[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung flexibler
Verbundwerkstoffe, die somit erhaltenen Verbundwerkstoffe und deren Verwendung. Das
erfindungsgemäße Verfahren umfaßt ein mechanisches Bewegen während der Trocknung von
mit Bindemitteln imprägnierten Fasergebilden, wie Naturfaserfilzen und Naturfaservliesen,
und/oder ein sich an die Trocknung anschließendes Vernadeln. Die so erhaltenen Verbundstoffe
sind besonders geeignet für eine Weiterverarbeitung von Formteilen in Formpressverfahren.
Hintergrund der Erfindung
[0002] Bei Filzen und Vliesen handelt es sich um vielfältig verwendete Ausgangsstoffe, insbesondere
bei der Herstellung von Formteilen in der Automobilindustrie.
[0003] Im Stand der Technik ist bekannt, Filze und Vliese mit wäßrigen Lösungen zu behandeln.
Dazu gehört auch die Tränkung von Filzen und Vliesen mit wäßrigen Bindemitteln, um
daraus formstabile Teile herzustellen zu können (1). Hierzu werden die Filze mit dem
Bindemittel imprägniert und anschließend getrocknet. Bei einer nachfolgenden thermischen
Behandlung, gegebenenfalls in einem heißen Werkzeug, härtet das Bindemittel aus und
es entsteht ein stabiler Formkörper. Derartige Bindemittel bilden in der Regel nach
dem Trocknen feste Filme, so dass es bei einer Anwendung in Filzen oder Vliesen durch
den Trockenprozeß durch die Verklebung der Fasern zu einer Versteifung kommt, ohne
dass das Bindemittel bereits aushärtet. Dies ist auch nachteilig dahingehend, dass
derartig "harte", wenig bis unflexible Filze und Vliese nicht mehr aufgewickelt werden
können.
[0004] Um dies zu vermeiden, könnten die Fasern bereits vor der Herstellung des Filzes oder
Vlieses imprägniert und getrocknet werden. In vielen Fällen ist dies jedoch technisch
nur sehr aufwendig zu bewerkstelligen.
[0005] Es ist zudem bekannt, dass entsprechend mit wäßrigen Bindemitteln behandelte und
getrocknete Filze reversibel durch Besprühen mit Wasser wieder weich gemacht werden
können, um für die weitere Verarbeitung ein flexibles Produkt zu erhalten. Nachteilig
ist hier, dass vor der Verarbeitung ein zusätzlicher Arbeitsschritt durchgeführt werden
muß und bei einer Heißhärtung des Bindemittels das vorhandene Wasser stört.
[0006] Alternativ ist es bekannt, die Trocknung bei einer geeigneten Restfeuchte abzubrechen
(2). Als nachteilig erweist sich bei dieser Vorgehensweise jedoch der instabile Feuchtigkeitsgehalt,
der sich bei der Lagerung unverpackter, getränkter Filze verändert, sowie der hohe
Feuchtigkeitsgehalt, der besonders bei der Umformung und Härtung in einem Heißpreßwerkzeug
Probleme bereitet.
[0007] Bei einem Naturfaservlies, das mit Acrodur® - einer wäßrigen Acrylatdispersion der
BASF AG - durchnäßt und anschließend getrocknet wird, gibt der Hersteller als optimale
Feuchte einen Feuchtegehalt größer 10 %, vorzugsweise 20 % an.
[0008] In
WO 01/27163 A1 und dem korrespondierenden
EP 1 240 205 B1 (BASF) werden thermisch härtbare Polymerdispersionen als Bindemittel beschrieben.
[0009] In
WO 2006/063802 (BASF) werden Formaldehyd-freie wäßrige Bindemittel beschrieben.
[0010] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein einfacheres und kostengünstigeres
Verfahren zur Herstellung von Verbundstoffen und Formteilen zur Verfügung zu stellen,
das insbesondere flexible Verbundstoffe bereitstellt.
[0011] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch das zur Verfügung stellen eines Verfahrens
zur Herstellung von flexiblen Verbundstoffen aus flächenförmigen Fasergebilden und
Bindemitteln gelöst.
Flächenförmiges Fasergebilde
[0012] Ein Ausgangsstoff des erfindungsgemäßen Verfahrens sind flächenförmige Fasergebilde
bzw. -matten und -stoffe, Vliesstoffe bzw. Vliese bzw. Filze.
[0013] Unter (flächenförmigen) Fasergebilden sollen hierin textile Flächengebilde wie Gewebe,
Gewirke oder Vliese verstanden werden. Sie können aus Fasern, Schnitzeln, Spänen oder
deren Mischungen bestehen. Ein Beispiel für solche Gebilde sind nass- oder luftgelegte
bzw. gekrempelte Vliese. Die Vliese können beispielsweise aus natürlichen oder synthetischen
Fasern oder aus Mischungen von natürlichen und synthetischen Fasern bestehen. Beispiele
für natürliche Fasern sind Fruchtfasern, Samenfasern und Stengelfasern wie Sisal,
Jute, Hanf, Kenaf, Flachs, Zellulose und Baumwolle sowie Bananenfasern, Wolle, Haare
und Kork. Beispiele für synthetische Fasern sind Fasern aus Polyester, Polyacrylnitril,
Polyamid, Kohlenstoff, Polyvinylchlorid, Polyolefinen wie Polyethylen und Polypropylen
sowie Aramid und anorganische Fasern wie Mineralfasern und Glasfasern.
[0014] Bevorzugte flächenförmige Fasergebilde, Ausgangsstoffe des erfindungsgemäßen Verfahrens,
umfassen Pflanzenfasern und sind insbesondere Pflanzenfaserfilze oder -vliese, die
bevorzugt aus z.B. Jute-, Sisal-, Bananen-, Kokos-, Flachs-, Hanf-, Kenaf-, Baumwollfasern
und Mischungen daraus bestehen. Als Ausgangsstoffe können auch Mischungen solcher
Naturfasern mit synthetischen Fasern verwendet werden, wie Polyesterfasern, Polypropylenfasern
oder auch Fasern, die synthetisch aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden, wie
Polylactidfasern, oder auch Glasfasern. Als Ausgangsstoffe sind auch Vliese, die nur
aus synthetischen Fasern oder aus synthetischen Fasern und Glasfasern bestehen, einsetzbar.
[0015] In einer bevorzugten Ausführungsform umfaßt daher das flächenförmige Fasergebilde
Pflanzenfasern, die bevorzugt ausgewählt sind aus Jute-, Sisal-, Bananen-, Kokos-,
Flachs-, Hanf-, Kenaf-, Baumwollfasern und Mischungen daraus, und ist insbesondere
ein entsprechender Pflanzenfaserfilz oder vlies.
[0016] In den Ausführungsformen, in denen in den flächenförmigen Fasergebilden Natur- bzw-Pflanzenfasern
eingesetzt werden, beträgt ihr Anteil vorzugsweise mehr als 50 Gew.-%, z.B. 70 bis
100 Gew.-%.
[0017] Das flächenförmige Fasergebilde, Ausgangsstoff, weist vorzugsweise ein Flächengewicht
von 100 g/m
2 bis 4000 g/m
2, insbesondere von 600 g/m
2 bis 1900 g/m
2 auf.
[0018] In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist das Fasergebilde eine Mischung
aus jeweils 50% Flachsfasern und Kenaffasern.
[0019] Die Verfestigung des Ausgangsstoffs erfolgt vorzugsweise durch mechanisches Vernadeln.
