[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft Aufsatzspannbacken für eine Spannvorrichtung zum
Einspannen von Werkstücken nach Patentanspruch 1.
[0002] In der CNC-Bearbeitung von Werkstücken müssen oft Spanneinrichtungen eingesetzt werden,
mit denen eine Vielzahl an möglichen Formen und Grössen von Werkstücken einspann-
und bearbeitbar sind. Die Anforderungen an solche Spanneinrichtungen sind deshalb
derart, dass sie einerseits eine möglichst gute Zugänglichkeit für die Bearbeitungswerkzeuge
gewähren sollen, andererseits aber auch eine sehr stabile und sichere Einspannung
garantieren müssen. Diese beiden Forderungen stehen oft in einem gewissen Widerspruch,
weil nur wenig Spannfläche für die Einspannung des zu bearbeitenden Werkstückes zur
Verfügung steht, die Haltekräfte aber gross sein müssen und bleibende Verformungen,
verursacht durch die Spanneinrichtung selber, nach Möglichkeit vermieden werden sollen.
[0003] Um eine möglichst grosse Vielfalt an Werkstücken bearbeiten zu können, werden deshalb
oft Spanneinrichtungen mit auswechselbaren Aufsatzspannbacken eingesetzt. Ein Beispiel
für derartige Spanneinrichtungen sind die Zentrumsspanner der Firma Hemo Werkzeugbau,
ersichtlich aus dem Verkaufsprospekt ZS/d3/4000/06/06 der Hemo Werkzeugbau. Die auswechselbaren
Aufsatzspannbacken ermöglichen die Anpassung an verschiedene Werkstücke und Werkstückgrössen,
beispielsweise mittels verschiedener Backenhöhen, Backenhärten, Backenriffelungen
etc.
[0004] Eine weitere Möglichkeit zum sicheren und möglichst platzsparenden Einspannen von
Werkstücken ist in der
EP-1 071 542 beschrieben. Diese Schrift zeigt ein Spannsystem und - Verfahren zum Spannen von
Werkstücken. Dabei werden in einem vorbereitenden Arbeitsgang an den Werkstücken Verformungen
angebracht, die lediglich als Kupplungselemente beim Spannen mit einer entsprechenden
Spannvorrichtung dienen, sonst aber keine Funktion haben. Anschliessend werden die
Werkstücke dann mit Spannbacken, die zum reibschlüssigen Halten Anlageflächen und
zur formschlüssigen Positionierung und Lagesicherung zu den Verformungen komplementäre
Formschlusselemente aufweisen, gemischt reib- und formschlüssig gespannt. Dieses Verfahren
ermöglicht zwar eine sehr stabile und sichere Halterung der Werkstücke über eine relativ
kleine Kontaktfläche, es hat aber den Nachteil, dass zur Anbringung der Verformungen
ein zeitaufwändiger separater erster Bearbeitungsschritt notwendig ist. Zudem erfordert
die Beseitigung der Verformungen, falls dies am Schluss der Bearbeitung notwendig
oder gewünscht ist, nochmals einen Bearbeitungsschritt. Das Verfahren ist ausserdem
auch nur für die erste Aufspannung geeignet.
[0005] Es ist deshalb die Aufgabe der Erfindung, eine verbesserte Lösung vorzuschlagen.
[0006] Die Aufgabe wird durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0007] Die Lösung besteht darin, dass die Spannwirkung der Spannbacken einer Spannvorrichtung
mit einer im Nahbereich der Spannflächen wirksam werdenden Spannschraube nach dem
Einspannen des zu bearbeitenden Werkstückes in der Spannvorrichtung noch verstärkt
wird.
[0008] Ausgangspunkt ist dabei die Überlegung, dass bei gängigen Spannvorrichtungen die
Spannachse, über die die Spannkraft übertragen wird, doch relativ weit entfernt von
den Spannflächen liegt, zwischen denen das Werkstück tatsächlich eingespannt und gehalten
ist. Somit können selbst relativ hohe Kräfte in der Spannachse am Zielort, nämlich
zwischen den Spannflächen, nur noch teilweise wirksam werden.
[0009] Dieser Lösungsansatz wird zwar bereits in einer früheren Patentanmeldung Nr.
CH-2002/0916/02 verfolgt, allerdings ist die dort präsentierte Lösung, die eine zusätzliche Krafteinleitung
mittels einer Kraftübersetzung vorsieht, sehr aufwendig und teuer.
