(19)
(11) EP 2 108 744 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
14.10.2009  Patentblatt  2009/42

(21) Anmeldenummer: 09001736.9

(22) Anmeldetag:  07.02.2009
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
E02D 37/00(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO SE SI SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL BA RS

(30) Priorität: 11.04.2008 DE 102008018382

(71) Anmelder: Bau-Sanierungstechnik GmbH
64579 Gernsheim (DE)

(72) Erfinder:
  • Sinner, Udo
    64319 Pfungstadt (DE)

(74) Vertreter: Katscher Habermann Patentanwälte 
Dolivostraße 15A
64293 Darmstadt
64293 Darmstadt (DE)

   


(54) Verfahren zur Sicherung von Stützmauern


(57) Die Sicherung von Stützmauern (1) erfolgt mit den Verfahrensschritten:
a) Spülbohrungen und Ablaufbohrungen werden durch die Stützmauer gebohrt;
b) in Verlängerung der Ankerbohrungen (3) werden Ankerlöcher (4) im Erdreich (2) ausgespült oder gebohrt;
c) in jede Ankerbohrung (3) und das zugeordnete Ankerloch (4) wird jeweils ein Erdanker (5) eingesetzt und mit Mörtel verpresst;
d) hinter der Stützmauer (1) werden Lastverteilungs-Hohlräume (8) ausgespült;
e) die Lastverteilungs-Hohlräume (8), die Ankerbohrungen (3) und die Spül- und Ablaufbohrungen (9, 10) werden mit Mörtel gefüllt;
f) in die Spülbohrungen (10) und Ablaufbohrungen (9) werden vor dem Verfüllen mit Mörtel Ankerstäbe (11) eingelegt, die an ihrem aus der Frontseite der Stützmauer (1) herausragenden Ende jeweils ein Anschlusselement (12) aufweisen;
g) an den Anschlusselementen (12) der Ankerstäbe (11) werden Drahtkörbe (14) befestigt;
h) die Drahtkörbe (14) werden mit Steinen (16) gefüllt und verschlossen.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Sicherung von Stützmauern, mit den Verfahrensschritten:
  1. a) Ankerbohrungen sowie Spülbohrungen und Ablaufbohrungen werden durch die Stützmauer gebohrt;
  2. b) in Verlängerung der Ankerbohrungen werden Ankerlöcher im Erdreich ausgespült oder gebohrt;
  3. c) in jede Ankerbohrung und das zugeordnete Ankerloch wird jeweils ein Erdanker eingesetzt und mit Mörtel verpresst;
  4. d) hinter der Stützmauer werden Lastverteilungs-Hohlräume ausgespült;
  5. e) die Lastverteilungs-Hohlräume, die Ankerbohrungen und die Spül- und Ablaufbohrungen werden mit Mörtel gefüllt.


[0002] Die Sanierung alter Stützmauern wird in vielen Fällen in der Weise durchgeführt, dass die Stützmauer neu verfugt und der Mauerkern durch Verpressen mit Zementmaterial verfestigt wird. Dadurch kann oftmals zwar die Festigkeit erhöht und der Verbund des Mauerwerkskörpers selbst wieder verbessert werden. Da solche alten Stützmauern aber in vielen Fällen einen in statischer Hinsicht unzureichenden Mauerquerschnitt aufweisen und oftmals auch ohne Fundament errichtet wurden, ist auch eine in dieser Weise sanierte Stützmauer durch den Druck des dahinter anstehenden Erdreichs gefährdet. Für eine auch in statischer Hinsicht ausreichende Sanierung sind dann weitere Maßnahmen erforderlich.

[0003] In den Fällen, in denen die Rückseite der zu sanierenden Stützmauer nicht zur Errichtung einer Winkelstützmauer freigelegt werden kann oder in denen diese Maßnahme zu aufwendig, insbesondere kostspielig ist, müssen die Maßnahmen zur statisch ausreichenden Sanierung von der Mauervorderseite her vorgenommen werden.

[0004] Bei einem bekannten Verfahren der eingangs genannten Gattung (EP 290 941 A1) werden ausschließlich durch Bohrungen, die von der Mauervorderseite her vorgenommen werden, an der Mauerrückseite Lastverteilungs-Hohlräume durch Ausspülen erzeugt. Durch Einfüllen von Mörtel wird dort ein Lastverteilungskörper erzeugt, der durch Erdvernagelung in dem dahinter anstehenden Erdreich verankert ist und den Erddruck aufnimmt.

