[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Spannsystem für einen Mobil-Teleskopkran,
bei dem der Teleskopmast über ein Spannmittel außen abgespannt wird. Insbesondere
betrifft die vorliegende Erfindung ganz allgemein die optimierte Integration eines
Spannsystems und der damit verbundenen Bauteile mit einer Auslegerkonstruktion auf
dem Oberwagen eines Mobil-Teleskopkrans.
[0002] Das Ziel einer jeden Auslegerkonstruktion ist es, das Verhältnis des Eigengewichts
zur Nutzlast klein zu halten. Das Gesamtsystem muss außerdem eine ausreichende Steifigkeit
besitzen, um der in den Normen geforderten Gebrauchstauglichkeit zu genügen.
[0003] Im Auslegerbau werden hauptsächlich Feinkornbaustähle mit immer höheren Festigkeiten
bis zu einer Streckgrenze von 1100 N/mm
2 eingesetzt. Der Elastizitätsmodul und der zur Verfügung stehende Bauraum bleiben
nahezu unverändert, weswegen die Verformungen an die Grenzen der Gebrauchstauglichkeit
stoßen. Verformungen wie bei einer Angelrute sind bei Hebebühnen und im Kransektor
aber nicht erwünscht.
[0004] Die verwendeten Hohlquerschnitte für einen Ausleger werden hauptsächlich auf Biegung
beansprucht. Spannungsmäßig werden nur die Randfasern ausgenutzt, wobei das Material
in der Mitte inaktiv ist. Andere plattenförmige Bereiche sind stabilitätsgefährdet,
der Einsatz von höherwertigem Material bleibt ohne Wirkung.
[0005] Es ist wichtig, Leichtbaukonstruktionen zu entwickeln, welche die Werkstofffestigkeiten
optimal ausnutzen, und dies gilt insbesondere bei Fahrzeugkranen. Filigrane und sorgfältige
Konstruktionen mit geringer Verformung sind leistungsstark und gewichtsparend. Die
Traglasten im Festigkeitsbereich und im Standsicherheitsbereich müssten bei den bestehenden
Kranklassen noch erheblich gesteigert werden.
[0006] Ein Auslegerquerschnitt für ein abgespanntes System mit hochfesten Materialien ist
in der
DE 201 20 121 U1 beschrieben. Dort wird gelehrt, wie durch nach außen gekrümmte Schalensegment-Konstruktionen
eine Traglaststeigerung erzielt werden kann. Aus der
DE 200 02 179 U1 und aus der
DE 100 22 658 A1 sind Abspannkonstruktionen bekannt, die sich auf eine in der Wippebene angeordnete
oder gegenüber der Wippebene geneigte Überspannung des Hauptauslegers beschränken,
wobei ein starrer oder längenveränderlicher Mast am Auslegerbasisteil befestigt ist.
[0007] Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Spannsystem für einen Mobilkran-Teleskopausleger
bereitzustellen, welches die Tragfähigkeit des Teleskopmastes verbessert, wobei insbesondere
Mastverformungen verringert werden sollen.
[0008] Diese Aufgabe wird gemäß einem Aspekt der Erfindung durch ein Spannsystem gelöst,
bei dem das Spannmittel derart am Teleskopmast entlang oder über diesem geführt und
befestigt wird, dass eine Druck-Vorspannung des Mastes im Bereich der Spannmittelführung
entsteht.
[0009] Der mit der Erfindung einhergehende Vorteil beruht insbesondere auf der Tatsache
den Biegebalken aufzulösen, so dass die Materialeigenschaften hochfester Mastmaterialien
mit sehr hohen Streckgrenzen genutzt werden können. Durch Spannmittel auf Druck vorgespannte
Masten können die Druck-Vorspannung ohne weiteres im Material aufnehmen und bei Belastung
die günstige, entstehende Zugkraft nutzen. Erfindungsgemäß tritt dann bei einem solchermaßen
vorgespannten System die Wirkung ein, dass die Biegesteifigkeit des Auslegers mit
einer definierten Abspannkraft kombiniert wird und der Auslegerquerschnitt mit der
Ab- und Vorspannung in allen Kranzuständen eine traglastgünstige Einheit bildet. Damit
entsteht die Möglichkeit, Masten mit geringem Eigengewicht aus hochfestem Material
zu verwenden, wobei im Gegensatz zu der Situation nach dem Stand der Technik die hohe
Festigkeit der Materialien auch ausgenutzt werden kann. Grenzbeanspruchungen in den
Randfasern, sowohl im Ausleger als auch im Drehtischträger für das Gegengewicht und
hervorgerufen durch Biegung, werden durch Vor- und Abspannung kompensiert.
