[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine selbsthaftende Unterlagenfolie für den Offsetdruck.
[0002] Im Offsetdruck werden sowohl auf dem Plattenzylinder als auch auf dem Gummidrucktuchzylinder
kalibrierte Unterlagebögen mit und ohne Kleber eingesetzt. Diese dienen dazu, die
Umfanglänge der Zylinder der Drucklänge anzupassen. Dies ist nötig, da die Zylinder
abhängig vom Druckmaschinenhersteller einen unterschiedlich tiefen Einstich haben
und die eingesetzten Druck- und Lackierplatten und Gummidrucktücher unterschiedlich
dick sind. Hierzu ist es notwendig, verschieden dicke Papier- oder Kartonbögen oder
Unterlagefolien einzusetzen, die diese Unterschiede ausgleichen.
[0003] Sowohl bei den kalibrierten Papier- und Kartonbögen als auch bei den Unterlagenfolien
existieren Ausführungen mit und ohne selbstklebende Ausrüstung. Bei automatischem
Platteneinzug kommen nur selbstklebende Unterlagefolien zum Einsatz.
[0004] Selbstklebende Folien haben den Vorteil, dass sie leichter zu montieren sind, da
sie nicht verrutschen können. Nachteilig an den selbstklebenden Unterlagefolien ist
jedoch, dass der Wechsel zeitaufwendiger ist, da gegebenenfalls Kleberrückstände von
der Zylinderoberfläche entfernt werden müssen. Hierbei ist zu bedenken, dass beispielsweise
im Rollenoffset für den Zeitungsdruck durchaus 64 oder auch 128 Druckwerke eingesetzt
werden.
[0005] Es besteht daher weiterhin ein Bedarf nach verbesserten Unterlagematerialien, die
die genannten Nachteile des Standes der Technik überwinden.
[0006] Gelöst wird die Aufgabe durch eine Unterlagenfolie für den Offsetdruck umfassend
mindestens eine selbsthaftende Polymerfolie, wobei die Unterlagenfolie eine Dicke
von 0,04 bis 2,10 mm aufweist.
[0007] Statt einer selbstklebenden Ausrüstung der kalibrierten Unterlagefolie werden solche
eingesetzt, die selbsthaftende Eigenschaften aufweisen. Diese weisen aufgrund ihrer
spezifischen, zumindest einseitig weichen Oberfläche gute Haftwerte gegenüber den
glatten Zylinderoberflächen auf. Der sogenannte "Glasplatteneffekt" verhindert ein
Verschieben auch bei hoher Druckgeschwindigkeit und höheren Temperaturen, bei denen
selbstklebende Folien teilweise ihre Scherfestigkeit verlieren.
[0008] Da es sich erfindungsgemäß um ein kleberloses System handelt, können auch keine Rückstände
auf den Zylinder verbleiben. Dies erspart eine zeitaufwendige Reinigung und beschleunigt
damit den Wechsel der Unterlagen.
[0009] Gute selbsthaftende Eigenschaften können beispielsweise mit einem 180° Abzugstest
mit einer Abzugsgeschwindigkeit von 300 mm/min erreicht werden. Hierbei liegen besonders
geeignete Werte für die selbsthaftende Folie im Bereich von 3 bis 8 N/25 mm.
[0010] Geeignete Materialen für die Herstellung von selbsthaftenden Polymerfolien sind dem
Fachmann grundsätzlich bekannt. Besonders geeignete Materialien werden ausgewählt
aus der Gruppe Weich-PVC, Polyurethan, Polyethylen, Polypropylen, Ethylvinylacetat
und Mischungen hiervon.
[0011] In einer Ausführungsform kann die selbsthaftende Schicht mit einer nichthaftenden
Folie kombiniert werden. Die nichthaftende Kunststofffolie verhindert das Verkleben
mit der darüber liegenden Offsetplatte.
[0012] Geeignete Materialien für die nichthaftende Kunststofffolie sind Polyethylen-Terephthalat,
Polyurethan, PVC, Polyethylen, Polypropylen und Mischungen hiervon.
[0013] In einer bevorzugten Ausführungsform kann die nichthaftende Kunststofffolie eine
Rückseitenmattierung aufweisen. Bei Rollen-Offset-Maschinen wird diese unter dem Gummituch
platziert und verhindert das Rutschen des Tuches auf der sonst glatten Folienrückseite.
[0014] In einer weiteren Ausführungsform ist die selbsthaftende Polymerfolie mit einem Gummidrucktuch
laminiert. Es entsteht so ein selbsthaftendes Gummidrucktuch, das in besonders einfacher
und komfortabler Weise montiert werden kann.
[0015] Die Erfindung wird durch die nachfolgenden Beispiele näher erläutert.
Beispiel 1
[0016] Es wurde ein Mehrschichtfilm bestehend aus 120 µm dicken Weich-PVC-Folie (selbsthaftend)
und einer 80 µm dicken PE/HDPE-Folie hergestellt.
