[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Steuern eines hydraulisch
betriebenen Kraftschraubers mit einem durch eine Kolben-Zylinder-Einheit schwenkbaren
Hebel mit einer Ratschenanordnung zum schrittweisen Drehen einer Ratschenbüchse durch
Vorhübe und Rückhübe und einer Antriebseinheit mit einer motorisch angetriebenen Pumpe.
[0002] In der
DE 102 22 159 A1 sind ein derartiges Verfahren und eine Vorrichtung beschrieben, bei denen die Änderung
des hydraulischen Drucks in Zeitintervallen gemessen wird und der Arbeitsvorgang dann
beendet wird, wenn der Anstieg des hydraulischen Drucks bei einem Lasthub innerhalb
einer vorgegebenen Zeit kleiner ist als ein vorgegebener Grenzwert, wobei die Druckbeaufschlagungszyklen
zu abwechselnden Lasthüben und Rückhüben führen und beim Lasthub die zeitliche Änderung
des hydraulischen Drucks in Zeitintervallen gemessen wird und eine Umschaltung auf
den Rückhub erfolgt, wenn in mindestens einem der Zeitintervalle der Druckanstieg
größer ist als in mindestens einem der vorhergehenden Intervalle des Arbeitsvorganges.
[0003] Um in der beschriebenen Weise zu verfahren, wird vom Anwender zunächst ein Soll-Druck
eingestellt, bei dem es sich um denjenigen Druck handelt, der das Anzugsmoment der
zu drehenden Schraube bestimmt und bei dem der Arbeitsvorgang beendet werden soll.
Die charakteristische Druck-Zeit-Kurve des jeweiligen Druckaggregats wird in einem
Kalibrierbetrieb vorab bestimmt und gespeichert. Die Steigung der Druckanstiegskurve
wird dadurch bestimmt, dass der Druck in Zeitintervallen von 10ms gemessen wird. Da
die Zeitintervalle sämtlich die gleiche Länge haben, wird zur Bestimmung des Differentialquotienten
y=dP/dt die Druckdifferenz dP, die innerhalb eines Zeitintervalls auftritt, ausgewertet
und in digitaler Form gespeichert. Wenn der Enddruck erreicht ist, bleibt der Druck
konstant und der Differentialquotient dP/dt wird = 0.
[0004] Bei diesem Verfahren ist es nicht nur notwendig, vor dem eigentlichen Arbeitsvorgang
eine Kalibrierung durchzuführen, sondern es müssen laufend Druckmessungen in Zeitintervallen
von 10 ms durchgeführt werden, um den Druckanstieg zu bestimmen, der als Kriterium
für das Umschalten von Vorhub auf Rückhub und das Abschalten beim Erreichen des Soll-Drucks
ohne Weiterdrehen der Mutter oder Schraube dient.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung zum
Steuern eines hydraulisch betriebenen Kraftschraubers zu schaffen, das mit geringerem
Aufwand erlaubt, die Steuerung des Kraftschraubers bis zum Erreichen des Soll-Drehmoments
durchzuführen.
[0006] Ausgehend von dieser Aufgabenstellung wird ein Verfahren zum Steuern eines hydraulisch
betriebenen Kraftschraubers mit einem durch eine Kolben-Zylinder-Einheit schwenkbaren
Hebel mit einer Ratschenanordnung zum schrittweisen Drehen einer Ratschenbüchse durch
Vorhübe und Rückhübe und eine Antriebseinheit mit einer motorisch angetriebenen Pumpe
beim Anziehen einer Schraubverbindung vorgeschlagen, das erfindungsgemäß aus folgenden
Schritten besteht:
- Eingeben eines Soll-Drehmoments oder einer Soll-Vorspannkraft oder der Schraubengröße,
der Materialgüte, der Gewindesteigung und der Klemmlänge in eine Eingabeelektronik,
- Ermitteln eines durch die Pumpe zu erzeugenden, dem Soll-Drehmoment oder der Soll-Vorspannkraft
oder der Schraubengröße, der Materialgüte, der Gewindesteigung und der Klemmlänge
entsprechenden Soll-Drucks durch eine Auswerteelektronik,
- Druckbeaufschlagung der Kolben-Zylinder-Einheit zum Durchführen des Vorhubs bis zum
Erreichen des Soll-Drucks und sofortiges Umsteuern auf Rückhub bei Erreichen des Soll-Drucks
durch Druckentlastung und Federdruck oder durch Ansteuern einer Druckbeaufschlagung
der Kolben-Zylinder-Einheit auf Rückhub,
- Messen der Zeit vom Beginn der Druckbeaufschlagung bis zum Erreichen des Soll-Drucks
oder bis zum Erreichen des Anfangsdrucks nach einer Druckentlastung,
- Wiederholen der Druckbeaufschlagung und Druckentlastung und Messen der Zeit bis zum
Erreichen des Soll-Drucks oder des Anfangsdrucks,
- Vergleichen der gemessenen Zeitintervalle und Abschalten der Druckbeaufschlagungszyklen
wenn wenigstens das letzte gemessene Zeitintervall kürzer als wenigstens das vorletzte
gemessene Zeitintervall ist. Erfindungsgemäß werden somit stets die gesamten Zeitintervalle
eines Vorhubs oder eines Vorhubs und eines Rückhubs gemessen, und es ist nicht nötig,
diese Zeitintervalle in noch kürzere Zeitintervalle für eine Druckmessung zu unterteilen.