[0005] Diese Maßnahmen reichen jedoch nicht aus, wenn der Verbund der zu sanierenden Stützmauer zumindest in einzelnen Bereichen kaum noch gegeben ist, insbesondere wenn die Sanierung der Stützmauer auch durch wesentliche Sanierungsmaßnahmen nicht erreicht werden kann, und/oder wesentliche Sanierungsmaßnahmen auch an der Mauervorderseite erforderlich sind. Für diese Fälle steht ein bekanntes Verfahren zur Verfügung (EP 0 939 168 B1), bei dem im Abstand vor der Stützmauer Fertigteilplatten auf Gründungspfeiler gesetzt werden und der Spalt zwischen der Stützmauer und den Fertigteilplatten mit Beton vergossen wird. Erdanker werden durch die Fertigteilplatten und die Stützmauer hindurch eingebracht und gegen die Fertigteilplatten verspannt. Dieses Verfahren ist verhältnismäßig aufwändig. Da der Erddruck erst von den durch die Erdanker verspannten Fertigteilplatten aufgenommen wird, wird die Stützmauer selbst nicht vom Erddruck entlastet.

[0006] Es ist bekannt (DE 10 2004 042 517 A1), zur Sicherung von Geländesprüngen an der Frontfläche des Geländesprungs im Abstand zueinander Lastverteilungsplatten anzuordnen und durch Erdvernagelung festzulegen. Vor der Frontfläche und den Lastverteilungsplatten werden Drahtkörbe angeordnet, an der Erdvernagelung und/oder den Lastverteilungsplatten befestigt und mit Steinen gefüllt (Gabionen). Eine Stützmauersanierung erfolgt hierbei nicht.

[0007] Aufgabe der Erfindung ist es, ein rasch und kostengünstig ausführbares Verfahren zur Sicherung von Stützmauern zu schaffen, bei denen allein die Anordnung von verankerten Lastverteilungskörpern auf der Mauerrückseite nicht ausreicht.

[0008] Diese Aufgabe wird bei einem Verfahren der eingangs genannten Gattung durch die weiteren Verfahrensschritte gelöst:

f) in die Spülbohrungen werden vor dem Verfüllen mit Mörtel Ankerstäbe eingelegt, die an ihrem aus der Frontseite der Stützmauer herausragenden Ende jeweils ein Anschlusselement aufweisen;

g) an den Anschlusselementen der Ankerstäbe werden Drahtkörbe formschlüssig befestigt und

h) die Drahtkörbe werden mit Steinen gefüllt und geschlossen.



[0009] Die an der Mauerrückseite vorgesehenen, verankerten Lastverteilungskörper nehmen den wesentlichen Teil des Erddrucks auf. Zugleich dienen die Lastverteilungskörper und die Erdanker zur Verankerung der an der Mauervorderseite zu errichtenden Gabionen. Die Gabionen sind wegen dieser wirkungsvollen Verankerung auch zur Aufnahme von Horizontalkräften aus der Stützmauer geeignet. Die Stützwirkung der Gabionen geht dabei über die reine Schwergewichtsmauerwirkung üblicher Gabionenmauern hinaus. Insgesamt ergibt sich ein aus der Stützmauer, den Lastverteilungskörpern und den Gabionen bestehendes Verbundtragwerk, das einerseits durch Schwergewichtswirkung und andererseits durch Erdvernagelung zur Aufnahme verhältnismäßig hoher Erddruckkräfte geeignet ist. Aufwendige Sanierungsarbeiten an der Stützmauer selbst, wie Verfugen und Verpressen des Mauerkerns, können hierbei entfallen.

[0010] Vorteilhafte Ausgestaltungen des Erfindungsgedankens sind Gegenstand von Unteransprüchen.

[0011] Die Erfindung wird nachfolgend an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert, das in der Zeichnung dargestellt ist. In den Fig. 1 - 6 sind jeweils in einem senkrechten Schnitt aufeinanderfolgende Verfahrensschritte zur Sicherung einer Stützmauer dargestellt.

[0012] In die zu sanierende Stützmauer 1, hinter der Erdreich 2 ansteht, werden nach hinten abfallende Ankerbohrungen 3 gebohrt. Bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel sind zwei übereinander liegende Reihen von Ankerbohrungen 3 vorgesehen (Fig. 1).

[0013] In Verlängerung der Ankerbohrungen 3 werden Ankerlöcher 4 im Erdreich 2 ausgespült oder gebohrt. In jede Ankerbohrung 3 und das zugeordnete Ankerloch 4 wird jeweils ein Erdanker 5 eingelegt und im Ankerloch 4 mit Mörtel verpresst. Als Erdanker 5 können beispielsweise Bodennägel, Verpressanker, Injektionsanker oder Verpresspfähle eingesetzt werden.

[0014] Durch die Ankerbohrungen 3 werden Hochdruck-Spüllanzen 6 eingeführt, die jeweils mit ihrem Spülkopf 7 an der Mauerrückseite jeweils einen Lastverteilungs-Hohlraum 8 ausspülen. Hierfür werden Ablaufbohrungen 9 und Spül- oder Entlüftungsbohrungen 10 durch die Stützmauer 1 hindurch in den Lastverteilungshohlraum 8 ausgeführt (Fig. 2).