Das Vlies kann auch durch andere Verfilzungsprozesse oder durch thermische Bindung
mit geeigneten Schmelzfasern verfestigt werden oder als Gelege unverfestigt bleiben.
(siehe 1, 3, 4)
Bindemittel
[0020] Ein weiterer Ausgangsstoff des erfindungsgemäßen Verfahrens sind Bindemittel.
[0021] Bei dem hierin verwendeten Begriff "Bindemittel" handelt es sich um ein Bindemittel
oder eine Bindeflüssigkeit umfassend eine polymere Struktur, die in einem organischen
Lösungsmittel, Wasser oder Mischungen gelöst oder dispergiert vorliegt. Ein "Bindemittel"
oder eine "Bindeflüssigkeit" ist ferner ein Sammelbegriff für die Synonyme Latex,
Kleber, Dispersion, Kunststoffdispersion, Polymerdispersion, Emulsionspolymerisat
und Polymerlösung. (siehe auch Abschnitt 3.2 Bindeflüssigkeiten in (1)).
[0022] Ein "Bindemittel" gemäß dieser Erfindung bildet zudem keinen weichen, elastischen
Film (sondern einen harten Film) in folgendem Zustand:
- getrocknet, d.h. wasser- und/oder lösemittelfrei,
und
- chemisch nicht gehärtet und/oder polymerisiert.
[0023] Bindemittel sind im Stand der Technik bekannt. Bevorzugte geeignete Bindemittel werden
in (1) beschrieben.
[0024] Bevorzugt ist das Bindemittel ausgewählt aus Latex, Kleber, Dispersion, Kunststoffdispersion,
Polymerdispersion, Emulsionspolymerisat und Polymerlösung.
[0025] Bevorzugt liegt das Bindemittel als Lösung oder Dispersion vor.
[0026] Auch Präpolymere und Lösungen oder Dispersionen dieser können geeignete Bindemittel
sein.
[0027] Bevorzugt ist das Bindemittel ausgewählt aus thermisch härtbaren Bindemitteln. Derartige
thermisch härtbare Bindemittel sind im Stand der Technik bekannt und umfangreich beschrieben.
[0028] Andere Bindemittel sind dem Fachmann bekannt, wie UV-härtende Systeme, die beispielsweise
erst bei sehr hoher thermischer Belastung ohne UV-Licht aushärten.
[0029] Bevorzugt können auch mehrere Bindemittel und Mischungen von Bindemitteln verwendet
werden.
[0031] Ein besonders bevorzugtes Bindemittel ist Acrodur® - eine wäßrige Acrylatdispersion
(BASF).
[0032] Weitere bevorzugte Bindemittel sind Präpolymere auf Basis von Furfurylalkohol (Furanharze)
oder Phenolharze, wie Resole und Novolacke.
[0033] Je nach verwendetem Ausgangsstoff und gewünschter Weiterverwendung der erfindungsgemäßen
Verbundstoffe kann der Fachmann mit Hilfe seines Fachwissens und der Lehre dieser
Patentanmeldung geeignete Bindemittel auswählen.
[0034] Die Bindemittel können weitere Zusatzstoffe enthalten, wie Hydrophobierungsmittel,
Flammschutzmittel, Farbpigmente, Antischimmelmittel, Netzmittel (Tenside), Entschäumer.
[0035] Bevorzugte Hydrophobierungsmittel sind Paraffindispersionen, Wachsdispersionen, Organosilicium-Verbindungen.
[0036] Bevorzugte Flammschutzmittel sind anorganische Flammschutzmittel, wie beispielsweise
Aluminiumhydroxid, Magnesiumhydroxid, Ammoniumsulfat und -phosphat, Borsalze, auch
in Kombination mit organischen Verbindungen, wie beispielsweise Melamin und Harnstoff.
[0037] Bevorzugte Farbpigmente sind organische und anorganische Farbpigmente, wie z.B. in
EP 1 582 344 A1 beschrieben. Weitere Farbpigmente sind dem Fachmann bekannt.
[0038] Bevorzugte Antischimmelmittel sind Boroxide, Borsäure und Salze sowie Mischungen
davon; 2-Mercaptopyridin-N-oxid und Salze, wie das Natriumsalz,
[0039] Der Zusatz von Antischimmelmitteln ist grundsätzlich möglich und im Stand der Technik
üblich, aber aufgrund des erfindungsgemäßen Verfahrens nicht notwendig (siehe unten).
Erfindungsgemäßes Verfahren
[0040] In
Schritt (a) des erfindungsgemäßen Verfahrens wird ein flächenförmiges Fasergebilde mit Bindemittel
behandelt. Diese Behandlung ist im Stand der Technik bekannt und wird auch als Imprägnieren
bezeichnet.
[0041] Bevorzugt wird mit mindestens einem Bindemittel imprägniert. Erfindungsgemäß können
auch mehrere Bindemittel und Mischungen von Bindemitteln verwendet werden.
[0042] Bei dem Verfahrensschritt (a) handelt es sich um bekannte Maßnahmen zur Herstellung
von gebundenen Faservliesen.
[0043] Hierbei wird mindestens ein Bindemittel in einer Menge von 0,5 bis 40 Gew.-%, vorzugsweise
15 bis 30 Gew.-%, weiter bevorzugt ungefähr 20 Gew.-% (Feststoffgehalt Bindemittel
bezogen auf das flächenförmige Fasergebilde) eingesetzt.
[0044] Das Bindemittel dient zur Verfestigung der Fasergebilde. Es kann beispielsweise durch
Sprühen, Tauchen, Imprägnieren oder Pflatschen oder durch Behandeln des Fasergebildes
mit einem Schaum angewendet werden (3, 4).
[0045] Bevorzugte Verfahren für die Behandlung bzw. Imprägnierung sind ausgewählt aus Aufsprühen,
Aufwalzen oder Tränken bzw. Imprägnieren in einem Tränkbad.
[0046] Besonders bevorzugt wird das Tränken im Foulard-Bad, insbesondere dann, wenn das
Fasergebilde Naturfasern enthält.
[0047] Für eine Beschreibung des bevorzugten Tränkungsverfahren, siehe (1), S. 375.
[0048] In einer bevorzugten Ausführungsform wird eine vernadelte Naturfasermatte in Rollenform
durch das Foulard-Tränkbad, das das oder die Bindemittel mit einem geeigneten Feststoffgehalt
und optional Zusatzstoffe enthält, gezogen und zwischen 2 Walzen auf den gewünschten
Bindemittel- und Wasseranteil abgequetscht. Danach wird die imprägnierte Rolle optional
aufgewickelt und über einen externen Trockner getrocknet (siehe Schritt (b)).
[0049] Das Aufwickeln nach dem Foulardieren erfolgt in den Ausführungsformen, in denen der
verwendete Trockner nicht direkt mit dem imprägnierten Filz beschickt werden kann.
In einer bevorzugten Ausführungsform wird nach der Imprägnierung die imprägnierte
Mattenbahn direkt in den Trockner, bevorzugt einen Siebtrommeltrockner (siehe unten),
geführt.
[0050] Der Ausgangsstoff Filz wird in Schritt (a) in bekannter Weise mit einer Bindemittellösung
- vorzugsweise mit einer wäßrigen Lösung - oder einer Bindemitteldispersion, die weitere
Zusatzstoffe enthalten kann, durchtränkt.
[0051] In
Schritt (b) des erfindungsgemäßen Verfahrens wird das behandelte flächenförmige Fasergebilde
getrocknet.
[0052] Das Trocknen der mit einem Bindemittel gemäß Verfahrensschritt (a) behandelten Fasergebilde
wird vorzugsweise bei Bedingungen durchgeführt, die nicht zur Härtung des Bindemittels
führen.
[0053] Diese Bedingungen werden bevorzugt in Abhängigkeit von der Härtungstemperatur des
Bindemittels ausgewählt, insbesondere dann wenn thermisch härtbare Bindemittel verwendet
werden.
[0054] Bei der Verwendung anderer Bindemittel oder Bindemittelsysteme werden entsprechend
andere Bedingungen ausgewählt werden.
Bei UV-härtenden Bindemitteln oder Bindemittelsystemen, die jeweils mit oder ohne
UV-Licht aushärten oder die beispielsweise erst bei sehr hoher thermischer Belastung
ohne UV-Licht aushärten.
[0055] So wird das Trocknen der mit einem Bindemittel gemäß Verfahrensschritt (a) behandelten
Fasergebilde vorzugsweise bei einer Temperatur durchgeführt, die die Härtungstemperatur
des Bindemittels nicht überschreitet, d.h. die unterhalb der Temperatur liegt, bei
der das Bindemittel vernetzt. Dadurch wird sichergestellt, dass das Bindmittel noch
nicht oder höchstens nur teilweise aushärtet.
[0056] Die Temperatur, bei der die einzelnen Bindemittel vernetzen bzw. aushärten, hängt
von der Art des verwendeten Bindemittels ab. Methoden zur Bestimmung der Vernetzungstemperatur
von Bindemitteln (oder auch als Härtungstemperatur der Bindemittel bezeichnet) sind
im Stand der Technik bekannt.
[0057] Der wasser- oder lösemittelhaltige Filz wird soweit getrocknet, dass weitestgehend
nur die Festkörperanteile im Filz zurückbleiben, d.h. dass ein Wasser- bzw. Lösemittelanteil
kleiner als 10 Gew.-% bezogen auf den imprägnierten Filz zurückbleibt. Während des
Trocknens wird bevorzugt die Härtungstemperatur (Vernetzungstemperatur) des Bindemittels
nicht überschritten, um ein vorzeitiges chemisches Aushärten zu vermeiden.
[0058] Die Härtungstemperatur des bevorzugten Bindemittels Acrodur® liegt bei 130°C bis
200°C bzw. je nach verwendetem Präparat bei 130°C bis 160°C (siehe Angaben des Herstellers).
Die Trocknung in Schritt (b) wird bei Verwendung dieses Bindemittels bevorzugt in
einem Temperaturbereich von 100 bis 130°C durchgeführt.
[0059] Die Trocknung erfolgt bevorzugt in einem Siebtrommeltrockner.
Ein bevorzugter Siebtrommeltrockner hat 4 bis 6 Trommeln, wie er beispielsweise in
(1), S. 346 beschrieben ist. Hersteller derartiger Trockner sind z. B. Fleissner GmbH
(Egelsbach, Deutschland) oder Moenus Textilmaschinen GmbH (Gera und Mönchengladbach,
Deutschland).
[0060] Schritt (b) enthält zwei (Teil)schritte (i) und (ii), die entweder alternativ oder
kombiniert durchgeführt werden.
[0061] (Teil)Schritt (i) von Schritt (b): Während des Trocknens wird das Fasergebilde erfindungsgemäß einer mechanischen Bewegung
unterzogen.
[0062] Diese mechanische Bewegung dient dazu, das Steifwerden des Fasergebildes zu verringern
und bevorzugt zu verhindern.
[0063] Diese mechanische Bewegung des Fasergebildes erfolgt bevorzugt ab einer Restfeuchte
des Fasergebildes von weniger als 20%, weiter bevorzugt weniger als 10%.
[0064] Die "Restfeuchte" wird mittels eines Standardverfahren bestimmt durch Auswiegen der
Probe/des Fasergebildes vor und nach einem Trocknungsschritt. Das Trocknen erfolgt
in einem Trockenschrank bis sich das Gewicht der Probe/des Fasergebildes nicht mehr
ändert/konstant bleibt (bis zur Gewichtskonstanz), bevorzugt bei 110°C, und unter
Bedingungen, bei denen das Bindemittel noch nicht aushärtet. Bei Harz/Bindemittelsystemen,
die bereits bei 110°C aushärten, wird eine entsprechend niedrigere Temperatur gewählt.
Das Verfahren zur Bestimmung der Restfeuchte weicht von der Bestimmung der Gleichgewichtsfeuchte
ab, das hierin auch beschrieben wird.
[0065] Die mechanische Bewegung wird bevorzugt durch Walzen bzw. die Umlenkung über mehrere
Walzen erreicht. Bevorzugt wird auch eine mäandrierende Umkehrung der Mattenbahn über
kleine Radien durchgeführt.
[0066] In einer Ausführungsform erfolgt das Trocknen durch den mehrmaligen Durchlauf durch
einen Siebtrommeltrockner mit nachgeschalteten Umlenkrollen.
Bevorzugt erfolgt das Trocknen jedoch in einem Siebtrommeltrockner mit 4 bis 6 Trommeln
(entsprechend (1), Seite 346) und nachgeschalteten Umlenkrollen. Die Anzahl der Trommeln
richtet sich nach der Durchlaufgeschwindigkeit (= Produktionsgeschwindigkeit) und
dem Flächengewicht des Filzes.
[0067] Um ein Steifwerden der Filz- oder Vliesbahn zu verhindern, wird erfindungsgemäß der
noch warme, nahezu trockene Filz bei einer Restfeuchte kleiner 20 %, vorzugsweise
weniger als 10 %, über mehrere Walzen umgelenkt, um eine mechanische Bewegung in das
System einzubringen. Dabei entsteht im Gegensatz zu einer herkömmlichen (im Stand
der Technik bekannten) Herausführung der Vliesbahn aus den eingesetzten Trocknern
ein biegsamer, beweglicher Filz.
[0068] Es ist auch möglich, den ersten weich machenden Schritt durch Umlenkung über verschiedene
Walzen auszulassen und die Bahn oder Zuschnitte davon gleich durch eine Nadelmaschine
zu führen (siehe Schritt (ii) von (b)).
[0069] Die (Teil)schritte (i) (mechanische Bewegung während des Trocknens) und (ii) (sich
an die Trocknung anschließendes Vernadeln) von Schritt (b) werden entweder alternativ
oder kombiniert durchgeführt.
[0070] (Teil)Schritt (ii) von Schritt (b): Im Anschluß an das Trocknen kann das in den vorangehenden Schritten behandelte, getrocknete,
optional mechanisch bewegte flächenförmige Fasergebilde mechanisch vernadelt werden.
[0071] Das flächenförmige Fasergebilde wird bevorzugt in
fast vollständig getrocknetem bzw. nahezu trockenem Zustand, d.h. mit Restfeuchte < 10%,
bevorzugt einer Feuchte zwischen 0 und 8 Gew.-%, verwendet.
[0072] Dieser Schritt des Vernadelns ist unmittelbar an den Trockenprozeß angeschlossen
oder wird separat durchgeführt.
[0073] Das Vernadeln erfolgt bevorzugt in einer im Stand der Technik üblichen Nadelmaschine,
bevorzugt mit beidseitiger Vernadelung.
