[0001] Die Erfindung betrifft einen Zünder für ein Geschoss mit einer primären Zündanordnung
und einer durch eine Barriere von der primären Zündanordnung getrennten sekundären
Zündanordnung, die einen Zündübertrager mit einem Übertragersprengstoff in einem Hülsenbauteil
und einen Zündverstärker aufweist.
[0002] Zünder für Artilleriegeschosse, Mörsergranaten oder direkte Geschosse tragen üblicherweise
eine primäre Zündanordnung mit einer primären Zündkette oder einem primären Zündelement
und eine sekundäre Zündanordnung mit einer sekundären Zündkette oder einem sekundären
Zündelement. Zwischen den Zündketten bzw. Zündelementen ist eine Barriere angeordnet,
durch die eine ungewollte Überzündung von der primären zur sekundären Zündkette verhindert
wird. Die Barriere kann durch eine Platte gebildet sein, die in Sicherstellung zwischen
den Zündketten angeordnet ist und zur Scharfstellung aus dem Bereich zwischen den
Zündketten ausgeschwenkt wird. Häufig ist die Barriere durch einen Detonator der primären
Zündkette gebildet, der in Sicherstellung aus einer Zündlinie ausgeschwenkt ist, so
dass ein Zündimpuls eines Initialdetonators den Detonator nicht treffen kann und ein
Zündimpuls des Detonators die zweite Zündkette nicht treffen kann.
[0003] Um ein ungewolltes Zünden innerhalb der sekundären Zündkette zu vermeiden, ist es
vorteilhaft, wenn die Zündelemente der sekundären Zündanordnung mit insensitivem Sprengstoff
versehen sind. Ein insensitiver Sprengstoff ist nach der internationalen Norm STANAG
solcher Sprengstoff, der bei Detonation eines genormten Initiators in einer Entfernung
von höchstens 15 mm Wassersäule nicht zündet. Er muss also die durch 15 mm Wassersäule
übertragene Druckwelle aushalten, ohne zu zünden. Hierdurch wird eine hohe Unempfindlichkeit
des Sprengstoffs gegen ein versehentliches Auftreffen einer Geschosskugel oder Granatsplitters
oder gegen eine benachbarte Explosion erreicht, so dass ein Munitionslager beispielsweise
einen Beschuss überstehen kann.
[0004] Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen zuverlässig zündenden Zünder
für ein Geschoss anzugeben, der eine hohe Sicherheit gegen ungewolltes Zünden aufweist.
[0005] Diese Aufgabe wird durch einen Zünder der eingangs genannten Art gelöst, bei dem
das Hülsenbauteil erfindungsgemäß eine gasdichte Abdichtung der sekundären Zündanordnung
gegen die primäre Zündanordnung bildet.
[0006] Die Erfindung geht hierbei von der Überlegung aus, dass insensitiver Sprengstoff
relativ schwer zu zünden ist. Ein Zündelement der primären Zündkette, z.B. ein Detonator,
sollte daher möglichst dicht an den zu zündenden insensitiven Sprengstoff, z.B. eines
Zündübertragers der sekundären Zündkette, gebracht werden. Dieser Forderung stehen
Detonatorsicherheitsforderungen z.B. nach der Norm AOP 20 entgegen, die zusätzlich
zur Barriere eine Abdichtung der sekundären Zündkette gegen einen Kontakt mit den
heißen Gasen, die bei der Umsetzung eines primären Zündmittels entstehen, verlangen.
So dürfen keine Fragmente, Perforierungen, Brandstellen, Schmauch, Verkohlung oder
Seng- oder Schmelzschäden an der sekundären Zündanordnung entstehen, die auch keinen
Gluthauch erfahren darf. Es muss also eine Abdichtung zwischen der primären und der
sekundären Zündanordnung vorliegen, die dann ausreichend gasdicht ist, wenn sie die
oben genannten Schäden zuverlässig verhindert. Die Barriere kann eine solche Abdichtung
in der Regel nicht liefern, da sie eine vorgesehene Überzündung erlauben soll, also
z.B. offen sein muss. Die Abdichtung muss daher durch ein zusätzliches Bauteil realisiert
werden.
