[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen Gasturbinenaxialverdichter gemäß den Merkmalen
des Oberbegriffs des Anspruchs 1.
[0002] Im Einzelnen bezieht sich die Erfindung auf einen Axialverdichter einer Gasturbine
mit einem Gehäuse und einer Nabe, welche einen Ringkanal bilden, in welchem zumindest
ein Stator und ein Rotor angeordnet sind. Der Stator umfasst, wie üblich, eine Reihe
von Statorschaufeln, während der Rotor, wie üblich, jeweils eine Reihe von Rotorschaufeln
umfasst.
[0003] Axialverdichter bestehen aus ein oder mehreren Verdichterstufen, die aus einem Rotor
4 und einem Stator 2 bestehen, darüber hinaus kann der Verdichter vor der ersten Stufe
noch ein sogenanntes Vorleitrad 1 aufweisen (Fig. 1).
[0004] Die Statoren 2 zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht mit der Verdichterwelle
6 verbunden sind und somit nicht rotieren, während die Rotoren 4 mit der Verdichterwelle
6 verbunden sind und daher rotieren. Dies bedeutet, dass sich rotierende und stehende
Schaufelreihen in einem Verdichter abwechseln, und es muss eine geeignete Befestigung
der Statoren 2 erfolgen. Dazu gibt es im Stand der Technik zwei Möglichkeiten:
- 1. Stator 2 mit einem Nabenspalt 10, bei dem die Rotorwelle 6 unter dem Stator 2 weiterläuft
(Fig. 2).
Bei dieser Anordnung ist der Stator 2 lediglich mit dem Verdichtergehäuse 7 verbunden.
- 2. Stator 2 mit einem Deckband 11, bei dem der Stator 2 an der Nabe 5 mit einem Ring,
dem sogenannten Deckband 11 verbunden ist.
[0005] Dieses Deckband 11 erstreckt sich über die gesamte axiale Länge des Stators 2 von
der Vorderkante bis zur Hinterkante und sogar über beide Kanten hinaus. Das Deckband
11 selbst hängt frei über der darunter liegenden Rotorwelle 6. Diese Anordnung führt
dazu, dass zwischen Rotor 4 und Statornabe 5 ein Axialspalt vor und hinter dem Stator
2 entsteht. Dieser Spalt führt zu Strömungsleckage, die durch Dichtungen 12 gegenüber
der Rotorwelle 6 vermindert wird (Fig. 3).
[0006] In zahlreichen Verdichtern sind einige der Statorschaufelreihen verstellbar ausgeführt.
Die beiden oben genannten Befestigungsarten sind auch für solche Verstellstatoren
Stand der Technik, siehe Fig. 4 und 5, verwendbar. Um die Drehbarkeit der Verstellstatoren
zu gewährleisten, sind die Statoren 2 mit Drehspindeln 14 im Gehäuse (Fig. 4) bzw.
im Gehäuse und im Nabendeckband aufgehängt (Fig. 5). Die Spindeln 14 sind mit Tellern
mit der Schaufel verbunden. Sie können dabei entweder an der Statorvorderkante angeordnet
werden - dann entsteht lediglich hinter der Spindel 14 ein radialer Spalt zwischen
dem Schaufelende und der Gehäusewand bzw. dem Nabendeckband - oder sie können so angeordnet
werden, dass sowohl vor als auch hinter der Spindel 14 ein Radialspalt entsteht.
[0007] Beim Stand der Technik treten die in Fig. 6 gezeigten nachteiligen Effekte auf:
- Stator mit Nabenspalt (Fig. 2): Durch den Nabenspalt entsteht eine starke Spaltströmung
18, die zu großen Verlusten und Störungen in der Verdichterströmung führt (Fig. 8a).
- Stator mit Nabendeckband 11 (Fig. 3): Die Konstruktion mit Nabendeckband 11 ist mechanisch
aufwändig, schwer und teuer. Es entsteht eine starke Querkanalströmung 19 auf dem
stehenden Nabendeckband 11 von der Stator-Druck- zur - Saugseite. Die Querkanalströmung
19 tendiert dazu, auf die Schaufelsaugseite zu fließen. Das führt zu Strömungsablösung
auf der Schaufel und damit zu großen Verlusten. Die Leckageströmung 20 durch den Axialspalt,
der sich vor und hinter dem Deckband 11 befindet, wird durch einen großen Druckgradienten
zwischen der Stator-Vorder- und -Hinterkante angetrieben und kann dadurch groß werden
und große Verluste erzeugen, da er mit der Hauptströmung interagiert (Fig. 8b).
- Beim Verstellstator mit Nabendeckband 11 kombinieren sich die Phänomene aus Fig. 8a
und 8b, was zu noch größeren Verlusten führt (Fig. 8c).
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Gasturbinenaxialverdichter der eingangs
genannten Art zu schaffen, welcher bei einfachem Aufbau und kostengünstiger Herstellbarkeit
einen erhöhten Wirkungsgrad aufweist und die Nachteile des Standes der Technik vermeidet.