[0010] Mittels einer einfachen Spannschraube, die wegen der guten Zugänglichkeit der Aufsatzspannbacken
auch nach dem Einspannen des Werkstückes noch mit Leichtigkeit einsetz- und spannbar
ist, können die wirksamen Spannkräfte und damit die Festigkeit und Stabilität des
Spannsitzes wesentlich erhöht werden.
[0011] Weitere Verbesserungen sind möglich, wenn die Spannflächen der Aufsatzspannbacken
noch zusätzlich mit "Mikrozähnen" versehen werden, um neben dem Kraftschluss auch
noch einen Formschluss für die Einspannung zu erzielen. Wegen der Kleinheit dieser
Mikrozähne bleiben die Eindruckmarken gering und sind deshalb oft auch nicht störend.
[0012] Im weiteren wird eine mögliche Ausführungsform der Erfindung anhand von Zeichnungen
beschrieben. Dabei zeigt die
- Fig. 1
- eine Spannvorrichtung mit Aufsatzspannbacken in einer räumlichen Ansicht,
- Fig. 2
- ein Detail einer Aufsatzspannbacke, und
- Fig. 3
- eine Spannvorrichtung gemäss Fig. 1 in einer Seitenansicht.
[0013] Die Fig. 1 zeigt eine Spannvorrichtung 1 mit Aufsatzspannbacken 2a,2b in einer räumlichen
Ansicht. Die Aufsatzspannbacken 2a,2b sitzen dabei auf Auflagern 3a,3b, die ihrerseits
mittels eines Spanntriebes 4 relativ zueinander in einer Spannrichtung S verschieblich
sind. Dabei spielt es keine Rolle, ob beide oder nur eine der Aufsatzspannbacken den
Spannhub ausführt. Die Aufsatzspannbacken 2a,2b sind auswechselbar, beispielsweise
mittels Schraubverbindungen, auf den Auflagern 3a,3b befestigbar. Die Befestigung
erfolgt hier über Schrauben in Ausnehmungen 5. Zusätzlich können, je nach Bedarf,
auch noch Distanzstücke 6 vorgesehen sein. Ein Werkstück (nicht dargestellt) kann
somit zur Bearbeitung zwischen der ersten Aufsatzspannbacke 2a und der gegenüberliegenden
zweiten Aufsatzspannbacke 2b eingespannt werden. Diese Einspannung erfolgt über den
Spanntrieb 4.
[0014] Jede der beiden Aufsatzspannbacken 2a, 2b hat eine Werkstückauflage 7, die ihrerseits
in der Fig. 2 (Detail A) noch detaillierter dargestellt ist. Hier besteht die Werkstückauflage
7 aus einer Auflagefläche 8 und einer Spannfläche 9. Das Werkstück wird auf die Auflagefläche
8 aufgelegt und es wird beim Einspannvorgang von den planparallelen Spannflächen 9
zusammengepresst und gehalten.
[0015] Die erste Aufsatzspannbacke 2a hat angrenzend an die Werkstückauflage 7 ein erstes
Loch 10a zur Aufnahme einer Spannschraube 11. Die zweite Aufsatzspannbacke 2b hat
angrenzend an die Werkstückauflage 7 ein zweites Loch 10b zur Aufnahme der Spannschraube
11. Die erste Aufsatzspannbacke 2a ist mit der zweiten Aufsatzspannbacke 2b über das
erste und das zweite Loch 10a,10b in Spannrichtung S mit der Spannschraube 11 verbindbar.
Mittels der Spannschraube 11 ist somit die erste Aufsatzspannbacke 2a mit der zweiten
Aufsatzspannbacke zusätzlich verspannbar. Zusätzlich verspannbar heisst, dass neben
der Spannwirkung, die durch den Spanntrieb 4 aufgebracht wird, über die Spannschraube
11 eine weitere, im Nahbereich der Einspannung wirksam werdende Spannkraft aufgebracht
werden kann. Der Begriff "angrenzend" ist somit in diesem Sinne zu verstehen.
[0016] Für die Spannschraube 11 wie auch für die Löcher 10a,10b sind verschiedene Ausführungen
möglich. So ist es möglich, dass die Spannschraube (wie gezeigt) eine gewöhnliche
Innensechskantschraube ist, während das erste Loch 10a ein passendes Innengewinde
aufweist und das zweite Loch 10b lediglich ein Durchgangsloch ist.