Eine Druckmessung ist nicht erforderlich, da es genügt, den Soll-Druck entsprechend
den Erfordernissen einzustellen, da jeder Druckbeaufschlagungszyklus bis zu diesem
Soll-Druck abläuft und dann sofort der Rückhub durchgeführt wird.
[0007] Die Erfindung beruht auf der Überlegung, dass alle Druckbeaufschlagungszyklen, die
mit einer Mutter- oder Schraubendrehung verbunden sind, über ein längeres Zeitintervall
ablaufen als die Druckbeaufschlagungszyklen, die ohne Muttern- oder Schraubendrehung
stattfinden, wenn diese auf das eingegebene Soll-Drehmoment angezogen sind, da sich
die Elemente des Kraftschraubers nicht mehr bewegen und der Druckanstieg und Druckabfall
nur über einen Zeitraum abläuft, der den Elastizitäten in den Elementen des Kraftschraubers
und ggf. der Hydraulikleitungen entspricht. Diese letzten Zeitintervalle sind deutlich
kürzer als die vorhergehenden Zeitintervalle, so dass sich der Vergleich der Zeitdauer
dieser letzten Zeitintervalle mit den vorhergehenden, längeren Zeitintervallen direkt
als Abschaltkriterium heranziehen lässt, ohne dass eine Kalibrierung und das Messen
von Absolutwerten erforderlich sind.
[0008] Zum Ausgleich von kleineren Schwankungen in den gemessenen Zeitintervallen kann so
verfahren werden, dass nach Feststellen eines ersten kurzen Zeitintervalls zwei weitere
Druckbeaufschlagungen erfolgen, aus diesen drei kurzen Zeitintervallen und aus drei
längeren, davor gemessenen Zeitintervallen jeweils ein Mittelwert oder die Summe gebildet
wird und die wiederholten Druckbeaufschlagungszyklen abgeschaltet werden, wenn der
Mittelwert oder die Summe der kurzen Zeitintervalle kleiner als der Mittelwert oder
die Summe der längeren Zeitintervalle ist.
[0009] Da die Zeitintervalle beim Aufschrauben der losen Mutter oder Schraube bis zum Setzen
kürzer als die darauf folgenden Zeitintervalle beim Anziehen der Mutter oder Schraube
sind und bis zum Beginn des Anziehens der Mutter oder Schraube nicht mehr als fünf
Druckbeaufschlagungszyklen erforderlich sind, lässt sich überprüfen, ob ein Anziehen
der Mutter oder Schraube nach dem Setzen stattgefunden hat oder nicht, bzw. ob es
sich um eine bereits angezogene Mutter oder Schraube handelt, indem die Zeitdauer
der z. B. ersten sechs Druckbeaufschlagungszyklen gemessen wird, und die Druckbeaufschlagungszyklen
abgeschaltet werden, wenn die Zeitdauer dieser sechs Zeitintervalle kürzer als ein
vorgegebenes, einem Schraubvorgang entsprechendes Zeitintervall ist.
[0010] Diese Feststellung ist ein Hinweis darauf, dass die Mutter oder Schraube ohne bis
zum Soll-Drehmoment angezogen zu werden blockiert ist, oder dass es sich um eine bereits
auf das Soll-Drehmoment angezogene Mutter oder Schraube handelt, so dass es möglich
ist, eine Fehlermeldung durch die Auswerteelektronik zu generieren, wenn die Druckbeaufschlagungszyklen
unmittelbar beim Aufschrauben der losen Mutter oder Schraube abgeschaltet werden.
[0011] Laufen die Druckbeaufschlagungszyklen normal ab, ist dies dadurch erkennbar, dass
beim Messen der Zeitintervalle beim Aufschrauben der losen Mutter oder Schraube bis
zum Setzen, der Zeitintervalle beim Anziehen der Mutter oder Schraube bis zum Erreichen
des dem Soll-Drehmoment entsprechenden Soll-Drucks und die Zeitintervalle nach Erreichen
des dem Soll-Drehmoments entsprechenden Soll-Drucks ohne Weiterdrehen der Mutter oder
Schraube festgestellt wird, dass die Zeitintervalle beim Aufschrauben der losen Mutter
und die Zeitintervalle nach Erreichen dem Soll-Drehmoment entsprechenden Soll-Drucks
ohne Weiterdrehen der Mutter oder Schraube kürzer als die Zeitintervalle beim Anziehen
der Mutter sind, so dass dann die wiederholten Druckbeaufschlagungszyklen abgeschaltet
werden können, wenn wenigstens das letzte Zeitintervall kürzer als die vorhergehenden
ist.
[0012] Die eingangs erwähnte Aufgabe wird auch durch einen hydraulisch betriebenen Kraftschrauber
zur Durchführung des vorstehend definierten Verfahrens mit einem durch eine Kolben-Zylinder-Einheit
schwenkbaren Hebel mit einer Ratschenanordnung zum schrittweisen Drehen einer Ratschenbüchse,
eine Antriebseinheit mit einer motorisch angetriebenen Pumpe, einer Eingabeelektronik
zum Eingeben eines Soll-Drehmoments oder einer Soll-Vorspannkraft oder der Schraubengröße,
der Materialgüte, der Gewindesteigung und der Klemmlänge, einer Auswerteelektronik
zum Ermitteln eines Soll-Drucks aus den eingegebenen Werten, einem zwischen der Kolben-Zylinder-Einheit
und der Pumpe angeordneten, einstellbaren Druckventil, das auf den Soll-Druck einstellbar
ist, einem Ist-Druckaufnehmer, einer Zeitmesseinrichtung zum Messen des Zeitintervalls
einer jeden Druckbeaufschlagung vom Anfangsdruck bis zum Soll-Druck oder vom Beginn
der Druckbeaufschlagung bis zum Soll-Druck und anschließender Druckentlastung bis
Erreichen des Anfangsdrucks, wobei die Auswerteelektronik erfindungsgemäß dazu eingerichtet
ist, die Druckbeaufschlagungszyklen unter Berücksichtigung der gemessenen Zeitintervalle
so zu steuern, dass die Druckbeaufschlagungszyklen abgeschaltet werden, wenn wenigstens
das letzte gemessene Zeitintervall kürzer als wenigstens das vorletzte Zeitintervall
ist.
[0013] Zusätzlich kann die Auswerteelektronik dazu eingerichtet sein, jeweils aus drei kurzen
Zeitintervallen und drei längeren, unmittelbar davor gemessenen Zeitintervallen Mittelwerte
oder die Summe zu bilden und die Druckbeaufschlagungszyklen abzuschalten, wenn der
Mittelwert oder die Summe der kurzen Zeitintervalle kürzer als der Mittelwert oder
die Summe der längeren Zeitintervalle ist.
[0014] Es ist ferner auch möglich, die Auswerteelektronik so einzurichten, dass sie die
Zeitdauer der ersten z. B. sechs Zeitintervalle der Druckbeaufschlagungszyklen misst
und die Druckbeaufschlagungszyklen abschaltet, wenn die Zeitdauer dieser sechs Zeitintervalle
kürzer als ein vorgegebenes, einem Schraubvorgang entsprechenden Zeitintervall ist.
In diesem Fall kann durch die Auswerteelektronik eine Fehlermeldung generiert werden,
wenn die Druckbeaufschlagungszyklen unmittelbar nach dem Aufschrauben der Mutter oder
Schraube abgeschaltet werden.
[0015] Schließlich kann die Auswerteelektronik auch dazu eingerichtet sein, die Zeitintervalle
beim Aufschrauben der losen Mutter oder Schraube bis zum Setzen, die Zeitintervalle
beim Anziehen der Mutter oder Schraube bis zum Erreichen des dem Soll-Drehmoment entsprechenden
Soll-Drucks und wenigstens ein Zeitintervall nach Erreichen des dem Soll-Drehmoment
entsprechenden Soll-Drucks ohne Weiterdrehen der Mutter oder Schraube zu messen und
die wiederholten Druckbeaufschlagungszyklen abzuschalten, wenn wenigstens das letzte
gemessene Zeitintervall kürzer als die vorhergehenden ist.
[0016] Die Erfindung wird nachstehend anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels
des näheren erläutert. In der Zeichnung zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung eines erfindungsgemäßen Kraftschraubers mit Antriebseinheit
und elektronischer Steuereinheit und
- Fig. 2
- eine schematische Darstellung des Druckverlaufs beim Schraubenspannen.
[0017] Ein hydraulisch betriebener Kraftschrauber 1 umfasst eine Kolben-Zylinder-Einheit
2, einen durch die Kolben-Zylinder-Einheit 2 beaufschlagbaren, schwenkbaren Hebel
3 mit einer Ratschenanordnung 5 zum schrittweisen Drehen einer Ratschenbüchse 4. Zwischen
Anschlägen in der Kolben-Zylinder-Einheit 2 ergibt sich ein Schwenkwinkel α des Hebels
3. Dies entspricht dem vollen Hubweg der Kolben-Zylinder-Einheit. Dementsprechend
besteht zwischen dem Hubweg H und dem Schwenkwinkel α eine feststehende, geometrische
Beziehung.
[0018] Das Schwenken des Schwenkhebels 3 zum Spannen einer nicht dargestellten Schraube
oder Mutter erfolgt durch Beaufschlagung der Kolben-Zylinder-Einheit 2 mit Drucköl
von einer Antriebseinheit 6, während der Rückhub des Hebels 3 durch eine nicht dargestellte
Rückholfeder bewirkt wird. Der Rückhub erfolgt als Leerhub, da die Ratschenanordnung
beim Rückhub die Drehverbindung zwischen dem Hebel 3 und der Ratschenbüchse 4 freigibt.
Statt durch eine Rückholfeder kann der Rückhub des Hebels 3 auch durch umgekehrte
Beaufschlagung der Kolben-Zylinder-Einheit 2 mit Drucköl erfolgen.
[0019] Im dargestellten Ausführungsbeispiel weist die Antriebseinheit 6 zwei parallel geschaltete
Pumpen 7, 8 auf, die als Kolbenpumpen mit unterschiedlichem Fördervolumen ausgebildet
sind. Der Antrieb der Pumpen 7, 8 erfolgt durch einen gemeinsamen Antriebsmotor 9,
der im dargestellten Ausführungsbeispiel als Elektromotor ausgebildet ist. Mit der
Druckseite der Pumpen 7, 8 ist ein kombiniertes Umschalt- und Drucksteuerventil 11
verbunden. Des Weiteren ist in der Druckleitung zum Kraftschrauber 1 ein Druckaufnehmer
12 angeordnet. Anstelle eines in der Druckleitung angeordneten Druckaufnehmers 12
kann die Messung des Drucks in der Druckleitung auch durch ein mit dem Antriebsmotor
9 verbundenes Stromaufnahmemessgerät 13 oder durch ein mit dem Antriebsmotor 9 verbundenes
Phasenwinkelmessgerät 14 erfolgen.
[0020] Eine die Antriebseinheit 6 steuernde elektronische Steuereinheit 16 ist mit einer
Eingabeelektronik 17, vorzugsweise einer Eingabetastatur, verbunden und weist Eingänge
für den Druckaufnehmer 12 und / oder das Stromaufnahmemessgerät 13 und / oder das
Phasenwinkelmessgerät 14 auf. Ein Ausgang der elektronischen Steuereinheit 16 ist
mit dem Umschalt- und Drucksteuerventil 11 verbunden. Die elektronische Steuereinheit
16 umfasst eine Auswerteelektronik 18 zum Ermitteln eines Soll-Drucks aus den in die
Eingabeelektronik 17 eingegebenen Schraubenwerten, nämlich einen Soll-Drehmoment oder
einer Soll-Vorspannkraft oder der Schraubengröße, der Gewindesteigung und der Klemmlänge.
