[0001] Die Erfindung betrifft einen Lenkflugkörper, welcher mit einer Sensoreinheit, mit
einer Antriebseinheit und mit einer Nutzlasteinheit ausgestattet ist.
[0002] Ein Lenkflugkörper wird typischerweise aus einer Anzahl verschiedener, vorgefertigter
Einheiten zusammengebaut. Die verschiedenen Einheiten, denen jeweils spezifische Funktionen
zugeordnet sind, werden dabei - teils von unterschiedlichen Herstellern - jeweils
als separate Rumpfabschnitte hergestellt, die erst bei der Endmontage zu dem endgültigen
Lenkflugkörper montiert werden. Als solche separate Rumpfabschnitte werden beispielsweise
die Sensor- oder Zielsucheinheit, gegebenenfalls mit Steuerelektronik, die Antriebseinheit
und die Nutzlasteinheit, die ein Wirksystem wie beispielsweise eine Sprengladung trägt,
gefertigt. Die diese Einheiten repräsentierenden Rumpfabschnitte werden bei der Endmontage
in der Regel mit geeigneten Kopplungsmitteln zusammengefügt. Bekanntermaßen können
aufgrund dieser Bauweise auch ältere Lenkflugkörper durch den Austausch einzelner
dieser Einheiten modernisiert werden.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es, einen Lenkflugkörper der eingangs genannten Art anzugeben,
der eine möglichst flexible Anpassung an momentan geforderte Einsatzbedingungen erlaubt.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch einen Lenkflugkörper mit einer Sensoreinheit,
mit einer Antriebseinheit und mit einer Nutzlasteinheit, wobei eine die Außenkontur
bildende, sich entlang einer Längsrichtung erstreckende Flugkörperhülle umfasst ist,
die zur Aufnahme der Sensoreinheit, der Antriebseinheit und der Nutzlasteinheit ausgebildet
ist, und wobei wenigstens zwei der Einheiten in Längsrichtung nebeneinander anbringbar
sind.
[0005] Die Erfindung geht in einem ersten Schritt von der Überlegung aus, dass für eine
möglichst optimale Befriedigung der an einem Lenkflugkörper gestellten Missionsanforderungen
möglichst kurzfristig ein Austausch der Sensoreinheit, der Antriebseinheit und/oder
der Nutzlasteinheit mit einer alternativen Variante möglich sein sollte.
[0006] In einem zweiten Schritt erkennt die Erfindung, dass die bisher bekannte Bauweise
eines Lenkflugkörpers, gemäß der die einzelnen Einheiten als Rumpfabschnitte gefertigt
sind, diese Möglichkeit nicht bietet. Denn die Änderung einer solchen als ein Rumpfabschnitt
gefertigten Einheit kann nur in engen Grenzen erfolgen, da sich ansonsten eine Änderung
der gesamten flugmechanischen Auslegung ergeben würde. Insbesondere würden die Masse
und der Gesamtschwerpunkt nicht mehr den ursprünglichen Auslegungsdaten entsprechen.
Durch die erforderliche Anpassung der Aerodynamik würde de facto ein neuer Lenkflugkörper
geschaffen werden müssen.
[0007] In einem dritten Schritt geht die Erfindung nun von der Überlegung aus, dass sich
eine möglichst hohe Flexibilität des Lenkflugkörpers bezüglich seiner Anpassung an
verschiedenste Einsatz-Szenarien erreichen lässt, indem sich von dem bisher üblichen
Aufbau eines Lenkflugkörpers aus einzelnen Rumpfabschnitten gelöst wird. Dies geschieht
in überraschender Weise dadurch, dass eine die Außenkontur des Lenkflugkörpers bildende,
sich entlang einer Längsrichtung erstreckende Flugkörperhülle vorgesehen ist, die
zur Aufnahme der einzelnen Einheiten ausgebildet ist. Durch diese Maßnahme wird es
nun möglich, die einzelnen Einheiten außerhalb der durch die Aerodynamik des Lenkflugkörpers
bedingten engen Regeln auszugestalten. In einem gewissen, im Inneren der Flugkörperhülle
befindlichen Ladevolumen können die einzelnen Einheiten mit sich variantenspezifisch
unterscheidenden Abmessungen und Massen zu einer Gesamtanordnung zusammengefügt werden,
ohne dass dies maßgebliche Änderungen hinsichtlich der Aerodynamik des Lenkflugkörpers
zur Folge hätte. Sind dabei wenigstens zwei der Einheiten in Längsrichtung nebeneinander
anbringbar, so kann der Gesamtschwerpunkt des Lenkflugkörpers beibehalten werden,
obschon sich die einzelnen Varianten der jeweiligen Einheit in ihrer Gesamtmasse bzw.
