlich gewölbten und verdrehten Schaufeln (4) kollidiert. Mit dieser Art der Bearbeitung kann mit einer verringerten Anzahl von einander überlappenden Bearbeitungswegen (8) eine im Wesentlichen ebene, glatte Annulusoberfläche erzielt werden. Der Zeitaufwand für die Annulusbeabeitung wird verringert und der Werkzeugverschleiß reduziert. Der so im Annulus bearbeitete Rotor wird hohen Anforderungen hinsichtlich der aerodynamischen Eigenschaften gerecht.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Annulusbearbeitung bei einem Gasturbinenrotor mit integral ausgebildeten Schaufeln und ein Werkzeug zur Durchführung des Verfahrens.

[0002] Gasturbinenrotoren und insbesondere die Rotoren der Kompressoren von Gasturbinentriebwerken werden unter dem Aspekt der Zuverlässigkeit, Gewichtseinsparung, Leistungssteigerung und Lebensdauer mit einer am ringförmigen Außenumfang einer Scheibe integral ausgebildeten Beschaufelung ausgeführt. Derartige Bauteile werden als Blisks bezeichnet, wobei der Begriff Blisk eine Kurzform des englischsprachigen Ausdrucks "blade integrated disk" ist. Die Herstellung von Blisks erfolgt bekanntermaßen durch Verschweißen, insbesondere Reibschweißen, separat gefertigter Schaufeln mit der Umfangsringfläche der vorzugsweise geschmiedeten Scheibe oder durch einen von der Außenringfläche der Scheibe ausgehenden Materialabtrag mittels spangebender oder chemischer Verfahren. Nach dem Ausformen der Schaufeln mit den bekannten Materialabtragsverfahren erfolgt eine Feinbearbeitung der Schaufelflächen und -kanten sowie des zwischen den Schaufeln nach dem Materialabtrag verbliebenen, als Annulus bezeichneten Bodens. Aufgrund des geringen Abstandes zwischen den benachbarten Schaufeln und der komplizierten und zudem unterschiedlichen Wölbung und Verdrehung der Schaufeln auf der Druckseite und der Saugseite werden der von den Schaufelspitzen weit entfernte Annulus und der Übergangsbereich (Fillet) zwischen Annulus und den Schaufelseitenflächen mit einem eine ballig ausgebildete Spitze aufweisenden Kopierfräser bearbeitet. Der auch als "ball nose cutter" bezeichnete Kopierfräser oder Gesenkfräser mit konischem Schneidenteil nach der Kugelspitze kann in dem zwischen zwei benachbarten Schaufeln gebildeten Spalt jeweils so angestellt werden, dass die Seitenfläche des Kopierfräsers nicht mit den Seitenflächen der Schaufelblätter kollidiert. Die Bearbeitung des Annulus- und des Filletbereichs mit dem Kopierfräser, dessen ballige Spitze in einer Vielzahl nebeneinander liegender Bahnen über den Annulus geführt werden muss, ist zum einen sehr zeitaufwendig und erzeugt zum anderen aneinandergereihte sichelförmige Bearbeitungsbahnen auf der Annulusoberfläche mit hoher Rauhigkeit bzw. Profilabweichung, so dass die Blisk bezüglich der aerodynamischen Eigenschaften hohen Anforderungen nicht gerecht wird.

[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Fertigbearbeitung des zwischen jeweils zwei Schaufeln einer Blisk vorhandenen Annulus sowie ein entsprechendes Werkzeug zur Durchführung des Verfahrens so auszubilden, dass die Bearbeitungszeit und der Werkzeugverschleiß verringert werden und eine ebene Annulusfläche mit geringer Form- oder Profilabweichung, die hohen aerodynamischen Anforderungen genügt, erzeugt wird.

[0004] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe mit einem Verfahren gemäß den Merkmalen des Patentanspruchs 1 und einer Vorrichtung gemäß den Merkmalen des Patentanspruchs 5 gelöst. Zweckmäßige Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.

[0005] Bei einem Verfahren zur Annulusbearbeitung eines integral beschaufelten Rotors besteht der Grundgedanke der Erfindung darin, dass der Materialabtrag am Annulus auf einem breitflächigen ebenen Bearbeitungsweg mit der stirnseitigen Schneidfläche eines im wesentlichen zylindrischen Fräskopfes erfolgt. Mit dieser Art der Bearbeitung kann mit einer verringerten Anzahl von Bearbeitungswegen, die einander überlappen, eine im Wesentlichen ebene, glatte Annulusoberfläche erzielt werden. Der Zeitaufwand für die Annulusbeabeitung wird verringert und der Werkzeugverschleiß reduziert. Der Oberflächenzustand des Annulus kann außerdem aufgrund der verbesserten Bedingungen für die Spanentfernung verbessert werden, so dass der integral beschaufelte Rotor hohen Anforderungen hinsichtlich der aerodynamischen Eigenschaften gerecht wird.