Des Weiteren umfasst die elektronische Steuereinheit 16 eine Zeitmesseinrichtung 19
sowie eine Steuer- und Abschalteinrichtung 20 zum Abschalten der Bewegung der Kolben-Zylinder-Einheit
2 bei Erreichen des Soll-Drehmoments.
[0021] Das Spannen einer Schraubverbindung mittels der in Fig. 1 dargestellten Schraubvorrichtung
erfolgt unter Bezugnahme auf Fig. 2 in folgender Weise:
Zunächst werden in die Eingabeelektronik 17 das Soll-Drehmoment oder die Sollvorspannkraft
oder die Schraubengröße, die Materialgüte, die Gewindesteigung und die Klemmlänge
eingegeben und von dort an die Auswerteelektronik 18 in der elektronischen Steuereinheit
16 geleitet. Die Auswerteelektronik 18 ermittelt aus diesen eingegebenen Verschraubungsdaten
einen Soll-Druck, da der Soll-Druck in einem direkt proportionalen Verhältnis zum
Soll-Drehmoment und zur Soll-Vorspannkraft steht.
[0022] Die Soll-Vorspannkraft bzw. der Soll-Drehmoment ist durch den Elastizitätsmodul des
Schraubenmaterials, die zulässige Zugspannung, d. h. die Materialgüte, den Schaftquerschnitt
und die Schraubenlänge vorgegeben und kann beispielsweise auf der Schraube selbst
oder in einer Tabelle angegeben sein. Die Auswerteelektronik 18 kann jedoch auch die
Soll-Vorspannkraft, daraus das Soll-Drehmoment und daraus wiederum den Soll-Druck
ermitteln, wenn das Schraubenmaterial, die Schraubengüte, die Schraubengröße, die
Gewindesteigung und die Klemmlänge eingegeben werden.
[0023] Wenn der Soll-Druck ermittelt ist, der ggf. zusammen mit den eingegebenen Schraubendaten
auf einem nicht dargestellten Bildschirm angezeigt sein kann, wird der Motor 9 zum
Antreiben der Pumpen 7, 8 in Betrieb gesetzt oder wird bei ständig laufendem Antriebsmotor
9 ein Druckentlastungsventil im Umschalt- und Drucksteuerventil 11 geschlossen, so
dass sich in der Druckleitung zum Kraftschrauber 1 der Pumpendruck aufbaut. Dieser
Druck steigt anfänglich beim Aufschrauben der losen Mutter oder Schraube bis zum Setzen
bis zum Soll-Druck an, den er zum Zeitpunkt t1 erreicht. Während dieser Zeit wird
die Ratschenbüchse 4 ohne auf großen Widerstand zu stoßen, über den vollen Vorhub
gedreht. Sofort bei Erreichen des Soll-Drucks vom Zeitpunkt t1 wird das Umschalt-
und Drucksteuerventil 11 auf Druckentlastung umgeschaltet, eine nicht dargestellte
Feder bewirkt den Leerhub der Kolben-Zylinder-Einheit 2 und das darin enthaltene Hydrauliköl
wird über das Umschalt- und Drucksteuerventil 11 in einen Hydraulikölbehälter 10 zurückbefördert,
von wo es von den Pumpen 7, 8 angesaugt wird. Während des Rückhubes sinkt der Druck
vom Zeitpunkt t1 bis zum Zeitpunkt t2 auf den Anfangsdruck und das gesamte Zeitintervall
Δt
1 aus Vorhub und Rückhub wird gemessen.
[0024] Alternativ ist es möglich, nur das Zeitintervall bis zum Zeitpunkt t
1 zu messen, da diese Zeitdauer allein schon ausreicht, um als nachstehend erläutertes
Beurteilungskriterium für das Abschalten der Druckbeaufschlagungszyklen zu dienen.