in ihrer Massenverteilung voneinander unterscheiden. Denn es kann beispielsweise die
Masse einer Einheit, wie beispielsweise der Nutzlasteinheit, in eine Masse einer anderen
Einheit, wie beispielsweise der Antriebseinheit, umgelagert werden. Auf diese Weise
bleibt sowohl die Gesamtmasse des Lenkflugkörpers als auch dessen Gesamtschwerpunkt
unabhängig von einem Austausch einzelner Einheiten im Wesentlichen unverändert.
[0008] Die aerodynamische Auslegung des Lenkflugkörpers bleibt somit erhalten. Gewisse Änderungen
des Flugverhaltens, bedingt durch ein geändertes Massenträgheitsmoment, können bei
Bedarf leicht durch angepasste Reglereinstellungen kompensiert werden.
[0009] Der beschriebene Lenkflugkörper weist gegenüber einem herkömmlichen Lenkflugkörper
eine erheblich höhere Modularität auf, die insbesondere durch standardisierte Schnittstellen
innerhalb des Gesamtsystems unterstützt werden kann. Mit dem angegebenen Lenkflugkörper
kann somit hochflexibel auf unterschiedliche Missionsanforderungen bzw. Einsatz-Szenarien
reagiert werden.
[0010] Der beschriebene, eine hohe Modularität aufweisende Lenkflugkörper kann insbesondere
als ein leichter und kleiner Lenkflugkörper mit einer Länge von weniger als 2 m und
mit einer Gesamtmasse von weniger als etwa 70 kg ausgelegt sein. Derartige kleine
Flugkörper sind derzeit in aller Regel auf einen eng umrissenen Einsatzzweck ausgelegt.
Änderungen in der Zuladung führen unmittelbar zu einer Neuauslegung in Bezug auf die
Aerodynamik und die Regelung. Die Missionsprofile können hinsichtlich eines möglichst
intelligenten Anfluges nicht variiert werden. Die Antriebseinheiten derartiger heutiger
Lenkflugkörper sind nur für einen mehr oder weniger direkten Angriff auf das Ziel
ausgelegt. Durch die hohe Modularität des angegebenen Lenkflugkörpers können nun beispielsweise
als Nutzlasteinheiten verschiedene Wirksysteme zum Einsatz kommen. Diese können beispielsweise
gerichtete und ungerichtete Sprengköpfe unterschiedlicher Stärke, wie auch nichtletale
Wirksysteme umfassen. Diese Wirksysteme sind naturgemäß unterschiedlich hinsichtlich
Geometrie, Masse und Schwerpunkt, so dass deren Austausch bei herkömmlichen Lenkflugkörpern
nicht möglich gewesen ist.
[0011] Darüber hinaus kann ein leichter Lenkflugkörper gegebenenfalls bei Bedarf auch manuell
gehandhabt werden und unter Ausnutzung der Geländebeschaffenheit sensor- oder GPS-gestützt
autonom ins Ziel gelenkt werden. GPS steht dabei für ein satellitengestütztes Global-Positioning-System.
Ebenfalls kann ein Missionsabbruch oder eine Missionsänderung durch den Bediener noch
während des Fluges ermöglicht werden, wenn beispielsweise mittels der Sensorik im
Lenkflugkörper ein höherwertiges Ziel entdeckt wurde oder wenn nach Abschuss erkannt
wird, dass der Angriff nicht sinnvoll ist.
[0012] In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung sind die Antriebseinheit und die
Nutzlasteinheit nebeneinander in der Flugkörperhülle anbringbar. Diese Ausgestaltung
bietet sich an, da häufig verschiedene Wirksysteme bei unterschiedlichen Einsatz-Szenarien
oder Zielen eingesetzt werden müssen. Die Wirksysteme sind dabei hinsichtlich ihrer
Geometrien und Massen zueinander verschieden. Die spezifische Anordnung der Nutzlasteinheit
neben der Antriebseinheit ermöglicht es jedoch, die verschiedenen Varianten in den
Lenkflugkörper zu integrieren, ohne dass sich dessen Gesamtschwerpunkt ändern würde.