[0007] Die Erfindung geht von der weiteren Überlegung aus, dass zur Bildung eines insensitiven
Zündübertragers dessen Übertragersprengstoff in ein Gehäuse gepresst und in einem
Gehäuse im Zünder gehalten werden muss. Eine beabsichtigte Überzündung muss daher
sowohl die Abdichtung als auch das Gehäuse des Zündübertragers durchdringen und dann
noch genügend Energie zur Überzündung auf den insensitiven Zündübertrager zur Verfügung
stellen. Um die Überzündung auf einen insensitiven Zündübertrager zuverlässig zu gewährleisten
sollte daher ein Energieverlust durch Abdichtung und Gehäuse möglichst gering sein.
[0008] Bildet das Gehäuse für den Übertragersprengstoff bzw. das Hülsenbauteil bereits von
sich aus eine gasdichte Abdichtung, so kann auf eine separate Abdichtung verzichtet
und der Energieverlust gegenüber zwei getrennten Bauteilen verringert werden. Hierdurch
steht mehr Energie für die Zündung des Zündübertragers zur Verfügung, der somit insensitiver
gestaltet werden kann. Durch das abdichtende Hülsenbauteil kann somit die Sicherheit
gegen eine unbeabsichtigte Zündung des Zündübertragers erhöht werden, da dieser insensitiv
gehalten werden kann.
[0009] Das Geschoss kann ein Artilleriegeschoss, eine Mörsergranate oder ein direktes Geschoss
sein, insbesondere im Kaliberbereich von 30 mm bis 70 mm. Die Barriere kann ein aus
einer Scharfstellung herausschwenkbarer Detonator oder eine plattenförmige Abschirmung
sein. Sie ist zweckmäßigerweise zusätzlich zum Hülsenbauteil vorhanden. Eine Gasdichtigkeit
liegt vor, wenn bei Zündung eines Detonators der primären Zündanordnung in Sicherstellung
keine Fragmente, Perforierungen, Brandstellen, Schmauchspuren, Verkohlung oder Seng-
oder Schmelzschäden an der sekundären Zündanordnung entstehen. Das Hülsenbauteil ist
zweckmäßigerweise einstückig gebildet. Es kann Bestandteil der gasdichten Abdichtung
sein und muss diese nicht allein übernehmen. Die Zündanordnungen können jeweils Zündketten
umfassen, wobei die primäre Zündanordnung anstelle der Zündkette nur mit einem Zündelement
versehen sein kann. Die sekundäre Zündanordnung umfasst den Zündübertrager, der zum
Zünden des Zündverstärkers vorgesehen ist. Der Zündverstärker dient zum Zünden der
Hauptladung des Geschosses.
[0010] In einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung bildet das Hülsenbauteil ein
Gehäuse für Verstärkersprengstoff des Zündverstärkers. Der Verstärkersprengstoff kann
so definiert am Übertragersprengstoff gehalten werden, ohne dass die beiden Sprengstoffe
von zwei Bauteilen gehalten werden. Es kann eine ungewünschter Abstand zwischen den
beiden Sprengstoffen vermieden werden, der z.B. durch Fertigungstoleranzen von zwei
Bauteilen entstehen könnte. Da die Überzündung durch eine Druckwelle verursacht wird,
kann der Zündübertrager bei zuverlässig nicht vorhandener oder sehr kleiner Lücke
kleiner dimensioniert werden, als wenn eine größere Lücke aus Sicherheitsgründen oder
Toleranzgründen eingerechnet werden muss. Bei einem kleinen Zündübertrager kann ein
Detonator der primären Zündeinrichtung klein bauend aus der Zündlinie bzw. dem Bereich
des Zündübertragers geschwenkt werden.
[0011] Vorteilhafterweise umgreift das Hülsenbauteil den Verstärkersprengstoff zumindest
von zwei Richtungen, insbesondere von vorne und an allen Seiten, wobei die Seiten
in Bezug zur Zünderausrichtung zu verstehen sind. Lediglich hinten - was in diesem
Zusammenhang nicht als Seite verstanden wird - kann das Hülsenbauteil zur Befüllung
offen bleiben und nach Befüllung durch einen Verschluss, z.B. eine Platte, verschlossen
und gegen Feuchtigkeit versiegelt werden.