[0074] In dieser nachfolgenden Stufe, die unmittelbar an den ersten Trockenprozeß angeschlossen
ist, aber auch separat durchgeführt werden kann, wird in diesem erfindungsgemäßen
Schritt (Schritt (ii) von (b)) die nahezu trockene Filzbahn (Restfeuchte < 10%) durch
eine handelsübliche Nadelmaschine geführt.
[0075] Anschließend erhält man in
Schritt (c) den erfindungsgemäßen Verbundstoff, der hierin unten näher charakterisiert wird.
[0076] Das erfindungsgemäße Verfahren umfaßt demgemäß bevorzugt folgende Schritte:
- (a) Behandlung eines flächenförmigen Fasergebildes mit Bindemittel,
- (b) Trocknen des behandelten flächenförmigen Fasergebildes bei Bedingungen, die nicht
zur Härtung des Bindemittels führen,
- (i) wobei während des Trocknens, bevorzugt ab einer Restfeuchte von weniger als 20%,
mechanische Bewegung erfolgt und/oder
- (ii) wobei das behandelte und getrocknete flächenförmigen Fasergebilde anschließend
an die Trocknung mechanisch vernadelt wird,
- (c) Erhalten des Verbundwerkstoffs.
[0077] Dabei werden die Schritte (i) (mechanische Bewegung während des Trocknens) und (ii)
(sich an die Trocknung anschließendes Vernadeln) von Schritt (b) entweder alternativ
oder kombiniert durchgeführt.
[0078] In einer Ausführungsform (mit alternativer Durchführung) umfaßt das erfindungsgemäße
Verfahren folgende Schritte:
- (a) Behandlung eines flächenförmigen Fasergebildes mit Bindemittel,
- (b) Trocknen des behandelten flächenförmigen Fasergebildes bei Bedingungen, die nicht
zur Härtung des Bindemittels führen,
(i) wobei während des Trocknens, bevorzugt ab einer Restfeuchte von weniger als 20%,
mechanische Bewegung erfolgt,
- (c) Erhalten des Verbundwerkstoffs.
[0079] In einer weiteren Ausführungsform (mit alternativer Durchführung) umfaßt das erfindungsgemäße
Verfahren folgende Schritte:
- (a) Behandlung eines flächenförmigen Fasergebildes mit Bindemittel,
- (b) Trocknen des behandelten flächenförmigen Fasergebildes bei Bedingungen, die nicht
zur Härtung des Bindemittels führen,
(ii) wobei das behandelte und getrocknete flächenförmigen Fasergebilde anschließend
an die Trocknung mechanisch vernadelt wird,
- (c) Erhalten des Verbundwerkstoffs.
[0080] In einer bevorzugten Ausführungsform (mit kombinierter Durchführung) umfaßt das erfindungsgemäße
Verfahren folgende Schritte:
- (a) Behandlung eines flächenförmigen Fasergebildes mit Bindemittel,
- (b) Trocknen des behandelten flächenförmigen Fasergebildes bei Bedingungen, die nicht
zur Härtung des Bindemittels führen,
- (i) wobei während des Trocknens, bevorzugt ab einer Restfeuchte von weniger als 20%,
mechanische Bewegung erfolgt,
und
- (ii) wobei das behandelte und getrocknete flächenförmigen Fasergebilde anschließend
an die Trocknung mechanisch vernadelt wird,
- (c) Erhalten des Verbundwerkstoffs.
Erfindungsgemäßer flexibler Verbundstoff
[0081] Das Produkt des erfindungsgemäßen Verfahrens ist ein Verbundstoff aus dem Fasergebilde
und Bindemittel, der gegenüber herkömmlichen Verbundstoffen vorteilhafte Eigenschaften
aufweist.
[0082] Der erfindungsgemäße Verbundstoff ist ein flexibler Verbundstoff, denn er ist ein
biegsamer, verformbarer und "weicher" Verbundstoff (Filz) mit ausreichendem Bindemittelgehalt,
bevorzugt im Bereich von 15 bis 30 Gew.-% (Feststoffgehalt Bindemittel bezogen auf
das flächenförmige Fasergebilde)). Der erfindungsgemäße Verbundstoff weist zudem nur
noch eine geringe Restfeuchte auf und kann daher ohne nennenswerte Feuchteänderung
über Monate offen gelagert werden kann. In einer Ausführungsform beträgt der Gewichtsverlust
des beharzten behandelten Filzes bei offener Lagerung und 16 bis 22 % Harz/Bindemittelgehalt
6 bis 9 Gew.-%; zur Bestimmung des Gewichtsverlustes siehe unten.
[0083] Der erfindungsgemäße Verbundstoff ist in gleicher Weise verformbar wie unbehandelte
Filze und kann in einem Heißpreßwerkzeug zu einem formstabilen Teil ausgehärtet werden.
[0084] Herkömmliche Verbundstoffe hingegen führen bei vollständiger Trocknung nach Bindemittelimprägnierung
zu harten Verbundstoffen. Harter Verbundstoff oder harte Matte bedeutet dabei, dass
der Verbundstoff/die Matte nicht ohne deutlich erkennbare Brüche auf der Oberfläche
über handelsübliche Kerne (Durchmesser ca. 15 bis 25 cm) aufgewickelt werden kann.
[0085] Ein derartiger bindemittelhaltiger Filz (erfindungsgemäßer Verbundstoff) kann daher
in bekannter Weise z.B. für die Herstellung von Automobilteilen eingesetzt werden.
[0086] Eine bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verbundstoffs, wie einer beharzten
Filzmatte, hat ein bevorzugtes Flächengewicht im Bereich von 800 bis 2.200 g/m
2. Die jeweils bevorzugten Flächengewichte richten sich nach der weiteren Verwendung.
Verwendung |
bevorzugte Flächengewichte |
Türinnenverkleidungen |
1.600 - 2.000 g/m2 |
Hutablagen |
1.800 - 2.200 g/m2 |
Dachhimmeln |
800 - 1.100 g/m2 |
Rückenlehnenschalen für Sitze |
1.700 - 2.200 g/m2 |
[0087] Weitere Parameter des erfindungsgemäßen Verbundstoffs sind bauteilbezogen, d.h. sie
bestimmen sich nach der weiteren Verwendung des Verbundstoffs. Weitere Parameter sind
Zuschnittformate, Variationen in der Vernadelungsdichte der Ausgangsmatte (führt zur
Beeinflussung das Verzugsverhalten), andere Faserkombinationen (z.B. Hanf statt Flachs).
[0088] Der erfindungsgemäße Verbundwerkstoff ist von herkömmlichen Verbundwerkstoffen unterscheidbar,
z.B. mittels mikroskopischer Betrachtung oder mittels Betrachtung durch eine Lupe,
z. B. 2- bis 4-fache lineare Vergrößerung mit einer Lupe - wie bei den beigefügten
Figuren. Die beigefügten Figuren sind im Originalmaßstab und in 2-facher Vergrößerung
(siehe auch eingezeichneten Maßstab).
[0089] Der erfindungsgemäß erhaltene, weiche, imprägnierte und getrocknete Verbundstoff/Filz
ist offen lagerfähig, wobei sich eine von den eingesetzten Fasern, dem eingesetzten
Bindemittel und der Raumfeuchte abhängige Feuchte als Gleichgewichtsfeuchte aus der
Umgebung einstellt.