[0010] Das Spannmittel wird bei einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung beidseitig
des ab- und vorzuspannenden Mastteiles geführt, um so wirksam die Druck-Vorspannung
aufbringen zu können. Es ist dabei möglich, das Spannmittel von einem äußeren Lagerpunkt
zu einem Ansetzpunkt im oberen Mastbereich und dann entlang des Auslegers zu einem
inneren oder äußeren Lagerpunkt im Mastunterteil zu führen. Am oberen Ansetzpunkt
kann das Spannmittel mittels einer Rolle umgelenkt werden.
[0011] Bei einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Spannsystems, bei der eine Ab- und
Vorspannung des Obergurtes des Mastes stattfindet, wird das Spannmittel von einer
am Kranoberwagen vorgesehenen Zugeinheit bzw. Winde über mindestens einen Pylon und/oder
mindestens eine Abspannstütze zum Oberteil des Mastes geführt. Der oder die Pylone
können dabei im Bereich des Kranoberwagens schwenkbar befestigt und insbesondere schräg
von der Wippebene abstehend angeordnet sein, um auch schräg zur Wippebene auftretende
Kräfte aufnehmen zu können.
[0012] Vorteilhafterweise wird bei einer Ab- und Vorspannung des Untergurtes des Mastes
das Spannmittel von einer am Kranoberwagen vorgesehene Zugeinheit bzw. Winde zum Oberteil
des Mastes geführt.
[0013] Für den Obergurt des Mastes und zusätzlich oder alternativ für den Untergurt des
Mastes können zwei Spannmittel, jeweils eines an jeder Seite (im Abstand zur Wippebene
des Auslegers) vorgesehen sein.
[0014] Wenn, wie oben angesprochen, ein innerer oder äußerer Lagerpunkt im Mastunterteil
für das Spannmittel vorgesehen ist, ist es von Vorteil, diesen an dem untersten ausfahrbaren
Teleskopteil anzuordnen. Damit wird sichergestellt, dass im Wesentlichen die Gesamtlänge
des Auslegers vorgespannt werden kann.
[0015] Wenn eine Zusatz-Kranspitze, beispielsweise eine feste Spitze oder eine Wippspitze
vorhanden ist, ist es von Vorteil, das Spannmittel erfindungsgemäß auch zumindest
abschnittsweise entlang oder über der Spitze zu führen.
[0016] Gemäß einem weiteren Aspekt der vorliegenden Erfindung wird ein Spannsystem bereitgestellt,
bei dem die Zugeinheiten bzw. Winden auf dem Kranoberwagen in einem solchen Abstand
zur Wippebene des Kran-Teleskopmastes angeordnet sind, dass die Spannmittel Lasten
mit Komponenten senkrecht zur Wippebene zu einem wesentlichen Anteil aufnehmen können.
Hierdurch wird sichergestellt, dass innerhalb des erfindungsgemäßen Spannsystems auch
seitliche Belastungen, beispielsweise Windlasten aufgefangen und kompensiert werden
können, die in irgendeiner Richtung quer zur Wippebene wirken. Bei solchen Konstruktionen
ist es günstig, die Spannmittelzugeinheiten bzw. -winden für die Abspannung des Mast-Obergurtes
hinter dem Mastansatz des Kranoberwagens anzuordnen, da sie so gleichzeitig als Gegengewicht
wirken können.
