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EP 2 093 012 A2 |
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EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG |
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Veröffentlichungstag: |
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26.08.2009 Patentblatt 2009/35 |
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Anmeldetag: 11.02.2009 |
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Internationale Patentklassifikation (IPC):
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(84) |
Benannte Vertragsstaaten: |
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AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO
PL PT RO SE SI SK TR |
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Benannte Erstreckungsstaaten: |
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AL BA RS |
(30) |
Priorität: |
20.02.2008 DE 102008010252
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Anmelder: Rolls-Royce Deutschland Ltd & Co KG |
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15827 Blankenfelde-Mahlow (DE) |
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(72) |
Erfinder: |
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- Kappmeyer, Gregor
61352, Bad Homburg (DE)
- Hollmann, Jan
50733, Köln (DE)
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(54) |
Verfahren und Werkzeug zur Annulusbearbeitung eines Gasturbinenrotors mit integral
angeformten Schaufeln |
(57) Bei einem integral beschaufelten Rotor erfolgt der Materialabtrag am Annulus (5)
auf einem breitflächigen ebenen Bearbeitungsweg (8) mit der stirnseitigen Schneidfläche
eines im wesentlichen zylindrischen Fräskopfes (7). Der Werkzeugschaft (9) ist in
Form und Dimensionierung so ausgebildet, dass dieser nicht mit den gegenüberliegenden
Seitenflächen der unterschiedlich gewölbten und verdrehten Schaufeln (4) kollidiert.
Mit dieser Art der Bearbeitung kann mit einer verringerten Anzahl von einander überlappenden
Bearbeitungswegen (8) eine im Wesentlichen ebene, glatte Annulusoberfläche erzielt
werden. Der Zeitaufwand für die Annulusbeabeitung wird verringert und der Werkzeugverschleiß
reduziert. Der so im Annulus bearbeitete Rotor wird hohen Anforderungen hinsichtlich
der aerodynamischen Eigenschaften gerecht.
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[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Annulusbearbeitung bei einem Gasturbinenrotor
mit integral ausgebildeten Schaufeln und ein Werkzeug zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Gasturbinenrotoren und insbesondere die Rotoren der Kompressoren von Gasturbinentriebwerken
werden unter dem Aspekt der Zuverlässigkeit, Gewichtseinsparung, Leistungssteigerung
und Lebensdauer mit einer am ringförmigen Außenumfang einer Scheibe integral ausgebildeten
Beschaufelung ausgeführt. Derartige Bauteile werden als Blisks bezeichnet, wobei der
Begriff Blisk eine Kurzform des englischsprachigen Ausdrucks "blade integrated disk"
ist. Die Herstellung von Blisks erfolgt bekanntermaßen durch Verschweißen, insbesondere
Reibschweißen, separat gefertigter Schaufeln mit der Umfangsringfläche der vorzugsweise
geschmiedeten Scheibe oder durch einen von der Außenringfläche der Scheibe ausgehenden
Materialabtrag mittels spangebender oder chemischer Verfahren. Nach dem Ausformen
der Schaufeln mit den bekannten Materialabtragsverfahren erfolgt eine Feinbearbeitung
der Schaufelflächen und -kanten sowie des zwischen den Schaufeln nach dem Materialabtrag
verbliebenen, als Annulus bezeichneten Bodens. Aufgrund des geringen Abstandes zwischen
den benachbarten Schaufeln und der komplizierten und zudem unterschiedlichen Wölbung
und Verdrehung der Schaufeln auf der Druckseite und der Saugseite werden der von den
Schaufelspitzen weit entfernte Annulus und der Übergangsbereich (Fillet) zwischen
Annulus und den Schaufelseitenflächen mit einem eine ballig ausgebildete Spitze aufweisenden
Kopierfräser bearbeitet. Der auch als "ball nose cutter" bezeichnete Kopierfräser
oder Gesenkfräser mit konischem Schneidenteil nach der Kugelspitze kann in dem zwischen
zwei benachbarten Schaufeln gebildeten Spalt jeweils so angestellt werden, dass die
Seitenfläche des Kopierfräsers nicht mit den Seitenflächen der Schaufelblätter kollidiert.
Die Bearbeitung des Annulus- und des Filletbereichs mit dem Kopierfräser, dessen ballige
Spitze in einer Vielzahl nebeneinander liegender Bahnen über den Annulus geführt werden
muss, ist zum einen sehr zeitaufwendig und erzeugt zum anderen aneinandergereihte
sichelförmige Bearbeitungsbahnen auf der Annulusoberfläche mit hoher Rauhigkeit bzw.
Profilabweichung, so dass die Blisk bezüglich der aerodynamischen Eigenschaften hohen
Anforderungen nicht gerecht wird.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Fertigbearbeitung des
zwischen jeweils zwei Schaufeln einer Blisk vorhandenen Annulus sowie ein entsprechendes
Werkzeug zur Durchführung des Verfahrens so auszubilden, dass die Bearbeitungszeit
und der Werkzeugverschleiß verringert werden und eine ebene Annulusfläche mit geringer
Form- oder Profilabweichung, die hohen aerodynamischen Anforderungen genügt, erzeugt
wird.
[0004] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe mit einem Verfahren gemäß den Merkmalen des Patentanspruchs
1 und einer Vorrichtung gemäß den Merkmalen des Patentanspruchs 5 gelöst. Zweckmäßige
Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0005] Bei einem Verfahren zur Annulusbearbeitung eines integral beschaufelten Rotors besteht
der Grundgedanke der Erfindung darin, dass der Materialabtrag am Annulus auf einem
breitflächigen ebenen Bearbeitungsweg mit der stirnseitigen Schneidfläche eines im
wesentlichen zylindrischen Fräskopfes erfolgt. Mit dieser Art der Bearbeitung kann
mit einer verringerten Anzahl von Bearbeitungswegen, die einander überlappen, eine
im Wesentlichen ebene, glatte Annulusoberfläche erzielt werden. Der Zeitaufwand für
die Annulusbeabeitung wird verringert und der Werkzeugverschleiß reduziert. Der Oberflächenzustand
des Annulus kann außerdem aufgrund der verbesserten Bedingungen für die Spanentfernung
verbessert werden, so dass der integral beschaufelte Rotor hohen Anforderungen hinsichtlich
der aerodynamischen Eigenschaften gerecht wird.
[0006] Die maximale Bearbeitungsbreite ist kleiner als der geringste Abstand zwischen den
gegenüberliegenden Fillets der Schaufeln und kann größer als die Hälfte des geringsten
Filletabstandes sein, so dass schon auf zwei einander überlappenden Bearbeitungswegen
der Annulus und der jeweilige Übergangsbereich(Fillet) zur Schaufelseitenfläche vollständig
spanend bearbeitet werden können.
[0007] Das erfindungsgemäße Fräswerkzeug zur Durchführung des Verfahrens weist einen an
einem Werkzeugschaft vorgesehenen, im Wesentlichen zylindrischen Fräskopf mit einem
ebenen stirnseitigen Schneidbereich und entsprechend geraden Schneiden auf. Der Durchmesser
des Werkzeugschaftes ist in dem während der Bearbeitung zwischen den Schaufeln liegenden
Bereich derart reduziert, dass er während der in einer gleichbleibenden Position durchgeführten
Bearbeitung nicht mit den Schaufelflächen kollidiert.
[0008] Gemäß einem weiteren Merkmal der Erfindung ist die umlaufende Seitenfläche des Fräskopfes
konkav gekrümmt und weist entsprechend gekrümmte Schneiden auf. Die gekrümmte Seitenfläche
dient zur Vermeidung scharfer Kanten.
[0009] Der Durchmesser des Fräskopfes ist kleiner als der geringste Abstand zwischen den
gegenüberliegenden Fillets und vorzugsweise größer als die Hälfte des geringsten Abstandes
zwischen den beiden Fillets.
[0010] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand der Zeichnung näher erläutert.
Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Teilansicht einer Blisk mit einem zwischen zwei integral mit der Scheibe verbundenen
Schaufeln angeordnetem Fräswerkzeug;
- Fig. 2
- eine Seitenansicht des Fräswerkzeugs;
- Fig. 3
- eine vergrößerte Darstellung nach Fig. 2 im Bereich des Fräskopfes; und
- Fig. 3
- eine stark vergrößerte Darstellung des mit dem erfindungsgemäßen und dem herkömmlichen
Bearbeitungsverfahren erzielten Oberflächenprofils des Annulus.
[0011] Wie Fig. 1 zeigt, sind an der kreisförmig verlaufenden Außenumfangsfläche 1 der Scheibe
2 einer Blisk 3 unterschiedlich gekrümmte und in sich verdrehte Schaufeln 4 integral
angeformt. Der Einfachheit halber ist hier nur eine Teilansicht mit zwei Schaufeln
4 dargestellt. Der zwischen den Schaufeln 4 verbleibende Teil der Außenumfangsfläche
der Scheibe 2 ist der Annulus 5, der zur Erzielung seiner endgültigen Kontur in dem
ebenen Bereich und dem Übergangsbereich 16 (Fillet) zu den Schaufelflächen auf zwei
Bearbeitungswegen 8 (in der vorliegenden Ausführungsform) mit einem Fräswerkzeug 6
mit stirnseitig eben (gerade) und an der gekrümmtem Seitenfläche nach außen gerundet
verlaufenden Schneiden am Fräskopf 7 bearbeitet wird. Der während der spanenden Bearbeitung
rotierende und entlang der Bearbeitungswege 8 bewegbare Fräskopf 7 ist mit einem an
ein Antriebsmittel (nicht dargestellt) angeschlossenen Werkzeugschaft 9 verbunden.