Beispielsweise wird zur Bekämpfung eines gepanzerten Fahrzeuges ein entsprechend großer
Gefechtskopf benötigt. Nicht letale Wirkmittel hingegen sind eher kleiner und leichter.
[0013] Wird die Nutzlasteinheit demnach im Gesamtschwerpunkt angeordnet, so differiert die
Gesamtschwerpunktlage des Lenkflugkörpers nicht oder nur unwesentlich in Abhängigkeit
der Nutzlast. Auswirkungen der trotzdem vorhandenen Masseunterschiede können beispielsweise
von einem Flugregler leicht kompensiert werden.
[0014] Da die Antriebseinheit in aller Regel den überwiegenden Teil der Länge eines Lenkflugkörpers
einnimmt, wird durch die Anordnung der Nutzlasteinheit neben der Antriebseinheit zudem
die Baulänge des Lenkflugkörpers reduziert. Trotz gegenüber einem herkömmlichen Lenkflugkörper
komplexer Geometrie baut der vorliegend beschriebene Lenkflugkörper insgesamt kompakt.
[0015] Die Anordnung der Nutzlasteinheit neben der Antriebseinheit bietet zudem den Vorteil
einer ungestörten Wirkrichtung. So braucht beispielsweise eine als Nutzlast eingesetzte
Hohlladung nicht erst die eigene Sensoreinheit bzw. Sensorik durchzuschlagen, die
bei einem herkömmlichen Lenkflugkörper in Längsrichtung vor der Nutzlasteinheit angeordnet
ist. Vorliegend hingegen ist die Nutzlasteinheit quer zur Längsrichtung gegenüber
der Sensoreinheit seitlich versetzt.
[0016] Zweckmäßigerweise ist wenigstens eine der Einheiten als ein austauschbares Modul
ausgebildet. Dabei gestattet die Modulbauweise einen leichten Austausch der verschiedenen
Varianten der jeweils vorgesehenen Einheiten. Insbesondere können hierbei die verschiedenen
Varianten mit einheitlichen Schnittstellen elektrischer und/oder mechanischer Art
versehen sein, so dass sich sowohl ein leichter Einbau in den Lenkflugkörper als auch
ein leichter Austausch zweier Module ergibt. Insbesondere kann es auch vorgesehen
sein, die Module mit Schnittstellen zueinander zu versehen, so dass gegebenenfalls
auch mehrere Einheiten leicht zusammengefügt werden können.
[0017] Bevorzugterweise sind die austauschbaren Module derart ausgebildet und in der Lenkkörperhülle
derart anordenbar, dass die Lage des Gesamtschwerpunktes bei einem Modulaustausch
im Wesentlichen konstant bleibt. Beispielsweise können die einzelnen Einheiten so
ausgestaltet sein, dass eine Verschiebung gegenüber der Lenkflugkörperhülle und gegenüber
weiteren Einheiten, insbesondere in Längsrichtung, ermöglicht ist. Auch können für
verschiedene, wiederkehrende Einsatz-Szenarien die Einheiten insgesamt so gewählt
sein, dass sie sich zwar variantenspezifisch hinsichtlich ihrer Geometrie und Masse
unterscheiden, jedoch zu der jeweils benötigten Gruppe zusammengestellt eine einheitliche
Masseverteilung sowie einheitliche Masse aufweisen.
[0018] Je nach Missionsauftrag ist die Sensoreinheit bevorzugt als ein, insbesondere in
Modulbauweise gefertigter, elektrooptischer, Infrarot- Radar- oder Ladar-Suchkopf
ausgebildet. Der Suchkopf kann dabei sowohl als starrer als auch als bezüglich der
Lenkflugkörperhülle beweglicher Suchkopf ausgebildet sein. Der Lenkflugkörper ist
somit in der Lage, je nach Auswahl der entsprechenden Sensoreinheit das Ziel direkt
zu detektieren und anzufliegen oder durch Erfassung geländespezifischer Eigenschaften
einen vorgegebenen Zielanflug auszuführen. Insbesondere kann die Sensoreinheit auch
mit einer GPS-Navigation ausgestattet sein, so dass auch eine satellitengestützte
Mission ermöglicht ist.