[0017] Ein weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung wird dadurch verwirklicht, dass bei
einem Spannsystem für einen Mobil-Teleskopkran mit Spannmittelwinden und Spannmitteln
zur Abspannung des Teleskopmastes die Spannmittelzugeinheiten bzw. -winden an der
Kranoberwagenstruktur verschieblich angeordnet sind. Grundsätzlich ist horizontale
und vertikale Verschieblichkeit denkbar, wobei insbesondere die vertikale Verschieblichkeit
umfassende Einsatzmöglichkeiten gestattet, wie zum Beispiel, gemäß einer bevorzugten
Ausführungsform, die Zuordnung der Spannmittelzugeinheiten bzw. -winden zu Gegengewichten
des Krans, wobei die Zugeinheiten oder -winden mit einzelnen oder allen zugehörigen
Gegengewichten verbindbar sind. Mit einer solchen Konstruktion wird es möglich, die
Vorspannung in den Spannmitteln durch die Gewichtskraft der Gegengewichte aufzubringen
und dadurch diejenigen Einheiten einzusparen, die solche Zugkräfte ansonsten zum Beispiel
motorisch bereitstellen.
[0018] Gemäß einer weiteren Ausführungsvariante wird auch vorgeschlagen, die Spannmittelzugeinheiten
bzw. -winden über Dämpfungseinheiten an der Kranoberwagenstruktur anzubringen, um
Schwingungsbeeinträchtigungen zu vermeiden.
[0019] Insgesamt kann die vorliegende Erfindung auch als eine solche definiert werden, die
wichtige Bauteile des Oberwagens, beispielsweise Ausleger, Abspannung, Pylone, Vorspannung,
Ausschiebeeinheit, Drehtisch, Gegengewicht und Spannmittelzugeinheiten so konzipiert
und kombiniert, dass die einzelnen Baugruppen je nach Betriebszustand selbststeuernd
mehrere Funktionen ausüben und sich gegenseitig in einer Weise unterstützen, welche
eine insgesamt leichtere und stabilere Tragkonstruktion ermöglicht. Die in dieser
Beschreibung aufgeführten Merkmale können dabei einzeln oder in jedweder Kombination
umgesetzt werden. Insbesondere bringen auch die mögliche Gewichtserleichterung und
die im Rahmen der Erfindung mögliche Neuanordnung der wichtigen Bauteile des Oberwagens
sowie deren Betriebskombination Vorteile, wie sie bisher im Stand der Technik nicht
erzielt werden konnten.
[0020] Beispielsweise konnten bei geraden oder schrägen Abspannungen mit Abspannböcken am
Mast die hintere und die vordere Abspannung und die Seilwinde bei der Straßenfahrt
nicht mitgeführt werden, weil die Fahrzeughöhe und/oder das zulässige Gesamtgewicht
überschritten wurden. Nachteilig war ferner der hohe Montageaufwand. Ein zusätzlicher
Montagekran zum Aufsetzen des Abspannbockes war erforderlich und Montagearbeiten in
drei bis vier Meter Höhe an relativ weit auseinander liegenden Punkten mussten ausgeführt
werden, was das Unfallrisiko erheblich erhöhte. Solcherweise abgespannte Krane erhielten
am Auslegerbasisteil zusätzliche Anschweißkonstruktionen, den Abspannbock (Pylon),
den Aufrichtzylinder und die hintere Abspannung anzuschließen. All diese Zusatzgewichte
erhöhten die Achslasten bei Straßenfahrten. Während des Betriebes befanden sich alle
Gewichte bezogen auf die Abspannung vor der Drehmitte. Die Gewichte der Abspanneinheit
beeinflussen alle Traglasten ungünstig, die von der Kugeldrehverbindung, dem Wippzylinder,
den Stützdrücken, dem Unterwagen und von der Standsicherheit begrenzt werden. Um das
Zusatzmoment aus den Abspanngewichten auszugleichen, war ein höheres Gegengewicht
erforderlich, woraus sich Mehrkosten beim Gegengewicht und bei der Drehtisch- und
Unterwagenkonstruktion ergaben sowie zusätzliche Transportkosten.