Der Durchmesser des Werkzeugschaftes 9 ist in einem zwischen den beiden gegenüberliegenden
gewölbten und verdrehten Schaufeln 4 liegenden Bereich derart verjüngt ausgebildet,
dass er bei einer auf dem jeweiligen Bearbeitungsweg 8 senkrechten Positionierung
zum Annulus 5 nicht mit den gegenüberliegenden Seitenflächen der Schaufeln 4 kollidiert.
In der vorliegenden Ausführungsform hat der Werkzeugschaft 9 in dem Bereich mit verringertem
Durchmesser zunächst einen konisch verjüngten Abschnitt 10, an den sich ein gerader
Abschnitt 11, danach ein konisch erweiterter Abschnitt 12 und dann bis zum Fräskopf
7 hin wieder ein gerader Abschnitt 13 anschließen. Der Fräskopf 7 hat an dem ebenen
Schneidbereich 14 (Stirnfläche) gerade Schneiden 14a und an der torusförmig umlaufenden
seitlichen Schneidfläche 15 entsprechend gewölbte Schneiden 15a, deren Wölbung der
Rundung im Fillet 16 entsprechen kann. Der maximale Durchmesser des Fräskopfes 7 ist
geringfügig kleiner als der kleinste Abstand zwischen den Schaufeln 4 im Bereich des
Fillets 16, aber größer als die Hälfte des maximalen Abstands zwischen den Schaufeln
4 im Bereich des Fillets 16. Der Anulus 5 und das Fillet 16 können somit auf lediglich
zwei - sich mittig überlappenden - Bearbeitungswegen 8 mit geringem Zeitaufwand fertig
bearbeitet werden. Das dabei erzielte Oberflächenprofil 17 ist - wie Fig. 4 zeigt
- gegenüber einer mit dem herkömmlichen Verfahren und Werkzeug erzielten Oberflächenstruktur
18 im Wesentlichen eben und glatt. Der Oberflächenzustand kann zudem aufgrund der
verbesserten Bedingungen für die Spanentfernung verbessert werden. Aufgrund der deutlich
verringerten Anzahl der Bearbeitungswege wird der Werkzeugverschleiß deutlich reduziert.
Bezugszeichenliste
[0012]
- 1
- Außenumfangsfläche
- 2
- Scheibe
- 3
- Blisk
- 4
- Schaufel
- 5
- Annulus
- 6
- Fräswerkzeug
- 7
- Fräskopf
- 8
- Bearbeitungsweg
- 9
- Werkzeugschaft
- 10
- Konisch verj. Abschnitt
- 11
- gerader Abschnitt
- 12
- konisch erw. Abschnitt
- 13
- gerader Abschnitt
- 14
- ebener stirnseitiger Schneidbereich
- 14a
- gerade Schneiden
- 15
- umlaufender gewölbter seitl. Schneidbereich
- 15a
- gewölbte Schneiden
- 16
- Fillet (Übergangsbereich)
- 17
- ebenes Oberflächenprofil
- 18
- herkömml. Oberflächenstruktur
1. Verfahren zur Annulusbearbeitung bei einem Gasturbinenrotor mit integral ausgebildeten
Schaufeln mit einem die gegenüberliegenden Innenflächen benachbarter Schaufeln nicht
kontaktierenden Fräswerkzeug, gekennzeichnet durch einen bei dem jeweiligen Bearbeitungsweg (8) breitflächigen ebenen Materialabtrag
mit dem ebenen stirnseitigen und parallel zur Annulusoberfläche verfahrbaren Schneidbereich
(14) eines Fräskopfes (5).
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Bearbeitung des Annulus auf mindestens zwei einander überlappenden Bearbeitungswegen
erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Breite des Bearbeitungsweges (8) kleiner als der geringste Abstand der Schaufeln
in Höhe des Annulus, jedoch größer als die Hälfte dieses geringsten Abstandes ist.
4. Fräswerkzeug zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, das einen mit einer
Antriebsvorrichtung verbundenen Werkzeugschaft (9) und einen an dessen unterem Ende
befestigten Fräskopf (7) aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass der Fräskopf (7) einen ebenen stirnseitigen Schneidbereich (14) mit geraden Schneiden
(14a) aufweist und der Werkzeugschaft (9) entsprechend dem zwischen den Schaufeln
über die Schaufellänge vorhandenen Abstand einen derart verringerten Durchmesser aufweist,
dass der während der Bearbeitung gleichbleibend ausgerichtete Werkzeugschaft (9) nicht
mit den Schaufeln (4) kollidiert.
5. Fräswerkzeug nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Werkzeugschaft (9) in dem zwischen den Schaufeln (4) liegenden Bereich unterschiedlich
große verringerte Durchmesserbereiche mit allmählichem Übergang aufweist.
6. Fräswerkzeug nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die umlaufende Seitenfläche des Fräskopfes (7) konkav gewölbt ist und bis zum maximalen
Durchmesser reichende gekrümmte Schneiden (15a) aufweist.
7. Fräswerkzeug nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Durchmesser des Fräskopfes (7) kleiner als der geringste Schaufelabstand und
größer als der halbe geringste Schaufelabstand im Annulus (5) ist.