[0015] In die Ablaufbohrungen 9 und die Spülbohrungen 10 oder Entlüftungsbohrungen werden Ankerstäbe 11 eingelegt, die an ihrem aus der Frontseite der Stützmauer 1 herausragenden Ende als Anschlusselement jeweils ein hakenförmig nach oben abgewinkeltes Stabende 12 aufweisen. Sodann werden die Lastverteilungs-Hohlräume 8, die Ankerbohrungen 3 sowie die Spülbohrungen 10 und die Ablaufbohrungen 9 durch Verpressen mit Mörtel gefüllt (Fig. 4).

[0016] Die Ankerstäbe 11 bestehen aus rostfreiem Beton-Rippenstahl oder sind Gewindestäbe mit über die gesamte Länge verlaufendem Gewinde.

[0017] Durch die Mörtelfüllung der Lastverteilungs-Hohlräume 8 werden an der Mauerrückseite Lastverteilungskörper 13 hergestellt, die durch die Erdanker 5 verankert sind. Die in die Ablaufbohrungen 9 und die Spülbohrungen 10 eingelegten Ankerstäbe 11 erstrecken sich an der Mauerrückseite bis in die Lastverteilungskörper 13 und sind in diesen verankert.

[0018] Anschließend werden an den durch die abgewinkelten Stabenden 12 gebildeten Anschlusselementen Drahtkörbe 14 eingehängt und somit formschlüssig befestigt (Fig. 5), wobei beispielsweise Stäbe 12a in die hakenartig abgewinkelten Stabenden 12 eingelegt werden können. Vorzugsweise werden die Drahtkörbe 14 lageweise befestigt. An Fuß der Stützmauer 1 wurde unter dem Drahtkorb 14 ein Streifenfundament 15 ausgeführt. Die Drahtkörbe 14 können in übereinander folgenden Lagen befestigt und anschließend mit Steinen 16 verfüllt werden, beispielsweise mit regelmäßigem oder unregelmäßigem Natursteinmaterial (Fig. 5).

[0019] Die mit den Steinen 16 gefüllten Drahtkörbe 14 bilden sogenannte Gabionen. Es ist auch möglich, bereits vorher mit Steinen gefüllte Drahtkörbe (Gabionen) an den Anschlusselementen 12 der Ankerstäbe 11 zu befestigen.


Ansprüche

1. Verfahren zur Sicherung von Stützmauern mit den Verfahrensschritten:

a) Spülbohrungen und Ablaufbohrungen werden durch die Stützmauer gebohrt;

b) in Verlängerung der Ankerbohrungen werden Ankerlöcher im Erdreich ausgespült oder gebohrt;

c) in jede Ankerbohrung und das zugeordnete Ankerloch wird jeweils ein Erdanker eingesetzt und mit Mörtel verpresst;

d) hinter der Stützmauer werden Lastverteilungs-Hohlräume ausgespült;

e) die Lastverteilungs-Hohlräume, die Ankerbohrungen und die Spül- und Ablaufbohrungen werden mit Mörtel gefüllt,
gekennzeichnet durch die Verfahrensschritte:

f) in die Spülbohrungen (10) und Ablaufbohrungen (9) werden vor dem Verfüllen mit Mörtel Ankerstäbe (11) eingelegt, die an ihrem aus der Frontseite der Stützmauer (1) herausragenden Ende jeweils ein Anschlusselement (12) aufweisen;

g) an den Anschlusselementen (12) der Ankerstäbe (11) werden Drahtkörbe (14) befestigt;

h) die Drahtkörbe (14) werden mit Steinen (16) gefüllt und verschlossen.


 
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als Erdanker (5) gemäß Verfahrensschritt c) Bodennägel, Verpressanker, Injektionsanker oder Verpresspfähle eingesetzt werden.
 
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Drahtkörbe (14) gemäß Verfahrensschritt g) lageweise befestigt werden.
 
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Drahtkörbe (14) in übereinander folgenden Lagen befestigt und befüllt werden.
 
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Anschlusselement jedes Ankerstabs (11) durch ein hakenförmig nach oben abgewinkeltes Stabende (12) gebildet wird.
 
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Ankerstäbe (11) aus Beton-Rippenstahl bestehen.
 
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Ankerstäbe (11) Gewindestäbe sind.
 
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass mit Steinen (16) gefüllte Drahtkörbe (14) an den Anschlusselementen (12) der Ankerstäbe (11) befestigt werden.
 
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass am Fuß der Stützmauer (1) unter den Drahtkörben (14) ein Streifenfundament (15) ausführt wird.
 




Zeichnung






















Recherchenbericht










Angeführte Verweise

IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE



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In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente