[0001] Die Erfindung betrifft ein im Patentanspruch 1 angegebenes Verfahren zum Einstellen
eines Hörgeräts und ein im Patentanspruch 8 angegebenes Hörgerät, bei dem Hörprogramme
selektierbar sind.
[0002] Moderne Hörgeräte verfügen in der Regel über aufwendige Klassifikationsalgorithmen
zur automatischen Anpassung an Umgebungssituationen, um jederzeit einen ausreichenden
Hörkomfort und eine gute Sprachverständlichkeit zu gewährleisten. In der Patentschrift
DE 603 07 576 T2 wird ein diesbezügliches Verfahren zum Einstellen eines Hörgeräts an eine momentane
akustische Umgebungssituation angegeben. Dabei wird im Hörgerät eines von mehreren
Hörprogrammen dem Hörgeräteträger angeboten, wobei die momentane akustische Umgebungssituation
analysiert wird. Auch lernende Hörgeräte, wie in der Patentschrift
US 2005 0129262 beschrieben, sind bekannt.
[0003] Allen diesen Verbesserungen zum Trotz wünschen sich Hörgeräteträger oft Änderungen
in der Konfiguration eines Hörgeräts, beispielsweise auch die Reihenfolge der gespeicherten
Hörprogramme. Untersuchungen und Beobachtungen der Anmelderin belegen, dass etwa die
Hälfte aller Hörgeräteträger eine Änderung der Programmreihenfolge wünscht. Eine Änderung
der Reihenfolge der Programmplätze kann heutzutage aber nur vom Hörgeräteakustiker
oder vom Hersteller vorgenommen werden. Dies wird seitens der Hörgeräteträger als
lästig empfunden.
[0004] Es ist Aufgabe der Erfindung diese Nachteile zu überwinden und ein Verfahren und
ein dazugehöriges Hörgerät anzugeben, welches die Reihenfolge der Programmplätze den
Bedürfnissen eines Hörgeräteträgers besser anpasst.
[0005] Gemäß der Erfindung wird die gestellte Aufgabe mit dem Verfahren des unabhängigen
Patentanspruchs 1 und dem Hörgerät des unabhängigen Patentanspruchs 8 gelöst.
[0006] Erfindungsgemäß umfasst das Verfahren zum Einstellen eines Hörgeräts, bei dem Hörprogramme
selektierbar sind, wobei die Programmplätze der Hörprogramme eine vorgebbare Reihenfolge
aufweisen, folgende Schritte:
- Ermittlung von Zeiträumen, innerhalb welcher Hörprogramme selektiert sind,
- Ermittlung einer neuen Reihenfolge der Programmplätze mit Hilfe eines Lernalgorithmus
unter Einbeziehung der ermittelten Zeiträume und
- Veränderung der Reihenfolge der Programmplätze nach einer vorgebbaren Zeitspanne entsprechend
der ermittelten Reihenfolge. Dies bietet den Vorteil, dass sich Hörgeräte an neue
Hörumgebungen anpassen, und Lieblingsprogramme sind entsprechend der Hörgeräteträgerpräferenz
im vorderen Bereich der Programmplätze angesiedelt.
[0007] In einer weiteren Ausführungsform kann der Lernalgorithmus die ermittelten Zeiträume
gewichten, wobei der Programmplatz eines länger selektierten Hörprogramms vor dem
Programmplatz eines kürzer selektierten Hörprogramms zu liegen kommt. Dadurch wird
die Nutzungsdauer eines Hörprogramms ein Maß für die Hörgeräteträgerpräferenz.
[0008] In einer Weiterbildung kann der Lernalgorithmus mindestens eine Schallgröße betreffend
eine Umgebungssituation und/oder mindestens einen gewünschten Einstellwert des Hörgeräts
berücksichtigten. Vorteilhaft daran ist die Einbeziehung von zusätzlichen charakteristischen
Größen.
[0009] Des Weiteren kann ein selektiertes Hörprogramm einem Hörgeräteträger durch ein Sound-Icon
oder einen Talking-Beep angezeigt werden. Vorzugsweise kann die Bezeichnung des selektierten
Hörprogramms auf einer Fernbedienung des Hörgeräts angezeigt werden. Dadurch erkennt
der Hörgeräteträger das selektierte Programm schnell und einfach.