[0019] Für einen Missionsabbruch bei Erkennen eines übergeordneten Ziels oder im Falle eines
Fehlabschusses ist die Sensoreinheit weiter vorteilhaft fernsteuerbar ausgebildet.
Durch eine derartige Fernsteuerbarkeit kann der Lenkflugkörper insbesondere durch
eine Bedienperson manuell ins Ziel geführt werden oder im Falle eines Missionsabbruchs
zurückgeholt werden.
[0020] Zur eigenen Deckung des Lenkflugkörpers ist es gegebenenfalls notwendig, während
der gesamten Mission in geringer Höhe fliegen zu können. Auch ist dies notwendig,
um beispielsweise ein zwischen Häuserschluchten verborgenes Ziel zu bekämpfen. Falls
der Lenkflugkörper über längere Zeit in geringen Höhen o-perieren soll, ist ein Antriebssystem
nötig, das während der gesamten Flugdauer Schub liefert. Um die erforderlichen Brennzeiten
zu erreichen, ist gegebenenfalls eine Auslegung des Triebwerks notwendig.
[0021] Je nach Missionsauftrag und insbesondere in Abhängigkeit von der zurückzulegenden
Flugstrecke und der gewünschten Fluggeschwindigkeit sind als verschiedene Varianten
der Antriebseinheit vorteilhafterweise ein Turbinentriebwerk, ein Feststofftriebwerk
oder ein Geltriebwerk vorgesehen. Insbesondere für einen leichten Lenkflugkörper kann
ein Mikroturbinen-Triebwerk vorgesehen sein, wie es beispielsweise aus dem Modellbau
bekannt ist. Als ein Feststofftriebwerk bietet sich insbesondere bei kleinen Flugkörperabmessungen
ein so genanntes Stirnbrenner-Triebwerk an.
[0022] Bevorzugt ist die Antriebseinheit in etwa zentral anzuordnen, da durch die Antriebseinheit
im Wesentlichen die Flugeigenschaften des Lenkflugkörpers bestimmt werden. Diese Ausgestaltung
bietet zudem die Möglichkeit, die Treibstoffreduzierung während des Fluges so auszugestalten,
dass sich hierdurch der Gesamtschwerpunkt nur unwesentlich verändert.
[0023] Wird als Antriebseinheit ein Turbinentriebwerk vorgesehen, so ist zweckmäßigerweise
ein mit dem Turbinentriebwerk verbindbares Kraftstoffmodul umfasst, wobei die Flugkörperhülle
zur schwerpunktnahen Aufnahme des Kraftstoffmoduls ausgebildet ist. Hierdurch wird
erreicht, dass durch den Verbrauch an Kraftstoff während des Fluges, der dem schwerpunktnah
angeordneten Kraftstoffmodul entnommen wird, die Aerodynamik des Lenkflugkörpers nicht
durch eine Verlagerung des Gesamtschwerpunkts beeinflusst wird.
[0024] Für einen extrem leichten Lenkflugkörper ist es zweckmäßig, die Triebwerksstruktur
des Feststofftriebwerks aus einem Faserverbundwerkstoff, insbesondere aus einem mit
Kohlefasern verstärkten Kunststoff, auszuführen. Hierdurch kann die Gesamtmasse des
Lenkflugkörpers deutlich reduziert werden. Wie bereits erwähnt, können verschiedene,
sowohl letale als auch nichtletale Nutzlasteinheiten für den Lenkflugkörper vorgesehen
sein. Als Nutzlasteinheit bietet sich insbesondere eine Hohlladungseinheit oder eine
sogenannte HPMW-Einheit an. Ist die Hohlladungs-Einheit neben der Antriebseinheit
und somit neben der Sensoreinheit angeordnet, so hat diese eine uneingeschränkte Wirkrichtung
in Längsrichtung des Lenkflugkörpers. Als Alternative kann die
High-
Power-
Micro-
Wave-Einheit eingesetzt werden, die mittels hochenergetischer Mikrowellenstrahlung
insbesondere zu einer Zerstörung von Elektronikkomponenten am Zielort eingesetzt werden
kann.