[0025] Nachdem die lose Mutter oder Schraube während mehrerer, im dargestellten Beispiel
drei, Druckbeaufschlagungszyklen bis zum Setzen angezogen ist, erfolgt das weitere
Anziehen der Mutter oder Schraube schrittweise, wobei wiederum die Zeitintervalle
Δt
4, Δt
5, Δt
6 gemessen werden. Das schrittweise Anziehen der Mutter oder Schraube bis Erreichen
des Soll-Drucks erfolgt, wie dargestellt, in Zeitintervallen, die länger als die vorhergehenden
sind, da das Anziehen der Mutter oder Schraube eine erhebliche Kraft erfordert und
der Druckaufbau bis zum Erreichen des Soll-Drucks daher langsamer ist.
[0026] Auch während dieser Druckbeaufschlagungszyklen kann entweder das gesamte Zeitintervall
Δt
4, Δt
5, Δt
6 jeweils zwischen den Zeitpunkten t
6, t
8, t
10 und t
12 gemessen werden, jedoch wird ein brauchbares Beurteilungskriterium auch erreicht,
wenn nur die Zeitintervalle zwischen den Zeiträumen t
6, t
7; t
8, t
9, und t
10, t
11 gemessen werden.
[0027] Nachdem die Mutter oder Schraube bis zum geforderten Soll-Drehmoment, d. h. bis zum
Soll-Druck angezogen ist und sich nicht mehr weiterdreht, wenn eine weitere Druckbeaufschlagung
ab dem Zeitpunkt t
12 erfolgt, erfolgen der Druckanstieg vom Anfangsdruck auf den Solldruck und der Druckabfall
zurück auf den Anfangsdruck wiederum sehr schnell, da sich die Elemente des Kraftschraubers
1 nur noch äußerst geringfügig aufgrund der Elastizitäten der Bauelemente und Schlauchverbindungen
bewegen, so dass die gemessenen Zeitintervalle Δt
7, Δt
8, und Δt
9 stets kürzer als die vorhergehenden Zeitintervalle sind.
[0028] Da in Fig. 2 der Normalfall des einwandfreien Anziehens einer Schraubverbindung dargestellt
ist, genügt es im Prinzip, nur die Zeitintervalle Δt
6 und Δt
7, zu vergleichen und den Schraubvorgang zu beenden, wenn das Zeitintervall Δt
7 kürzer als das Zeitintervall Δt
6 ist.
[0029] Um jedoch die Messung zu verfeinern und Unregelmäßigkeiten beim Druckanstieg zu eliminieren,
werden mit einer Weiterbildung der Erfindung aus den Zeitintervallen Δt
4, Δt
5 und Δt
6 sowie den Zeitintervallen Δt
7, Δt
8, und Δt
9 die Mittelwerte gebildet, oder sie werden einfach nur aufsummiert und miteinander
verglichen, so dass der Arbeitsvorgang abgebrochen wird, wenn die Mittelwerte aus
den Zeitintervallen Δt
7, Δt
8, und Δt
9 sowie aus Δt
4, Δt
5 und Δt
6 das Abschaltkriterium erfüllen. Auf die Mittelwertbildung lässt sich verzichten,
wenn nur die Summen der genannten Zeitintervalle miteinander verglichen werden, um
das Abschaltkriterium zu erfüllen.
[0030] Die Zeitmessung kann auch dazu dienen, einen Fehler beim Anziehen einer Schraubverbindung
festzustellen. Wenn sich nämlich eine Mutter oder Schraube von Anfang an nicht drehen
lässt, weil sie bereits angezogen ist oder aus irgendwelchen Gründen blockiert ist,
entfallen die längeren Zeitintervalle Δt
4, Δt
5 und Δt
6, und es werden nur die Zeitintervalle Δt
1, Δt
2, Δt
3 sowie drei weitere, kurze Zeitintervalle Δt
i gemessen, so ist dies ein Zeichen für eine bereits angezogene Mutter oder Schraube
oder für ein nicht ordnungsgemäßes Anziehen der Mutter oder Schraube. Die Auswerteelektronik
18 kann daraus ein Fehlersignal generieren, das auf einem nicht dargestellten Bildschirm
angezeigt wird.