[0017] Die Folie wird mit der selbsthaftenden Weich-PVC-Folienseite auf einen Offsetdruckzylinder
blasenfrei aufgezogen. Der Umfang des Zylinders erhöht sich dadurch um 400 µm x 3,14
= 1,256 mm.
Beispiel 2
[0018] Es wurde ein Mehrschichtfilm aus einer 120 µm dicken Weich-PVC-Folie und einer 25
µm starken Ethylen-Vinylacetat-Schicht auf eine 125 µm Polyesterfolie mit einem 25
µm dicken Permanentkleber auflaminiert. Die Ethylen-Vinylacetat-Schicht ist selbsthaftend
und kann auf einen Offsetgummidruckzylinder blasenfrei aufgezogen werden. Der Durchmesser
des Zylinders erhöht sich dadurch um 590µm, der Umfang um 1,85 mm.
Messung der Selbsthaftung
[0019] Ein Probenkörper mit einer Größe von 25 x 500 mm des Materials wurde auf eine Stahlblech-Oberfläche
aufgelegt und gemäß FINA-Methode mit einer Anpressrolle mit 1 bar Druck angepresst.
Die Messung findet bei 20°C. 65% rel. Luftfeuchtigkeit nach einer Wartezeit von 20
min. statt. Dabei wird die Prüffolie in einem 180° Winkel mit einem Fortschritt von
300 mm/min. abgezogen.
Beispiel 3
[0020] Eine selbsthaftende 150 µm dicke Weich-PVC-Folie wird einseitig mittels eines Zweikomponentenklebers
permanent mit der Gewebeseite eines Gummidrucktuches verbunden. Das so entstandene
selbsthaftende Gummidrucktuch kann sowohl herkömmlich auf dem Gummidruckzylinder platziert
werden als auch durch ringförmiges Zusammenfügen als Sleeve auf den Gummidruckzylinder
aufgezogen werden.
Beispiel 4
[0021] Ein Mehrschichtfilm bestehend aus einer 150 µm PU-Folie und einer 25 µm Ethylen-Vinylacetat-Schicht
wird auf der Rückseite mit einer 125 µm dicken Polyesterfolie mittels eines Permanentklebers
laminiert. Die Polyesterfolienrückseite wird mittels Rakelauftrags mit einem Gummithaftmittel
(Chemosil 411) beschichtet. Ein gewebeloses Gummidrucktuch wird bei 150°C mittels
eines AUMA-Kalanders mit dem Folienverbund auf der Polyesterseite untrennbar vulkanisiert.
Die AUMA ist eine Maschine, wie sie zur Vulkanisation von Elastomeren (Gummi) Verwendung
findet. Dabei wird das Elastomer bei ca. 150°C zwischen beheizten Zylindern kalandriert.
Die selbsthaftende Ethylen-Vinylacetat-Seite wird blasenfrei auf den Offsetgummizylinder
aufgezogen.
Beispiel 5
[0022] Eine selbsthaftende 300µ dicke Weich PVC-Folie mit rückseitiger Schutzabdeckung wird
auf einen Offsetzylinder blasenfrei aufgezogen. Vor Einhängen der Offsetplatte wird
die Schutzabdeckung abgezogen. Der Umfang des Zylinders erhöht sich um 600µm x 3,14
= 1,88 mm.
1. Unterlagenfolie für den Offsetdruck umfassend mindestens eine selbsthaftende Polymerfolie,
wobei die Unterlagenfolie eine Dicke von 0,04 bis 2,10 mm aufweist.
2. Unterlagenfolie nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass selbsthaftende Folie in einem 180° Abzugstest mit 300 mm/min Werte von 3 bis 8 N/25
mm aufweist.
3. Unterlagenfolie nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die selbsthaftende Polymerfolie aus Materialien ausgewählt wird aus der Gruppe Weich-PVC,
Polyurethan, Polyethylen-Terephthalat, Polypropylen, Ethylvinylacetat und Mischungen
hiervon.
4. Unterlagenfolie umfassend zusätzlich eine nichthaftende Kunststofffolie.
5. Unterlagenfolie nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die nichthaftende Kunststofffolie aus der Gruppe bestehend aus Polyethylen-Terephthalat,
Polyurethan, PVC, Polyethylen, Polypropylen und Mischungen hiervon ausgewählt wird.
6. Unterlagenfolie nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die nichthaftende Kunststofffolie eine Rückseitenmattierung aufweist.
7. Gummidrucktuch, dadurch gekennzeichnet, dass ein Gummidrucktuch mit einer Unterlagenfolie nach mindestens einem der Ansprüche
1 bis 6 laminiert ist.
8. Verwendung einer Unterlagenfolie nach einem der Ansprüche 1 bis 7 als Unterlagenfolie
im Offsetdruck.