[0010] In einer weiteren Ausführungsform kann beim Einschalten des Hörgeräts das Hörprogramm
des ersten Programmplatzes automatisch selektiert werden. Dadurch ist das Lieblingsprogramm
eines Hörgeräteträgers beim Einschalten des Hörgeräts sofort aktiv.
[0011] Erfindungsgemäß wird auch ein Hörgerät angegeben, bei dem Hörprogramme selektierbar
sind, wobei die Programmplätze der Hörprogramme eine vorgebbare Reihenfolge aufweisen.
Das Hörgerät umfasst ein Messmodul, mit dem Zeiträume, innerhalb welcher Hörprogramme
selektiert sind, ermittelbar sind, ein Rechenmodul mit einem Lernalgorithmus, mit
dem unter Einbeziehung der ermittelten Zeiträume eine neue Reihenfolge der Programmplätze
ermittelbar ist, und ein Änderungsmodul, mit dem die Reihenfolge der Programmplätze
nach einer vorgebbaren Zeitspanne entsprechend der ermittelten Reihenfolge veränderbar
ist.
[0012] In einer weiteren Ausführungsform kann das Rechenmodul die ermittelten Zeiträume
derart gewichten, dass der Programmplatz eines länger selektierten Hörprogramms vor
dem Programmplatz eines kürzer selektierten Hörprogramms liegt.
[0013] In einer Weiterbildung kann jedes selektiertes Hörprogramm einem Nutzer durch ein
unterscheidbares Sound-Icon oder einen unterschiedlichen Talking-Beep durch einen
Hörgeräte-Hörer angezeigt werden. Dadurch wird die Programmwahl eindeutig hörbar.
[0014] In vorteilhafter Weise kann die Bezeichnung des selektierten Hörprogramms auf einem
Display einer Fernbedienung angezeigt werden.
[0015] Des Weiteren kann beim Einschalten des Hörgeräts das Hörprogramm des ersten Programmplatzes,
welcher dem Lieblingsprogramm eines Hörgeräteträgers entsprechen kann, automatisch
selektiert sein.
[0016] In einer Weiterbildung kann das Hörgerät in unterschiedlichen Hörprogrammen für unterschiedliche
Hörverluste bei Verkauf/Versand vorkonfiguriert sein. Dadurch muss das Hörgerät bei
Verkauf bzw. Versand nicht speziell dem Hörvermögen des Hörgeräteträgers angepasst
werden.
[0017] Weitere Besonderheiten und Vorteile der Erfindung werden aus den nachfolgenden Erläuterungen
eines Ausführungsbeispiels anhand von schematischen Zeichnungen ersichtlich.
Es zeigen:
[0018]
- Figur 1:
- ein Blockdiagramm eines Hörgeräts mit Programmwahl und
- Figur 2:
- ein Ablaufdiagramm eines Verfahrens zum Einstellen eines Hörgeräts.
[0019] Figur 1 zeigt ein funktionales Blockschaltbild eines erfindungsgemäßen Hörgeräts
1. Das Hörgerät 1 umfasst einen elektroakustischen Wandler, beispielsweise zwei Mikrofone
5, und einen Hörer 6 (Lautsprecher). Die Mikrofone 5 sind mit einem Eingang einer
Signalverarbeitungs- und Übertragungseinheit 8, deren Übertragungscharakteristik einstellbar
ist, über einen Analog/Digital Wandler 7 verbunden. Auf ihrer Ausgangsseite ist die
Signalverarbeitungs- und Übertragungseinheit 8 mit dem Hörer 6 über einen Digital/Analog
Wandler 9 verbunden. In der Signalverarbeitungs- und Übertragungseinheit 8 ist eine
Anzahl von verschiedenen Signalverarbeitungsparametersätzen auswählbar, wobei jeder
Satz zu einem Hörprogramm gehört.
[0020] Ein Programmwahltaster 10 zum Anwählen von Hörprogrammen ist über ein Programmwahlmodul
11, in dem unter anderem die Reihenfolge der Programmplätze abgespeichert ist, mit
einem Ein- und Ausgang der Signalverarbeitungs- und Übertragungseinheit 8 und einem
Eingang eines Zeitmessmodul 2 verbunden. Ein Ausgang des Zeitmessmoduls 2 ist mit
einem Eingang der Signalverarbeitungs- und Übertragungseinheit 8 verbunden. Über eine
drahtlose Schnittstelle ist eine Fernbedienung 12 mit einem Ein-/Ausgang der Signalverarbeitungs-
und Übertragungseinheit 8 verbunden.