[0009] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch die Merkmalkombination des Anspruchs 1 gelöst,
die Unteransprüche zeigen weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung.
[0010] Erfindungsgemäß ist somit vorgesehen, dass der Stator am jeweiligen freien Ende der
Statorschaufeln ein Deckband umfasst. Dieses Deckband erstreckt sich jedoch nicht
über die gesamte axiale Länge der Statorschaufeln, sondern nur über einen Teilbereich.
Dabei ist es erfindungsgemäß möglich, das Deckband in einem mittleren Bereich der
Statorschaufeln, mittig zu diesen oder in Strömungsrichtung am Einströmbereich des
Stators oder am Abströmbereich, vorzusehen.
[0011] Der erfindungsgemäße Stator weist somit über einen Teilbereich seiner axialen Länge
ein Deckband auf, welches bevorzugterweise mittels einer üblichen Dichtung (Lippendichtung
oder Ähnlichem) abgedichtet ist, um Leckageströmungen zu unterbinden oder zu verringern.
[0012] Weiterhin ist erfindungsgemäß vorgesehen, dass ein weiterer axialer Teilbereich des
Stators angrenzend an eine Rotornabe oder Rotorplattform ausgebildet ist. Hier entsteht
ein radialer Nabenspalt zwischen Rotornabe und Statorschaufel. Die Rotornabe oder
Rotorplattform kann bevorzugterweise in Form einer Verlängerung oder eines Ansatzes
einer Rotorscheibe ausgebildet sein.
[0013] Die axiale Länge des Deckbandes und die axiale Länge der Rotorplattform oder der
Rotornabe (axiale Länge des Nabenspaltes) können sich zu der Gesamtaxiallänge des
Stators bzw. der Statorschaufel addieren. Es ist jedoch auch möglich, lediglich Teilmengen
der gesamten Länge in der beschriebenen Weise abzudichten und auszubilden.
[0014] Der mit einem Nabenspalt versehene axiale Teilbereich des Stators kann einseitig
in Strömungsrichtung vor oder hinter dem mit dem Deckband versehenen Bereich angeordnet
sein. Es ist jedoch auch möglich, bei einem mittigen Deckband den Nabenspalt-Bereich
mit der Rotornabe oder der Rotorplattform sowohl vor als auch hinter dem Deckband
anzuordnen. Insofern sind erfindungsgemäß vielfältige Abwandlungen und Variationen
möglich.
[0015] Im Folgenden wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen in Verbindung mit
den Figuren beschrieben. Dabei zeigt:
- Fig. 1:
- eine allgemeine Ansicht eines aus dem Stand der Technik bekannten Gasturbinenaxialverdichters,
- Fig. 2:
- eine vergrößerte Detailansicht (schematisch) gemäß dem Stand der Technik, bei welcher
der Stator mit einem Nabenspalt angeordnet ist,
- Fig. 3:
- eine vergrößerte Detailansicht (schematisch) gemäß dem Stand der Technik, bei welcher
der Stator mit einem Nabendeckband angeordnet ist,
- Fig. 4:
- eine schematische Darstellung eines Verstellstators mit Nabenband gemäß dem Stand
der Technik,
- Fig. 5:
- eine schematische Darstellung eines Verstellstators mit Nabenband gemäß dem Stand
der Technik,
- Fig. 6:
- eine schematische Darstellung eines Verstellstators mit Nabendeckband gemäß dem Stand
der Technik,
- Fig. 7:
- eine schematische Darstellung eines Verstellstators mit Nabendeckband gemäß dem Stand
der Technik,
- Fig. 8:
- eine schematische Darstellung der Strömungsphänomene beim Stand der Technik,
- Fig. 9:
- eine schematische Darstellung, analog den Fig. 4-7, eines ersten erfindungsgemäßen
Ausführungsbeispiels eines Stators mit Teildeckband,
- Fig. 10:
- eine schematische Darstellung, analog Fig. 9, eines weiteren Ausführungsbeispiels
eines Stators mit Teildeckband,
- Fig. 11:
- eine schematische Darstellung, analog Fig. 9 und 10, eines weiteren Ausführungsbeispiels
eines Verstellstators mit Teildeckband,
- Fig. 12:
- eine schematische Darstellung, analog Fig. 9 und 10, eines weiteren Ausführungsbeispiels
eines Verstellstators mit Teildeckband, und
- Fig. 13:
- eine schematische Darstellung, analog Fig. 8, der Strömungsphänomene bei erfindungsgemäßen
Ausgestaltungen.
[0016] Die Fig. 9-12 zeigen erfindungsgemäße Ausführungsbeispiele für einen Stator 2 bzw.
einen Verstellstator 2 mit Teildeckband 21. Die Erfindung sieht somit vor, dass die
Rotorplattform 23 des stromab und/oder des stromauf befindlichen Rotors 4 unter den
Stator 2 verlängert wird, so dass sich unter dem Stator 2 ein rotierender Nabenkörper
befindet. Der rotierende Nabenkörper (Rotorplattform 23) unter der Statorschaufel
ist jedoch nicht wie beim Stator 2 mit Vollspalt durchgehend bis zum nächsten Rotor
4, sondern überdeckt lediglich einen Teil des Stators 2. Gleichzeitig hat der Stator
2 jedoch weiterhin ein Deckband 11. Der Nabenspalt 10 befindet sich entweder vor und
hinter oder nur hinter dem Teildeckband 21, das zwischen den beiden rotierenden Rotornabenkörpern
(Rotorplattform 23) hängt. Der Axialspalt zwischen dem rotierenden Nabenkörper und
dem Teildeckband 21 befindet sich unter der Statorschaufel.
[0017] Bei Verstellstatoren (Fig. 9-12) ist in dem Teildeckband 21 der Fußpunkt, d.h. die
Aufnahme der Spindelachse untergebracht, wie es auch bei einem Volldeckband der Fall
ist.
[0018] Physikalisch hat die erfindungsgemäße Anordnung folgenden Effekt, der in Fig. 13
dargestellt ist:
Die Querkanalströmung 19 ist schwächer als bei Volldeckband, die Spaltströmung 18
ist schwächer als bei Vollspalt, die Querkanalströmung 19 kann nicht auf die Saugseite
gelangen und dort zu Ablösungen und Verlusten führen, da dies durch den Teilspalt
22 verhindert wird. Da der Axialspalt nicht vor und hinter dem Stator 2 liegt, sondern
näher beieinander, ist die statische Druckdifferenz, die für die Leckageströmung 20
verantwortlich ist, wesentlich geringer. Die Leckageströmung 20 ist um ca. 40% geringer
als bei Volldeckband, d.h., die durch sie erzeugten Verluste und Erwärmung der Strömung
sind 40% kleiner.
Die erfindungsgemäße Konstruktion mit Teildeckband ist wesentlich leichter als die
Konstruktion mit Deckband. Dies bringt eine Gewichtseinsparung und eine Kosteneinsparung.
Desweiteren sind die aerodynamischen Eigenschaften des Teildeckbandes besser, als
die des Standes der Technik, wie im Vergleich der Fig. 6 und 13 beschrieben wurde.
Das bedeutet geringere Verluste in der Strömung und damit einen gesteigerten Verdichterwirkungsgrad.
Bezugszeichenliste
[0019]
- 1
- Vorleitrad
- 2
- Stator
- 3
- Gehäuse
- 4
- Rotor
- 5
- Nabe
- 6
- Verdichterwelle/Rotorwelle
- 7
- Verdichtergehäuse
- 8
- Rotornabe
- 9
- Rotorscheibe
- 10
- Nabenspalt
- 11
- Deckband
- 12
- Dichtlippe
- 13
- Teilspalt
- 14
- Spindel
- 15
- Spindelfuß
- 16
- Drehrichtung
- 17
- Spaltwirbel
- 18
- Spaltströmung
- 19
- Querkanalströmung
- 20
- Leckageströmung
- 21
- Teildeckband
- 22
- Teilspalt
- 23
- Rotorplattform
- 24
- Verstellarm
- 25
- Spaltwirbelbahn
1. Gasturbinenaxialverdichter mit einem Gehäuse (3) und einer drehbaren Welle (5), welche
einen Ringkanal bilden, in welchem zumindest ein Stator (2) und ein Rotor (4) angeordnet
ist, dadurch gekennzeichnet, dass an einem freien Ende von Statorschaufeln des Stators (2) ein Deckband (21) angeordnet
ist, welches sich über einen Teil der axialen Länge des Stators (2) erstreckt und
dass ein weiterer Teil der axialen Länge des Stators (2), an welchem kein Deckband
(21) angeordnet ist, radial angrenzend an eine von einer Rotornabe (8) gebildete Rotorplattform
(28) angeordnet ist.
2. Gasturbinenaxialverdichter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Rotorplattform (28) einseitig zu dem Deckband (21) des Stators (2) angeordnet
ist.
3. Gasturbinenaxialverdichter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Rotorplattform (28) beidseitig zu dem Deckband (21) des Stators (2) angeordnet
ist.
4. Gasturbinenaxialverdichter nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Deckband (21) mittels einer Dichtung (12) abgedichtet ist.
5. Gasturbinenaxialverdichter nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Stator (2) als Verstellstator ausgebildet ist.
6. Gasturbinenaxialverdichter nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass ein Spindelfuß (15) des Verstellstators (2) das Deckband (21) lagert.
7. Gasturbinenaxialverdichter nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Rotorplattform (28) an einer Rotorscheibe (9) ausgebildet ist.
8. Gasturbinenaxialverdichter nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Dichtung (12) an einer Rotorscheibe (9) ausgebildet ist.