[0006] Die maximale Bearbeitungsbreite ist kleiner als der geringste Abstand zwischen den gegenüberliegenden Fillets der Schaufeln und kann größer als die Hälfte des geringsten Filletabstandes sein, so dass schon auf zwei einander überlappenden Bearbeitungswegen der Annulus und der jeweilige Übergangsbereich(Fillet) zur Schaufelseitenfläche vollständig spanend bearbeitet werden können.

[0007] Das erfindungsgemäße Fräswerkzeug zur Durchführung des Verfahrens weist einen an einem Werkzeugschaft vorgesehenen, im Wesentlichen zylindrischen Fräskopf mit einem ebenen stirnseitigen Schneidbereich und entsprechend geraden Schneiden auf. Der Durchmesser des Werkzeugschaftes ist in dem während der Bearbeitung zwischen den Schaufeln liegenden Bereich derart reduziert, dass er während der in einer gleichbleibenden Position durchgeführten Bearbeitung nicht mit den Schaufelflächen kollidiert.

[0008] Gemäß einem weiteren Merkmal der Erfindung ist die umlaufende Seitenfläche des Fräskopfes konkav gekrümmt und weist entsprechend gekrümmte Schneiden auf. Die gekrümmte Seitenfläche dient zur Vermeidung scharfer Kanten.

[0009] Der Durchmesser des Fräskopfes ist kleiner als der geringste Abstand zwischen den gegenüberliegenden Fillets und vorzugsweise größer als die Hälfte des geringsten Abstandes zwischen den beiden Fillets.

[0010] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand der Zeichnung näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1
eine Teilansicht einer Blisk mit einem zwischen zwei integral mit der Scheibe verbundenen Schaufeln angeordnetem Fräswerkzeug;
Fig. 2
eine Seitenansicht des Fräswerkzeugs;
Fig. 3
eine vergrößerte Darstellung nach Fig. 2 im Bereich des Fräskopfes; und
Fig. 3
eine stark vergrößerte Darstellung des mit dem erfindungsgemäßen und dem herkömmlichen Bearbeitungsverfahren erzielten Oberflächenprofils des Annulus.


[0011] Wie Fig. 1 zeigt, sind an der kreisförmig verlaufenden Außenumfangsfläche 1 der Scheibe 2 einer Blisk 3 unterschiedlich gekrümmte und in sich verdrehte Schaufeln 4 integral angeformt. Der Einfachheit halber ist hier nur eine Teilansicht mit zwei Schaufeln 4 dargestellt. Der zwischen den Schaufeln 4 verbleibende Teil der Außenumfangsfläche der Scheibe 2 ist der Annulus 5, der zur Erzielung seiner endgültigen Kontur in dem ebenen Bereich und dem Übergangsbereich 16 (Fillet) zu den Schaufelflächen auf zwei Bearbeitungswegen 8 (in der vorliegenden Ausführungsform) mit einem Fräswerkzeug 6 mit stirnseitig eben (gerade) und an der gekrümmtem Seitenfläche nach außen gerundet verlaufenden Schneiden am Fräskopf 7 bearbeitet wird. Der während der spanenden Bearbeitung rotierende und entlang der Bearbeitungswege 8 bewegbare Fräskopf 7 ist mit einem an ein Antriebsmittel (nicht dargestellt) angeschlossenen Werkzeugschaft 9 verbunden. Der Durchmesser des Werkzeugschaftes 9 ist in einem zwischen den beiden gegenüberliegenden gewölbten und verdrehten Schaufeln 4 liegenden Bereich derart verjüngt ausgebildet, dass er bei einer auf dem jeweiligen Bearbeitungsweg 8 senkrechten Positionierung zum Annulus 5 nicht mit den gegenüberliegenden Seitenflächen der Schaufeln 4 kollidiert. In der vorliegenden Ausführungsform hat der Werkzeugschaft 9 in dem Bereich mit verringertem Durchmesser zunächst einen konisch verjüngten Abschnitt 10, an den sich ein gerader Abschnitt 11, danach ein konisch erweiterter Abschnitt 12 und dann bis zum Fräskopf 7 hin wieder ein gerader Abschnitt 13 anschließen. Der Fräskopf 7 hat an dem ebenen Schneidbereich 14 (Stirnfläche) gerade Schneiden 14a und an der torusförmig umlaufenden seitlichen Schneidfläche 15 entsprechend gewölbte Schneiden 15a, deren Wölbung der Rundung im Fillet 16 entsprechen kann. Der maximale Durchmesser des Fräskopfes 7 ist geringfügig kleiner als der kleinste Abstand zwischen den Schaufeln 4 im Bereich des Fillets 16, aber größer als die Hälfte des maximalen Abstands zwischen den Schaufeln 4 im Bereich des Fillets 16. Der Anulus 5 und das Fillet 16 können somit auf lediglich zwei - sich mittig überlappenden - Bearbeitungswegen 8 mit geringem Zeitaufwand fertig bearbeitet werden. Das dabei erzielte Oberflächenprofil 17 ist - wie Fig. 4 zeigt - gegenüber einer mit dem herkömmlichen Verfahren und Werkzeug erzielten Oberflächenstruktur 18 im Wesentlichen eben und glatt. Der Oberflächenzustand kann zudem aufgrund der verbesserten Bedingungen für die Spanentfernung verbessert werden. Aufgrund der deutlich verringerten Anzahl der Bearbeitungswege wird der Werkzeugverschleiß deutlich reduziert.