[0090] Die "Gleichgewichtsfeuchte" wird durch den Gewichtsverlust beim Heißpressen bestimmt,
wobei es zu einem Aushärten des Bindemittels kommt. Der Gewichtsverlust bei dieser
Bestimmungsmethode beinhaltet zusätzlich mögliche Abspaltprodukte aus der Härtungsreaktion
(bei dem Bindemittel Acrodur® Reaktionswasser aus der Polykondensationsreaktion) und
bei höherer Temperatur verdampfbare Substanzen aus den Naturfasern, wie Wachse und
Öle.
Das Verfahren zur Bestimmung der Gleichgewichtsfeuchte weicht von der Bestimmung der
Restfeuchte ab, das hierin auch beschrieben wird.
[0091] Die Gleichgewichtsfeuchte wird bevorzugt durch den Gewichtsverlust bei Abpressen
des imprägnierten Verbundstoffes/Filzes bei 210°C / 60 sek. bestimmt und beinhaltet
damit auch verdampfende Bestandteile aus den Fasern, wie der Naturfasern, und möglicherweise
als Reaktionswasser aus dem Bindemittel austretende Bestandteile.
[0092] Für die experimentelle Bestimmung der "Gleichgewichtsfeuchte" wird die/der imprägnierte
Matte/Verbundstoff vor dem Einlegen in das heiße Presswerkzeug gewogen und anschließend
nach dem Verpressen bei 210°C, 60 sek. in noch warmem Zustand zurückgewogen. Aus der
Differenz wird der Gewichtsverlust, bezeichnet als Feuchtigkeit, in Prozent, bezogen
auf das erhaltene trockene Pressteil, berechnet.
[0093] In einer bevorzugten Ausführungsform
- Ausgangsstoff Fasergebilde: Mischung von jeweils 50 % Flachsfasern und Kenaffasern
- Ausgangsstoff Bindemittel: Acrodur®, BASF
- Festkörper-Bindemittelanteil: 20 bis 30 Gew.-%, insbesondere 25 Gew.-%
- Raumfeuchte: 40 % r.F. (relative Luftfeuchtigkeit)
- resultierende Gleichgewichtsfeuchte ungefähr 7 Gew.-%.
[0094] Durch den niedrigen Feuchtegehalt der erfindungsgemäßen Verbundstoffe ist z.B. der
Einsatz von Antischimmelmitteln, besonders bei der Verwendung von Naturfasern, nicht
notwendig.
[0095] Als Ergebnis resultiert ein "weicher", biegsamer und verformbarer Filz, ein flexibler
Verbundstoff, der geeignet ist, auch stärker verformte Teile ohne Vorbehandlungs-
oder Vorformprozesse durch Umformen in einem Heißpreßwerkzeug darzustellen, ohne dass
es zu Einrissen oder Bruchstellen kommt.
[0096] Der Fachmann würde gerade bei Verwendung von Naturfasern wie Flachs, Hanf, Kenaf,
Jute, Sisal, aber auch anderen Pflanzenfasern erwarten, dass durch den Nadelprozeß
eine weitgehende Zerstörung der Fasern eintritt, so dass die mechanischen Eigenschaften
des anschließend verpreßten Filzes gegenüber einer nicht nachbehandelten Matte deutlich
absinken.
[0097] Die Versuche der Erfinder zeigen jedoch, dass es im Gegenteil und völlig unerwartet
zu keiner Verschlechterung der mechanischen Eigenschaften kommt. Bei der 3-Punkt-Biegeprüfung
z. Bsp. nach DIN EN ISO 178 bleiben die Werte für den Elastizitätsmodul und die Biegefestigkeit
unabhängig von der Behandlung im Rahmen der üblichen Streuungen unverändert. Bei der
Schlagzähigkeit nach Charpy, DIN EN ISO 179 zeigt sich bei der Behandlung eine leicht
tendenzielle Absenkung, wobei sich die Bereiche der Presskörper/Formteile aus unbehandelten
und den erfindungsgemäß behandelten Verbundstoffen im Rahmen der Standardabweichung
(± 1 s) deutlich überlappen. Siehe Beispiel.
Auch andere Eigenschaften wie z.B. die Wasseraufnahme nach 24-stündiger Wasserlagerung,
gemessen nach DIN 52 351, der aus den erfindungsgemäßen Verbundstoffen erhaltenen
Presskörper/Formteile, weisen eher eine Verbesserung dahingehend auf, dass die Wasseraufnahme
und die Dickenquellung verringert wird. Siehe auch Beispiel.
[0098] Das Verfahren ist daher geeignet - im Gegensatz zum vergleichbaren Stand der Technik
- weiche, mit Bindemittel vorbeschichtete und trockene Filze herzustellen, aus denen
auch z.B. stärker verformte Automobilteile, wie Träger für Türverkleidungen, hergestellt
werden können.
Verwendungen des erfindungsgemäßen Verbundstoffs
[0099] Erfindungsgemäß werden die erfindungsgemäßen flexiblen Verbundstoffe als Formteile
und Formkörper verwendet, bevorzugt in der Automobilindustrie.
[0100] Typische Anwendungen der Formteile und Formkörper für die Automobilindustrie sind:
TürInnenverkleidungen, Hutablagen, Instrumententafeln, Dachhimmel usw.
[0101] Weitere Verwendungen sind beispielsweise
- Kofferschalen;
- Maschinenabdeckungen;
- Einsätze für Schränke, Schubladen, Möbelrückwände;
- Schalen und Rückenlehnen für Stühle, Bürostühle, Sessel;
- Gartenmöbel (Gartentische, Stühle, Liegen);
- als Trägerwerkstoff für Dekorpapier, Dekorstoffe und Holzfurniere.
[0102] Die Erfindung stellt weiterhin Verfahren zum Formpressen zur Verfügung. Ein solches
Verfahren umfaßt dabei:
die Verwendung eines erfindungsgemäßen Verbundstoffs
und die Erwärmung der Verbundstoffs auf eine Temperatur, die größer oder gleich der
Härtungstemperatur des Bindemittels ist.
Begriffsdefinitionen:
[0103] Die hierin verwendeten Begriffe "Faserstoff", "Vlies" bzw. "Vliesstoff", "Filz" und
"Verbundstoff" bzw. "Verbundwerkstoff" sind im Stand der Technik gebräuchliche Begriffe.
[0104] An dieser Stelle werden übliche Definitionen aufgeführt, die der Literatur entnommen
wurden, wie z.B. (5) und (1), insbesondere S. 1-3.
[0105] Ein "Faserstoff" ist ein textiler Rohstoff aus pflanzlichen, tierischen, mineralischen
oder synthetisch hergestellten Fasern, z. Bsp. Seide, Kunstseide.
[0106] "Vliesstoff" (auch kurz "Vlies") ist ein textiles Flächengebilde aus einzelnen Fasern.
Im Gegensatz dazu werden Gewebe, Gestricke und Gewirke aus Garnen hergestellt und
Membranen aus Folien. Ein "Vlies" besteht aus lose zusammen liegenden Fasern, welche
noch nicht miteinander verbunden sind. Die Festigkeit eines Vlieses beruht nur auf
der fasereigenen Haftung, kann aber durch Avivagen beeinflusst werden. Damit man das
Vlies verarbeiten und benutzen kann, muss es verfestigt werden, wofür verschiedene
Methoden angewandt werden können. Erst ein verfestigtes Vlies ist als Vliesstoff zu
bezeichnen. In der Umgangssprache wird dieser Unterschied nicht gemacht.