[0017] Die Fig. 2 zeigt ein Detail A einer Werkstückauflage 7 der Aufsatzspannbacke 2a,
insbesondere im Bereich der Spannfläche 9. Die Spannfläche 9 kann dabei mit sogenannten
"Mikrozähnen" 12 versehen sein. Diese dienen der formschlüssigen Halterung des Werkstückes
in der Spannvorrichtung 1. Der Begriff "Mikrozähne" wird hier in einer allgemeinen
Form verwendet, da er eine Vielzahl von möglichen konkreten Ausformungen beinhalten
kann. Im vorliegenden Beispiel sind es vorstehende, längliche, prismatische Gebilde,
deren Zahnhöhe den Erfordernissen des Werkstückmateriales angepasst werden. Um die
Haltefestigkeit in der Einspannung zu verstärken, wobei je nach Bearbeitungsvorgang
Kräften in verschiedenen Richtungen und in verschiedenen Grössen entgegengewirkt werden
muss, können die Mikrozähne 12 wie dargestellt in verschiedene Richtungen angeordnet
sein. Sie können also auch abwechslungsweise in horizontaler und vertikaler Richtung
angeordnet sein. Andere Anordnungen und Muster sind natürlich ebenfalls möglich.
[0018] Die Fig. 3 zeigt schliesslich noch die Spannvorrichtung gemäss Fig. 1 in einer Seitenansicht.
Daraus ist auch ersichtlich, dass in der gezeigten Konstruktion eine gute Zugänglichkeit
zu der Spannschraube 11 besteht.
[0019] Insgesamt ermöglichen die erfindungsgemässen Aufsatzspannbacken 2a,2b somit eine
sehr einfach zu handhabende und mit sehr zuverlässiger Wirkung verbundene Verbesserung
bei Spannvorrichtungen.
[0020] Weiterhin ist für den Fachmann aus den Figuren 1 und 3 unschwer erkennbar, dass das
dargestellte Ausführungsbeispiel der Spannvorrichtung 1 - wegen des symmetrischen
Aufbaus des Spanntriebs 4 - eine Zentrumsspannvorrichtung ist. Die Anwendungen der
Erfindung beschränken sich aber nicht auf Zentrumsspannvorrichtungen.
Bezugszeichenliste:
[0021]
- 1
- Spannvorrichtung
- 2a,2b
- erster und zweiter Aufsatzspannbacken
- 3a,3b
- Auflager
- 4
- Spanntrieb
- 5
- Ausnehmungen
- 6
- Distanzstück
- 7
- Werkstückauflage
- 8
- Auflagefläche
- 9
- Spannfläche
- 10a,10b
- erstes und zweites Loch
- 11
- Spannschraube
- 12
- Mikrozähne
- S
- Spannrichtung
1. Aufsatzspannbacken (2a,2b) für eine Spannvorrichtung (1) zum Einspannen von Werkstücken,
wobei das Werkstück zwischen einer ersten und einer zweiten gegenüberliegenden Aufsatzspannbacke
(2a,2b) gehalten ist und die Aufsatzspannbacken (2a,2b) auswechselbar auf Auflagern
(3a,3b) der Spannvorrichtung (1) befestigbar sind, und wobei die Auflager (3a,3b)
in einer Spannrichtung (S) relativ zueinander verschieblich sind,
dadurch gekennzeichnet, dass
- die erste Aufsatzspannbacke (2a) angrenzend an eine Werkstückauflage (7) ein erstes
Loch (10a) für eine Spannschraube (11) aufweist,
- die zweite Aufsatzspannbacke (2b) angrenzend an eine Werkstückauflage (7) ein zweites
Loch (10b) für die Spannschraube (11) aufweist,
- die erste Aufsatzspannbacke (2a) mit der zweiten Aufsatzspannbacke (2b) über das
erste und das zweite Loch (10a,10b) in Spannrichtung (S) mit der Spannschraube (11)
verbindbar sind, und
- die erste und die zweite Aufsatzspannbacke (2a,2b) mittels der Spannschraube (11)
spannbar sind.
2. Aufsatzspannbacken (2a,2b) nach Patentanspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass die Werkstückauflagen (7) an einer Spannfläche (9) Mikrozähne (12) zur formschlüssigen
Halterung des Werkstückes in der Spannvorrichtung (1) aufweisen.
3. Aufsatzspannbacken (2a,2b) nach Patentanspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, dass die Mikrozähne (12) eine längliche, prismatische Form haben.
4. Aufsatzspannbacken (2a,2b) nach Patentanspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, dass in verschiedene Richtungen angeordnete Mikrozähne (12) vorhanden sind.
5. Aufsatzspannbacken (2a,2b) nach Patentanspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, dass die Mikrozähne (12) abwechslungsweise in horizontaler und vertikaler Richtung angeordnet
sind.
6. Aufsatzspannbacken (2a,2b) nach einem der Patentansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Spannvorrichtung (1) eine Zentrumsspannvorrichtung ist.