[0001] Die Erfindung betrifft ein Schleppleitungssystem nach dem Oberbegriff des Anspruchs
1. Ein derartiges Schleppleitungssystem dient der Energieversorgung eines beweglichen
Verbrauchers, wie insbesondere eines Kranwagens einer Krananlage. Üblicherweise ist
von den Leitungswagen, welche die Energie führende Leitung tragen, nur ein einziger
mit einem Antrieb ausgerüstet und die anderen werden beim Auseinanderfahren des Systems
von dem angetriebenen Leitungswagen durch die Übertragung einer Zugkraft bewegt. Diese
Zugkraft wird im Normalbetrieb durch die Leitung selbst übertragen.
[0002] Um in Ausnahmesituationen, wie bei einem Auseinanderfahren des Systems mit hoher
Beschleunigung, einem Abtrieb der Leitungswagen durch starken Wind, oder dem schwergängigem
Lauf eines Leitungswagens eine übermäßige Zugbelastung der Leitung zu vermeiden, sind
die Leitungswagen durch hoch belastbare Zugseile miteinander verbunden, die kürzer
als die jeweils zwischen benachbarten Leitungswagen verlaufenden Leitungsabschnitte
sind. Überschreitet die Zugkraft einen vorbestimmten Grenzwert, dann werden die Zugseile
gespannt und übernehmen die Übertragung des Übermaßes an Zugkraft.
[0003] Die Zugseile können durch starken Seitenwind, wie er bei exponierten Einsatzorten
von Schleppleitungssystemen, beispielsweise an Krananlagen in Häfen, häufig vorkommt,
seitlich, d.h. quer zur Laufrichtung der Leitungswagen, ausgelenkt werden, wenn Sie
nicht oder nur geringfügig unter Zugspannung stehen. In einem solchermaßen ausgelenkten
Zustand können sich die Zugseile mit Bestandteilen der Tragwerkskonstruktion des Krans
oder mit Anbauten wie Arbeitsplattformen für Wartungsarbeiten verhaken und zur Blockade
eines Bewegungsablaufs oder sogar zu Beschädigungen führen. Eine solche Gefahrensituation
ist insbesondere beim Zusammenfahren des Systems gegeben, weil dann die Zugseile lose
durchhängen.
[0004] Um einer durch Wind bedingten seitlichen Auslenkung der Zugseile zu begegnen, ist
es bekannt, Verbindungen der Zugseile mit der wesentlich schwereren, steiferen und
daher weniger windempfindlichen Leitung vorzusehen. Hierbei muss aber eine solche
Verbindung einerseits eng genug sein, um bereits einer relativ geringen windbedingten
seitlichen Auslenkung eines Zugseils entgegenzuwirken, andererseits aber muss sie
lose genug sein, um dann, wenn ein Zugseil zwischen zwei Leitungswagen gespannt ist,
die im Vergleich zum Zugseil längere Leitung jedoch noch merklich durchhängt, einen
beträchtlichen Abstand zwischen der Leitung und dem Zugseil zu erlauben. Diese beiden
Anforderungen stehen im Widerspruch zueinander. Sie verlangen eine extreme Dehnungsfähigkeit
der Verbindungselemente, die man mit Gummiseilen zu erfüllen versucht hat. Die extreme
Dehnungsbeanspruchung hat jedoch eine geringe Lebensdauer hierzu eingesetzter Gummiseile
zur Folge.
[0005] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, für ein Schleppleitungssystem
eine einfache, kostengünstige und zuverlässige Lösung zur Begrenzung einer seitlichen
Auslenkung der Zugseile durch Wind zu schaffen.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Schleppleitungssystem mit den Merkmalen
des Anspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0007] Erfindungsgemäß ist mindestens ein Zugseil durch ein elastisches Kraftübertragungsmittel,
das zur Übertragung einer Zugkraft geeignet ist, mit der Leitung oder mit einem Leitungswagen
verbunden und das Kraftübertragungsmittel ist von einer Befestigung an dem Zugseil
aus über ein an der Leitung befestigtes Umlenkelement zu einer Befestigung an der
Leitung zwischen dem Umlenkelement und dem Leitungswagen oder an dem Leitungswagen
geführt. Hierdurch kann das Kraftübertragungsmittel so ausgelegt werden, dass es einerseits
bereits bei einer sehr geringen seitlichen Auslenkung des Zugseils im Fall einer Kraftbeaufschlagung
durch Wind unter Zugspannung kommt und besagter Auslenkung entgegenwirkt, und dass
andererseits seine maximale relative Dehnung, die es dann erfährt, wenn das Zugseil
beim Auseinanderfahren des Systems gespannt wird und der Abstand des Zugseils von
der Leitung maximal wird, noch in vertretbaren Grenzen bleibt. Die Erfindung ermöglicht
es also, die beiden zuvor genannten, einander widersprechenden Anforderungen zu erfüllen.
[0008] Besonders zweckmäßig ist eine Anordnung der Befestigungen des Kraftübertragungsmittels
an dem Zugseil und des Umlenkelements an der Leitung auf annähernd gleicher Höhe bei
minimal möglichem Abstand der Leitungswagen auf der Laufschiene. In diesem Fall kann
durch eine entsprechende Dimensionierung des Kraftübertragungsmittels erreicht werden,
dass dieses bei minimal möglichem Abstand der Leitungswagen, wie er beim Zusammenfahren
des Systems gegeben ist, sofort unter Zugspannung kommt, sobald das Zugseil seitlich
ausgelenkt wird, oder dass das Kraftübertragungsmittel sogar unter einer definierten
Vorspannung steht, mit der es das Zugseil an die Leitung zieht, ohne hierdurch eine
Längskraft auf das Zugseil oder die Leitung auszuüben, welche die sich durch die Schwerkraft
ergebende Schlaufenform der Leitung und/oder des Zugseils verzerren würde.
[0009] Die Entfernung des Umlenkelements vom nächstliegenden Leitungswagen sollte mindestens
ein Viertel der zwischen zwei benachbarten Leitungswagen verlaufenden Länge der Leitung
betragen, damit die Vorteile der Erfindung deutlich zum Tragen kommen.
[0010] Als Kraftübertragungsmittel eignet sich ein Gummiband oder Gummiseil, als Umlenkelement
dementsprechend eine Rolle. Eine mehrfach drehbare Lagerung des Umlenkelements vermeidet
Reibung zwischen dem Kraftübertragungsmittel und dem Umlenkelement weitgehend. Kraftschlüssige
Befestigungen des Kraftübertragungsmittels an dem Zugseil sowie des Umlenkelements
an der Leitung durch Klemmung erlauben eine rasche Installation ohne Vorbereitungsarbeiten
und eine problemlose Variation der Positionen der Befestigungspunkte im Bedarfsfall.
[0011] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der beigefügten Zeichnungen
erläutert. In diesen zeigt
- Fig. 1
- eine Seitenansicht eines Ausschnitts eines Schleppleitungssystems nach dem Stand der
Technik mit gespanntem Zugseil,
- Fig. 2
- eine Seitenansicht eines Ausschnitts eines erfindungsgemäßen Schleppleitungssystems
mit gespanntem Zugseil,
- Fig. 3
- eine Seitenansicht eines Ausschnitts eines erfindungsgemäßen Schleppleitungssystems
bei minimalem Abstand zweier benachbarter Leitungswagen und
- Fig. 4
- eine Ansicht des Ausschnitts von Fig. 3 in Laufrichtung der Leitungswagen.
[0012] Nach Fig. 1 ist bei einem Schleppleitungssystem nach dem Stand der Technik zwischen
der Leitung 1 und einem vorzugsweise aus Stahl bestehenden Zugseil 2, welches einen
Leitungswagen 3 mit einem in dem gezeigten Ausschnitt des Schleppleitungssystems nicht
sichtbaren, rechtsseitig benachbarten Leitungswagen verbindet, ein elastisches Windfangseil
4 aus Gummi angebracht. Das Windfangseil 4 verläuft von einer Befestigung 5 an dem
Zugseil 2 zu einer Befestigung 6 an der Leitung 1. Fig. 1 zeigt den gespannten Zustand
des Zugseils 2, wie er beim Auseinanderfahren des Systems auftreten kann. Die Leitung
1 weist demgegenüber noch einen deutlichen Durchhang auf, was systembedingt ist, da
die Leitung 1 nur mit einer begrenzten Zugspannung beaufschlagt werden und das Zugseil
2 als begrenzendes Element wirken soll. Die Laufschiene, auf der die Leitungswagen
laufen, ist in den Figuren nicht dargestellt.