[0012] Zweckmäßigerweise bildet das Hülsenbauteil zumindest einen Teil einer hermetischen
Kapselung des Übertragersprengstoffs und des Verstärkersprengstoffs des Zündverstärkers.
Es kann auf zusätzliche, z.B. seitliche Abdichtungen verzichtet und eine hohe Sicherheit
erreicht werden.
[0013] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung bildet das Hülsenbauteil ein Gehäuse
für die primäre Zündanordnung. Auf diese Weise kann die primäre Zündanordnung und
somit auch dessen Detonator nach außen gut geschirmt werden, so dass keine Verbrennungsgase
von der primären Zündanordnung an die sekundäre Zündanordnung gelangen.
[0014] Der Verstärkersprengstoff des Zündverstärkers kann besonders insensitiv und somit
besonders sicher ausgeführt und trotzdem zuverlässig gezündet werden, wenn der Übertragersprengstoff
andere Zündeigenschaften aufweist als der Verstärkersprengstoff des Zündverstärkers.
Durch eine einfachere Zündbarkeit des Übertragersprengstoffs kann die zuverlässige
Überzündung gewährleistet werden. Da der Zündübertrager wesentlich kleiner ist, als
der Zündverstärker, und er daher wesentlich schwerer von Granatsplittern oder dergleichen
getroffen wird, kann beim Übertragersprengstoff auf eine vollständige Insensitivität
nach STANAG verzichtet werden. Der Verstärkersprengstoff ist jedoch zweckmäßigerweise
insensitiv, insbesondere nach STANAG. Der Übertragersprengstoff ist daher vorteilhafterweise
ein anderer Stoff als der Verstärkersprengstoff des Zündverstärkers.
[0015] Es kann dennoch eine hohe Sicherheit erreicht werden, wenn der Übertragersprengstoff
zumindest insensitiv gegenüber einer Temperatur bis 200°C, da hohe Temperaturen auch
zu einem kleinen Zündübertrager durchdringen können.
[0016] In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsvariante der Erfindung bildet das Hülsenbauteil
die einzige materielle Barriere zwischen dem Übertragersprengstoff und einem scharf
gestellten Detonator der primären Zündanordnung. Es kann eine zuverlässige Überzündung
in Scharfstellung der primären Zündanordnung erreicht werden.
[0017] Der Zünder weist ein Zündergehäuse auf, welches die in ihm angeordneten Bauelemente
nach außen hin abschirmt und für Stabilität bei Abschuss und Aufprall sorgt. Eine
gute Abschirmung der sekundären Zündanordnung ohne die Verwendung zusätzlicher Bauteile
kann erreicht werden, wenn das Hülsenbauteil ein tragendes Gehäuseteil des Zündergehäuses
bildet. Es kann die Abschirmeigenschaft des Zündergehäuses zur Abschirmung der sekundären
Zündanordnung verwendet werden. Der Übertragersprengstoff kann direkt in das Hülsenbauteil
und somit direkt in das Zündergehäuse eingebracht werden.
[0018] Der Zünder ist bei Abschuss und Aufprall des Geschosses extrem hohen Beschleunigungen
unterworfen, die mechanische und ggf. elektrische Bauteile vor allem der primären
Zündanordnung möglichst schadlos überstehen sollten. Zu diesem Zweck können die Bauteile
durch eine massive Abstützplatte fest in einem Zündergehäuse gehalten sein. Eine kompakte
Anordnung kann erreicht werden, wenn das Hülsenbauteil eine Abstützplatte zum Abstützen
der primären Zündanordnung ist. Die Abstützplatte kann das festeste Glied sein, das
weiter vorne angeordnete Zünderbauteile am Zündergehäuse hält. Es kann selbst eine
Komponente des Zündergehäuses sein, das alle Elemente des Zünders umgibt, bis auf
die sekundäre Zündanordnung, die außen am tragenden Teil des Zündergehäuses angeordnet
und nur mit einer Abdeckung nach außen geschützt sein kann.