[0107] Ein "Filz" ist ein Stoff aus gepressten, verschlungenen, nicht gewebten, meist tierischen
Fasern. Ein "Filz" ist ein Vliesstoff aus Wolle und/oder anderen textilen Fasern.
Die gereinigte, gekämmte und bis zum Vlies aufbereitete und eventuell gefärbte Rohwolle
oder Fasern werden durch eine meist mechanische Bearbeitung (Filzen und Walken) in
einen festen Stoff gebracht. Die einzelnen Fasern sind dabei miteinander ungeordnet
verschlungen. Beim Trockenfilzen wird die trockene Wolle mit Hilfe spezieller Nadeln
in eine Form gebracht. Diese Methode ist der Vorläufer des Vernadelns mit einem Nadelbalken.
Nadelfilz wird mechanisch mit zahlreichen Nadeln mit Widerhaken hergestellt. Hierbei
sind die Widerhaken umgekehrt wie bei einer Harpune angeordnet, so dass die Fasern
in den Filz gedrückt werden und die Nadel leicht wieder herausgeht. Durch wiederholtes
Einstechen werden die Fasern miteinander verschlungen und eventuell anschließend chemisch
oder mit Wasserdampf nachbehandelt. Solche Nadelvliesstoffe lassen sich nicht nur
aus Wolle, sondern auch aus praktisch allen anderen Fasern herstellen. Nadelfilz ist
der heute übliche industriell hergestellte Filz. Außerdem ist noch das Verhaken mit
einem gepulsten Wasserstrahl oder mit einem Bindemittel möglich. Hier können auch
Fasern ohne Schuppenstruktur eingesetzt werden (z. B.: Polyamid, Polyester).
[0108] Ein "Verbundwerkstoff" ist ein Werkstoff aus zwei oder mehr verbundenen Materialien.
Der Verbundwerkstoff besitzt andere Werkstoffeigenschaften als seine einzelnen Komponenten.
Für die Eigenschaften der Verbundwerkstoffe sind stoffliche Eigenschaften und Geometrie
der Komponenten von Bedeutung. Insbesondere spielen oft Größeneffekte eine Rolle.
Die Verbindung erfolgt durch Stoff- oder Formschluss oder eine Kombination von beidem.
[0109] Die vorliegende Erfindung wird in den folgenden Figuren und Beispielen weiter verdeutlicht,
ohne jedoch darauf beschränkt zu sein. Die zitierten Referenzen sind hiermit durch
Bezugnahme vollständig aufgenommen. Anhand des gezeigten Beispiels wird deutlich gezeigt,
dass das erfindungsgemäße Verfahren zu einer flexiblen, biegsamen Harzmatte führt,
ohne dass dabei die für die Weiterverarbeitung erforderlichen mechanischen Eigenschaften
verloren gehen.
Figuren
[0110] Die beigefügten Figuren sind im Originalmaßstab (jeweils linke Abbildung) und in
2-facher Vergrößerung (jeweils rechte Abbildung), siehe eingezeichneten Maßstab.
Figur 1 zeigt die Oberfläche eines unbehandelten Nadelfilzes aus Flachs- und Kenaffasern
(Ausgangsstoff Fasergebilde), wie er beispielsweise für die Herstellung eines erfindungsgemäßen
weichen, harzgetränkten Filzes verwendet werden kann. Die Einstiche der zur Verfestigung
benutzten Nadeln sind als dunkle Löcher deutlich sichtbar. Der Nadelfilz ist weich
und biegsam.
Figur 2 zeigt die entsprechende Oberfläche eines mit einem Acrylharz (Acrodur®) durch Foulardieren
getränkten Nadelfilzes gemäß Figur 1, der anschließend in einem Trockenschrank vollständig
getrocknet wurde und durch offene Lagerung bei Raumbedingungen seine Gleichgewichtsfeuchte
wieder aufgenommen hat. Der beharzte Filz zeigt keine erkennbaren Nadeleinstiche mehr
auf. Das Produkt ist hart und nicht flexibel. Nur durch Erhöhung der Feuchtigkeit
durch Einwirkung von Wasser auf einen Feuchtigkeitsgehalt > 15 % stellt sich reversibel
eine Flexibilität ein. Das feuchte Produkt entspricht dem aktuellen Stand der Technik.
Figur 3 zeigt die Oberfläche eines mit Bindemittel getränkten Filzes, wie bei Figur 2 beschrieben,
bei dem gegen Ende der Trocknung durch mechanische Bewegung, die durch Umlenkung über
Radien erzeugt wird, eine vollständige Versteifung des trockenen Filzes verhindert
wurde (Bewegung während des Trocknens in Schritt (b)). Der Filz wurde vollständig
getrocknet und dann unter Raumbedingungen wieder auf Gleichgewichtsfeuchte äquilibriert.
Im Gegensatz zum Filz nach Figur 2 ist das Produkt biegsam und flexibel. In der Oberflächenstruktur
sind keine charakteristischen Änderungen gegenüber dem Produkt aus Figur 2 erkennbar.
Figur 4 zeigt einen getränkten Filz entsprechend Figur 3, der in einem weiteren erfindungsgemäßen
Verfahrensschritt durch eine Nadelmaschine geführt wurde (Schritt (c)), wie sie z.B.
auch zum Verfestigen von Vliesen gemäß Figur 1 (Ausgangsstoffen) verwendet wird. Im
Gegensatz zu Figur 2 und 3 sind die Einstiche der Nadeln deutlich als dunkle Punkte
erkennbar. Das gezeigte Produkt wurde unter Technikumsbedingungen foulardiert und
anschließend mit mehrmaligem Durchlauf durch einen Siebtrommeltrockner mit nachgeschalteten
Umlenkrollen vollständig getrocknet (entspricht dem Zustand von Figur 3). Die trockene
aufgerollte Filzbahn wurde unter Raumbedingungen gelagert und in einem letzten Schritt
durch eine handelsübliche Nadelmaschine mit beidseitiger Vernadelung geführt. Nach
der Behandlung ist der trockene Filz deutlich biegsamer und flexibler als ein behandelter
Filz gemäß Figur 3. Der Filz fühlt sich weich und geschmeidig an und unterscheidet
sich dadurch in den Eigenschaften sehr deutlich von einem Filz gemäß Figur 2. Gegenüber
dem Stand der Technik ist der Filz aber nicht feucht und fühlt sich auch nicht feucht
an.
Beispiel
[0111] Mehrere Zuschnitte von 300 x 300 mm aus einer Naturfasermatte wurden unter gleichen
Bedingungen in einer Harzlösung (Bindemittel) getränkt und der überschüssige Harzanteil
anschließend mit einem Laborfoulard zwischen zwei Walzen abgepresst. Die so erhaltenen
getränkten Matten wurden in einem Labortrockenschrank getrocknet und anschließend
durch offene Lagerung im Labor auf Gleichgewichtsfeuchte gebracht.
Reihe A: [Stand der Technik; ohne erfindungsgemäße Schritte (b) (i) und/oder (ii)]
[0112] Der erste Teil wurde nach dem Foulardieren vollständig getrocknet und anschließend
48 Stunden offen gelagert, um unter Raumbedingungen die Gleichgewichtsfeuchte anzunehmen.
Reihe C: [erfindungsgemäßer Schritt (b) (ii)]
[0113] Ein Teil aus Reihe A wurde nach vollständiger Trocknung und anschließender Anpassung
an Raumbedingungen in einem weiteren Schritt durch eine Nadelmaschine geführt.