[0021] Die Programmplätze der Hörprogramme weisen bei Auslieferung des Hörgeräts 1 oder
nach Einstellung durch einen Hörgeräteakustiker eine dem erwarteten Nutzungsverhalten
eines Hörgeräteträgers entsprechende Reihenfolge auf. Dabei ist das am meisten bevorzugte
Hörprogramm an erster Stelle und das erwartungsgemäß am wenigsten brauchbare Programm
an letzter Stelle. Die realen Bedürfnisse des Hörgeräteträgers unterscheiden sich
aber in der Regel von diesen Voreinstellungen. Erst im Betrieb erkennt der Nutzer,
dass andere Hörprogramme wichtiger sind und daher einen Platz weiter vorne brauchen,
um einfacher und schneller wählbar zu sein.
[0022] Daher ermittelt das Zeitmessmodul 2 die Zeiträume, innerhalb welcher einzelne Hörprogramme
ausgewählt bzw. angewählt sind. Ein Rechenmodul 3 in der Signalverarbeitungs- und
Übertragungseinheit 8 ermittelt aus diesen Zeiträumen mit Hilfe eines Lernalgorithmus
eine neue Reihenfolge der Programmplätze. Nach einer bestimmbaren Zeitspanne wird
diese neue Reihenfolge an ein Änderungsmodul 4 übermittelt, welches daraufhin die
Reihenfolge der Programmplätze im Programmwahlmodul 11 entsprechend ändert. Die neue
Reihenfolge wird dann dem Hörgerätenutzer zur Verfügung gestellt. Erkennbar sind die
unterschiedlichen Programme durch unterscheidbare Sound-Icons oder Talking-Beeps im
Hörer.
[0023] Das Hörgerät 1 lernt also automatisch über eine definierte Zeitspanne das bevorzugte
Hörprogramm seines Hörgeräteträgers aus der gemessenen individuellen Nutzungsdauer.
Der erste Programmplatz ist beispielsweise mit dem am häufigsten genutzten Hörprogramm
belegt, der zweite Programmplatz mit dem zweithäufigsten, usw.
[0024] Figur 2 gibt ein erfindungsgemäßes Verfahren in Form eines Ablaufdiagramms wieder.
Das Verfahren zum Einstellen eines Hörgeräts, bei dem Hörprogramme HP1, HP2, ... selektierbar
sind, wobei die Programmplätze der Hörprogramme HP1, HP2, ... eine vorgebbare Reihenfolge
aufweisen, beginnt mit der Selektion 99 eines Hörprogramms HP1. Im Schritt 100 wird
ein Zeitraum ZR1, innerhalb welcher das Hörprogramm HP1 selektiert bleibt, gemessen.
Im darauffolgenden Schritt 101 wird eine neue Reihenfolge nRF der Programmplätze mit
Hilfe eines Lernalgorithmus unter Einbeziehung des ermittelten Zeitraums ZR1 ermittelt.
Wenn eine vorgebbare Zeitspanne ZSP abgelaufen ist wird im Schritt 102 die Reihenfolge
der Programmplätze entsprechend der ermittelten Reihenfolge nRF verändert. Ist die
Zeitspanne ZSP noch nicht abgelaufen oder wird ein anderes Hörprogramm HP2 entsprechend
Schritt 99 gewählt, erfolgt eine fortgesetzte oder neue Messung eines Zeitraums.
[0025] Dadurch befinden sich beliebte Hörprogramme eines Hörgerätenutzers im vorderen Bereich
der Programmplätze. Zusätzlich kann das Hörgerät bereits im Lieblingsprogramm eines
Nutzers starten, da Hörgeräte typischer Weise im ersten Programm starten.
Bezugszeichenliste
[0026]
- 1
- Hörgerät
- 2
- Zeitmessmodul
- 3
- Rechenmodul
- 4
- Änderungsmodul
- 5
- Mikrofon
- 6
- Hörer /Lautsprecher
- 7
- Analog/Digital Wandler
- 8
- Signalverarbeitungs- und Übertragungseinheit
- 9
- Digital/Analog Wandler
- 10
- Programmwahltaster
- 11
- Programmwahlmodul
- 12
- Fernbedienung
- 99
- Selektion eines Hörprogramms HP1, HP2, ...