[0019] Zweckmäßigerweise bildet das Hülsenbauteil eine Bodenschraube des Zünders, wodurch
die beschriebene Sichere Lagerung mit der kompakten Bauweise verbunden werden kann.
[0020] Außerdem wird vorgeschlagen, dass das Hülsenbauteil in Richtung zur primären Zündanordnung
eine Nase ausbildet, in der insbesondere Übertagersprengstoff angeordnet ist. Durch
eine solche Ausformung, kann der Übertragersprengstoff zur primären Zündanordnung
gerückt sein, also näher an der primären Zündanordnung angeordnet sein als ohne Nase.
Eine größere Entfernung zwischen Detonator und Zündübertrager kann vermieden und eine
Absorption von Druckwellenenergie durch einen Luftraum kann gering gehalten werden.
[0021] Eine kompakte Bauweise des Zünders und eine stabile Lagerung von Baugruppen der primären
Zündanordnung kann erreicht werden, wenn die Nase in eine Ausnehmung eine Baugruppenträgers
der primären Zündanordnung eingreift. Durch den Baugruppenträger kann die stabile
Lagerung erreicht werden und durch das Eingreifen ein Abstand, der nur wenig Energie
absorbiert.
[0022] Weitere Vorteile ergeben sich aus der folgenden Zeichnungsbeschreibung. In der Zeichnung
sind Ausführungsbeispiele der Erfindung dargestellt. Die Zeichnung und die Beschreibung
enthalten zahlreiche Merkmale in Kombination, die der Fachmann zweckmäßigerweise auch
einzeln betrachten und zu sinnvollen weiteren Kombinationen zusammenfassen wird.
[0023] Es zeigen:
- Fig. 1
- einen Zünder für ein Geschoss in einer teilgeschnittenen Darstellung,
- Fig. 2
- einen vergrößerten Ausschnitt aus Fig. 1 mit einem Hülsenbauteil der sekundären Zündanordnung
und
- Fig. 3
- ein alternatives Hülsenbauteil der sekundären Zündanordnung.
[0024] Fig. 1 zeigt einen Zünder 2 für ein Geschoss mit einem Zündergehäuse 4, das in seinem
hinteren Bereich 8 teilgeschnitten dargestellt ist. Im vorderen Bereich 6 kann das
Zündergehäuse 4 beispielsweise eine Aufschlagmechanik und ggf. Elektronikbauelemente
umschließen, wohingegen im hinteren Bereich 8 eine primäre Zündanordnung 10 und dahinter
eine sekundäre Zündanordnung 12 angeordnet sind.
[0025] Die beiden Zündanordnungen 10, 12 sind in Fig. 2 vergrößert dargestellt. Die primäre
Zündanordnung 10 umfasst einen Detonator 14, der in Fig. 2 in seiner Scharfstellung
dargestellt ist. Mittels einer Mechanik 16 kann der Detonator aus einer Sicherstellung
in die Scharfstellung geschwenkt werden, wobei der Detonator 14 in der Sicherstellung
seitlich versetzt zur Mittelachse 18 des Zünders 2 angeordnet ist, so dass er nicht
in einer Flucht mit einer Öffnung 20 einer Platte 22 steht, die als Baugruppenträger
zum tragen von Baugruppen der ersten Zündanordnung 10 dient. Mittels einer Verriegelung
24, z.B. einem Doppelbolzensystem, kann die Mechanik 16 verriegelt werden, so dass
sie den Detonator 14 zuverlässig in seiner Sicherstellung hält.
[0026] Die sekundäre Zündanordnung 12 umfasst einen Zündübertrager 26 mit Übertragersprengstoff
28, der unmittelbar an Verstärkersprengstoff 30 eines Zündverstärkers 32 anliegt.
Der Übertragersprengstoff 28 ist in einem Hülsenbauteil 34 gelagert, das ihn nach
vorne hin und nach den vier Seiten umgibt und lediglich nach hinten hin zum Verstärkersprengstoff
30 geöffnet ist. Das Hülsenbauteil 34 bildet außerdem ein Gehäuse für den Verstärkersprengstoff
30, das diesen in einer Topfform mit in allen seitlich Richtungen abschirmenden Seitenwänden
36 hält. Nach hinten hin ist das Gehäuse für den Verstärkersprengstoff 30 durch einen
Deckel 38 und eine zusätzliche Versiegelung aus einem Lack verschlossen, so dass der
Übertragersprengstoff 28 und der Verstärkersprengstoff 30 hermetisch nach außen abgeschlossen
sind.