[0013] Die Aufgabe des Windfangseils 4 besteht darin, bei einer Entspannung des Zugseils
2, insbesondere bei maximalem Durchhang desselben, der dann auftritt, wenn sich die
Leitungswagen 3 beim Zusammenfahren des Systems direkt berühren, eine seitliche Auslenkung
des Zugseils 2 senkrecht zur Ansichtsebene von Fig. 1 infolge einer Beaufschlagung
mit Seitenwind zu verhindern bzw. zumindest zu beschränken. Dies bedeutet, dass das
Windfangseil 4 bei einer solchen seitlichen Auslenkung des Zugseils 2 sofort unter
Zugspannung kommen muss. Es muss daher sehr kurz sein, was für die in Fig. 1 gezeigte
Stellung wiederum bedeutet, dass das Windfangseil 4 dort extrem stark, d.h. zu über
100% gedehnt ist, was unter dem Gesichtspunkt der Lebensdauer höchst unerwünscht ist.
Insofern ist diese Art der Realisierung einer Windfangfunktion für das Zugseil 2 nach
dem Stand der Technik verbesserungsbedürftig.
[0014] Ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Lösung in derselben Ansicht wie Fig.
1 zeigt Fig. 2. Identische Elemente sind dort mit denselben Bezugszahlen wie in Fig.
1 versehen. Wie in Fig. 2 zu erkennen ist, befindet sich die Befestigung 6 des Windfangseils
4 jetzt an dem Leitungswagen 3, wobei dasselbe Bauteil wie für das Zugseil 2 jetzt
auch für das Windfangseil 4 Verwendung findet, so dass kein zusätzliches Befestigungsbauteil
benötigt wird. Das Windfangseil 4 ist ausgehend von seiner Befestigung 5 an dem Zugseil
2 über ein an der Leitung 1 befestigtes Umlenkelement in Form einer Rolle 7 geführt
und verläuft von dort aus ungefähr parallel zu der Leitung 1, jedoch gespannt und
nicht durchhängend, zu dem Leitungswagen 3. Die Rolle 7 ist mittels einer Klemme 8
an der Leitung 1 befestigt.
[0015] Das Windfangseil 4 ist wesentlich länger als bei dem Stand der Technik nach Fig.
1, weshalb seine relative Dehnung in der in Fig. 2 gezeigten Stellung, in der es maximal
gedehnt ist, wesentlich geringer ist, nämlich nur noch in der Größenordnung von 25%
liegt. Die Belastung des Materials ist daher wesentlich geringer, was eine wesentlich
höhere Lebensdauer erwarten lässt.
[0016] Fig. 3 zeigt einen Ausschnitt des erfindungsgemäßen Schleppleitungssystems in einer
Stellung, in welcher der Leitungswagen 3 den minimal möglichen Abstand von dem in
den Figuren 1 und 2 nicht sichtbaren, rechtsseitig benachbarten Leitungswagen 13 hat,
d.h. diesen direkt berührt. Die Ansichtsebene ist dieselbe wie in den Figuren 1 und
2. Sowohl die Leitung 1, als auch das Zugseil 2 bilden nach unten hängende Schlaufen
maximaler Länge. Wie zu erkennen ist, liegen in dieser Situation die Rolle 7 und die
Befestigung 5 des Windfangseils 4 an dem Zugseil 2 annähernd auf gleicher Höhe. Das
Windfangseil 4 verläuft von dem Leitungswagen 3 aus etwa parallel zu der Leitung 1
und zu dem Zugseil 2 und ist in dieser Ansicht nicht sichtbar.
[0017] Das Windfangseil 4 kann in dieser Stellung entspannt sein, ist dann jedoch in der
Länge so bemessen, dass es bei einer seitlichen Auslenkung des Zugseils 2 senkrecht
zur Ansichtsebene von Fig. 3 sofort unter Zugspannung kommt. Es kann aber auch bereits
geringfügig vorgespannt sein, so dass es das Zugseil 2 zu der Leitung 1 hinzieht.
Durch die Lage der Befestigung 5 und der Rolle 7 auf annähernd gleicher Höhe kann
keine Verzerrung der Schlaufenform entstehen.
[0018] Fig. 4 ist eine Ansicht des Ausschnitts von Fig. 3 in Laufrichtung der Leitungswagen
3 und 13 gesehen, wobei das Zugseil 2 in zwei verschiedenen Stellungen dargestellt
ist, nämlich in einer ersten, in der es senkrecht nach unten hängt, und in einer zweiten,
in der es infolge einer Kraftbeaufschlagung durch Seitenwind nach rechts ausgelenkt
ist. In der ersten Stellung ist das Windfangseil 4 aufgrund seines Verlaufs parallel
zu der Leitung 1 und zu dem Zugseil 2 wie in Fig. 3 nicht sichtbar. In der zweiten
Stellung ist jedoch ein Abschnitt des Windfangseils 4, der in Richtung der Auslenkung
des Zugseils 2 verläuft, sichtbar. Zu Fig. 4 ist anzumerken, dass der Verlauf des
durch Wind ausgelenkten Zugseils 2 nur schematisch geradlinig dargestellt ist und
tatsächlich gekrümmt sein kann. Ferner kann die Leitung 1 anstatt des einzigen in
Fig. 4 beispielhaft gezeigten Stranges auch mehrere Stränge nebeneinander umfassen.