Reihe B: [erfindungsgemäßer Schritt (b) (i)]
[0114] Ein weiterer Teil der getränkten Zuschnitte wurde am Ende der Trocknung mechanisch
über eine Walze mit 11 cm Durchmesser mehrfach umgelenkt, fertig getrocknet und nochmals
umgelenkt.
Reihe D: [erfindungsgemäße Schritte (b) (i) und (ii)]
[0115] Ein Teil aus Reihe B wurde nach Anpassung an Raumbedingungen in einem weiteren Schritt
durch eine Nadelmaschine geführt.
[0116] Nach einer abschließenden offenen Lagerung wurden die, wie zuvor geschildert behandelten,
beharzten Zuschnitte in einem heißen Plattenwerkzeug gepresst und die Eigenschaften
bestimmt. Tabelle 1 zeigt die Einzelwerte der Zuschnitte der Reihen A-D beim Fouladieren
und Pressen.
Eingesetzte Naturfasermatte (Ausgangsstoff):
[0117]
50 Gew.-% Flachs und 50 Gew.-% Kenaf, mechanisch vernadelt
(Ausgangs)Flächengewicht: 1476 g/m2
(Ausgangs)Feuchte: 9,9 %
Eingesetzte Harzlösung (Bindemittel):
[0118]
2,5 kg |
Acrodur®, BASF AG (Lieferzustand mit 50% Festkörpergehalt) |
2,5 kg |
Wasser |
[0119] Der Harzauftrag (Behandlung mit Bindemittel) entspricht einem Harz-Festkörpergehalt
von 25,9 Gew.-% bezogen auf die Naturfasermatte.
[0120] Die Trocknung der nassen Zuschnitte erfolgte in einem Labortrockenschrank bei 110°
C in einer einfachen Stellage nebeneinander stehend.
[0121] Zur Durchführung der Vernadelung wurde eine unbehandelte Naturfasermatte mit ausreichend
Ausstanzungen versehen, in die anschließend die vorbereiteten Proben der Reihen C
und D eingenäht wurden. Die unbehandelte Naturfasermatte diente ausschließlich als
Transporthilfe durch die Nadelmaschine.
Nadelparameter:
[0122]
Doppelnadelmaschine, 1 x von oben, 1 x von unten nadelnd (Hersteller: Fehrer)
Einstichtiefe: 1,0 mm
Einstichdichte: 40 E/cm2
Pressparameter:
[0123]
Elektrisch beheiztes Plattenwerkzeug, Temperatur oben/unten 190-200 °C
Presszeit: 3 sek.
Lüftungstakt: 60 sek.
Pressdistanz: 2,0 mm
[0124] Die Presszeit läuft dabei folgendermaßen ab:
Presse schließen, bis Pressdruck aufgebaut ist
3 sek. pressen
kurz entlüften (Pressdruck auf "0" zurücknehmen = Lüftungstakt")
Pressdruck erneut aufbauen und 60 sek. weiterpressen
Presse öffnen
Bauteil/Presskörper entnehmen.
Tabelle 1 Eigenschaften der Zuschnitte beim Foulardieren und Pressen:
|
|
Gewicht des Zuschnitts
(300x300 mm) |
Harzauftrag |
Pressen |
Nr. |
Reihe |
vorher [g] |
nach Foulardieren [g] |
(Festkörper) 1) [g] |
Gewichtsverlust 2) [%] |
1 |
A |
133 |
266 |
33,3 |
7,4 |
2 |
C |
132 |
262 |
32,5 |
7,6 |
3 |
C |
138 |
275 |
34,3 |
7,2 |
4 |
A |
136 |
273 |
34,3 |
7,3 |
5 |
A |
132 |
263 |
32,8 |
8,8 |
6 |
A |
134 |
269 |
33,8 |
6,6 |
7 |
C |
136 |
278 |
35,5 |
7,3 |
8 |
A |
136 |
274 |
34,5 |
9,3 |
9 |
C |
131 |
268 |
34,3 |
7,5 |
10 |
D |
127 |
260 |
33,3 |
8,4 |
113) |
--- |
130 |
266 |
34,0 |
|
12 |
D |
134 |
271 |
34,3 |
10,0 |
13 |
B |
130 |
277 |
36,8 |
6,8 |
14 |
B |
126 |
256 |
32,5 |
6,4 |
15 |
D |
140 |
291 |
37,8 |
10,1 |
16 |
D |
134 |
274 |
35,0 |
11,3 |
17 |
B |
134 |
274 |
35,0 |
6,6 |
18 |
B |
130 |
267 |
34,3 |
6,1 |
19 |
D |
133 |
274 |
35,3 |
11,4 |
20 |
B |
130 |
267 |
34,3 |
6,0 |
Mittelwert4) |
133 |
270 |
34,4 |
8,0 |
1) Der Festkörpergehalt der eingesetzten Harzlösung beträgt 25 Gew.-%. Aus der aufgetragenen
Harzmenge ([Gewicht nach Foulardieren] - [Gewicht vorher]) bei 25% Festkörpergehalt
wird der aufgetragene Festkörper in [g] berechnet.
2) Der Gewichtsverlust beim Pressen wurde durch Wiegen der Zuschnitte vor Einlegen in
die Presse und unmittelbar nach Entnehmen der gepressten Zuschnitte bestimmt. Der
Gewichtsverlust beinhaltet die in dem eingelegten Zuschnitt vorhandene Restfeuchte
sowie das bei der Härtungsreaktion des Harzes entstandene Reaktionswasser, sowie eventuell
weitere flüchtige Substanzen aus den Naturfasern.
3) Zuschnitt Nr. 11 wurde aufgrund eines Bearbeitungsfehlers nicht mehr weiter verfolgt.