[0025] Auch die Flugkörperhülle ist bevorzugt aus einem Faserverbundwerkstoff, insbesondere
aus einem mit Kohlefaser verstärkten Kunststoff gefertigt. Hierdurch lässt sich wiederum
die Gesamtmasse des Lenkflugkörpers deutlich reduzieren. Auch dies erhöht seine Einsatzmöglichkeiten.
[0026] Durch die Wahl eines Faserverbundwerkstoffes werden die Komponenten des Lenkflugkörpers
hinsichtlich eines hohen Leistungsgewichtes optimiert. Die Reißlängen und die spezifische
Steifigkeit eines solchen Werkstoffes ist groß. Insbesondere hinsichtlich der Steifigkeit
bieten sich dabei die kohlefaserverstärkten Kunststoffe an. Im Übrigen ist ein Faserverbundwerkstoff
zu bevorzugen, da aufgrund der günstigen Formgebungseigenschaften auch komplexe Geometrien
für die Lenkflugkörperhülle zu realisieren sind. Wird auch für die Triebwerksstruktur
ein Faserverbundwerkstoff verwendet, so besitzt das Triebwerk und insgesamt der Lenkflugkörper
ein gewolltes gutmütiges Verhalten im Falle eines Brandes oder eines Beschusses. Durch
diese so genannte IM-(Insensitive-Munition) Eigenschaft werden insbesondere Kettenreaktionen
an eingelagerter Munition oder eingelagerten Waffen weitestgehend vermieden.
[0027] Dadurch, dass die einzelnen Einheiten des Lenkflugkörpers innerhalb einer Flugkörperhülle
angeordnet sind, kann diese zur Minimierung eines Rückstrahlquerschnitts für elektromagnetische
Strahlung, insbesondere hinsichtlich einer Radardetektion ausgebildet sein. Bei einem
herkömmlichen Lenkflugkörper, der aus einzelnen Rumpfabschnitten zusammengebaut ist,
kann eine solche Tarnung nicht erfolgen. Hingegen eignet sich die einheitlich ausgestaltete
Flugkörperhülle, die die äußere Hülle des Lenkflugkörpers bildet, zur Ausbildung einer
solchen Tarneigenschaft. Dies geschieht beispielsweise dadurch, dass die Flugkörperhülle
durch eine Anzahl von Facetten gebildet ist, wobei die Facetten zwar zu einer Reflektion
einer ankommenden Zielerfassungsstrahlung führen, jedoch eine Rückstrahlung in Richtung
des die Zielerfassungsstrahlung emittierenden Senders vermieden ist. Insbesondere
sind derartige Flächengeometrien zu vermeiden, wobei Flächen in einem Winkel von etwa
90° zueinander stehen. Derartige Geometrien reflektieren nach dem Prinzip eines "Katzenauges"
auftreffende Strahlung in Richtung des Senders. Zur Erhöhung der Tarneigenschaften
ist insbesondere die Antriebseinheit derart ausgestattet, dass sich diese im Wesentlichen
innerhalb der Lenkflugkörperhülle befindet.
[0028] Zur Erhöhung der Modularität und Flexibilität des Lenkflugkörpers weist die Flugkörperhülle
weiter bevorzugt einen Aufnahmeraum zur in Längsrichtung verlagerbaren Aufnahme der
Einheiten auf. Wie erwähnt, ist der Flugkörper in einer günstigen Ausgestaltung als
ein so genannter Leichtflugkörper ausgestaltet und weist eine Gesamtmasse von weniger
als 70 kg, insbesondere zwischen 50 und 60 kg, auf. Der Lenkflugkörper hat hierbei
insbesondere eine Gesamtlänge von weniger als 2 m.
[0029] Um die Flexibilität des Lenkflugkörpers hinsichtlich unterschiedlicher Einsatz-Szenarien
und Missionsaufträgen weiter zu erhöhen, ist vorteilhafterweise die Lenkflugkörperhülle
zur Befestigung von in Modulbauweise gefertigten Tragflächen ausgebildet. Durch verschiedene
Varianten der Tragflächen kann flexibel auf verschiedene Missionsaufträge reagiert
werden. Zweckmäßigerweise sind dabei die Tragflächen einziehbar ausgestaltet.
[0030] Ausführungsbeispiele der Erfindung werden anhand einer Zeichnung näher erläutert.