- 100
- Ermittelung von Zeiträumen ZR1, ZR2, ...
- 101
- Ermittelung einer neuen Reihenfolge nRF
- 102
- Veränderung der Reihenfolge der Programmplätze
- HP1,
- HP2, ... Hörprogramm
- nRF
- neue Reihenfolge der Programmplätze
- ZR1,
- ZR2, ... Zeiträumen
- ZSP
- Zeitspanne
1. Verfahren zum Einstellen eines Hörgeräts, bei dem Hörprogramme selektierbar sind,
wobei die Programmplätze der Hörprogramme eine vorgebbare Reihenfolge aufweisen,
gekennzeichnet durch
- Ermittlung (100) von Zeiträumen (ZR1, ZR2, ...), innerhalb welcher Hörprogramme
selektiert sind,
- Ermittlung (101) einer neuen Reihenfolge (nRF) der Programmplätze mit Hilfe eines
Lernalgorithmus unter Einbeziehung der ermittelten Zeiträume (ZR1, ZR2, ...) und
- Veränderung (102) der Reihenfolge der Programmplätze nach einer vorgebbaren Zeitspanne
(ZSP) entsprechend der ermittelten Reihenfolge (nRF).
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Lernalgorithmus die ermittelten Zeiträume (ZR1, ZR2, ...) derart gewichtet, dass
der Programmplatz eines länger selektierten Hörprogramms vor dem Programmplatz eines
kürzer selektierten Hörprogramms liegt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Lernalgorithmus mindestens eine Schallgröße betreffend eine Umgebungssituation
und/oder mindestens einen gewünschten Einstellwert des Hörgeräts berücksichtigt.
4. Verfahren nach einem der vorigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein selektiertes Hörprogramm einem Hörgeräteträger durch ein Sound-Icon oder einen
Talking-Beep angezeigt wird.
5. Verfahren nach einem der vorigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Bezeichnung des selektierten Hörprogramms auf einer Fernbedienung des Hörgeräts
angezeigt wird.
6. Verfahren nach einem der vorigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass beim Einschalten des Hörgeräts das Hörprogramm des ersten Programmplatzes automatisch
selektiert wird.
7. Computerprogrammprodukt mit einem Computerprogramm, das Softwaremittel zur Durchführung
eines Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 6 aufweist, wenn das Computerprogramm
in einer Steuereinheit eines Hörgeräts ausgeführt wird.
8. Hörgerät (1), bei dem Hörprogramme selektierbar sind, wobei die Programmplätze der
Hörprogramme eine vorgebbare Reihenfolge aufweisen,
gekennzeichnet durch
ein Zeitmessmodul (2), mit dem Zeiträume, innerhalb welcher Hörprogramme selektiert
sind, ermittelbar sind,
ein Rechenmodul (3) mit einem Lernalgorithmus, mit dem unter Einbeziehung der ermittelten
Zeiträume eine neue Reihenfolge der Programmplätze ermittelbar ist, und
ein Änderungsmodul (4), mit dem die Reihenfolge der Programmplätze nach einer vorgebbaren
Zeitspanne entsprechend der ermittelten Reihenfolge veränderbar ist.
9. Hörgerät (1) nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Rechenmodul (3) die ermittelten Zeiträume derart gewichtet, dass der Programmplatz
eines länger selektierten Hörprogramms vor dem Programmplatz eines kürzer selektierten
Hörprogramms liegt.
10. Hörgerät (1) nach Anspruch 8 oder 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein selektiertes Hörprogramm einem Nutzer durch ein
Sound-Icon oder einen Talking-Beep mit einem Hörgeräts-Hörer (6) anzeigbar ist.
11. Hörgerät (1) nach einem der Ansprüche 8 bis 10 mit einer Fernbedienung (12), auf der
die Bezeichnung des selektierten Hörprogramms anzeigbar ist.
12. Hörgerät (1) nach einem der Ansprüche 8 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass beim Einschalten des Hörgeräts (1) das Hörprogramm des ersten Programmplatzes automatisch
selektiert ist.
13. Hörgerät (1) nach einem der Ansprüche 8 bis 12 dadurch gekennzeichnet,
dass das Hörgerät (1) in unterschiedlichen Hörprogrammen für unterschiedliche Hörverluste
bei Verkauf oder Versand vorkonfiguriert ist.