[0027] Das Zündergehäuse 4 des Zünders 2 trägt alle in ihm vorhandenen Baugruppen und ist
für die mechanische Stabilität des Zünders 2 und die mechanisch stabile Lage der Baugruppen
im Zünder 2 bei Lagerung, Abschuss, Flug und Aufprall verantwortlich. Hierzu weist
das Zündergehäuse 4 unter anderem eine Bodenplatte 40 auf, die von innen in eine weiter
vorne angeordnete Gehäusesektion eingeschraubt wird. Der größte Teil der Bodenplatte
40 wird durch eine Bodenschraube 42 gebildet, die in den umfänglichen Teil der Bodenplatte
40 eingeschraubt wird. Die Bodenschraube 42 wird durch den vorderen Plattenteil des
Hülsenbauteils 34 gebildet und stützt Baugruppen des Zünders 2 nach hinten ab. Das
Hülsenbauteil 34 bildet somit einen Teil des Zündergehäuses 4 des Zünders 2. Der Übertragersprengstoff
28 ist somit direkt in das Zündergehäuse 4 eingebracht bzw. eingepresst.
[0028] Das Hülsenbauteil 34 ist mit einer Nase 44 versehen, die in eine Ausnehmung 46 der
Platte 22 greift. In diese Ausnehmung 46 ist die Öffnung 20 in der Platte 22 eingearbeitet.
Die Nase 44 schließt nach vorne hin in einem Deckel 48 ab, der unmittelbar an die
Öffnung 20 angrenzt oder alternativ in der Öffnung 20 liegen kann. Auf diese Weise
ist das Hülsenbauteil 34 sehr nah an den Detonator 14 herangeführt, so dass wenig
Überzündenergie vom Detonator 14 auf den Zündübertrager 26 verloren geht.
[0029] Bei einem Abschuss des Zünders 2 wird die Verriegelung 24 durch die Abschussbeschleunigung
entriegelt und gibt die Mechanik 16 frei. Diese bewegt den Detonator 14 aus einer
peripheren Stellung in seine Scharfstellung, in der er in der Mittelachse 18 angeordnet
ist, wie in Fig. 2 dargestellt ist. Bei einem Aufschlag des Zünders 2 oder bei einem
durch eine Elektronik vorgegebenen Zeitpunkt wird ein nicht dargestellter Initialdetonator
gezündet, der seine Überzündenergie durch einen Kanal 50 zum Detonator 14 leitet.
Dessen konventioneller Sprengstoff zündet und zerstört mit seiner Druckwelle den Deckel
48 des Hülsenbauteils 34, so dass die Druckwelle den insensitiven Übertragersprengstoff
28 erreichen kann.
[0030] Durch einerseits die große Nähe des Übertragersprengstoffs 28 zum Detonator 14 und
andererseits die Trennung von Übertragersprengstoff 28 und Detonator 14 von nur einem
einzigen Bauteil, nämlich dem Deckel 48, geht wenig Überzündenergie verloren und der
Detonator 14 ist in der Lage, den Zündübertrager 26 zu zünden. Denkbar ist auch, dass
der Übertragersprengstoff 28 zwar kein insensitiver Sprengstoff nach STANAG ist, jedoch
auch kein konventioneller Sprengstoff, sondern durch zumindest eine Unempfindlichkeit
gegen hohe Temperaturen, z.B. bis 200°C gekennzeichnet ist.