Bezugszeichenliste



[0012] 
1
Außenumfangsfläche
2
Scheibe
3
Blisk
4
Schaufel
5
Annulus
6
Fräswerkzeug
7
Fräskopf
8
Bearbeitungsweg
9
Werkzeugschaft
10
Konisch verj. Abschnitt
11
gerader Abschnitt
12
konisch erw. Abschnitt
13
gerader Abschnitt
14
ebener stirnseitiger Schneidbereich
14a
gerade Schneiden
15
umlaufender gewölbter seitl. Schneidbereich
15a
gewölbte Schneiden
16
Fillet (Übergangsbereich)
17
ebenes Oberflächenprofil
18
herkömml. Oberflächenstruktur



Ansprüche

1. Verfahren zur Annulusbearbeitung bei einem Gasturbinenrotor mit integral ausgebildeten Schaufeln mit einem die gegenüberliegenden Innenflächen benachbarter Schaufeln nicht kontaktierenden Fräswerkzeug, gekennzeichnet durch einen bei dem jeweiligen Bearbeitungsweg (8) breitflächigen ebenen Materialabtrag mit dem ebenen stirnseitigen und parallel zur Annulusoberfläche verfahrbaren Schneidbereich (14) eines Fräskopfes (5).
 
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Bearbeitung des Annulus auf mindestens zwei einander überlappenden Bearbeitungswegen erfolgt.
 
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Breite des Bearbeitungsweges (8) kleiner als der geringste Abstand der Schaufeln in Höhe des Annulus, jedoch größer als die Hälfte dieses geringsten Abstandes ist.
 
4. Fräswerkzeug zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, das einen mit einer Antriebsvorrichtung verbundenen Werkzeugschaft (9) und einen an dessen unterem Ende befestigten Fräskopf (7) aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass der Fräskopf (7) einen ebenen stirnseitigen Schneidbereich (14) mit geraden Schneiden (14a) aufweist und der Werkzeugschaft (9) entsprechend dem zwischen den Schaufeln über die Schaufellänge vorhandenen Abstand einen derart verringerten Durchmesser aufweist, dass der während der Bearbeitung gleichbleibend ausgerichtete Werkzeugschaft (9) nicht mit den Schaufeln (4) kollidiert.
 
5. Fräswerkzeug nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Werkzeugschaft (9) in dem zwischen den Schaufeln (4) liegenden Bereich unterschiedlich große verringerte Durchmesserbereiche mit allmählichem Übergang aufweist.
 
6. Fräswerkzeug nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die umlaufende Seitenfläche des Fräskopfes (7) konkav gewölbt ist und bis zum maximalen Durchmesser reichende gekrümmte Schneiden (15a) aufweist.
 
7. Fräswerkzeug nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Durchmesser des Fräskopfes (7) kleiner als der geringste Schaufelabstand und größer als der halbe geringste Schaufelabstand im Annulus (5) ist.
 




Zeichnung