Dabei zeigen:
- Fig. 1
- schematisch einen Querschnitt durch einen Lenkflugkörper mit einer die Außenkontur
bildenden Flugkörperhülle,
- Fig. 2
- schematisch in teilweise transparenter Darstellung eine alternative Ausgestaltung
eines Lenkflugkörpers gemäß Fig. 1,
- Fig. 3
- eine Aufsicht auf den Lenkflugkörper gemäß Fig. 1 und
- Fig. 4
- eine Frontalansicht des Lenkflugkörpers gemäß Fig. 1.
[0031] In Fig. 1 ist schematisch in einem Querschnitt ein Lenkflugkörper 1 dargestellt,
der eine die Außenkontur bildende Flugkörperhülle 3 aufweist. Die aus einem mit Kohlefasern
verstärkten Kunststoff gefertigte Flugkörperhülle 3 erstreckt sich entlang einer Längsrichtung
4 und ist zur Aufnahme einer Sensoreinheit 5, einer Antriebseinheit 7 und einer Nutzlasteinheit
8 ausgebildet. Die einzelnen Einheiten 5,7 und 8 sind jeweils in Modulbauweise in
einsatzspezifischen Varianten gefertigt und mittels Standardschnittstellen für einen
raschen Austausch innerhalb der Flugkörperhülle 3 ausgebildet. Am Ende des Lenkflugkörpers
1 befindet sich zur Flugstabilisierung ein Leitwerk 9, welches als ein Teil der Flugkörperhülle
3 ausgebildet ist.
[0032] Die Sensoreinheit 5 befindet sich in der Spitze des Lenkflugkörpers 1 und ist als
ein Infrarot-Suchkopf ausgebildet, der beweglich gegenüber der Flugkörperhülle 3 ausgebildet
ist. Mittels eines derartigen Infrarot-Suchkopfes kann beispielsweise eine spezifische
Geländeform erkannt und daraus der Lenkflugkörper 1 auf einem gewünschten Zielanflug
gehalten werden.
[0033] Die im Inneren der Flugkörperhülle 3 in einem Aufnahmeraum 10 angeordnete Antriebseinheit
7 ist als ein Feststofftriebwerk 11, insbesondere als ein so genannter Stirnbrenner,
ausgebildet. Durch die Integration der Antriebseinheit 7 in das Innere der Flugkörperhülle
3 werden rückstrahieffiziente Flächen vermieden, die beispielsweise zu einer Erhöhung
des erkennbaren Radarquerschnitts führen. Die Flugkörperhülle 3 ist insgesamt zu einer
Minimierung eines Radarrückstrahlquerschnittes ausgelegt.
[0034] Die Antriebseinheit 7 und die Nutzlasteinheit 8 sind im Aufnahmeraum 10 bezüglich
der Längsrichtung 4 nebeneinander angeordnet. Die Nutzlasteinheit 8 ist vorliegend
beispielsweise als eine Hohlladung ausgebildet. Man erkennt die nach vorne gerichtete
freie Wirkrichtung für die Hohlladung. Gegenüber einem herkömmlichen Lenkflugkörper
muss nicht erst die Sensorik 5 durchschlagen werden.
[0035] Es wird ersichtlich, dass durch die Anordnung der Nutzlasteinheit 8 neben der Antriebseinheit
7 eine Geometrie- und Massenvariation beider Einheiten möglich ist, ohne dass sich
der Gesamtschwerpunkt S des Lenkflugkörpers 1 verändert. Beispielsweise kann die Geometrie
der Nutzlasteinheit 8 bezüglich des Gesamtschwerpunktes symmetrisch in Längsrichtung
4 verändert werden. Auch kann eine Verschiebung des Einzelschwerpunkts, beispielsweise
der Nutzlasteinheit 8, durch eine entsprechend gegengerichtete Verschiebung des Einzelschwerpunkts
der Antriebseinheit 7 kompensiert werden. Gleiches gilt auch für die Einzelmassen.
[0036] Der gezeigte Lenkflugkörper 1 weist eine gegenüber herkömmlichen Lenkflugkörpern
mit einzelnen Rumpfabschnitten eine wesentlich höhere Flexibilität hinsichtlich variantenspezifischer
Ausgestaltungen der einzelnen Einheiten auf. Der Lenkflugkörper 1 kann spezifisch
an verschiedene Einsatz-Szenarien oder Missionsaufträge durch entsprechende Auswahl
der gewünschten Varianten der Einzeleinheiten angepasst werden.