[0031] Es ergibt sich somit, dass das erfindungsgemäße Verfahren und die entsprechende Vorrichtung
mit einer einfachen Zeitmessung auskommt, um den Kraftschrauber 1 zum Anziehen einer
Schraubenverbindung bis zum Erreichen eines vorgegebenen Soll-Drehmoments zu steuern,
ohne dass es eines Eingriffs der Bedienungsperson bedarf. Mit dem erfindungsgemäßen
Verfahren und der entsprechenden Vorrichtung ist es somit möglich, das Anziehen einer
Schraubverbindung ferngesteuert zu bewirken und auch mehrere Schraubverbindungen gleichzeitig
mittels eines elektronischen Steuergerätes 16 anzusteuern.
1. Verfahren zum Steuern eines hydraulisch betriebenen Kraftschraubers mit einem durch
eine Kolben-Zylinder-Einheit schwenkbaren Hebel, mit einer Ratschenanordnung zum schrittweisen
Drehen einer Ratschenbüchse durch Vorhübe und Rückhübe und einer Antriebseinheit mit
einer motorisch angetriebenen Pumpe beim Anziehen einer Schraubverbindung mit den
Schritten:
- Eingeben eines Soll-Drehmoments oder einer Soll-Vorspannkraft oder der Schraubengröße,
der Materialgüte, der Gewindesteigung und der Klemmlänge in eine Eingabeelektronik,
- Ermitteln eines durch die Pumpe zu erzeugenden, dem Soll-Drehmoment oder der Soll-Vorspannkraft
oder der Schraubengröße, der Materialgüte, der Gewindesteigung und der Klemmlänge
entsprechenden Soll-Drucks durch eine Auswerteelektronik,
- Druckbeaufschlagung der Kolben-Zylinder-Einheit zum Durchführen des Vorhubs bis
Erreichen des Soll-Drucks und sofortiges Umsteuern auf Rückhub bei Erreichen des Soll-Drucks
durch Druckentlastung und Federdruck oder durch Ansteuern einer Druckbeaufschlagung
der Kolben-Zylinder-Einheit auf Rückhub,
- Messen der Zeit vom Beginn der Druckbeaufschlagung bis zum Erreichen des Soll-Drucks
oder bis Erreichen des Anfangsdrucks nach einer Druckentlastung,
- Wiederholen der Druckbeaufschlagung und Druckentlastung und Messen der Zeit bis
zum Erreichen des Soll-Drucks oder des Anfangsdrucks,
- Vergleichen der gemessenen Zeitintervalle und Abschalten der Druckbeaufschlagungszyklen,
wenn wenigstens das letzte gemessene Zeitintervall kürzer als wenigstens das vorletzte
gemessene Zeitintervall ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem nach Feststellen eines ersten kurzen Zeitintervalls
zwei weitere Druckbeaufschlagungen erfolgen, aus diesen drei kurzen Zeitintervallen
und aus drei längeren, davor gemessenen Zeitintervallen jeweils ein Mittelwert gebildet
wird oder diese aufsummiert werden und die wiederholten Druckbeaufschlagungszyklen
abgeschaltet werden, wenn der Mittelwert der kurzen Zeitintervalle oder deren Summe
kleiner als der Mittelwert oder die Summe der längeren Zeitintervalle ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, bei dem die Zeitdauer der ersten vorzugsweise sechs
Druckbeaufschlagungszyklen gemessen wird und die Druckbeaufschlagungszyklen abgeschaltet
werden, wenn die Zeitdauer dieser sechs Zeitintervalle kürzer als ein vorgegebenes,
einem Schraubvorgang entsprechendes Zeitintervall ist.
4. Verfahren nach Anspruch 3, bei dem eine Fehlermeldung durch die Auswerteelektronik
generiert wird, wenn die Druckbeaufschlagungszyklen unmittelbar beim Aufschrauben
der losen Mutter oder Schraube abgeschaltet werden.
5. Verfahren nach Anspruch 3, bei dem die Zeitintervalle beim Aufschrauben der losen
Mutter oder Schraube bis zum Setzen, die Zeitintervalle beim Anziehen der Mutter oder
Schraube bis zum Erreichen des dem Soll-Drehmoment entsprechenden Soll-Drucks und
wenigstens ein Zeitintervall nach Erreichen des dem Soll-Drehmoments entsprechenden
Soll-Drucks ohne Weiterdrehen der Mutter oder Schraube gemessen werden und die wiederholten
Druckbeaufschlagungszyklen abgeschaltet werden, wenn wenigstens das letzte Zeitintervall
kürzer als die vorhergehenden ist.