[0021] Durch die erfindungsgemäße Vorspannung und die damit verbundenen, möglichen Gewichtseinsparungen,
durch die Anordnung der Spannmittelzugeinheiten gemäß der Erfindung und deren Integration
mit weiteren am Oberwagen befindlichen Einheiten sowie durch die erfindungsgemäß ermöglichte
Umkonstruktion des Oberwagens können die obigen Probleme gelöst werden.
[0022] Die Erfindung wird im Weiteren anhand von Ausführungsbeispielen und unter Bezugnahme
auf die beiliegenden Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
- Figur 1A und 1 B
- eine seitliche sowie eine hintere Ansicht eines erfindungsgemäß am Obergurt vorgespannten
Teleskopmastes;
- Figur 2A und 2B
- eine seitliche und eine hintere Ansicht eines erfindungsgemäß schräg am Obergurt vorgespannten
Teleskopmastes;
- Figur 3
- eine hintere Ansicht des Kranoberwagens mit Spannmittelwinden und Gegengewichten;
- Figur 4
- eine hintere Ansicht des Kranoberwagens mit gedämpft befestigten Spannmittelzugeinheiten;
- Figur 5A und 5B
- eine seitliche sowie eine hintere Ansicht eines am Obergurt und am Untergurt erfindungsgemäß
vorgespannten Teleskopmastes;
- Figur 6A und 6B
- eine seitliche und eine hintere Ansicht eines mit einem erfindungsgemäßen Spannsystem
versehenen Teleskopmastes mit fester Zusatzspitze;
- Figur 7A und 7B
- eine seitliche und eine hintere Ansicht eines mit einem erfindungsgemäßen Spannsystem
versehenen Teleskopmastes mit Wippspitze; und
- Figur 8A und 8B
- eine seitliche sowie eine hintere Ansicht eines am Obergurt und am Untergurt erfindungsgemäß
vorgespannten Teleskopmastes mit außen laufenden Spannmitteln.
[0023] In den Figuren bezeichnen gleiche Bezugszeichen gleiche oder funktionsgleiche Baueinheiten.
Die Figuren 1A und 1 B zeigen eine seitliche und eine hintere Ansicht eines erfindungsgemäß
am Obergurt verspannten Teleskopmastes für einen Mobilkran. Dargestellt sind der Teleskopmast
7 sowie dessen Ab- und Vorspannsystem mit Seilwinden 3 und Gegengewichten 2. Der Mast
7 besteht aus mehreren Teleskopteilen, von denen nur das erste ausfahrbare Teleskopteil
mit dem Bezugszeichen 5 separat bezeichnet ist. Der Untergurt des Mastes trägt das
Bezugszeichen 7b und der Obergurt, der in diesem Fall vorgespannt ist, hat das Bezugszeichen
7a.
[0024] Der Teleskopmast ist zu beiden Seiten der Wippebene hin verspannt, die Bauteile sind
nur auf der linken Seite in Figur 1B mit Bezugszeichen versehen. Das Spannsystem funktioniert
wie folgt:
[0025] Ausgehend von der Seilwinde 3 läuft das Spannseil 1 mit seinem äußeren Teil 1b zunächst
über eine Rolle 8 an einem Pylon 9, der schwenkbar am Kranoberwagen befestigt ist,
wie durch die Pfeile dargestellt ist. Von der Rolle 8 geht das Seil 1b durch den Bock
10 und wird an der Rolle 4 an der Spitze des Mastes in den Teleskopausleger hinein
umgelenkt, wo es mit seinem inneren Teil 1a an der Auslegerinnenseite entlang bis
zum Unterteil des ersten Teleskopteils 5 läuft. Dort wird es an der Befestigung 6
gesichert. Die Vorspannung des Seils über die Gegengewichte 2 wird anhand der Figur
3 näher erläutert. Wie aus Figur 1B hervorgeht, befinden sich die Winden 3 rechts
und links seitlich von der Wippebene entfernt und schaffen so die Möglichkeit, auch
Seitenkräfte abzustützen. Der Mast 7 und das Zugseil 1 bilden bei allen Tragzuständen
und bei Straßenfahrt eine Einheit.