[0031] Der gezündete Übertragersprengstoff 28 zündet nun seinerseits den nach STANAG insensitiven
Verstärkersprengstoff 30, der wiederum die Hauptladung des Geschosses zündet. Durch
die unmittelbare Anlage des Übertragersprengstoffs 28 am Verstärkersprengstoff 30,
die auch dann als vorliegend angesehen wird, wenn zwischen Übertragersprengstoff 28
und Verstärkersprengstoff 30 nur eine Schicht aus Luft oder Material, z.B. Lack, von
weniger als 300 µm vorhanden ist, geht keine oder nur wenig Überzündenergie verloren,
so dass die Energie des relativ kleinen Zündübertragers 26 ausreicht, um den insensitiven
Verstärkersprengstoff 30 zu zünden. Dessen Druckwelle sprengt den Deckel 38 und einen
Deckel 52, der zum Schutz der sekundären Zündanordnung 12 am Zündergehäuse 4 angeschraubt
ist und zündet die Hauptladung.
[0032] Wird der Zünder 2 in seiner Sicherstellung mit hoher Energie beaufschlagt, z.B. durch
hohe Temperatur durch Brandeinwirkung oder durch Aufprall einer Kugel oder eines Splitters
auf den Zünder 2, so zündet kein Sprengstoff der sekundären Zündanordnung 12, da sowohl
der Übertragersprengstoff 28 als auch der Verstärkersprengstoff 30 insensitiv nach
STANAG sind. Ist der Übertragersprengstoff 28 nur temperaturinsensitiv, so könnte
er zwar von z.B. einem auf ihm direkt auftreffenden Splitter gezündet werden, ein
solches Auftreffen wird jedoch durch die sehr geschützte Lage des Zündübertragers
26 im Hülsenbauteil 34 und in der Platte 22 mit hoher Wahrscheinlichkeit unterbunden.
Auch hierdurch ist ein hohes Maß an Sicherheit erreicht.
[0033] Weniger geschützt und zudem sensitiver sind der Sprengstoff des Detonators und des
ggf. vorhandenen Initialdetonators. Bei einem ungewollten Zünden des Detonators 14
oder des Initialdetonators darf der Zündübertrager 26 bzw. dessen Übertragersprengstoff
28 keine Beeinträchtigung erfahren. Dies wird durch die hermetische Abriegelung der
sekundären Zündkette durch das die sekundäre Zündkette umgreifende und einstückig
ausgeführte Hülsenelement 34 in Verbindung mit dem Deckel 38 erreicht.
[0034] Fig. 3 zeigt ein alternatives Hülsenelement 54 mit einem darin eingebrachten Zündübertrager
56 mit Übertragersprengstoff 58. Die nachfolgende Beschreibung beschränkt sich im
Wesentlichen auf die Unterschiede zum Ausführungsbeispiel in den Figuren 1 und 2,
auf das bezüglich gleich bleibender Merkmale und Funktionen verwiesen wird. Im Wesentlichen
gleich bleibende Bauteile sind grundsätzlich mit den gleichen Bezugszeichen beziffert
und nicht erwähnte Merkmale sind im folgenden Ausführungsbeispiel übernommen, ohne
dass sie erneut beschrieben sind.
[0035] Das Hülsenelement 54 bildet nach vorne hin durch eine seitlich umlaufende Wand 60
ein Gehäuse für die primäre Zündanordnung 10. Das Hülsenbauteil 54 bildet einen Teil
des Zündergehäuses 4 und ist mit Hilfe eines Gewindes 62 mit einer weiter vorne liegenden
Sektion des Zündergehäuses 4 verschraubbar. Ein rückwärtiges Gewinde 64 dient zum
Aufschrauben des Deckels 52. Wie beim Hülsenbauteil 34 ist der Übertragersprengstoff
58 direkt in das Hülsenbauteil 54 und damit in das Zündergehäuse 4 eingebracht, z.B.
eingepresst. Der Zündverstärker 32 kann am Hülsenelement 54 hinter dem Zündübertrager
56 befestigt werden, z.B. mit Hilfe von Schraublöchern 66. Ebenfalls denkbar ist es,
eine Seitenwand 36 an das Hülsenelement 54 anzuarbeiten, wie beim Hülsenelement 34,
insbesondere einstückig.
[0036] Durch das topfartige Umfassen der primären Zündanordnung 10 und die Verschraubung
mit der weiter vorne liegenden Sektion des Zündergehäuses 4 ist die sekundäre Zündkette
mit Zündübertrager 56 und weiter hinten liegendem Zündverstärker 32 gasdicht vom Detonator
14 getrennt.