6. Hydraulisch betriebener Kraftschrauber (1) zur Durchführung des Verfahrens gemäß einem
der Ansprüche 1 - 5, mit
- einem durch eine Kolben-Zylinder-Einheit (2) schwenkbaren Hebel (3) mit einer Ratschenanordnung
(5) zum schrittweisen Drehen einer Ratschenbüchse (4),
- einer Antriebseinheit (6) mit einer motorisch angetriebenen Pumpe (7, 8),
- einer Eingabeelektronik (17) zum Eingeben eines Soll-Drehmoments oder einer Soll-Vorspannkraft
oder der Schraubengröße, der Gewindesteigung und der Klemmlänge,
- einer Auswerteelektronik (18) zum Ermitteln eines Soll-Drucks aus den eingegebenen
Werten,
- einem zwischen der Kolben-Zylinder-Einheit (1) und der Pumpe (7, 8) angeordnet,
einstellbaren Druckventil (11), das auf den Soll-Druck einstellbar ist,
- einem Ist-Druckaufnehmer(12, 13, 14,),
- einer Zeitmesseinrichtung (19) zum Messen des Zeitintervalls (Δti) einer jeden Druckbeaufschlagung vom Anfangsdruck bis zum Solldruck oder vom Beginn
der Druckbeaufschlagung bis zum Soll-Druck und anschließender Druckentlastung bis
Erreichen des Anfangsdrucks,
- wobei die Auswerteelektronik (18) dazu eingerichtet ist, die Druckbeaufschlagungszyklen
unter Berücksichtigung der gemessenen Zeitintervalle (Δti) so zu steuern, dass die Druckbeaufschlagungszyklen abgeschaltet werden, wenn wenigstens
das letzte gemessene Zeitintervall kürzer als wenigstens das vorletzte Zeitintervall
ist.
7. Hydraulisch betriebener Kraftschrauber (1) nach Anspruch 6, bei dem die Auswerteelektronik
(18) dazu eingerichtet ist, jeweils aus drei kurzen Zeitintervallen (Δt7, Δt8, Δt9) und drei längeren, unmittelbar davor gemessenen Zeitintervallen (Δt4, Δt5, Δt6) Mittelwerte zu bilden oder sie aufzusummieren und die Druckbeaufschlagungszyklen
abzuschalten, wenn der Mittelwert oder die Summe der kurzen Zeitintervalle (Δt7, Δt8, Δt9) kürzer als der Mittelwert oder die Summe der längeren Zeitintervalle (Δt4, Δt5, Δt6) ist.
8. Hydraulisch betriebener Kraftschrauber (1) nach Anspruch 6 oder 7, bei dem die Auswerteelektronik
(18) dazu eingerichtet ist, die Zeitdauer der ersten vorzugsweise sechs Druckbeaufschlagungszyklen
zu messen und die Druckbeaufschlagungszyklen abzuschalten, wenn die Zeitdauer dieser
sechs Zeitintervalle kürzer als ein vorgegebenes, einem Schraubvorgang entsprechenden
Zeitintervall ist.
9. Hydraulisch betriebener Kraftschrauber (1), bei dem die Auswerteelektronik (18) dazu
eingerichtet ist, eine Fehlermeldung zu generieren, wenn die Druckbeaufschlagungszyklen
unmittelbar beim Aufschrauben der Mutter oder Schraube abgeschaltet werden.
10. Hydraulisch betriebener Kraftschrauber (1) nach Anspruch 8, beim dem die Auswerteelektronik
(18) dazu eingerichtet ist, die Zeitintervalle (Δt1, Δt2, Δt3...) beim Aufschrauben der losen Mutter oder Schraube bis zum Setzen, die Zeitintervalle
(Δt4, Δt5, Δt6...) beim Anziehen der Mutter oder Schraube bis zum Erreichen des dem Soll-Drehmoment
entsprechenden Soll-Drucks und wenigstens ein Zeitintervall (Δt7) nach Erreichen des dem Solldrehmoment entsprechenden Soll-Druck ohne Weiterdrehen
der Mutter oder der Schraube zu messen und die wiederholten Druckbeaufschlagungszyklen
abzuschalten, wenn wenigstens das letzte gemessene Zeitintervall (Δt7) kürzer als die vorhergehenden Zeitintervalle (Δt1... Δt6...) ist.