[0026] Durch die Wirkung der Kraft in den Seilabschnitten 1 a und 1 b wird der Teleskopmast
an seinem Obergurt 7a auf Druck vorgespannt. Der aus hochfestem Stahl bestehende Obergurt
7a kann diese Druck-Vorspannung ohne weiteres aufnehmen. Falls nun eine Gewichtsbelastung
des Teleskopmastes erfolgt, so wirken die dabei entstehenden Zugkräfte gegen die Druckkräfte
aus der Vorspannung und es entsteht an diesen Stellen eine Entlastung des Materials,
so dass unerwünschte große Verformungen vermieden werden können. Der Biegebalken wird
aufgelöst. Die Figuren 2A und 2B zeigen dieselben Ansichten wie in den Figuren 1A
und 1B, jedoch mit dem Unterschied, dass hier eine Konstruktion gewählt wurde, welche
für eine vergrößerte Seitenstabilität des Teleskopmastes sorgt. Hierzu werden längere,
zusätzlich angelenkte Pylone 9a vorgesehen, die nach außen, d. h. von der Wippebene
weg und nach oben abstehen. Diese Pylone 9a können längenveränderlich sein und sie
verändern den Abstand der Zugseile zu den Hauptachsen des Auslegers, um damit die
Wirkung der Abspannung in ihrer Richtung anpassbar zu machen. Eine höhere Querstabilisierung,
zusätzlich zur vorhandenen Längsabspannung bereitgestellt, die Druck-Vorspannung wirkt
in derselben Weise, wie zu den Figuren 1A und 1 B erläutert.
[0027] Die Figur 3 zeigt eine hintere Ansicht des Kranoberwagens, wobei die Gegengewichte
2, die Seilwinden 3 und ein Teil 13 der Kranoberwagenstruktur deutlicher zu sehen
sind. Die seitlich angebrachten, feststellbaren Winden 3 sind, wie bei dem Bezugszeichen
12 angedeutet, verschieblich am Drehtisch verbunden, und sie ziehen das Seil der Winde
3 straff. Die Vorspann- und Abspannkräfte werden aufgebracht, indem mindestens ein
Teil einer Gegengewichtsanordnung 2 an der beweglichen Winde 3 befestigt wird, wie
durch die strichpunktierten Linien angedeutet ist. Die Gegengewichte 2 erhalten damit
eine neue zusätzliche Funktion, nämlich als Seilstraffer, die sie zusätzlich ohne
jedweden weiteren Aufwand ausüben können. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass
die Gegengewichtsanordnungen 2 um den Betrag des Gewichtes der Winden 3 verringert
werden kann, wobei beide Elemente zugleich eine definierte Vorspannung aufbringen.
Dadurch entfällt auch eine aufwändige Messeinrichtung für das Zugseil.
[0028] Bei Kranen mit begrenztem Gegengewicht kann die Vorspannung auch über eine Zugeinheit
erfolgen (zum Beispiel Zylinder, Schnecke, Wind, Feder usw.). In Figur 4 ist ein System
dargestellt, das über einen gedämpften Teleskopierzylinder 15 vorgespannt ist. Die
Winde 3 ist wiederum mit der Gleit- oder Schiebebefestigung 12 an der Kranstruktur
13 befestigt und kann sich nach oben und unten bewegen. Am unteren Teil der Struktur
wird sie über den gedämpften Teleskopierzylinder 15 vorgespannt. Wind, das Aus- oder
Einschieben der Auslegerteile oder bestimmte Motordrehzahlen können grundsätzlich
den Oberwagen zum Schwingen anregen. Der gedämpfte Teleskopierzylinder 15, der in
der dargestellten Weise in die Abspannung integriert ist, kann ein Schwingungsproblem
beseitigen.