[0019] Wie aus Fig. 4 ersichtlich ist, muss das Windfangseil 4 bei einer seitlichen Auslenkung
des entspannten Zugseils 2 in eine andere Richtung umgelenkt werden als in der in
Fig. 2 gezeigten Stellung mit gespanntem Zugseil 2, wobei diese beiden Richtungen
nahezu in einem rechten Winkel zueinander stehen. Daher ist die Rolle 7 nicht nur
um ihre eigene Achse drehbar, sondern diese Achse ist selbst an der Klemme 8 drehbar
gelagert, so dass sie sich an die situationsabhängige Umlenkrichtung anpassen und
eine Stellung mit möglichst geringer Reibung einnehmen kann.
[0020] Aus dem vorausgehend beschriebenen Ausführungsbeispiel ergeben sich für den Fachmann
Abwandlungsmöglichkeiten der Erfindung. So kann insbesondere das Zugseil 2 auch als
eine aus einzelnen Gliedern zusammengesetzte Zugkette ausgebildet sein, oder das Ende
des Windfangseils 4 kann auch an der Leitung 1 anstelle des Leitungswagens 3 befestigt
sein, und zwar in dem Bereich zwischen der Umlenkrolle 7 und dem Leitungswagen 3,
vorzugsweise nahe bei letzterem. Solche und vergleichbare Modifikationen liegen im
fachmännischen Ermessen und sollen vom Schutz der Ansprüche umfasst sein.
1. Schleppleitungssystem mit mehreren an einer Laufschiene geführten Leitungswagen (3,
13), mindestens einer über die Leitungswagen (3, 13) geführten Leitung (1) und jeweils
zwischen benachbarten Leitungswagen (3, 13) verlaufenden Zugseilen (2), deren Länge
jeweils kürzer ist als diejenige eines zwischen benachbarten Leitungswagen (3, 13)
verlaufenden Abschnitts der Leitung (1), dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein Zugseil (2) durch ein elastisches Kraftübertragungsmittel (4), das
zur Übertragung einer Zugkraft geeignet ist, mit der Leitung (1) oder mit einem Leitungswagen
(3) verbunden ist, und dass das Kraftübertragungsmittel (4) von einer Befestigung
(5) an dem Zugseil (2) aus über ein an der Leitung (1) befestigtes Umlenkelement (7)
zu einer Befestigung (6) an der Leitung (1) zwischen dem Umlenkelement (7) und dem
Leitungswagen (3) oder an dem Leitungswagen (3) geführt ist.
2. Schleppleitungssystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Kraftübertragungsmittel (4) so bemessen ist, dass bei minimal möglichem Abstand
benachbarter Leitungswagen (3, 13) auf der Laufschiene eine Auslenkung des Zugseils
(2) aus seiner Ruhelage quer zur Laufrichtung der Leitungswagen (3, 13) eine Zugkraft
in dem Kraftübertragungsmittel (4) verursacht.
3. Schleppleitungssystem nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass bei minimal möglichem Abstand benachbarter Leitungswagen (3, 13) auf der Laufschiene
die Befestigung (5) des Kraftübertragungsmittels an dem Zugseil und das Umlenkelement
(7) an der Leitung (1) auf annähernd gleicher Höhe liegen.
4. Schleppleitungssystem nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Entfernung des Umlenkelements (7) vom nächstliegenden Leitungswagen (3) mindestens
ein Viertel der zwischen zwei benachbarten Leitungswagen (3, 13) verlaufenden Länge
der Leitung (1) beträgt.
5. Schleppleitungssystem nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Kraftübertragungsmittel (4) ein Gummiseil oder Gummiband ist.
6. Schleppleitungssystem nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Umlenkelement (7) eine Rolle ist.
7. Schleppleitungssystem nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Umlenkelement (7) um mehrere Achsen drehbar gelagert an der Leitung (1) befestigt
ist.
8. Schleppleitungssystem nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Umlenkelement (7) an der Leitung (1) durch Klemmung befestigt ist.
9. Schleppleitungssystem nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Kraftübertragungsmittel (4) an dem Zugseil (2) durch Klemmung befestigt ist.