[0037] Die Sensoreinheit 5 weist weiter ein Fernsteuermodul 13 auf, welches eine benutzerspezifische
Ansteuerung des Lenkflugkörpers 1 erlaubt.
[0038] In Fig. 2 ist ein gegenüber Fig. 1 etwas abgewandelter Lenkflugkörper 1' in teilweise
transparenter Darstellung gezeigt. Gegenüber dem Lenkflugkörper 1 gemäß Fig. 1 weist
der Lenkflugkörper 1' an seiner Spitze als Sensoreinheit 5 nunmehr einen starren Suchkopf
15 auf. Beispielsweise ist dieser als ein Radar-Suchkopf ausgestaltet und dient einem
direkten Zielanflug. Anstelle des Feststofftriebwerks 11 gemäß Fig. 1 ist in den Flugkörper
1' ein Turbinentriebwerk 16 eingesetzt, welches zwei aus dem Modellbau bekannte Mikroturbinen
umfasst. Der Lenkflugkörper 1' ist damit für einen längeren Flugeinsatz mit geringer
Geschwindigkeit und in geringer Flughöhe konzipiert. Als Nutzlasteinheit 8 trägt der
Lenkflugkörper 1' eine HPMW-Einheit, die nicht letal am Zielort elektronische Komponenten
zerstören soll. Etwa in der Nähe des Gesamtschwerpunktes ist weiter ein Kraftstoffmodul
17 angebracht, welches den Kraftstoffvorrat für das Turbinentriebwerk 16 liefert.
Dadurch, dass das Kraftstoffmodul 17 etwa in der Nähe des Gesamtschwerpunkts des Lenkflugkörpers
1' angeordnet ist, verändert sich durch den Kraftstoffverbrauch während des Fluges
der Gesamtschwerpunkt des Lenkflugkörpers 1' nicht bzw. nur unwesentlich.
[0039] Die Flugkörperhüllen des Lenkflugkörpers 1 und des Lenkflugkörpers 1' sind identisch.
[0040] In Fig. 3 ist in einer Aufsicht der Lenkflugkörper 1 beispielsweise gemäß Fig. 1
gezeigt. Man erkennt nun, dass in die Flugkörperhülle 3 Tragflächen 19 zur Verbesserung
der Flugeigenschaften des Lenkflugkörpers 1 eingesetzt sind. Am Ende des Lenkflugkörpers
1 wird wiederum das Leitwerk 9 ersichtlich.
[0041] Es wird weiter erkennbar, dass die Flugkörperhülle 3 zur Minimierung eines Radarrückstrahlquerschnitts
ausgebildet ist. Hierzu ist die Flugkörperhülle 3 insgesamt mit einer komplexen Geometrie
ausgestaltet und weist im Detail einzelne Facetten 20 auf, die zwar eine Reflektion
einer ankommenden Zielerfassungsstrahlung bewirken, wobei jedoch weitgehend eine Reflektion
zurück zum Sender vermieden ist. Insbesondere sind durch diese facettenartige Ausgestaltung
Flächen vermieden, die zueinander einen Winkel von etwa 90° bilden.
[0042] Dadurch, dass die Flugkörperhülle 3 aus einem kohlefaserverstärkten Kunststoff gefertigt
ist, ist dieser extrem leicht und auch im Falle eines Brandes oder eines Beschusses
nur schwer entzündbar.
[0043] In Fig. 4 ist eine Frontalansicht des Lenkflugkörpers 1 gemäß Fig. 1 dargestellt.
Man erkennt nun, dass das Leitwerk 9 durch zwei gegeneinander geneigte Flossen gebildet
ist, die als Teil der Flugkörperhülle 3 gefertigt sind. Man erkennt weiter die Tragflächen
19 sowie die einzelnen Facetten 20 der Flugkörperhülle 3.