4) Alle Zuschnitte wurden in der Reihenfolge 1 bis 20 getränkt und später auch in dieser
Reihenfolge abgepresst. Das Gewicht des Zuschnitts vorher und nach Foulardieren -
einschließlich des daraus berechneten Harzauftrags - sind unabhängig von der erst
nachher erfolgten Behandlung und zeigen die Schwankung innerhalb des Versuchs. Ebenso
zeigt der Gewichtsverlust beim Pressen die Schwankungsbreite an. Der Mittelwert dient
ausschließlich als Orientierungshilfe. |
Ergebnisse:
1. Beurteilung der Haptik und der Weichheit nach Trocknung und Behandlung (vor dem
Pressen)
[0125]
Reihe A: |
Hart, steif, "wie ein Brett". |
|
|
Reihe B: |
Zuschnitte biegsam, deutlich spürbarer Widerstand, geht wieder in Ausgangslage zurück. |
|
|
Reihe C: |
Zuschnitte biegsam, etwas steifer als Reihe B. |
|
|
Reihe D: |
Zuschnitte leicht zu biegen, Charakter wie eine unbeharzte, kräftig
vernadelte NF-Matte, geht nicht mehr in Ausgangslage zurück. |
|
|
2. Physikalische Eigenschaften
[0126] (nach dem Pressen)
mittels Prüfkörper-Serien aus den getränkten, gegebenenfalls behandelten und abgepressten
Zuschnitten (Probeplatten)
Tabelle 2
Reihe |
Dichte 1)
[g/cm3] |
s |
E-Modul 2)
[N/mm2] |
s |
Biegefestigkeit 2)
[N/mm2] |
s |
A |
0,75 |
0,05 |
3785 |
891 |
35 |
8,3 |
B |
0,80 |
0,04 |
3968 |
751 |
38 |
8,1 |
C |
0,86 |
0,05 |
4487 |
667 |
43 |
7,5 |
D |
0,89 |
0,04 |
4886 |
908 |
49 |
9,9 |
1) DIN 52 355
2) 3-Punkt-Biegeprüfung nach DIN EN ISO 178, 40 mm Stützweite (E-Modul = Elastizitätsmodul)
s Standardabweichung |
Tabelle 3
Reihe |
Dichte
[g/cm3] |
s |
Schlagzähigkeit 3)
[kJ/m2] |
s |
A |
0,93 |
0,06 |
13 |
2,4 |
B |
1,01 |
0,08 |
11 |
2,1 |
C |
1,05 |
0,09 |
13 |
2,5 |
D |
0,95 |
0,05 |
10 |
2,2 |
3) Schlagzähigkeit nach Charpy, DIN EN ISO 179
s Standardabweichung |
Tabelle 4
Reihe |
Dichte
[g/cm3] |
s |
Wasseraufnahme 5)
[%] |
s |
Dickenquellung 5)
[%] |
s |
A |
0,83 |
0,03 |
70 |
10 |
27 |
2,1 |
B |
0,79 |
0,04 |
66 |
10 |
26 |
2,6 |
C |
0,83 |
0,04 |
54 |
11 |
25 |
2,2 |
D |
0,87 |
0,05 |
53 |
9 |
20 |
1,4 |
5) gemessen nach DIN 52 351
s Standardabweichung |
Referenzen
[0127]
- (1) W. Albrecht, H. Fuchs, W. Kittelmann: Vliesstoffe. WILEY-VCH Verlag, 2000, (ISBN 3-527-29535-6)
- (2) B. Reck, J. Türk; BASF AG, Ludwigshafen, Thermisch härtbare, wäßrige Acrylatharze
- eine neue Klasse duroplastischer Bindemittel für Holz- und Naturfasern, 2nd International
Wood and Natural Fibre Composites Symposium June 28-29, 1999 in Kassel/Germany. (www.uni-kassel.de/fb15/ifw/wpc/zu_downloaden/Tagung_1999_PDF/25%20Reck.pdf)
- (3) Wuzella G.: A new composite material based on natural fibres and a thermoset - technology,
applications and properties. High Performance Structures and Materials. Ostend, Belgium,
3.-5. Mai 2006, Vortrag
- (4) Wuzella, G.: A new composite material based on natural fibres and a thermoset: technology,
applications and properties. High Performance Structures and Materials III, WIT Press,
UK Ed.: C.A. Brebbia; ISBN 1-84564-162-0, 2006, 53-62, gedruckt.
- (5) Gehard Wahrig, Hildegard Krämer, Harald Zimmermann: Brockhaus Wahrig Deutsches Wörterbuch
in 6 Bänden, F.A. Brockhaus Wiesbaden, 1981, (ISBN 3-7653-0312-7).
1. Verfahren zur Herstellung eines flexiblen Verbundwerkstoffs aus flächenförmigen Fasergebilden
und Bindemitteln, umfassend die Schritte
(a) Behandlung eines flächenförmigen Fasergebildes mit Bindemittel,
(b) Trocknen des behandelten flächenförmigen Fasergebildes bei Bedingungen, die nicht
zur Härtung des Bindemittels führen,
(i) wobei während des Trocknens, bevorzugt ab einer Restfeuchte des Fasergebildes
von weniger als 20%, mechanische Bewegung erfolgt
und/oder
(ii) wobei das behandelte und getrocknete flächenförmigen Fasergebilde anschließend
an die Trocknung mechanisch vernadelt wird,
(c) Erhalten des Verbundwerkstoffs.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, wobei das flächenförmige Fasergebilde Pflanzenfasern umfaßt
und insbesondere ein Pflanzenfaserfilz oder -vlies ist.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1 oder 2, wobei die Pflanzenfasern ausgewählt sind aus Jute-,
Sisal-, Bananen-, Kokos-, Flachs-, Hanf-, Kenaf-, Baumwollfasern und Mischungen daraus.
4. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei das flächenförmige Fasergebilde
ein Flächengewicht von 100 g/m2 bis 4000 g/m2, insbesondere von 600 g/m2 bis 1900 g/m2, aufweist.
5. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei das Bindemittel ausgewählt ist
aus thermisch härtbaren Bindemitteln.
6. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei das Bindemittel als Lösung oder
Dispersion vorliegt.
7. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei die Behandlung mit Bindemittel
in Schritt (a) mittels eines Tränkungsverfahrens erfolgt.
8. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei das Trocknen bei einer Temperatur
erfolgt, die die Härtungstemperatur des Bindemittels nicht überschreitet,
9. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 8, wobei das Trocknen bis zu einer Restfeuchte
von weniger als 20%, insbesondere weniger als 10 % erfolgt
10. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 9, wobei das Trocknen bis zu einer Restfeuchte
von weniger als 20%, insbesondere weniger als 10 % erfolgt und dann die mechanische
Bewegung erfolgt.
11. Verfahren gemäß Anspruch 10, wobei die mechanische Bewegung durch Walzen erfolgt,
insbesondere durch Umlenkung über mehrere Walzen.
12. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 11, wobei eine Trocknung auf eine Restfeuchte
< 10%, bevorzugt eine Feuchte zwischen 0 und 8 Gew.-%, erfolgt.
13. Verfahren gemäß Anspruch 12, wobei das behandelte und auf eine Restfeuchte < 10% getrocknete
flächenförmigen Fasergebilde, das bevorzugt eine Feuchte zwischen 0 und 8 Gew.-% aufweist,
anschließend an die Trocknung mechanisch vernadelt wird
14. Flexibler Verbundwerkstoff, hergestellt durch ein Verfahren gemäß einer der Ansprüche
1 bis 13.
15. Verbundstoff gemäß Anspruch 14, hergestellt aus einer Mischung von jeweils 50 % Flachsfasern
und Kenaffasern und dem Bindemittel Acrodur, bevorzugt mit einem Festkörper-Bindemittelanteil
von 15 bis 30 Gew.- %.
16. Verbundstoff gemäß Anspruch 14 oder 15, der eine Gleichgewichtsfeuchte von <10%, bevorzugt
ungefähr 7% aufweist.
17. Verbundstoff gemäß einem der Ansprüche 14 bis 16, der ein Flächengewicht von 800 g/m2 bis 2200 g/m2 aufweist.
18. Verwendung eines Verbundstoffs gemäß einem der Ansprüche 14 bis 17 als Formteil, bevorzugt
in der Automobilindustrie.
19. Verwendung gemäß Anspruch 18 zur Herstellung von Kofferschalen; Maschinenabdeckungen;
Einsätzen für Schränke, Schubladen und Möbelrückwände; Schalen und Rückenlehnen für
Stühle, Bürostühle, Sessel; Gartenmöbeln; als Trägerwerkstoff für Dekorpapier, Dekorstoffe
und Holzfurniere.
20. Verfahren zum Formpressen, umfassend
die Verwendung eines Verbundstoffs gemäß einer der Ansprüche 14 bis 17
und die Erwärmung der Verbundstoffs auf eine Temperatur, die größer oder gleich der
Härtungstemperatur des Bindemittels ist.