[0029] Allgemein ist festzustellen, dass Grenzbeanspruchungen in den Randfasern, sowohl
im Ausleger (Teleskopmast) als auch im Drehtischträger für das Gegengewicht, hervorgerufen
durch Biegung, durch die erfindungsgemäße Vor- und Abspannung kompensiert werden.
Material und Verformungen können weiter optimiert werden, wenn die Druckbeanspruchung
auch im Untergurt in eine Zugbeanspruchung umgewandelt werden kann. Dies geschieht
beispielsweise bei einer Ausführungsform gemäß den Figuren 5A und 5B, bei der der
Teleskopmast 7 sowohl oberhalb als auch unterhalb der Schwerachse vor- und abgespannt
wird. Die Abspannung am Obergurt entspricht bei der Ausführungsform nach den Figuren
5A und 5B derjenigen aus den Figuren 1A und 1 B. Zusätzlich ist aber hier noch eine
Abund Vorspannung im Untergurt realisiert, nämlich über die am Kranoberwagen vorn
befestigte Winde 17, von der aus ein Zugseil 11, und von diesem zunächst der Teil
11 b zur oberen Rolle 14 läuft, wo es umgelenkt wird und mit dem Teil 11a bis zur
Befestigung 16 am ersten ausfahrbaren Teleskopteil 5 läuft. Das Material und die Verformungen
können noch weiter optimiert werden, weil die Druckbeanspruchung im Untergurt 7b durch
diese Maßnahme in eine Zugbeanspruchung umgewandelt werden kann. Die Seilstücke 11a
und 11 b am Untergurt tragen die Last mit, weil sie vorgespannt sind. Wenn der Teleskopmast
7 belastet wird, wird die Druckspannung im Ausleger nicht erhöht, sondern die Zugspannung
in den Seilen wird abgebaut. Eine angehobene Last bleibt im Wesentlichen am selben
Punkt, die Verformung wird minimiert. Dauerfestigkeitsprobleme werden aufgrund der
geringeren Verformung und geringeren Spannungsdifferenzen noch weiter verringert.
Die Verformung eines solchen vorgespannten Systems ist auch dann noch erheblich geringer
gegenüber einem nicht vorgespannten System, wenn die Zugspannung in den Seilen voll
abgebaut ist und diese schlaff geworden sind. Mit einer oberen und unteren Vor- und
Abspannung werden schädliche Spannungsspitzen vermieden, Material wird eingespart,
die Verformung minimiert und die Traglasten sowohl im Festigkeitsbereich als auch
im Standsicherheitsbereich erhöht. Das Torsionsmoment und das Seitenmoment im Ausleger
verringern sich, der Querschnitt wird schmaler, die Schalenradien sind enger und die
Stabilität der Schalen wird erhöht.
[0030] In den Figuren 6A, 6B, 7A und 7B werden Ausführungsformen mit Spitzenbetrieb, nämlich
mit fester Spitze (Figuren 6A und 6B) sowie mit Wippspitze (Figuren 7A und 7B) aufgezeigt.
Die Vor- und Abspannungskonstruktion für den Untergurt ist bei all diesen Ausführungsformen
dieselbe wie in den Figuren 5A und 5B. Für den Betrieb mit fester Spitze wird, wie
in den Figuren 6A und 6B gezeigt, die Führung für das Seil 1 der oberen Vor- und Abspannung
geändert. Das Seilstück 1 b läuft, von Winde und Pylon her kommend, zunächst über
die Rolle 20 und wird in Richtung Spitzenkopf weitergeführt. Über eine Umlenkrolle
21, die sich seitlich an der Spitze befindet, sowie über eine weitere Rolle 22 wird
das Seil 1 dann zur Rolle 4 und mit dem Teil 1a wieder in den Teleskopmast hineingeführt,
um so die Vorspannfunktion erfüllen zu können. Die Konstruktion über den Umlenkrollen
21 am Kopf und den Spitzenadaptern ist nach oben offen. Ein Lösen der Seilenden ist
daher nicht erforderlich, da die Seile von der Umlenkung am Auslegerkopf in die Umlenkvorrichtungen
an der Spitze eingehängt werden können. Die Seile werden danach von den Winden 3 wieder
gestrafft und vorgespannt. Je nach Länge des Gesamtsystems müssen die oben liegenden
Seile über einen oder mehrere, seitlich angebrachte Seilfänger laufen (Rollen 22 und
4). Die feste Spitze 18 wird so insgesamt in die Vor- und Abspannung integriert.