Bezugszeichenliste
[0037]
- 2
- Zünder
- 4
- Zündergehäuse (von 2)
- 6
- Bereich (von 4)
- 8
- Bereich (von 4)
- 10
- primäre Zündanordnung (von 2)
- 12
- sekundäre Zündanordnung (von 2)
- 14
- Detonator (von 10)
- 16
- Mechanik (von 10)
- 18
- Mittelachse (von 2)
- 20
- Öffnung (von22)
- 22
- Platte (von 2)
- 24
- Verriegelung (von 10)
- 26
- Zündübertrager (von 12)
- 28
- Übertragersprengstoff (von 26)
- 30
- Verstärkersprengstoff (von 32)
- 32
- Zündverstärker (von 12)
- 34
- Hülsenbauteil (von 12)
- 36
- Seitenwand (von 34)
- 38
- Deckel (von 34)
- 40
- Bodenplatte (von 4)
- 42
- Bodenschraube (von 4)
- 44
- Nase (von 34)
- 46
- Ausnehmung (von 22)
- 48
- Deckel (von 44)
- 50
- Kanal (von 10)
- 52
- Deckel (von 2)
- 54
- Hülsenelement (von 2)
- 56
- Zündübertrager (von 12)
- 58
- Übertragersprengstoff (von 56)
- 60
- Wand (von 54)
- 62
- Gewinde (von 54)
- 64
- Gewinde (von 54)
- 66
- Schraubloch (von 54)
1. Zünder (2) für ein Geschoss mit einer primären Zündanordnung (10) und einer durch
eine Barriere von der primären Zündanordnung (10) getrennten sekundären Zündanordnung
(12), die einen Zündübertrager (26) mit einem Übertragersprengstoff (28) in einem
Hülsenbauteil (34, 54) und einen Zündverstärker (32) aufweist,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Hülsenbauteil (34, 54) eine gasdichte Abdichtung der sekundären Zündanordnung
(12) gegen die primäre Zündanordnung (10) bildet.
2. Zünder (2) nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Hülsenbauteil (34, 54) ein Gehäuse für Verstärkersprengstoff (30) des Zündverstärkers
(32) bildet.
3. Zünder (2) nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Hülsenbauteil (34, 54) zumindest einen Teil einer hermetischen Kapselung des
Übertragersprengstoffs (28) und von Verstärkersprengstoff (30) des Zündverstärkers
(32) bildet.
4. Zünder (2) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Hülsenbauteil (54) ein Gehäuse für die primäre Zündanordnung (10) bildet.
5. Zünder (2) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Übertragersprengstoff (28) andere Zündeigenschaften aufweist als ein Verstärkersprengstoff
(30) des Zündverstärkers (32).
6. Zünder (2) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Übertragersprengstoff (28) ein anderer Stoff ist als ein Verstärkersprengstoff
(30) des Zündverstärkers (32).
7. Zünder (2) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Zündverstärker (32) einen insensitiven Verstärkersprengstoff (30) aufweist.
8. Zünder (2) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Übertragersprengstoff (28) insensitiv gegenüber einer Temperatur bis 200°C ist.
9. Zünder (2) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Hülsenbauteil (34, 54) die einzige materielle Barriere zwischen dem Übertragersprengstoff
(28) und einem scharf gestellten Detonator (14) der primären Zündanordnung (10) bildet.
10. Zünder (2) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
gekennzeichnet
durch ein Zündergehäuse (4), wobei das Hülsenbauteil (34, 54) ein tragendes Gehäuseteil
des Zündergehäuses (4) bildet.
11. Zünder (2) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Hülsenbauteil (34, 54) eine Abstützplatte zum Abstützen der primären Zündanordnung
(10) ist.
12. Zünder (2) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Hülsenbauteil (34) eine Bodenschraube des Zündergehäuses (4) bildet.
13. Zünder (2) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Hülsenbauteil (34, 54) in Richtung zur primären Zündanordnung eine Nase (44)
ausbildet.
14. Zünder (2) nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Nase (44) in eine Ausnehmung (46) eine Baugruppentragers der primären Zündanordnung
(10) eingreift.