Bezugszeichenliste
[0044]
- 1,1'
- Lenkflugkörper
- 3
- Flugkörperhülle
- 4
- Längsrichtung
- 5
- Sensoreinheit
- 7
- Antriebseinheit
- 8
- Nutzlasteinheit
- 9
- Leitwerk
- 11
- Feststofftriebwerk
- 10
- Aufnahmeraum
- 13
- Fernsteuermodul
- 15
- Suchkopf, starr
- 16
- Turbinentriebwerk
- 17
- Kraftstoffmodul
- 19
- Tragflächen
- 20
- Facetten
- S
- Gesamtschwerpunkt
1. Lenkflugkörper (1,1') mit einer Sensoreinheit (5), mit einer Antriebseinheit (7) und
mit einer Nutzlasteinheit (8),
dadurch gekennzeichnet,
dass eine die Außenkontur bildende, sich entlang einer Längsrichtung (4) erstreckende
Flugkörperhülle (3) umfasst ist, die zur Aufnahme der Sensoreinheit (5), der Antriebseinheit
(7) und der Nutzlasteinheit (8) ausgebildet ist, wobei wenigstens zwei der Einheiten
in Längsrichtung (4) nebeneinander anbringbar sind.
2. Lenkflugkörper (1,1') nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Antriebseinheit (7) und die Nutzlasteinheit (8) nebeneinander in der Flugkörperhülle
(3) anbringbar sind.
3. Lenkflugkörper (1,1') nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Nutzlasteinheit (8) im Gesamtschwerpunkt (S) angeordnet ist.
4. Lenkflugkörper (1,1') nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass wenigstens eine der Einheiten (5, 7, 8) als ein austauschbares Modul ausgebildet
ist.
5. Lenkflugkörper (1,1') nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass die austauschbaren Module derart ausgebildet und in der Lenkkörperhülle (3) derart
anordenbar sind, dass die Lage des Gesamtschwerpunktes (S) bei einem Modulaustausch
im Wesentlichen konstant bleibt.
6. Lenkflugkörper (1,1') nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Sensoreinheit (5) als ein, insbesondere in Modulbauweise gefertigter, elektrooptischer,
Infrarot-, Radar- oder Ladar-Suchkopf ausgebildet ist.
7. Lenkflugkörper (1,1') nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Sensoreinheit (5) eine GPS-Navigation umfasst und/oder fernsteuerbar ausgebildet
ist.
8. Lenkflugkörper (1,1') nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Antriebseinheit (7) als ein, insbesondere in Modulbauweise gefertigtes, Turbinen-,
Feststoff- oder Geltriebwerk ausgebildet ist und/oder dass die Antriebseinheit (7)
in etwa zentral angeordnet ist.
9. Lenkflugkörper (1,1') nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass als Antriebseinheit (7) das Turbinentriebwerk (16) vorgesehen ist, dass ein mit dem
Turbinentriebwerk (16) verbindbares Kraftstoffmodul (17) umfasst ist, und dass die
Flugkörperhülle (3) zur schwerpunktnahen Aufnahme des Kraftstoffmoduls (17) ausgebildet
ist.
10. Lenkflugkörper (1.1') nach einem der Ansprüche 8 oder 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Triebwerksstruktur des Feststofftriebwerks (11) aus einem Faserverbundwerkstoff,
insbesondere aus einem mit Kohlefasern verstärkten Kunststoff, ausgeführt ist.
11. Lenkflugkörper (1,1') nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Nutzlasteinheit (8) als eine, insbesondere in Modulbauweise gefertigte, Hohlladungs-
oder HPMW-Einheit ausgebildet ist.
12. Lenkflugkörper (1,1') nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Flugkörperhülle (3) aus einem Faserverbundwerkstoff, insbesondere aus einem mit
Kohlefaser verstärkten Kunststoff, gefertigt ist und/oder dass die Flugkörperhülle
(3) zur Minimierung eines Rückstrahlquerschnitts für elektromagnetische Strahlung,
insbesondere hinsichtlich einer Radardetektion, ausgebildet ist.
13. Lenkflugkörper (1,1') nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Flugkörperhülle (3) einen Aufnahmeraum (10) zur in Längsrichtung verlagerbaren
Aufnahme der Einheiten (5, 7, 8) umfasst.
14. Lenkflugkörper (1,1') nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass er eine Gesamtmasse von weniger als 70 kg, insbesondere zwischen 50 und 60 kg, aufweist.
15. Lenkflugkörper (1,1') nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Lenkflugkörperhülle (3) zur Befestigung von in Modulbauweise gefertigten, insbesondere
einziehbaren, Tragflächen (19) ausgebildet ist.