[0031] Die Wippspitze 26, die in den Figuren 7A und 7B gezeigt ist, wird ebenfalls in das
erfindungsgemäße Spannsystem mit einbezogen. Das Seil 1b läuft über die seitlich schräg
verlaufenden Abspannböcke 27, wo es an der Rolle 23 umgelenkt wird, um dann wiederum
zur Rolle 24 zu laufen, welche an der Wippspitze 26 oben und seitlich befestigt ist.
Von dort aus verläuft das Seil 1a zum Befestigungspunkt im Teleskopmast 7. Die Neigung
der Wippspitze wird über das Spannmittel 25 vorgenommen. Somit kann auch beim Wippspitzenbetrieb
das erfindungsgemäße Spannsystem integriert werden.
[0032] Die Figuren 8A und 8B zeigen noch eine weitere Ausführungsform eines erfindungsgemäßen
Krans. Der Kran nach den Figuren 8A und 8B ist bis auf die Rückführung der Seilabschnitte
1a und 11a und deren untere Befestigung ebenso aufgebaut wie der Kran aus den Figuren
5A und 5B. Nur die unterschiedlich angeordneten Elemente 1 a, 11a, 6' und 16' sind
aus diesem Grund bezeichnet.
[0033] Beim Kran gemäß Figur 8A und 8B werden die Seilstücke 1 a und 11 a nicht innerhalb
des Mastes nach unten zurückgeführt, und sie werden auch an ihrem untersten Punkt
anders befestigt als in der Ausführungsform gemäß den Figuren 5A und 5B. Gemäß den
Figuren 8A und 8B erfolgt nämlich die Zurückführung der Seilstücke 1a und 11a außerhalb
des Auslegers und an dem Ausleger entlang bis zu den unteren Befestigungsstellen 6'
für das Seilstück 1a und 16' für das Seilstück 11a. Die untere Befestigungsstelle
6' befindet sich an der Oberwagenstruktur, ebenso die untere Befestigungsstelle 16'
für das Seilstück 11a. Auch in dieser Anordnung können die Seilstücke 1a und 11a zusammen
mit dem restlichen Spannsystem für eine DruckVorspannung des Auslegers sorgen.
1. Mobil-Teleskopkran mit einem Spannsystem, mit
a) einem Teleskopmast (7),
b) einem Kranoberwagen auf dem der Teleskopmast (7) mit wenigstens einen teleskopierbaren
Mast-Obergurt (7a) und einem Mast-Untergurt (7b) angeordnet ist,
c) einem Spannmittel (1, 11), das am Teleskopmast (7) entlang oder über diesen führbar
und befestigbar ist, so dass eine Druck-Vorspannung des Teleskopmastes (7) im Führungsbereich
des Spannmittels (1, 11) entsteht, und
d) wenigstens einer Spannmittelzugeinheit (3, 17) bzw. Spannmittelzugwinde (3, 17)
für das Spannmittel (1, 11), die auf dem Kranoberwagen vorgesehen ist und auf das
Spannmittel (1, 11) wirken, um den Teleskopmast (7) abzuspannen,
dadurch gekennzeichnet, dass
e) die Spannmittelzugeinheit (3, 17) bzw. Spannmittelzugwinde (3; 17) in einem Anstand
zu einer Wippebene des Teleskopmastes (7) angeordnet ist, so dass das Spannmittel
(1, 11) Lasten mit Komponenten senkrecht zur Wippebene zu einem wesentlichen Teil
aufnimmt.
2. Mobil-Teleskopkran nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, das rechts und links des Teleskopmastes (7) je ein Spannmittel (1, 11) und je wenigstens
eine Spannmittelzugeinheit (3, 17) bzw. Spannmittelzugwinde angeordnet ist.
3. Mobil-Teleskopkran nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Spannmittelzugeinheit/en (3, 17) bzw. Spannmittelzugwinde/n (3, 17) für die Abspannung
des Mast-Obergurtes (7a) hinter dem Mastansatz auf dem Kranoberwagen angeordnet sind.
4. Mobil-Teleskopkran nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Spannmittelzugeinheit/en (3, 17) bzw. Spannmittelzugwinde/n (3, 17) auf den Kranoberwagen
an einer Kranoberwagenstruktur verschiebbar angeordnet ist/sind.
5. Mobil-Teleskopkran nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Spannmittelzugeinheit/en (3, 17) bzw. Spannmittelzugwinde/n (3, 17) Gegengewichten
(2) des Mobil-Teleskopkrans zugeordnet und mit einzelnen zugeordneten Gegengewichten
(2) oder allen zugeordneten Gegengewichten (2) verbindbar ist/sind.
6. Mobil-Teleskopkran nach einem der zwei vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Spannmittelzugeinheit/en (3, 17) oder Spannmittelzugwinde/n (3, 17) über Dämpfungseinheiten
(15) an der Kranoberwagenstruktur angebracht ist/sind.
7. Mobil-Teleskopkran nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das/die Spannmittel (1, 11) derart am Teleskopmast (7) und über diesen geführt werden,
dass eine Druckvorspannung des Teleskopmastes (7) im Bereich der Spannmittelzuführung/en
entsteht/entstehen.
8. Mobil-Teleskopkran nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das/die Spannmittel (1, 11) von der Spannmittelzugeinheit (3, 17) bzw. Spannmittelzugwinde
(3, 17) zu einem/je einem Ansetzpunkt im oberen Bereich des Teleskopmastes (7) und
dann zu einem/je einem inneren oder äußeren Lagerpunkt (6) am Mastunterteil verläuft/verlaufen.
9. Mobil-Teleskopkran nach dem vorgehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass das/die Spannmittel (1, 11) am Ansetzpunkt im oberen Bereich des Teleskopmastes (7)
mittels einer Rolle (4, 14) umgelenkt wird/werden.
10. Mobil-Teleskopkran nach einem der zwei vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der innerer oder äußere Lagerpunkt (6) an dem untersten ausfahrbaren Mast-Untergurt
(7b, 5) oder im Fußbereich des Basisteils des Teleskopmastes (7) angeordnet ist.
11. Mobil-Teleskopkran nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das/die Spannmittel (1, 11) beim Vorhandensein einer Kranzusatzspitze (18, 26) zumindest
abschnittsweise entlang der oder über die Spitze (18, 26) geführt wird/werden.
12. Verfahren zum Abspannen eines Teleskopmastes (7) eines Mobil-Teleskopkrans, bei dem
a) ein Spannmittel (1, 11) mit einem Ende mit einer Spannmittelzugeinheit (3, 17)
verbunden wird,
b) das Spannmittel (1, 11) seitlich am Teleskopmast (7) entlang zu einem oberen Ansetzpunkt
geführt wird,
c) das Spannmittel (1, 11) am oberen Ansetzpunkt mittels einer Rolle (4, 14) umgelenkt
wird und
d) das andere Ende des Spannmittels (1, 11) an einem inneren oder äußeren Lagerpunkt
(6), der an einem untersten ausfahrbaren Mast-Untergurt (7b, 5) oder in einem Basisteil
des Teleskopmastes (7) angeordnet ist, befestigt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
e) beim Spannen des Spannmittels (1, 11) mittels der Spannmittelzugeinheit (3, 17)
eine Druck-Vorspannung des Teleskopmastes (7) bewirkt wird.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass der Teleskopmast (7) auf beiden Seiten durch je eine Spannmittelzugeinheit (3, 17),
je ein Spannmittel (1, 11), je eine Rolle (4, 14) und je einen inneren oder äußeren
Lagerpunkt (6) vorgespannt wird.